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Abi. Was dann?

Ein Gespräch mit MAXIMILIAN BÖCK AL. PORT. 2007 – 2011

Im nunmehr fünften Jahr haben die SchülerInnen der Oberstufe in Schulpforte die Möglichkeit, an Orientierungsveranstaltungen teilzunehmen, die sie auf den Weg nach dem Abitur vorbereiten sollen. Das Konzept ist in dieser Form einzigartig und soll dazu dienen, angehenden AbiturientInnen den Übergang in Ausbildung, Studium, Auslandsjahr oder Freiwilligendienst zu erleichtern. Finanziert wird das Projekt im Wesentlichen vom Pförtner Bund und teilweise durch Mittel des Landes. Durchgeführt werden die Veranstaltungen von Ehemaligen der Landesschule. Das Team wird koordiniert von Maximilian Böck (al. port. val. 2011), der selbst viele der Veranstaltungen leitet. Wir haben ihn (virtuell) getroffen und gefragt, wie er die Orientierungsveranstaltungen erlebt.

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Die Pforte: Im Sommer hat mit dem neuen Schuljahr auch das fünfte Jahr der Orientierungsveranstaltungen in Pforte begonnen. Wie seid ihr auf die Idee für diese Seminarreihe gekommen?

Die Idee für Orientierungsseminare kam mir vor einigen Jahren während meines Auslandsaufenthaltes in Belgien. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass wir in Schulpforte immense Möglichkeiten haben, unsere Talente auszuleben und unseren Interessen nachzugehen. Vor allem das Internatsleben ist eine Erfahrung, die uns für unser weiteres Leben unglaublich viel mitgeben kann und die uns auf lange Zeit prägt. Vieles, was meine KommilitonInnen in den ersten Semestern des Studiums lernen mussten, kannte ich schon lange aus Pforte. Doch so weit wir PfortenserInnen manchmal voraus zu sein schienen, so weit lagen wir doch an anderen Stellen zurück. Viele meiner FreundInnen aus Schulzeiten wussten nach dem Abi noch gar nicht, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freiheit anfangen sollten. Einige brachen die begonnenen Studien schnell wieder ab, andere kehrten vorzeitig und frustriert aus dem Auslandsjahr zurück. Oft höre ich heute den Satz »Wenn ich das vorher gewusst hätte…«. Genau hier wollen wir mit unseren Veranstaltungen »Abi. Was dann?« ansetzen und SchülerInnen der Oberstufe helfen, sich auf die Zeit nach dem Abitur vorzubereiten.

Die Pforte: An wen richten sich die Seminare?

Wir wenden uns vor allem an die SchülerInnen der 11. Klassen. Zum einen haben sie noch ein wenig Zeit, bis die Frage des »Was mache ich danach?« relevant wird. So können sie in aller Ruhe die Seminarinhalte

Foto: Sophie Müller durchgehen und Tage der offenen Tür, Probe-Studientage oder Gespräche mit Ehemaligen führen, die heute in einem Berufsfeld arbeiten, an dem sie interessiert sind. Zum anderen aber haben sie ausreichend Zeit, um beispielsweise eine Aufnahmeprüfung vorzubereiten, die vielleicht noch während ihrer Schulzeit stattfinden würde. Will man etwa Gesang oder Sport studieren, sind die Aufnahmeprüfungen für den Studienbeginn im Oktober meist schon im Februar oder März – für einen Freiwilligendienst im Ausland meist sogar schon im Herbst im Jahr zuvor. Wenn ich davon aber erst erfahre, wenn ich mein AbiZeugnis in den Händen halte, ist es zu spät und ich habe ein Jahr verloren, nur weil ich mich nicht rechtzeitig informiert hatte.

Die Pforte: Gut, dass ihr ein zielstrebiges Vorankommen unterstützt. Aber es gibt doch auch Situationen, in denen man vielleicht noch nicht weiß, was man will oder merkt, dass man sich für das Falsche entschieden hat.

Der eigene Lebensweg ist etwas ganz Persönliches. Wir wollen niemandem hineinreden, welche Entscheidungen im Leben die richtigen sein könnten. Ganz im Gegenteil. Wir versuchen, schon durch die Auswahl der ReferentInnen und Gäste ein breites Bild zu zeichnen und so Anregungen für die eigenen Entscheidungen zu geben. Ich selbst habe gute Erfahrungen mit dem Konzept des »Biographie-Lernens« gemacht. Hier geht man davon aus, dass Vorbilder – gute wie schlechte – den eigenen Entscheidungsprozess positiv beeinflussen können. Aus meiner Sicht ist es nämlich absolut notwendig, nicht nur aus den eigenen Fehlern zu lernen, sondern auch aus den Fehlern und vor allem den »Volltreffern« anderer. Für uns ist es wichtig zu zeigen, dass nach einer scheinbar »falschen« Abzweigung im Leben immer noch viele Türen offenstehen.

Wichtig ist, dass man den eigenen Kurs findet oder wiederfindet. Wir möchten mit unseren Veranstaltungen aber auch erreichen, dass die angehenden AbiturientInnen solche Fehler umgehen, die vermeidbar gewesen wären, etwa weil man sich zu spät oder nur unzureichend informiert hatte.

Die Pforte: Wie genau setzt ihr euer Konzept des »BiographieLernens« um? Was können die jungen Menschen in Schulpforte gerade von euch lernen?

Uns ist wichtig, dass die SchülerInnen viele unterschiedliche Lebensentwürfe sehen und bestenfalls erleben. Gerade die Ehemaligenschaft aus Schulpforte bietet einen vielfältigen und abwechslungsreichen Schatz an Erfahrungen und unterschiedlichen Lebensläufen, die für die jetzigen SchülerInnen ein echter Gewinn sein können. Unsere Ehemaligen sind in nahezu allen Lebensbereichen unterwegs und oft sehr breit aufgestellt, was ihre Interessen und Projekte angeht. Vor allem im ehrenamtlichen Bereich treffen wir sie beinahe überall an. Das Besondere aber ist nicht nur die Initiative vieler Ehemaliger für ihr eigenes Leben, sondern die große Bereitschaft, Erfahrungen weiterzugeben und jüngere SchülerInnen zu unterstützen. Ein wichtiger Baustein dabei sind die Erfahrungsberichte und »KurzBiographien« von Ehemaligen, die wir zum Teil auch online im PfortaNetzwerk [Anm. d. Red.: zu finden unter https:// pforta-netzwerk.de/ehemalige-stellen-sich-vor/] bereitstellen. Außerdem versuchen wir, dass in gewisser Regelmäßigkeit ehemalige SchülerInnen Pforte besuchen und im Rahmen ungezwungener Abende mit den SchülerInnen ins Gespräch kommen. Ganz besonders wichtig ist aber auch das bereits erwähnte neu aufgesetzte Pforta-Netzwerk [Anm. d. Red.: www.pforta-netzwerk.de], eine Plattform, die es ermöglicht, anhand eigener Interessen in Kontakt mit Ehemaligen zu kommen. Letztlich werden Workshops und Seminare angeboten, bei denen Soft Skills und praktische Tipps vermittelt werden sollen. Hier versuchen wir durch abwechselnde ReferentInnen eine gewisse Vielfalt einzubringen, denn mir ist besonders wichtig, die persönlichen Wege der ReferentInnen kennenzulernen.

Die Pforte: Natürlich wird die Pandemie auch an den Seminaren nicht spurlos vorübergegangen sein. Wie seid ihr mit der Situation umgegangen?

Leider konnten wir seit März 2020 kaum Veranstaltungen durchführen. Als es im Herbst kurz so aussah, als könnten wir auf Besserung hoffen, führten wir eine Veranstaltung für die 11. Klassen durch, damit sie zumindest einen Auftakt für die Studienorientierung haben. Allerdings mussten wir bislang alle anderen Termine absagen. Wir versuchen im Frühjahr, wenn die Situation sich hoffentlich entspannt, wieder Seminare und Workshops anzubieten. Auf dem Programm stehen dann vor allem ein Rhetorik-Training, ein Workshop zur Projektplanung und ein Seminar zu »Uni – wie geht das eigentlich?«. Besonders wichtig in dieser Zeit war für uns, dass wir immer gut und eng mit der Schulleitung zusammenarbeiten können. Wir haben in Pforte das Glück, auch als Ehemalige noch einen guten und schnellen Draht zum Schulleiter und den TerminkoordinatorInnen, aber auch zu den SchülerInnen selbst zu haben, sodass wir immer schnell und flexibel auch auf kurzfristige Änderungen reagieren können. Wir wollen diesen engen Kontakt auch in Zukunft weiter vertiefen und in regelmäßigem Austausch bleiben. Besonders hilfreich für unsere Planungen ist die Möglichkeit, bereits vor Schuljahresbeginn die Termine für die Orientierungsseminare schon im Jahresterminkalender verankern zu können.

Die Pforte: Was können wir als Ehemalige tun, wenn auch wir euch unterstützen oder uns selbst einbringen wollen?

Ich glaube, dass unsere Veranstaltungen davon leben, dass sich viele Ehemalige einbringen. Jeder, der Interesse hat nach Pforte zu kommen und etwas von seinem Werdegang zu berichten, ist immer herzlich eingeladen, uns unter orientierung.lsp@ gmail.com anzuschreiben. Wenn wir durch das tiefe Pandemie-Tal hindurch sind, möchten wir gerne regelmäßig Ehemaligen-Abende organisieren und freuen uns über alle, die mitmachen wollen – ob als ReferentIn, bei einem Info-Abend oder durch einen Workshop. Vor Kurzem etwa konnten wir dank der Vermittlung einer ehemaligen Schülerin ein Patenschaftsprogramm mit dem Legatum e.V. ins Leben rufen, bei dem im Rahmen von Einzel-Coachings die SchülerInnen die Möglichkeit haben, mit MentorInnen – in der Regel erfahrenen Studierenden oder jungen AbsolventInnen – aus einem für sie interessanten Fachbereich zusammenzukommen. Das Projekt ist im Herbst 2020 angelaufen und wir haben schon über 30 SchülerInnen mit einem individuellen Mentor oder einer Mentorin verbinden können. Wenn sich jemand unter den Ehemaligen findet, der ähnliche Projekte (oder auch ganz andere Ideen!) ver61Abi. Was dann? | 61

wirklichen möchte, darf man sich immer bei uns melden. Wir freuen uns über jede gute Idee.

Die Pforte: Wagen wir zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft. Wie wird es mit eurem Format weitergehen? Habt ihr noch etwas, das ihr euch wünscht?

Ich bin unfassbar dankbar und froh, mit so vielen engagierten und tollen Menschen im Team zusammenzuarbeiten. Wir können stolz sein auf das, was wir in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben. Gerade durch die Unterstützung des Pförtner Bundes können wir oft schnell und unkompliziert unsere Ideen umsetzen und für die SchülerInnen fruchtbar machen. Mit dem Blick in die Zukunft wünsche ich mir, dass es uns gelingt, auch für die Zeit vorzusorgen, in der wir aus dem derzeitigen Team nicht mehr jede Veranstaltung selbst umsetzen können, weil etwa berufliche Pflichten drängen. Wenn also jemand Lust und Freude daran hat, in Pforte mit einem Haufen wissbegieriger, cleverer und motivierter OberstufenschülerInnen zu arbeiten – meldet euch unbedingt!

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