Filmklassiker Unterrichtsmaterial Hitchcock & Truffaut

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KLASSIKER SEHEN FILME VERSTEHEN

I. VOR DEM SCREENING

François Truffaut geboren am 6.2.1932 in Paris, gestorben am 21.10.1984 in Neuilly-sur-Seine

„Ich habe Filme immer in einem Zustand von Schuldbewusstsein gesehen. Weil ich ins Kino ging anstatt in die Schule. ( ...) Für mich ist schon die Tatsache, einen Film zu sehen, mit der Vorstellung von Schuld verbunden. Das erklärt sicher auch die Anziehung, die später Hitchcock auf mich ausgeübt hat. Er ist schließlich der Regisseur der Angst und des Schreckens par excellence.“

>> (François Truffaut 1974, Interview mit Peter Michael Ladiges in: Peter W. Jansen, Wolfram Schütte (Hrsg.): François Truffaut, Hanser München 1974, S. 46) © Kroon, Ron / Anefo CC-BY-SA-3.0

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Kurzbiografie François Truffaut wächst als uneheliches Kind bei der Großmutter auf. Als schwer erziehbar geltend, durchläuft er mehrere Erziehungsheime. Unter der Leitung seines selbst gewählten Ersatzvaters André Bazin arbeitet er ab 1951 als Filmkritiker für die Filmzeitschrift Cahiers du cinéma. Hier verfasst er 1954 die aufsehenerregende Streitschrift „Eine gewisse Tendenz im französischen Kino“ und entwickelt unter anderen mit Jean-Luc Godard, Jacques Rivette und Claude Chabrol die „politique des auteurs“, die theoretische Grundlage für den Autorenfilm (s. S. 9). Sein Debüt LES QUATRE CENTS COUPS (SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN, F 1959) gewinnt 1959 den Regiepreis in Cannes und begründet die filmische Erneuerungsbewegung Nouvelle Vague. Der schnell international anerkannte Regisseur wird mehrmals für den Oscar® nominiert und gewinnt schließlich mit LE DERNIER MÉTRO (DIE LETZTE METRO, F 1980) die Auszeichnung für den besten ausländischen Film. In mehreren der von ihm selbst produzierten Filme tritt Truffaut auch als Schauspieler auf. Am 21. Oktober 1984 stirbt er in Neuilly-sur-Seine im Alter von 52 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.

Überblick über das Werk In einem kurzen, aber intensiven Künstlerleben hat François Truffaut das französische Kino im besonderen Maße geprägt. Dabei ließ sich seine zutiefst persönliche Herangehensweise kaum kopieren. Vor allem seine frühen Filme sind stark autobiografisch geprägt. So verwendete er in seiner Kindergeschichte SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN ein Erlebnis aus der eigenen Schulzeit: Der junge Antoine gibt als Entschuldigung fälschlich an, seine Mutter sei gestorben. In der Rolle des Antoine Doinel wurde der Schauspieler Jean-Pierre Léaud schließlich zu einem Alter Ego Truffauts, dessen Jugend und Erwachsenwerden er in insgesamt fünf Filmen – im sogenannten AntoineDoinel-Zyklus – verfolgte.

HITCHCOCK & TRUFFAUT – PARTNERS IN CRIME

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