Schnittpunkt Oktober/octobre 2019

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Materialien wie Zuckerperlen und – nicht zu vergessen – malt und fand damit ihren Ein­ stieg in die Kunstwelt. Es sind hinterfragende, nachdenklich stimmende, aufrüttelnde, manchmal aneckende Bilder. Marlis Spielmann hat eine eigene Technik im Scheren­ schnitt entwickelt. Sie faltet das Papier mehrfach axialsym­ metrisch, bevor sie mit Schnei­ den beginnt. Doch um die Symmetrie, welche Harmonie vermittelt, wieder etwas auf­ zulockern, faltet sie einige Stellen auf und bearbeitet sie einzeln, um das Individuum zu betonen. Wenn ihr Schnitt fertig ist, beginnt die noch grössere und zeitintensivere Arbeit. Sie bemalt ihre Schnitte mit Acryl, um die Individualität noch mehr hervorzuheben. Da das Papier durch die Bemalung – die Feuchtigkeit – in Bewe­

gung gerät, was sie bewusst in Kauf nimmt, werden auch Stellen der Rückseite sichtbar. Diese wird ebenfalls bemalt, entweder angleichend, um weisse Schnittkanten zu ka­ schieren, oder auffällig, um gewisse Stellen zu unterstrei­ chen. Durch die aufwändige Bemalung bekommen ihre Schnitte eine unglaubliche Tiefe, es wird ihnen noch mehr Leben eingehaucht! Diese Vielfalt, die Farbigkeit und die besondere Persönlich­ keit von Marlis Spielmann ha­ ben mich fasziniert. Aus die­ sem Grund wird mir dieses Treffen noch lange im Gedächt­ nis haften bleiben. Bei einem so gewaltigen Potential dürfen wir gespannt sein, wie ihr nächstes Projekt aussehen wird. Eva Erni

Ausschnitt aus: Wild thoughts 2018, 154 × 210 cm Augen zu 2018, 87 × 112 cm Auf der Schwelle zum Glück 2017, 126 × 138 cm


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