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Dreieich-Zeitung Nr. 6 C D E

Donnerstag, 6. Februar 2014

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Blick zurück und nach vorn

Das „Begreifbare“ bleibt

Der „Dreieich“-Begriff: ein Wildbann, eine Region, eine Zeitung

Gedanken zur Zeitungslandschaft: Dem Sog trotzen

Von Jens Hühner

Von Jens Köhler

DZ. Heftig umstritten war sie, die große Gebietsreform des Jahres 1977. Was in Behördenstuben erdacht, am Reißbrett geplant und mit dem bürokratischen Ziel der „Verwaltungsvereinfachung“ in allen Landkreisen umgesetzt wurde, das hat Hessen massiv verändert. Entsprechend groß waren die Proteste, die Skepsis, der Widerstand. In vielen Kommunen, die im Zuge territorialer Zusammenschlüsse unter staatlichem Druck entstanden, sind auch nach über 35 Jahren längst nicht alle Wunden verheilt. Dabei kann zumindest eines den Strategen von einst nicht abgesprochen werden. Sie bewiesen vielerorts historisches Bewusstsein. Im Kreis Offenbach beispielsweise erinnern die 1977 aus der Taufe gehobenen Städte Rodgau, Rödermark und Dreieich mit ihrem Namen an ein Waldgebiet, das im Mittelalter weite Teile des heutigen Rhein-MainGebietes bedeckte. Die Rede ist vom „Wildbann Dreieich“, dem großen Jagdrevier von Kaisern und Königen. Immerhin: Mit dem historischen „Dreieich“-Begriff, der weit über die Grenzen der mittlerweile rund 42.000 Einwohner zählenden Stadt am Hengstbach hinausweist und auch dieser Zeitung ihren Namen gibt, ist nicht zuletzt der Name Karls des Großen (747-814) verbunden. Der als Gründer Frankfurts in die Geschichtsbücher eingegangene Herrscher, an dessen Tod vor 1200 Jahren derzeit erinnert werden darf, schätzte Chronisten zufolge den „Bann-

forst Dreieich“ wegen seines reichen Wildbestandes. Das seinerzeit dicht bewaldete Areal erstreckte sich über zahllose Quadratkilometer nördlich sowie südlich des Mains. Der „Bannwald“, noch heute die höchste in Deutschland bekannte Schutzstufe für Forstreviere, unterstand schon zu Zeiten Karls des Großen direkt dem Kaiser. Dem Landesherren ging es dabei nicht zuletzt um die Sicherung des Wildbestandes. Was in „seinem“ Forst zur Strecke gebracht wurde, das wollte der Kaiser auch auf seiner Tafel sehen. Zumindest aber auf den Tischen der Reichsvögte, die gemeinsam mit sogenannten Wildhübnern die Rechte ihres Herren sicherten. Die Vögte saßen in fränkischer Zeit auf den Pfalzen zu Frankfurt und Trebur sowie auf der Burg „Hayn in der Dreieich“, dem heutigen Dreieichenhain. Die Wildhübner, beheimatet auf Höfen, die mitten im Wald gelegen waren, und die auch die vornehmen Jagdgesellschaften zu beherbergen hatten, waren im gesamten Bannforst verteilt. Aus diesen 36 Kleinsiedlungen gingen nicht wenige der heute rund um Frankfurt liegenden Städte und Gemeinden hervor. Die Dörfer wurden zu „Markgenossenschaften“ zusammengeschlossen, in denen die Nutzung von Wald, Wegen, Weiden und Wasser als sogenannte „Allmende“ Eigentum der Allgemeinheit blieb. An diese „Markgenossenschaften“ erinnert der Name Rödermark. Dazu schreibt der aus Ober-Roden stammende frühere Landesarchäologe Dr. Egon Schallmayer: „Als nach der 1974 vom Hessischen Landtag be-

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schlossenen Gebietsreform feststand, dass die beiden ehemals selbständigen Gemeinden OberRoden und Urberach zu einer neuen Großgemeinde zusammengeschlossen werden sollten, wählte man diesen Namen bewusst, sollte doch damit der historischen Dimension des neuen Gemeinwesens im Sinne einer Kontinuität Ausdruck gegeben werden. Die Vermeidung eines andernorts so häufig anzutreffenden ,Kunstnamens’ war richtig. Einerseits wurde nämlich erreicht, dass sich die alteingesessenen Einwohner auch mit dem neuen Gebilde identifizieren konnten, andererseits den Neubürgern die Möglichkeit eröffnet, sich in einer ,alten’, historisch gewachsenen und sich ihrer Tradition bewussten Gemeinde

anzusiedeln und zu integrieren. Sowohl das eine als auch das andere ist ein gewichtiger Aspekt dessen, was man gemeinhin als Lebensqualität zu bezeichnen pflegt, was letztlich aber ein Sichwohlfühlen in vertrauter Umgebung meint.“ Diese Gedanken vor Augen, darf die Namenswahl jener, die bereits 1970 den Dreieich-Spiegel als Vorläufer der heutigen Dreieich-Zeitung aus der Taufe hoben, als ebenso geschichtsbewusst wie zukunftsweisend bezeichnet werden. Denn lokale und regionale Nachrichten hatten und haben in der Dreieich-Zeitung ebenso wie im Offenbach-Journal (für Offenbach, Mühlheim und Obertshausen) einen festen, einen guten Platz.

DZ. Zeitung machen in einer Zeit, die vom allgegenwärtigen „Staubsauger Internet“ dominiert wird – kann das (noch) funktionieren? Kann das gelingen in einer Phase des Sogs? Ein Sog, der scheinbar alles und jeden erfasst. Erfasst und einschleust in ein Räderwerk aus Informationsflut, Nonstop-Entertainment und virtuellen Welten. Zeitung machen in solch einer Zeit: Ein hoffnungsloses Unterfangen? Ein antiquiertes Rückzugsgefecht? So simpel, wie es die ZeitgeistVerkünder darstellen, sind die Dinge dann doch nicht ge-

strickt. Gewiss: Die klassischen Tageszeitungen haben seit Jahren mit tendenziell sinkenden Zahlen zu kämpfen: gedruckte und verkaufte Exemplare, Abonnenten, Anzeigenerlöse – alles rückläufig. Der sogenannte „Mantel“, der das (inter-)nationale Geschehen als Frühstückslektüre auftischt, ist dabei der springende Punkt, das Sorgenkind. „Warum soll ich für Nachrichten und Kommentare bezahlen, die mir bereits am Abend zuvor ‚im Netz’ von schnelleren Medien gratis serviert wurden?“ Die zentrale Frage ihrer abgewanderten Kundschaft von einst bringt die Tagblatt-Produzenten in arge Verlegenheit. Bei Zeitungen freilich, die das Überregionale bewusst ausblenden und sich auf eine wöchentliche Erscheinungsweise beschränken, gelten andere Vorzeichen. Dass es viele Menschen gibt, die das öffentliche Leben in ihrem Umfeld in gebündelter Form gespiegelt sehen möchten... Gespiegelt in erster Linie, wenn vom jeweiligen Wohnort die Rede ist, aber auch weitergehend, in einem Radius, der zehn oder zwanzig Kilometer darüber hinausreicht... Gespiegelt in einer informativen und unterhaltsamen Zeitung, die Woche für Woche zum Nulltarif in den Briefkasten flattert... Wer wollte bestreiten, dass es solch eine

Zielgruppe mit eben dieser Erwartungshaltung gibt? Wir, die wir die Dreieich-Zeitung und das Offenbach-Journal produzieren, fühlen uns just dieser großen Gruppe verpflichtet. Es sind unsere Leserinnen und Leser, für die wir Nachrichten sortieren und aufbereiten. Für die wir Interviews führen, vor Ort präsent sind, neue Projekte vorstellen, langfristige Entwicklungen aufzeigen, Kommentare schreiben, Freizeittipps aufspüren – und vieles mehr. Kurzum: Für all jene, die in schöner Regelmäßigkeit zur DZ und zum OJ greifen, um sich einen Überblick über wichtige Dinge „vor der Haustür“ zu verschaffen, lohnt sich der Einsatz. Der „Staubsauger Internet“ hat viel zu bieten – aber eben nicht alles. Eine Informationsquelle, die facettenreich und trotzdem komprimiert, handlich und „begreifbar“ im wahrsten Sinne des Wortes das lokale und regionale Geschehen in den Fokus rückt: Das sind wir, das sind die Anzeigenzeitungen unseres Verlages. Apropos „Anzeigen“: Unsere Inserenten leisten (un-)eigennützige Arbeit und sorgen für einen Doppeleffekt. Sie finanzieren Werbung zu ihrem Vorteil und sichern damit die monetäre Plattform für ein Medium, das zur Aufklärung und Meinungsbildung beiträgt.

Ihr Draht in die Redaktion Telefax 06106 - 28390-12 Zwischen Rhein und Main, Bad Vilbel und dem nördlichen Odenwald erstreckte sich im Mittelalter der „Wildbann Dreieich“. In ihm besaß der König das alleinige Jagdrecht. Der Vogt als Verwalter des Regenten hatte seinen Sitz in dem seit 1256 mit dem Stadtrecht versehenen „Hayn in der Dreieich“ – dem heutigen Dreieichenhain. Die grafische Darstellung der Dreieich-Region – Namensgeberin unserer Zeitung – ist dem 1963 von Karl Nahrgang veröffentlichten „Atlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur – Stadt und Landkreis Offenbach“ entnommen. (Repro: dz)

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