DRAHTESEL - 2014-2 Das Österreichische Fahrradmagazin

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Der Lack ist ab: Wie Graz zur Ex-Fahrradhauptstadt wurde Ernüchterndes Ergebnis der Mobilitätserhebung für Graz 2013: Es werden wieder mehr Wege mit dem Auto und weniger mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die Zahlen sind kein Ruhmesblatt für die städtische Verkehrspolitik

Bericht: Roman Zweck

Drahtesel 2  ⁄  2014 – 18

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uf den Boden der Realität zu­ rückgeholt wurden jene, die von einem kontinuierlich steigen­ den Radverkehrsanteil ausgegangen waren und schon mit einem Wegeanteil von 20 Prozent am Modalsplit tönten: Mit 14,5 Prozent wurde der Wert von 2008 (16,1 Prozent) deutlich verpasst, statt des erwarteten Zuwachses ist man 15 Jahre zurückgeworfen und liegt wie­ der im Bereich des Ergebnisses von 1998. Der Motorisierte Individualverkehr (MIV) hat auf 46,8 Prozent zugelegt (2008: 45,2 Prozent) und ist damit so­ gar wieder über dem Wert von 1998. Die Nutzung der Öffis stagniert bei 19,8 Pro­ zent. Detto – etwas überraschend – der Fußgängeranteil, der mit 18,9 Prozent nahezu unverändert geblieben ist. Von selbst gesteckten Mobilitätszielen meilenweit entfernt Bei der repräsentativen Untersu­ chung wurde die Mobilität von Graze­ rinnen und Grazern (Methode KON­ TIV) erhoben. Einpendelnde wurden nicht, Werk- und Wirtschaftsverkehr nicht vollständig berücksichtigt. Weil gerade diese Bereiche stark Kfz-lastig sind, würden daher absolute Zahlen wohl noch schlechter ausschauen. Je­

denfalls ist man in der steirischen Me­ tropole von der Erreichung der selbst gesteckten Mobilitätsziele wie der Re­ duktion des MIV auf 40 Prozent mei­ lenweit entfernt. „Das Ergebnis ist nicht erfreulich“, erklärt dazu Martin Kroißenbrunner, der Leiter der Grazer Verkehrspla­ nung: „Die Trendwende ist trotz vieler Maßnahmen nicht gelungen.“ Ver­ kehrsstadtrat Mario Eustacchio (FPÖ) vermutet, das Wachsen der Stadt in den Außenbezirken und die damit ver­ bundenen längeren Wegelängen seien schuld. Hier tut sich ein Raumordnungs­ problem auf – die mit der Zersiedelung im Umland verbundenen Probleme ha­ ben offenbar die Stadt erreicht. Dünne Versorgungsinfrastruktur, niedrige Be­ bauungsdichte und viel und günstiger Parkraum fördern die Automobilität. Dazu kommt, dass immer mehr Men­ schen im Gefolge der Verlagerung von Firmenstandorten (z.B. die Raiffeisen­ landesbank nach Raaba) auspendeln. Nicht unbedingt in Widerspruch zu den erhobenen Daten stehen Beobach­ tungen, wonach der Radverkehr in der City gewachsen ist: Das Mehr scheint aber durch ein Minus in der Peripherie und ein Plus an Gesamtverkehr über­ holt zu werden.

Ziemlich trist ist die Lage beim Nachwuchs: Von den Sechs- bis Zehn­ jährigen sind 37 Prozent im „Eltern­ taxi“ unterwegs. Nur ein Prozent mit dem Rad (begleitet oder mitfahrend). Bei den Elf- bis Fünfzehnjährigen ist der Radanteil mit gerade drei Prozent ebenfalls marginal. Eine Mischung aus übertriebener Elternbesorgtheit und früh anerzogener Bequemlichkeit trägt dazu bei, dass der radelnde Nachwuchs erodiert. Um Trends nachhaltig zu verändern, sind beherzte Maßnahmen notwendig „Um Verhaltensweisen und Trends nachhaltig zu verändern, sind beherzte Maßnahmen, sowohl fördernd wie auch restriktiv, notwendig. Und hier fehlt es in der Stadtpolitik eindeutig“, interpretiert Heidi Schmitt, Obfrau der RADLOBBY ARGUS Steiermark, das Ergebnis. Sie verweist auf Forderungen wie brauch­ bare Radachsen Zentrum – Wohnquar­ tiere am Stadtrand, die Einrichtung von Fahrradstraßen, von denen es in Graz noch keine gibt, bis zur engmaschigen Durchwegung („Stadt der kurzen Wege“) und gezielten Förderung des Radfah­ rens im Kinder- und Jugendlichenalter.

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