Lebenskünstler

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Verein für krebskranke Kinder Hannover e.V.

Viel mehr als stets ein Ohr für die Sorgen der Familien

Bärbel Dütemeyer, 1. Vorsitzende des Vereins für krebskranke Kinder Hannover e.V. und Stellv. Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Kinderkrebsstiftung und der Deutschen LeukämieForschungshilfe

Alle Stationszimmer sind dank des Vereins mit TV, DVD und Internetzugang ausgestattet. Zudem möblierte der Verein die Spielzimmer und Wartebereiche und stattete sie mit Spielzeug, Büchern, Hörbüchern, DVDs usw. aus, der Bestand wird regelmäßig ergänzt und erneuert. Mit Hilfe von Spenden konnte der Verein außerdem zahlreiche Umbauten und Verschönerungsmaßnahmen realisieren.

1984 entschloss sich eine kleine Gruppe betroffener Eltern, krebskranke Kinder und ihre Familien in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in den schwierigsten Phasen ihres Lebens zu unterstützen. Man gründete den Verein zur Förderung der Behandlung krebskranker Kinder, Hannover e.V. Das Engagement der Eltern und zahlreiche politische Kontakte bewirkten, dass sich die Kinderkrebsstation zur Abteilung für pädiatrische Hämatologie und Onkologie entwickelte. Diese Zeit markiert einen Wendepunkt. Bis dahin galt Krebs als Krankheit ohne Hoffnung auf Heilung. Mittlerweile können etwa zwei Drittel aller krebskranken Kinder geheilt werden.

Wenn die Welt aus den Fugen gerät Auch wenn Kinder heute mehrheitlich eine günstige Prognose haben: Die Diagnose „Krebs“ hebt manche Familien schlagartig komplett aus den Angeln. Der normale Lebensrhythmus gerät vollkommen durch- einander. Die Angst um das Leben des Kindes wird alles bestimmend. Erschwerend dazu kommen organi- satorische Fragen, denn die Therapie dauert ca. neun Monate, in denen nichts mehr planbar ist. Zu den Georgia Mysegades, Helga Opitz, einzelnen Therapieblöcken müssen die Kinder in die Stellvertretende Stellvertretende MHH kommen. Dazwischen können sie zur Vorsitzende des Vereins Vorsitzende des Vereins Regeneration zwar nach Hause – aber es kann jederfür krebskranke Kinder für krebskranke Kinder zeit Komplikationen geben, so dass eine spontane Hannover e.V. Hannover e.V. Aufnahme in die Klinik auch zwischen den Therapie blöcken notwendig wird. Auch in der Zeit zu Hause sind die Kinder stark immungeschwächt, fühlen sich schwach und krank. Sie dürfen weder in den Kindergarten noch in die Schule, müssen speziell ernährt und vor allen Infektionsquellen geschützt werden. Eine Rundumbetreuung ist unerlässlich. Als wäre das noch nicht genug, haben die Eltern oft auch noch eine lange Anreise, denn die Medizinische Hochschule Hannover ist das Zentrum für an Krebs erkrankte Kinder aus ganz Niedersachsen, teilweise darüber hinaus. Und die Eltern wollen und müssen rund um die Uhr ganz nah bei ihren Kindern sein. Eine fröhliche Station Trotz all der großen Sorgen und Probleme ist die Abteilung für pädiatrische Hämatologie und Onkologie eine fröhliche Station – dazu trägt der Elternverein maßgeblich bei. Eine positive Atmosphäre hilft den Kindern auf ihrem Weg wieder gesund zu werden. Der Verein hat stets ein offenes Ohr für die Nöte der Familien und versucht in den unterschiedlichsten Situationen Hilfestellung zu geben. In erster Linie sind Helga Opitz, Georgia Mysegades und Bärbel Dütemeyer die Ansprechpartnerinnen. Wichtige Funktionen erfüllen aber auch die Schatzmeisterin Anke Meyer und die Schriftführerin Gabriele Kowollik. Das gesamte Team arbeitet teilweise schon sehr lange eng zusammen und man ergänzt sich bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben hervorragend.

Zahlreiche Erleichterungen durch den Verein Vieles, was der Verein leistet, passiert hinter den Kulissen, ist nicht sichtbar. Transparent aber wird die Arbeit des Vereins durch etliche Maßnahmen und Projekte, die den Kindern und ihren Eltern erhebliche Erleichterungen verschaffen. Beispielsweise durch die kostenlose Bereitstellung von sehr schön eingerichteten und gut ausgestatteten Elternwohnungen für jeweils drei Familien und drei Elternappartements für je eine Familie. Dieses zweite Zuhause auf Zeit liegt gegenüber der Kinderklinik, so dass die Eltern auch nachts sofort bei ihren Kindern sein können. Der Verein hat die Wohnungen gemäß den normalen Tarifen des Mietspiegels von der MHH gemietet und sorgt auch für deren Reinigung und Instandhaltung. Für Eltern, die auf der Station bei ihrem Kind übernachten wollen, weil es entweder noch sehr klein ist oder es ihm gerade sehr schlecht geht, hat der Verein alternativ qualitativ sehr hochwertige Klappbetten angeschafft.

Immer begeistert erwartet werden von den Kindern die Künstler und Musiktherapeuten, die zweimal wöchentlich auf die Stationen kommen. Hier entstehen echte Kunstwerke. Mit „Mutperlen“ begleitet der Verein die Kinder durch die Therapien. Bei ihrer Erstaufnahme bekommen die Kinder eine lange bunte Schnur, die mit einer Ankerperle versehen ist und den Namen des Kindes trägt. Für alle folgenden verschiedenen Eingriffe bekommen die Kinder jeweils eine ganz spezielle Perle, die diesen symbolisiert. So entsteht im Laufe der Behandlung eine lange, bunte, individuelle Kette – ein dekoratives Tagebuch ohne Worte.

Das Schulprojekt „Klassissimo“ ist besonders für die größeren Kinder wichtig. Via Netbook bleiben die Kinder mit ihrer Klasse verbunden und haben so die Möglichkeit am Unterricht teilzunehmen und den Anschluss zu behalten. Es geht aber auch darum, dass das Kind ein aktives Mitglied der Klassengemeinschaft bleibt und nicht für Monate in einem angstbesetzten nebulösen Raum verschwindet, denn dann entstehen enorme Berührungsängste, die eine Kontaktaufnahme erschweren. Durch die Kamera des Netbooks kann der Patient live erleben, was in der Schule los ist und auch Bilder aus der Klinik in die Schule schicken. Eltern und Kinder werden durch regelmäßig stattfindende Veranstaltungen auf der Station kommunikativ eingebunden: sei es durch das wöchentliche Elternfrühstück am Mittwoch, regelmäßige Bastelnachmittage mit Kaffee und Kuchen, das wöchentliche Angebot zum Nordic Walking oder durch kleine, saisonal bestimmte Feste.

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