DATEV CHALLENGE ROTH 2014

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VERLAGSVERÖFFENTLICHUNG

DK Nr. 163, Freitag, 18. Juli 2014 Seite 28

Allein gegen den Schweinehund HILPOLTSTEINER EINZELKÄMPFER Beim Challenge anzutreten, heißt stundenlang allein gegen den eigenen Schweinehund zu kämpfen. Egal wie viele tausend Zuschauer beim Wettkampf an der Strecke stehen und jubeln – jeden einzelnen Meter müssen die Triathleten selbst schwimmen, selbst fahren, selbst laufen. Für einen Verein oder in einer Mannschaft anzutreten, hilft auf der Strecke wenig. Deshalb sind einige Athleten aus Hilpoltstein gleich als Einzelkämpfer angemeldet.

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mmer noch bei einer Mannschaft gemeldet, aber trotzdem ein reiner Einzelkämpfer ist Peter Andrack (Startnummer 2406). Der 50Jährige läuft zwar im gelben Shirt der Triathlonabteilung des TV Hilpoltstein, doch er ist der Letzte seines ehemals großen Teams. Und nicht nur, dass er jetzt zum zweiten Mal allein ist, er muss auch wesentlich härter kämpfen, um ans Ziel zu kommen: Unter zwölf Stunden hatte sich der Hilpoltsteiner eigentlich zum Ziel gesetzt – und musste sich schon im April von diesem Traum verabschieden. „Ich hatte einen Radsturz und erlitt mehrere Brüche der Wirbelsäule.“ Wochenlang war kein Training

Sie gehen als Einzelkämpfer an den Start: Dominic Portisch, Peter Andrack und Vicktoria Pahl haben schon Challenge Erfahrung, Hendrik Broschat startet zum ersten Mal (im Uhrzeigersinn). Fotos: Bader möglich. „Mir fehlen jetzt vor allem die Stunden auf dem Rad, das ist einfach nicht mehr aufzuholen“, sagt er. Doch von Trauer ist bei ihm keine Spur: „Dann peile ich eben jetzt die 13 Stunden an und bin froh, wieder dabei zu sein.“ Nach einem Jahr Pause geht auch Vicktoria Pahl (Startnummer 894) wieder an den Start. „Ich hoffe nur, dass es dieses Mal kein solches Gequäle wird“, sagt sie und erinnert sich an ihren letzten Triathlon 2012. „Das war Freude, das waren Tränen, aber vor allem war ich körperlich am Ende.“ Dabei sei es ihr beim Schwimmen hervorragend gegangen und auch bei der ersten Radrunde fühlte sie sich

noch wohl. Doch schon die zweite Runde fiel ihr viel zu schwer. „Da habe ich mich nur noch aufs Laufen gefreut – um schon nach den ersten Schritten zu merken, dass es eher ein Wandertag wird.“ Ein Wandertag, bei dem sie sich ab Eckersmühlen Meter um Meter nach vorne quälen musste. „Nach dem letzten Gel war mir einfach nur noch schlecht und ich kam kaum mehr weiter – sogar ein Busfahrer hat gehalten und gefragt, ob er mich mitnehmen soll.“ Die 31-Jährige hielt durch, schleppte sich ins Ziel und kam erst nach dem Feuerwerk an. Und sie hätte nicht gedacht, das der Challenge dann doch noch so glückliche Augenblicke für sie be-

reithält: „Die Leute haben für mich sogar ein Spalier gemacht, es war einfach nur noch wunderschön.“ Wenn sie sich dieses Jahr auf den Weg macht, ist das Ankommen ihr einziges Ziel. „Aber definitiv nicht so spät wie beim letzten Mal.“ Hendrik Broschat (Startnummer 2465) kam vor einem Jahr auf die Idee, beim Challenge mitzumachen. „Und dann habe ich auch gleich mit dem Schwimmen angefangen“, sagt der 24-Jährige. Über die 180 Kilometer auf dem Rad macht er sich wenig Sorgen. „Ich fahre schon immer sehr intensiv Mountainbike, unter anderem auch Zwölfstundenrennen“, sagt er. „Und ich bin in den letzten Monaten sehr viel geradelt – nur jetzt eben auf dem Rennrad.“ Auch beim Laufen ist Broschat nicht unerfahren: „Das habe ich früher schon gemacht, das müsste klappen.“ Da es sein erster Challenge ist, kann er nicht einschätzen, wie lange er brauchen wird. „Ich möchte es einfach schaffen“, sagt er und hat sich ein Motto zurechtgelegt: „Beim Schwimmen überleben, beim Radfahren zeigen, was ich kann, und beim Laufen einfach nur ankommen.“ Dominic Portisch (Startnummer 2464) will heuer vor allem eines: pünktlich losschwimmen. Im vergangenen Jahr hat der 39-jährige Hilpoltsteiner nämlich erst einmal seinen Gasttriathleten Dylan McNiece aus Neuseeland angefeuert, der nach nicht einmal 46 Minuten aus dem Wasser kam. „Und dann habe ich nebenbei gehört, dass es bis zu meinem Start nur noch eine Minute ist – und habe es einfach nicht mehr geschafft. Für ihn ging es deshalb fünf Minuten später los, was seine Frau Maria aber nicht wusste und an den Rand der Verzweiflung brachte: „Sie hat den ganzen Kanal nach mir abgesucht und mich nicht gefunden. Ich glaube, die hat schon meine Beerdigung geplant.“ Für dieses Mal hofft Portisch, dass sie eine Siegesfeier vorbereitet. Im vergangenen Jahr kam Portisch nach knapp zwölf Stunden ins Ziel. „Das ist so meine Zeit, das war die letzten Jahre immer so“, sagt er. Und er ist dieses Jahr schließlich gedopt: „Gel und Isogetränke vertrage ich einfach nicht. Heuer fahre ich das erste Mal mit Mars, Snickers und Cola.“ cyb


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