Themenschwerpunkt „Jugend und Sport“
Autorinnen / Autoren Mag. Helmut Baudis Sportwissenschaftler, ASKÖ-Bundesjugendreferent, Vorsitzender des Jugendausschusses in der Österreichischen Bundes-Sportorganisation Seite 04-05
Martin Keßler, Leiter des Sportreferats im Amt der Vorarlberger Landesregierung Seite 18-19
Mag. Harald G. Kratochvila Philosoph, leidenschaftlicher Sportler Seite 06-07
Mag.a Alexandra Abbrederis Selbständige PR-Beraterin Seite 22-23
Impressum Medieninhaber, Herausgeber: koje - Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung, Bregenz und aha - Tipps & Infos für junge Leute, Dornbirn | Redaktionsleitung: Sabine Liebentritt | Redaktionsteam: Margit Diem, Roland Marent, Michael Rauch, Barbara Marte - redaktion@jugend-diskurs.at | Lektorat: Margit Diem | Gestaltung & Illustrationen: chilidesign.at | Druck: Hugo Mayer GmbH, Dornbirn Finanzierung: Land Vorarlberg - Jugend Diskurs kostenlos bestellen: abo@jugend-diskurs.at
Im Diskurs haben Menschen als AutorInnen Gelegenheit, ihre Interpretationen von Zahlen und Fakten sowie persönliche Meinungen und Haltungen als redaktionellen Beitrag darzustellen. Hinweis: Allgemeine männliche Bezeichnungen im Diskurs inkludieren die weibliche Form.
„Es lebe der Sport ...“
04-05
Für die einen ist Sport die wichtigste Nebensache der Welt, für die anderen ist Sport schlichtweg Mord.
Von Helden und Toren
06-07
jung sein ...
08-10
„Jugend und Sport“ – aus einer politischen und gesellschaftlichen Perspektive betrachtet Interviews mit jungen Menschen
Von einer Idee zur neuen Trendsportart
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Ich und mein Sportunterricht
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Die pädagogische Bedeutung von Schulsport
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Inhalt Kommentare
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Diskurs stellt Fragen zur Diskussion
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„Vorarlberg bewegt“
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von G. Seifert und Philipp Bonadimann Statements von Eva Wildauer und Benjamin Fogarasi – mehr als nur ein Slogan
Am Ball bleiben – Fußball gegen Gewalt
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EM-Public Viewing im Ländle
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Mein persönliches Sporttagebuch
Ein Kommentar von der anderen Seite
Tischfußball
Integration durch Sport
Aus der Jugendarbeit
Der Ball ist rund ..., Jugendprojektwettbewerb, Jugend am Ball, geBALLte Infos im aha, Minisymposium
Jugendzeitungen stellen sich vor Jugendzeitung „Insider“
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Die ersten Worte Aerobic, Aquagymnastik, Badminton, Basketball, Fallschirmspringen, Fußball, Geräteturnen, Golf, Gymnastik, Handball, Judo, Karate, Laufen, Qi Gong, Radfahren, Reiten, Rudern, Schwimmen, Skateboarden, Skifahren, Snowboarden, Squash, Tai Chi, Tanzen, Volleyball, Walking, Yoga, Ausdauersport, Mannschaftssport, Kampfsport, Ausdauer, Beweglichkeit, Natur, Freizeit, Gewinnen, Verlieren, Fitnesstraining, Bodybuilding, Sportlichkeit, Wohlbefinden, Training, Marathon, Streching, Kreislauf, Gesundheit, Energie, Freundschaft, Herausforderung, Behinderung, Grenzen kennen lernen, sich spüren, sich erleben, Konzentration, Emanzipation und Individuation … Persönlichkeit. Diese Diskurs-Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Jugend und Sport“ hat nicht den Anspruch, alle Facetten des Themas zu beleuchten. Eine Auswahl an Zugängen, Beschreibungen und Informationen soll Ihnen als interessierte Leserin/als interessierten Leser einen Einblick in eine Welt verschaffen, die für viele (junge) Menschen nicht nur wichtig ist, sondern Teil der eigenen Identität und Ausdrucksmöglichkeit derselben darstellt. Viel Spaß beim Lesen. Sabine Liebentritt, Margit Diem, Ro-
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land Marent und Michael Rauch als Redaktionsteam
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„Es lebe der
Sport ...“
Für die einen ist Sport die wichtigste Nebensache der Welt, für die anderen ist Sport schlichtweg Mord. Tatsache ist, dass die Zahl der Sportreibenden als auch die Häufigkeit der Sportausübung in den letzten vier Jahrzehnten in Österreich gestiegen ist. In den 1970er Jahren waren es zwischen 25 % und 34 %, die selten oder mindestens ein paar
Mal im Jahr Sport betrieben haben. Dieser Prozentsatz steigerte sich in den letzten Jahrzehnten auf zirka 67 % bis 84 % in den früheren 2000er Jahren1.
Sport ist „in“, Bewegungsmangel aber auch – wie passt das zusammen? Aktuelle Daten einer Jugendbefragung aus dem Vorjahr2 zeigen, dass 25 % der Jugendlichen zwischen 12 und 24 Jahren viermal oder öfter pro Woche Sport betreiben. 33 % bewegen sich zwei- bis dreimal wöchentlich, 20 % wenigstens einmal innerhalb von sieben Tagen und nur 22 % sind seltener oder gar nicht aktiv. Die ÖsterreicherInnen sind also ein Sport-Volk durch und durch, sollte man meinen. Das Bild trüben besorgniserregende Meldungen, die sich in letzter Zeit häufen, welche über ein generell schlechteres Bewegungs- und Sportverhalten im Kindes- und Jugendalter, gepaart mit zunehmender Fehlernährung und einem in der Folge erhöhten Körpergewicht berichten.
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120 verschiedene Sportarten – Die Auswahl fällt schwer Die Welt des Sports dreht sich immer schneller. Das Spektrum der ausgeübten Sportarten ist in den letzten Jahren breiter geworden. Die Jugendlichen von heute können unter einer Vielzahl an Sportarten wählen. So bieten die Sportvereine in Österreich bereits über 120 verschiedene Sportarten an. Traditionelle Sportarten wie Fußball, Leichtathletik oder Schwimmen haben dabei nicht immer einen leichten Stand. Capoeira, Lacrosse, Tchoukball sind nur einige der exotisch anmutenden Sportarten, die derzeit in Österreich Fuß fassen. Junge Sportarten wie Baseball und American Football sind beinahe schon selbst zu „Klassikern“ geworden. Hinzu kommen noch eine Unzahl an fernöstlichen Kampfsportarten, bei denen selbst ich als Sportfreak den Überblick verliere.
Trend zur Individualisierung auch im Sport Die gesellschaftliche Entwicklung in Richtung Individualisierung macht auch vor dem Sport nicht halt. 46 % der Jugendlichen gaben bei der GfK-Umfrage2 im Vorjahr an, „am liebsten für sich selbst, ohne irgendeine Organisation“ sportlich aktiv
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Noch nie haben wir soviel Sport betrieben wie heute und, so paradox es auch klingen mag, noch nie haben wir uns so wenig bewegt. Das trifft auf Erwachsene ebenso zu wie auf Kinder und Jugendliche. Wer kennt sie nicht, die vollen Rolltreppen und die danebenliegenden, leeren Treppen in den Kaufhäusern oder die täglichen Staus vor Schulen, wenn genervte Eltern ihre Sprösslinge davor bewahren, auch nur einen Zentimeter zuviel zu Fuß zu gehen. Ein normaler Erwachsener kommt, wenn man den Ergebnissen von Levine aus dem Jahr 1998 Glauben schenken darf, auf durchschnittlich nur 700 m täglich. Überlegen Sie selbst, ob sie diese Zahl wirklich immer übertreffen. zu sein. Neue Technologien und von der Industrie geförderte Sportarten wie Snowboarden, Inlineskaten oder Mountainbiken prägen das aktuelle Sportgeschehen. Eng verbunden mit Jugendkulturen und eigenen Modelinien lässt sich die Kommerzialisierung hier nicht verbergen. Der Trend geht aber auch von großen Mannschafts- zu kleinen Gruppensportarten, die mit FreundInnen und Bekannten betrieben werden können. Beach-Volleyball, Streetsoccer oder Inline-Hockey sind in Kleingruppen spielbar. Freibäder, Parks oder freie Supermarkt-Parkplätze an den Wochenenden werden dafür als Sportflächen verwendet. Sportvereine mit großen Sportanlagen sind hierfür nicht (mehr) zwingend erforderlich.
Vielschichtige Gründe für körperliche Aktivität
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Vgl. Hilscher/Norden/Russo/Weiß: Entwicklungstendenzen im Sport. Wien 2007, S. 17 Vgl. GfK Austria GmbH: Jugend Online 07. Wien 2007.
Gesundheit, Abenteuer, Leistung, Spiel, Wettkampf oder Herausforderung sind nur ei-
nige Aspekte, die hier oftmals genannt werden. Das Treffen von FreundInnen, Spaß haben und Ausgleich bzw. Entspannung finden sind andere. Interessant ist, dass 83 % der Jugendlichen2 von sich behaupten, dass sie sportlich aktiv sind, weil sie fit sein wollen. Betrachtet man die Aussagen näher, so geht es bei Mädchen vor allem um das Abnehmen und den Burschen um den Waschbrettbauch oder den gestählten Bizeps für den sommerlichen Badeausflug. Welche Motive auch immer der sportlichen Aktivität zu Grunde liegen, es ist besonders wichtig, dass die Menschen bereits in jungen Jahren Sport für sich entdecken. Denn wer sich in seiner Kindheit und Jugend viel bewegt, bleibt sein ganzes Leben lang mit Bewegung und Sport verbunden. Mag. Helmut Baudis
Weitere Infos: www.jugendsport.at
Von Helden „Jugend und Sport“ – aus einer politischen und gesellschaftlichen Perspektive betrachtet
Sport als Ereignis von nationaler Bedeutung
Vom Reduzieren und Funktionieren
In den kommenden Wochen und Monaten wird anhand der Fußballeuropameisterschaft in Österreich und der Schweiz und der Olympischen Sommerspielen in Peking, China Folgendes zu beobachten sein: Bei beiden Veranstaltungen werden auch junge Menschen als so genannte Aktive teilnehmen – Grund genug, einige Facetten aufzuzeigen, die meiner Meinung nach zu wenig Raum in der öffentlichen Diskussion einnehmen.
Junge Menschen werden in dieser Zeit wieder größere Medienpräsenz bekommen – dennoch werden dabei weder jugendbezogene Themen noch Probleme angesprochen. Für die meisten MedienkonsumentInnen sind Jugendliche im Sport bloß viel versprechende Talente und kommende Superstars (HeldInnen), mit denen es aus patriotischem Selbstverständnis mitzufiebern gilt. Jugendliche werden dabei vor allem auf eine besondere Funktion bzw. Rolle reduziert, die sie reibungslos in gesellschaftliche Prozesse (wie z.B. Konsum, Patriotismus, Nationalismus) integriert – für Besonderheiten ist kein Platz, für jugendspezifische Probleme auch nicht.
Junge Menschen als Projektionsfläche Nun, junge Menschen bieten gerade in der Zeit sportlicher Großveranstaltungen eine willkommene Projektionsfläche für gesellschaftspolitische Ideen und Vorstellungen. Vieles läuft dabei unter dem Motto: „Mens sana in corpore sano” – ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper. Die Vorstellung, dass Sport charakterbildend sei, eine gute Lebensschule überdies und das Beste im Menschen fördere und ans Licht bringe, ist nicht nur Teil des sportjournalistischen Jargons, den
ASKÖ
und Toren
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Das Interview selbst ist auf Deutsch nicht verfügbar, auf http://sport.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Fticker%2F284919.html finden sich Ausschnitte und ein Verweis darauf. 1
man aus Fernsehübertragungen und der sonstigen Sportberichterstattung kennt, sondern auch eine weit geteilte Meinung in der Bevölkerung. Ich möchte an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, inwieweit Sport tatsächlich diese Funktion übernehmen kann, sondern eine etwas ungewöhnliche Perspektive übernehmen und fragen: Wie sehr formt das Bild des jugendlichen Sportlers/der jugendlichen Sportlerin unser Bild von jungen Menschen?
Von Ideen und Werten Anders gefragt: Unter welchen Ideen werden junge Menschen wahrgenommen und betrachtet – vor allem dann, wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem als austauschbare (selbst HeldInnen sind austauschbar) FunktionsträgerInnen agieren – QuotenlieferantInnen, WerbeträgerInnen, Testimonials, Projektionsflächen: kurz Konsumwaren. Was darunter verstanden werden kann, zeigt ein Interview mit dem niederländischen Fußballer Clarence Seedorf. Er macht darauf aufmerksam, wie junge Fußballer mittlerweile in der Fußballbranche als Rohstoff und Konsumartikel betrachtet und behandelt werden: „Da gibt es ein Stück Fleisch aus Argentinien, das sehr gut und begehrt ist, und dann wird das nach Italien verkauft und dann nach Spanien oder England exportiert“.1 Das System des Spielerhandels im internationalen Fußball ist Ausdruck der Wertschätzung für junge Menschen – im Sport und durch den Sport auf eine Rolle, noch stärker auf eine Funktion reduziert.
Aristoteles ein zoon politikon. Wenn wir Menschen bei gesellschaftlichen Ereignissen – und bei der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen handelt es sich um gesellschaftliche Ereignisse – auf Funktionen und Rollen reduzieren und behaupten, dass Sport und Politik nichts miteinander gemein haben, dann schwächen wir damit auch ihre gesellschaftliche Rolle, bzw. stellen sie in eine ganz bestimmte Ecke: Sport hat Vorbildwirkung. Das gelebte Vorbild junger Menschen im Sport (für junge Menschen) läuft aber auf die Fragmentarisierung ihrer Stellung in der Gesellschaft hinaus – sie werden bloß als funktionierende FunktionsträgerInnen wahrgenommen, als Masse, ohne individuelle Eigenheiten (und wenn, dann werden nationale Klischees und Vorurteile bemüht wie „deutsche Tugenden“, „südländisches Temperament“, „asiatischer Gleichmut“). Sie werden geschätzt, wenn sie sich zu ihrer Nationalität bekennen, wenn sie für ihr Land etwas leisten, für ihr Land ihr Bestes geben.
Vom Mensch sein Eine solche Rollenzuschreibung gefährdet das, was uns als Menschen ausmacht: Subjekte zu sein, mit einem Bewusstsein, mit Selbstbewusstsein, mit der Fähigkeit, frei und verantwortlich zu handeln und sich dabei an Gründen zu orientieren. Junge Menschen sind mehr als nur (potentielle) SportlerInnen und umgekehrt: junge SportlerInnen sind in erster Linie Menschen. Mag. Harald G. Kratochvila
Wir leben in einer politischen Welt und wir partizipieren an den Vorteilen politischer Stabilität. Der Mensch in der Gesellschaft ist vorrangig ein politischer Mensch – nach
Tom Oliveira
Sport ist nicht alles
Aleksandra Nikolova / youthphotos.eu
jung sein ... Interviews mit jungen Menschen
Ahmet, 15 Jahre, Lustenau Ich spiele seit 2003 aktiv bei Austria Lustenau Fußball. Ich treibe Sport, weil es mir sehr gefällt und weil ich mich dabei gut fühle. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal so gut zu werden, dass ich in einer Profimannschaft mitspielen kann.
Natalie, 18 Jahre, Lustenau Schon als kleines Kind fing ich mit dem Kunstturnen an und begann dann aber mit ca. zehn Jahren zu reiten, weil
der Leistungsdruck beim Turnen zu hoch wurde. Außerdem bekam ich noch Probleme mit den Bändern. Ich war lange beim Reitverein und spielte nebenbei begeistert Tennis, was ich bis heute noch mache.
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Daniel, 19 Jahre, Dornbirn Ich betreibe keinen Sport, da ich leidenschaftlich Trompete spiele und das ein enormer Zeitaufwand für mich ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Sport brauche, da ich mich auch ohne fit und vital fühle. Außerdem achte ich sehr darauf, dass ich mich ausgewogen ernähre.
Carina, 18 Jahre, Lustenau Ich denke, dass Sport vor allem für Jugendliche sehr wichtig ist. Einerseits dient er als Ausgleich zum Alltag, wie zum Beispiel der Schule, andererseits ist Sport auch gesund und man hält sich dadurch fit. Ich selbst habe bis vor kurzem in einer Mädchenmannschaft Fußball gespielt, beim SCB,
Johannes, 17 Jahre, Lustenau Ich fahre seit zehn Jahren Snowboard und ich bin immer noch mit vollem Elan dabei. Ich betreibe Sport, um Zeit mit meinen Freunden zu verbringen und weil es mir Spaß macht. Sport ist für mich sehr wichtig und ein Ausgleich zum täglichen Schulstress.
jedoch habe ich wegen der Matura nicht mehr die Zeit, um dreimal wöchentlich aufs Training zu gehen. Deshalb gehe ich ab und zu joggen oder nach draußen spazieren.
Stefanie, 18 Jahre, Lustenau Ich halte nicht viel von Leistungssportarten wie Handball oder Fußball, denn neben der Arbeit hätte ich gar nicht die Zeit dazu. Leider gibt es nicht viele günstige Angebote, wo man gelegentlich zum Spaß Sport machen kann. Entweder kostet es viel Geld, wie zum Beispiel Tanzen, oder es werden
extreme Leistungen erwartet. Ein bisschen Bewegung tut aber jedem gut, deshalb gehe ich auch mit meiner Arbeitskollegin gelegentlich ins Fitnessstudio.
Linda, 15 Jahre, Lustenau Ich bin nicht gerade ein SportFreak. Dass in der Schule Sport unterrichtet wird, finde ich jedoch super. Da macht
es auch wirklich Spaß, sich mit Freunden zu bewegen. Man kann Sport auch so gestalten, dass man Spaß daran hat, wie zum Beispiel mit guter Musik und mit einer kreativen Stundengestaltung. Was ich gar nicht mag, ist die Einstellung, die manche Sportler haben, dass es zum Beispiel beim Fußball nur ums Gewinnen geht! Sport sollte einfach Spaß machen!
Milos, 13 Jahre, Lustenau Ich habe mich nie wirklich für Sport interessiert. Daher habe ich auch nie eine Sportart aktiv ausgeübt. Ich bin eher ein gemütlicher Mensch und habe daher keine Lust, einem Ball nachzurennen oder irgendetwas anderes in diese Richtung zu
tun. Anstatt Sport zu treiben, verbringe ich die Zeit lieber sinnvoller mit Kollegen oder mit meiner Familie.
Das InterviewerInnen-Team vom CFY: Michaela, Christine, Murat und Julian
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Von einer Idee zur neuen
Trendsportart
Liebe LeserInnen, ihr werdet euch sicher fragen, was das „Riverboarden“ ist. Man kennt das Snowboarden, Skateboarden und Surfen, aber das Riverboarden ist nicht wirklich ein Begriff. In den folgenden Zeilen versuchen wir, euch einen Einblick in diese Sportart zu geben, die noch ganz am Beginn ihrer Entwicklung steht. Die erste Begegnung mit dieser Sportart hatten wir im Frühling 2004 in Innsbruck auf dem Inn. Pinzgauer Jungs warfen ein Brett ins Wasser, welches an einem Seil befestigt war. Kurz darauf bestieg auch schon der Erste das Brett. Gegen die Flussströmung und mit Hilfe des Steuerseiles machten die Pinzgauer wirklich lässige „Moves“. Wir mussten natürlich sofort auch auf dieses Brett rauf. Die Action, die da abging, war phänomenal. Eine Woche später wurde schon das erste eigene Brett in die Bregenzer Ache geworfen. Wir begannen, alle Faktoren, die für eine perfekte Riverboard Session notwendig sind, zu erkunden. Der Wasserstand der Ache wur-
de per Internet beobachtet, neue Bretter und neue Formen wurden ausprobiert. Im Frühsommer 2004 ging die erste spannende Riverboard-Session mit einem neuen Board über die Bühne. Der Wasserstand und die Strömung waren optimal, die Form des Boards genial. Jeder probierte, was mit dem Board möglich war. Die Begeisterung aller Beteiligten war groß. Viele Nachmittage wurden mit dem Riverboarden verbracht. Immer mehr Rider bestiegen das Board. Ebenso begann die Suche nach neuen Spots. Neben der Bregenzer Ache wurde der Inn in Innsbruck richtig oft gesurft, auch die Mur in Graz wurde auf die Spot-Liste aufgenommen. An den Boards wurde fleißig gebastelt. So entstanden in den letzten Jahren bereits sechs verschiedene Ausführungen. Die Begeisterung war so groß, dass wir uns entschlossen haben, auch anderen Leuten diesen Sport näherzubringen. Es gibt nichts Schöneres, als mitten in der Natur einen dynamisch strömenden Fluss zu surfen. Im Dezember 2006 konnte dann das erste „Riverboard Magazine“ präsentiert werden. Im Magazin wird das System genau erklärt, aber auch viele andere Themen, die uns interessieren, fanden ihren Platz. JedeR, der eine Stichsäge betätigen kann und ein paar alte Kletterseile zur Hand hat, kommt kostengünstig zu einem Board und kann, wie wir, diesen Sport genießen. Mehr Infos unter www.myspace.com/riverboarder_magazine
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Ich und mein
Sportunterricht
Sportunterricht war schon immer eines meiner Lieblingsfächer in der Schule. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen, weil Sport das einzige Lehrfach ist, bei dem man sich austoben und erholen zugleich kann, zum anderen, weil man seine motorischen Fähigkeiten sowie Charakter, Disziplin, Selbstbewusstsein und freilich seine Gesundheit stärkt und fördert. Leider sind zwei Stunden wöchentlich in der Oberstufe nicht ausreichend genug, um sich fit zu halten. Es empfiehlt sich aber als ideales Zusatztraining, wenn man sich auch außerschulisch sportlich betätigt. Mein persönlicher Sportunterricht ist sehr vielfältig gestaltet. Während im Winter die Stunden wetterbedingt ausschließlich in der Halle stattfinden, erfreuen wir uns bei wärmeren Temperaturen des Öfteren an leichtathletischen Stunden auf der Laufbahn. Nicht jedermanns Sache, jedoch konnte schon der/die eine oder der/die andere das Laufen für sich entdecken. Zudem werden einige läuferische Leistun-
gen in diversen Disziplinen benötigt, um das ÖSTA (Österreichisches Sport- und Turnabzeichen) mit Auszeichnung abzuschließen, was unserem Turnlehrer sehr am Herzen liegt. Da unsere Klasse nahezu geschlossen die gleiche Meinung in Sachen Lieblingssport teilt, kommt Fußball bei uns nie zu kurz. Trotz des Faktums, dass beinahe jede Woche Fußball gespielt wird, ist unser Sportunterricht sehr abwechslungsreich. Nicht zuletzt deswegen, weil wir auch zwei- bis dreimal im Jahr das Frei- bzw. Hallenbad besuchen. Ballspiele stehen in unserer Rangliste ganz oben – sei es Volley-, Hand-, oder Basketball – die Vielfältigkeit macht es aus. Da sind auch die paar Konditionstests zwischendurch, die uns mehr oder weniger unfreiwillig aufgedrückt werden, locker zu verdauen. Mein persönliches Anliegen wäre es, die Stundenanzahl für Sportunterricht aufzustocken, da es für mich ein idealer Ausgleich für die meist so trockenen bzw. stressvollen Schulstunden ist. Außerdem ist Sport und Bewegung eine signifikante Thematik der heutigen Jugend, die mittlerweile zunehmend von der virtuellen Welt abgedrängt wird. Lukas Holzer, 17 Jahre, BORG Götzis
13 Die pädagogische Bedeutung von Schulsport Der Schulsport stellt ein hervorragendes Lernfeld für heranwachsende Kinder und Jugendliche dar und soll ein positives Erlebnis in einer Gemeinschaft sein. Er beeinflusst die Persönlichkeitsentwicklung und unterstützt den Erziehungsprozess. Vielseitig vermittelt er Freude an der Bewegung und am gemeinsamen Sporttreiben, gibt wichtige Reize für die körperliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit und schafft die Basis für gesundheitsorientierten, lebensbegleitenden Sport.
Umfassende Gesundheitserziehung Die Bedeutung des Sports und damit auch der Wert des Unterrichtes aus Bewegung und Sport in der Schule ist in der heutigen bewegungsfeindlichen Gesellschaft größer als je zuvor. Die Ursachen für die schlechte gesundheitliche Verfassung einer Großzahl von Kindern und Jugendlichen (und in der Folge auch der Erwachsenen) ist in vielen Fällen der akute Bewegungsmangel im täglichen Leben. Im Sinne einer umfassenden Gesundheitserziehung hat hier die Schule, wie auch in vielen anderen Bereichen der Erziehung, die Aufgabe, vorhandene Defizite auszugleichen, Versäumnisse des Elternhauses wettzumachen, aber auch bereits vorhandene positive Muster zu verstärken. Doch Sport ist nicht nur Prophylaxe im gesundheitlichen Sinn, so wichtig dieser Aspekt auch ist. Es ist vielmehr angebracht, den Bewegungsund Sportunterricht in der Gesamtheit des Erziehungsund Bildungsauftrags der Schule zu sehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen im Zusammenhang mit Spiel, Bewegung, Wetteifern und dem Erfahren ihrer „Körperlichkeit“ in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung gefördert werden. Sport ist mehr als nur Motorik. Er umfasst den Menschen
in seiner Ganzheit, auch Geist und Seele. Aus einer ganzheitlich pädagogischen Sicht ist eine vielseitige Bewegungserziehung Teil der gesamten Persönlichkeitserziehung und fördert eine breite Leistungsbereitschaft, Körperbewusstsein und Ausdrucksfähigkeit, Einsatzwillen, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Überwindung, Teamarbeit, Verzicht, Übernehmen von Verantwortung und Erfahrung der eigenen Frustrationsgrenze. Sportliche Aktivität vermittelt durch vollbrachte Leistungen – in welcher Form und auf welchem Niveau auch immer – einen positiven Gefühlzustand. Erfolgserlebnisse bringen ein den ganzen Menschen umfassendes Wohlbefinden, stärken das Selbstbewusstsein, erhöhen den Selbstwert und erzeugen Gefühle der Zufriedenheit mit sich selbst, ein Bewusstsein, das der junge und auch der ältere Mensch in unserer gehetzten Wohlstandsgesellschaft dringend brauchen.
Von Spaß und sinnerfüllter Freizeitgestaltung Erlebt einE SchülerIn in der Schule einen vielseitigen auch mit Spaß und vielen Erfolgserlebnissen verbundenen Sportunterricht, dann ist sie/er bestens gerüstet, außerhalb und nach der Schule in einer sinnerfüllten Freizeitgestaltung Sport zu betreiben und dadurch für ihr/sein weiteres Leben Vitalität, Gesundheit, Selbstwertgefühl und damit Lebensqualität zu gewinnen. Die Schule hat die Chance, diese Ziele mit den SchülerInnen zu erreichen, wenn sie die zur Zeit gegebenen Möglichkeiten sinnvoll nützt: Ein gezielter freudvoller Unterricht, beginnend bereits im Grundschulalter, denn hier werden die Weichen gestellt, Nutzung von unverbindlichen Übungen, besonders auch für motorisch Minderbegabte, Durchführung von Schulveranstaltungen mit sportlichen Inhalten, unbedingter Verzicht von Kürzung der Stunden aus Bewegung und Sport im Rahmen der Schulautonomie, Wahrnehmen der Angebote der Lehrerfortbildung und auch Teilnahme an den zahlreich angebotenen Schulwettkämpfen. Und nicht zu vergessen: Über allem soll Freude und Spaß stehen! Mag. Berchtold Conny, Fachinspektor für Bewegungserziehung und Sport im Landesschulrat Vorarlberg
Lebensschule Sport Dieser Weg war nicht vorgeplant oder vorgegeben. Der Boden dafür waren übliche sportliche Freizeitaktivitäten innerhalb der Familie und Sportangebote in unserem Dorf. Sein schibegeisterter Vater und der Schiklub erweckten wohl bei ihm die Begeisterung, die Liebe zur Bewegung und das bis heute anhaltende „innere Feuer“ – eine Leidenschaft für diesen Sport, welche Voraussetzung ist, den Weg des Leistungsportes zu beschreiten. Und das ist ein grundsätzlich anderer. Es verändert die gesamte Familienstruktur, den gesamten Alltag, ist verbunden mit viel Lachen und Lernen und bringt Lebendigkeit ins Haus. Jugendliche lernen mit Niederlagen und Siegen umzugehen, lernen ständig, ihre körperlichen Grenzen neu zu definieren, diskutieren viel untereinander – zuletzt auch über die schrecklichen Unfälle, die es gerade im Schisport zu bedauern gibt. Das beschäftigt sie abends dann auf den Trainingslagern, sie sprechen darüber (wohl auch, um ihre eigenen Ängste damit zu überwinden). Das heißt, sie entwickeln auch untereinander eine Kultur des Miteinanders, auch wenn sie dann bei den Rennen wieder zu „Einzelkämpfern“ werden. Leistungssport ist aber auch verbunden mit Verzicht, oft auch mit momentanem Frust. Der Zusammenhang zwischen sportlichen und schulischen Erfolgen ist offensichtlich und motivierend und „Ich-stärkend“ zugleich. Was sind denn nun die Schwierigkeiten oder Schattenseiten? Für meinen Sohn meine ich – außer den momentanen Verzicht- und Frusterlebnissen – keine, ansonsten wäre er in seinem Alter auch nicht mehr bereit, dies auf sich zu nehmen. Oft wird ja gemutmaßt, dass überehrgeizige Eltern dahinter stünden und ihre eigenen Wünsche und Sehnsüchte in ihre Kinder hineinprojizieren. Das mag im Einzelfall vorkommen, aber ohne die ureigne Passion des Jugendlichen selbst, sind auch überehrgeizige Eltern machtlos. Aber ohne Ehrgeiz des Jugendlichen, ohne das „Selberwollen“ geht es nicht und spätestens mit Beginn der Pubertät wird der Jugendliche streiken. Die Schattenseiten betreffen wohl eher die Begleiter. Bei aller Förderung und Unterstützung muss vorausschauend ein Szenario für einen versöhnlichen Ausstieg im Blick gehalten werden. Felix hat viele gute „Nicht-Schifreunde“, welche ihm darüber hinweg helfen werden, wenn er kein zweiter Hermann Maier wird, und die schulischen Ziele sind und bleiben wichtig. Es überwiegen also doch, wenn ich ein Resümee ziehe, die positiven Dinge. Für mich ist es eine gute Lebensschule, auch wenn Ängste und Sorgen (z.B. vor Unfällen) vorhanden sind, aber welche Mutter eines pubertierenden Sohnes hat keine Ängste? Dies gehört wohl mit dazu. Felix wird demnächst 15 Jahre alt und wünscht sich zu seinem Geburtstag nur eines: Eine Riesenparty, bei der er „festen“ kann solange er will – und wenn es die ganze Nacht ist. Das werde ich ihm gern erfüllen! G. Seifert – ihr 15-jähriger Sohn Felix trainiert im Vorarlberger Schikader
Alles ist möglich
Kommentare
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Mein Name ist Philipp Bonadimann und ich bin 27 Jahre alt und sitze seit 1998 nach einem schweren Motorradunfall im Rollstuhl. Ich war 18 Jahre alt, ein junger sportlicher Typ, der Fußball gespielt hat und Mountainbike fuhr, als sich durch den Unfall mein Leben komplett änderte und ich vor einer völlig neuen Situation stand. Die diagnostizierte Querschnittslähmung konnte mir jedoch nicht alles nehmen. Nämlich den Sport, meine Familie und meine Freunde. Ich habe bald darauf wieder begonnen, mich sportlich zu betätigen. Ich begann Rollstuhlbasketball zu spielen, Handbike und Monoski zu fahren. Gerade das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten hat mir zu diesem Zeitpunkt sehr gut getan. Im Jahr 2006 habe ich mit meinen Teamkollegen des RC-Enjo Vorarlberg (www.rollstuhlclub.at) am Race Across
America – dem härtesten Langstreckenrennen der Welt (Nonstop mit dem Fahrrad von der Westküste zur Ostküste der USA) mit dem Handbike teilgenommen. Wir haben dieses Rennen in einer neuen Rekordzeit von 10 Tagen und 12 Minuten beendet (www.raam2006.at). Es ist alles möglich, auch wenn man mit einer Behinderung lebt! Das Wichtigste ist jedoch nach einem Schicksalsschlag, dass man den Kopf nicht in den Sand steckt, sondern einfach weitermacht und nach vorne blickt. Hier kann eine sportliche Betätigung sehr hilfreich sein und viel zu einer besseren Lebensfreude und auch zu einem allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Philipp Bonadimann
Diskurs stellt Fragen zur Diskussion
Statements von Fachpersonen zu ausgewählten Fragestellungen 1. Welche Rolle spielt Sport in deinem Leben?
Hier ist auch Ihr Standpunkt gefragt: Welche Position und Haltung haben Sie bei diesen Fragen? Teilen Sie Diskurs Ihre persönliche Sichtweise mit unter redaktion@jugend-diskurs.at
Eva Wildauer Volleyballerin, Blum VBC Höchst, 2. Bundesliga Alter: 25 Sport bedeutet für mich: Spaß, Bewegung und Ausgleich zum Arbeitsalltag Mein Sport-Idol ist: Carry Walsh
1. Sport spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Seit 14 Jahren bin ich aktive Sportlerin und merke immer wieder, dass ein Leben ohne Sport nicht geht! Mindestens 3x2 Stunden unter der Woche Training bedarf einer guten Organisation und Nachsichtigkeit beim Chef. Zusätzlich am Wochenende Meisterschaftsspiele oder Turniere – da müssen öfter mal andere Dinge zurückgesteckt werden. Sport zu betreiben ist einfach mit hohem Zeitaufwand verbunden, aber das Positive überwiegt! Klar, ich verdanke sogar meinen Beruf dem Sport. Zur Erklärung: Ich habe Ernährungswissenschaften in Wien studiert und als ich wieder ins Ländle kam, war ich mir nicht sicher, wo mein Platz in der Vorarlberger Arbeitswelt sein würde. Durch glückliches Zusammenspiel mehrerer Faktoren und der Tatsache, dass ich selbst Sportlerin bin, bekam ich meinen Traumjob beim Sportservice Vorarlberg: Dort stehe ich Sportlern zur Verfügung, falls es Fragen im Bereich der Ernährung gibt! Somit ist mein Leben nicht nur durch die eigene sportliche Betätigung, sondern auch beruflich durch Sport geprägt.
1. Der Sport, in meinem Fall vor allem der Fußball, ist ein stän-
Benjamin Fogarasi Fanclub Rivella SC Bregenz Alter: 20 Sport bedeutet für mich: Emotion, Einsatz, Zusammenhalt Mein Sport-Idol ist: Keine bestimmte Person, Sportler die sich für Ihre Verein verausgaben und nicht nur auf den größtmöglichen eigenen Profit achten.
diger Begleiter von mir. Wenn auch nur ab und zu selbst aktiv mit Freunden, bin ich passiv, als Fan, mit meinen Gedanken immer irgendwie „beim Spiel“. Egal, ob es um die Organisation von Auswärtsfahrten, Choreographien, neue Kleidung oder Fahnen für unsere Fangruppierung geht, Spielszenen von Spielen der letzten sieben Jahre in meinen Gedanken kreisen oder ob ich über die aktuelle Situation der Mannschaft bzw. Ihre Leistungen nachdenke. Einen Teil meines täglichen Lebens beherrschen diese Gedanken. Leben fürs Wochenende, für das nächste Spiel. Kurz gesagt „lebe“ ich meinen Verein. Aber auch für den Fußball im Allgemeinen und andere Sportarten ist mein Interesse groß. Eishockey, Tennis (auch aktiv), American Football und Handball werden von mir von Zeit zu Zeit live besucht bzw. im Fernsehen verfolgt. Kein Tag ohne Sport sozusagen.
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2. Welche Bedeutung haben aus deiner Sicht als Sportlerin/als Fan Sportveranstaltungen?
3. Wie beurteilst du die Verantwortung von (Spitzen-)SportlerInnen im Sinne ihrer Vorbildwirkung auf junge Menschen?
2. Sportveranstaltungen haben mehrere Vorteile: erstmals ist es zumindest für mich schon wichtig, sich mit anderen zu messen um seine eigene Leistung einstufen zu können und zu wissen, wo man steht. Man sieht, ob das Training Sinn macht und woran man noch arbeiten muss. Aber das Schönste bei Wettkämpfen ist natürlich eine gute Leistung zu zeigen, über sich hinaus zu wachsen und zufrieden vom Platz gehen zu können. Einen weiteren Vorteil von Sportveranstaltungen sehe ich in der Präsentation der eigenen Sportart, um vielleicht Kinder und Jugendliche zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Also ich finde Sportveranstaltungen sind die beste Werbung für Sport und können somit den Nachwuchs bereichern. Ein letzter wichtiger Punkt fällt mir noch zu Sportveranstaltungen ein: Es ist immer wieder eine Herausforderung, auf den Punkt seine Leistung abrufen zu können. Das ist für mich immer das Schwerste, denn um es zu schaffen, reicht Training allein nicht aus ... Es ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren!
3. Gerade Sportler, die schon länger aktiv sind, sollten wis-
2. Die Bedeutung des Sports, besonders die des Fußballs, liegt zu einem großen Teil in der Zusammenkunft verschiedener Menschen und Kulturen bzw. verschiedener Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Dass sie sich in einem sportlichen Wettkampf messen, rückt in vielen Situationen in den Hintergrund, und die reine Freude am Sport/am Spiel steht im Vordergrund. Durch meine Fangruppierung und die damit zusammenhängenden zusätzlichen Anstrengungen abseits des Stadions werden auch die losen Bekanntschaften von den einzelnen Spielen mit den Aktivitäten davor und danach verstärkt und zu echten Freundschaften. Man kann seine Kreativität ausleben, mit den großen Choreographien der Mannschaft noch den letzten Motivationsschub geben und so nebenbei den anderen Zusehern ein Spiel noch ein bisschen mehr zum Erlebnis machen.
3. Alle Sportler von heute, jedoch speziell die in den Medien
sen, wie der Hase läuft und den Jüngeren ein gutes Vorbild sein. Denn es ist bewiesen, dass der Mensch das meiste über Vorbildwirkung erlernt und das Vorgelebte nachahmt. Dessen sollte man sich einfach bewusst sein, jedoch befürchte ich, dass auch viele Spitzensportler ihre Verantwortung nicht so ernst nehmen. Andererseits finde ich es erstmal wichtiger, die Kinder und Jugendlichen vom Fernseher und der PlayStation weg zu holen und zu mehr Bewegung zu bringen. Dafür sind in erster Linie die Eltern verantwortlich, die ihren Sprösslingen einen Lebensstil vorleben sollten, der sie motiviert, den Spaß an der Bewegung zu finden.
ständig präsenten Spitzensportler, sind in gewisser Weise Vorbilder. Für die ihnen nacheifernden Jungsportler und für Millionen junger Kinder, die sie im Fernsehen betrachten. Speziell den Jüngeren sollte die eigentliche Freude am Sport näher gebracht werden. Sich zusammen sportlich zu betätigen. Wenn dann in den Nachrichten Meldungen über Dopingskandale, Millionentransfers und die Namenvermarktung verschiedener Stars zu sehen sind, kann leicht ein falscher Grundeindruck vom Sport entstehen. Dass in diesem – sehr negativ betrachtet – „kommerziellen Dopingpfuhl“ noch Sport betrieben wird, interessiert dann wohl die wenigsten. In diesem Sinne wäre eine Entwicklung „Back to the Roots“ sehr wünschenswert. Die Besinnung zu den Grundsätzen des Sports. Denn wenn man seinen Bekanntheitsgrad mehr durch Werbung als durch seine sportlichen Leistungen steigert, sollte sich jeder Sportler selbst Gedanken machen.
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„Vorarlberg bewegt“
– mehr als nur ein Slogan
Herr Keßler, seit etwa zwei Jahren existiert „Vorarlberg bewegt“ als Idee – was steckt hinter diesen Schlagworten – insbesondere unter dem Fokus „Jugend“? Vorarlberg bewegt ist entstanden aus der Tatsache, dass Bewegungsmangel immer mehr zunimmt – auch bei jungen Menschen. Doch gerade die jungen Menschen sollten sich viel bewegen, sollten Spaß an Bewegung und an Begegnungen mit ihrem Körper haben und nicht nur in einem Zimmer vor einem
Computer sitzen. Ein Mensch, der körperlich beweglich ist, ist ein ausgeglichener Mensch, der auch geistig flexibel und auch im Leben allgemein beweglich ist. Vernetzt zu denken, vernetzt zu handeln, das sind Stärken, die auch von jungen Menschen immer mehr gefordert werden. Doch diese Stärke zu entwickeln und einsetzen zu können, erfordert Fitness in einem ganzheitlichen Sinn. Bei „Vorarlberg bewegt“ geht es darum, Bewegung als Kultur erkennbar zu machen. Es geht darum, Bewegung und Fitness zu „kultivieren“. Dieses Projekt bietet (jungen) Menschen die Möglichkeit,
sich diese Kultur anzueignen. Wichtig ist uns dabei Folgendes: Es geht nicht um Schönheit bzw. Körper-Ideale. Es geht um ein Sich-Wohlfühlen, in dem der Mensch sich durch Bewegung und natürlich auch durch gesunde Ernährung fit fühlt. Es geht also um Bewusstseinsbildung – insbesondere durch die Methoden von Öffentlichkeitsarbeit mit dem Anspruch auf Nachhaltigkeit. Wie wird dem Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung getragen? Richtig, es geht um Bewusstseinsbildung auf eine sympathische Art und Weise. Menschen sollen erkennen, dass
19 Nachhaltigkeit ist die Ausbildung zum/zur kommunalen GesundheitsmanagerIn in Kooperation mit dem aks. Welche konkreten Anlässe bzw. Entwicklungen in Vorarlberg ließen die Idee zu „Vorarlberg bewegt“ entstehen? In Vorarlberg wurde bisher sehr stark der organisierte Sport gefördert, z.B. eben Sportvereine. Doch nicht alle VorarlbergerInnen sind in Verbänden oder Vereinen aktiv. Der Aspekt „Bewegung als Kultur“ kann beim Sport mitunter verloren gehen, denn Sport hat vielfach auch mit „Auslese“ zu tun. Es geht um Leistung und Talent. Der/Die Beste bekommt Anerkennung. Doch nicht jeder Mensch will Leistung im Sport erbringen oder hat auch das notwendige Talent, um „gut“ zu sein. Dennoch hat jeder Mensch das Recht zu erfahren, wie wichtig Bewegung ist. Politik kann naturgemäß vielfach nur „Reagieren“ – mit diesem Projekt hat die Politik in Vorarlberg zu einem Zeitpunkt begonnen Zeichen zu setzen, wo es noch nicht
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Bewegung etwas sehr Natürliches und Wichtiges ist. Es geht um ein normales Maß an Bewegung und um eine gesunde Ernährung. Es geht nicht um teure Trendsportarten und teure Ausrüstungen. Ziel ist es, dass Menschen erkennen, dass Bewegung nicht ein Pflichtprogramm, sondern vielfältig und schön ist. Die Nachhaltigkeit wird durch Aktionen und Maßnahmen erreicht, die systematisch aufeinander abgestimmt und aufbauend sind und in Systemen verankert werden. Beispielsweise hat eine vergleichende Fitnessstudie aus dem Jahr 1996 und aus dem Jahr 2007 ergeben, dass Vorarlbergs SchülerInnen (11 bis 13 Jahre) heute um 17 % weniger fit sind. Aufbauend auf diesem Ergebnis haben wir Fitness-Karten entwickelt, die LehrerInnen im Sportunterricht unkompliziert einsetzen können, um mit ihren SchülerInnen lustvolle und spaßorientierte Übungen machen zu können, die genau auf die fehlende Fitness aufgrund von Bewegungsmangel eingehen. Eine weitere Maßnahme im Kontext von
um die Korrektur von Mängeln geht, sondern darum, bewusste Aktionen zu setzen. Stichwort „Freiräume“ für Jugendliche – Viele junge Menschen wünschen sich für ihre Freizeitgestaltung frei zugängliche Sportplätze. Wie sehen Sie dieses Bedürfnis? Das Bedürfnis ist sehr gerechtfertigt! Alle Sportplätze und Turnhallen, die in Vorarlberg gebaut wurden, sollten für junge Menschen frei zugänglich sein. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Aktion „Chill & Move“ in Bregenz. Da werden jeden Samstag und Sonntag Hallen und Plätze für Jugendliche geöffnet, wo sie sich bewegen und austoben können. Und Name: Martin Keßler bei der Diskussion rund um Alter: 47 Jahre Zugang zu Sportplätzen für Funktion: Leiter des Sportreferats im Amt der VorarlberJugendliche können und ger Landesregierung dürfen nicht mögliche damit Hobbies: Laufen und Politik einhergehende Probleme im Folgende drei SchlagworVordergrund stehen. Es geht te beschreiben mich: „Verrückt“, Gradlinig, Loyal darum, jungen Menschen Sport und Bewegung bedie Möglichkeit zu geben, deuten für mich: unverBewegungskultur zu erleben zichtbare Begleiter meines und auszuleben und BeweLebens gung als Kultur überhaupt erst wahrzunehmen. Dieses Wahrnehmen ist nur über das aktive Erleben möglich. Jeder junge Mensch sollte sich optimal entwickeln können, und da gehören Bewegung und Freiräume dazu. Auch die Natur und öffentliche Plätze allgemein sind solche Freiräume und Jugendliche haben das Recht, sich dort aufzuhalten. Vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Mag.a Sabine Liebentritt
Am Ball bleiben
– Fußball gegen Gewalt
Der Fußballplatz als Plattform, um fürs Leben zu lernen Rechtzeitig zur Fußball-EM: „Am Ball bleiben – Fußball gegen Gewalt“ nennt sich ein Präventionsprojekt1 des Culture Factor Y (CFY), welches gemeinsam mit dem Full House Lustenau und der KOJE umgesetzt wird. Vorurteile abzubauen und neue Freundschaften über jede Gegnerschaft im Kampf ums runde Leder hinaus zu fördern schweißt im CFY eine Truppe Jugendlicher zusammen – voll motiviert, gegen die Gewalt gemeinsam am Ball zu bleiben. Hakan (17 Jahre), Fathi (16 Jahre) und Murat (14 Jahre) machen beim Projekt aktiv mit. Warum machst du beim Projekt mit und was gefällt dir? „Ich denke es ist gut, etwas gegen Gewalt zu tun. Wir lernen, dass man Probleme auch mit Reden lösen kann und nicht immer gleich schlagen muss.“ „Weil ich denke, es wird lustig, und ich gerne Fußball spiele. Viele Freunde und Kollegen sind im Team und man kann nicht so oft mit Kollegen so spielen.“ „Ich finde es voll interessant, dass wir über das Thema „Gewalt und Aggression“ sprechen und will wissen, was dort gesagt wird. Seit es im Factor Projekte gegen Gewalt gibt, sind auch fast keine Schlägereien mehr, und das find ich gut“ Finanziert im Rahmen von niederschwelliger Jugendsozialarbeit im offenen Handlungsfeld durch die Jugendwohlfahrt des Landes Vorarlberg.
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Es geht auch anders Gewalt, die auf Fußballplätzen oft an der Tagesordnung ist, ist vermeidbar. Davon sind die OrganisatorInnen des Projekts – Kerstin Kromer, Silke Zucali und Roman Zöhrer – überzeugt. Sie konnten eine überraschend große Gruppe Jugendlicher motivieren, dagegen auch anzukämpfen. Hauptsächlich auf dem Spielfeld, wobei es nicht nur ums Tore schießen geht, sondern um andere klare Ziele: • Die Frustrationstoleranz der Jugendlichen erhöhen, • den Umgang mit Aggressionen lernen, • gewaltfreie Kommunikation lernen und anwenden, • einander besser verstehen lernen trotz Gegensätzen, • eigene Gewalterfahrungen in Einzel- und Gruppengesprächen aufarbeiten, reflektieren und friedliche Handlungsalternativen erproben.
Zahlreiche Wechselwirkungen
Unterstützt wird dieses Projekt vom Sport- und Jugendreferat Vorarlberg, Gemeinde Lustenau Sport und Jugendreferat, koje Vorarlberg, Kinder in die Mitte, Full House Lustenau, Fruchtsaft Pfanner Austria, FC Lustenau, Austria Lustenau, Cashpoint SC Rheindorf Altach, ORF Vorarlberg, Fußball gegen Gewalt, Vorarlberger Fußballverband, Wann & Wo / DIE JUNGE ZEITUNG, ARGE Österreichische Jugendzentren, Sport Hollenstein Lustenau, FairPlay/Football Against Racism in Europe und der Österreichischen Fußball-Bundesliga
Weniger Aggressivität und geringere Gewaltbereitschaft beeinflusst damit auch das Verhalten im Alltag, in der Schule, im Job und in der Familie. Nach vielen Gruppen- und Einzelgesprächen, Reflexionen der Sitzungen und natürlich den zahlreichen Kicker-Trainings wird mit den Teilnehmern auch eine Abschlussveranstaltung geplant und durchgeführt.
Einfaches Prinzip – große Wirkung Das simple zugrunde liegende Prinzip: Weil Jugendliche ihre persönlichen Stärken einbauen können, wird ein vertrauensvoller, offener Zugang zum Thema Gewalt ermöglicht. ALSO: Wer die Nase voll hat von Gewalt – zum Mitmachen oder für weitere Infos einfach melden im CFY bei Silke, Kerstin oder Roman unter office@cfy.at
EM-Public Viewing
Alex KrauseYouthphotos.eu
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im Ländle
Bludenz Fußball EM 2008 - Public Viewing 7. – 29. Juni 2008 Bludenz, Nova Bräu - Areal
Lochau
Lustenau
Coca Cola Fantour 14. Juni 2008 Lochau, Zentrum
Public Viewing 21. – 29. Juni 2008 jeweils ab 20.00 Lustenau, Blauer Platz
Schruns EM – Vorführungen – Public Viewing 16. – 29. Juni 2008 Aktivpark Schruns (Bei Schlechtwetter in der Kulturbühne in Schruns)
Dornbirn
Gaschurn
Hohenems
Highlights EM 2008 – Public Viewing Freizeitpark „Mountain Beach“
Coca Cola Fantour 13. Juni 2008 Hohenems, Schlossplatz
Bregenz Fußball - EM 2008 07. – 29. Juni 2008 Bregenz, Seebühne
Public Viewing 15. – 29. Juni 2008 Dornbirn, Marktplatz
Frastanz Coca Cola Fantour 12. Juni 2008 Frastanz, Zentrum
Rankweil Public Viewing 15. – 29. Juni 2008 Rankweil, Festzelt am Marktplatz
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Mein persönliches
Sporttagebuch
Ein Kommentar von der anderen Seite.
Als ich vor einigen Tagen die Anfrage auf meiner Mailbox hatte, ob ich einen Artikel zum Thema „Sport“ schreiben würde, machte ich innerlich einen – mindestens 1,5 m hohen – Luftsprung, reckte die Arme in die Höhe und rief: „Strike! Geschafft!“ Mein Gegenüber im Kaffeehaus sah mich etwas verwundert an. „Ich habe gesiegt, es geschafft. Ich bin gut. Ich habe gewonnen!“ war die einzige Erklärung, die ich meinem Gesprächspartner geben konnte. 20 Jahre früher. 1987. Turnsaal. Muffige Stoffbeutel, die nach Schweiß und T-Shirtstoff riechen. Holzbänke, quietschende Linoleumböden. Böcke. Seile. Liegestütze. Lehrpersonen mit Trillerpfeifen. Völkerball. Ich immer die Letzte. Diese Scham, bei der Mannschaftsauwahl immer eine der „Übriggebliebenen“
zu sein, die niemand im Team haben will. Zum Schluss der jämmerliche Triumph, dass es noch jemanden gab, die oder der noch schlechter war. Beim Wandertag dann aber gerne die Letzte, trödelnd hinter der Begleitperson – wenn nicht gerade Frühling war und ich wegen Asthma und Heuschnupfen nicht dabei sein konnte.
Ein Teil einer Lebenshaltung Soviel zu meinen Anfängen. Ich habe Sport wirklich gehasst. Ehrlich. Heute ist das anders. Gut, ich bin immer noch nicht diejenige, die den 7.000er-Gipfel erklimmt. Auch wenn ich bei einer meiner Wanderungen – die inzwischen zu meiner Leidenschaft gehören – am Gipfelkreuz in der Wiese liege, die Augen schließe und mir vorstelle, dass ich beim nächsten Mal eine Tour mit Klettersteig auswählen könnte, mich abenteuerlich in einer Wand hängen oder leichtfüßig wie ein Reh über Feld, Wald und Fluss springen sehe ... Sport ist – in meiner ganz persönlichen, 37-jährigen Geschichte – eine ganz eigene Kategorie geworden, ein Teil einer Lebenshaltung, der ich Zeit, Gedanken und Tun widme. Sich über Sport so viele Gedanken zu machen, kann vielleicht auch nur einer Asthmatikerin einfallen. Aber Sport ist einfach
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Vgl. Emma – Juli/August 2004. „Athletinnen auf dem Olymp“
mehr als Muskeln, Sehnen bewegen und „tief durchatmen“: Leistungssport, Breitensport, Denksport, Mannschaftssport, Internetsport, ZuschauerInnensport. Sport als Teil der menschlichen Kultur – eine Definition, die weit über die rein mechanische Körperbewegung hinausgeht. Ist es nun das Messen der eigenen Leistung, geht es darum, der/die Beste zu sein, besser als andere – oder etwa doch gemeinsam mit anderen, etwas Ungewöhnliches zu leisten, geht es überhaupt um Leisten oder nur um das Spiel, das Vergnügen, als Ausgleich zur Monotonie eines geschäftigen Alltags? Bietet Sport Zerstreuung oder sogar Erkenntnis?
Meine erste „glückliche“ Begegnung mit Sport hatte ich beim Yogakurs. Glücklich deshalb, weil ich mich danach einfach gut fühlte. Entspannt und gut gelaunt, zufrieden. Da erzählte mir mein Körper, dass er doch zu mehr fähig war als gestresst täglich sieben Stunden in einer Schulbank zu sitzen. Zuvor hatte ich ihn – meinen Körper – eher als eine nervige Beigabe gesehen, die ich von einer Sitzgelegenheit zur nächsten schleppte. Ich war damals 13. Und genau so wie viele 13-jährige Mädchen auch heute. Und auch da zeigt sich eine Dimension des Sportes: in der Geschlechterzuordnung von Bewegung, Stärke und Ausdruck. Ich erlaube mir zu pauschalisieren: Frauen gehen ins Fitnesscenter um schön zu sein, joggen um keine Orangenhaut zu bekommen. Fokussiert auf körperlichen Makel, der dadurch aufgehoben werden soll. Und Männer? Wenn sie in Strumpfhosen den „Sterbenden Schwan“ tanzen, dann sind sie sicher schwul. Ansonsten fahren sie schnelle Autos oder Motorräder, besteigen die höchsten Berge, radeln einmal um die Erde oder durchkreuzen die Weltmeere auf einem Surfbrett.
Wie viele (sichtbare) Muskeln verträgt ein weiblicher Körper? Colette Dowling, freie Autorin und scharfe Beobachterin weiblicher Befindlichkeiten beschreibt in ihrem Buch „Hürdenlauf“ den „Mythos von der (angelernten) weibli-
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Sich ganz einfach gut fühlen
chen Schwäche.“ Aktive Frauenkörper müssen sich oft noch Begriffen wie „Vermännlichung“ oder „Mannweib“ gefallen lassen. Oder auf den Sportseiten spitze Bemerkungen über ihr neues Trikot. Ich möchte da nicht falsch verstanden werden: Männern geht es da nicht besser. Wer sich aus den Kategorien von „sportlicher Männlichkeit“ lösen will, ist mit ähnlichen Bildern konfrontiert, denn – wer lässt sich schon gerne als Weichei bezeichnen, nur weil er lieber zum Jazzdance geht, anstatt Bodybuilding zu betreiben, um wie „Schwarzenegger“ auszusehen?!
Olympiade frauenfrei? Und wer trifft sich im Schachklub? Auch die Geschlechterfrage hat eine sportliche Dimension. In der Antike war die Olympiade frauenfrei. Frauen wurden nicht einmal als Zuschauerinnen geduldet.1 In Hinblick auf die kommende „Euro 2008“ lässt sich auch am Thema Fußball sehr gut beobachten, wo sich Mitteleuropa diesbezüglich derzeit bewegt. Sport ist ein Ausdruck in der Welt. Wir schaffen uns dadurch neue Erfahrungen mit uns und unserer Umgebung. Wir treten in Kontakt mit unserer Stärke, Kraft und schaffen einen neuen „Spielraum.“ Durch Sport hat sich mein Blick auf vieles verändert. So, jetzt muss ich abschließen. Ich gehe heute zum ersten Mal klettern. Man sieht sich! Mag.a Alexandra Abbrederis
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Tischfußball Integration durch Sport In der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) bzw. im Jugendtreff Arena und im Jugendzentrum Vismut sowie in beinahe allen Vorarlberger Jugendhäusern sind viele Jugendliche, die sich für den Tischfußballsport interessieren. Damit die Jugendlichen ihrem Interesse nachgehen können, gibt es allein schon in den Dornbirner Jugendtreffs fünf Tischfußballtische. Um ihren Sport auch auf hohem Niveau ausüben zu können, sind diese Tische seit 2003 auch WM-tauglich. In jedem Jugendzentrum steht mindestens ein Tischfußballtisch und die meisten Jugendlichen spielen auch oft und gerne. Durch die sozial-integrative Wirkung des Sports sollen MigrantInnen und Jugendliche mit österreichischer Muttersprache zusammengeführt werden. Tischfußball ist für jedeN machbar, weil man keine Ausrüstung dafür braucht, wie bei vielen anderen Sportarten. Es besteht keinerlei Verletzungsgefahr, weil er auch keine Berührung des Gegners/der Gegnerin erfordert. Man braucht keine Szene-Klamotten, um diesen Sport ausüben zu können, es gibt auch keine Altersbegrenzung: Ob jung oder alt, jedeR kann Tischfußball spielen. Diesen Sport kann man im Einzel oder Doppel betreiben, daher braucht man nicht unbedingt eine Mannschaft. Es ist keine Halle erforderlich und die Jahreszeiten spielen darüber hinaus auch keine Rolle, denn sowohl im Sommer als auch im Winter kann gespielt werden. Gefördert werden sollen die spielerischen Fähigkeiten,
der Teamgeist und die Kommunikation. Im Mittelpunkt sollen weniger die Erfolge und die Leistung stehen, sondern viel mehr der Austausch zwischen den SpielerInnen und das gegenseitige Kennen lernen. Ebenfalls hat sich herausgestellt, dass Tischfußball eine sehr integrative Sportart ist. Es wird von den meisten Jugendlichen sehr gerne gespielt und eignet sich daher zur Zusammenführung von MigrantInnen und Jugendlichen mit österreichischer Muttersprache. Wie in jedem Sport braucht man beim Tischfußball Kondition, Feingefühl, koordinierte Bewegungen und gute Nerven. Vom Kneipenspiel zur Professionalität, Tischfußball hat heute TraCihan An ist Jugendarbeiter dition. in der offenen Jugendarbeit Eine große Tischfußballgein Dornbirn und türkischer Abstammung. Er spielt seit zehn meinschaft hat sich mittlerJahren Tischfußball, hat schon weile in Vorarlberg zwischen an mehreren Weltmeisterden Jugendlichen gebildet, schaften teilgenommen und was mich sehr freut und gegilt als einer der besten Spieler Vorarlbergs. 2005 hat er eine meinsame Turnierbesuche im Diplomarbeit zur sozial-inteIn- und Ausland finden großen grativen Wirkung des TischAnklang. fußballsports geschrieben, in Früher war Tischfußball ein der er das Integrationsprojekt „Tischfußball“ beschreibt. Sport, den niemand machen wollte, heute boomt Tischfußball auf der ganzen Welt. Eines ist mir klar und bestätigt sich immer wieder: Tischfußball verbindet. Egal, woher man kommt und ob man alt, jung, reich oder arm ist. Es ist ein toller Sport, der, davon bin ich überzeugt, seinen Platz in unserer Gesellschaft finden wird. Cihan An
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Aus der Jugendarbeit Der Ball ist rund ... ... oder warum Kathi nur Fußball im Kopf hat!
frau spielt besser fußball als man(n) denkt. SC Rivella Bregenz Damen ist Meister Regionalliga West Damen 2006 und VFV Cupsieger 2005 und 2006
Das Mädchenzentrum Amazone verwirklichte 2006 im Rahmen des Projektes „Steiler Konter, wir sind auch dabei“ ein Projekt zum Thema „Mädchenfußball“. In Zusammenarbeit mit dem Frauenteam von SC Rivella Bregenz wurde das Thema „Mädchen-/Frauenfußball“ sichtbar gemacht – zeitgleich zur Weltmeisterschaft 2006. Die Fußballerinnen bildeten eine Projektgruppe und setzen sich in Workshops mit dem Thema „Mädchenfußball“ auseinander. In Begleitung eines Multimedia-Fachteams entwickelten sie eine „Medienkampagne“ mit Plakatsujets, die an verschiedenen Orten ausgehängt wurden.
Infos: Mädchenzentrum Amazone Kirchstraße 39 6900 Bregenz T: 05574/45801 E: maedchenzentrum@ amazone.or.at www.amazone.or.at
Eine Initiative im Rahmen des Projektes „Steiler Konter“
Jugendprojektwettbewerb Eure Ideen sind gefragt! Gesucht werden die besten Projekte aus den Bereichen Jugendkulturen, Lebensraumgestaltung, Soziales, u. a. Mitmachen können Jugendliche von 14 bis 25 Jahren (Jugendinitiativen, Freundeskreise, offene Jugendarbeit, Gemeinden und Jugendorganisationen) aus Vorarlberg, dem Kanton St. Gallen und Liechtenstein. Um sich verbindlich anzumelden, muss eine schriftliche Projektdokumentation eingereicht werden. Diese ist bis spätestens 30. Juni 2008 abzugeben. Weitere Infos: www.jugendprojekte.at
Jugend am Ball Ein Streetsoccer-Turnier für Mädchen und Jungs Das koje-Büro organisiert gemeinsam mit den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit in Vorarlberg (und mit der Unterstützung von Kinder in die Mitte) parallel zur Europameisterschaft ein Streetsoccer-Turnier. Stattfinden wird das Ganze am ersten und zweiten Juniwochenende. Teilnehmen können Jugendliche unter 18, unter 16 und unter 14. Um diese Turniere durchführen zu können, sind wir auf tatkräftige Hilfe angewiesen. Falls du Lust hast, bei diesem Event mit-
zuhelfen oder noch genauere Informationen brauchst, dann melde dich bei Isky unter iskender.iscakar@koje.at oder unter der Telefonnummer 0676/83 650 831.
geBALLte Infos im aha Auch im aha hinterlässt die Fußball-EM Spuren. Im Mai und Juni sind in der Jugendinfo in Dornbirn, Bregenz und Bludenz die Jugendlichen am BALL! Im aha können Tipps abgegeben werden, welches Land Europameister wird. Außerdem gibt’s beim Online-Gewinnspiel tolle Preise zu gewinnen. geBALLt sind auch die Infos, wenn’s darum geht, die teilnehmenden Länder kennen zu lernen: Im aha finden Reiselustige jede Menge touristische Informationen über die 16 Teilnehmerländer. Wer sich mit seinem
Fußball-Star in seiner Landessprache unterhalten will, informiert sich über Sprachreisen. Und wer die BALLfreie Zone sucht, hat die Möglichkeit, sich im aha über einen Auslandsaufenthalt außerhalb Europas zu informieren.
Weitere Informationen: aha – Tipps & Infos für junge Leute T: 05572/52212, E: aha@aha.or.at www.aha.or.at
Minisymposium Verbandliche Jugendarbeit – Zwischen Coach, Idol und Führungskraft Am Donnerstag, 15. Mai 2008 findet um 18 Uhr im Hotel Martinspark in Dornbirn ein Minisymposium statt. Die Veranstaltung richtet sich an alle, die in Vereinen, Verbänden oder Organisationen – meist ehrenamtlich – mit Jugendlichen arbeiten. Neben einer Plattform für den Erfahrungsaustausch der PraktikerInnen untereinander wird Anstoß zur Reflexion und Hilfestellung für die eigene Arbeit mit den Jugendlichen geboten.
Das Minisymposium wird vom Jugendreferat des Landes in Kooperation mit dem mit dem Landesjugendbeirat veranstaltet. Eintritt: € 15,-, bezahlbar an der Abendkassa Anmeldung: E: margarethe.knuenz@ vorarlberg.at T: 05574/511-24127, Abteilung IV a, Jugendreferat
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Insider Die Zeitschrift für Jugendliche aus Bludenz & Umgebung Die Insider Zeitschrift gibt es bereits seit 2002. Der Bludenzer Jugendbeirat griff bei der Umsetzung dieser Zeitschrift das Bedürfnis junger BludenzerInnen nach Information auf. Die erste Bludenzer Jugendstudie zeigte damals unter anderem ein Ergebnis aus einer Jugendbefragung klar auf. Junge Leute wollten über die ihre Lebenswelt betreffenden Angebote und Aktionen informiert werden. Und so engagierte sich der Bludenzer Jugendbeirat mit starker Unterstützung der Offenen Jugendarbeit Bludenz und begleitet durch das Jugendreferat im Amt der Stadt Bludenz für die Verwirklichung einer informativen und vor allem jugendgerechten Zeitung. Seit dieser Zeit hat sich einiges getan und aus der ursprünglichen, mit einfachsten Mitteln umgesetzten Zeitschrift ist eine richtige Jugendzeitschrift geworden. Heute erscheint der „INSIDER“ ca. alle vier Monate und wird auch gerne
in den Nachbargemeinden von Bludenz gelesen.
Abwechslungsreiche Artikel Die Beiträge sind breit gestreut und kommen von Jugendlichen, Jugendgruppen und Vereinen, der Offenen Jugendarbeit, Schulen sowie von Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und dem Jugendreferat Bludenz. Derzeit ist die „INSIDER – Zeitschrift für Bludenz und Umgebung“ nur eine Infor-
mationsplattform. Neben dieser können sich die Jugendlichen aus der Region Bludenz auch auf der Website www.bludenz.at/jugend oder im aha – Tipps & Infos für junge Leute in der Wichnerstraße in Bludenz schlau machen. Mehr zum Thema „Jugend in Bludenz“ und für Rückfragen steht der Jugendkoordinator der Stadt Bludenz DSA Oliver Mössinger gerne zur Verfügung. Jugendreferat, Abt. 3 Amt der Stadt Bludenz, Werdenbergerstraße 42, A - 6700 Bludenz T: 05552/63621-247, F: -1244 Handy: 0664/5054537 E: oliver.moessinger@bludenz.at www.bludenz.at/jugend
Ausgabe 06 Mai 2008
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… lesen Sie Meinungen und Ansichten zum Thema „Jugend und Sexualität“.
Auf den Punkt gebracht.