KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume

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wir Dinge voraus und beziehen dazu auch die Öffentlichkeit in den Entwurfsprozess mit ein. Andererseits – und dies ist eine Aufgabe, in der die gesamte Energie eines Architekten liegt – verbringen wir vier bis fünf Jahre damit zu entwerfen, für Ideen zu kämpfen und bei Konflikten zwischen dem Bauherrn und den Bauunternehmern zu vermitteln. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung ist es ein langer Weg. Und dann passiert die Magie, nämlich wenn die Menschen sich mit dem neuen Raum identifizieren. Der Israel Plads ist der größte öffentliche Platz in Kopenhagen, aber auch der Pausenhof für zwei Schulen. Wir vertraten die Ansicht, dass es trotzdem noch ein öffentlicher Platz sein soll. Der eigentliche Schulhof ist nur leicht erhöht und doch wissen die Schüler, dass sie diesen Bereich nicht verlassen sollten. Wir haben eine kaum sichtbare Grenze gezogen, und so konnten wir den Schulen eine sichere Zone inmitten der Stadt garantieren, die gleichzeitig auch offen ist. Es ist wichtig, Stadtgestaltung als eine Plattform zu begreifen, auf der man Dinge testen und unser gesellschaftliches sowie soziales Verhalten jenseits erlernter Konventionen neu definieren kann. Die Herausforderung für uns Architekten besteht darin, neue Wege des Zusammenlebens anzubieten und das lebendige Alltagsleben zu fördern. Viele der öffentlichen Bereiche, die Cobe entworfen hat, haben geneigte Zonen und Rampen. Interview Dan Stubbergaard / Cobe

Sie schaffen eine Topografie mit kleinen Anhöhen in der flachen Stadt. Das hat oft praktische Gründe. Man kann Topografien funktional aufladen, wie etwa die Fahrradhügel am Karen Blixen Plads, der doppelt genutzt ist: einerseits als Landschaft mit Erholungswert und andererseits als Fahrradparkplatz. Wir nutzen die Topografie oft, um eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen spontan miteinander kommunizieren – Orte, an denen sie sitzen, skaten und sich gerne treffen. Kopenhagen hat keine natürliche Topografie, deshalb müssen wir sie künstlich schaffen. Einen kleinen Hügel mit gerade mal 5 Metern zu erklimmen, ist schon eine riesige Erfahrung hier in Kopenhagen! Es würde wohl wenig Sinn machen, eine künstliche Topografie in Norwegen zu schaffen, wo es Berge gibt. Die Uferbereiche der revitalisierten Hafenareale sind allesamt nicht privat, sondern für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie haben viele Projekte in diesen Bereichen gebaut. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Mischung aus privaten Investoren und Öffentlichkeit gemacht? Wenn Sie sich den Kopenhagener Hafen ansehen, bekommen Sie den besten Eindruck davon, wie sich die Stadt von einer verschlafenen, armen Industriestadt in den 1980er-Jahren zur wachsenden, dynamischen Stadt von heute verwandelt hat. Um den Hafen war sehr viel Industrie 051


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