Wirtschaftsmagazin eco.nova - Feber 2013

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die hoFFnungen überwiegen Das abgelaufene Jahr hatte es in sich. Die Rezession und Staatsschuldenkrise in Europa, die Wahlen in den USA, eine global schwächelnde Konjunktur und politische Unruhen in vielen Ländern, die nicht zuletzt im Nahen Osten zu tiefgreifenden Veränderungen geführt haben, hielten uns – und nicht nur die Börsen – in Spannung. Dass sich bei dieser Nachrichtenlage die Kapitalmärkte überwiegend positiv entwickelt haben, schürt die Hoffnung für 2013. Und so sind auch die meisten Analysten grundsätzlich positiv für das kommende Jahr gestimmt, auch wenn sie vor einer höheren Volatilität und zwischenzeitlichen Korrekturen warnen. // Text: Michael Posselt

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iner, der grundsätzlich eher vorsichtig ist, mit seinen Prognosen und Voraussagungen zumeist aber richtig liegt, ist Herbert Schmarl, Fondsmanager der Tirol Invest, der Kapitalanlagegesellschaft der Tiroler Sparkasse. Das größte Risiko sieht Schmarl in der hohen Erwartungshaltung für Lösungen, „was heuer viel mehr Platz für Enttäuschungen lässt, wenn etwa die angekündigten Maßnahmen nicht entsprechend umgesetzt und implementiert werden.“ Allgemein stehe auch heuer in Europa die Politik, insbesondere die Wahlen in Deutschland und Italien, im Mittelpunkt. Diese bergen durchaus Risiken, etwa wenn Angela Merkel, die sich als der Stabilitätsanker im Euroraum erwiesen hat, nicht mehr in die Regierung komme, oder wenn in Italien, als wichtigstem Land in der Peripherie, Mario Monti sein Amt verlieren oder gar

wieder Silvio Berlusconi zurück an die Macht käme, so Schmarl. Insgesamt schlechter als Europa würden jedoch die USA dastehen – trotz höherem Wirtschaftswachstum, weil dort A die Verschuldung höher sei und zudem kaum Bereitschaft für Reformen herrsche. Weltweit werde sich die Wirtschaft im Vergleich zu einem schlechten 2012 erholen, das Wachstum aber im Vergleich zu den Wachstumsraten der vergangenen zehn Jahre geringer ausfallen.

KEinE staatsanLEihEn aUs EUropa, Usa Und Japan

Ebenso werden auch die Zinsen tief bleiben (in Europa, den USA und Japan) oder weiter leicht rückläufig tendieren (in den Emerging Markets). Schmarl rät daher von Staatsanleihen in den USA, Deutschland, aber auch von den europäischen Peripherieländern ab, weil

„die staatssChuldenkrise und ihre Folgen auF der einen seite, VerunsiCherung und das streben naCh siCherheit Vieler anleger auF der anderen seite engen die VeranlagungsmögliChkeiten massiV ein und maChen diese zu einer grossen herausForderung.“ Mag. Markus Hörmann, Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz AG

dort das Chancen-Risiko-Verhältnis nicht passe. Neben Emerging-Markets-Anleihen (bis zu 20 Prozent) präferiert Schmarl Staatsanleihen in soliden Währungen (norwegische Krone, Schweden-Krone, Austral- oder Can-Dollar). Dem konservativen Anleger rät er, bis zu 30 Prozent seines Geldes aufs Sparbuch zu legen. Wer sich längerfristig binden möchte, könne auch noch auf Wohnbauanleihen zurückgreifen. Als Fondsmanager setzt Schmarl zusätzlich auf strukturierte Zins- und Anleihenprodukte von Topschuldnern, wie beispielsweise der EZB oder systemrelevanten Banken, soweit diese via Zweitmarkt zu günstigen Kursen erhältlich sind. Grundsätzlich positiv ist der Sparkassen-Manager gegenüber Aktien eingestellt. Dennoch würde er diese in einem ausgewogenen Depot nie höher als mit 50 Prozent gewichten. Im Aktienbereich setzt Schmarl neben den Emerging Markets auf Japan, weil dort die Erwartungshaltung niedrig ist und charttechnisch ein Ausbruch möglich erscheint. Die erwartete Yen-Schwäche müsse man aber jedenfalls absichern. Untergewichten würde Schmarl aus den angesprochenen Überlegungen die USA, Europa deckt er mit Blick auf mögliche Korrekturen ausschließlich via Bonuszertifikate ab. Interessant erscheinen nach der jüngsten Korrektur Edelmetalle (Gold, Silber, Platin) sowie Brent-Öl (ebenfalls via Bonuszertifikat). Immobilien (zehn Prozent via Immobilienaktien und -fonds) runden das Portfolio ab. eco.nova

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