LEIDVOLLER FESTTAGSSCHMAUS
SCHLAFEN, RUHEN ODER ERSTARREN
PREISWÜRDIG ENGAGIERT

Seit Jahrzehnten unterstützen Pedigree ® und Whiskas ® den Deutschen Tierschutzbund und Tierheime in ganz Deutschland. Weil wir das Gleiche wollen: gesunde und zufriedene Tiere.
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schützen, bewahren und für die kämpfen, die selbst keine Stimme haben – das sind die Kernaufgaben des Deutschen Tierschutzbundes. Tieren in Not beizustehen und ihnen zu einem besseren Leben zu verhelfen – das ist das, wozu wir uns verpflichtet haben. Über die Tiere hinaus sind wir dabei auch für die Menschen und Einrichtungen verantwortlich, die sich jeden Tag mit un ermüdlicher Kraft für unsere Mitgeschöpfe einsetzen. Schließlich sind die uns ange schlossenen Tierheime und Tierschutzverei ne das Herzstück unseres Verbandes. All die Menschen, die dort arbeiten, sind diejenigen, die nachts aufstehen, wenn es nötig ist, und jeden Tag für die Tiere da sind – an Arbeits tagen genauso wie am Wochenende, an Feier tagen oder zu Urlaubszeiten. Doch aktuell ist ungewiss, wie lange sie das noch leisten können. Denn die Tierheime in Deutschland sind am Limit. Zahlreiche abgegebene und ausgesetzte „Coronatiere“, explodierende Energiepreise, höhere Kosten für Tierfutter und tierärztliche Behandlungen sowie ein gestiegener Mindestlohn bringen den
karitativen Tierschutz weit über die Grenze. Spendengelder und unsere Unterstützung als Dachverband können die fehlenden Summen alleine nicht ausgleichen. Auf dem Spiel steht nicht weniger als der karitative Tierschutz in Deutschland. Lesen Sie in unserem Titel thema, welche politischen und gesellschaft lichen Schritte nötig sind, um die drohende Katastrophe in letzter Minute doch noch abzuwenden (Seite 08). Die Politik ist auch in anderen Bereichen gefragt. Weil in der Amtszeit der aktuellen Bundesregierung bis her zu wenig passiert ist, haben wir unsere Kampagne „Jetzt mehr Tierschutz“ gestartet (Seite 16). Sie sehen, wir werden auch zum Jahresende hin nicht müde, für unsere Ideale einzustehen. Im Gegenteil. Wir blicken trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in das neue Jahr. Ich wünsche Ihnen eine besinn liche Adventszeit, geruhsame Weihnachten und alles Gute für 2023. Auf dass Sie auch im neuen Jahr an unserer Seite stehen und uns dabei helfen, unser Herzstück zu bewahren.
Sind Sie noch auf der Suche nach einer sinnvollen und nach haltigen Geschenkidee, mit der Sie in diesen besonderen Zeiten Ihren Lieben eine Freude machen können? Wäre es nicht noch schöner, wenn durch Ihr Geschenk gleichzeitig Hund, Katze, Maus & Co. geholfen wird? So wie dem neugierigen Waschbären Tobi. Er lebt im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutz bundes und genießt dort die Fürsorge der Tierpfleger. Möglich ist das nur durch die Unterstützung seiner Paten, die die Arbeit in Weidefeld mit ihrer Spende fördern. Eine Geschenk Patenschaft ist ab sieben Euro pro Monat erhältlich, auf ein Jahr befristet und bedarf keiner Kündigung. Überraschen Sie Ihre Lieben und verschenken Sie eine Paten schaft unter: tierschutzbund.de/patenschaft-verschenken-dudt
Rentiere sind für den Winter bestens gerüstet. Ihr Fell schützt sie vor Kälte, ihre Hufe geben ihnen Halt auf vereisten Flächen und ihre Nase wärmt die Luft beim Einatmen. Leider ist der Klimawandel auch in den nördlichen Polarregionen spürbar und bedroht die Tiere.
Tierschutz leben
Die Lage der Tierheime ist dramatischer denn je: Sie sind überfüllt mit „Coronatieren“. Die Kosten für Energie, tierärztliche Behandlungen und Futter steigen rasant. Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm. Denn der karitative Tierschutz steht auf dem Spiel.
Der Koalitionsvertrag birgt großes Potenzial für den Tierschutz, erfüllt die Erwartungen jedoch bislang nicht. Das soll sich nun ändern (Seite 16).
Europas Bürger haben die historische Chance auf einen pelzfreien Kontinent (Seite 18).
Rezept: Fondant au Chocolat
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Lucky Luke wird Tierschützer
Der Sonnenhof verhilft nun auch Welpen zu einem neuen Leben (Seite 46).
Während die Wildgänse im Winter Richtung Süden ziehen, wartet auf die Hausgänse ein ganz anderes Schicksal. Millionen von ihnen enden allein in Deutschland jedes Jahr als traditioneller Braten auf dem Teller. Neben ihrem Fleisch ist auch ihre Leber begehrt – ein Blick hinter die Kulissen zweier beliebter Delikatessen am Festtagstisch.
Von Verena Jungbluth
Wer in den Herbst und Wintermona ten zum Himmel blickt und die Wild gänse sieht, die ihre große Reise gen Süden antreten, lässt die Gedanken oft sehn süchtig in die Ferne schweifen. Die eleganten Vögel am Himmelszelt lassen den eigenen gro ßen Traum von Freiheit für einen kleinen Mo ment Wirklichkeit werden. Die Hausgänse, die der Mensch zu seinem Nutzen hält, haben die Fähigkeit zu fliegen über die jahrelange Zucht hinweg weitestgehend verloren. Sie stammen jedoch direkt von den wilden Graugänsen ab und ähneln ihren Vorfahren sehr. Die Tiere haben eine ganze Reihe von Verhaltensmus tern und Bedürfnissen behalten, die sich von ihren wilden Artgenossen nicht unterschei den. „Hausgänse sind überaus empathische Herdentiere mit einem ausgeprägten Familien zusammenhalt und komplexem Sozialverhal ten“, sagt Dr. Stephanie Riederer, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. Ihr wichtigstes Lebenselixier ist das Wasser, Flüsse und Seen sind der Mit telpunkt ihres Lebens. Gänse schwimmen und tauchen liebend gern, finden im und am Wasser ihre gesamte Nahrung und nutzen das kühle Nass für die Gefiederpflege. „Die Haus gänse, die in Deutschland traditionell gemäs tet werden, leben zwar meistens im Freiland, eine adäquate Bademöglichkeit wird den Was servögeln in der Regel aber verwehrt“, erklärt Riederer. Doch das ist nur ein Tierschutzpro blem von vielen, das sich hinter der traditio nellen Martins und Weihnachtsgans verbirgt. Denn die Gänsemast ist hierzulande nur eine Nische und so stammen nur etwa 20 Prozent der Gänse, die die Deutschen jedes Jahr vor al lem am Martinstag, in der Adventszeit und an Heiligabend verspeisen, aus Deutschland. Der überwiegende Teil wird aus dem europäischen Ausland importiert, vor allem aus Polen und Ungarn, aber auch aus Frankreich, wo die Hal tung meist noch deutlich tierschutzwidriger ist. Mit dem Import landet das Leid dieser Tie re dann auch hier auf dem Festtagstisch.
Kaum zu glauben, aber in Deutschland existie ren keine bundesweit einheitlichen und spe zifischen Haltungsvorgaben für Gänse. Es ist zwar üblich, die Tiere im Freiland oder in einer kombinierten Stall Auslauf Haltung zu mäs ten – ausreichend Wasser haben sie in der Re gel aber nicht. Lediglich in Niedersachsen gibt es inzwischen für die Aufzucht und Mast von
Etwa 60 Prozent des Gänsefleisches wird im November und Dezember erzeugt.
Gänsen in Beständen von mehr als 100 Tieren eine Vereinbarung, die die Halter an Mindest anforderungen bindet. Darin steht auch, dass der Zugang zu einem Auslauf und Badewasser „wenn möglich“ einzurichten ist oder die Gänse zumindest in einer Art Vorrichtung ihren Kopf unter Wasser tauchen können müssen. „Die Vorgaben reichen aus Tierschutzsicht aber nicht aus. Damit die Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können, brauchen sie eine Bademöglichkeit mit frischem Was ser, wo sie schwimmen oder mindestens bis zum Bauch eintauchen können – und das nicht nur zeitweise, sondern jederzeit“, so Riederer. „Doch das ist weder in Niedersachsen die Re gel noch in den anderen Bundesländern, wo es gar keine bindenden Vorgaben gibt. Das ist ein fach nicht tierschutzgerecht und die Wasser vögel leiden.“ Geschlachtet werden die Gänse in Deutschland in der Regel dort, wo sie gemäs tet werden. Dabei werden sie entweder mittels eines Wasserbades oder einer elektrischen Kopfdurchströmung betäubt. Für das Wasser bad werden die schweren Tiere an den Beinen aufgehängt, was bei ihnen enormen Stress ver ursacht. Es ist zudem insofern problematisch, als dass die Gänse diesem mit ihrem langen Hals leicht entgehen können. Auch die Strom stärken sind oft ungenau, was bedeutet, dass das Risiko von Fehlbetäubungen recht hoch ist. „Unzureichend betäubte Gänse können durch heftiges Flügelschlagen Verletzungen wie Blutergüsse erleiden. Zudem wird so die Dauer des Ausblutens verlängert und das Leid der Tiere steigt ins Unermessliche“, sagt Riederer. „Die elektrische Kopfdurchströmung mit Elek troden ist tierfreundlicher. Vorausgesetzt, es wird mit den korrekten Stromparametern gearbeitet.“
In Polen, Ungarn und Frankreich fristen viele Gänse ihr Leben in einer Intensivtierhaltung im Stall. „Diese Tiere leben in großen Gruppen von Tausend Tieren in geschlossenen Ställen ohne den Zugang nach draußen, zu Wasser oder Rückzugs sowie Ausweichmöglichkei ten. Sie bekommen hochkonzentriertes und zum Teil gentechnisch verändertes Futter und
werden mit künstlichem Licht wachgehalten, damit sie fressen statt schlafen“, berichtet Riederer. „Die Tiere leiden unter dem schlech ten Stallklima, chronischem Stress, verletzen sich die Paddeln, bekommen glanzlose Fe dern oder Probleme bei der Mauser und rup fen sich die Federn zum Teil sogar selbst aus.“ Die Haltungsbedingungen widersprechen ein
19.600 Tonnen Gänsefleisch importierte Deutschland 2021 aus dem Ausland, 97 Prozent davon aus Ungarn und Polen.
fach allem, was für die Gänse wichtig ist. Doch nicht nur die reinen Haltungsbedingungen sind grausam. Denn neben dem Fleisch haben die Produzenten es auch auf die Daunen und Federn der Tiere abgesehen. Zum Glück emp fiehlt der Europarat seit einigen Jahren, den Lebendrupf zu unterlassen. „Allerdings gibt es mit dem Raufen ein Schlupfloch. Im Gegen satz zum Rupfen ist das Raufen von lebenden Tieren uneingeschränkt erlaubt – übrigens auch in Deutschland“, erklärt Riederer. Raufen unterscheidet sich zum Rupfen dahingehend, dass hierbei nur reife und gelockerte Federn durch das Auskämmen während der Mauser gewonnen werden sollen, ohne die Haut oder das Bindegewebe der Tiere zu verletzen. Das Problem: „Nicht alle Gänse einer Herde und alle Körperregionen eines Tieres sind gleich zeitig in der Mauser. Das bedeutet, dass ein Teil von ihnen auch heute noch illegal gerupft wird“, so die Expertin. „Und das führt zu wahn sinnigen Schmerzen und Verletzungen.“ Es gibt zwar keine offiziellen Zahlen darüber, wie oft und wo der illegale Lebendrupf noch prak tiziert wird, aber osteuropäische Länder wie Ungarn und Polen tauchen in diesem Zusam menhang immer wieder auf. Zahlreiche Gänse müssen diese Prozedur in ihren kurzen Leben sogar mehrfach über sich ergehen lassen.
In Frankreich und Ungarn ist es zudem im mer noch üblich, Stopfleber zu produzieren. Auch unter der französischen Bezeichnung Foie Gras bekannt, gilt die Stopfleber als Deli katesse und ist neben dem klassischen Gänse braten auch hierzulande – vor allem an Weih nachten – beliebt. In Frankreich gilt sie sogar als Kulturerbe. Was sehr traditionsreich und edel klingt, ist in Wahrheit eine der am grau
samsten produzierten Delikatessen der Welt. Wie der Name schon sagt, geht es bei der Stopf leber um das Stopfen. Und das läuft wie folgt ab: Die Mitarbeiter in den Farmen führen den Gänsen mehrmals täglich, meist maschinell, Nahrung zu. „Moderne Maschinen machen es möglich, rund 100 Gramm Nahrung pro Se kunde in den Körper der Tiere zu pumpen, am Ende der Mast bis zu 700 Gramm pro Mahl zeit“, sagt Riederer. Das ist Abfertigung im Akkord. Im Schnitt 16 Tage lang dauert diese grausame Phase der Zwangsernährung, zehn Tage davor werden die Tiere bereits auf die abnormen Futtermengen vorbereitet. Durch das Stopfen erreicht die Leber der Tiere in der kurzen Zeit das zehn bis zwölffache ihrer na türlichen Größe – und wächst von 80 auf 800 bis 1.000 Gramm an. „Dabei erweitert die in dustrielle Zwangsernährung gleichzeitig nicht nur die Speiseröhre und den Magen der Tiere auf eine abnorme Größe, die Gänse erleiden oft auch erhebliche Verletzungen der Speiseröhre sowie des Schnabels, des Brustbeins und anderer Knochen“, so Riederer. „Auch Entzün dungen oder Infektionen von Speiseröhre und Darm sind keine Seltenheit. Immer wieder sterben Tiere zudem an Herz oder Nierenver sagen, ersticken oder erliegen weiteren Verlet zungen, weil die Körper dem Stopfen einfach nicht standhalten.“ Zudem leben die Gänse unter katastrophalen Bedingungen. „In enge Käfige gepfercht haben sie keinerlei Möglich keit, sich artgerecht zu verhalten. Sie können sich weder umdrehen noch ausstrecken, ge schweige denn fliehen, um sich der schmerz vollen Prozedur zu entziehen.“ Am Ende der insgesamt etwa dreiwöchigen Mast sind die Gänse „schlachtreif“ und werden durch Elektroschock betäubt und getötet. „Das Schlach ten geschieht tatsächlich im letzten Moment. Die Tiere würden nur einige Tage später an den Folgen der Leberstörungen sterben“, sagt Riederer. Das steht sogar in der Instruktion für die Produzenten: „Die Schlachtung muss kurz vor dem natürlichen Tode durch Fettände rung der Leber erfolgen. Zeichen der Reife zur Schlachtung sind: Schwellen der Beine, herab hängender Unterleib, die Gans keucht, weiße Schattierung des Schnabels“ – eine offizielle Beschreibung des offensichtlichen Tierleids, das Tierschützer fassungslos macht.
Das Stopfen ist heute in 14 europäischen Län dern verboten, auch in Deutschland. Der Im
In Deutschland ist es zwar üblich, Gänse im Freiland oder in einer StallAuslauf-Haltung zu mästen (oben), aber ausreichend Wasser haben sie in der Regel nicht. Für ihre begehrten Daunen und Federn (rechts) müs sen viele Tiere zudem weiterhin wahnsinnige Schmerzen ertragen. Denn der illegale Lebendrupf ist in Ländern, aus denen Deutschland Daunen und Fleisch importiert, noch an der Tagesordnung.
port der Stopfleber ist aber erlaubt und so ist das Pro dukt hierzulande nach wie vor in Supermärkten und Restaurants erhältlich. „Das Tierleid wurde lediglich für uns unsichtbar in andere Länder verlagert“, sagt Riederer. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein weltweites Ende der Zwangsmast, ein Importverbot von Stopfleber nach Deutschland und den Boykott der tier quälerisch erzeugten Fettleberprodukte. Das gilt neben der Gänse auch für die Entenstopfleber, für die jährlich noch mehr Tiere durch die Hölle gehen. Auch die Dau nengewinnung von lebenden Tieren und der Import der entsprechenden Produkte muss verboten werden. „Da rüber hinaus fordern wir eine artgerechte Haltung von Gänsen“, so Riederer. Bis dahin ist es den Tierschützern wichtig, dass die Verbraucher sich darüber bewusst sind, was wirklich hinter ihrem traditionellen Weihnachtsbra ten steckt. Denn neben gerupften Gänsen, landen auch gestopfte Tiere auf dem Festtagstisch. ◊
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