"Olympia ruft: Mach mit!" - Grundlagen

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stets zunehmenden, sich inzwischen gigantisch ausnehmenden organisatorischen Aufwand die Diskrepanz zwischen ursprünglicher Idee und aktueller Wirklichkeit sehr groß geworden sei. Tatsächlich haben die Spiele innerhalb relativ kurzer Zeit ein völlig anderes Gesicht erhalten. Wenn inzwischen jeweils mehr als zehntausend aktive und noch weit mehr „passive“ Teilnehmer, sprich Betreuer, Berichterstatter und Besucher, bei den Sommerspielen akkreditiert, unterzubringen, zu verpflegen und zu transportieren sind, ist die Grenze des Machbaren erreicht, wenn nicht überschritten. Von der Frage der Sicherheit ganz zu schweigen. Dieses Thema ist seit 1972, als in München elf Mitglieder der israelischen Mannschaft einem brutalen Terroranschlag zum Opfer fielen, ein brisantes Problem, das immer schwerer zu bewältigen und mit immer höheren Kosten verbunden ist. Der ehemalige IOC­-Präsident Rogge hat jedem weiteren Wachstum einen Riegel vorgeschoben – allein die Frage der Umsetzung bleibt bis auf Weiteres offen. Fakt ist, dass der immer größere Aufwand mit immer größeren Kosten einhergeht. Diese sind längst explodiert und haben nur deswegen (noch) nicht zum Konkurs geführt, weil auch die Einnahmen in erheblichem Maße gestiegen sind. Seit 1984 werfen die Spiele sogar Gewinn ab. Das Risiko aber bleibt. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Flaute ist die Bewerbung und erst recht die Ausrichtung Olympischer Spiele eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Was ebenfalls bleibt, ist die Gefahr einer Vereinnahmung durch die Medien und den Kommerz. Natürlich müssen die Spiele finanziert werden, doch darf dies nicht bedeuten, seine olympische Seele zu verkaufen. Wer bezahlt, bestimmt! Soweit dieser Grundsatz gilt, ist gewissenhaft abzuwägen, ab wann der Preis zu hoch wird. Gegebenenfalls muss auf diesen Euro oder jenen Dollar verzichtet werden. Keine Kompromisse, um eine letzte und gravierende ­Gefahr – manche sprechen von einem „Krebsgeschwür des Sports“ – an dieser Stelle anzusprechen, sind in Sachen ­Doping erlaubt. Mag die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit und der Sponsoren sowie der persönliche Ehrgeiz der ­Aktiven auch erheblich gestiegen sein, rechtfertigt dies in

Der Schatten von München bleibt: Olympia im Zeichen des Terrors

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