ECHT Oberfranken Ausgabe 30

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OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE ansteigende Tribüne errichtet, mit Reisigwänden eingezäumt und mit Holzbänken ausgestattet. Dieser allererste Zuschauerraum hatte Platz für 1.000 Personen – 700 Sitzund 300 Stehplätze. Die Losburg ist kein klassisches Theaterstück mit durchlaufender Geschichte. Der Autor stellte vielmehr den Berg, die Los-, Lux- oder Luisenburg, in den Mittelpunkt. Es sind einzelne Bilder aus der Sagenwelt des Fichtelgebirges, die mit viel Pathos, Enthusiasmus und völkischer Überzeugung aneinandergereiht werden. Für die Vorstellungen 1892 wurde ein mechanisch bedienbarer Vorhang vor der Bühne eingerichtet. Kaum vorzustellen, wie dies mitten auf einer riesigen Naturbühne ausgesehen haben mag. Der Vorteil waren verdeckte Umbauten, ferner konnten die Darsteller nun von hier aus auf- und abtreten. Durchgesetzt hat sich dieser Vorhang jedoch nicht. Einige Jahre später gab es ein neues Konzept für eine Zuschauertribüne.

Planenrundlauf: Blick vom Dach der Festspiele auf die Stadt Wunsiedel (April 2015, Foto: B. Wilts)

Foto vom Festspiel-Komitee 1905, in der Mitte sitzend Professor Ludwig Hacker (Foto: Luisenburg-Archiv)

war das durch Regenwetter verursachte Defizit der vorherigen Saison. Noch im Jahr 1924 wurde ein Werbefilm mit Szenen des Losburg-Festspiels angefertigt, der 65 Jahre lang unbeachtet im Wunsiedler Archiv lag. Stadtarchivar Wolfgang Daum fand die Filmrolle 1990 und nach einigen Stationen gelang es ihm am Bundesarchiv in Koblenz Abzüge zu bekommen. Aus diesen Abzügen konnte wiederum ein neuer Film mit Ausschnitten gearbeitet werden. Schön und deutlich zu sehen ist z. B. der enorme Andrang auf dem Festspielgelände. Jeder Wunsiedler wollte unbedingt dabei sein, Jung und Alt ganz feierlich angetan im Sonntagsstaat. Im Rahmenprogramm der Jubiläumsausstellung wird dieser Film in Kombination mit einem Vortrag an drei Abenden gezeigt.

Für den Tribünenboden wurde erstmalig eine Eisenbetondecke verwendet. Unter dieser Decke waren die Stollen, die in das Felsgestein gehauen waren, erweitert und Garderobenräume eingerichtet. Der Zuschauerraum wurde mit einer grünen Plane überdacht. Die Besucher waren nun vor dem Regen geschützt und auch die Akustik verbesserte sich spürbar. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde erst 1924 wieder auf der Luisenburg gespielt und man entschied sich, erneut die Losburg aufzuführen. Die Bühne, Treppen, Wege und Pfade, wurden abermals instandgesetzt, Logen fielen zugunsten von mehr Zuschauerkapazitäten weg, es gab nun 1.400 Plätze. Und wieder war die Losburg ein riesiger Erfolg. Angesetzt waren 32 Vorstellungen zu denen 46.762 Zuschauer strömten, was einen Durchschnitt von 1.461 pro Vorstellung ausmacht, demzufolge waren alle Vorstellungen nicht nur ausverkauft, sondern sogar überbucht. Die Sicherheitsauflagen waren früher nicht so streng wie heute. Obwohl die Losburg ein überregionaler Publikumsmagnet mit enorm weitreichender Presseresonanz war, beschloss der Stadtrat 1925, das Stück einzustellen, offizielle Begründung William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum, 1985 (mit Lisa Fitz) 46

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