DELUXE Hamburg Magazin

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Interview

Die Faszination für den Basketballsport hat sich von der Wilhelmsburger InselParkhalle aus langsam, aber sicher in die Hamburger Herzen geschlichen. Seit der Saison 2014/15 spielen die Hamburg Towers in der zweithöchsten Liga ProA und sorgen regelmäßig für eine ausverkaufte Halle. Viele Hamburger ändern ganz ungezwungen ihre Meinung über den Stadtteil. Wir haben zwei „Macher“ der Hamburg Towers zum Interview getroffen ...

Marvin Willoughby! Ehemaliger Nationalmannschaftsspieler, heute Geschäftsführer der Hamburg Towers Basketball-Betreibergesellschaft mbH sowie Team- und Sportdirektor.

Wann hat Ihre persönliche Basketballkarriere begonnen? Wann kamen Sie mit dem Basketballsport das erste Mal in Kontakt? Eigentlich war ich als Kind eher an Fußball, Judo und Schach interessiert, aber wegen meiner Größe (heute ist Marvin Willoughby ausgewachsene 2,02 Meter groß – Anmerkung der Redaktion) wurde ich immer gefragt, warum ich nicht Basketball spiele. In der Schule bin ich dann durch meinen Sportlehrer damit in Kontakt gekommen. Aus ein bisschen „rumdaddeln“ wurde dann ziemlich schnell mehr. Meine Basketballkarriere begann daher eigentlich mit 13, 14 Jahren. Der Aufstieg in den Profisport verlief von da an sehr rasant für mich. Sie werden gern als der „Basketball-Sozialarbeiter von Wilhelmsburg“ betitelt. Ihnen gelingt der Spagat zwischen Sport und Sozialarbeit anscheinend im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch. Sie holen Wilhelmsburger Kids von der Straße an die Körbe. Erzählen Sie uns von diesem Projekt und Ihrer Motivation. Ich bin in Wilhelmsburg geboren und aufgewachsen. Da wird einem häufig mit vielen Vorurteilen begegnet. Nach meiner eigenen

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Hinter den Hamburg Towers steht ein langfristiges Projekt, das mit der Vereinsgründung des Sport ohne Grenzen e.V. 2006 seinen Anfang nahm. 2015 wurden Sie für Ihr Engagement bei Sport ohne Grenzen mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet. Hat Sie das in Ihrer Arbeit bestärkt?

© Fotos: Dennis Fischer

7 Fragen an

Profikarriere wollte ich etwas zurückgeben und habe gemeinsam mit Jan Fischer – mit dem ich auch heute noch eng zusammenarbeite und mir die Geschäftsführung der Hamburg Towers teile – eigentlich erst mal nur Basketball-Camps für Kinder und Jugendliche machen wollen. Nach den ersten Camps war das Feedback der Eltern so gut, dass wir gesehen haben, dass der Sport eine super Plattform für viel mehr sein kann. Die Kids kamen nach Hause und wollten auf einmal Salat essen oder haben in der Schule einen Streit geschlichtet, weil wir ihnen in den Camps ganz nebenbei und ohne mahnenden Zeigefinger Themen wie gesunde Ernährung und Teamgeist vermittelt haben. Eigentlich haben wir das alles so gar nicht geplant, aber das ist eben genau die Parallele zu meiner Profisportkarriere – die habe ich auch nicht geplant. Es dann zu schaffen, dass Wilhelmsburg nicht mehr nur als „Problemviertel“ gesehen wird, sondern inzwischen für viele Hamburger die erste Assoziation „Wilhelmsburg = Hamburg Towers“ ist, also ein Ort für Profisport, das ist super. Ich fühle mich aber nicht als Sozialarbeiter und auch nicht als Kapitalist. Sozialarbeit kostet nun mal Geld, und der Clou hinter den Hamburg Towers ist, mit dem Sport das Geld zu verdienen, das wir für die Sozialarbeit brauchen und somit nicht ausschließlich auf öffentliche Gelder angewiesen zu sein.


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