DETAIL 6/2016 - Fassaden

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Ausstellung

2016 ¥ 6   ∂

A Japanese Constellation: Toyo Ito, SANAA, and Beyond

Mit »Toyo Ito, SANAA, and Beyond« präsen­ tiert Pedro Gadanho, der Kurator der Aus­ stellung im MoMA, eine drei Generationen umspannende Gruppe an Architekten, die gegenseitige Beziehungen und Einflüsse teilen. Hinter dem »Beyond« verbergen sich die jüngeren Architekten Akihisa Hirata, Junya Ishigami und Sou Fujimoto. Sie ste­ hen vor allem für Bauten, die neue, oft radi­ kale Formen bevorzugen, sich mit transpa­ renten und leichten Materialien organisch in ihre Umgebung einfügen und von einem ständigen Spiel mit den Grenzen von Innen und Außen sowie Öffentlichem und Privatem geprägt sind. Vom menschlichen Maßstab ausgehend weisen sie eine erfrischende Leichtigkeit auf und bieten eine sympathi­ sche Alternative zu monumentaler Archi­ tektur. Und so werden sie auch eher unprä­ ten­tiös in der Ausstellung präsentiert. In den hellen ineinanderfließenden, den einzelnen Protagonisten gewidmeten Raumsegmenten schien es das Motto zu sein, die Arbeiten anhand von insgesamt 44 ausgewählten

Projekten mit Modellen, Plänen, Skizzen und Fotos für sich sprechen zu lassen. Am meisten beeindrucken dabei eindeutig die wunderbaren Modelle. Einige verbreiten noch Werkstattluft und lassen die für Japan übliche Arbeitsweise erahnen, den Entwurf vor allem am Modell zu entwickeln – etwa die gestapelten einfachen Kartons des New Museums von SANAA, das sich eine U-Bahnfahrt entfernt in der Lower Eastside befindet. Doch auch die perfekten Präsenta­ tionsmodelle faszinieren: Wie die lebendige Holzmaserung der Bodenplatte die Wirkung des sich durch die Natur schlängelnden Baukörpers der Grace Farms-Stiftung in Connecticut unterstützt, ist beeindruckend. Die meisten Besucher tummeln sich an die­ sem verregneten, eiskalten Apriltag um das filigrane Stabwerkmodell von Sou Fujimotos Serpentine Gallery Pavi­lion. Auch die bei­ den Entwürfe für das Kanagawa Institute of Tech­nology ziehen viele Betrachter in ihren Bann. Diese eher flächigen Großstrukturen von Junya Ishigami, dem Jüngsten der

Gruppe, besitzen schon im Modell, vor al­ lem durch ihre Licht- und Schattenwirkung unglaubliche räumliche Kraft. Die kolorierten Planzeichnungen von Ryue Nishizawa faszinieren ebenso. Sie bekom­ men mit den japanischen Schriftzeichen ih­ ren eigenen Charme und könnten auch im 4. Stock des Museums bei der zeitgenössi­ schen Kunst hängen. Dass die auf die hellen Stoffwände proje­ zierten Fotos eher schlecht zu erkennen und teilweise schwer zuzuordnen sind, ist verwunderlich. Vielleicht war es Absicht, die Aufnahmen der rea­li­sier­ten Projekte etwas undeutlich dar­zustellen, da die Modelle ­bereits die Architektur verständlich vermit­ teln? Wollten die Ausstellungsmacher den Besucher zum räumlichen Denken und Phantasieren anregen, so wie es die Archi­ tekten der Ausstellung mit ihren Entwürfen machen? Jana Rackwitz bis 4.7.2016, MoMA, New York www.moma.org


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