Deutsche Umschau 1/2019

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Landsmannschaften

„Oberschlesien ist mein Heimatland“ Barbarafeier mit Steigermarsch in vorweihnachtlicher Atmosphäre Ende November 2018 hatte die Landsmannschaft der Oberschlesier zur traditionellen Barbarafeier, dem Fest der Heiligen Barbara, bei schlesischem Mohn- und Streuselkuchen in den Martinssaal der katholischen Liebfrauen-Gemeinde in Darmstadt eingeladen. Der Vorsitzende der Oberschlesier Südhessen, Kurt Ulfik, konnte hierzu zahlreiche Ehrengäste und Besucher in einem vorweihnachtlich geschmückten Saal begrüßen. Schon zu Beginn hörte man gesanglich das Bekenntnis zur alten Heimat mit dem Lied: „Oberschlesien ist mein Heimatland, wo vom Annaberg man schaut ins weite Land; halte uns die Treue, oberschlesisch‘ Land, wie wir in der Fremde uns zu dir bekannt.“ Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, überbrachte zu Beginn der Zusammenkunft die Grüße des Ministerpräsidenten Volker Bouffier sowie des Hessischen Ministers für Soziales und Integration, Stefan Grüttner. In ihrer Ansprache ging die Landesbeauftragte auf die besondere Bedeutung der Heiligen Barbara für Oberschlesien ein, als dessen Schutzheilige sie seit dem 16. Jahrhundert gilt. „Wir erinnern uns bei der heutigen Feier an eine bemerkenswerte junge Frau, die über viele Jahrhunderte hinweg den Menschen durch ihre standhafte Haltung im Angesicht des Todes immer ein Vorbild und auch Trost in schwerer Zeit gewesen ist.“ Oberschlesien und die Verehrung der Heiligen Barbara seien daher eng miteinander

verbunden. Nachdem hier bereits im 12. Jahrhundert Silber- und Bleierze abgebaut worden waren, wurde die heilige Barbara im 16. Jahrhundert zur Schutzheiligen der Bergleute in Oberschlesien. Aufgrund ihres traurigen Schicksals als Märtyrerin, würden die Menschen mit ihr seit Generationen Hoffnung auf Trost in dunklen Stunden und schweren Zeiten verbinden. „Und diese mussten gerade die Oberschlesier im 20. Jahrhundert reichlich durchleiden“, erklärte die Landesbeauftragte auch mit Blick auf das Ende des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren. Dieser habe das Land mit seiner gemischten deutsch-polnischen Bevölkerungsstruktur gespalten. „Während die einen den Anschluss an den wieder erstandenen polnischen Staat anstrebten, wollten die anderen bei Deutschland verbleiben“. Der tiefe Riss sei mitten durch Wirtschaftsstrukturen, Siedlungen und teilweise sogar durch die Familien gegangen. Schließlich hätten sich die Spannungen mancherorts auch gewaltsam entladen. So sei der Annaberg als Ort schwerer Kämpfe des Jahres 1921 in die Geschichte eingegangen und nach den Vertreibungen infolge des Zweiten Weltkriegs bis heute ein Wallfahrtsort in der verlorenen Heimat geblieben. Die damaligen Verwerfungen spüre sie bei ihrer Arbeit als Landesbeauftragte sogar bis heute, wenn sich Menschen aus Oberschlesien beispielsweise in Fragen der Staatsbürgerschaft oder Pass-Angelegenheiten an sie wenden würden. „Das 20. Jahrhundert hat mit seinen beiden Weltkriegen gezeigt,

Barbarafeier: (v. l.) Margarete Ziegler-Raschdorf, Kurt und Waltraud Ulfik in Schlesiertracht (Fotos: LBHS) Deutsche Umschau Nr. 1 – 2019

welch unermessliches Leid mit Nationalismus und daraus resultierenden Vertreibungen verbunden ist. Unsere Zukunft kann daher nur in einem geeinten Europa der Partner und Freunde gut werden“, zeigte sich Margarete Ziegler-Raschdorf überzeugt. Dialog und gegenseitiges Verständnis seien heute angesichts verschiedener besorgniserregender Entwicklungen in Europa wichtiger denn je. Gerade auch die Oberschlesier könnten hier durch ihre Verbindungen in die alte Heimat zu kulturellem Austausch und stabiler Partnerschaft beitragen. Die Landesbeauftragte dankte den Mitgliedern der Landsmannschaft, ihrer Landesvorsitzenden Monika Mucha und dem Kreisvorsitzenden Kurt Ulfik für ihre Arbeit und die erbrachten Leistungen auf dem Gebiet der Kulturpflege. Mit dem Steigerreigen im Kerzenschein, dem gemeinsamen Singen der Lieder aus den Heimatgebieten mit der BdV-Musik- und Gesangsgruppe Biebesheim/Dornheim und der Verteilung der Barbarazweige endete ein stimmungsvolles Beisammensein. ■

Landsmannschaft der Oberschlesier Landesvorsitzende: Monika Mucha Sauerberg 6 65307 Bad Schwalbach E-Mail mucha.monika@t-online.de

Mitglieder der BdV-Musik- und Gesangsgruppe mit Lichterpyramide und Kerzengruß an die Heimat. Seite 15


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