Prawda #6

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DIE PRAWDA

DIE PRAWDA

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iver c lic 2009 Rod Bel im Intervie Es r einm l: oilent Gr n Die Gefährten: Jörg Buttgereit ...und noch vieles mehr umschlag06_a.indd 1

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ÄDITorIAL

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„JeTZT IST eS WIeDer mAL So WeIT, eS WAr AuCH ALLerHöCHSTe ZeIT!“ Das sechsieste Äditorial, seit es DIE PRAWDA gibt! Jetzt ist es wieder mal so weit... aber keiner war so überrascht davon, dass schon wieder DIE PRAWDA ansteht, wie wir selbst! Man sollte denken, dass wir den Rhythmus mittlerweile verinnerlicht haben, aber nachdem di äzt sich im zweiten Halbjahr 2009 ja doch eher zurückgehalten haben, gab es nicht ständig aktuelle Themen, die uns daran erinnert haben, dass die nächste Ausgabe ansteht. Logischerweise besteht DIE PRAWDA daher nicht ausschließlich aus hochaktuellem Material, aber unserer Meinung nach haben wir sehr interessante Themen für euch ausgegraben! Danke für die tollen Vorschläge im Forum - da sind viele gute Ideen zusammengekommen. Einige heben wir uns für die nächsten Hefte auf, aber eine bunte Mischung davon präsentieren wir euch in dieser Ausgabe. Zum Beispiel blicken wir zurück in die Vergangenheit! Soilent Grün ist eine Band, von der heutzutage wohl niemand mehr sprechen würde, wären daraus nicht di äzt hervorgegangen. Wir haben ein Interview von damals hervorgekramt, sprechen mit Roman (ja, der Roman, der in Ekelpack erwähnt wird!) und lassen ihn und Bela einige der Songs kommentieren. Das 20-jährige Mauerfalljubiläum war überall in den Medien, und auch wir konnten uns nicht entziehen; wir befragen DÄ selbst sowie ihr Umfeld. Und in der Reihe „Die Gefährten“ präsentieren wir euch dieses Mal Jörg Buttgereit, seines Zeichens Horror- und Splatter lmregisseur, der spannende Anekdoten aus der Anfangszeit der di äzt zu berichten weiß. Zusätzlich werfen wir diverse Blicke hinter die Kulissen: Wie war das eigentlich mit Concert Online und dem Linz-Mitschnitt? Wofür genau setzt sich Viva con Agua ein, wohin geht also das Geld der ganzen Pfandbecher, die di äztfans beim Hurricane und Southside auf die Bühne geworfen haben? Und wie entstehen eigentlich di äzt-Videos? Aber was wäre ein Fanclub-Magazin ohne BelaFarinRod selbst? Keine Sorge, auch die kommen natürlich nicht zu kurz. Wir berichten von Belas Tourauftakt und seinem Gastspiel bei „Ein Hartz für Berlin“, geben

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einige Eindrücke der sommerlichen FURT-Tour und haben Rod ein bisschen ausgequetscht - zu Abwärts sowie zu seinen sonstigen Aktivitäten. Und natürlich auch ein kleines bisschen zum Thema di äzt... Um die war es im Sommer ja auch nicht ganz still. Natürlich waren wir für euch bei den Sommerkonzerten dabei! Und, lange nicht gehabt, aber immer wieder toll: Wir listen die besten Sprüche zum Nachlesen, Auswendiglernen und Rezitieren! Zu guter Letzt quetschen wir in der Reihe „Andere Bands“ diesmal Götz Alsmann und Markus Paßlick aus. Zusätzlich gibt es noch ein kleines Rätsel, eine, nun, etwas eigenwillige Vorstellung unserer neuen Teammitglieder sowie die Wahrheit über die Höhen und Tiefen der Teammitgliedschaft. In diesem Sinne: „Die einen nden's scheiße, die anderen nden's stark, genau wie jedes Jahr. Wir sind wieder da!“ Also: Halt's mal nd lis!

Dein DÄOF-Team INHALT Aktuelles Summer Of 09 - DÄ-Live

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Sprüche

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Rätsel

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Bela B

28

Farin Urlaub

44

Rod

47

Concert Online

56

Die Gefährten: Jörg Buttgereit

58

20 Jahre Mauerfall

65

Interview: Götz Alsmann

68

Interview: Norbert Heitker

75

Viva Con Aqua

81

Soilent Grün

86

Opus Medicus

92

Buch zum Lesen/Musik zum Hören

94

Die Wahrheit Gewinner

96 104

DÄ sind

105

Crädits

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OVERKILLER! Nn Jah nach „Kill“ bingt „ovkill“ ns libgwnnn Vids nd p  g extas a dn Bildschi. Btachtt an das Cv dis DVD, knntn bs Zngn bhaptn, dis nn Jah habn nsn di wig jgndlichn Hn nicht sh gt gtan. Seit Killer sind nicht nur neun(zig) Jahre vergangen, sondern vor allem 17 Videos entstanden. Diese zeigen uns, wie es wirklich geht, wie man Bela richtig aufs Maul haut, warum di äzt bessere Musiker als Fahrstuhlmonteure sind und wo die Karriere dieser Band einmal enden wird. Nachdem wir gesehen haben, wie diese Band im Sitzen spielen kann, belehren sie uns auch noch, welchen Volkshochschulkurs Schlager-Fans unbedingt belegen sollten. Wir sehen di äzt in „Dalli Dalli“ und leidend auf der Bühne, beobachten sie beim Angeln und beim Karaoke, beim Zombiekampf, als Bombentschärfer und menschliche Daumen. Auf dieser Neuerscheinung ist auch der Musik lm „PerfektHimmelblauBreit“ zu nden. Durch moderne technische Möglichkeiten wie Multi Angle können wir nun parallel die Handlungen unserer einzelnen Helden

verfolgen. Diese neu entdeckten technischen Möglichkeiten erlauben es, verschiedene Handlungsebenen zu betrachten und den dazu passenden Sound zu wählen. All diese Videos gibt es ohne störende Klingeltonwerbeunterbrechung und YouTube-Qualitätsmängel. Aber was wäre eine di äzt-DVD ohne Extras, Boni, Hiddentracks und besondere Schmankerl? Hier sollten sich eingeeischte Fans jedoch nicht zu viel versprechen, viele Extras sind in Fankreisen schon bekannt und bieten somit nicht die erwartete Neuheit und Extravaganz. Ein Highlight stellen jedoch eindeutig die Stumm- und Kurz lme dar. So beobachten wir Bela und Farin, wie sie sich selbst, ihr jüngeres Ich, bei ihrem ersten Liveauftritt beobachten und dazu Weisheiten verkünden. Ein geübter Fanblick erkennt hier schon, dass das der Beginn einer großen Karriere ist. Außerdem erfahren wir, wie das UrVideo von di äzt entstand. Für alle Sammler und Fans ist die DVD sicherlich, trotz weitgehend bekanntem Material, eine Anschaffung wert.

Dosi

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PERFEKTBREITHIMMELBLAU Zwi Jah nach „Jazz ist ands“ innn ns di äzt ittls d Tipl-A-Singl „PktHilblaBit“ an diss Alb. Diese enthält die drei Titelsongs und die dazugehörigen Videos in einer Special Edition für alle Spieler. Alle, die lieber auf Ego-Shooter als auf Hütchenspielen stehen, haben hier die Gelegenheit, ein einzigartiges Flashgame auszuprobieren. Dies wird jedoch einge eischte Fans nicht über die fehlenden traditionellen B-Seiten hinwegtäuschen. Hatten wir uns doch schon daran gewöhnt, dass Ärzte-Singles uns auch immer Neuheiten in Form von Bonustracks präsentieren. Durch das Erscheinen der Single gab es allerdings auch die Gelegenheit für die erfrischenden Videos, die beinahe schon über mangelnde B-Seiten hinwegtrösten.

di äzt beweisen, dass sie immer noch gerne für Vinyl produzieren, und liefern das entsprechende Video in einer, dem Medium entsprechenden, Standbildversion auf der B-Seite mit. ;-) Letztlich besitzen wohl alle di äztFans und noch viele Menschen mehr das „Jazz ist anders“-Album und somit auch die Titel der Single. Für echte Sammler ist die Single natürlich ein Muss, und die radiotauglichen Lieder werden wohl auch dazu beitragen, den ein oder anderen neuen Fan hinzuzugewinnen. Dosi

Die Vinyl-Variante der Single nimmt dem Hörer die Qual der Wahl und überrascht ihn durch einen Zufallsgenerator mit einem der drei Songs. Statt der üblichen Rille, die sich spiralförmig von außen in das Zentrum der Schallplatte schraubt, wurde hierfür eine Dreifachhelix angelegt, also drei parallel verlaufende Rillen, von denen jede einen Song enthält. Der Hörer hat also keinen Ein uss darauf, welcher Song als erstes abgespielt wird.

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FURT: S ONGBOOK ÜCKKEHR DER KATEBOARDLEGENDE

DIE R

208 Sitn i schncklign (cica!) A6-fat it knallt Cv. Nachd d Vö-Tin i wid vschbn wd, ntschädigt d st Anblick als schn al  di vlängt Watzit.

S

Neben den Texten hat Herr U. gleich auch noch alle Gitarrenakkorde mit dazu gepackt - ist gerade für die oben erwähnten Lagerfeuerabend auch sehr praktisch! Selbst das ist jedoch noch nicht alles, was uns im „Kleinen Roten“ erwartet. Farin selbst umschreibt es als „lebenswichtigen Unsinn über das Racingteam“, soll heißen: Diverse Fotos, Autogrammkarten, Tickets und Tourplakate sind im Songbook zu nden. Außerdem rückt das Racing Team ein wenig weiter ins Licht und wird einem neben einer normalen Vorstellung auch anhand von Fragebögen näher gebracht. So erfährt man zum Beispiel, dass Rob im Racing Team ist, um die soziale Kälte abzubauen, und dass man Farin tatsächlich auch mal kritisieren darf - wenn man es behutsam tut. Annette hat dank des FURT einen gesteigerten Alkoholkonsum, vermisst Sex auf Tour und schätzt an Farin die Windungen seiner Gehirngänge. Ihr seht: „Lebenswichtiger Unsinn“, der zum Glück - wahrscheinlich hauptsächlich zur Befriedigung weiblicher Neugier - auch in diesem Songbook enthalten ist. Für die männlichen Leser sind dann selbstverständlich auch noch ausreichend Informationen enthalten (wobei die Tatsache, dass Annette Sex auf Tour vermisst, den ein oder anderen männlichen FURTKonzertgänger sicherlich auch aufhorchen lässt!): Eine vollständige Diskographie, Videographie sowie Abbildungen aller Promoveröffentlichungen.

Die Aufmachung des FURT-Songbooks scheint perfekt, um es für diverse Lagerfeuer- oder auch Tourabende ohne Probleme mit in die Tasche zu stecken. „Die Rückkehr der Skateboardlegende“ was erwartet einen bei einem Songbook mit einem solchen Titel? Natürlich zu allererst einmal alle Songtexte.

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Alles in allem also ein ca. A6-formatiges, kleines, rotes Büchlein, dessen - wenn man sich für das Farin Urlaub Racing Team interessiert - käu ichen Erwerb man bedenkenlos empfehlen kann. Heike

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BELA B:

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SCHWARZ/WEIß

Di zwit „Cd B“-Singl-Vö Nach „Altes Arschloch Liebe“ erschien am 20. November mit „schwarz/weiß“ die zweite Single-Auskopplung von „Code B“. Und wie sagte Bela in den Linernotes zu „Boulevard Bela“ so schön: „Nieder mit der Schwarzweißdenke, es lebe das Re ektieren, außer... ja... bei Dieter Bohlen, Atomkraft oder der NPD wird unre ektiertes Scheiße nden nicht nur erlaubt sein, sondern zur P icht!! Der Song birgt einige Widersprüche, und ich bin wahnsinnig stolz auf ihn und auf die Tatsache, dass Marcel Eger vom FC St. Pauli auf ihm teilweise Schlagzeug spielt.“ Neben der Albumversion des Songs ndet sich auf der Single auch der „Geisterreiter“ wieder. Eine Zusammenarbeit mit Götz Alsmann, über die wir in der letzten Prawda schon kurz berichtet haben und über die ihr auch im Interview mit Götz in dieser Ausgabe etwas lesen könnt. Der aufmerksame „bereits-vor-demeigentlichen-Konzert-Zuhörer“ wird den Song auch bereits von der „Code B“-Tour kennen. Auch be ndet sich auf der Single der letzte beim Fansingen in Hamburg aufgenommene Fanchor-Song: „Do the Helmstedt“, wobei der Song dann wohl doch nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Als kleines Schmankerl gibt es „schwarz/ weiß“ dann noch in der Version mit A.C. Ludwig And The Chain Of Hollis. Und auch das Video zum Song darf natürlich auf der Single nicht fehlen - gab es hier doch im Vorfeld ausreichend Verwirrung, da auf bela-b.de plötzlich für wenige Tage ein zweites Video zu dem Song aufgetaucht ist. In der zweiten Version dann ohne Pudel?! Gab es etwa Ärger mit dem Tierschutzverband? Hat das Pudelfrauchen ihr Einverständnis zurückgezogen, ihren Pudel für das Video zu nutzen? Fand Bela das Maskenkonzept dann doch nicht mehr gut?

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Man weiß es nicht - wobei, jetzt, wo ihr die Prawda in den Händen haltet, weiß man es ja vielleicht doch?!? Zumindest ist auf der CD-Single-Version Video Nr. 1 - also MIT Pudel und Masken - zu nden. Wie bereits bei „Altes Arschloch Liebe“ unterscheidet sich die CD-Single-Version in der B-Seite von der Vinyl-Version. Auf der Vinyl gibt es statt dem „Geisterreiter“ den Song „Justi ed & Ancient“ - eine Coverversion eines Songs von The KLF. „Justi ed & Ancient“ ist bereits vier Jahre alt und die erste Zusammenarbeit von Bela mit Olsen und Wayne. Der Song sollte ursprünglich auf einen Tribut-Sampler für The KLF, den es dann jedoch nie gab, weshalb der Song bisher unveröffentlicht blieb. Den weiblichen Gesangspart übernimmt hier wieder einmal Lula. Heike GeWINNSPIeL Wir verlosen zwei von Bela signierte „schwarz/weiß“-Maxi-CDs. Die Frage: Wlch fab gibt sich, wnn an schwaz nd wiß ischt?

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ABWÄRTS:

UND NICHT VERGESSEN! des Klassikers von The Move (britische Rockband aus den 60ern), „I can hear the grass grow“. Die Thematiken der EP gehen über ein aus der Gruft auferstehendes Schneewittchen, das sich für die Sexpraktiken der Insekten interessiert, über unser „feini Abwrackland“ bis hin zur Wahlhymne! Und obwohl die Stücke teilweise schon sehr poppige und diskolastige Songstrukturen aufweisen, wird natürlich der wunderbare ABWÄRTS-Zynismus nicht vergessen! Wi jds Jah lassn ach di Hn vn ABWÄrTS wid vn sich hn. und was ligt näh, als a Tag d dtschn einhit in eP a dn makt z wn? Somit gab es auf der kurz darauf folgenden Tour live auch ein paar neue Stücke zu hören. Die neue EP mit dem Titel „Sei auch dabei“ kommt im schönen alten 12-InchFormat daher, aber keine Angst: Für die neumodischen Musikliebhaber liegt der EP ein Downloadcode bei. Man bekommt die insgesamt sechs Tracks also auch im MP3-Format! Der Einstiegssong „High Noon“ hält, was er verspricht, es handelt sich nämlich um eine sehr eingängige Westernmelodie. Das nächste Stück, „1, 2, 3, 4 - Abgewrackt“, fängt ungewohnter Weise mit einem Kinderchor an, bevor dann die Gitarren einsetzen und man sich wieder besinnt, welche Band man denn da eigentlich hört.

Titllist:

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-

High Nn - Int 1,2,3,4 abgwackt! Abwäts nd nicht vgssn Si ach dabi! Schnwittchn I can ha th gass gw (Cargo Records) Jesperine

Außerdem: ABWÄRTS werden im April 2010 ihre Tour fortsetzen und wer weiß, vielleicht spielen sie ja in deinem Lieblings-Club?!

GeWINNSPIeL Wir verlosen drei Exemplare der EP. Dafür suchen wir die Antwort auf folgende Frage: In wlch Abwäts-Sng, bi d ach rd itwikt, tacht di Zil „K ach it, si ach dabi“ schn inal a?

Die eingängigen Melodien ziehen sich auch durch die nächsten Tracks durch. Und am Ende gibt es dann noch ein Cover

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SO

FEIERTE FARIN URLAUB SEINEN GEBURTSTAG!

Z Gbtstag wa hbstlichs Asistn i ulab'schn Hashalt angsagt. fain vlst Kst nd vstigt vi Gitan - ltzt  inn gtn Zwck.

Aus dem Urlaub heraus ist die Freigiebigkeit um so größer, so dachte sich wohl Farin, und erklärte seinen Geburtstag am 27. Oktober kurzerhand gleich in doppelter Ausführung zum Großreinemachen à la FU. Zum Ersten startete er ein Gewinnspiel, in dessen Verlauf diverse FURT-Promoartikel sowie, als Hauptgewinn, zwei Originaloutts aus dem „Sonne“-Video - japanische Kampfanzüge in Extra-Lang-Ausführung - neue Besitzer fanden. Die kreativen Gewinnermails waren anschließend auf Farin-Urlaub.de zu bestaunen.

Zum Zweiten kündigte Farin eine Onlineversteigerung von vier lieb gewonnenen Gitarren an, deren Erlöse rechtzeitig zur Winterzeit an gute Zwecke gehen sollten. Das größte Sabberobjekt für alle Fans war wohl seine White Hawk, Schwestergitarre der live häu ger gespielten Black und

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Red Hawks. Die weiße Ausführung ist garniert mit einem goldenen Totenkopf und Perlmutt-Einlage am Griffbrett, gebaut natürlich von Tom, dem Schaffer so vieler Farin-Urlaub-Gitarren und Inhaber der Firma Cyan Design. Ebenfalls gebaut von Cyan und vielen di äzt-Fans wohlbekannt war Farins Tennisschlägergitarre; besagtem Sportgerät sehr ähnlich und auf der Bühne wegen ihres kurzen Halses und den darauf untergebrachten sieben Bünden ausschließlich bei „Teddybär“ zum Einsatz gekommen. Zusätzlich zu diesen beiden Fan-Schmankerln verkleinerte FU mit zwei weiteren Auktionen seine Gretsch-Sammlung. Eine legendäre White Falcon, von zahlreichen Musikern zu Recht hochgeschätzt, und eine glitzernde Silverjet kamen ebenfalls unter den virtuellen Ebay-Hammer. Sieben Tage dauerten die - von eBay als gemeinnützig anerkannten - Auktionen und wurden nicht zuletzt im DÄOF-Forum mit Spannung verfolgt. Am Ende war das Ergebnis durchaus ansehnlich. Die Gretsch Silverjet brachte Amnesty International 2.210 Euro ein. 3.110 Euro wiederum war die Tennisschlägergitarre dem Höchstbietenden wert, überwiesen wird der komplette Erlös an den Deutschen Behindertensportverband. Die Gretsch White Falcon - immer ein gerne ersteigertes Stück, auch wenn sie nicht zuvor Farin Urlaub gehörte - wurde für 4.035 Euro verkauft, über die sich die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel sicher sehr freuen werden. Die White Hawk schließlich - als besonderes Stück für jeden Fan - bescherte Ärzte Ohne Grenzen 6.716,67 Euro. Der DÄOF freut sich, beneidet die Auktionsgewinner, wünscht viel Spaß mit den ersteigerten Gitarren und errechnet einen Gesamterlös von 16.071 Euro und 67 Cent. Nicht schlecht, Herr Urlaub! Eline

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DREI ENGEL

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FÜR DEN

Das Ta v DÄof wid nn dch Dis, elin nd Sty tatkätig ntsttzt. An in ktblichn fitagabnd ndn sich zwi Dittl d DÄof-Wlpn in Stys Whnng in Blin z m ns nd flaschndhn 2.0 zsan - Dsi vitll p Skyp zgschaltt, ab i Gist vll dabi. Schlißlich ssn lnta fagn z dn fischlingn i ggnsitign Intviw gklät wdn! Sty: Wi sid ih igntlich z n Nicknas i f gkn? Dsi: Ich werde auch von meinen Freunden Dosi genannt, den Spitznamen gibt's schon seit 1996. Sty: „Kleine Rocksau“ ist mein Spitzname, weil ich bin, wie ich bin. Ein Prof aus der Uni meinte zu mir, ich solle doch meine Mailadresse ändern, die klinge so unseriös. Ich hatte ihm aus Versehen vom falschen Account aus geschrieben, und so machte mein Name auch ganz x in der Uni die Runde. elin: Ich heiße Eline, weil ich Eline heiße. Kreativ, was? Dsi: Was wa  allst ign Tntäg? Sty: „Der Traumzauberbaum“, kennt ihr den? Und „Peter und der Wolf“! elin: Nee, kenn ich nicht, willst du mal erklären? Sty: Das ist Kindheit in der DDR. (lacht) Was wa dnn din st Platt? elin: Die Beatles mit „Yellow Submarine“, von Paps geschenkt. Zum Glück nichts pein-

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DÄOF

liches, ich hab das Ding bis heute! Obwohl... wenn Hörspiele auch zählen, dann war es vielleicht doch eher „Karius und Baktus“... Dsi: Ähm, ich kann mich nicht so richtig erinnern - aber ich glaube, meine erste CD war Michael Jackson mit „Bad“. Ich habe aber ewig lange nur die Platten von meinen Geschwistern gehört. elin: Die sich bestimmt total darüber gefreut haben... Di nächst fag schlißt sich lgisch an - was wa dnn ns st di äzt-Tntäg? Sty: Als LP war das „13 Höhepunkte“ - in einem Plattenladen gekauft, kennt ihr die noch, so echte, tolle kleine Plattenläden, keine Ketten. Das waren Zeiten! Gemein war, dass nur eine Seite geprägt und demnach abspielbar ist. Die andere Seite ist blitzeblank... Dsi: Ich hatte so ein überspieltes Tape, hm, müsste „Die Bestie in Menschengestalt“ gewesen sein. elin: „Debil“, auch auf überspieltem Tape... „Ey du Blödmann, du hast die falsche Seite aufgelegt!“ Das Ding hab ich totgehört. elin: Wi klät ih  oa, was di äzt  'n Band sind? Sty: Oma, das ist die Band, die 1998 nackig auf den Konzertkarten war! Mein Onkel hat mir die Karte dann im Din-A4Format kopiert, weil die Köpfe ja beim Einlass abgerissen wurden... In meiner Familie ist eh allgemein klar, dass ich die Herren mag. Dsi: Bei mir nicht so... Am besten erklär ich's meiner Oma gar nicht! Aber mein Papa glaubt bis heute, ich würde auf ÄrzteKongresse fahren, wenn ich von ÄrzteKonzerten rede... elin: Meiner Oma hab ich das nie erklärt, aber mein Paps sagt jedes Mal, wenn eine Tour ansteht, dass ich doch endlich mal aus meiner Teenie-Groupie-Phase herauskommen soll...

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AKTueLLeS elin: Was wa  bsts Knzt all Zitn? Sty: ICKE unter der Dusche! Sagt mein Hund... und die Nachbarn. Auf ÄrzteKonzerte muss man sich physisch wie mental vorbereiten, von daher sind die schon was Besonderes. (lacht) Aber genial fand ich auch P!nk. Entertainment pur, die Frau ist der Wahnsinn! Oder Bryan Adams, den wollte ich früher immer heiraten. Der kommt in Hemd und Jeans auf die Bühne und fängt dich locker mit seiner Präsenz. elin: Für mich sind oft mein erstes und mein letztes Konzert am besten. Also momentan di äzt 1998 in Osnabrück, di äzt im Sommer in Montreux und, als letztbesuchtes Konzert allgemein, MUSE vor ein paar Wochen im Admiralspalast Berlin. Dsi: Bei mir ist das auch so, dass das letzte Konzert meistens am besten in Erinnerung ist und das dann auch vom Gefühl her am besten war. Also in dem Falle wohl di äzt in Linz. Und mein erstes Konzert, Michael Jackson, als ich zehn war, war schon auch toll - Vorgruppe waren meine damalige andere Lieblingsband, Tic Tac Toe! Tolle Kombination für mich damals! (Alle lachen.) Sty: Wlch Band hättt ih dnn liv gn al gshn? Sty: Ich zum Beispiel Queen, boah, das wäre der Hammer gewesen. Dsi: Ja, da geh ich mit. elin: Rage Against the Machine wär auch mal was gewesen. Oder Elvis! Sty: Oder Nirvana! Dsi: Steffy, du hast lauter gute Ideen, da wäre ich auch dabei! Was wir für Spaß gehabt hätten! Sty: Haben wir eh zusammen, wirst schon sehen! Dsi: Wi sind wi igntlich z DÄof gkn - wa ntschidt an sich da, in dn fanclb inzttn? elin: Ich hab die Ankündigung damals auf dem Bademeister gesehen und mich brav im neuen Fanclub angemeldet - irgendwie musste das ja sein. (lacht) Sty: Den Alten gab es ja nicht mehr, und dann hab ich mir den neuen FC zum Kindertag geschenkt! Dsi & elin: Zum was?? Sty: Ach so, kennt ihr gar nicht? Ha Ha! Na, es gab damals bei uns immer den internationalen Kindertag, und bis heute schenke

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11 ich mir dazu selber immer was, und Muddi schickt mir immer am 1. Juni Schokolade! Dsi: Ich hielt ja immer nicht so viel von Fanclubs - sorry, aber ich musste da immer an diese Boybands denken - und dann el mir irgendwann auf, dass ich eh so viel Zeit mit di äzt verbracht habe, dass ich eigentlich doch mal eintreten sollte. Und Gleichgesinnte kann man ja nie genug kennen, vor allem dann, wenn es in deinem Freundeskreis nur so von Hip-Hop-Fans wimmelt... Dsi: und was hat ch dann daz bwgt, ch  das DÄof-Ta z bwbn? Sty: Mach mit, mach's nach, mach's besser. Na, kennt ihr auch nicht, was!? (lacht) Ostalgie! Dsi: Eigentlich war die Bewerbung eine ganz spontane Reaktion auf die Anzeige in der Prawda. Ich hab das dann auch total schnell abgeschickt. Eline und Steffy nicken eißig, für sie war das ähnlich. Z Abschlss in paa Wt d DÄof-Wlpn b di andn: Sty b elin: Verdammt groß! Auf Konzerten, wenn du Eline suchst, guck nach oben! Dsi: Ich beneide Eline für ihre Reisen, weil das was ist, was ich schon immer mal machen wollte. Dsi b Sty: Ihr Humor ist super, man kann super mit ihr lachen, und ihre Lebensausstrahlung ist total positiv! Eline nickt dazu eißig: Genau! Sty b Dsi: Ich hab dich gesehen und gedacht: Boah super, dich will ich in den Arm nehmen. Du hast so eine liebenswerte Ausstrahlung! Dsi b Sty: Ich nd das toll, dass du so knuddelfreudig bist, ist ja so undeutsch. elin b Dsi: Dich will man aber auch knuddeln, du hast ja auch noch den süddeutschen Akzent mit Niedlichkeitsbonus dazu! Sty: So richtig schnuf g, wa? elin (lacht): Ja! Und die Haaaaare! Wenn man se nicht hat, will man se - und wenn man se hat, will man se nicht mehr. Mehr über die drei DÄOF-Welpen erfahrt ihr im Fragebogen auf der Homepage! Dosi, Eline, Steffy

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Summer of 09

SUMMER

OF

09

Nach d gßatign fanclb-Knzt in Habg standn in dis S ach nch and fstival- nd einzlshws a d Tplan d bstn Band d Wlt as Blin (...as Blin!!!). Dn Atakt bildtn di Atitt bi Sthsid- nd Hican-fstival, bv ach di fans in östich nd d Schwiz it dn bidn einzlshws in Linz nd d isn Abschlssgig bi lgndän mntx Jazz(!)-fstival bglckt wdn slltn.

nEuHauSEn oB ECK, SoutHSiDE-FEStival Sind wi nicht all in bisschn Sthsid?

19.06.2009 N zwi Tag nach d fanclbKnzt in Habg stand  di äzt das st d Sstivals 2009 an: Das Sthsid-fstival in Nhasn b eck. Gad al 750 Kilt sdlich vn Habg, als qasi in Katznspng... Die Stimmung beim Festival war insgesamt etwas durchwachsen. Schon den ganzen Tag hatte es genieselt, und erst bei Fettes Brot, die direkt vor di äzt spielten, hörte der Regen endlich auf. Bis dahin war man dann aber schon durchgefroren und nass bis auf die Haut...

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Des weiteren stellten die Southside-Organisatoren mal wieder ihre Unfähigkeit unter Beweis, ein sicheres Festival zu organisieren: Der Einlass in den vorderen Wellenbrecherbereich war zwar im Gegensatz zu meinem letzten Southsidebesuch 2005 deutlich verbessert, aber von Anfang an war auch diesmal klar ersichtlich, dass das so nicht funktionieren konnte. Was sich dann auch am Ende des Keane-Auftritts deutlich zeigte - es brach ein totales Chaos aus, wo Leute fast zerquetscht wurden und Todesangst hatten. Die Securities waren völlig hil os und überfordert, und erst als dann nach einer halben Stunde Gequetsche und Geschiebe irgendwann die di äzt-Securities zur Hilfe eilten, wurde die Situation besser. Genauer gesagt war dann innerhalb von zwei Minuten alles unter Kontrolle - es geht also, wenn man weiß, wie. Aber offenbar interessiert die Southside-Organisatoren das „wie“ nicht so wirklich, sonst würden sie nämlich die Ratschläge erfahrener Leute ernstnehmen... Aber nun ja, zum Glück kam diesmal keiner ernsthaft zu Schaden. Fettes Brot als „Vorband“ passten natürlich wie die Faust aufs Auge, insbesondere, als sie dann auch noch „Nordisch by Nature“

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in einer „Männer sind Schweine“-Version zum Besten gaben! Und danach hieß es dann für diejenigen, die nicht zu Ben Harper an die blaue Bühne rübergingen, warten auf den Headliner des Abends. Natürlich waren alle Fans gespannt, wie denn die Setlist bei den Festivals aussehen würde, und das Ergebnis war: Sehr ähnlich zur Hamburg-Setlist, nur ohne die „Perlen“ und richtig sortiert. Los ging es allerdings zur allgemeinen Überraschung mit „Dauerwelle vs. Minipli“, noch hinter dem Vorhang! Wie immer bei Festivals war die Stimmung im Publikum sehr gemischt. Insgesamt wurde eißig mitgemacht und gesungen, aber natürlich wurden die unbekannteren Lieder gerne mal mit Verwunderung und Unverständnis aufgenommen. Aber trotzdem abgefeiert! Wobei es natürlich - wie immer bei Festivals - einiges an Verärgerung über den nicht bis zum Rand gefüllten Wellenbrecher gab, aber das geht nunmal leider nicht anders. Viel vom Gequatsche habe ich mir leider nicht merken können - das lag vermutlich einfach am Schlafmangel und den dadurch bedingten Gedächtnisverlust... Was hängengeblieben ist, ist eine lange Diskussion, wie DÄ denn das Publikum ansprechen sollen? „Southside“ wäre ja doof (Rod: „Sind wir nicht alle ein bisschen Southside?“), ein einfaches „ihr“ zu unpersönlich. Normalerweise würden sie ja „Neuhausen“ nehmen, aber das stimmte ja gar nicht, weil kaum jemand der Anwesenden wirklich aus Neuhausen kam. Also einigten sie sich irgendwann einfach auf „du“. „Hallo du, gefällt dir das Konzert bisher?“ - „Aaaaaah“. Vor Rebell kam Bela plötzlich mit einem durchdringenden „AlterAlterAlterAlterAlter!“ auf Farin zugelaufen - für die meisten Zuschauer war das wohl völlig unverständlich, aber die Handvoll Leute, die auch beim Hamburg-Konzert dabei waren, lagen natürlich lachend am Boden. Und kurz darauf verpassten FU und Bela sich gegenseitig Küsschen (Bela landete dann irgendwann aber an einer etwas tiefer gelegenen Stelle...). Später durften wir dann schon mal die Sitz-Laola für Nick Cave üben, der nach di äzt auf der anderen Bühne spielte.

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Es klappte zwar nicht wirklich gut, aber es war ja noch etwas Zeit bis zum Auftritt von Nick Cave - und wir könnten ja dann drüben weiterüben, kein Problem. Gegen Ende des Konzerts, bei „Ist das alles“, wurde das Publikum dann mal wieder dazu aufgefordert, ihre Pfandbecher als Spende an Viva con agua auf die Bühne zu werfen - immer wieder beeindruckend, auch wenn man sich nicht allzu wohl fühlt, wenn man mitten in der Flugbahn steht... Bei der Masse an Bechern, die danach auf der Bühne rumlagen, war es dann natürlich mehr als praktisch, dass di äzt einen Chilenen in der Band haben, der sich einen Besen schnappen und Ordnung schaffen kann. Leider ging ihnen dann doch langsam aber sicher die Zeit aus. Als Zugabe waren eigentlich „Perfekt“, „Unrockbar“ und „Junge“ geplant - sie mussten sich aber auf „Junge“ beschränken, für den Rest fehlte die Zeit. Insgesamt war es ein schönes, solides Festivalkonzert - sicher kein absolutes Highlight, aber das war auch nicht zu erwarten. Immerhin war man danach wieder aufgewärmt und konnte sich zufrieden und durchgerockt im Zelt verkriechen... Susi S.

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Summer of 09 SCHEESSEl, HurriCanE-FEStival Giv s y Bch!

di äzt waren am Sonntag der abschließende Headliner des Festivals. Nach einem (wie es sich für das Hurricane eigentlich auch gehört) sehr nassen Wochenende ging es also auf die Zielgerade. Vor di äzt spielten noch Fettes Brot ein sehr engagiertes und beeindruckendes Set, ehe sich nach einer Umbaupause zu den Anfangsklängen von Himmelblau das letzte Konzert des Wochenendes ankündigte. di äzt zeigten sich gegenüber dem „DÄ loves DÄOF“-Konzert wieder in gewohnter Bühnenanordnung und spielten ein recht normales Festivalset. Da die Zeit auf einem Festival meistens auf zwei Stunden begrenzt ist und nicht alle Zuschauer einge eischte Fans sind, machte ein Set mit vielen Hits und bekannten Songs natürlich auch Sinn. Und wenn dann noch sehr viele mit einem Lächeln oder hüp aolatechnisch (dazu gleich mehr) das Gelände nach dem Konzert verlassen, haben di äzt wohl mal wieder alles richtig gemacht! Zum Ende eines Festivals lichten sich die Reihen im Publikum bekanntermaßen meistens schon etwas, und so konnte man sich als Zuschauer vor der Hauptbühne auch beim Konzert von di äzt recht frei bewegen.

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© Sarah, # 5602

21.06.2009 mit fstivals ist s ja s in Sach. es tn sich  in Wchnnd vil mnschn a ng ra, nd nicht all sind n wgn di äzt hi. estanlich. Ab das Hican bt diss Jah ach inig Highlights  sin Bsch. Nbn viln nbkanntn Bands stand das fstival nt in gßn rninsstn: S gabn sich Katwk, di Pixis d faith N m di Klink in di Hand nd nttn tilwis ntischn Applas. Wi a d Hpag ds Hican z lsn ist, kan di äzt bits a Sastag in Schßl an,  sich nt and di Atitt vn Scial Disttin nd faith N m anzshn.

Dazu kam noch, dass die Nine Inch Nails parallel auf der zweiten Bühne als Teil ihrer Abschiedstour spielten, so dass sich das Publikum mehr oder minder gleichmäßig auf dem Festivalgelände verteilte. Was von dem Konzert in Erinnerung bleibt, ist vor allem die große Spielfreude der Band, die von Anfang an zu spüren war, und natürlich die großartige Pfandbecherspendenaktion zugunsten von Viva con Agua (siehe dazu auch unser Interview mit Christian Wiebe). Das Publikum zeigte sich, wie so oft, als eine willige Masse, die dem großen Blonden aufs Wort folgte. So wurde an diesem Abend die Hüp aola von links nach rechts geübt und anschließend mit der doppelten Hüp aola vervollkommnet. Im Klartext: Das gesamte Publikum hüpfte auf Hobbydiktator Urlaubs Anweisung hin - zweimal relativ kurz nacheinander hoch, und zwar zeitlich leicht von links nach rechts versetzt. Das Ganze sah dann in etwa wie eine sich in Wellenform bewegende Wasserober äche aus. Die Hüpferei kam beim großen Teil des Publikums sehr gut an - und von oben, auf der Bühne und

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Summer of 09 den Tribünen, sah es einfach verdammt geil aus. Auf YouTube kann man sich das Ganze nochmal ganz in Ruhe anschauen. Wie bereits erwähnt spielten di äzt ein „normales“ Set, wobei gegenüber der letzten Tour einige Songs anders plaziert wurden. „Unrockbar“ wurde diesmal relativ früh gespielt, und auch „Wir sind die Besten“ schaffte es in den Hauptteil des Sets. Als besonderes Schmankerl gab es den Punkklassiker „New Rose“ von The Damned, was vor allem bei den jüngeren Zuschauern für fragende Gesichter sorgte. „Westerland“ wurde in Reggae- und normaler Version vorgetragen, und bei „Junge“ gab es natürlich die obligatorische „Wall of Death“. (Oder... müsste es nicht eigentlich „Circle of Death“ heißen?)

Dabei trugen sie bereits Bauarbeiterhelme, um sich vor Verletzungen zu schützen. Auch die Security im Graben vor der Bühne hatte sich vorbereitet und schützte sich mit überdimensionalen, magentafarbigen, aufblasbaren Händen, die ein Telekommunikationssponsor bereits das ganze Wochenende auf dem Festival verteilt hatte. Was danach passierte, war einfach nur großartig. Das Publikum warf etwa 15 Minuten lang Becher auf die Bühne,

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was das Zeug hielt. Ja es waren wirklich nur 15 Minuten, gefühlt eher an die zwei Stunden. Auch nachdem die Band kurze Zeit später wieder auf die Bühne kam, diesmal neben den Bauarbeiterhelmen auch noch mit Besen bewaffnet, riss die iegende Becherwelle nicht ab. di äzt begannen, die Becher in den Bühnengraben zu fegen und ngen irgendwann an, den nächsten Song, „Perfekt“, zu spielen. Alles in allem auch weiterhin eine sehr eindrucksvolle Szenerie, die irgendwie nicht zu enden schien. Noch während des Rausschmeißers, „Dauerwelle vs. Minipli“, ogen Becher im hohen Bogen auf die Bühne. Auf dem anschließendem Weg zu den Zelten und Autos sah man weit und breit nur begeisterte Gesichter und Menschen, die mit Gesängen bewiesen, dass dort eben auf der Bühne die beste Band der Welt gestanden hatte. St. Pauli

© Grä nchen, # 5820

Ein Höhepunkt, abgesehen von den Songs, war derweil eindeutig die Aktion mit den Pfandbechern für Viva con Agua. di äzt forderten das Publikum direkt nach dem ersten Zugabenblock auf, ihre Getränkepfandbecher für das Trinkwasserprojekt „Viva con Agua de St. Pauli“ zu spenden und zwar per Weitwurf, direkt auf die Bühne. Bela: „Give us your Becher!“

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Summer of 09 linz, gugl-StaDion Di Widhlng.

03./04.07.2009 eigntlich wa n in Knzt i Ggl-Stadin z Linz an d schnn blan Dna gplant, dch d Anst a di Tickts acht dn zwitn Tin glich nd ntig, nd s knnt an sich a in ganzs Wchnnd it di äzt n. Zgist fans as alln Windichtngn blagtn s dnn ach Htls, Pnsinn nd Capingplätz in d Klthaptstadt epas, nd it Sichhit wndtn sich nicht n Nachtbsah nd Dacap b di zahlichn DÄof-Jackn, di di Tag lang das Stadtbild pägtn. di äzt selbst wiederum machten die Festivalatmosphäre rund und luden, dekadent wie wir sie lieben, gleich fünf Vorbands - jeweils drei pro Tag - nach Linz ein: Dampfmaschine, Cardiac Move, 3 Feet Smaller, Deichkind und Therapy? sollten das Publikum in angemessen aufgeheizte Stimmung bringen. Obendrein, so versprach eine weitere Überraschungsankündigung, würden die kompletten Konzertmitschnitte der di äzt von Concert Online bearbeitet und noch zum Ende der Konzerte vor Ort und anschließend im Internet auf stilsicheren Gwendoline-USBSticks verkauft werden. Das Ganze versprach ein großartiges Event zu werden, und der Konzertfreitag begann vielversprechend mit angemessen strahlend blauem Himmel, zahlreichen vor dem Einlass wartenden Fans und einem

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nicht ganz ausverkauften Stadion. Nach Einlassbeginn war der verdeckte Rasen des Stadions dann auch gut gefüllt, die Tribünen waren jedoch nicht zugänglich. So hatte man also schon eine Vorahnung, welche Kulisse sich einem am morgigen, ausverkauften Tag an gleicher Stelle bieten würde. Das Wetter zeigte sich - noch - recht nachgiebig, und es nieselte für einige Anwesende gerade lange genug, um sich in schicke Regencapes zu hüllen die meisten gratis vor Ort verteilt und geschmückt mit dem Emblem eines österreichischen Radiosenders. Die Vorbands ließen sich davon nicht irritieren, und die disharmonisch-lauten Klänge von Dampfmaschine, der gemäßigte Rock von 3 Feet Smaller und die verrückte MülltütenShow der Hamburger Deichkinder fanden allesamt ihre - mal mehr, mal weniger lautstarken - Anhänger im Publikum. di äzt eröffneten das Wochenende dann mit „Ein Lied für dich“ und spielten im Anschluss überwiegend die gleiche Setlist wie beim DÄOF-Konzert in Hamburg - also ein Best-Of-Programm garniert mit Sahnehäubchen wie „Außerirdische“, „Roter Minirock“ oder „Frank'n'stein“. Doch irgendwie schien an diesem Freitag der Wurm drin; die Band verspielte sich selbst für di äzt-Verhältnisse auffallend oft, und Textaussetzer waren selbst an regelmäßig live gespielten Stellen häu g zu hören. Den Höhepunkt der Pannenserie bildete dann Rods Pianoausfall bei „Dinge von denen“, der gleich das ganze Lied zu einem einzigen Ausfall machte. Selbst Rods alternativer A-Cappella-Gesang - der immerhin mit belustigten Gesichtern im Publikum entgegegenommen wurde - und FUs früh-

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© Almut, # 412

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zeitiger Einstieg konnten das Lied nicht mehr retten. Das Publikum wurde dann auch auf den nächsten Tag vertröstet, ließ sich vom Feiern aber zum Glück nicht abhalten. Der zweite Linz-Tag begann wettertechnisch durchaus verheißungsvoll, doch der Himmel sollte sich bald ver nstern, um spätestens bei Therapy? so richtig Rotz und Wasser zu heulen. Selbst Rod wurde im trendigen Regencape gesichtet, und Farin und Bela machten aus der Not eine Tugend und verwendeten die Regencapes später als Teil der Show beim allabendlichen „Dinge von denen“. Zuvor jedoch machten auch am zweiten Tag Dampfmaschine mächtig Druck im Kessel und konnten mit ihrem Auftritt das Publikum hinter sich scharen, obwohl ihre nackten Hintern sicherlich nicht überall für Entzückung sorgten. di äzt selbst sollten später im Verlauf ihres Konzertes noch in den höchsten Tönen von Dampfmaschine sprechen. FU ließ sich sogar zu einer Kopie des Spielverhaltens des Dampfmaschine-Gitarristen hinreißen - allerdings ohne nackten Hintern, versteht sich. Highlight bei den Vorgruppen waren dann aber doch die unter Rockfans legendären Therapy?, die trotz Dauerregens alles gaben und mit Hits wie „Screamager“, „Diane“ und „Nowhere“ (welches übrigens regelmäßig als Coverversion auf den ersten FU-Solokonzerten zu hören war) das nasse Publikum beglückten. di äzt spielten

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dann anschließend zwar die gleiche Setlist wie am Tag zuvor, doch war der Gesamtauftritt dieses Mal doch glücklicher. Die Band gab dann auch mehrmals in gewohnt charmanter Millionär-von-Nebenan-Art den Hinweis, dass dieses Konzert als USB-Stick erworben werden könne. Die viel beeindruckendere Kulisse tat zu dem gelungenen Abend ihr Übriges, denn BelaFarinRod blickten auf ein ausverkauftes Gugl-Stadion, das nun auch volle Tribünen bot. Und wenn man zurückblickt? Nicht nur in Aussagen direkt nach den Konzerten oder im DÄOF-Forum war zwar wie immer viel Lob auf die witzig-lockere Art unserer Lieblingsärzte zu vernehmen, aber es meldeten sich auch kritische Stimmen, die die zweimalig gleiche Setlist und zeitweise fehlende Stimmung auf der Bühne bemängelten. Beide Konzerte, so scheint der Grundtenor, waren schön und gut, aber nicht herausragend. Es fehlte irgendwie der Pep, den man von di äzt gewohnt ist, und man hatte zeitweise gar irgendwie das Gefühl, dass der Band der Schwung etwas abhanden gekommen sein könnte. Dennoch: Wie immer gab es mehr als genug Gelegenheit, ordentlich abzufeiern - und Montreux sollte den schalen Beigeschmack später mehr als wettmachen! Evil Acker & Eline

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MontrEux, Jazz-FEStival ewachsn ist ands. 08.07.2009 Di di äzt-Vsin vn “All That Jazz“ stbt nn als nahlich sin end z, nd d Tabschlss in mntx vspach in ganz bsnd z wdn. Das Jazzfstival ist in d rgin (nd dab hinas) längst in Bgi, nd Jazz, s schint s, asst alls, was oganisat Clad Nbs als slchn d nit. Die Konzerte in Linz ein paar Tage zuvor waren reine di äzt-Egotrips gewesen, sie hatten wieder ordentlich aufgetrumpft und, so wie wir es von ihnen kennen und lieben, alles auf ihren eigenen Auftritt als Höhepunkt ausgesteuert. Das JazzFestival in Montreux, im französischsprachigen Teil der Schweiz gelegen und von wunderschönen Alpengipfeln und einem malerischen See umgeben, versprach von Anfang an anders zu werden. Während im Keller des Konzertgebäudes Bloc Party spielten und das Seeufer von kleinen Open-Air-Bühnen und Fressbuden aus aller Herren Länder zum Leben erweckt wurde, würden di äzt als „Midnight Special“ an diesem Abend die Bühne im ersten Stock von der Heavy-Metal-Band Shakra und natürlich Alice Cooper übernehmen. Schon nachmittags wurde deutlich, dass ein großer Teil der Fans nicht etwa für die drei Herren aus Berlin vor den Schleusen wartete, sondern eigens für Alice Cooper angereist und zumeist französisch- oder englischsprachig war. Natürlich waren auch Ärzte-Fans anwesend, und fast schien ein erbitterter Kampf um die erste Reihe zu drohen, wären nicht nach einem recht chaotisch erfolgten Einlass die meisten Fans mitten auf dem schönen Parkett des Auditoriums Stravinsky zur Salzsäule erstarrt. Denn, ja wo war sie eigentlich, die erste Reihe? Da war keine Absperrung, nur eine Reihe von auf dem Boden sitzenden Damen, die es sich offensichtlich schon vor Einlass dort bequem gemacht hatten. Erste Gespräche brachten zu Tage, dass dies die offenbar bislang erfolgreich

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angewandte Methode des Jazz-Festivals war, das feiernde Volk zaunlos von der Bühne fern zu halten - Menschenkette statt Wellenbrecher! Vor einer tiefenpsychologischen Erörterung des Sinns oder Unsinns dieser Methode brachen Shakra über die Zuschauer herein, eine halbe Stunde lang bei gewohnter Heavy-Metal-Lautstärke und zu gemächlich im Takt kopfnickenden, freundlich dreinblickenden Schweizern im Publikum. Vielleicht stimmt es ja doch, dass in der Schweiz alles ein bisschen anders ist, auch Konzerte... Fast Forward zu Alice Cooper. Der zweifelsohne gealterte Rockstar fegte - Monate vor seinem Werben für eine große Elektrokette - mit kaum benötigtem, aber spitzem Gehstock über die Bühne wie ein sprichwörtlicher Derwisch. (Kunst?!) Blut spritzte, Mädels jauchzten, Gitarren bretterten. Keine Frage, mochte sie einem nun gefallen oder nicht, die Show war fulminant und astrein durchgezogen. Es hagelte heißbegehrte Cooper-Dollars, speicheltriefende Baumarkt-Silberketten und entstaubte Hits, die auch einem guten Teil der Fans der di äzt bekannt zu sein schienen. Zum krönenden Abschluss ließ Mister Cooper sich auf der Bühne aufhängen. Nachdem der Galgen weggerollt worden war, startete ein irrsinniges Gedrücke in den ersten paar Reihen. Cooper-Fans wollten raus, Ärzte-Fans wollten rein, und während der altbekannte und heißgeliebte „Achtung Jazz!“-Vorhang hochgezogen und die Bühne umgeräumt wurde, tat die herbeigeeilte Security ihr Bestes, die Situation zu entwirren. Erstaunlich schnell war die Wartezeit überbrückt, und „Himmelblau“ ertönte hinter dem Vorhang. Als dieser schließlich el, wurde die schützende Menschenkette vor der ersten Reihe - die bei Alice Cooper trotz kreischender Damen und headbangender Herren noch erstaunlich gut funktioniert hatte - kurzerhand abgezogen, und die di äzt-Fans strömten,

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Summer of 09 Spontaneinlagen wunderbar ergänzt. „Friedenspanzer“ und „Mach die Augen zu“ wurden eingeschoben und manch anderes weggelassen. Am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben aber mit Sicherheit die liebgewonnenen und zeitweise selten gewordenen typischen di äzt-Gags, die es an diesem Abend geradezu hagelte. Die gut zehnminütige Arsch ck-Improvisation, garniert mit französischer Radebrecherei, lud zum Lachen und ironischen Mitschunkeln ein - und mal ehrlich, dafür kennen und lieben wir doch diese Band! Denn, so wusste Bela zu berichten: „Die Poperze von Farin ist gut geschmiert - und di äzt sind für ihr Alter sehr anal xiert!“

© gothikmaus, # 174

um DÄOF-Fotomann Thollsten und die Montreux'schen Kameraleute herum, direkt an den Bühnenrand. di äzt, nah wie selten und gut gekleidet - Rod wie gewohnt im schicken Anzug, Farin in schwarz mit grauen Rändern und Bela in geschmackssicherem blauem Kuh-Shirt und bald abgelegter Anzugjacke -, spielten mit „Lied vom Scheitern“ und „Hurra“ lustig drauf los. Spätestens bei der anschließenden Begrüßung wurde klar, dass heute beim Frühstück endlich wieder ein dicker Clown auf der Speisekarte gestanden hatte. „Jazz, Jazz, Jazz, hast du uns vermisst?“ fragte Bela, während Farin - natürlich auf Deutsch - wissen wollte, wer denn kein Deutsch spräche. „Meldet sich keiner, verstehen uns also alle, super!“, stellte er anschließend fest, ließ sich aber doch von Bela überreden, dass sie den weiteren Abend als Dottores, upps, falsch, natürlich Les Docteurs!, begehen würden. Die anschließende Setlist unterschied sich in ihrer Grundstruktur gar nicht zu sehr von den in Linz und Hamburg gespielten, wurde aber durch zahlreiche

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Aber genug zum Alter der drei Herren was übrigens auch Rod nicht von unerwarteten Votze-Witzen abhielt - zurück zum Konzert. Natürlich versaute Bela wieder seinen Text zu „Der Graf“, mussten diverse Lieder drei oder vier Mal angefangen und wieder abgebrochen werden und entwickelte „Zu spät“ (schon in der ersten Zugabe vor „Ist das alles“ gespielt) eine ganz eigene Dynamik. Die Stimmung im - seit dem Ende des Alice-CooperAuftritts leicht dezimierten - Publikum war blendend, und auch einige offensichtlich primär französischsprachige Schweizer ließen sich von der allgemeinen Partystimmung nur zu gerne anstecken. Die letzte Zugabe dann wusste mit einem weiteren Highlight aufzuwarten: Claude Nobs, Veranstalter des Jazz-Festivals in Montreux, enterte im Ä-Shirt und mit einem goldenen (!) Mikrofon bewaffnet die Bühne und gab eine astreine Mundharmonika-Improvisation zum Besten. Farin betätigte sich derweil am Schlagzeug, und Bela und Rod versuchten sich am vorderen Bühnenrand im Mittanzen. Filmreif, und ein wunderbarer Abschluss eines grandiosen Konzertes und einer tollen Minitour. Danke liebe Ärzte - und bevor ich mich allzu sehr in Lobeshymnen verknote, sage ich's doch lieber mit Bela: „Und wenn wir uns beim nächsten Mal wiedersehen, werden wir sehr erwachsen und sehr alt sein. Naja, sehr alt, aber nicht erwachsen. Versprochen!“ Ich freu mich drauf! Eline

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SPrüCHe

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DIE BULLYPARADE DIE SPRÜCHE

AUS

HAMBURG

AUS UND

BERLIN

MONTREUX

HaMBurg 17.06.09

du klingst erkältet, du kriegst 'ne Woche frei!“

B: Wir dachten, heut mal'n paar Zugaben weniger, ist ja umsonst das Konzert.

f (zum Publikum): Warum seid ihr so leise? P: Aaaaahhhhhhhhh.......... f: Warum seid ihr so laut?

Nach „ein Lid  dn DÄof“ f: Und soooo wird man Millionär. B: Mit Gratis-Konzerten...

Bi „schnllstn“ Sitnwchsl Farin bekommt einen schicken rosa Bass gereicht. f: Ein Geschenk! Von dem! (zeigt auf Bela) B: Das sollte der Wink mit dem Zaunpfahl sein. Hör endlich auf, Gitarre zu spielen.

f: Wer von euch überlegt jetzt schon, ob das mit dem Fanclub so 'ne gute Idee war? B: Wir haben ja draußen in der Halle noch 'nen Stand vom „Silbermond“-Fanclub aufgebaut, wenn ihr also heute abend noch wechseln wollt: Kein Problem! Hall DÄof, ich bin d Bla f: Wir haben sogar Hallo DÄOF, ich bin der Bela. 10% Preisnachlass Und ich bin heut' abend für euch da. für euch ausgehanHallo DÄOF, ich bin der Bela. delt. Und eure Herzen sagen „Hurra“. B: Ihr habt wirklich Glück. Wir haben vier Tage geprobt... Farin lacht sich kaputt. B: Also, wir wollten vor zehn Tagen anfangen zu proben fürs heutige Konzert, da hat Farin angerufen und gesagt: „Weißte, ich komm grad von meiner Solotour, da können wir doch sicher einen Tag später anfangen?“. Er hat's noch gar nicht ausgesprochen, da haben wir schon JA gesagt. f: Du hast JA gesagt, Rod hat gesagt: „Wieso NEIN sagen? Farin, ich kenn dich,

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Hallo DÄOF, ich heiße Bela. (Er heißt Bela) Meine Freunde heißen Rod und Bernd. (Er hat keine Freunde) Und der Farin glaubt, er wär ein Kumpel von mir. (Wie bitte?) Wenn er erfährt, dass das Gegenteil der Fall ist, dann weint er. Hallo DÄOF, ich bin der Bela. (Er ist der Bela) Und ich bin wegen euch gut drauf. (Und er ist gut drauf) Hallo DÄOF, ich bin der Bela. (Er ist der Bela) Und ich schlag dem Farin auf die Fresse drauf. (Er schlägt mir auf die Fresse drauf...) Und das Blut in Farins Gesicht, das schenk ich euch. Und ihr dürft euch daran laben. (Daran laben) Danach könnt ihr auch noch seine Hoden (Seine wat?) und den Inhalt davon haben. Hallo DÄOF, ich bin der Bela. (Er ist der Bela) Und endlich kommt jetzt ein trauriges Lied. (Ein trauriges Lied, juchuuu...) Hallo DÄOF, ich bin der Bela. (Der Bela) Und es liegt in eurer Hand, wenn das jetzt nüscht gibt.

V „Bit“

B: Rodrigo hat ein Lied darüber geschrieben, was uns nach dem Konzert erwartet. r: Richtig! Ein Bausparvertrag aus Köln.

V „Anti-Zbi“

r: Sie kommen aus der Hölle. Angeführt von Westerwelle... B: Sie sind echt nicht OK. Die Zombies von der... r+B: ... FDP! f: That's our job. B: That's our job. We penetrate every heart! f: Ich warte nur, bis meine Kollegen fertig sind. Ich will heute nicht so viele Ansagen machen, weil ihr kennt die ja schon alle. Vor'm Fanclub zu spielen ist echt unfair. Das ist so... naja... „12.5., München, hab ich auch auf Tape“.

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SPrüCHe

Das ist irgendwie doof. Muss ich mir ständig was Neues ausdenken... B: „Hab ich mir gestern gesaugt!“

B: Um im Fanclub zu sein, musste ich extra bei Greenpeace austreten. f: Stimmt, richtig. Das ist doch die Jacke, die von blinden Kindern in Bangladesch zusammengetackert wird. B: Ja, und zwar aus Wal-Penis.

f: Wie is denn so die Show bisher? Auf ner Skala von 1... r (leise): 0,8! 12xu - Lst di Pawda

Z Li's 25. „Happy Btibsjbilä“

f: Ich nd's auch ganz gut, dass der Helmig heißt und nich Dunkelmich... B: Bin ich auch froh drüber. B: Rotwein „Zero“. Echt super! Macht nicht dick! „Zu spät“, werden einige denken. Naja, egal...

(DÄof-editin)

LEST DIE PRAWDA!! Bela ist auf Seite eins. Bela ist auf Seite eins. Bela ist auf Seite eins. Bela ist auf Seite eins. Farin Farin Farin Farin

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Rod Rod Rod Rod Rod Rod Rod

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Poster. Poster. Poster. Poster. Poster. Poster. Poster.

LEST DIE PRAWDA!

f: Danke, dass ihr unsere Fans seid! Ein gutes Gefühl. B: Ein deutlich besseres, als mit Farin Urlaub in einer Band zu sein. f: Wir wollen jetzt hier zum Abschluss als kleines Dankeschön „Lest die Prawda!“ spielen. Und dann ist das Konzert vorbei, und dann fahrt ihr nach Linz! B: Da wartet ihr 'n paar Wochen, und irgendwann tauchen wir dann auf. f: Wenn ihr dann nichts mehr zu essen habt, dann kommen wir und füttern euch mit Rock! B: Und zwar mit Rock der speckigsten Sorte. f: Bela, pass auf! Ich fang jetzt einfach mal an... B: Farin, ich häng an deinen Lippen. f: Ach, du hängst an meinen Lippen? Deswegen sind die so lang!

Bla in DÄof-Jack

f: Soll'n wir jetzt das nächste Lied spielen? B: Ey, ich schwitze mich zu Tode in diesem Viskose-Panzer! f: Weißt du, wie viele Nylons dafür sterben mussten? r: Ich sag 90% Lycra.

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Vabschidng

r: Remember, I love you... B: So, das war die selbsternannte beste Gurkentruppe der Welt. Die einzige Rockband, die von Jürgen Klinsmann erfolgreich gemanaged wird. Danke DÄOF, ihr seid die Besten der Allerbesten! Farin versteht mich nicht, aber ihr wisst genau, wie ich ticke. Und ihr wisst... das war's. Und: Remember, Rod loves you. B: Ich soll euch im Namen dieser drei Herren hier sagen: „Wir sind sehr stolz darauf, dass ihr in unserm Fanclub seid!“ Danke, tschau...

In „Z spät“

„Du liebst ihn nur, weil er kein Auto hat. Und nicht wie ich, dafür kann ich Spagat.“ „Du bist mit ihm hier in Hamburch gewesen,ich hab dir nur unsre Tickets vorgelesen. Du warst mit ihm essen, natürlich Pommes Frites,bei mir gab's nur ab und zu 'nen kalten Witz.“ B: Nicht nur die Herzen aller Mädchen. Heute abend auch die Herzen aller Herren. f: Hauptsache Herzen brechen, denn Herzen brechen haben wir gern. Mensch Bela, jetzt haste dir aber einen ganz schön weiten Weg gemacht. B: Richtig, aber dit war et mir wert. Denn neben dir zu stehen, macht, dass mein Herzchen lacht. Denn wer neben mir steht, der ist automatisch geehrt. f: Dachte der sieht aus wie'n Pfer... Naja egal... B: Ich begebe mich jetzt hinter mein Schlagzeug-Set. Herr Urlaub, können Sie dann weitermachen, wären Sie so nett? f: Wie wär et denn, wenn ich jetzt die goldenen Worte singe, und alle, die das hören, müssen klatschen und springen.

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SPrüCHe MontrEux 08.07.09 In „Bln“

B: Ihr müsst unsere Freunde, die Tiere, nicht essen, das ist überhaupt nicht notwendig. Denn Tiere, Tiere, Tieretieretiere - oder wie Farin sagen würde: „Tieretieretieretieretieretieretiere“, oder Rodrigo: „Tiere... Popiere“ - Tiere, Tiere, Tiere, Tiere, Tiere... f: Alter, Alter, Alter, jetzt komm zur Sache hier. B: Tiere, Tiere, Freunde. Ihr könnt mir folgen? f: Ihr wisst doch: Tiere! - Immer „Ja“ sagen! Wenn Bela fragt: „Könnt ihr mir folgen?“ - Immer „Ja“ sagen! B: Könnt ihr mir folgen? P: JA! f: Geht doch!

Ansag v „Din Schld“

Farin labert und labert, kommandiert das Publikum herum, spricht französisch, dann italienisch und schweizerisch etc. B: Und da fragen sich die Leute im Internet immer, warum Rodrigo auf Ärzte-Touren immer zum Alkoholiker wird.

Ansag z „unckba“

Farin wieder mal im Laber ash. f: [...] Ich will darauf hinaus, dass ihr euch alle hinsetzt. [...] Für die Älteren unter euch: Ihr könnt euch ruhig an den Vordermännern oder -frauen festhalten. B: Ich habe keinen Vordermann und keine Vorderfrau. f: Ja, du bist ja auch nicht gemeint. Du bist ja nicht Publikum. B: Na manchmal schon... unfreiwillig. r: Ich bin zu ungefähr 70% des Konzertes Publikum. Farin quatscht weiter. Bela und Rod gucken zu.

Ansag v „Bit“

r: Dieses Lied ist Sky Saxon gewidmet. Publikum reagiert nicht. r: Die kennen doch nur Michael Jackson. Publikum jubelt. B: Okay, Aufgabe. Morgen im Internet Sky Saxon googlen... starb am selben

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23 Tag wie Michael Jackson, (kurze Pause) hieß aber Saxon! Rod lacht.

V „mach di Agn z“

Farin fängt an zu singen und bricht ab. f: Bela, kannste bitte nicht so über die Bühne laufen? Da werd ick geil. Und wenn ick geil werd', kann ich nicht weiter singen. Ach so, ihm geht's nur darum, dass er die Aufmerksamkeit von mir ablenkt. B: Genau. f: „Scheiße, jetzt singt der, wat kann ick tun, damit se ihn nicht angucken?“ Deine Rechnung geht auf, Bela! Sogar ich guck dich an. Bela tänzelt weiter auf der Bühne rum und geht nicht hinters Schlagzeug. f: Okay, pass auf, du stellst das einfach pantomimisch dar. Ich mach nur die Akkorde. f (fragt sich, was Bela da gerade dargestellt hat): „Doch ich spüre keinen Unterschied, wenn du dich mir hingibst“? Bela macht perverse Gestiken. f (lacht): Du hast recht, bei dieser Uhrzeit ist wahrscheinlich keiner unter 60 mehr hier. Nur Alice und wir. Wir fangen nochmal an: Hallo, wir sind di äzt aus Berlin! Sie spielen „Himmelblau“ an.

Alls, was lgt, gschah wähnd d Ansag v „rbll“

r: Le dernier chanson. Es hat uns eine Freude gemacht, so spät zu spielen. Es ist jetzt ungefähr 4 Uhr morgens. Und wir verpassen das Frühstücksfernsehen nicht! Stille. f: Soll ich, Rod, oder willst du noch ein bisschen was sagen? r: Nö, nö. Ich warte schon auf das Frühstücksfernsehen. f: Ach, du wartest schon! B: Frühstücksfernsehen ist immer dasselbe. r: Ja, Wetter und dann die Nachrichten alle zehn Minuten. Und: „Übrigens, Michael Jackson ist tot.“ Das hab ich schon häu g im Frühstücksfernsehen gehört. f (zum Publikum): Kann ich mal ein bisschen mehr Überraschung hören? Michael Jackson ist tot! P: Oooooahh! f: Was machen denn die Jackson Five jetzt? - Benennen sich um in die Jackson Four!

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24 Farin spielt auf der Gitarre die typische Melodie, die beim Karneval nach einem Witz immer kommt. B: Das war ganz gut, Fips! f: Einen hab ich noch, einen hab ich noch!

f: Noch ein bisschen Arsch cken, während ich das Intro spiele? B: Arsch cken wie immer erst nach der Show! f: Okay, 'Tschuldigung, ich komm da immer durcheinander. Nach der Show ist vor der Show! B: Und immer mit demselben. f: Immer mit demselben? Immer mit dir selber. Ick weeß. Farin fängt „Rebell“ zu singen an und bricht ab. f: Ist geil, dass das Schlagzeug jetzt angestrahlt wird, weil ich ja singe. B: Tja, das ist unser Lichtmann! B (zum Lichtmann): Mach mal aus jetzt wieder hier, die Fresse brauch keen Mensch. Farin ahmt Bela nach und singt zu einer Melodie ähnlich der von „Saufen“: f: Ich bin nicht dick. Das ist nur die ungünstige Kleidung. B: Ich hab nen Freund... gehabt, der ist jetzt meine Heizung! Die Heizung muss gestrichen werden, mit salzsäuriger Farbe. Dit is nicht schlümm, da bleibt höchstens 'ne kleine Narbe. f: Ich fand den ersten Teil irgendwie besser. B: Ich bin nicht blöd. Ich spiel nur bei den Ärzten. Es gab viele Publikümer, die das auch verschmerzten. Und kommen trotzdem immer, immer wieder. Sie werfen BHs, dabei ham sie ausnahmsweise Glieder. f: Trotzdem spielen wir jetzt das letzte Lied, also das allerletzte Lied. Das war

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SPrüCHe gerade das vorletzte Lied, war ein bisschen improvisiert, hat man nicht gemerkt, ick weeß, bei uns klingt allet wie auf Platte. B: Ich bin nicht schwul... f: Ich hab nur zurückgegelte Haare. B: Ich bin nicht schwul, doch ich steh auf gleichgeschlechtliche Paare. Bei gleichgeschlechtlichen Paaren, da wär ich gern der Dritte. Und die gleichgeschlechtlichen Paare nehmen mich in die ... B+f: Mitte! B: Und jetzt Applaus für das Personal des Jazz-Fest. f: Weil die halten sich hier tanzend bei der Hand fest. B: Die dreh'n hier durch, mehr als das ganze Publikum. f: Kein Wunder, die sind ja auch ehrenamtlich... hier. f: Bela ich hab das Gefühl... (fängt wieder an zu singen) Homosexualität unterstellst du mir. Dit würde ick nie machen, außer vielleicht mit dir. B: Lieber Lichtmann, kannst du das Licht einmal löschen? f: Dann wird der Bela an meiner Poperze nöschen. B: Und der Rodrigo steht schmunzelnd in der Ecke. f: Und wartet darauf, dass ich seine Poperze lecke. B: Ich weiß, die Poperze von Farin ist gut geschmiert, und di äzt sind für ihr Alter sehr anal xiert. f: Weeßte Bela... B: di äzt machen jede Menge Faxen. Nur eins tun sie nicht: Sie werden nie erwachsen! Sie bleiben Kinder, der allerdümmsten Sorte. f: Ohne Worte. B: Willst du mit mir gehen, alte Torte?! Dit is doch hier nicht dit Schüttelreim-Fest, dit isn Jazz-Fest! f: Ach Scheiße, ich dachte wir wären hier beim... (singt wieder) Schüttelreim im Altersheim, da sagt... f+B: ... keine Oma „Nein!“. All: Und sogar das Tinchen bumst wie ein Kaninchen. B: Und die Schwester Oberin... B+r: ... hat schon wieder einen drin. f: Zurück zum eigentlichen Thema des Abends: Weltschmerz, Angst, Widerstand gegen die Staatsgewalt und ein bisschen...

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SPrüCHe (singt schon wieder) Arsch cken gehört auch dazu... Hey... dit is der Nachteil, ihr seid selber schuld. Was lasst ihr uns auch so spät auf die Bühne? Wenn wir um 20 Uhr anfangen, dann ist das ungefähr zehn, wenn wir infantil werden. Und um zehn sind wir nicht so anal xiert, das kommt dann immer so um Mitternacht. B: Darf ich auch noch was erzählen? Vor zwei Tagen hat Herbie Hancock hier gespielt, hat ein unglaubliches Konzert abgegeben, hat sich danach total betrunken und dann hat er gesungen: „Hallo, wir fahr'n in Puff nach Barcelona!“ f: Aber auf englisch wahrscheinlich, oder? All: Hello, we drive to the puff to Barcelona! f: Aber voll verjazzt wahrscheinlich: Dadbabadabndei... Puff... (dreht völlig frei) Barcelonahaha! Wir hingegen machen sowas nicht, das ist nicht unser Ding, wir spielen jetzt ein ganz anderes Lied. Nur echt mit uns. f (fängt endlich „Rebell“ an und singt): Ich bin dagegen, den Rod hier auf der Bühne achzulegen... B: Versuch das mal zu verkaufen, Montreux! f: di äzt - Jazz ist schwul! Nee sorry, wir müssen das Lied jetzt mal hinbringen, weil dann können wir von der Bühne gehen und können dann endlich die ganzen schönen Sachen machen, über die wir immer nur reden. Ick werd schon wieder geil. (fängt erneut „Rebell“ an) r: Ey... Moment. f: Wat is? r: Haben wir schon mal Votze gesagt heute abend? B: Ey Rod; Beckmann am Telefon, die Rainbirds wollen sich reunieren, willste wieder zurück? r: Ey Beckmann, na klar, ich bin dabei! f: Jetzt aber endlich zum letzten Lied! Es heißt „Rebell“. C'est une parole allemande pour... B: Hast du ein Reh, dann musst du bellen. Sie fangen an. f: Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür. Ich bin dagegen... (bricht ab) Die nächste Zeile hat übrigens ein ganz neues Licht: Ich bin nicht so wie ihr! ... Und alle so: Hehe... logisch, Alter! (weiter im Lied) Ich bin dagegen, egal worum es geht. Ich bin dagegen... (lacht)... weil ihr nichts davon

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25 versteht. (bricht ab) Ey, ich hör das Lied gerade zum ersten Mal so richtig. B: Ja, ick bin auch grad am Deuten. f: Okay, vergesst alles, was wir gerade gesagt haben: Hallo, wir sind di äzt aus Berlin! Wir sind nicht diese infantilen, arsch xierten Vollidioten. Nein, wir sind eine echte punkige Band, und wenn ich sage punkig, dann meine ich... (homoerotisch) uuuuh. (fängt wieder mit dem Lied an und bricht ab) Normalerweise würde ich an dieser Stelle sagen: „Wie kommen wir jetzt da raus?“. Bei Bela sag ich jetzt: „Wie komm ich jetzt da rein?“ B: Wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen, werden wir sehr erwachsen und sehr alt sein. Naja, alt, aber nicht erwachsen. Versprochen! f: Ich frag mich, ob wir dann nicht lieber die ganzen Lieder weglassen. Und einfach nur „Wir sind di äzt aus Berlin... höhö... der Himmel ist blau... so dit reicht! Jetzt: Arsch cken!“. Und dann kommt tatsächlich das Lied!

In „Z spät“

f: Eines Tages, werd ich mich rächen, und können wir jetzt ausnahmsweise nicht über Fäkalien sprechen? B: Dann sprechen wir über Urin, zählt das auch zu den Fäkalien? f: Ja, Urin zählt auch zu den Fäkalien. B: Bitte überschütte mich nicht mit weiteren Repressalien, sondern sag mir einfach, worüber ich sprechen soll. f: Sprich einfach von... Liebe. Zwischen zwei... Menschen. B: Dürfen dit zwei gleichgeschlechtliche Menschen sein? f: Nein. B: Okay, Peter und Klaus, die trafen sich auf'm Berg. Peter war ein Riese, Klaus war ein Zwerg. Klaus war um genauer zu sein ungefähr so groß wie ein Tisch. Da sagt sich Peter: „Na, alter Klaus, allet frisch?“ f: Klaus antwortet dann: „Mnhhmhhmmhmn“. B: Jetzt hör mal auf zu bellen, willste nicht beim Blasen das Bierglas auf meinem Kopf abstellen. Scheiße, wir wollten doch schon längst fort von diesen Themen sein. Wir sind hier in Montreux auf dem Jazz-Festival, das fährt mir ganz gut rein. Ehrlich

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26 gesagt glaub ich sogar, dass Niveau heute angesagter ist als... f: ... Schwanz zu stecken in irgendeinen Männerhals. B: Aber Schwänze in Männerhälse zu stecken bringt doch hier die Lacher. Alter, und Arsch cken is auch der allerletzte Kracher. f: Okay, wir probieren das jetzt mal aus: Arsch cken! Publikum reagiert kaum. f: Schwänze in Männerhals! Publikum reagiert kaum. f: Ick weeß nicht Bela, umwerfendes Gelächter hört sich anders an. Woran dit wohl heute abend liegen kann? Vielleicht ham wa dit Thema zu weit ausgereizt. Wie sieht es eigentlich aus, wenn du deine Beine spr... Eines Tages, werd ich mich rächen, ich werd die Herzen aller Mädchen brechen.... B: Denn hier auf dem Montreux-JazzFestival... f: Da hat der Bela ne Macke und Farin nen Knall. B: Und Rodrigo ist der lachende Dritte. f: Und du weeßt wat wir mit dem machen: Wir nehmen ihn in die Mitte! B: Ey Farin! f: Ja. B: Bist du stolz auf unsre Leistung? f: Welche Leistung? B: Unsere Leistung heute abend war doch ziemlich gut.. f: Sprich weiter, Junge, du machst mir gerade Mut. B: Ich denke, dass wir überdurchschnittlich gut waren. f: Das ziehst du gerade herbei an deinen Haaren. B: Uuuund aaaaannn.. f: NEIN! (bricht das Lied ab) B: Jahrelanger Konzerterfahrung... Wat? f: Ach so, ick dachte gerade jetzt kommt wieder: Und an... der braunen Kruste, die sich an der Unterseite meines... B: Nein! Jetzt tu doch nicht so, als hätte ich dit jedacht, wat du grad aussprichst, mein Freund. f: Bela, wie lange kenn ich dich jetzt? B: Weeß ick nich so jenau. f: Warte, wir haben 2009. Kennengelernt haben wir uns, da war Helmut Kohl noch nicht Kanzler. Ick sach mal, das ist dit, was wir so unter uns Skatbrüdern 'ne verdammt lange Zeit nennen.

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SPrüCHe B: Also wir können den meisten Leuten heute abend erzählen, dass wir den Zweiten Weltkrieg beendet haben!? Willst du das damit sagen? f: Jap. Und womit? Mit Arsch cken! B: Wir waren das, nicht die Russen! f: Eines Tages werd ich mich rächen... dit glaubt mir jetzt keener. B: Wie willstn du dich rächen? Willste dich über meiner Frisur erbrechen? f: Zum Beispiel. Weil dann die Haare total gut stehn, weil Breche ist Stärke, ihr werdet's gleich sehn! B: Mit meiner Breche kannste dir nen Iro frisiern. f: Dit Thema würd mich jetzt nich sooo intressiern. B: Na ja. Ich möchte es dir trotzdem ein bisschen darlegen. Einen Iro muss man hegen und p egen. Wo is unser Hirn, wo is unsern Sinn. Ick hab keene Ahnung und warum reimen wir eigentlich wie Wilhelm Busch? f: Soll ick dir sagen warum? BARDUSCH! B: Wenn das so weiter geht, sind wir irgendwann an dem Punkt angekommen, wo wir nicht mehr sprechen können. Dann fangen wir an, uns in die Hose zu kacken. Wohlgemerkt, wir sind in Montreux, auf'm Jazz-Fest! (lacht) f (spielt Jazz und philosophiert vor sich hin) Ob man wohl auch zu der Musik „Arsch cken“ sagen kann? Ja, man kann auch zu der Musik „Arsch cken“ sagen! (hört auf zu spielen) Et jeht! (spielt wieder Jazz und singt) Ja das ist der Anal-Verkehr, ja das ist der Anal-Verkehr! Eines Tages werd ich mich rä... wir tun so, als wär nichts passiert, die vergessen et doch eh... Wir wissen, wie Publikümer sind. „Wie war dit Ärzte-Konzert?“ - „Lass mich überlegen...“ B: Herbie Hancock wird nie wieder in dieser Halle spielen, die ist für immer versaut! f: Wir spielen jetzt unser letztes Lied. Versprochen! Danke, dass ihr hier geblieben seid. Vielleicht ham se auch die Eingänge verrammelt, ick weeß et nich, mir isset egal. r: Das war die Bully-Parade mit den Ärzten aus Berlin. Uwe-Struwe und Jumpie

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rÄTSeL

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WArum KANNS NICHT PerfeKT SeIN? WIeVIeL SIND 2000 mÄDCHeN? SCHeINT DIe SoNNe AuCH für NAZIS? fagn b fagn. Wi gt d dich igntlich it di äzt asknnst, kannst d it dis rätsl bpn. Wnn d all fagn ichtig bantwtst, kt in sinnvlls Lsngswt as, nd d kannst dich in Zknt stlz „Zti zit di äzt-Asknn“ nnnn! Di ichtig Lsng gibt s in d nächstn Asgab d DIe PrAWDA. Vil Spaß!

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

e spilt nicht n „Das Lid v Td“, sndn wa ach  Bla i einsatz... D it dn Spndihsn... Bi ih kchtn di äzt 1998 Spaghtti (it Banan)... Dait sicht sich Bla i inn gtn Platz bi sin libstn Vin... Gn, Glb, rt… dch a schnstn sikalisch gstzt wd dis fab... Haptdastllin ins Cics vn Jhn Willi... maskttchn d vintn Anhäng d bstn Band d Wlt... Dait läßt sich gt di Sti ln nd in ganzs Knzt dchsthn... Japanisch Band, di 2004 i Vpga d uncksta-T in Kln atat... 2007 bittlt das Pblik bi „rck i Pak“ Gß vn di äzt an si... A Lag sllt an ihn i dabi habn... Sägti, das z Gah  di mnschhit wdn knnt... es gnt s gn, wnn di äzt a di Bhn ghn - 1984 in dis Land... Diss Andnkn hat Bla v Spil fC St Pali - fC Bayn mnchn i Jah 2002 bkn... Alls halb Jah kt di Wahhit ans Licht... D wig Wltnbl... ein Knstl it d Ball nd a Schlagzg... Diss „rich ds Dachn“ wd ns 2007 näh gbacht. In d Landsspach hißt s s… Ttz sins gtn Asshns hat  di Chanc vpaßt, gß aszkn... In dn Bgn ght s ach al in dis richtng...

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DAS

BeLA B

Große „CODE B“-INTERVIEW MIT HERRN B (OHNE PUNKT) ODER AUCH: WAS BELA WÄHREND SEINER MEHRFACH ZU BERICHTEN WUSSTE!

Hi als wi vspchn das kpltt Intviw it d Han Bss, wlchs als Aniß schn i „Blvad Bla“-Pap pnktlich z „Cd B“-Vntlichng a ns Sit z ndn wa. Natlich habn wi s ns nicht nhn lassn, Bla z sin zwitn machwk asgibig z bagn. D ot ds Intviws vspach schn vh n Gts: man ta sich in Habg i „Blin Btg“... Bist d it d egbnis vn „Cd B“ zidn? Natürlich! Nein, im Ernst: Ich bin wirklich sehr zufrieden. Ich bin vor allem über die ersten Reaktionen sehr zufrieden. Die erste Reaktion auf „Altes Arschloch Liebe“ hat mich extrem gefreut. Dass tatsächlich fast alle Leute so reagieren, dass sie den Song erstmal so „na ja“ nden und nach dem zweiten Mal Hören den Song plötzlich nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Das hatte ich gar nicht kalkuliert. Ich hatte den relativ schnell innerhalb von einer halben Stunde geschrieben, einen Tag bevor wir ins Studio gingen. Andere Songs - wie zum Beispiel der Bobo-Song - haben drei Jahre gedauert. Und „Altes Arschloch Liebe“ halt nur eine halbe Stunde, und da gibt es dann solche Reaktionen drauf. Die zweite Reaktion, die mich extrem gefreut hat, war die von Rodrigo, der beim Vorspielen des Albums dabei war. Er hat mir zwar schon an dem Abend gesagt, dass er es wirklich gut ndet. Was mich aber wirklich gefreut hat, war, dass er es am selben Abend noch jemand anderem gesagt hat, wie gut er das Album ndet, der es dann wiederum mir erzählt hat. Da war also nichts gespielt oder kalkuliert von ihm, und das hat mich wirklich richtig gefreut.

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PROMO-TOUR

D abitst t it Gaststas zsan. Ist di das wichtig? Das ist mir wichtig, ja. Die eine Sache ist natürlich das Privileg, das ich habe, weil ich bin, wer ich bin - so habe ich die Möglichkeit, Leute, die ich immer mal treffen wollte, einzuladen und zu versuchen, sie an meinen Songs teilhaben zu lassen. Das ist mir bei ein paar Leuten auch nicht gelungen. Joan Jett zum Beispiel, die ich seit Jahren versuche zu kontaktieren. Die hat sich leider nie zurück gemeldet. Aber Chris Spedding ist so ein Ding - von dem hatte ich Bilder in meinem Kinderzimmer hängen! Obwohl den viele tatsächlich gar nicht kennen bzw. einfach auch zu jung sind, um ihn zu kennen. Seine Platten mit Robert Gordon Ende der 70er, Anfang der 80er haben mich einfach wahnsinnig geprägt. Von allen Gitarristen, die ich kenne, hat mich keiner so geprägt - auch in der Art, wie ich spiele. Da war es einfach ein Traum, den mal für einen meiner Songs zu gewinnen. Alessandro kannte ich selber gar nicht, da hat mich ein Freund drauf gebracht. Und alle Leute, inklusive mir, kennen tatsächlich viel von der Musik, die er gemacht hat. Zum Beispiel hat er die Mundharmonika bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ gespielt. Bei diesen ganzen Soundtracks von Ennio Morricone hat er die Gitarren, die Mandolinen und wahrscheinlich noch viele viele Instrumente mehr eingespielt. So schließt sich dann auch der Kreis, weil meine Musik ja auch so ein wenig soundtrackhaft ist bzw. auch bewusst viele dieser Soundtrackelemente hat. Und dann lag es einfach auf der Hand zu versuchen, an Alessandro ranzukommen. Und sein Management hatte sogar erst abgesagt, aber er hat die Mail dann trotzdem irgendwie bekommen. Er hat sich dann aus Namibia gemeldet, wo er den größten Teil des Jahres lebt, und hat uns dann ganz viele Instrumentalspuren

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BeLA B

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geschickt und sich damit quasi beworben, auf meiner Platte zu spielen. So ist es halt üblich bei Studiomusikern. So lief es auch mit Chris Spedding. Der hat auch gefragt: „Wie willst du es haben? Was genau willst du haben?“, und so spielt er es dann ein. Wi wa s, Chis ggnb z sthn nd szsagn d Ch z sin? Ich war wirklich richtig aufgeregt. Ich wusste ja, heute kommt er. Ein Freund von mir hat ihn dann abgeholt, und dann kam er halt. Dieser ältere Gentleman, mit grauem Haar, sah aber ansonsten genauso aus, wie ich ihn von Fotos kannte. Und dann haben wir am nächsten Tag den Song aufgenommen und hatten eine Menge Spaß. Es gibt da auch ein Filmchen von. Da brauche ich allerdings noch sein Einverständnis, und dann pack ich es mal auf die Homepage. Er ist wirklich gut drauf! Ich habe ihn auch ausgefragt nach den Aufnahmen mit den Sex Pistols und so weiter. Dann gab es natürlich auch Dinge, die ich gern gefragt hätte, was man aber einfach nicht machen kann. Er war zum Beispiel der erste berühmte Freund von Jerry Hall, und dann ist sie von ihm gleich weiter zu seinem Arbeitgeber Brian Ferry und von ihm dann weiter zu Mick Jagger, und so Sachen. Ich bin halt Fan. Aber sowas konnte ich dann doch nicht fragen. Ich hatte aber tatsächlich richtig Lampen eber! Da kommt immer der erste Moment der Begegnung, wo sich dann alles entscheidet. Sag ich jetzt was Falsches oder sag ich jetzt das Richtige, ist der jetzt total nett oder ist das ein total abgehobenes Arschloch. Und das will man dann ja auch nicht. Ich kann nur jedem abraten, der Träume hat, bestimmte Menschen zu treffen: Man darf nie mit zu viel Erwartungen an so ein Treffen rangehen. Ich hab da auch schon eine Menge Enttäuschungen erlebt. Die öffentliche Person ist ja immer noch viel populistischer als die Privatperson. Ich meine, Robert de Niro soll privat auch einer der langweiligsten Menschen sein - das ändert aber nichts daran, dass er ein klasse Schauspieler ist. Unangenehm für mich war es zum Beispiel mal, Christopher Lee kennenzulernen. Das hätte ich mal besser nicht getan.

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Ab s gibt ja nch wit Gaststas... Ja! Marcel Eger ist Glanzverteidiger von meinem Lieblingsverein St. Pauli und hat mal in einem Interview gesagt, dass er sich vorstellen könnte - würde er kein Fußball spielen -, Rockstar beziehungsweise Schlagzeuger zu sein. Dann dachte ich mir: Hey, der spielt zum einen bei meinem Lieblingsverein, außerdem gehört Marcel zu der raren Spezies von intelligenten Fußballern - von denen es beim FC St. Pauli allerdings einen ganzen Haufen gibt. Dann hab ich ihn einfach gefragt, ob er Bock hat, bei mir Schlagzeug zu spielen. Und dann kam er vorbei und hat gespielt. Es ist auf „Schwarz/Weiß“ eine Mischung aus unseren beiden Einspielern, weil er natürlich noch nie im Studio gespielt hat. Auch bei der B-Seite zur ersten Single ist er bei diesen Trommeln im Hintergrund dabei. Dann ist noch Emmanuelle Seigner dabei. Eine Platte, die ich letztes Jahr sehr oft gehört habe, war „Ultra Orange & Emmanuelle Seigner“ von Ultra Orange, einer Elektro-Garage-Band aus Paris. Die haben

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30 mit ihr eine richtig gute Platte gemacht, die ich nur empfehlen kann. Sehr spartanisch, sehr düstere Texte, und dieser französische Akzent in den englischen Songs ist total sexy.

BeLA B ratormäßig als wirklich ein Rap. Aber ich verspreche, dass Danny auf der nächsten Platte mindesten drei Songs Schlagzeug spielen wird. Das muss einfach mal sein.

Gary und Holly an den Saiten.

Die habe ich extrem oft beim Autofahren gehört, und da dachte ich mir, die könnte man doch auch einfach mal fragen. Dann wollte sie die „Bingo“-Platte haben. Die haben wir ihr dann geschickt, dann aber ewig nichts mehr von ihr gehört und dachten schon: „Naja, hat ja dann offensichtlich nicht so den Eindruck gemacht“ und dann hat sie sich tatsächlich doch am letzten Tag der Studioaufnahmen gemeldet und gesagt, dass sie Interesse hat und den Song echt super ndet! Sie ist dann nach Hamburg gekommen, wir haben die Aufnahmen noch drei Tage verlängert und den Song aufgenommen. Paule ist auf dem Album natürlich auch zu hören. Wirklich alleine hört man sie nur bei „Onenightstand“. Sie ist das erste Mädchen, das singt, bevor der Chor einsetzt. Auf „Code B“ ist tatsächlich wieder jedes Mitglied von Los Helmstedt dabei. Ein bisschen peinlich ist es mir, dass Danny Young tatsächlich nur diesen Rap vom Bobo-Song macht. Aber genau dafür ist Danny geboren, das hat er einfach grandios gemacht. Viel eher radiomode-

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Sag ns was z Atwk vn „Cd B“! Das ist diesmal ein richtiges KonzeptArtwork, was sich durch das Booklet zieht. Wir haben allein für das Cover eine zweitägige aufwendige Fotosession gemacht, mit einer extra angefertigten Maske. Das ist schon ziemlich geil geworden. Aber das wollten wir halt noch nicht vorab groß veröffentlichen, weil wir zum Beispiel erstmal den neuen Schriftzug etablieren wollten. Apps n Schitzg - wa ist d Pnkt wg? Damit du mich genau danach fragst! (lacht) Das ist wirklich der einzige Grund. Das ist ein rein populistischer Move. Es liegt auch bisschen daran, dass in diesem Schriftzug der Punkt nicht wirklich gut aussieht. Und dann hab ich in diesem ersten Info, was ich geschrieben habe, einfach „Bela B ohne Punkt“ geschrieben. Aber jetzt gibt es tatsächlich schon die ersten Schwierigkeiten damit.

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BeLA B So können sie mich zum Beispiel bei iTunes oder bei anderen digitalen Medien ohne Punkt nicht listen, weil ich dann nicht wie bisher unter „Bela B.“ auftauche. Dann bräuchte ich eine komplett neue Bank. Deshalb muss ich bei allen Onlinebanken den Punkt drin lassen, sonst wäre das einfach zu viel Durcheinander. Ich würde dir gern was Spektakuläreres erzählen, aber mehr steckt da tatsächlich nicht dahinter. Es soll einfach wieder ein wenig interessanter machen. Sind din Txt atbiga sch? Das sind alles Erfahrungen und Gedanken aus meinem Leben, das ist klar. Das muss alles von mir nicht zwingend erlebt, aber zumindest durchdacht sein, sonst könnte ich den Text nicht schreiben. Ich habe zum Beispiel noch keine Tankstelle überfallen. Ich habe zwar mal in einer Tankstelle als Autowäscher gearbeitet, aber noch keine überfallen. Das ist also eine ktive Geschichte, die ich mir ausgedacht habe. Aber die Phantasie, von einer bewaffneten Frau überfallen zu werden, ist natürlich schon eine, die ich aufregend nde. Halt sexy, nicht im klassischen Sinne von BH runter, Höschen runter, sondern sexy in dem Sinne, dass bewaffnete Frauen mit einem französischen Akzent sexy sind. Das sind also schon meine Gedanken in den einzelnen Songs. Ohne zu viel von meinem Privatleben verraten zu wollen, verrät es natürlich dennoch viel über mich. Die Leute fragen mich zum Beispiel beim „Geburtstagsleid“ oder „Altes Arschloch Liebe“, warum ich solche Lieder schreibe, wenn ich mich doch - wie ich ja jetzt auch mittlerweile zugebe - derzeit im glücklichsten Moment meines Lebens be nde. Aber das sind halt einfach Erfahrungen oder Gedanken, die ich bisher in meinem Leben hatte. Zum Beispiel die Geburtstagsliedsache: Wie fühlt sich der Verlassene oder der, der verlassen hat, an dem Geburtstag des ehemaligen Partners, was ja eigentlich immer ein besonderer Tag ist. Oder bei „Altes Arschloch Liebe“, was ja auch ein neues Konzept ist, Liebe als Person zu sehen und ihr einfach mal, zum Teil auch mit Fäkalsprache, die Meinung zu sagen. Das fand ich interessant. Auch der Gedanke, dass in Bayern der Song wieder mal nicht gespielt wird (zumindest bis jetzt

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31 noch nicht). Deshalb auch gleich mal die Bitte an die Fanclubmitglieder in Bayern, sich den Song zu wünschen! (lacht) Auf jeden Fall müssen die Ideen für die Songs ja nicht aus der momentanen Situation heraus kommen. Als Texter lebe ich natürlich so offen mit meiner Vergangenheit und meiner Zukunft, dass ich daraus entnehmen kann, was ich will. Natürlich ist das Schla ied zum Beispiel aus einer momentanen Situation heraus entstanden, aber auch offen gelassen, weil ich das durchaus auch als Liebeslied sehe. Natürlich wird man mir da auch den Vorwurf machen: „Hey, der hält doch sein Privatleben sonst immer so geheim, und dann macht der so ein Lied wie das Schla ied“, aber das ist halt ganz allein mir überlassen, was ich von mir rauslasse. Und ich nde das Lied wirklich schön. Das Lied ist komplett unironisch. Es gibt da ja noch so ein anderes berühmtes Schla ied. Das ist zwar nicht von mir, aber das ist halt komplett ironisch. Und mein Schla ied ist wirklich komplett ironiefrei. Und das Schöne an dem Song ist - eine Rock'n'Roll-Geschichte ohne Sex and Drugs - ich habe den Song geschrieben, ich habe den Text geschrieben und dann beim Demo den Gesang eingespielt, und aus gewissen Umständen heraus musste ich dieses Lied sehr leise singen. Dadurch ist ein Stimmsound entstanden, den wir so speziell fanden, dass wir auch genau diese Demo-Version aufs Album gepackt haben. Ich habe ihn tatsächlich nur einmal in dieser Situation gesungen, und er ist genauso unge ltert auf der Platte. Bei den Proben bzw. wenn wir den Song dann live spielen, werde ich ihn tatsächlich erst das zweite Mal überhaupt singen. D sagst in „In dis Lbn...“, dass d angkn bist. Ist das s, nd w gna bist d angkn? Das klingt jetzt verblüffend, aber eigentlich ist der Song über den Tod. Es ging mir darum, ein Gefühl zu vermitteln. Nachdem ich auf der letzten Platte ja doch immer sehr melancholisch über den Tod geschrieben habe - aus einer bestimmten Situation heraus, und zwar aufgrund einer gestorbenen Freundin von mir - habe ich mich jetzt einer Situation aus meinem Leben, die aber schon sehr lange zurück-

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32 liegt, zugewandt. Einer Nahtoderfahrung, die mich damals extrem dazu gebracht hat nachzudenken, auch über meinen eigenen Tod. Nicht, weil ich jetzt immer schneller auf den zuschwebe - ich hoffe natürlich aus gewissen Gründen, dass das noch sehr lange dauert -, sondern das hat jetzt einfach zehn Jahre gedauert, bis ich an den Punkt gekommen bin, darüber Gedanken zu verfassen. Wie zum Beispiel, dass ich denke, dass der Tod nicht nur erschreckend ist. Wie es ja auch im Schla ied eine entsprechende Zeile gibt: Es ist tatsächlich ein bewusst offen gelassener Text über den Tod, und es ist toll, dass alle Leute den Song bisher so positiv, also als positive Aussage, auffassen. Und genau so ist es ja auch gemeint. Der Song soll einfach nur positiv sein. Natürlich ist es auch so wie du sagst: Unter „endlich angekommen“ verstehen sehr viele auch, dass ich jetzt wohl an einem Punkt in meinem Leben angekommen bin, an dem ich heirate, aufs Dorf ziehe und so weiter. Dem ist nicht so! (lacht) Klar, im Grunde genommen ist es ja oft so, wenn man einen Lebensabschnitt verlässt und einen neuen beginnt, dass dann ein Teil von dir stirbt - wo wir wieder beim Tod wären. Aber bei mir ist das eigentlich eher nicht so. Ich erhalte mir zum Beispiel auch immer noch den Zwölfjährigen in mir. Zum Beispiel dadurch, dass ich nach wie vor diese Freude an solchen Sachen wie Comics habe. Kann man solch ein Typ mit Mitte 40 noch sein? Ich denke schon. Und so habe ich natürlich mit einigen Abschnitten meines Lebens nicht komplett abgeschlossen, nach dem Motto „Jetzt bin ich erwachsen“ oder so. Da habe ich als Rockmusiker auch eigentlich gar nicht das Recht dazu, wenn ich das wirklich noch in integer Form machen will. Und ich nde, die letzte Ärzteplatte beweist, dass wir das tatsächlich noch integer machen, wir sind noch immer nicht zum Beispiel die Peter Gabriel des Fun-Punk. Wir entwickeln uns weiter, ohne dass wir den Status der belehrenden Erwachsenen von oben herab erreicht haben. Ich glaube, ab dem Moment wird es di äzt nicht mehr geben. Ab dann werden wir wahrscheinlich nur noch Folkmusik machen. Ich würde dann wohl versuchen, irgendwas zwischen Bob Dylan und Hannes Wader zu machen. (lacht)

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BeLA B on-Night-Stand - Di fag ist hi igntlich nsichtlich: Gab s in pägnds elbnis  disn Sng? Ja, da gab's viele.... Das liegt ja auf der Hand, dass den Text nicht jemand geschrieben hat, der keine Ahnung davon hat. Dieses „One night stand“ gibt es ja schon seit Ewigkeiten im deutschen Sprachgebrauch. Und wie ich jetzt festgestellt habe, gibt es auch schon einen Song aus den vierziger Jahren, der „One night stand“ heißt, was ich schon ziemlich abgefahren nde. Ich fand einfach das Wort an sich schön. Und das Konstrukt war einfach, einen Text zu schreiben, der immer weiter geht in diesen Blues-Harmonien und dann quasi - ohne dass es einen direkten Refrain gibt - in der Aussage „One night stand“ gipfelt. Und dazu elen mir dann halt diese Schlusschöre ein, wo ihr ja mitgemacht habt, die dann so gegeneinander gehen. Das ge el mir alles einfach aus dem technischen Aspekt heraus. Und dann habe ich als Text natürlich auch ein Thema genommen, in dem ich mich einfach gut auskenne. (lacht) D Bb-Tanz - ein fag, di sich hi bi viln adängn wid: Ist  nach d Bib-Sng vn olli Schlz ntstandn d vh? Nee, tatsächlich vorher. Mit der Musik habe ich vor drei Jahren angefangen. Die erste Gitarrenmelodie habe ich parallel zu „Bingo“ gemacht. Eine Gesangsmelodie hatte ich bis letztes Jahr im Juni nicht, bis ich dann irgendwann gemerkt habe, dass diese Gitarren einfach viel zu viel Melodie haben, als dass jetzt noch eine dritte Melodie dazu passt. Und deshalb dann dieser monotone Gesang, den manche Leute jetzt verwandt zu anderen Songs sehen. Aber nix anderes passt einfach zu den Melodien. Mit dem Bibo-Song hat es überhaupt nichts zu tun. Die ersten Filmaufnahmen zum Bibo-Song haben wir gemacht, als wir gerade mit den Ärzten im Studio zu „Jazz ist anders“ waren. Den Song an sich hatte Olli aber schon sehr lange, also lange bevor alle Songs für sein Album fertig waren.

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BeLA B

Paule an den Tasten.

Der Text um „Bobo-Song“ ist entstanden, als ich vor zwei oder drei Jahren diese „Nacht durch Paris“-Serie auf arte gemacht habe. In dieser Folge kommen wir auf das Thema bobo, was sich ja aus „bohemian“ und „bourgeois“ zusammensetzt. Das haben die mir da erklärt. Und ich kannte das so nicht und dachte mir, dass ich eigentlich irre viele Menschen kenne, die so sind. Und als ich jetzt für die Platte am Schreiben war, schrieb mir ein befreundeter Autor. Der hatte ein neues Buch veröffentlicht und bat mich darum, ihn zu unterstützen, weil die „verkackten Bobos vom Feuilleton“ ihn wieder total verreißen. Da ist dieses Wort wieder aufgetaucht und ich dachte: „Okay, jetzt ist der Begriff „bobo“ in Deutschland angekommen.“ Und dann hab ich gegoogelt, und tatsächlich gab es diverse Abhandlungen darüber. Und da wusste ich, es ist jetzt Zeit, bevor es jemand anderes macht, als erster einen Song über diese neue Melange aus politisch korrekten Yuppies - so kann man es vielleicht nennen - zu schreiben.

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33 Bobos sind halt Leute, die zwar versuchen, umweltbewusst zu leben, aber gleichzeitig sämtliche Annehmlichkeiten von Luxus hochhalten und damit doch ein recht doppelhöhliges Leben führen. Das Hauptquartier der Bobos ist der Prenzelberg, die Queen Mum der Bobos ist Claudia Roth von den Grünen. Es ist schon okay, wenn Leute ihr Konsumverhalten überwachen. Aber dass das zu so einer Stylingfrage geworden ist? American Apparel muss man tragen und Bionade trinken, und dann auch am besten gleich die Augen davor verschließen, dass Bionade jetzt mittlerweile Coca Cola gehört bzw. sie mit denen jetzt einen Vetriebsdeal haben und dass American Apparel, die eigentlich lokale Mode machen, ihre Klamotten jetzt aus L.A. über den Ozean nach Deutschland iegen, wo sie reißenden Absatz nden bei unseren Bobos. Ich bin in manchen Fällen bestimmt auch bobo, ganz klar, weil ich Kohle hab und auch beim Ökobauern einkaufen gehe, weil ich dann denke, ich muss nicht soviel nachdenken, wenn ich mir irgendwas zu essen aufmache. Und ich fahre dann auch 15 km mit dem Wagen zum Ökobauernhof. Das ist schon auch ein bisschen BoboVerhalten. Ich glaube schon, dass mir der Song ganz gut gelungen ist und dass auch Bobos nächsten Sommer zu dem Song durchtanzen werden. Der Enthusiasmus innerhalb meiner Backingband war während der Produktion für den Bobo-Tanz übrigens auch nicht sehr groß. Ich habe mich echt schon gewundert, weil der Song für mich der totale Hitsong ist, für den ich sogar schon ein Video im Kopf habe. Aber dann fanden tatsächlich alle, die das Album bisher gehört haben, den Song richtig klasse. U. a. auch Olli Schulz, bei dem ich neulich ja zur Aufzeichnung seiner Fernsehsendung war. Der feierte den Song richtig ab. Und das war den fucking Helmstedt-Leuten wohl tatsächlich einfach nicht klar beim Hören. (lacht)

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34 Gibt s z „Ninja Baby“ in Gschicht? „Ninja Baby“ ist eigentlich eine Hommage an viele Sachen, die mich beein usst haben. Musikalisch ist der Song beein usst von Birthday Party, der zweiten Band von Nick Cave. Die sind mal nach Berlin gekommen, wo ich sie live gesehen habe. Da sind sie ein paar Monate geblieben, bis der Bassist gestorben ist - an Drogen übrigens. Und ich als kleiner 17jähriger Pickelpunk fand die super. Das waren alle, inklusive Nick Cave, total verdrogte Typen, die auf der Bühne alle durcheinander gespielt haben. Und die Songs waren durch so einen hypnotischen Schlagzeugund Bassbeat zusammengehalten. Das fange ich so ein bisschen in den Strophen von „Ninja Baby“ ab. Der Text ist einfach der, der am ehesten zu diesem Alter-Ego „Grafen“ passt, zu dieser Art B-Movie-Geschichte. Halt auch mit starken Frauen, wie sie in Russ-MeyerFilmen vorkommen. Bewaffnete Frauen.

BeLA B Vielleicht hat Bela B da tatsächlich einen Fetisch oder so. (lacht) Es geht um eine Komplettunterwerfung bis an die Schmerzgrenze, bei der man alles in Kauf nimmt. Die Überhöhung einer Superfrau ist auch wieder eine Hommage an Lux Interior von den Cramps, der in diesem Frühjahr gestorben ist. Das ist auch so eine Band, die mich irgendwo geprägt hat, weil es so eine Showband war. Musikalisch total geil. Immer zwischen Comicstrip und bedrohlich und düster. Das ist ein bisschen ein Tribut an diese Band. Und „Ninja Baby Pow Pow“ klingt einfach gut! Kn di ganzn Lps a d Alb vn di, Wayn d olsn? Die Loops kommen tatsächlich fast alle ausschließlich von Wayne. Wayne ist der Samplemann und hat dazu noch einen ganz eigenen Gitarrensound, wobei ich diesmal wirklich sehr viele Gitarren auf dem Album gespielt habe. Manche Timingsachen - eigentlich peinlich für mich als Schlagzeuger - hat dann Olsen gespielt, weil der einfach besser ist als ich. Wayne arbeitet mit so einem Echogerät aus den Sechzigern, was diesen ganz eigenen Gitarrensound erzeugt. Das hört man am besten beim Schla ied. Die meisten Computersachen sind von Wayne, aber jeder darf mal ran. Das Intro von „Als wir unsterblich waren“ ist zum Beispiel komplett von Wayne. Da hat er dann das Internet abgesucht nach diesen Orgelsounds. Wir waren auch kurz davor, uns so eine Riesenorgel zu kaufen. Die kriegt man ja für einen Euro bei eBay, weil die so schwer sind - die wiegen 'ne Tonne -, und das Abtransportieren kostet dann mehrere hundert Euro. Ich war tatsächlich kurz davor, mir so ein Teil zu holen und mir das in den Übungsraum zu stellen, aber Wayne hat irgendeine Datenbank im Internet gefunden, wo diese ganzen Sounds abgespeichert sind. Daraus hat er dann dieses Intro gemacht. Ist das fansingn in Habg s glan, wi d s di vgstllt hast? Nicht ganz. Es ist schon gut gelaufen. Aber ich hab ein bisschen unterschätzt, dass

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BeLA B sich einige Herren da doch sehr betrunken haben (lag wohl am guten Wetter an dem Tag) und dann ewig am Rumgrölen waren. Ich habe die Frauen und Männer dann ja auch ab und an getrennt voneinander singen lassen, und die Frauenchöre sind tatsächlich viel mehr im Timing als die Männerchöre. Auch waren die Frauenchöre meist viel klarer und deutlicher zu verstehen. Das war tatsächlich eine Sache, die wir vorher nicht bedacht haben. Auch die anderthalb Stunden Autogrammstunde hinterher waren doch sehr anstrengend. Aber das war natürlich auch nur fair den Fans gegenüber, die ja auch alle extra gekommen sind und für mein Album mitgemacht haben. Das Einzige, was ich wirklich schade bzw. doch enttäuschend fand, war, dass ich die Tage danach gleich wieder entdecken musste, dass es einige Leute wieder nicht haben sein lassen können, mit ihren Handies oder Kameras alles mitzu lmen und online zu stellen. Es geht mir gar nicht darum, ob das jetzt auf YouTube zu sehen ist oder nicht. Was mir so furchtbar auf die Nerven geht, ist die Tatsache, dass die meisten Leute die Konzerte mittlerweile nur noch durch das Display ihres Handies oder ihrer Kamera erleben. Und das sogar bei so einem „privaten“ Moment, wo 300 Leute bei Bela B sind und in diesem kleinen Rahmen mit ihm zusammen etwas für sein Album singen, die zum ersten Mal ganz exklusiv Teile des neuen Albums hören dürfen... das hat mich echt genervt. Ich dachte halt: „Hey, habt doch so viel Respekt und freut euch einfach - auch für euch selbst -, dass ihr hier dabei sein könnt.“ Und das ist auch bei den Ärztekonzerten mittlerweile so ätzend, wenn ich dann in die erste Reihe gucke, und die Leute stehen nur da und gucken in ihr Display statt auf die Bühne. Und das ist für einen Musiker etwas sehr Unschönes, was total abnervt. Und da geht es echt nicht nur mir so. Das ist eine Sache, die ich einfach scheiße nde. Aber jetzt hab ich mich auch genug darüber aufgeregt! Ansonsten hat die ganze Sache in Hamburg echt richtig Spaß gemacht, es war eher eine Party, und ich war am Ende dann doch ganz schön geschafft, weil man sich permanent konzentrieren musste und - ehrlich gesagt - der eine oder andere meiner Mitarbeiter auch ein bisschen zu viel getrunken hatte. (räuspert sich und

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35 lacht) War mir dann plötzlich sogar ein bisschen zu viel Party auf der Bühne. Aber es war eine richtig gute Aktion, die ich auf jeden Fall sofort wieder machen würde. Hattst d di Id  das einsingn v dn Albanahn schn, d ist si di st wähnd d Anahn gkn? Bei „Rockula“ war das von Anfang an so vorgesehen, dass ein Chor dabei sein soll. Aber da hatte ich noch nicht die Idee, das von Fans einsingen zu lassen. Das kam dann im Studio beim Besprechen der einzelnen Songs. Und ich war da echt sehr stolz drauf, dass wir innerhalb von Stunden diese 300 Leute zusammen hatten. Allerdings gab es da natürlich auch sehr viele enttäuschte Fans, die nicht dabei sein konnten, und auch sehr viele Beschwerden darüber, aber was soll ich machen? Man kann leider nicht jeden Einzelnen zufriedenstellen. Hast d all Ch dann ach i Alb vabitt? Im Album noch nicht. Allerdings haben wir da noch so unsere Ideen. Das „Do the Helmstedt“ wollen wir zum Beispiel vielleicht mal als Download auf unserer Seite stellen. So ganz genau wissen wir das noch nicht. Veröffentlicht wird es auf jeden Fall. Was hast d  2010 gplant? 2010 wird es eine weitere Tour und hoffentlich auch ein paar Festivals geben. Bevor ich den ersten großen Urlaub mache, wird es schon August/September werden. Und auch neben der Musik wird hoffentlich noch das ein oder andere geschehen. Dazu kann ich aber noch nichts wirklich Spruchreifes sagen. Es sind auf jeden Fall viele Ideen da, die verwirklicht werden wollen... Vil Idn, di vwiklicht wdn wlln? Klingt antastisch! ein wit T?? Nch bss!! Na dann, in in Wch bginnt ja 2010 z Glck schn! Als H B, wann ght s wid ls? Heike

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BELA B Ein Hartz FÜr BErlin A 19. Jli 2009 and in d Spanda Zitadll in Blin di vn Ick&e swi Bla B ins Lbn gn Hatz-4-Spndngala „ein Hatz  Blin“ statt. In d ltztn Pawda habn wi di Plätz vlst, bi dnn an d Blin Tal bi Cating nt di A gin nd zglich das fstival gnißn knnt. Di Gwinn rné, Antj nd Ann bichtn, wi s wa... „Los ging es um ca. 13.30 Uhr, wir haben die Obstteller für die Künstler zusammengestellt sowie später die GemüseReis-Sushi vorbereitet. Hier und da gab es immer mal eine helfende Hand, die gebraucht wurde, zwischendurch kleine Raucherpausen, aber dennoch wurde es nie langweilig, und wir haben angepackt, wo es nur ging. Das ganze Catering ist insgesamt reibungslos über die Bühne gegangen, es kam nie ernster Stress auf, weil alle an einem Strang und im Team miteinander gearbeitet haben. Zwischendurch wurde immer das Geschirr abgeräumt, Essen, Kaffee und Kuchen nachgestellt sowie Kleinigkeiten erledigt, die sich anboten. Lob kam anschließend von Bela selbst ans Catering der Berliner Tafel, sogar zweimal. Es war ein unvergessliches Event und auch was Besonderes, etwas für den guten Zweck zu tun, ebenso wie auch mal einige Blicke in den Backstage-Bereich zu erhaschen. Um 19.00 Uhr konnten wir uns dann das gesamte Event selbst mit ansehen und abfeiern zu den Klängen von Peter Fox, Clueso, Michael Hirte, K.I.Z., Pohlmann, T.Raumschmiere, Magier Farid (Urlaub - kleiner Witz von Bela), The Schreck Pistols aka. Fettes Brot, Kurt Krömer, Sido und natürlich „Der Graf“ himself. Hier und da konnte man einige mit DÄOF-Shirts in der Menge sehen, die hauptsächlich nur wegen ihm dabei waren.

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LIVE

Am Ende gab's noch ein Grande Finale mit allen Künstlern gemeinsam auf der Bühne mit „Wind of Change“. Kurz vor 22.00 Uhr war dann alles vorbei, und ein toller Tag ging zu Ende.“ René aka Spreewum „Das Team von der Berliner Tafel war super nett und hat uns vollständig in die Abläufe integriert. Mir hat es so gut gefallen, dass ich mich jetzt generell als freiwilliger Helfer bei der Tafel angemeldet habe, um vielleicht auch weniger prominente Einsätze zu unterstützen.“ Antje aka AIP88 „Die ganze Mannschaft bestand wirklich aus unheimlich netten, engagierten und offenen Leuten. Eigentlich war ich fasziniert, wie mit den ganzen Laienhelfern

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diese große Veranstaltung am Ende doch recht geordnet und professionell ablief. Aus meiner früheren Catering rma kannte ich das wesentlich straffer organisiert und mit mehr „drillen“ der Mitarbeiter. Ich meine auch, dass allgemein die Stimmung im Backstage sehr angenehm gelöst war, im Augenwinkel hat man den ein oder anderen Künstler mitbekommen beim Plaudern, Sonnetanken, etc. Das Konzert für umme anschauen war dann der tolle Abschluss des Tages.“ Anne aka mian Abschließend haben wir auch noch kurz mit Icke von Icke&Er über das Event gesprochen: Wlch Zil habt ih it d Vanstaltng vlgt? Wir haben mit „Ein Hartz für Berlin“ zwei Ziele verfolgt. Zunächst wollten wir Geld sammeln, und zum anderen wollten wir Aufmerksamkeit und Presse für die Arbeit der Berliner Tafel erzeugen. Zu Ziel eins: Die Veranstaltung hatte ja doch recht gigantische Ausmaße, und mit dem uns eigenen Größenwahn waren wir natürlich sicher, dass es mit 10000 Leuten ausverkauft sein wird. War ja, wenn man sich das Line Up anguckt, nicht völlig abwegig. Da waren dann die 4000 „Vollzahler“, die sich bei Regen in die Zitadelle aufgemacht hatten, leider zu wenig, um am Ende mehr als 5000 Euro an die Tafel spenden zu können.

Sido und Farin.. äh Pardon Farid.

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Um ehrlich zu sein, war es für uns aber schon ein Erfolg, dass überhaupt so viele Leute zu solch einer außergewöhnlichen, einmaligen Aktion gekommen sind. Das zweite Ziel wurde allerdings mehr als erfüllt: Wir haben mit der gesamten Idee eine wirklich große und aufmerksamkeitsstarke Aktion hingelegt, und auch die Reaktion der „Berliner Tafel“ spricht da eine deutliche Sprache: „Besonders haben wir uns darüber gefreut, dass hier junge Menschen im Fokus standen. So kamen zahlreiche Personen mit dem Tafel-Gedanken in Kontakt, die vielleicht noch nie von der Arbeit der Berliner Tafel gehört haben. Nochmals tausend Dank für die Spendengala „Ein Hartz für Berlin“ - Ihr habt die Bühne, das Publikum, die Künstlerinnen und Künstler, uns und sowieso alles gerockt!!“, schreibt die Vorsitzende Sabine Werth in einem Dankesbrief. Wi zidn wat ih it d Vla? Für das erste Mal war die ganze Sache in jedem Fall gut. Für uns war es auch eine absolute Premiere, etwas zu machen, von dem uns alle Menschen, die wir kennen

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BeLA B oKtoBEr 2009: DortMunD 20 Jah VISIoNS. 200 VISIoNSHt. ein slch nd Gbtstag sst natlich gbhnd zlbit wdn, nd s it das VISIoNSTa glich in ganz Wch lang in Dtnd. Im neu gebauten FZW in der Nähe des Dortmunder „U“ am Hauptbahnhof stieg dabei die größte Party. Am Freitag, dem 30. Oktober 2009, stand zunächst die VISIONS-Party auf dem Programm. Musikalische Gratulanten an diesem Abend waren Eternal Tango, Heroes and Zeros, Biffy Clyro, Madsen sowie Bela B mit den Chainsaw Hollies.

Icke führte zusammen mit Bela durch den Abend.

und die Ahnung von der Materie haben, abgeraten haben. In nur sechs Monaten und ohne Sponsor so etwas aufzuziehen... Und dass trotzdem alles geklappt hat, alle Künstler wirklich da waren, immerhin über 4000 Menschen mit uns gefeiert haben und wir ein positives Echo auf die ganze Aktion bekommen haben, macht uns doch ein bisschen stolz. Die ganze Sache ging auch nur, weil sich so viele Leute (u. a. auch der DÄOF) ohne Geld engagiert und mitgemacht haben.

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© Mathias Schumacher / GETADDICTED.ORG

e fazit? Unser Fazit ist positiv. Es war ein großartiger Abend in der Zitadelle Spandau, eine nie dagewesene Show, bei der immerhin 500 Hartz-IV-Empfänger dabei waren und für 5,- Euro absolute Superstars genießen durften.

Eternal Tango eröffneten den Abend und waren wirklich geil, auch wenn zu dem Zeitpunkt leider noch zu wenig Leute da waren. Es folgten Heroes and Zeros und Biffy Clyro. Letztere lieferten eine ordentliche Rockshow ab, die zeigt, dass sie auf dem Weg nach oben sind; dorthin, wo Bands wie Billy Talent oder Kings Of Leon bereits angekommen sind. Danach betraten die Chainsaw Hollies um Frontmann Atze Ludwig, einer der besten Freunde von Bela B (siehe auch PRAWDA Nr. 3), die Bühne. Sie hatten - wie der BVB - an diesem Abend Heimspiel und spielten zunächst circa zehn Minuten lang HolliesNummern, die auch gut beim Publikum

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ankamen, das wahrscheinlich bis dato eher wenig bis gar nichts von ihnen kannte.

© Mathias Schumacher / GETADDICTED.ORG

Dann wurde es Zeit für den Grafen. Nachdem er von Atze angekündigt worden war, betrat Bela mit schwarzer Gitarre die Bühne und legte gleich mit dem geilen „King Rocker“ von Generation X (der Ex-Band von Billy Idol) los. Da wohl wenig Zeit zum Proben gewesen war, musste er Teile des Textes ablesen. Anschließend folgte gleich „Altes Arschloch Liebe“, das sich als toller Livesong herausstellen und das Publikum auch gleich zum Mitsingen animieren sollte. Danach bekamen wir das von Bela und Atze gemeinsam geschriebene „Versuchs doch mal mit mir“ sowie „In diesem Leben“, „Schwarz/Weiß“ und „Als wir unsterblich waren“ vom neuen Album zu hören. Für die „Code B“-Songs war dies die Live-Premiere, und wohl auch deswegen war Bela sympathisch nervös an diesem Abend, interagierte aber trotzdem in seiner einzigartigen Art und Weise mit dem Publikum. Erwähnt werden sollte noch die überdimensionale, blaue, seltsam geformte Gitarre, die Bela bei einem Song spielte - eine Bender Distortocaster vom Gitarrenbauer Brian Eastwood aus England. Leider dauerte der Auftritt insgesamt nur 40 Minuten und endete mit dem Social-Distortion-Cover „Cold Feelings“ sowie „Tag mit Schutzumschlag“. Als Kostprobe für die bald beginnende „Code B“-Tour war es aber allemal super.

ihren Keyboarder Folli verabschiedeten. Madsen haben zu dieser Gelegenheit, glaube ich, nicht nur mich echt weggeblasen. Bei „Du schreibst Geschichte“ durfte

Der Abend sollte schließlich dennoch Madsen gehören, die eine beeindruckende Live-Show hinlegten und nebenbei noch SeTLIST

übrigens DÄOF-Mitglied Marü die erste Strophe singen, während das letzte Lied des Abends Keyboarder Folli gehörte. Am nächsten Tag fungierte Bela im FZW als Gastgeber der VISIONS-Gala, die vor Abonnenten und geladenen Gästen stattfand. Musikalische Acts waren Oceansize, Mother Tongue, Editors und The Hives. Bela hielt sich nicht mit langen oder ausgefallenen Ansagen auf, sondern ließ eher die geladenen Bands sprechen. Der Versuch, vor The Hives gemeinsam mit Herausgeber Michael Lohrmann ein H-BlockxInterview aus der VISIONS vorzulesen, scheiterte dann leider auch offenbar noch an der Technik, was mit lautstarken P ffen und Rufen nach The Hives quittiert wurde. Die Feierlaune konnte dies allerdings nicht trüben, und spätestens The Hives machten es mit einer energiegeladenen Show wett.

1. Chainsaw Hollies: Hold It Down 2. Chainsaw Hollies: X-mas In Shacktown, too 3. Bela B. & Chainsaw Hollies: King Rocker (Generation X) 4. Bela B. & Chainsaw Hollies: Altes Arschloch Liebe 5. Bela B. & Chainsaw Hollies: Versuchs doch mal mit mir 6. Bela B. & Chainsaw Hollies: In diesem Leben 7. Bela B. & Chainsaw Hollies: Schwarz/Weiss 8. Bela B. & Chainsaw Hollies: Als wir unsterblich waren 9. Bela B. & Chainsaw Hollies: Tag mit Schutzumschlag 10. Bela B. & Chainsaw Hollies: Cold Feelings (Social Distortion)

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Insgesamt ein schönes Wochenende im Herzen des Ruhrgebiets, das gerne nochmal so statt nden darf. www.visins200.d Evil Acker

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BeLA B „DEr nEttEStE unD attraKtivStE onKEl auF DEM SpiElplatz“ - oDEr auCH: DEr HuMan BoSS auF „CoDE B“-tour

12.11.2009, magdbg, - facty. Endlich geht‘s los! Die Neugier ist groß! Bela deutete im Interview zum ePaper ja zumindest schon ein bisschen an, worauf wir uns freuen können: Eine Bühnenshow, passend zum Gesamtkonzept des Albums. Was das wohl bedeutet? Masken? Schwarz - weiß - rot? Blitze? Pudel???

© ka , # 4505

Es ist nasskalt draußen, und der Einlass an der Factory verzögert sich, was natürlich zur Folge hat, dass auch das Konzert nicht pünktlich um 20 Uhr beginnt. Allerdings weist eine nette Damenstimme (die dem aufmerksamen Zuhörer aus mehreren Belasongs bekannt sein wird) bereits darauf hin, dass die Veranstaltung in wenigen Minuten beginnen wird und man doch bitte seinen Platz einnehmen soll. Wird erledigt! Und zwar rechts vor der Bühne. Nun bittet die nette Dame, nachdem sie nochmals auf die in wenigen Minuten beginnende Veranstaltung aufmerksam gemacht hat, jedoch darum, dass alle Leute, die sich auf der rechten Seite be nden, jetzt doch bitte auf die linke Seite gehen sollen. Umgekehrt ebenso. Ähm, nein... dieser Anweisung folgen wir dann jedoch nicht. Halb neun geht es dann endlich los, nachdem wir übrigens u. a. mit den netten Klängen von „Zigeunerjunge“ und dem „Geisterreiter“ eingestimmt wurden.

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Es werden zuallererst natürlich die vorher getätigten Überlegungen zur Umsetzung des Albumkonzeptes überprüft: Masken? Jawoll! Jeder aus der Band, mit Ausnahme von Bela natürlich, hat eine Bela-Maske auf. Nein, nicht diese ausgedruckten Pappdinger, sondern die richtigen, echt aussehenden Latex(?)oder-was-auch-immer-Masken. Sogar Paule! Und einen Holly erkennt man zum Beispiel mit Maske überhaupt nicht wieder! Schwarz-weiß-rot? Jawoll! Schwarz-weiße Out ts. Mit Fransen, bei denen man sich streiten kann, ob das nun schick aussieht oder nicht. Und rot? Jawoll! So sind zum Beispiel die Socken von Herrn B (ohne Punkt) rot. Blitze? Jawoll! Wenn auch anders, als ich es erwartet hätte. Ja, ich habe mit „echten“ Blitzen gerechnet! War dann aber auch mit den Blitzen auf dem Bühnenhintergrund zufrieden. Pudel? Nein, Gott sei Dank nicht! Opener ist, wie sollte es anders sein, „Rockula“, bei welchem sich Bela auch gleich in der zweiten Textzeile völlig verhaut. Mit dem Textevergessen ist er dann auch das ganze Konzert über konsequent. Aber hey, Konsequenz ist eine Eigenschaft, die vielen fehlt. Ist ihm also nur positiv anzurechnen. (Ja, man kann auch alles einfach mal positiv sehen!) Weiter geht‘s mit „Versuchs doch mal mit mir“ und dem „Geburtstagsleid“. Zwei meiner Lieblingssongs, die das Konzert super eröffnen und erahnen lassen, wo das Ganze hingeht: Es wird ordentlich gerockt! Ein absolutes Highlight des Konzertes: „Ninjababy“! Ich glaube, da wird mir so gut wie jeder zustimmen, der dabei war. Das rockt! Das ist grandios! Es folgt Publikumsinteraktion bei „1. 2. 3. ...“ und sogleich ein Publikumsaufmerksamkeitstest: Bela: „Nach erstens da folgt...“ Publikum: „Zweitens!“ Bela: „Nach zweitens da folgt...“ Publikum: „Drittens!“ Bela: „Vor drittens da folgt...“ Publikum „Zweitens!“

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© Rädlädy, # 993

Ha, gut aufgepasst und nicht aus logischer Reihenfolge heraus „viertens“ gebrüllt. Eins! Setzen!

kann. Auf der einen Seite eine kleine knackige E-Gitarre und schwupps... bei den langsamen Parts auf der anderen Seite Bei „Liebe und Benzin“ plötzlich eine kleine harnimmt Paule dann die Rolle monische Akustikgitarre. von Emmanuelle Seigner ein Ein Detail, mit dem Bela und macht das wirklich gut. natürlich spielt und die Ein wundervoller Song, der Gitarre deshalb mehrfach auch live Gänsehaut oder äußerst auffällig wendet, Bauchkribbeln erzeugt. Bei bis auch die hinteren „Traumfrau“ wird diesmal Reihen gesehen haben, was keine Dame aus dem da gerade Feines auf der Publikum auf die Bühne Bühne zu sehen ist. geholt. Ist aber in keinster Der besonderen Gitarren Weise tragisch, denn Bela nicht genug, folgt bei verdreht den Mädels in den „Gitarre runter“ gleich Die „Code B“-Setlist. vorderen Reihen dennoch der nächste Hingucker den Kopf durch heiße Blicke, - diesmal in Form von geworfene Handküsschen und liebreizende Gitarren, die ihren Hals an der falschen Komplimente. Sein gebrauchtes Handtuch Seite haben, so dass die Gitarren somit ndet übrigens auch den Weg in die falschrum hängen. Klasse Idee! Und vorderen Reihen. Und als wäre das Ge irte an dieser Stelle ein großes Lob an den von Herrn B nicht genug, spielt Gary Gitarrenbauer (sowohl für die Wende- als Schmalzl auch noch ein wunderschönes auch für die Falschrumgitarren). Trompetensolo. Persönliche Notiz für die nächste Tour, die sich wahrscheinNeben „Ninjababy“ erweist sich dann lich einige der weiblichen Anwesenden „Altes Arschloch Liebe“ als Höhepunkt des gemacht haben: Vielleicht sollte ich doch Konzertes. Das Magdeburger Publikum irgendwann auch mal ganz vorne stehen... dreht begeistert auf, kaum dass die ;-) ersten Töne zu hören sind, und hält diese Bei „Traumfrau“ hat Bela übrigens eine Stimmung auch den kompletten Song Wendegitarre in der Hand - wusste ich durch. Schade, dass danach ein weiterer vorher auch nicht, dass es so etwas gibt Zugabenbreak kommt, der die Stimmung bzw. man sich so etwas basteln lassen doch ziemlich zerstört. Spätestens als Bela jedoch bei „Onenightstand“ im den Leuten, die bei der Hartz für Berlin Spendengala waren, bereits bekannten - silbernen Glitzeranzug die Showtreppe betritt, hat er das Publikum jedoch sofort wieder. Paule begeistert an dieser Stelle vor allem die männlichen Zuschauer mit ihrem ebenfalls neuen Out t. Es wäre der perfekte Abschluss für diesen Tourauftakt, würden die Leute doch bei „people like you... fuck... people like me...“ einfach auch weiter singen, nachdem Herr B die Bühne verlassen hat. Schade, so wirkt das Konzertende irgendwie abrupt. Aber dennoch: Ich bin mehr als zufrieden mit dem ersten Konzert der Tour und umso vorfreudiger auf Dresden. Fazit zum Tourauftakt: Bela war unglaublich nervös, allerdings äußerst sympathisch nervös. Am besten umschrieben hat er das während des Konzertes gleich selbst, als er auf die

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42 Uhr schaute und sich wunderte, dass nach so kurzer Zeit schon alle Songs durch waren: „In der Probe haben wir aber länger gebraucht, anscheinend haben wir heut wirklich jeden Song viel viel schneller gespielt, weil wir so nervös waren.“

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von begeisterten „badipidis“ und „badipidipi bidippi bidippi bedepdepdededes“. Dessen nicht genug, stimmen einige Leute aus der ersten Reihe dann sogleich den Sesamstraßensong „Wer wie was“ an. Ein zunächst ungläubiger Blick des Grafen, dann jedoch immer mehr Publikumsgesang, und als auch Bela in den Song einsteigt, gibt es kein Zurück mehr: Der gesamte Schlachthof singt begeistert mit, und auf der Bühne darf man in diesem Moment einmal mehr das Kind im Herrn Bela B erleben. Schön ist das, und dafür ein Danke (unbekannterweise) an die entsprechenden Leute in der ersten Reihe. In Dresden gibt es dann auch einen Song mehr als in Magdeburg - wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Die Band hat also ihre Schlüsse daraus gezogen, dass sie in Magdeburg viel zu früh fertig waren, was uns seit Dresden erfreulicherweise den „Zappingsong“ gebracht hat. Beim „Bobotanz“ kommt es dann auch endlich zu dem von mir schon erhofften geänderten Text von Danny zum Schluss des Songs. In Dresden hat dann nicht Elvis niemals den Bobotanz gemacht, nein, heute „the Incredible Hulk never did the bobo“! Zu Beginn vom Bobotanz gibt es übrigens einen noch (nicht wirklich) dezenten Werbeblock passend zum Thema „bobo“: Bela verweigert gespielt eine Coca Cola (Muss ich bei diesem Wort schon ein „trademarked“ einfügen? Wenn ja, denkt es euch bitte...) und lässt sich stattdessen eine Fritz-Cola (hier gilt Gleiches wie in der Klammer davor) bringen. Wer Fritz-Cola und deren Firmengeschichte nicht kennt, der sollte sie sich ruhig mal aneignen. Aber ich muss hier nicht auch noch Werbung machen. Es reicht, wenn ich sie selbst gern und bevorzugt trinke, wenn ich mal Cola trinke. ;-) © ärztefreak, # 8358

13.11.2009, Dsdn - Alt Schlachth. Wer den Schlachthof kennt, der weiß um die schöne Location und die super Stimmung, die im Schlachthof bei den meisten Konzerten herrscht. Die Vorzeichen stehen also mehr als gut, und die Schlange vor dem Club deutet auf ein volles Haus hin. Heute statt rechts mal links. Wir sind also der netten Ansagestimme von gestern gefolgt, wenn auch mit einem Tag Verzögerung. Dank des „normalen“ Bühnenaufbaus gibt es dann heute auch von der Seite einen Blick auf die gesamte Bühne, so dass das Konzert teilweise tatsächlich erneut Tourauftakt für uns ist, weil wir jetzt erst gemerkt haben, was wir in Magdeburg von ganz rechts aus alles gar nicht gesehen haben. Um kurz Beispiele zu nennen: „Oh, Paule ist ja die ganze Zeit auf der Bühne!“, „Mensch, die Showtreppe sieht ja echt schnieke aus...“, und so weiter und so fort. Um nicht jegliche Details, die sich ja nun mal während einer Tour nicht ändern, zu wiederholen, wird im Folgenden nur auf die Highlights von Dresden eingegangen. Und da steht ein Wort ganz klar und groß im Raum: SESAMSTRASSE! Bela schmeißt irgendwann einfach nur mal ein „Manamana“ in den Raum - wahrscheinlich, ohne sich der weiteren Folgen bewusst zu sein. Das Publikum antwortet natürlich sofort mit „badipidipi“, und schon ist es um Herrn B geschehen. Es folgen gefühlte 30 Einlagen von „Manamana“, gefolgt

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© LadyM, # 7515

BeLA B

Das Konzert in Dresden ist zu Magdeburg eine de nitive Steigerung, was hauptsächlich auch daran liegt, dass Bela weniger nervös scheint. Ich schreibe „scheint“, weil er de nitiv trotzdem noch wahnsinnig nervös ist - er lässt es sich diesmal allerdings nicht so sehr anmerken. Wer allerdings sein Gesicht bei den Konzerten beobachtet, der wird, so wie ich, schmunzeln, wenn Bela sich textlich oder beim Gitarrespielen verhaut. Und wieder mag man darüber streiten können, aber ich nd das gut (um den großen blonden Herren der anderen Band zu zitieren) und einfach sehr menschlich. Soll heißen: Dieses Gesichtverziehen bei Fehlern würde ich vermissen, wenn es nicht mehr da wäre! 14.11.2009, Gißn - Hall 4 Eine Messehalle. Diese Tatsache allein lässt mich nichts Gutes hoffen, aber ich will mal nicht von vornherein negativ eingestellt aufs Konzert gehen. Wobei: Der erste Blick in die Halle bestätigt meine Befürchtungen dennoch. Eine Messehalle eben, und in Messehallen habe ich selten wirklich gute Konzertstimmung erlebt. Nun denn, Platz ausgesucht - heute mal ganz hinten, um auch mal den Gesamtüberblick über die Bühne zu haben - und los geht‘s. Der Mann hat doch tatsächlich schon

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43 wieder ein anderes Out t an! Herr B, für die Beantwortung folgender Frage wäre ich im Nachhinein sehr dankbar: Wie viele Koffer hatten Sie allein mit Bühnenout ts dabei? Da heißt es immer, Frauen seien schlimm, was die Klamotten angeht. Was wiederum auch nicht heißen soll, dass das, was man da jeden Abend neu zu sehen bekommt, nicht äußerst sehenswert ist. Aber genug der Äußerlichkeiten, kommen wir zu den Konzerthighlights. Das Wort, welches beim heutigen Konzert de nitiv Wort des Abends ist: FREUNDE. „Hallo Freunde!“, „Hey Freunde.“, „Freunde, wie geht es euch?“... Freunde? Nunja, ich könnte sagen: Danke für die Ehre. Aber andererseits: Ein Freund von Tausenden im Laufe einer Tour zu sein, ist auch nicht so der Kracher, oder? Wobei... „Hallo Fans.“, „Hey Fans, wie geht es euch?“ würde auch dämlich und furchtbar arrogant klingen. Also, dann eben „Freunde“! Das Gießen-Konzert hält jedenfalls das, was ich befürchtet habe: Die Stimmung ist einfach nicht berauschend. Ob das nun an der Halle oder aber an der Gegend des Konzertes liegt, sei dahingestellt. Das kann und mag jeder für sich selbst beurteilen. Gießen ist jedenfalls nicht mit Dresden und Magdeburg zu vergleichen. Highlight des Abends dann deshalb für mich wieder Dannys Bobo-Ansagen. Einstieg nach dem Fritz-Cola-Werbeblock: „You have a green heart and that is smart“. Und den Bobo selbst tanzen heute Luke Skywalker, Prinzessin Leia und even Obi-Wan Kenobi. Aber R2-D2 „is a robo“. Das war er also, der Tourauftakt der „Code B“-Tour. Zum jetzigen Zeitpunkt des Prawda-Redaktionsschlusses ist die Tour noch in vollem Gange. Für mich geht es dann jetzt auch endlich mit Braunschweig, Bielefeld, Erfurt, Hamburg zum Ersten und Hamburg zum Zweiten weiter, und ich bin nicht nur gespannt, wie sich die Konzerte im Laufe der Tour entwickelt haben, sondern ich freu mich auch schon wahnsinnig drauf, dass es endlich weitergeht. Bleibt nur eines zu sagen: Wenn ihr dies Jahr nicht dabei wart, habt ihr - aus meiner Sicht - etwas verpasst. Also nächstes Jahr Arsch hoch und dem Human Boss und seinen Bingowings huldigen! Heike

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fArIN urLAuB

FURT FINAL Dsdn, elb (10.07.2009) Das sagt evil Ack: In Dresden angekommen, machte sich erste Ernüchterung breit, denn Petrus meinte es nicht allzu gut mit dem Wetter, und was als Nieselregen begann, ergoss sich bald in Gießkannen vom Himmel auf die feierwillige Meute. Um es vorweg zu nehmen: Der Stimmung sollte dies keinen Abbruch tun, ganz im Gegenteil.

Gßnwahn d gts Kalkl? Das agt an sich, als bkannt wd, dass das fain ulab racing Ta Slknzt a elb in Dsdn nd in d Whlhid in Blin spiln wllt. Sichlich in gt Id, di ab schn it in gwissn Skpsis vbndn wa, b dnn di Schaplätz ach wiklich vll gacht wdn knnn. Einige Tage zuvor wurde schließlich bekannt, dass Herr Urlaub und sein Racing Team es tatsächlich geschafft hatten, die Wuhlheide randvoll zu machen und somit auch das bisher größte Einzelkonzert ihrer Karriere würden verbuchen können. Ein weiterer guter Grund, sich mit entsprechender Vorfreude auf die letzten beiden Einzelkonzerte der „Krachgarten“-Tour 2009 zu stürzen.

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Von Beginn des Konzertes an war klar, dass zwischen Dresden und dem FURT die Chemie heute einfach passte wie Schlagsahne auf warmem Kirschstreuselkuchen. FUs Redeschwall nahm bereits bald nach Beginn beängstigende Ausmaße an. Doch noch beängstigender zeigte sich das anwesende Publikum; die Anwesenden erfüllten jeden Wunsch von Herrn U. mit Bravour - und damit meine ich wirklich JEDEN! So machte Dresden sich mit der „Ich dreh mich im Kreis“-Laola bereitwillig zum Heinz, was FU dann wiederum dazu ermutigte, seinen sächsischen Dialekt noch weiter zu verfeinern. Bei „I.F.D.G.“ gaben uns zur Feier des Tages T! und Nico von der Security eine Kostprobe ihrer tänzerischen Fähigkeiten. Der Song des Abends war schließlich mit Sicherheit „Zu heiß“, denn der Kontrast zwischen Text und Wirklichkeit war eindeutig zu erkennen, aber genau das machte den Reiz aus. Passend zum wunderbaren Dresdner Publikum gab es zum Schluss „Wunderbar“ als Belohnung. Leider verpasste FU es, den zahlreichen Leuten auf der nahen Elbbrücke eine Laola abzuverlangen, das wäre geradezu das i-Tüpfelchen des Abends gewesen. Aber auch so ging ein tolles Konzert zu Ende und man war gespannt, was tags darauf das FURT in der Wuhlheide bieten würde.

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© Jazztin, # 7117

fArIN urLAuB

Das sagt Hik: Dass Ärzte-Konzerte am Dresdener Elbufer immer eine Reise wert sind, weiß man ja. Ob das beim FURT genauso sein würde? Na sicher, wo doch meistens besonders Farin selbst die di äzt-Konzerte in DD zu etwas Besonderem macht - versuchtes Sächseln in Hochform lässt immer wieder grüßen. Deshalb wurde meinerseits nicht lange überlegt, ob es vor Berlin auch noch nach Dresden gehen sollte oder nicht. Zumal Dresden allein, auch ohne Konzerte, mehr als sehenswert ist, weshalb wir auch gleich noch einen Urlaubstag vorher anhängten. Während des Sightseeingtages hatten wir übrigens wundervolles Wetter, was am Konzerttag dann leider in das Gegenteil umschlug. Die Vorfreude auf das Konzert war dementsprechend nicht ganz so groß, was sich allerdings bei den ersten Tönen, die von der Bühne kamen, schlagartig änderte. Sowohl die Stimmung im Racing Team als auch die im Publikum war fantastisch. Schon nach dem ersten Song war klar: Das kann nur ein geiles Konzert werden. Wurde es dann auch! Und zwar, meiner Meinung nach, das beste der Tour! Wirkliche Einzelheiten kann ich gar nicht wiedergeben (Warum nur? ;-)

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), absolute Highlights waren jedoch Folgende: Die „Ich-dreh-mich-im-Kreis-Laola“ - sportliche Betätigung mit enormem Spaßfaktor. Endlich mal eine Laola, bei der man gern mitgemacht hat. Das gesamte Publikum drehte sich um die eigene Achse und hatte Spaß dabei - all das im Dauerregen. „Zu heiß“ war bei diesem Wetter übrigens ein Erlebnis für sich. Weiteres Highlight: Die bereits angesprochenen Versuche seitens des großen Blonden zu sächseln. Für Nichtsachsen mag das perfekt klingen, jeder Einheimische wird darüber wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Egal! Es ist immer wieder saukomisch, ihn so reden zu hören, und an dem Tag hat er es komplett auf die Spitze getrieben. Ich würde seine Redseligkeit am ehesten mit den Worten „äußerst mitteilungsbedürftig“ umschreiben. Im Publikum gab es jedenfalls den ein oder anderen, der vor Lachen nicht mehr konnte - ich gehörte dazu! Zu guter Letzt noch ein dickes Danke für „Wunderbar“ - endlich mal wieder live zu hören! Erwähnte ich schon, dass Dresden de nitiv

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fArIN urLAuB geschlagen werden, was dem Konzert zwar nicht wirklich schadete, es aber auch nicht zu etwas Besonderem machte. Bei „I.F.D.G.“ war die Wahl der LGN (Lesbische Gesangsnattern, Anm. d. Red.) dieses Mal etwas unglücklich. Ein heranreifender junger Mann, der das Wort „tanzen“ offensichtlich mit Wörtern wie „hüpfen“ oder „hopsen“ verwechselte, enterte die Bühne. Schön war hingegen eine Publikumsaktion bei „Die Leiche“, bei der ein Fan sich auf einem Leichentuch durch die Menge tragen ließ. Alles in allem war die Doppelpackung Dresden und Berlin in jedem Fall ein würdiger Abschluss einer schönen Tour (nachfolgende Festivalshows nicht mitgezählt), der bestätigte, dass das FURT auch die großen Bühnen hierzulande mit Bravour rockt.

das beste Konzert der Tour war? Ja? Egal, dann sei es an dieser Stelle noch einmal erwähnt! Blin, Whlhid (11.07.2009) Das sagt evil Ack: Berlin ist bekanntlich immer eine Reise wert. Im letzten Jahr hatten di äzt gleich sechs Konzerte in der Wuhlheide gegeben, doch das war ein gutes Jahr her, und man bekam schon erste Entzugserscheinungen. Wie gut also, dass das FURT sich ein Herz fasste und das stattliche Rund nun füllte. Würde man Dresden noch toppen können? Das fragten sich nicht nur die Fans, die den vorherigen Tag am Elbufer verbracht hatten, sondern auch FU selbst, der gleich zu Beginn des Konzertes klarmachte, dass Dresden die Latte gewaltig hoch gelegt hatte. So wurde Berlin dann auch mit der Blumen-Laola beauftragt, bei der das Publikum von vorne nach hinten eine zarte, aufgehende Knospe simulieren sollte. Das gelang vorzüglich und sah atemberaubend aus. Scheinbar verschlug es den Anwesenden anschließend allerdings dauerhaft den Atem, denn es wollte leider einfach nicht zünden zwischen Publikum und FURT. Der Enthusiasmus aus Dresden konnte nicht

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Das sagt Hik: Tourabschluss! Festivals mal ausgenommen, die mag ich aber nicht, also für mich so oder so: Tourabschluss! Schade! Dafür aber ein krönender Abschluss mit einem Konzert in der Wuhlheide, meiner Lieblings-Open-Air-Location. Allerdings war mir von vornherein klar: Das DresdenKonzert kann nicht getoppt werden! Dementsprechend ging ich ganz entspannt und ohne jegliche Erwartungen an das Konzert heran. Und genau so war es dann auch: Ein nettes, entspanntes Konzert. Aber für mich letztlich nichts Besonderes, von der Location natürlich abgesehen. Unter den Highlights des Konzertes be ndet sich für mich ganz klar, ebenso wie bei Evil Ackers Eindrücken, zum einen die Blumen-Laola. Dieser Anblick der sich öffnenden und schließenden „Blume“ war atemberaubend und einfach wunderschön. Das hat de nitiv Gänsehaut erzeugt! Zum anderen bleibt natürlich die Aktion, bei der DÄOF-Mitglied Aleks als Leiche, abgedeckt durch ein Bettlaken, durch den Innenraum getragen wurde, in Erinnerung. Der Szenenapplaus von den Leuten auf den Rängen, während sie durch das Publikum nach vorne surfte, war soooo schön! Alles in allem also ein schöner, wirklich gelungener Abschluss der FURT-Tour 2009. Evil Acker & Heike

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roD

„ICH

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HABE JA GUT REDEN ALS PLASTEDEUTSCHER“

A 19. oktb 2009 tan wi ns it rd v d Ataktknzt d „Si ach dabi“-T vn Abwäts in dn Backstag-rän ds Kln undgnd z Gspäch. Wi dtn nt and b dn gldnn Kä g ds elgs, Navigatinssyst, di Abwackpäi, KISS nd natlich b Gid Wstwll. Ab nd z schaltt sich ach fank Z. vn Abwäts it intssantn Thsn in das Gspäch in.

Gegenfrage: Leutheusser-Schnarrenberger. (lacht) Ich wllt igntlich wissn, b Gid Wstwll ach abgwackt wdn sllt? Eigentlich kann man sie alle abwracken. Guido wirkt aber insgesamt schon ziemlich abgewrackt, oder?

© Gothikmaus, # 174

rd, di st fag ist glich plitisch: Gid Wstwll...

Was sllt din minng nach nch abgwackt wdn - aß Ats? Eigentlich sind wir gegen das Abwracken alter Autos. Wir lieben alte Autos, und je mehr fossile Brennstoffe sie verblasen, umso besser. (lacht) Habt ih dabi favitn? Achtzylinder sind klasse. Franko, was sind denn deine Lieblingsverbraucher? fank Z.: SUV sind meine absoluten Hassobjekte. Die gehen gar nicht. Die sieht man gerne auf Sylt, wo sie von diesen ganzen Scheintoten gefahren werden. Die haben auch mittlerweile überall Sensoren im Auto, dass sie auch ohne Gucken

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rückwärts fahren können, und trotzdem brettern die dann in irgendeine Wand... rd: ... oder in den Ferrari, der hinter ihnen steht bei der Sansibar. (lacht) Wahrscheinlich war es dann ein Navifehler... Htztag vlässt an sich nba n nch a Navis. Kannst d dich an inn kassn Vah disbzglich innn? Einen Verfahrer gab es nicht wirklich, aber es kommt schon oft vor, dass das Navi noch keine Straßen kennt, die schon Jahre existieren. Das ist oft der Fall, wenn wir im Osten der Republik unterwegs sind. Man hat auch mittlerweile keine Karte mehr im Auto, um sich anderweitig zu orientieren.

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48 Das ist bi i ach d fall. Ich nd s ach tll, wnn Lt tagtäglich it d Navi z Abit ahn. Da kenne ich auch einige von. (lacht) Wenn das Navi dann ausfällt, wird ein Taxi genommen - ohne Witz. Was sagst d z Plakatn wi „Hiis statt einis“ vn NPD nd Knstn? Da kann ich nur kontern „Deutsche raus aus Deutschland“, haha. Ich habe ja gut reden als Plastedeutscher. (lacht) Plastdtsch hab ich ach nch ni ght... Das ist auch so ein schönes Unwort wie Abwrackprämie. Das hat, glaube ich, mal so ein NPD-Vorsitzender aus MecklenburgVorpommern gesagt. Ist Abwackpäi schn jtzt  dich das unwt ds Jahs? Abwracken ist schon ziemlich in aller Munde. Ich nde „Nachhaltigkeit“ aber auch eklig, das wird mittlerweile von allen Parteien in ationär gebraucht. Wi kt ih igntlich a dis ganzn Sapls, z. B. das it „m. Tilt Pap r ll“, das ih v d Sng „Chsy Shit Shw“ a d ltztn Alb „r“ ingbat habt?

roD Das stammt aus einer Werbekampagne für Budweiser Bier, die Mitte der 90er in Amerika lief. Da wurden die absoluten Nicht-Helden zu Superhelden gemacht. Es gab dann eben den Toilettenpapier-Auffüller oder Chicken-McNuggets-KnochenEntferner. Und es ist auch so wahr: Wo wäre man ohne diese Helden des Alltags? Man muss auch immer an die Nachhaltigkeit denken. (alle lachen) D hast it Abwäts lat ignn Assagn schn in dn abgwacktstn Lädn gspilt. Gibt s dnkwdig Lcatins? An den Gig in Haltern kann ich mich gut erinnern. Das war ein schöner Laden mit großer Bühne. Jedoch war an diesem Samstag auch das „Area 4“-Festival in Lüdinghausen, und so waren nur 30 Leute da. Wir haben trotzdem eine Lasershow abgefeuert und hinterher ordentlich mit dem Veranstalter gezecht. Der Beatclub in Dessau ist mir auch in denkwürdiger Erinnerung geblieben. Wir haben den erst gar nicht gefunden und haben auch schon gehofft, dass wir übers Ohr gehauen worden sind. Als wir es dann doch fanden und ankamen, gab's keine PA und nichts. Das Backstage war eine Baustelle mit offenem Dach und einem riesen Gasgebläse, vor dem wir uns dann sammeln konnten - und das im Dezember. Da fühlte man sich wie bei „Versteckte Kamera“, gleich kommt Kurt Felix um die Ecke und

© Gothikmaus, # 174

Mr. Toilet Paper Re ller! Abwärts in Berlin.

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Sit mitt d 90 btibt rd it Babaa Wtz das Labl rdc. I Kzintviw vät Babaa Nähs. Wi lang gibt s rdc. schn? Seit 1996. Da hatten wir mit den Bronx Boys unsere erste Veröffentlichung. Wi hast d rd knnnglnt bzw. wi kast d z rdc.? Das war 1989. Da buchte ich eine Band namens Destination Zero. Irgendwann war ich mit zwei Freundinnen im Backstage von irgendwelchen Bands in Berlin, und dort wurde mir Rod vogestellt, weil er der Produzent von Destination Zero war. Wir haben uns sehr gut angefreundet. Ich holte ihn dann zu Slime als Produzent der „Viva La Muerte“-LP. Er fuhr zudem als Livetechniker von Slime für mich eine Tour mit. Als Vertretung mischte er übrigens auch Abwärts, die ich seit 1991 betreue. Als Rod später bei di äzt einstieg, wollten wir weiter zusammen arbeiten, und da die Posten dort schon alle verteilt waren, schlug er mir vor, dass wir zusammen das Label machen. Seit dem Tag hatte ich nie mehr Langeweile. Wlch Vntlichngn lin bish a bstn? Mit Abstand am besten lief Knorkator. Am zweitbesten Bronx Boys, gleich gefolgt von Graue Zellen. Wlch Dinstlistngn bitt ih Knstln an? Management, Booking, Vertrieb, Promotion, Verlag, Tourleitung, Busse, Produzent, Studio... Nach wlchn Kitin ntschidt ih ch  Knstl? Nach dem, ob wir die Musik gut nden und persönlich mit ihnen klarkommen. Wir lassen den Bands jegliche Freiheiten und unterstützen sie in ihrer Entfaltung. Im Gegenzug erwarten wir von den Bands, dass sie eißig mitarbeiten und keine Scheiße bauen. Manchmal hat Rod seine Vorlieben, die ich dann mitmache, und manchmal ist es andersrum. www.dc.c

erlöst einen von dem Grauen - doch leider nicht. Das war echt grenzwertig - genau wie der Auftritt auf dem Red-Bull-Bus dieses Jahr beim „Open Flair“ in Eschwege.

ersten vier Songs auch noch alle Samples gleichzeitig abgespielt. fank Z.: Die Leute müssen gedacht haben, dass wir nicht ganz dicht sind. rd: Den Backliner hat es auf jeden Fall nicht interessiert. Der war dann auch das letzte Mal unser Backliner. Jtzt al z dn giln Gigs... Ja, die gab es natürlich auch. Dorsten war richtig geil. Der Laden war gerammelt voll mit Kids, die zwar kein Stück von uns kannten, dafür aber für jede noch so kleine Rockstarpose von Franko dankbar waren. (lacht) Da wurden ständig Pommesgabeln in die Luft gehalten, Headbanging bis zum Koma und ein furioser Applaus zwischen den Songs. Ih spilt ach gn in d Schwiz. Ja, in der Schweiz zu spielen macht gerade für kleine Bands richtig Spaß. Die Clubs sind sehr gut ausgestattet mit freundlichem Personal und hervorragenden kalten Platten. D hast it fank Z. als DJ  dn ehalt ds So36 in Blin aglgt. Was ist d aktll Stand? Die haben inzwischen den Mietvertrag gekündigt bekommen, und der Hausbesitzer weigert sich immer noch, diese Schallschutzwand genehmigen zu lassen. Das Geld dafür ist da, doch die Baugenehmigung fehlt. Die Frage ist doch auch, was in dieses Ding außer das SO36 reinkommen soll. Da kann man höchstens noch ein Möbelgeschäft oder eine Spielhalle eröffnen.

Wis?

V kz ist i wid in Anzig vn di  di Zigattnak „NIL“ in di Händ galln. Wi bwtst d dn dzitign ugang it rachn in Dtschland?

Das ging gar nicht. Wir gingen von einem Reisebus aus, dabei wäre sogar das Dach unseres Sprinters größer gewesen. Wenn Dog auf seine Trommeln gehauen hat, dann hat alles gewackelt, und man war um sein Gleichgewicht bemüht. Der Sound war schlimm. Meine Fußorgel hat die

Ich nde das irgendwie ziemlichen Quatsch. Ich habe neulich gelesen, dass die am meisten gerauchte Zigarette irgend so ein Schmuggelding aus Russland ist. Dadurch werden die Zahlen hierzulande natürlich beschönigt. Die Dunkelziffer ist also groß, und letztlich wird es wohl immer

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noch so viele, speziell junge, Raucher in Deutschland geben wie vor den Nichtraucherschutzgesetzen. Ich nde es natürlich verständlich, dass man bei bestimmten Situationen nicht raucht - Restaurant, Wartezimmer, Bahn, Bus etc. Aber im Club oder auf dem Konzert? Finde ich völlig daneben. Früher rochen die Clubs nach Clubs, jetzt nach Umkleidekabinen eines Fitnessstudios.

Ja, bei Rodrec. sind wir aber schon ziemlich früh dazu übergegangen, mit den Künstlern 50:50 ins Risiko zu gehen. Für den Künstler ist das auch schlau, denn so kriegt er wenigstens etwas raus, wenn es sich verkauft, wenn nicht, tragen Label und Band das Risiko zu gleichen Teilen.

Jtzt sthn di rach aßd ball v dn Gbädn.

Es ist schwierig geworden, und selbst die Majorlabels haben bekanntermaßen erhebliche Probleme. Das verwundert auch nicht, denn die haben sich mit den ganzen Schrottveröffentlichungen selber das eigene Grab geschaufelt. Mit ihrem Vorgehen gegen „illegale“ Downloader vergrätzen sie dann auch noch die nachwachsenden Musikliebhaber.

fank Z.: Das sieht auch so bescheuert aus. Die tun mir richtig leid. Da werden arme Bürger in die Illegalität getrieben, aber wenn man das mit sich machen lässt... rd, was hast d diss Jah bish s gacht? Ich habe eine Filmmusik für einen Sat1Krimi geschrieben („Der Einsturz“, Regie: Diethard Küster), dann die Poolstar- und Abwärts-Platte („Sei auch dabei“) produziert und noch eine Platte für La Floripondio aus Chile gemischt, die auch nur dort erschienen ist und sogar eine Auszeichnung als „Beste Produktion des Jahres“ bekam. (lacht) Nicht schlcht. Die haben 4000 Stück von dem Album verkauft, und das ist in Chile dann schon sehr sehr viel. Ich habe 100 Euro Tantiemen dafür erhalten und bin davon erst mal schön essen gegangen. D hast ittlwil ach inn ignn msikvlag ggndt... Ja, bereits im letzten Jahr, um solche Produktionen wie Panda, Chico Trujillo etc. nanzieren zu können. Du kannst einer Band heutzutage nicht mehr Geld vorstrecken, in der Hoffnung, dass sie irgendwann von einem Label unter Vertrag genommen werden oder total durchstarten. Das gibt's heute kaum noch. Stattdessen musst du als Band schon Geld mitbringen. Das lbst d it rdc. sich a ignn Lib, d?

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Khl achn kann an it msik ht h ka nch, d?

Htztag ist s blich, n nch digital aznhn. Gab s ach Sachn in jngst Vgangnhit, di d a hklich analg Wis agnn hast? Die gab es. Panda haben wir so aufgenommen - richtig mit Bandmaschine und so. Gab s igntlich al inn Plan B bi di, wnn d nicht msik gwdn wäst? Ja, ich wollte ein Ingenieursstudium aufnehmen und Er nder werden. Ich wollte vor allem Sachen für den Musikbereich er nden. Ich habe mich hinterher sogar mal nach einem Fernstudium erkundigt, aber das war mir nichts. Wi hst d igntlich pivat msik? Ich höre meistens als MP3. es ist schn aällig, wi sh an ht bi Pdktinn di Qalitätsanspch a mP3-Niva hnt schabt. Das ist auch de nitiv so. Man orientiert sich immer am amerikanischen Markt. Dort werden mittlerweile viele Produktionen für den iPod gemastert und der iPod auch als Referenzanlage genommen für die Online-Shops. Das ist natürlich totaler

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roD Quatsch, denn dabei geht so viel Qualität über den Jordan. Zck z fag. W hst d msik? Die meiste Musik höre ich in meinem Auto. Da habe ich eine fette Anlage eingebaut. Ich höre aber eigentlich gar nicht so laut Musik. Wi kst d slb an msik? Bkst d di istn Sachn zgschickt d bist d ach slb a d Sch? Ich bekomme natürlich viele Sachen zugeschickt, kaufe auch sehr viel im Internet, aber zwangsläu g bin ich auch auf der Suche im Internet der Musik-Blogger, da die Platten rmen ihre Backkataloge einfach nicht mehr p egen. An viele Sachen kommt man einfach nicht mehr ran. Man ist auf Bootlegs angewiesen oder darauf, dass irgendeiner die Platte wandelt und illegal ins Netz stellt. Was schst d dann s? Häu g sind das Sachen aus den 60ern und 70ern, die nicht mehr aufgelegt werden, oder Platten aus meiner Kindheit aus Südamerika, die es nur als Vinyl gab. Selbst alte Abwärts-Platten gibt's nicht mehr.

51 Man verteufelt immer das Internet, aber es ist letztlich für mich der beste Kanal, um Musik hören zu können, die ich mag. Der Musikgeschmack, den ich habe, ndet nicht im Radio und TV statt. Ich glab ab schn, dass vil inach n stp sagn nd sich das Gsagt ltztlich ga nicht h anhn bzw. anshn. Ist doch auch gut. So sind wenigstens die Netze ausgelastet. (lacht) Bei mir dient die Saugerei eigentlich nur dazu, alter Aufnahmen, die ich bislang nur auf Kassette hatte, wieder habhaft zu werden. Die Kassetten waren nämlich irgendwann ausgenudelt, und die Originale gingen irgendwie im Laufe der Zeit verloren. Ist s di schn al passit, dass d Til din Plattn wgn Gldnt vkat hast? Nein, den Fehler habe ich zum Glück nie begangen. Es gibt aber trotzdem einige Platten in meiner Sammlung, die ich besser hätte verschenken sollen. mistst d nicht as? Doch. Bei meinem letzten Umzug habe ich richtig viel Schrott ungehört weggeschmissen. Das sind meistens immer Promogeschenke gewesen. Ehrlich gesagt nutze ich meine Sammlung aber kaum noch, da ich sie vor längerer Zeit schon komplett digitalisiert habe. übigns, KISS habn ja di Tag in ns Alb vntlicht. Hast d s schn ght?

© Almut, # 412

Ja, die Platte ist gut. Leider kommt sie ein paar Jahre zu spät. So eine Platte hätten sie lieber anstelle der „Psycho Circus“-LP veröffentlichen sollen. 1-2-3-4 Abgewrackt! Frank Z. im SO36.

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52 Ich hab si ltzts Jah liv gshn nd and si gßatig. Aber mit KISS hat das doch nicht mehr viel zu tun. Ihr Tourmanager ist als Ace Frehley verkleidet, und Eric Singer läuft als Peter Criss herum. Natürlich spielen die erstklassig, aber das ist doch irgendwie schäbig. Das besondere an KISS live war, dass sie immer an der Grenze des Machbaren spielten, speziell Peter Criss, umso spannender war ein KISS-Konzert, das hat heute mehr das Niveau einer guten KISS-Coverband.

roD Hat  nicht zsan it ch a d Hican-fstival diss Jah gspilt? Ja, auf der Nebenbühne. Da kamen auch einige Ansagen in unsere Richtung. Er fand es offenbar nicht so toll, dass er nicht der Headliner war, und schon wieder diese Gurkentruppe aus Berlin Headliner ist.

Gn Sins nd Pal Stanly knnn sich lat ign Assagn ach vstlln, igndwann ih Chaakt a jand Ns z btagn. Ja, klar. Da läuft doch bereits so eine Castingshow in den USA, wo die beiden ihre Nachfolger suchen. Die schicken dann irgendwann vier KISS-Look-a-likes um die Welt, sitzen selber zu Hause und kassieren nur noch. Das hat was von Muppet-Show.

Das war bei Captain Sensible und Dave Vanian von The Damned so. Blow y war mir auch eine Ehre. Ich würde auch gerne noch mit 84 auf der Bühne stehen und schmutzige Texte singen können. Als ich v kz wid in Abwäts-Platt ght hab, sst ich an dn Snd vn Bands wi Nin Inch Nails dnkn? Sind das Vbild?

© Sarah, # 5602

Gibt s sikalisch Vbild aß KISS, bi dnn in Ta  dich in ellng ggangn ist, als d si gtn hast?

Was hältst d vn dn f fights? Da sprichst du mit dem Falschen von den di äzt. Farin fährt total auf die ab. Ich fand die immer schon nichtssagend. fank Z.: Die neue Single von denen geht auch gar nicht. Herzlich Willkommen im Megakommerz, sag ich da nur.

fank Z.: Bei ein paar Songs schon, aber nicht überwiegend. Der Sound von denen ist aber schon geil.

rd: Meine Theorie ist auch, dass deren ganze Karriere auf dem Mülleimer von Kurt Cobains Songwriting basiert.

rd: Ich habe Trent Reznor nie so wirklich verfolgt, kann da also kaum etwas zu sagen, mein Industrial Sound ist eher von Bands wie Young Gods geprägt.

fank Z.: Vielleicht hat Dave Grohl ihn auch erschossen? (alle lachen)

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rd: Eine Band, die mir aber viel Spaß gemacht hat auf dem Hurricane in diesem Jahr waren die Pixies und die Eagles

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roD Of Death Metal. Die EODM bringen ihre Musik gut rüber. Queens Of The Stone Age hingegen kann ich überhaupt nicht mehr hören. Kraftwerk hätte ich auch gerne gesehen, aber das hat zeitlich an diesem Wochenende nicht gepasst. Wi andst d faith N m? Ich fand sie okay, sie hatten aber einfach nicht mehr den Esprit von früher, verständlich, sie sind ja auch zehn Jahre älter. Das Publikum auf dem Hurricane-Festival konnte mit denen aber sehr wenig bis gar nichts anfangen. Ich habe von deren Deutschland-Auftritten jetzt auch Bootlegs bekommen, und die haben tatsächlich immer dasselbe gespielt, inklusive der Ansagen. Da liegt der Verdacht nahe, dass die Reunion für ihre Rentenversorgung gemacht worden ist. Trotzdem ist es eine tolle Band, und ich gönne ihnen ihre wohlverdiente Rente. Bi Hican habt ih a inal ach „Nw rs“ vn Th Dand gspilt. Wi ka s daz? Ich habe es kurz angespielt, und Bela und Farin sind darauf eingestiegen. Das war aber nicht geplant. Wir hatten den Song vor vielen Jahren schon mal öfters im Set. Da gab es zwar kaum Reaktionen aus dem Publikum, aber uns hat er immer Spaß gemacht. Bi DÄof-Knzt in Habg hab ich i ingbildt, dass d t „A Twn Calld malic“ vn Th Ja angspilt hast... Echt? Könnte sein, wobei ich von The Jam meistens „Down In The Tubestation At Midnight“ spiele. Vielleicht habe ich auch „Männer sind Schweine“ gemeint. (lacht) ein ands Highlight bi HabgKnzt wa  n Bhnnatilng. Wi kast d dait zcht? Ich fand es gruselig. Ab nba st, als Bla nd fain angangn habn z qatschn, d? Dav schinst d s gnssn z habn.

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53 Genossen habe ich es gar nicht. Das Problem an der Aufstellung war, dass es keine gewohnte Rückzugsmöglichkeit für mich gab. Ich konnte nicht aus dem Spot verschwinden. Der Fokus lag immer auf mir. Ich glaube, dass ich so eine Aufstellung auf Dauer ziemlich scheiße nden würde, denn es gibt bei einem Dreistundenkonzert schon den einen oder anderen privaten Moment, den ich gerne für mich hätte, um was zu trinken oder um mich abzutrocknen, Späßchen mit dem Backliner zu machen etc. Habt ih das it d vändtn Astllng spntan ntschidn? Das war relativ spontan - sehr zum Ärgernis unserer Crew, die da nicht so begeistert von waren. Wir haben es aber dann durchgedrückt. Nach d Habg-Knzt gab s inig Kitikstin, di sich dab bschwt habn, dass di Stlist ds Knzts dch nicht s iginll nd ands wa. Wi stht ih daz? Wir machen das, worauf wir Bock haben, und diese Kritiker haben wir immer. Irgendwann hört man einfach nicht mehr hin, denn es ist so wie in einem Hamsterrad. Man bringt eine neue Platte raus, die Leute nörgeln dran herum von wegen: „Früher war alles besser“. Und gehen aber doch wieder zum Konzert - nur um dann wieder von Neuem loszunörgeln. Und zum nächsten Album/Tour wiederholt sich das Ganze wieder („... die letzte Platte/ Tour war aber viel besser...“ etc. pp). Es geht aber, glaube ich, vielen Bands so. Es sollte den Leuten doch klar gewesen sein, dass das Konzert in Hamburg mehr eine öffentliche Probe gewesen ist, ein Geschenk. Dann kommen natürlich trotzdem Rufe wie: „Spielt doch mal „Micha der Cowboy“!“, oder „Sex Me Baby“ oder andere sehr extravagante Titel die wir, zu Recht, nicht spielen. Gibt s dnn P ichtsngs, di ch cht vhasst sind? Natürlich, „Westerland“ und „Elke“ gehören in diese Kategorie. Ich glaube, du kannst jeden von uns Dreien fragen,

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und kaum einem wird es noch eine inneres Grundbedürfnis sein, „Westerland“ spielen zu müssen.

auch ab und zu mal was Neues einfallen lassen - sonst ermüden wir nicht nur unser Publikum, sondern auch uns selbst.

Wa lasst ih s nicht wg?

Dann ka di d Sssl ltzts Jah in d Whlhid bi „Z spät“ als gad cht?

Ich wäre auch enttäuscht, wenn ich bei KISS wäre und sie nicht „Deuce“ oder „God Of Thunder“ spielen würden.

Ja, denn diese ewige „Zu spät“-Reimerei wurde echt in ationär. Ich habe irgendwann schon die Reime geraten, weil das Spektrum an Wörtern, was sich auf „rächen“ reimt, nun mal nicht groß ist. So nach dem Motto: Jetzt kommt bestimmt wieder was mit „brechen“ und „Erbrochenem“. Das ist am Anfang einer Tour noch lustig, gegen Ende ermüdet es. Die Idee mit dem Sessel war wirklich super, denn während die beiden noch einen Reim auf „brechen“ gesucht haben, habe ich mich mit den „Tagesthemen“ gebildet und wusste auch, wie das Wetter am nächsten Tag wird. (lacht) und hast nbnbi nch abgsahnt.

Dog an den Drums.

Ist das dis rx-Gild-fall? Nein, das ist der goldene Kä g des Erfolges. (lacht) Man hat halt gewisse Verp ichtungen, und viele Leute warten einfach auf „Zu spät“ und „Westerland“ und ertragen dafür drei Stunden Konzert. Dann sollte man ihnen auch dieses Highlight nicht nehmen. Ist s nicht in wahnsinnigs Ghl, dass an gad bi disn Sngs it n wnign Akkdn in ganzs Pblik z As ippn bingt? Natürlich ist das super. Andererseits verliert es nach dem 300sten Mal auch seinen Glanz. Es erschöpft sich halt, ist doch völlig normal. So eine Laola ist natürlich auch super, aber man kann nicht erwarten, dass es uns jeden Abend vom Hocker haut. Deswegen muss man sich einfach

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Ja, genau. Ich wurde quasi fürs Tagesthemen gucken bezahlt. (lacht) Wi wa  ch mntx als TAbschlssknzt diss Jah? Es war komisch und irgendwie steril. Das lag wahrscheinlich an der schalldichten Konzerthalle. Es war eine sehr absurde Show, fand ich. Allgin hab ich bi dn disjähign Shws dn elan bi ch visst. Ja, das habe ich ähnlich empfunden. minst d, s ligt itnt an dn ganzn Slpjktn? Nee, das glaube ich gar nicht mal. Bela hatte sein Album schon fertig, und Farin steckt diesen ießenden Wechsel von FURT auf DÄ eh sehr souverän weg. Dafür bewundere ich ihn auch - ich könnte das

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roD nicht. Ich denke, wir waren einfach so lange vorher auf Tour und konnten dieses Jahr einfach nicht den Schwung aus dem letzten Jahr mit rüber nehmen. Es waren trotzdem auch echte Highlights dabei, wie die beiden Linz-Shows, da hatten wir einen echt guten Lauf. Wi ntspannst d nach in T? Ich bin erstmal tierisch froh, zu Hause zu sein. Farin verreist gerne direkt, um anschließend mal einen zehntägigen Kurzurlaub in China oder unter Kannibalen dranzuhängen. Das wäre mir viel zu stressig. Was achst d, wnn d z Has bist? Kannst d dann wiklich abschaltn? Ja, das kann ich. Ich genieße es einfach, mal zu schlafen. Das ist mein Luxus - bis mir der Rücken weh tut. (lacht) Man muss nicht immer jeden Tag geistreiche Sachen tun. I Ggnsatz daz klingt a T ahn nach p Stss. Nein, darauf freue ich mich dann auch. Wenn man sich vorher komplett erholt hat, ist man richtig heiß. Wenn ich aber wüsste, dass ich nach der Tour noch auf Promoreise gehe und da und dort noch Konzerte spiele über mehrere Monate verteilt, würde ich mir, glaube ich, die Kugel geben. Dann könnte ich auch gleich als Reiseleiter, Roadie oder Busfahrer anfangen. Ih vntlicht i Dzb in Tipl-A-Sitn-Singl. Was inst d, wlch Sng a hä gstn davn i radi gspilt wid? Ich frage mich, ob überhaupt eins gespielt wird, bei dem ganzen Formatradioquatsch, der da läuft. Ich teile mittlerweile Farins Meinung und verachte diesen seelenlosen Kommerzkram. Lassen wir uns also überraschen. Was knnn di fans vn d „ovkill“-DVD watn?

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55 Wir haben viel Bonusmaterial gedreht und unter anderem die Videotrilogie zu der Triple-A-Seite. Ich möchte aber die Erwartungen bremsen, die dahin gehen, dass es enorm viel Extra-Material sein wird. Da muss ich enttäuschen. Es wäre einfach gewesen, die DVD mit Mittelmaß vollzustopfen, wir haben alles auf echte Highlights reduziert. No Fillers - Just Killers! - Halt Overkiller! Ist s in DVD it Vidclips in Zitn vn YTb bhapt nch ntig? Wenn eine verpixelte Au ösung von 320 x 240 ausreicht, natürlich nicht. Der Musik-DVD-Markt ist auch schon sehr vollgemüllt. Es gibt aber trotzdem sehr viele Fans, die sich über bessere Qualität in Form einer DVD freuen, und für die ist dieses Produkt eine Muss. Hast d inn favitn nt dn Vids? „Rock'n'Roll-Übermensch“ ist immer noch ein sehr geiles Video - so absurd und so teuer. Eines der größten und aufwendigsten Videos, die wir je gemacht haben. Das war unser erstes Video mit Philipp Stözl, der gerade „American Pie“ mit Madonna abgedreht hatte. Das hat extrem viel Geld gekostet. Als wir es zum ersten Mal zu sehen bekamen, fühlten wir uns wie bei Spinal Tap. Wir dachten, dass die schlechte Qualität an der Kassette liegt. Erst später hat man uns gesagt, dass es so beabsichtigt ist. Da sind wir kreidebleich geworden. (lacht) Ab wa das nicht  Intntin? Schon, aber nicht so schlecht. Da haben teilweise Zuschauer bei MTV angerufen, weil sie dachten, dass mit dem Senderempfang etwas nicht stimmt. (lacht) Daraufhin hat sich MTV auch entschlossen das Video weniger zu senden, und fröhlich ältere Hüte gespielt. rd, viln Dank  das Gspäch.

Evil Acker

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CoNCerT oNLINe

LINZ-ON-A-STICK

mtallica tn s, Wz tn s, di Ttn Hsn tn s, BAP tn s, di fantastischn Vi tn s, DJ Bb tt s. und nn habn s di äzt ach gtan: Livitschnitt vkan. In Zusammenarbeit mit Concert Online wurden die beiden Gigs in Linz aufgenommen und sowohl Konzertbesuchern wie auch daheimgebliebenen Fans für 20 Euro pro Stück auf einem exklusiven USBStick angeboten.

Hilfe eines Splitters direkt von der Bühne abgegriffen, dann gleich im Ü-Wagen live gemischt und geschnitten. Es handelt sich bei dem Mitschnitt also weder um einen professionelleren Publikumsmitschnitt noch um eine Aufnahme direkt vom Livemischpult. Im Gegenteil, die Instrumente und der Gesang wurden extra für diesen Mitschnitt gemischt. Und da man ja bei einem di äzt-Konzert normalerweise nie so wirklich weiß, was passieren kann, assistierte beim Schnitt ein Mitarbeiter von Hot Action Records den Technikern von CO. Am zweiten Tag wäre diese Hilfe dank der identischen Setliste vermutlich nicht mehr nötig gewesen, aber so konnte sichergestellt werden, dass die Schnitte an den richtigen Stellen gesetzt wurden. Noch während des Konzertes wurden dann die USB-Sticks mit den frischen MP3Dateien beladen.

Knapp zwei Wochen vor den beiden Stadionkonzerten am 3. und 4. Juli in Linz machte eine Meldung im di äztFan-Universum die Runde: Mitschnitte der Konzerte werden direkt im Anschluss an die Gigs vor Ort auf USB-Sticks im Gwendoline-Design verkauft. Was für di äzt-Fans eine ganz neue Erfahrung war, ist für Fans anderer Bands nichts Neues. Die Toten Hosen haben zum Beispiel diesen Service auf ihrer kompletten „Machmalauter“-Tour angeboten. Und eben auf einem dieser Hosen-Konzerte kam es auch zum ersten Kontakt zwischen dem di äzt-Management und Concert Online, dem Dienstleister für die Liveaufnahmen. Für die Aufnahmen wurde einiges an Technik vom Firmensitz in Köln nach Linz gebracht, wie Jakob Arich, DÄOF-Mitglied und Mitarbeiter von Concert Online, erklärt. Aufgenommen wurde der Mitschnitt in einem Übertragungswagen, einer Art mobilem Tonstudio. Der Ton wurde mit

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Die Kopierstation.

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CoNCerT oNLINe

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Alle, die den Stick direkt vor Ort kauften, konnten sich die noch fehlenden Zugaben später mittels eines Downloadgutscheins nachträglich runterladen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands gab es den kompletten Livemitschnitt von di äzt nicht zum Download, sondern nur auf dem USB-Stick, der auch online gekauft werden konnte. Der Stick in Gwendolinegestalt wurde in einer Au age von 10000 Stück hergestellt und war nach wenigen Tagen restlos ausverkauft. Die spezielle Form des Sticks sei übrigens auch für Concert Online eine Premiere gewesen, meint Jakob Arich. Kurz nach den Konzerten häuften sich allerdings die Klagen in den Foren und Gästebüchern, dass die gekauften Sticks

und das sagt rd z d Tha: Ih habt in Linz diss Jah stals it Cnct onlin zsangabitt nd bid Shws pssinll  uSB-Sticks itschnidn lassn. Wi zidn bist d it d egbnis? Ich habe mal reingehört und fand es echt okay. Ich fand aber persönlich, dass der betriebene Aufwand nicht nötig gewesen wäre. Ein normaler Mischpult-Mitschnitt vom FOH hätte wohl auch gereicht. Es war mir auch zu wenig lebhaft für einen Live-Mitschnitt. Es wurde zu viel Wert auf den Klang statt auf das Gesamterlebnis gelegt. Die Sticks sehen aber total schön aus und sind alleine deshalb ihre Anschaffung wert. Ist das d n Wg d Vaktng? Nein, zumindest nicht so relevant wie der klassische Tonträger, denn er erschöpft sich vermutlich auf Dauer. Speziell wenn die Setlisten einer Tournee sich nicht großartig ändern, wird's für einen Fan nicht mehr so interessant. Es ist eine schöne Erinnerung vom Abend und ist einfacher zu besorgen als mühsames Runterladen in schlechterer Qualität bei „Kill Them All!“, was natürlich auch völlig legitim ist.

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Das mobile Aufnahmestudio.

leer oder unvollständig befüllt waren. Wie sich herausstellte, war dabei die mangelnde Leibesfülle des di äztMaskottchens Ursache des Problems: Bei einem normalen USB-Stick wird um den Speicherchip noch ein Schutzgehäuse montiert. Für dieses Gehäuse war in der Gwendoline aber kein Platz, so dass nicht der übliche Speicherchip verwendet werden konnte und man auf eine Variante ohne Schutzgehäuse zurückgreifen musste, die aber leider qualitativ nicht so zuverlässig war. Den betroffenen Käufern konnte aber schließlich geholfen werden, und eine kleine Entschädigung in Form eines Extra-Downloads sprang auch noch dabei raus, so dass am Ende hoffentlich alle Käufer den Mitschnitt ohne weitere Schwierigkeiten genießen konnten. Apropos genießen: Die Reaktionen auf die Aktion im Allgemeinen und den Mitschnitt im Speziellen waren sehr geteilt. Natürlich kann so ein direkt vor Ort gemischter Mitschnitt nicht mit einem normalen Livealbum konkurrieren, aber für viele Fans und mehr oder minder quali zierte Mitschnittexperten war das Ergebnis im Verhältnis zum betriebenen Aufwand doch ernüchternd. Die Frage, ob und wie es mit dem Thema kostenp ichtige Livemitschnitte bei di äzt weitergeht, stellt sich allerdings derzeit noch nicht wirklich: Immerhin wird es noch einige Zeit dauern, bis sich die Band wieder zu einer gemeinsamen Tour zusammen ndet. Thollsten

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT

„WIR

HIELTEN ES DAMALS FÜR SELBSTVERSTÄNDLICH, UNS ALS REGISSEURE ODER MUSIKER ZU BEZEICHNEN“ wurde. Ich hatte mich aber eigentlich für eine Fotografenlehre interessiert. Ih habt das wahschinlich ach  eltn wgn gacht, d? Ja, genau. Wir haben uns zwei Mal die Woche auf der Berufsschule gesehen. Die anderen drei Tage haben wir gearbeitet - ich bei Wertheim auf der Schlossstraße und Bela schräg gegenüber bei einem Herrenausstatter.

© Thomas Ecke

Hat di d B spät i Lbn nch al gntzt?

Jg Bttgit ist in d bkanntstn dtschn H- nd Splatt lgiss, d sich it Wkn wi „Nkantik“ ach inn Nan i Asland gacht hat. Bsnds sin Anangstag als rgiss wan ng it d Bandgschicht d di äzt vknpt. I Gspäch it ns zählt  vn daals nd sinn aktlln, bns zahlichn Aktivitätn. Jg, bginnn wi vn vn. Wi ka d Kntakt z di äzt zstand? Ich war in derselben Berufsschulklasse wie Bela. Wir haben beide Dekorateur gelernt. Hast d nach d Lh dann nch in d B gabitt? Nein, weder er noch ich haben in dem Beruf weitergearbeitet. Ich denke, dass wir beide schon damals wussten, dass das nicht unsere Bestimmung sein wird. Ich habe die Lehre angefangen, weil sie mir von einem Berufsberater empfohlen

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Eigentlich nicht. (lacht) Wir haben das gemacht, weil wir irgendwas machen mussten und unsere Eltern beruhigen wollten. Sind si dnn ht bhigt? Ja, mittlerweile kann ich ja auch davon leben. Ein ehemaliger Klassenkamerad aus meiner Grundschulzeit hat mir neulich gesagt, wie toll er es ndet, dass ich es geschafft habe, nicht arbeiten zu müssen. (lacht) Es ist immer ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Kunst und Kultur nichts mit harter Arbeit zu tun haben. Wann hast d angangn, fil z achn? Ich habe Ende der 70er zur Kon rmation eine Super-8-Kamera geschenkt bekommen, und von da an ging es eigentlich los. Nach ersten zaghaften Bemühungen habe ich dann Anfang der 80er meine ersten Filme wie „Der Gollob“ oder „Manne the Movie“ gedreht, bei denen auch Bela mitgespielt hat. Es war dann auch ziemlich schnell klar, in welchem Genre ich arbeiten wollte, denn ich war seit Kindestagen ein großer Monsterlm- und Horrorfan.

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT ein Lidnschat, di d it Bla sich gt tiln knntst? Ja, das war das Schöne. Wir hatten beide ziemlich denselben Geschmack, und es war zur damaligen Zeit nicht gerade einfach, Gleichgesinnte zu treffen. Bela war z. B. großer Boris-Karloff-Fan - eine Filmära, die damals schon fast vergessen war. Es war auch schwierig, an diese ganzen Filme heranzukommen, denn von den Möglichkeiten, die es heutzutage gibt, konnte man damals nur träumen. So etwas schweißt zusammen. Außerdem waren wir beide große KISS-Fans, was unter Punks seinerzeit echt verpönt war.

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waren sie erstmals nach langer Zeit wieder in Deutschland auf Tour, und ich habe Bela gefragt, ob er mitkommen will. Er ist dann schweren Herzens nicht mitgefahren und hat sich lieber Tuxedomoon im SO36 angeschaut, da es wie gesagt nicht einfach war, die Kommerzrocker KISS vor den politisch korrekten Punkfreunden zu rechtfertigen. Im Nachhinein hat er mir gestanden, dass ihn das sehr geärgert hat. A d nn di äzt-DVD „ovkill“ ndt sich in alt filanah vn Silnt Gn wid, bi d d dchs Bild spingst. Wi andst d Silnt Gn daals? Ich fand die gut und habe die auch ge lmt für meinen Film „Der Trend - Punkrocker erzählen aus ihrem Leben“. Es waren halt Freunde von mir, und es war selbstverständlich, dass man sich gegenseitig unterstützt. Din Vat zit ach das Cv d „flisch eP“. Genau, das Bild stammt aus dem Film „Mein Papi“, den ich über meinen Vater gemacht habe. Ich habe es bei meinen Eltern zu Hause aufgenommen. Bela war auch oft bei mir und kannte auch meinen Vater. So ist das dann entstanden.

© Jörg Buttgereit

Was hat din Vat daz gsagt, als  s gshn hat? Er hat es nicht ganz verstanden, aber ich meine, dass er sogar irgendwie geschmeichelt war.

Bela + Jörg 1982 und ca. 20 Jahre später (rechts unten)

Spät sind di äzt ab als Pnkband i Vpga vn KISS agttn.

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© Jörg Buttgereit

Das war auch schon beeindruckend für mich, dass mein alter Kumpel und Berufsschulkamerad mich auf die Gästeliste bei KISS gesetzt hat, weil er bei denen im Vorprogramm spielt. Es gibt auch diese schöne Geschichte, als KISS 1980 in Hamburg gespielt haben. Zu dem Zeitpunkt

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT

Hat fain igntlich ach al in dinn filn itgspilt? Eigentlich nicht. Ich habe ihn lediglich mal für ein Projekt ge lmt, wo wir sinnlos Dinge zerstört haben. Zu Bela hatte ich aber aufgrund der Berufsschule wesentlich mehr Kontakt. Ich habe neulich sogar mal einen YouTube-Link geschickt bekommen, bei dem man Bela und mich bei einem Konzert von The Damned im Foyer des Berliner Metropol im Publikum stehen sieht. Allerdings sind wir nur von hinten zu sehen. Ist schon obskur, dass man so etwas nach 30 Jahren noch mal sieht. Ich bin auch sehr gespannt, wie das Filmchen auf der DVD aussieht, das du angesprochen hast. So etwas hat für mich immer einen hohen Nostalgiewert.

Das galt in höchstem Maße als politisch unkorrekt, was mir aber sehr sympathisch war, denn ich habe mich mit meinen Filmen wie „Der Trend“ auch schon über die Szene lustig gemacht. di äzt haben auch erkannt, dass mit Funpunk die Vermarktungschancen besser standen als mit Anarcho-Punk. Wir wollten beide mit unserer Kunst unabhängig werden, um ungestört arbeiten zu können. di äzt haben es mit ihrer Musik geschafft und ich mit meiner Filmerei.

„As htig Sicht sind di äzt vll Pnk. Di Jngs achn dch, was si wlln.“ Wi hast d di Kai vn Bla nd fain nach Silnt Gn witvlgt?

di äzt habn sich daa it ih fnpnk- nd Ppsta-Iag as d Pnkszn ntnt. Wi ka das daals in d Szn an?

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Art: Rainer F. Engel

Das ging halt nahtlos ineinander über. Irgendwann haben die beiden dann di äzt gegründet und haben aber immer noch in den gleichen Punkorten und harten Läden wie dem Besetzereck gespielt. Das waren eigentlich Konzerte in besetzten Häusern. Man hat aber bald schon gemerkt, dass das bei denen Hand und Fuß hat. Sie haben dann auch bald diesen Senatsrockwettbewerb gewonnen. Ich habe übrigens mit Bela zu der Zeit auch ein fotokopiertes Fanzine namens „The incredible Pipel - das Magazin für Freunde spektakulärer Zweikämpfe“ gemacht. Wir haben es auf drei Ausgaben gebracht und davon jeweils ca. 30 Stück verkauft. Da waren auch schon erste Comics von Bela dabei, die er auch in Songs wie „Erwin hat keine Arme und Beine“ umgewandelt hat.

Plakat zum Theaterstück „CAPTAIN BERLIN VS. HITLER“

mittlwil habn si ih Cdibility in d Szn ach wid. Klar, weil sie sich auch immer treu geblieben sind und es diese Street-Credibility im Zeitalter von Casting-Groups auch gar nicht mehr gibt. Was heute unter dem Label Punk rmiert, ist wesentlich kommerzieller als das, was di äzt jemals gemacht haben. Aus heutiger Sicht sind di äzt voll Punk. Die Jungs machen doch, was sie wollen.

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT

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wir halt in zwei unterschiedliche Metiers abgedriftet sind. Seit einigen Jahren ist aber wieder ein regelmäßiges Über-denWeg-Laufen da. (lacht) Zuletzt hat er bei meinem Hörspiel „Captain Berlin vs. Dracula“ mitgemacht. Das Schöne an unserer Freundschaft ist, dass ich ihm nicht lange alles erklären muss, sondern er eigentlich immer gleich zusagt, wenn es ihm sein enger Zeitplan erlaubt. Das rechne ich ihm hoch an. Ich hätte ihn auch gerne für mein Theaterstück „Captain Berlin vs. Hitler“ in Berlin gehabt, da war er aber leider auf Tour.

© Jörg Buttgereit

Wi btilst d Bla als Schaspil?

Bela in Buttgereits Kurz lm „CAPTAIN BERLIN“ (1982)

Kannst d dich nch an lgndä Attt vn di äzt as dn Anangstagn innn? Ich habe mal mit meinem Partner Manfred Jelinski einen Auftritt im Loft ge lmt, wo dieses „Teddybär“-Video entstand, was später für den „Debil“-Re-Release verwendet worden ist. Obwohl wir für damalige Verhältnisse schon mit gutem Super-8-Equipment gearbeitet haben, hatten wir von Bela keine brauchbaren Aufnahmen. Ich habe mit ihm anschließend seine Gesangsszenen in Manfred Jelinskis Keller nachgedreht, da Bela auch das Stück gesungen hatte. Das Grundstück von Manfred sollte später noch für einige meiner Filme als Kulisse dienen. Wi ist di Bzihng z Bla dann wit vlan? Nachdem die Berufsschule vorbei war, ist die Beziehung etwas zerbröckelt, da

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Als ich früher mit ihm gedreht habe, legte ich keinen Wert auf hohe Schauspielkunst. Es war mir wichtig, dass er keine Scheu vor der Kamera hatte. Wir hielten es damals für selbstverständlich, uns als Regisseur oder Musiker zu bezeichnen. Die neuen Filme mit ihm habe ich leider gar nicht so mitbekommen. Ich habe nur genrebedingt die kurzen Gastauftritte in Horror lmen mitbekommen, auf die er, glaube ich, selber nicht so stolz ist. Ich habe ihn aber mal als DJ im „Tatort“ gesehen und fand ihn durchaus überzeugend. D hast in Blin i Clbia-Clb das rans-msical „Gabba Gabba Hy!“ insznit. Was gab s da  fdback? Tommy Ramone hat es gemocht. Es gab schon mal eine australische Fassung davon, und er fand meine besser. Bei den Ramones schließt sich für mich auch der Kreis, denn ich habe mich früher als Bühnenordner auf Konzerten verdingt und dabei auch mal für die Ramones gearbeitet. Das Musical war also für mich eine Ehrensache. Der Vorwurf, „heilige Kühe zu melken“, kam natürlich auch gleich von der „Punk-Polizei“, aber das ist eine Sache, mit der sowohl di äzt als auch ich gut umgehen können. D hast ach bits h Vidclips  Knstl wi flischann d Tk Tk gdht. Wi wa das  dich?

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT schwulen Pornoregisseur Bruce La Bruce in einem heruntergekommenen Pornokino in Toronto und bei einer Domina. Das war auch sehr lehrreich. (lacht) Sihst d slbst vil n? Nein. Ich benutze den Fernseher eher als Abspielgerät für DVDs. Bschib dch al din Bzihng z mnstn, di sich wi in t fadn dch din Schan ziht. Meine ersten Filme mit Monstern habe ich schon im Alter von vier Jahren gesehen. Das hat mich sehr geprägt. Ich habe mich auch vor den Monstern nie gefürchtet, sondern sie stets als meine Freunde betrachtet. Mir gefallen die Außenseiter-Rollen, die Monster oft in Filmen einnehmen. Man muss dabei nur an die Helden aus den Tim-Burton-Filmen denken.

© Jörg Buttgereit

In din ignn Thatstck „Captain Blin vs. Hitl“, das jtzt als DVD schinn ist, spilst d das mnst Ganiks, das als flickwk d tllstn Dtschn bschibn wid. Wi ss an sich das vstlln? Das war eigentlich relativ einfach für mich, da ich zuvor schon mehrere Filme als Regisseur gedreht habe. Oft hatte ich bei den Clips für drei Minuten mehr Budget als bei meinen abendfüllenden Filmen. (lacht) D hast ds witn schn t rgi ght bi d At-Si „Dch di Nacht it...“. Was ist  dich das Spannnd an d Si? Die Serie bildet immer einen Teil der Wirklichkeit ab. In den etwa acht Stunden, in denen ich die Leute begleite, erfährt man viel über sie, denn die meisten verstellen sich am Anfang, werden aber gegen Ende immer natürlicher. Ein weiterer Reiz liegt darin, dass man die Leute Situationen und Orten aussetzt, die sie so nicht unbedingt erwarten, und das birgt viel Abwechslung. Ich stand für die Serie auch mal vor der Kamera und war mit dem

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(lacht) Das ist eine kleine Reminiszenz an meinen eigenen Film „Blutige Exzesse im Führerbunker“, wo dieser germanische Zuchtbulle bereits auftaucht und von mir gespielt wird. Wlch „tllstn Dtschn“ ss an sich vstlln? Der besteht halt aus berühmten Landsern, SA- und SS-Leuten. Ich habe mich damit über die Nazis, die die Deutschen zu Übermenschen machen wollten, lustig gemacht. Auf der DVD ist übrigens auch mein alter Film „Captain Berlin - Retter der Welt“ als Bonus enthalten. Da spielt Bela einen ferngesteuerten Mutanten. Ich gh ach sich cht in d Annah, dass di Taantins „Inglis Bastds“ sh galln hat?

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT Ja, den fand ich toll. Ich fand ihn aber überraschend seriös, ich hätte ihn trashiger erwartet und gewünscht.

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mir, die die FSK ab 16 Jahren freigegeben hat. Das wäre früher undenkbar gewesen.

„ot hatt ich bi dn Clips  di mintn h Bdgt als bi inn abndllndn filn.“ Ich beschäftige mich im Februar oder März im HAU in Berlin in der Reihe „Rough Cuts: Buttgereits Filmlektionen“ auch mit dem Nazitrash-Phänomen und werde ihm dabei auf den Grund gehen. Ich fand es natürlich auch toll, als ich Bela in dem Film von Tarantino gesehen habe. e sll itgspilt habn. (lacht) es ist ach gt, dass an ittlwil s twas in dtschn Kins zign kann.

Die haben sicher ein Provokationspotential. Auf Dauer emp nde ich das aber eher peinlich und zu bemüht. Außerdem habe ich das Gefühl, die haben sich ihr Konzept von der Band Laibach abgeguckt, die ich sehr schätze. Rammstein sind sozusagen deren Mainstream-Version. Vn rastin zck z di äzt: 1993 hat sich di Band wid zsangtan. Wi hast d das lbt?

© Jörg Buttgereit

Ja, das nde ich auch. Ich habe das bei meiner DVD „Captain Berlin vs. Hitler“ gemerkt. Das ist bisher die erste DVD von

Was hältst d vn Bands wi rastin, di n it Nazi-Sybln spiln?

di äzt im Besetzereck (oder doch vielleicht im „After Eight“?)

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DIe GefÄHrTeN: JörG BuTTGereIT fand da halt ganz viel von auf der Platte wieder. Wlch H l hast d zltzt gshn? Zum einen „SAW 6“, der eigentlich nicht mehr als eine stupide Aneinanderreihung von Folterszenarien ist, und zum anderen „Paranormal Activities“, der sich in den USA zum Kult lm entwickelt hat. Der steht in der Tradition von „Blair Witch Project“. Meist sind es Erstlingswerke mit bescheidenem Budget, die mich begeistern. Wlch fil habn dich zltzt bindckt? Ich fand „The Dark Knight“ toll. Vor allem wie der Joker angelegt war hat mich beeindruckt. Das war keine Comicgur mehr, sondern ein gemeingefährlicher Terrorist. Ich bin, wie Bela übrigens auch, großer Batman-Fan.

Jörg und Bela während der Aufnahmen zum Hörspiel „Captain Berlin vs. Dracula“

Ich habe vorher schon die Solosachen Depp Jones und King Køng mitbekommen. Ich wusste damals nicht so recht, ob die Idee zur Reunion wirklich eine gute Idee ist oder nur durch die relativen Misserfolge der Solobands zustande kam. Letztlich hat die Band aber bewiesen, dass da sehr viel Substanz hintersteckt. Sie sind erfolgreicher denn je und haben es inzwischen trotzdem geschafft, ihre Soloambitionen zu verwirklichen. Was sihst d als Ghinis ihs elgs an? Ein großer Vorteil von ihnen ist, dass sie sich selbst nicht so ernst nehmen und dadurch wenig angreifbar sind. Sie betrachten sich selbst aus sicherer Distanz und hinterfragen sich ständig selbst. Das macht sie so authentisch. Wi ndst d dnn di Slpjkt vn Bla nd fain? Von Bela kenne ich nur die erste Platte, und da hatte ich mehrere Aha-Erlebnisse, denn ich teile seinen Musikgeschmack und

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Ich bin ach Batan-fan nd and igntlich i dis tashig 60 Jah fnshsi it Ada Wst a bstn. Die war auch so ein bisschen Vorbild für „Captain Berlin vs. Hitler“, wo wir auch diese Sprechblasen einsetzen. Jg, viln Dank  das Intviw. Evil Acker

GeWINNSPIeL Wir verlosen drei DVDs von „Captain Berlin vs. Hitler“. Die DVD ist ab 16 Jahren freigegeben, jüngere Mitglieder dürfen bei diesem Gewinnspiel also leider nicht mitmachen! Wir wollen wissen: W dht dn fil b Jg Bttgits Thatstck „Captain Blin vs. Hitl“, d jtzt a DVD schinn ist?

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20 JAHre mAuerfALL

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20 JAHRE MAUERFALL oh nin, bitt nicht ach hi in d Pawda... z Tha maall gab s dch diss Jah nn wiklich h als gng z lsn nd z hn. Ja, gab s - ab nicht in Bzg a das di äzt-univs. und gna dshalb wid jtzt ach hi nch inal d zwanzigstn Jahstag ds maalls gdacht nd nachgagt, was dnn di äzt slbst it d maall in Vbindng bingn. Ich selbst war übrigens neuneinhalb Jahre alt, als die Grenzen geöffnet wurden. Neuneinhalb Jahre... da kann man sich doch eh an nichts mehr erinnern - denken zumindest die, die eben nicht beim Mauerfall neuneinhalb Jahre alt waren. Ich jedenfalls kann mich noch sehr gut an Teile meiner Kindheit in der DDR, mein eißiges Jungpioniersein, die Ferienlager, das Einkaufen im Konsum und ja, auch an das Anstehen für Melonen erinnern! Aber eben zum Beispiel auch an die Kontaktsperre zu meinen Verwandten, die kurz vor dem Mauerfall nach Westberlin ausgereist sind. Da wir hier aber auf die Beziehung Mauerfall vs. di äzt eingehen wollten, nur soviel Privates noch: Meine erste Ärztekassette habe ich 1988 von meinem Bruder bekommen, der sie wiederum von irgendeinem Kumpel überspielt bekommen hat. „Im Schatten der

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Ärzte“ hat mich als achtjähriges Mädel zwar nicht komplett umgehauen, aber hey: „Wie ein Kind“ war ja wohl der perfekte Song, um kleine Mädchenherzen zu erwärmen. Sprich: Ich war verliebt! Und nein, nicht in Hans Runge. Denn laut Aussage meines Bruders hörte er seinerzeit, nachdem ich aus dem goldenen Westen eine BRAVO inklusive Ärzteposter erhalten (bzw. von meinem Bruder geklaut) hatte, folgenden Satz: „Ich werde mal den Farin heiraten. Oder den Bela, wenn Farin nicht will.“ Nun ja, ich war jung und brauchte ihre Gesichter im trostlosen Grau der DDR. ;-) Genug aus dem Nähkästchen eines kleinen Mädchens aus dem Osten geplaudert. Hin zu den drei Hauptakteuren dieses Magazins.

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66 Wi habt ih dnn dn maall lbt? Bla: Am 9. November hat meine Mutter Geburtstag, und ich war mit ihr, ihrem Mann und meiner Schwester essen. Ich hatte sie eingeladen, und am Nebentisch wurde schon getuschelt, dass die Mauer auf sei usw. Das haben wir aber für einen Scherz gehalten. Ich bin nach dem Essen ins Sexton, meine damalige Lieblingsstammkneipe, gefahren, die um die Ecke vom Loft war, wo sich Rodrigo zu dem Zeitpunkt aufhielt. fain: Stimmt, da haben Faith No More gespielt. Bla: Ja, deswegen war das Sexton auch so leer. Ich habe gegen zwei Uhr nachts irgendwann aus dem Fenster der Kneipe geschaut und einen Vopo, einen Volkspolizisten, gesehen. Die Uniform kannte ich von den zahlreichen Grenzüberquerungen zu Ärzte-Zeiten zu Genüge und habe das nicht verstanden. Irgendwann kamen die ganzen Leute von dem Faith-No-More-Konzert in die Kneipe und hatten so ein Rudel komisch gekleideter Punks im Schlepptau, die Ostgeld in der Tasche hatten. Erst dann haben wir das mitgekriegt. rd: Die Ostpunks haben dann so richtig einen ausgegeben bekommen. Bla: Deren Geld wurde auch 1:1 getauscht, was ja schlau war. rd: Wobei unser heutiger Manager und damaliger Veranstalter des Konzerts, Axel

Was heute von der Mauer bleibt: Die Eastside-Gallery in Berlin - DDR-Stempel im Pass und Mauerbröckchen für wenige Euro!

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20 JAHre mAuerfALL Schulz, noch viel schlauer war, denn der hat direkt nach den ersten Meldungen neben die D-Mark-Preise auch die umgerechneten Ostmark-Preise an die Tafel geschrieben. So habe ich vom Mauerfall erfahren. Bla: Echt? An dem Abend schon? (lacht) rd: Ja, am 9. November schon. (lacht) Bla: Ich hing dann mit den Ostpunks noch im Sexton rum. Als die mich erkannt haben, fühlten die sich wie im Schlaraffenland, so von wegen „Ärzte, Alter, ist das geil.“ fain: Ich war am 8. und 9. November mit King Køng im Preußenton-Studio, und wir haben auf CNN gesehen, dass Leute von Ost nach West über die Mauer geklettert sind. Wir haben uns überlegt, dass wenn die zu uns rüberklettern, wir doch auch zu denen rüberklettern können. Wir sind nachts zum Brandenburger Tor gefahren, und da waren 400-500 Leute, und in beide Richtungen sind einige Leute über die Mauer geklettert. Wir sind dann auch rübergeklettert und zum Alex gelaufen. Das war total gespenstisch, weil wir nicht wussten, wie es nun weitergeht. Da waren Hundertschaften von Militärs, die aber nicht so recht wussten, was sie machen sollten, weil sie offenbar keine Befehle hatten. Wir sind dann wieder zurückgeklettert, und am nächsten Tag stand ich am Grenzübergang Checkpoint Charlie, weil ich in der Nähe gewohnt habe, und habe mitgejubelt. Nicht nur in Berlin direkt wurde der Fall der Mauer in den unterschiedlichsten Situationen wahrgenommen. Auf der nächsten Seite kommt mal ein ganz anderer Zeitzeugenbericht - und zwar aus Leipzig, der für die Wende wichtigsten Stadt überhaupt. Schwarwel hat seine Gedanken zum Tag des Mauerfalls genau so ausgedrückt, wie er es am besten kann - als Comic. Bleibt festzuhalten, dass egal, was man selbst mit dem Fall der Mauer verbindet, ob man ihn direkt oder indirekt miterlebt hat, ob man eigene Erinnerungen an den 9. November 1989 hat oder ihn nur aus Erzählungen kennt: Ohne diesen Tag hätte ich, wie so viele andere Menschen aus dem Osten auch, di äzt wohl nie live, in echt und in Farbe erleben können. Neben all den Dingen, die die Wende also gebracht hat, hat sie uns auch di äzt mitgebracht. Und das nd ich gut. ;-) Heike

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GöTZ ALSmANN

„WIR

MACHEN KONZERTE MIT LANGEN ANSAGEN“

Gtz Alsann ist in d ltztn gßn enttain hizland. mit sin Gtz Alsann Band ist  jds Jah ißig ntwgs dch di dtschn Knztsäl - aktll it d Pga „engl d Tl“. In sin Band spilt ach maks Paßlick, d bits d mTV unplggd nd hn Albn vn di äzt sinn Pcssin-finschli vlihn hat. Wi tan Gtz Alsann nd maks Paßlick z Intviw v ih Atitt in d Stadthall z mlhi an d rh. e aktlls Pga hißt „engl d Tl“, w ist dnn wlch vn ch bidn? Gtz: Markus ist auf jeden Fall der Engel. maks: Naja, das steckt ständig beides in einem drin. Gtz: Das ist auch die Aussage des Programms: Dass wir am Ende den Leuten verkünden, dass wir der Lösung der Frage noch nicht einen Zentimeter näher gekommen sind. Wi ka s z d fag? es ist ja ach in ign Sng. Gtz: Das Ganze hat meist einen sehr profanen Hintergrund. Wenn die Hälfte des Programms irgendwie steht, dann sucht man sich schon mal einen aussagekräftigen Slogan mit einem hohen Wiedererkennungswert, im Idealfall aus einem der Lieder, heraus. Dann schaut man mal, welche Lieder noch so dazu passen, und „Engel oder Teufel“ bot sich einfach schnell an. Man stellt sich auch ein Plattencover vor, wie das dann wohl aussehen mag, und überlegt sich, was man an Moderation vielleicht machen könnte. Das war eigentlich immer so. Wir hatten ein Programm, das hieß „Zuckersüß“. Ein Begriff, der zwar für eine starke Süße steht, aber sonst rein gar nichts aussagt. Das soll man auch gar nicht überbewerten. Wir machen kein themen-

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gebundenes Liedersymposium. Aber um sich so einen schönen Slogan mit hohem Wiedererkennungswert voranzustellen, unsere Standarte da vorauszutragen, da schien „Engel oder Teufel“ gerade richtig zu sein. maks: ... „Jazz ist anders“ hätte auch nicht so richtig gepasst. (lacht) Gtz, i ist agalln, dass a d nn Platt vil h ign Sngs vn di z ndn sind. Wa das s gwllt d ka das h dch Zall? Gtz: Das wurde mir von Seiten der Platten rma empfohlen, die regelmäßig unsere Konzerte der letzten Tour besucht und dann festgestellt hat, dass die vier, fünf eigenen Nummern eigentlich mit am besten ankommen - Stücke wie „Wie immer“ oder „Ahoi“. Das Publikum hat auf diesen speziellen Touch sehr positiv reagiert, und es traf bei mir auf offene Ohren. Ich meine, ich hatte schon einiges in der Schublade, und nun sitz ich mit noch mal so viel Motivation daran und schreib noch was. Schibst d di Sngs kpltt allin? od schibt ih di ach zsan? maks: Nein, das macht Götz. Gtz: Ja, ich arrangiere alles. Aber ich muss natürlich auch sagen, dass ich gerade im Fall der Percussion und des Schlagzeugs mehr eine Empfehlung geben kann. Ich weiß natürlich genau, wo ich die Stopps haben will und wie das Arrangement ist, aber ich bau natürlich auch auf die Instrumentenkenntnis meiner Freunde, die natürlich auch sagen: „Moment, dafür könnte ich noch folgendes Instrument oder folgende Trommel anbieten, oder da hab ich noch was im Keller, noch ein abgesägtes Stuhlbein, das sehr gut klingt...“. Du kannst für andere Instrumente wie Vibraphon, Bass oder auch Blasinstrumente sehr präzise schreiben, was du in deinem Kopf hörst.

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GöTZ ALSmANN Bei Schlagzeug und Percussion, das wird dir jeder Arrangeur bestätigen, ist das immer ein Ermessensspielraum. Deswegen nehmen auch viele Arrangeure, die z. B. in so einer Big Band spielen, ihren eigenen Schlagzeuger mit, weil die oft genau wissen, wie der andere das so meint. maks: Es ist schon so, dass du bei Proben manchmal feststellst, dass Ideen aufkommen, die dann bestimmte Vorstellungen bei den Arrangements ändern. Gtz: In der Woche, bevor wir die aktuelle Platte aufgenommen haben, bin ich noch mal richtig durch die Redaktion gegangen. Ich habe die ganzen Arrangements noch mal auf den Tisch gelegt und alles erneut hinterfragt. Der Song „Feiertag“ wurde komplett neu geschrieben, ich glaub zum fünften Mal. Das muss man wirklich machen, und dann musst du auch kritisch sein. Wir funktionieren nicht so wie eine Rockband, die so eine Aufnahme sechs Wochen liegen lässt und dann noch etwas ändern. Das muss bei uns wirklich stehen, wenn es aufgenommen wird.

69 ntwgs. Schlicht sich da nicht di Gah in, dass s z tinit wid? Gtz: Wir machen auch noch Sonderdinge wie z. B. das Programm „Bekannt aus Film, Funk und Fernsehen“ mit den Kessler-Zwillingen, Bibi Jones und Chris Howland. Man kann nicht sagen, dass es langweilig wird zu spielen. Wir sind eine Band, die ständig mit ihrer Musik arbeitet. Das heißt, wir machen auch immer ein riesiges Sonderkonzert für WDR 4 in Köln, wo auch mal Stücke aus der Schlagergeschichte aufbereitet werden. Des weiteren haben wir die Michael Jary Revue gemacht. Die ist drei Spielzeiten lang noch im Theater gelaufen.

maks, d hast ach schn  di äzt i Stdi Pcssin ingspilt, nd ach bi d unplggd-Alb. Wa s dann ach s, dass z. B. fain da schn zilich stak Vstllngn hatt, wi das klingn sllt? maks: Ich habe die Songs erst gehört, als ich ins Studio zu ihnen kam. Das war immer so, dass ich die Stücke noch gar nicht vorher gehört habe. Das war immer so, dass sie gesagt haben: „Pass auf, das ist eine afrikanische Nummer“, wie „System“ z. B., damit ich den ganzen Afrika-Kram auch mitbringe. Wenn ich für di äzt aufgenommen habe, habe ich eigentlich immer mein Auto vollgepackt und bin einfach hingefahren, damit ich alles zur Hand hab, wenn noch irgendeine Idee kommt. Manchmal hatten sie auch schon sehr klare Ideen, was da irgendwie rein muss, und dann haben wir es ausprobiert. In solchen Fällen mach ich es auch oft so, dass ich sage: „Ich kann noch Folgendes anbieten“ oder „Da mache ich noch einen Shaker und noch eine Trommel drauf“. Gtz, d hast gsagt, dass ih inn zilich stan Zitplan habt. Ih sid it in Pga zwi Jah

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maks: Wir haben Götz z. B. auch bei den Fernsehsendungen wie „Götz Alsmanns Nachtmusik“ im ZDF begleitet. Gtz: Ich plane mit der Band auch ein kleines Bossa-Nova-Nebenprojekt, was auch auf Platte erscheinen soll, aber nicht auf Tournee gehen wird. Nach einer gewissen Zeit sucht man sich immer wieder mal eine neue Herausforderung, damit das Spielen auch immer wieder einen neuen Kick kriegt, oder auch ich persönlich nicht einroste, weil es natürlich auch zu wenig wäre, sich nur alle zwei Jahre mal hinzusetzen und ein paar Noten zu schreiben. Wi stzt sich das Pblik bi n Knztn zsan? Ich wd vn bwignd ältn Ltn asghn.

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Gtz (empört): Unverschämt. So, das war's. (lacht) Ab

ndn sich dt ach 20jähig?

Gtz: Nein, eher nicht. Aber es ist auch nicht auszuschließen. Es ist auch immer eine Frage, wo es ist. Es ist schon so, dass wir eigentlich eher ein erwachsenes Publikum ansprechen. Das Gros ist zwischen 30 und 60. Das sind also Leute, die auch gewillt sind, sich auf das einzulassen, was wir da machen. Es ist auch anspruchsvoll. Nicht, dass ich das überhöhen will, aber es kann auch durchaus Ansprüche stellen, so ein Konzert einen Abend lang zu verfolgen, sich auf die teilweise doch etwas schräge Musik und auf die Wortkaskaden einzulassen, den nötigen Humor zu entwickeln, um das, was Markus und ich da zwischendurch veranstalten, wirklich zu goutieren. Es ist schon was anderes als Mario Barth oder so. Aber es gibt auch immer diese Oberschüler, die sich in einem verrückten Musikgeschmack gefallen. Ich war auf jeden Fall so einer als Schüler, (zu Markus gewandt) und du doch auch. Wenn ich da zu den komischen Sachen gegangen bin in meiner Jugend, war ich immer der Jüngste. Dieses Publikum haben wir auch. Aber du hast nicht unrecht, Senioren sind da und sie sind auch willkommen. Doch was heißt schon Senioren? Die Leute werden heute nicht mehr, wie früher, höchstens 70. Wenn du unter 80 stirbst heutzutage, ist das früh, und ein heute 60jähriger kann sich durchaus die erste Platte der Sex Pistols gekauft haben.

maks: Es gibt auch bei den Ärzten diese Mischung. Du hast auch bei denen das Phänomen, dass ältere wie jüngere Menschen auf die Konzerte gehen. Ich bin jetzt 46, aber beim letzten Konzert in Münster waren auch deutlich Ältere. Gad it d ltztn Alb ist di Band in d mitt d Gsllschat angkn. Ich wd t vn Ltn a Sngs wi „Jng“ d „Lass dn“ angspchn, bi dnn ich dacht: „Wi, d hst di äzt?“. Gtz: Überleg mal, als di äzt „Mädchen“ live im Musik-Konvoi gespielt haben. D inst dn Atitt i rKst? Gtz: Genau. Das war 1984 oder so. Das ist 25 Jahre her! Ich bin auch mit einigen aus der Band schon unheimlich lange zusammen, vor allem mit Maik, dem Bassisten. Wir machen jetzt schon seit 30 Jahren zusammen Musik. Manchmal kommst du auf so ein Erlebnis, und dann sagt er: „Wann war das? Das ist doch bestimmt schon zehn Jahre her.“ Und ich sag: „Zehn Jahre her? Das war 1978.“ Und er: „Ach Gott.“ Das alles zeigt auch im Grunde, wie unsinnig mittlerweile die Publikumsfrage ist. Wi di äzt, s bitt ach ih in kpltts unthaltngspakt inklsiv msik nd llnlang Ansagn an. Wa das i schn Bstandtil bi ch? maks: Das hat sich so entwickelt. Als wir aufgehört haben, in Rock'n'Roll-Clubs zu spielen und stärker in das deutsche Programm und die deutsche Sprache reinkamen, da war das auch so. Du hast das so schön formuliert: Wir machen Konzerte mit langen Ansagen. Das ist im Grunde wirklich eine eigene Kunstform. Gtz: In den Clubs, in denen wir früher gespielt haben, war das immer eine Frage der Tagesform. Zusätzlich ist es auch durch dieses Spielen in Theatern entstanden, das speziell bei dreien von uns auf jeden Fall immer schon da war. Markus hatte, als ich ihn kennenlernte, gerade so ein Projekt mit plattdeutscher Lyrik und Jazz abge-

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GöTZ ALSmANN schlossen. Ich habe auch Theatererfahrung durch Operettenkram und Schauspielmusik. Und Rudi, unser Schlagzeuger, ist quasi mit Theatermusik groß geworden. Der spielt auch heute noch in Theaterproduktionen mit. Das war ein natürlicher Weg. Als wir das erste Mal im Theater an der Kö in Düsseldorf auftraten und in der Bar der Vernunft in Berlin, fühlten wir uns sofort wie ein verlorener Sohn, der heimgekommen ist. Es ist schön, dass es schon um 20 Uhr los geht, und alle sitzen und müssen dir einfach zuhören. Das ist nicht so wie in so einem Club, wo, wenn du länger als zwei Minuten redest, schon die ersten Rufe kommen: „Halt die Schnauze“. Das gibt's eben nicht. maks: Wenn wir heute noch in den Clubs spielen würden, dann hätten wir wohl auch keinen Spaß mehr an der Musik.

„Ich bin in JazzKik.“ (Götz) Dis ganzn Ansagn, dis Wtkaskadn, sind di gpbt d sind di ach spntan? Gtz: Die sind geprobt vor Publikum auf der Bühne. Das heißt, ich hab das im Kopf schon ein paar Mal durchgespielt, weiß aber vorher nicht, wie es dann auf der Bühne rauskommt. Und das beinhaltet dann auch den Mut zu scheitern. man schipt jandn wi ch gn al mck. Habt ih n schlistn Jb nch in einnng, dn ih al gspilt habt? Gtz: Du kennst doch das Buch „Fleisch ist mein Gemüse“? Daran ist alles authentisch. Die meisten Sachen davon haben wir erlebt. Die allerschlimmsten Sachen haben wir früher erlebt, in den 70er Jahren. Wir hatten auch das Glück, mit unserer alten Band schnell bekannt zu werden, so dass wir dann plötzlich auch in die besseren Clubs kamen. Da bekam man zumindest auch schon mal ein Hotel, egal wie das Hotel aussah, aber es war zumindest schon mal ein Hotel. Meist mit einer gemütlichen Oma, die das Frühstück machte. Viel

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71 schlimmer als ein schlechtes Hotel oder mal eine schlechte Anlage ist aber die komplette Missachtung durch Veranstalter. Das ist uns im Grunde seitdem nicht mehr passiert. maks: Es gibt eine sehr schöne Geschichte, die mir gerade einfällt. Wir haben mal mehrere Tage in der Bar der Vernunft in Berlin gespielt. Irgendwann kam der Veranstalter zu uns: „Passt auf, wie haben eine Gala hier und ihr könnt Folgendes machen: Ich gebe euch entweder Geld und ihr macht einfach frei, oder ich hau euch da mit rein und ihr spielt ein bisschen... Gtz: ...und bekommt dafür noch mehr Geld.“ Wir konnten also selber entscheiden. maks: Das war ein total faires Angebot. Wir sollten dann um halb elf abends spielen. Vorher war noch so ein bisschen Varieté, und die Leute haben noch gegessen. Gtz: Das war der Verband der französischen Zeitungsverleger. (lacht) maks: Es war rappelvoll. Wir werden angekündigt, gehen dann auf die Bühne, und in dem Moment stehen alle auf und gehen. Der komplette Saal stand auf und ging! Irgendwann kam der Veranstalter nach dem zweiten, dritten Titel mit einer Flasche Champagner auf die Bühne und sagte: „Hier, ich kann euch nicht so leiden sehen.“ Es war nämlich Folgendes passiert: Das war eine tolle Abendveranstaltung, aber um halb elf stand der Bus für die Anwesenden bereit. Ich habe gedacht, das wäre „Versteckte Kamera“. Gtz: Es hat eigentlich seit 20 Jahren kaum noch Anekdoten gegeben. Die wirklich irren oder üblen Sachen, die sind mir echt als jungem Mann passiert. maks: Heinz Strunk hat aber recht, als Musiker bist du knapp unterhalb der Kellner angesiedelt. Das ist jetzt Gott sei Dank anders. Ih habt schn it viln andn msikn zsan gspilt, bi dn inzlnn TV-Shws d andn Pgan. mit w habt ih a libstn zsan gspilt? Gtz: Ich war sehr begeistert von Semino Rossi zum Beispiel. D Schlagsäng?

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Gtz: Ja, aber er ist ein wirklicher guter Interpret lateinamerikanischer Standards. maks: Der hat jahrelang auch auf der Straße gespielt und kann super Gitarre spielen. Gtz: Er ist wirklich unübertroffen, wenn er diese Rumba- und Bolero-Stücke singt. Mit Annett Louisan haben wir auch ein paar Mal mitgespielt. maks: Thomas Quasthoff nicht zu vergessen. Gtz: Einer der größten klassischen Sänger der Welt. maks: Der war zum Beispiel immer da, wenn ein neues Programm von uns Premiere gefeiert hat. Dann hat er als Zugabe auch immer die „Capri scher“ mit uns gesungen.

maks: Da gibt es auch noch eine kleine Anekdote. In der gleichen Woche haben wir für Reinhard Mey auch noch ein Stück aufgenommen. (lacht) Gtz: Auch diese Geschichte mit dem „Geisterreiter“-Song. Das Arrangement mit den Chören hat ihn völlig umgehauen. Das ist ja wirklich wie in den alten Westernlmen. Das and ich gßatig. Ach dis Gäsch wi di Pitschnhib i Hintgnd. Gtz: Als wir den Probedurchlauf hatten, konnte er vor Lachen bald nicht singen, weil es so authentische Western-Filmmusik war. Es war eigentlich der entspannteste Studiotag, den man sich wünschen konnte.

„Ich wa ni in Pnkck, ab ich wa zindst dabi nd wa s aszinit davn, dass ich dswgn in rck'n'rllBand ggndt hab.“ (Götz) Dn Sng habn wi v kz nch vn Abwäts ght.

fil di Wahl st a Bla bi d Stck?

Gtz: Aber nicht so schön wie von Thomas Quasthoff. (lacht)

Gtz: Sofort. Ich wurde gefragt, ob ich mir einen attraktiven Duett-Partner oder eine Duett-Partnerin vorstellen könnte. Ich hatte davor mal mit Annett Louisan gesungen und auch mal mit Jasmin Tabatabai. Und ich fand das Lied immer ganz schön, es bot sich an, und Bela war auch sofort Feuer und Flamme.

ein bisschn ands... (alle lachen) Gtz: Aber es ist eigentlich fast immer angenehm. Toll war auch Helen Schneider. maks: Wir haben auch mit vielen neuen Künstlern gespielt, wie Clueso. In der Spätshow beim NDR haben wir schon mit Leuten von Montserrat Caballé über Roger Chapman bis zu den Fanta Vier gespielt. Gtz: Die begleiten wir eben alle mit unserem Sound. Es ist nicht so, dass die erwarten, dass wir wie eine Galaband jetzt deren Sound machen. Wir sind nicht ihre Begleitband, sondern sie sind unsere Gäste. Das ist ein erheblicher Unterschied. Wi ist s dnn, it Bla z sizin? Gtz: Super. Das war damals schon klasse, als er mich bat, ein Arrangement zu machen für „Punk ist...“ und wir das in einer Nacht- und Nebelaktion eingespielt haben. Das war schon sehr angenehm.

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W kt d Sng igntlich h? Ich knn ihn n vn Jhnny Cash. Gtz: Johnny Cash war erst zwanzig Jahre später. Das Lied ist 1949 erstmals aufgenommen worden, vom Komponisten Stan Jones, ein ehemaliger Weltkriegssoldat, der wie viele Ex-Soldaten hier gestrandet ist und Folk Songs geschrieben hat. Die kommerzielle Version kam von Paul Monroe, das war so ein Pop-Sänger. Der hatte eine große, dunkle, laute Stimme, eine Stimme mit Haaren auf der Brust, eben sehr männlich. Er hatte damit die meistverkaufte Single des Jahres 1949, und das war noch nicht mal eine Country-Version. Das war eine richtige Pop-Orchester-Version.

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GöTZ ALSmANN Wi habt ih di äzt knnnglnt? Gtz: Es gab eine ganz frühe Berührung über die Ace Cats, aber das haben sie vergessen. Wir haben uns wieder getroffen, als ich 1993 Moderator eines Magazins für VOX war. Da hab ich mit denen ein Interview gemacht. Bei der Gelegenheit entstand auch diese Aufnahme von „Mein kleiner grüner Kaktus“, die auch durch das Internet geistert. Seitdem gab es immer einen schwelenden Kontakt. Wi wa di „Zi i!“-Sndng it ihnn? Gtz: Ich hielt es für keine gute Idee, denn drei Leute sind zu viel für „Zimmer frei!“. Das funktioniert nicht. Darüber hinaus hatte sich blöderweise die Requisite auch wirklich doofe Witze ausgedacht, alles mit ÄrzteDeko und so. Es war ausdrücklich gesagt: „Bitte nichts in die Deko packen, was mit Ärzten und Krankenhaus zu tun hat.“ Als wir rauskamen zu der Aufzeichnung, lag alles voll mit dem Zeug. Di Sndng it Bla and ich ab schn. Gtz: Da kannst du eben sehen, was „Zimmer frei!“ vermag. Wir haben auch Die Prinzen und Fettes Brot da gehabt, und das waren immer Sendungen, wo man feststellt, dass es super nette Typen sind, aber die Sendung funktioniert nicht mit so vielen. Deswegen haben wir bei Silbermond, Juli oder Wir sind Helden immer nur die Sängerinnen da gehabt, weil es einfach keinen Sinn ergibt, mit vier Leuten da zu hocken. Wi btilt ih das ltzt Alb vn di äzt, it d si xt lgich wan? Gtz: Ich fand es super, dass sie es diesmal wirklich im eigenen Saft schmorend gemacht haben. Ich denke, wir müssten auch mal ein Album ganz ohne Gastmusiker machen. ein Gastsik a din Alb ist din Shn. Titt  in din fßstapn? Gtz: Der ist noch zu jung, um das sagen zu können. Aber er ist schon auf einem guten Weg. Er spielt klassisches Klavier,

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73 er spielt Rockgitarre, hat auch eine eigene Rockband namens „Fußgängerzone“, die so instrumentale, schräge Musik spielen. Er weiß noch gar nicht, wo die Reise hin geht. Er ist jeden Tag jemand anderer. Einen Tag ist er Bassist, den nächsten Tag daddelt er auf so einer Drehleier rum. Dann wiederum schreibt er ein paar harte Nummern für seine Band. Er ist eben so, wie ich in dem Alter auch war. Man weiß eben gar nicht, wer man ist. Ich nde es natürlich schön, dass mein Sohn die Drehleier gespielt hat. Als Metal-Gitarrist hätte ich ihn nicht eingeladen. (lacht) Er ist auch nicht auf der Platte, weil er mein Sohn ist, sondern weil er der einzige Drehleierspieler war, den ich kannte. D bist 1957 gbn, 1977 ka di Pnk-Invasin it dn Sx Pistls nd C. Wi hast d di Zit lbt? Gtz: Ich bin in meinen letzten Schuljahren immer in den Ferien nach London gefahren, um in Dixieland-Clubs ein bisschen mitzuspielen. Einer dieser Dixie Clubs war der 100 Club in der Oxford Street, die haben an einem Samstag „Rock Nights“ veranstaltet. Da sah ich Bands, die nicht viel älter waren als ich und die ganz kurze Haare hatten und Levis trugen, die aufgerollt waren, was auch ungewöhnlich war, weil es die Zeit der Schlaghosen war. Die spielten nach meinem Emp nden schnelle Beat-Musik. Monate später las ich im Melody Maker, dass das also Punkrock ist. Ich bin dann immer wieder nach Londen gefahren und wurde dadurch ein Zeitzeuge dieser ganzen Bands wie den Snakes oder Stranglers. Das war alles noch vor 1977. Ich war nie ein Punkrocker, aber ich war zumindest dabei und war so fasziniert davon, dass ich deswegen meine Rock'n'Roll-Band gegründet habe. D Pnk whnt nicht n in äßlich Haltng bi, sndn ach in Gistshaltng, di sich di äzt ach bis ht nch bwaht habn. Knnt ach ih ch dait idnti zin? Gtz: Ich nde, Punk ist doch eigentlich ein Aufruf zum individuellen Ansatz. Ja, Pnk ist: mach was d chtst. Gtz: Ja, genau. Punk ist kein Katalog von Dingen, die ich abarbeite. Es war für uns

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74 damals eine Anti-Rock-Richtung. Ich bin in Münster aufgewachsen, und da gab es sehr viele Kneipen. Die spielten alle nur Dixieland oder irische Folklore. Es gab zu dem Zeitpunkt keine Elektrogitarre auf einer Münsteraner Bühne. Das war eben das, was ich vielleicht so faszinierend fand. Ich hab 1969 in Münster The Who live gesehen, für 7,50 Mark Eintritt. Da sangen die über eine Anlage, über die sonst immer beim Reitturnier gesagt wird: „Das Pferd Nummer 17 hat leider verweigert. Wir bedanken uns bei Ross und Reiter.“ Wenige Jahre später war Rockmusik schon etwas, das mindestens den Aufwand eines Karajan-Konzertes hatte, mit schrecklichen Bands wie Supertramp, und beim Punkrock war es diese Do-it-yourself-Musik, gespielt mit einfachsten Mitteln. Das mit diesen drei Akkorden ist auch legendär. Viele von denen waren aber recht gute Musiker in Wirklichkeit und hatten Erfahrungen, und natürlich waren auch ein paar Deppen dabei, die so durchgezogen wurden.

„ein ht 60jähig kann sich dchas di st Platt d Sx Pistls gkat habn.“ (Götz) ein Paalllität z di äzt ist ach das Spil it d dtschn Spach, das Asizn davn nd das Hvstlln vn bstitn Wtn. Allin wnn an an dinn Sng „Ich sing  Gtd“ dnkt, w d dis viln fannan azählst. Gtz: Es ist auch hart, das dann auswendig zu lernen. Da kommt mir aber meine Theaterzeit zugute. Das ist bei den Ärzten aber auch nicht hoch genug zu loben. Man weiß auch, dass Farin ein Leser dicker Bücher ist, und es gibt keinen Grund, warum man das einem Autor von Stücken nicht auch anmerken sollte. V kz hab ich vn ud Jgns al wid dn Sng „ehnwts Has“ ght. Dabi ist i agalln, was das  in hvagnd Txt ist.

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GöTZ ALSmANN Gtz: Blacki Fuchsberger hat dieses Stück und auch diesen Text geschrieben. Er war zu der Zeit auch ein großartiger Texter. Und auch Udo Jürgens hat einen wunderbaren Hit geschrieben, „Was ich dir sagen will“. Zitat: „Das Blatt Papier vor mir bleibt weiß und leer. Ich nd die Worte nicht, doch glaube mir, was ich dir sagen will, sagt mein Klavier“. Das klingt nach gar nichts, aber das ist ja kein Gedicht, das ist ein Text, den muss man singen. So einen Text hat unsere Flippers-Schlagerwelt jahrelang nicht mehr zu Wege gebracht. Denke auch nur an die großartige Hildegard Knef. Wnn in vn ch dn Nan Gtz Alsann nd Gtz Alsann Band hn wd, ab nch nichts vn ch ght hätt, wi wdt ih ih das bschibn, wnn ch kin sikalischn Hilsittl z Vgng sthn? maks: Ich sag dann immer: „Kommt rein. Das ist ein Abend, den so keiner macht in Deutschland. Gute Unterhaltung mit toller Musik.“ Gtz: Ich sage, ich bin ein Jazz-Komiker. Da ist dann eigentlich auch fast alles drin. Z gt Ltzt: e schnst msikwitz? Gtz: Das ist schwierig. Ich kenne immer nur die bekanntesten Lügen über Rockgitarristen. Wie „Ich bin nicht zu laut!“, „Im nächsten Stück spiele ich kein Solo!“, „“Die Fransenlederjacke gehört mir nicht!“ oder mein Favorit: „Wir müssen unbedingt etwas zusammen machen!“ (alle lachen) maks: Ich kann mich an den erinnern: Kommt ein Musiker zum Arzt, sagt der Arzt: „Sie haben nur noch einen Tag zu leben“, darauf der Musiker: „Ja, wovon denn?“ (alle lachen) Lib Gtz, lib maks, viln Dank  das Intviw. www.gtzalsann.d www.bngann.d

Evil Acker & Manu

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NorBerT HeITKer

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„ICH

MAG VIDEOS, DIE EINE IDEE HABEN.“

A 4. Dzb schin di whl ltzt Singl as d Alb „Jazz ist ands“. Dabi handlt s sich  in DiachSingl, di ach jwils di Vids binhaltt. Paalll daz kt di DVD „ovkill“ a dn makt, di Vids vn di äzt vn 2001 bis jtz nthält. f inn sh gßn Til d msik-Clips in dis epch ist Nbt Hitk vantwtlich. Da  nbn di äzt ach nch Vids  fain ulab nd Bla B pdzit nd di „ovkill“-DVD stllt hat, tan wi ns it ih i oktb z in Intviw in Habg. Nbt, wi ka s bhapt z d Zsanabit it di äzt? Zu dem ersten Videodreh mit der Band kam ich eher zufällig. Eigentlich sollte Zoran Bihac (bekannter Video-Regisseur u. a. von den Beatsteaks und den Fantastischen Vier, Anm. d. Red.) das Video machen. Die Zusammenarbeit hat aber aus irgendeinem Grund damals nicht funktioniert. Dann brachte mich Beate Fischer, die zu dem Zeitpunkt für die Band arbeitete und mit der ich vorher schon etwas zusammen gemacht hatte, ins Spiel. Sie fragte mich, ob ich Bock darauf hätte, das Video zu drehen. Na klar, hatte ich - sind ja di äzt. (lacht) Wi vlin di Dhabitn z „Wi s ght“, d stn ginsan Vid? Farin hat mich angerufen und mir gesagt, was er sich so vorstellt. Er wollte in dem Video eigentlich nur gut aussehen und reich rüberkommen. Ich sagte ihm nur: „Kein Problem. Machen wir.“ Es ging dann relativ schnell los. Wir hatten damals nur etwa 1½ Wochen Vorbereitungszeit, und es war klar, dass wir in Spanien drehen mussten, weil die Band damals ihr neues Album („Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!“, Anm. d. Red.) dort aufgenommen hatte. Direkt im Anschluss haben wir das Video abgedreht. Ich hatte übrigens schon mal kurz mit di äzt gearbeitet, als ich mein allererstes professionelles Video für die Terrorgruppe gemacht habe. Das war für den Song „Mach die Augen zu“, wo di äzt für eine Stunde beim Dreh vorbeigeschaut haben und auch kurz im Video zu sehen sind. Beim Dreh zu „Wie es geht“ habe ich sie darauf

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Norbert am Set zu „Lasse redn“.

noch mal angesprochen: „Könnt ihr euch noch erinnern? Der Dreh mit der Terrorgruppe am Prenzlauer Berg? Das war ich.“ Wi hast d dich als Stagiss tablit? Es gab damals mehrere Regisseure, die für die Band Videos gedreht haben. Umso erfahrener eine Band ist, umso schwerer ist es, dort erstmal rein zu kommen, denn es gehört viel Vertrauen zum Regisseur dazu. Außerdem muss man sich persönlich verstehen und sollte einen ähnlichen Humor haben. Es hat damals bei „Wie es geht“ ganz gut funktioniert, doch die Band war im Stress, da das Album gerade fertig geworden war und wir wenig Zeit hatten, uns kennenzulernen. Anschließend haben sie noch Videos mit anderen Regisseuren gemacht, und ich dachte mir „warte einfach mal ab“. In der Zwischenzeit habe ich einige Videos für Farin gemacht, und so sind wir näher zusammengekommen und haben uns kennengelernt. Der eigentliche Durchbruch für mich war das MTV Unplugged, wo wir zwei Wochen zusammengearbeitet haben. Ich war bei den Proben dabei, wir haben die Songs zusammen ausgesucht und das Schuluniformenout t entwickelt.

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76 Dnkst d di bi dn Vids di Stis as d bkst d Vgabn vn d Band? Das wechselt sich ab. Meistens bekomme ich die Nummer zugeschickt, die die nächste Single werden soll. Dann mache ich mir Gedanken und setze erst mal vier bis fünf Ideen an, die ich anschließend rausschieße. Es gibt natürlich auch gewisse Ideen, die immer schon da sind oder noch ausstehen. „Junge“ ist ein gutes Beispiel. Es hieß schon immer: „Ey, lass mal ein Zombievideo machen“. Als „Junge“ kam und ich den Song gehört hatte, wusste ich: „Das ist ein Zombie lm“. Die Jungs schauten erst etwas skeptisch, stimmten mir dann aber zu. Generell läuft es aber so ab, dass derjenige, der den Song geschrieben hat, auch für das Videokonzept verantwortlich ist. Das ist erstmal der Einzige, mit dem ich deale und quatsche. Die anderen beiden haben zwar ein Vetorecht, wovon aber eher selten Gebrauch gemacht wird. Meine Art der Herangehensweise zur Ideen ndung ist eigentlich immer gleich. Manchmal haben auch die Künstler eine Idee oder einen Ansatz, und ich setze meine Ideen dagegen. Letztendlich gibt es Videos, die aus den Ideen der Bandmitglieder entstanden sind, und andere stammen komplett aus meiner Feder.

NorBerT HeITKer Nach meiner letzten Information nicht. Wir dürften die DVD auch erst ab 16 Jahren veröffentlichen. Wir haben aber auch nicht darüber nachgedacht, was das auslösen könnte. Es gab danach Diskussionen, dass di äzt jetzt provozieren wollen, aber das war nie der Plan. di äzt und ich sind große B-Movie- und Trash-Fans. Ich sehe einen Zombie lm nicht als Horror lm an. Ich sitze eher da und lache mich tot, weil es einfach Trash ist. Wenn jemandem der Kopf abfällt, sind das eben Untote und keine realen Figuren. Daher ist es für mich keine Gewalt oder Brutalität, und dementsprechend ist das Video auch aufgebaut. Wir haben keinen Horror lm gedreht, sondern haben aus verschiedenen Filmen Teile herausgenommen und daraus ein neues Video gebastelt, und wir zeigen, dass es eigentlich ganz lustig ist. Wi wan di stn raktinn a das Vid? Die ersten Reaktionen von Leuten, die keine Zombie lme schauen, haben schnell gezeigt, dass die das extrem brutal, eklig und abstoßend fanden. Da wir sowieso vorhatten, eine zensierte Fassung zu machen, brauchten wir nur noch eine Idee, die uns dann Scharwel zusammen mit den Leuten von QFilmproduktion lieferte. Es wurden Comicköpfe auf die Darsteller gesetzt und Tafeln dazwischen geschoben. Das ist auch sehr amüsant, und wenn man beide Versionen kennt, ist es ein gutes Video geworden. Wlch Lhn hast d daas gzgn? Das Video hat gezeigt, wie verschieden die Geschmäcker sind. Man kann es einfach nicht allen Fans von di äzt recht machen. Unser Ansatz ist aber schon, etwas zu machen, was es vorher so noch nicht gegeben hat. Es soll überraschen. Jeder denkt wenn er ein Lied hört an etwas anderes. Jeder hat andere Bilder vor Augen. Einige Leute denken sehr einfach, andere sehr kompliziert. Dazu kommt noch der Eindruck, was der Song für mich aussagt. Das ist wiederum abhängig von der persönlichen Emotionslage. Wenn ich zum Beispiel gerade verliebt bin oder mich getrennt habe, kann man einen Song komplett anders verstehen. Die Jungs haben einen Song vielleicht in einer komplett anderen Stimmung geschrieben, als das was nachher im Video rauskommt. Kannst d in Bispil nnnn?

Bi „Jng“ gab s Diskssinn b di Gwaltdastllng d fSK16-Vsin. Ist dis Vsin a „ovkill“ nthaltn?

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Das „Lied vom Scheitern“ ist so ein Fall. Ich hatte die Band fast so weit, dass sie Ärzte spielen - eigentlich ein absolutes No-Go. Sie sollten Schönheitschirurgen spielen, und Bela

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NorBerT HeITKer einen Schwangeren mit dickem Bauch. Bela geht zum Schönheitschirurgen und will sich den Bauch wegsaugen lassen. Die Chirurgen fangen mit der OP an und schneiden den Bauch auf, aber in dem Bauch ist kein Kind, sondern eine Bassdrum. Farin und Rod waren total begeistert. Von Bela hatte ich Tage nichts gehört, was sehr ungewöhnlich ist. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, ob ihm die Idee vielleicht nicht gefällt. Als wir miteinander sprachen, sagte er, dass er sich etwas ganz anderes vorgestellt hat. Ein Video, das nicht so albern ist. Danach dauerte die Ideen ndung für das Video ewig. Wir hatten auch schon eine neue Idee mit einem neuen Drehtermin, wo die Jungs auf Scheiterhaufen stehen und verbrennen. Obwohl die Idee von mir war, habe ich kurz vorher gesagt, dass ich das nicht drehe. Mir wurde kurz vorher klar, dass es eine Scheißidee ist. Wi ist s dann z gkn?

naln Id

Ich habe mich mit Bela zusammengesetzt und etwa 15 Stunden rumgesponnen. Mir kam irgendwann die Idee mit der Bombe. Eigentlich stammt die aus einem Bollywood lm mit viel Action. In einer Szene hat ein Typ eine Bombe um den Bauch und spuckt sie mit einer Patronenhülse aus. In diesem Film ist das aber total ernst gemeint. Ich habe Bela das gezeigt, und er fand das auch schon wieder lustig und albern. Es hat mich anschließend viel Zeit gekostet, die Geschichte mit einem Killer richtig gut aufzubauen. Dennoch entstand so eigentlich eines meiner schönsten Videos für di äzt. Ich mag den Film total gerne, weil die Herangehensweise ganz fern von dem war, was man erst mal denkt. Wenn ich mir heute die Ordner anschaue, was für Ideen ich hatte, sieht man erst mal, was das für ein endloser Weg war. Betrachtet man das Endergebnis, dann hat es sich aber gelohnt.

77 musste Bela gar nicht mehr reinschneiden. Ich dachte, dass es ganz geil wäre, wenn das Video ohne Bela zwei bis drei Wochen ohne Kommentar gezeigt wird. Bei QFilm war die erste Reaktion, dass ich das nicht machen kann. Ich sagte nur: „Ich ruf mal Bela an“. (grinst) Der wusste natürlich noch nichts von der Idee, bis ich die ihm vorsichtig erklärt habe: „Pass auf, du spielst gar nicht mit“. Wi hat Bla agit? „Was?“ (macht Belas Reaktion mit einer sehr aufgeregten Stimme nach) „Warum das denn nicht? Die ganze Nacht hab‘ ich gedreht!“ Ich habe ihm die Idee erklärt, dass er nicht dabei ist und wir auch nicht sagen, warum, nach dem Motto „Dinge, von denen ich nichts wissen will“. Bela konnte ich dann damit überzeugen. Anschließend habe ich bei Axel Schulz angerufen und ihm gesagt, dass Bela nicht mitspielt. Natürlich war auch dort die erste Reaktion blankes Entsetzen. Nachdem alle es gefressen hatten, hat die Band die Idee komplett weitergesponnen. Schwarwel bekam den Auftrag, Bela überall auf der Internetseite raus zu nehmen, so als gäbe es Bela gar nicht mehr. Wenn man die Gesamtgeschichte betrachtet, mag ich das Video total gerne.

Wlchs ist din Liblingsvid vn di äzt, bi d d rgi ght hast? „Dinge von denen“, weil es sehr besonders ist. Die Idee, dass Bela nicht mitspielt, gefällt mir sehr gut und auch die Tatsache, dass die Band da mitgezogen hat, denn das war vorher nicht geplant. Wi ist dis Id ntstandn? Die Idee entstand erst im Schnitt, da ich zuerst die Fernsehshow ohne Bela geschnitten habe. Als ich den Schnitt beendet hatte, war ich sehr zufrieden. Ich

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78 Wi siht s it dn Abitn vn andn rgissn  di äzt as? Ich mag das Video zu „Rock‘n‘Roll-Übermensch“ sehr gerne, was ja bei den Fans nicht immer so richtig gut ankommt. (grinst) Es ist oft verrufen als das schlechteste Video, weil di äzt nicht gut aussehen. Ich mag es einfach von der Ästhetik. Es sieht nicht danach aus, aber es ist technisch total schwierig. Das Video wurde auf 35mm gedreht, das ist die höchste Qualität, und wurde dann runtergerechnet. Man muss die Effekte des Videos auf gutem Material drehen und es runterrechnen, so dass es wie eine beschissene Videokameraaufnahme aus den 80ern aussieht. Außerdem mag ich auch das Video zu „Goldenes Handwerk“. Ich mag Videos, die eine Idee haben. Inwiwit hat di vändt mdinlandschat ein ss a di Pdktin vn msikvids? mTV kann ka nch als msiksnd btitlt wdn. Da MTV und VIVA ihren Ein uss verloren haben und eine Möchtegernvollprogrammvision verfolgen, ist die Bedeutung für den Musikclip drastisch in den Keller gegangen. Früher hat man ein Musikvideo gemacht, und wenn das geil war, dann wollte das jeder sehen. Bei MTV und VIVA lief das in der Heavy Rotation. Es war eigentlich wie ein Radioprogramm, das nebenher lief, und wenn ein guter Clip lief, hat man lauter gemacht. Das funktioniert jetzt nicht mehr. Selbst ich als Musikvideoregisseur schaue kein MTV mehr - manchmal vielleicht noch „brand:neu“, um mich aktuell zu orientieren, aber eigentlich ist der Sender uninteressant geworden. Schade ist, dass gute Clips so untergehen.

NorBerT HeITKer Kannst d das näh lätn? In den 90ern hatte man etwa 50% mehr Geld zur Verfügung. Die meisten Bands verdienen kein Geld mehr mit ihrer Musik, wenn sie nicht auf große Touren gehen können. di äzt sind eine Ausnahme in Deutschland. Sie spielen große Touren und verkaufen auch noch echte CDs, was heutzutage bei der Raubkopiererei schon eine Seltenheit ist. Der Preis für ein „OK“-Video liegt etwa bei 30.000 Euro. Da hast du aber nur einen Drehtag, keine Darsteller und auch keine Location. Früher ist das durch den Verkauf der Single wieder rein gekommen, aber eine of zielle Singlehitparade gibt es ja nicht mehr. Wenn du heute in den Top Ten bist, dann verkaufst du vielleicht 10.000 Einheiten, und eine Single kostet zwischen 99 Cent oder 1,50 Euro im Download. Damit kann man kein Video bezahlen, das 30.000 Euro kostet. Das bedeutet, man ist darauf angewiesen, dass sich das Album auch noch gut verkauft, was auch schwierig ist. W ligt d untschid bi Dh it di äzt, fain nd Bla? Es gibt Unterschiede, und das sieht man den Videos auch an, wie ich nde. Die Videos von Bela sind eher abgedrehter. Das liegt unter anderem daran, wie er sich solo sieht, und dass er vom Filmgeschmack ganz anders tickt als Farin oder auch Rod. Man kann mit ihm einfach noch viel extremere Sachen machen. Bei Farin ist es immer der Grad zwischen Humor und

Wlch Aswikngn habn Plattn wi YTb tc. a din Abit? Auf Plattformen wie YouTube oder MyVideo wird ein Clip zwar gesehen, doch die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. Man hat immer in höchster Qualität gedreht und musste dann auf YouTube eine Kopie sehen, die einfach furchtbar aussah. Das bessert sich langsam. Ich glaube, dass es in Zukunft Plattformen geben wird, ähnlich wie die Internetradios, auf denen es durch schnelle Datenverbindungen auch qualitativ bessere Musikclips zu sehen gibt. Das kann man dann vielleicht im Fullscreen-Modus in HD-Qualität laufen lassen. Dann lohnt es sich auch wieder, einen hochwertigen Clip zu machen. Wirklich problematisch geworden sind aber die Budgets.

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NorBerT HeITKer nicht Humor, da ist aber auch eine Entwicklung drin, dass es immer mehr zum Seriösen geht. Bei di äzt kommt es immer extrem darauf an, wer den Song geschrieben hat. Dazu kommt noch die Kombination der drei Charaktere, die sehr unterschiedlich sind. Ein Vorteil ist natürlich, wenn man alle drei bereits gut kennt und weiß, wer wie tickt. In einem di äzt-Video sind alle drei wichtig. Der, der den Song gemacht hat, spielt dabei natürlich die höhere Position, aber die anderen beiden spielen natürlich auch immer eine wichtige Rolle und müssen ihre charakteristischen Parts im Video bekommen. Das ist bei den Soloprojekten anders. Alles andere neben dem Solokünstler ist Beiwerk, und ich muss niemand anderen verkaufen. Farin hat zwar auch öfter das Racing Team dabei, aber da muss ich mir keine Gedanken machen, dass beispielsweise Rachel zwanzig Sekunden zu sehen ist. Was hat das  di di nn Vids „Pkt“, „Hilbla“ nd „Bit“ bdtt? Eigentlich ist es ein langer Film, der aus drei Videos besteht. Sie funktionieren chronologisch, einzeln und auch übereinander. Es ist ein sehr komplexes und auch kompliziertes System gewesen, was ich mir auf die Schnelle mal ausgedacht hatte. (schmunzelt) Im Nachhinein war es eines meiner kompliziertesten Projekte, das im Endeffekt aber sehr einfach aussieht. Alle drei Videos sollten so funktionieren, dass die Bilder jeweils zu den anderen Songs passen. Kurz vor Beginn des Drehs dachte ich einmal kurz, dass ich das nicht gebacken bekomme, da die Songs auch unterschiedlich lang sind, unterschiedliche Aussagen und auch jeweils ein unterschiedliches Tempo haben. Ich habe die Sachen dann so lange geschoben, bis ich Parallelen gefunden habe. Wenn man will, kann man jetzt zum Beispiel das Video von Rod nehmen und auf dem Song von Bela abspielen und es funktioniert, weil die Bild- und Schnittfolge gleich ist. Schön nde ich auch, dass in jedem Clip die einzelnen Charaktere extrem ausgearbeitet sind. Was ist di lib, in Vid- d in Livpdktin?

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79 Es ist ein komplett unterschiedliches Arbeiten. Ich weiß gar nicht, ob mir etwas lieber ist. Ich freu mich immer, wenn ich ein Musikvideo machen kann, weil ich einfach viel freier arbeiten und meine Ideen umsetzen kann. Gerade bei di äzt habe ich sehr freie Hand, was die Umsetzung, Auswahl der Location, Farbwahl und Kleidung betrifft, weil die Band mir sehr viel Vertrauen entgegenbringt.

Wi lät in Pdktin wi „Di Band, di si Pd nanntn“ ab? Eine Produktion wie „Die Band, die sie Pferd nannten“ ist ein riesengroßer Aufriss und extrem teuer. Bei einer reinen Liveshow lege ich die Kamerapositionen fest, mache den Liveschnitt und sehe zu, dass das Publikum gut beleuchtet ist. Da ein Livekonzert zu 50% vom Publikum lebt, ist es wichtig, dass das Publikum ausgeleuchtet ist. Letztendlich wollen das die Käufer auch sehen. Wi sah s bi mTV unplggd as? Beim MTV Unplugged war es wieder etwas anderes. Das ist wie eine Fernsehshow aufgebaut. Es gab natürlich viel mehr Spielraum für mich. Als ich erfuhr, dass es mit dem Schulorchester gespielt wird, hatte ich die Idee mit den Schuluniformen. Das MTV Unplugged hat auch noch seine Statuten, so z. B. dass die Musiker sitzen müssen während der Show. Mein Gedanke war, es sieht total scheiße aus, wenn di äzt auf Barhockern sitzen würden oder so was ähnlichem.

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NorBerT HeITKer Für Menschen, die sich wie ich mit Filmen beschäftigen, muss das Thema Spiel lm auf jeden Fall ausstehen. Man hat beim Spiel lm einfach viel mehr Zeit, Dinge zu erzählen und sie anders zu erzählen. Beim Musikclip ist der Song mein Leitfaden, und ich habe kaum Möglichkeiten, eine Szene länger zu machen. Ein Spiel lm bietet ganz andere Möglichkeiten. Ich bestimme, wo die Geschichte anfängt und wann sie aufhört. In wlch Gn wdst d gn was achn?

Da ich ADAC-Mitglied bin und dieses Clubmagazin bekomme, habe ich hinten in dem Anzeigenteil, (fängt an zu lachen) wo es halt diese Treppenlifte und so gibt, zufällig reingeschaut und sah so einen elektrischen Rollstuhl. Beim nächsten Meeting habe ich die Anzeige auf den Tisch gelegt. Die Band war total begeistert und hatte auch gleich die Idee, dass man die Dinger auch noch pimpen kann. So hat Rod einen Rückspiegel und Bela ein Fell bekommen. Wi hat mTV a dis Idn agit? Als MTV davon erfuhr, bekamen die echt Angst. Mein Vorteil war, dass die Band das Unplugged mit mir machen wollte. Früher war es immer so, dass das Unplugged von einer englischen Crew gemacht worden ist - auch bei den deutschen Sachen vorher. Die Band hat sich dem aber verweigert und MTV gesagt: „Wenn ihr etwas von uns wollt, dann fragt Norbert“. Das war für mich natürlich toll, aber MTV hatte richtig Angst. Es kamen alle Chefs angereist, und die MTV-Deutschland-Leute mussten quasi livestreammäßig in Amerika zeigen, was wir hier mit der heiligen Kuh MTV Unplugged gemacht haben. Nachher waren aber alle begeistert. Vil msikclip-rgiss dhn h d spät ach inn Kin l. Kannst d di das ach vstlln?

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Für das Genre sind die Videos von di äzt schon ein guter Gradmesser. Ich würde ganz gerne deutsches Kino machen. Ich mag viel lieber die kleinen Geschichten, stilistisch gesehen heißt das zum Beispiel die Coen-Brüder. Bei denen steht die Geschichte im Vordergrund, und es gibt skurrile Typen, die aber trotzdem nah am Leben sind. Ich brauche keine Effekthascherei, das hasse ich wie die Pest. Einfach eine kleine skurrile Geschichte, die aber extrem unterhaltsam ist. Ich rechne mal in drei oder vier Jahren damit, einen Spiel lm zu drehen. Das Drehbuch ist schon in Arbeit. mit wlch Band wdst d gn in Vid dhn? Ich würde total gerne etwas für die Foo Fighters machen, weil ich glaube, dass Dave Grohl einen ähnlichen Humor hat wie di äzt. Sie haben zum Teil ernste, aber auch sehr humorvolle Videos. Den Humor, wie er dargestellt wird, mag ich absolut, sie spielen mit sich selber, sie verkleiden sich und stehen da drüber. Das fehlt leider vielen Bands. Ich muss nicht immer gut aussehen, ich kann mir auch einen Schnurrbart ankleben oder bescheuerte Sachen anziehen. Es ist totale Fiktion, aber trotzdem wird die Band dadurch nicht kleiner oder albern, sondern eher größer. Das mag ich an den Foo Fighters besonders gerne. Nbt, viln Dank  das Gspäch. Gerne doch. (grinst) www.nbthitk.c St. Pauli Danke auch an Norbert und Ravel für die Bilder der Videodrehs.

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VIVA CoN AQuA

LEBEN

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MIT

Viva cn Aga d Sankt Pali, „lbn it Wass vn Sankt Pali“, hißt in vn bn dt as gstatts ginntzigs Tinkwasspjkt  di Ästn d An dis Wlt, dnn slbst das vwht blibt, was nsin in slbstvständlich nd schi nndlich mng as d Hahn ntggnstt: Sabs Tinkwass. di äzt ndn das gt, d DÄof ach, dshalb habn wi nachgagt, was s it Viva cn Aga igntlich a sich hat. Nachdem die Pfandbecherwerfaktion auf dem Southside und Hurricane für sehr viel Aufsehen gesorgt hat und Bela B in seinem neuen Album bei den Danksagungen auch seine Sympathie für das Trinkwasserprojekt von Benni Adrion kundtut, fanden wir es interessant, etwas mehr über die Organisation „Viva con Agua de St. Pauli“ in Erfahrung zu bringen. Immerhin ist Gründer Benni Adrion, ehemaliger Mittelfeldspieler des FC Sankt Pauli, dieses Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz für sein Engagement ausgezeichnet worden. Was machen die konkret, wie ist die Idee entstanden, und wie kam eigentlich der Kontakt mit di äzt zustande? Zur Antworten ndung trafen wir uns Anfang November mit dem „Viva con Agua“-Pressesprecher Christian Wiebe in Hamburg. Wann wd Viva cn Aga ins Lbn gn? Ganz klassisch muss ich mit der Story eines legendären Trainingslagers des FC St. Pauli zu Beginn des Jahres 2005 auf Kuba anfangen. Daher auch der spanische Name unserer Trinkwasserinitiative. Begonnen hat Viva con Agua also 2005 auf Kuba. Aber es ist nicht nur aufgrund dessen ein passender Name, sondern spiegelt auch den internationalen Gedanken von Viva con Agua wieder. Wir wollen nicht

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WASSER...

als eine deutsche Initiative auftreten, sondern wollen international sein, agieren und auch ein internationales Netzwerk aufbauen und nicht nur auf die deutsche Sprache begrenzt sein. Das Pjkt in Kba hast d schn angspchn. W gab nd gibt s wit Tinkwasspjkt? Kuba war das erste Projekt, was innerhalb eines Jahres auch durch Spendenaktionen in St. Pauli und Hamburg und damals bereits auch in der Schweiz nanziert worden ist. Seitdem haben wir zwölf Projekte nanziert, in Lateinamerika, in Afrika und in Asien. Eigentlich in allen Gegenden, die mit Wasserknappheit assoziiert werden. Es ng an in Kuba, mit Trinkwasserspendern in Kindergärten, dann Brunnenbau in afrikanischen Ländern und Installation von Wasserleitungen in Ecuador. Sanitäre Anlagen sind quasi dazugekommen, also die andere Seite der Medaille. Die eine Seite Trinkwasser, die andere Seite Abwasser, denn die sanitäre Versorgung ist dort natürlich extrem wichtig. Nun ja, vier Jahre, drei Kontinente, zwölf Projekte und über 500.000 Euro Spendengelder gesammelt. Was wir jetzt vorhaben, ist eine regionale Fokussierung auf die ostafrikanischen Länder. Gerade deshalb, weil die Not dort zur Zeit am größten ist. Darüber hinaus wollen wir uns den Themen Umwelt- und speziell dem Gewässerschutz widmen. Denn ohne saubere Flüsse und Seen gibt es auch kein sauberes Trinkwasser, so schließt sich dann der Kreis. Es gibt verschiedene Bestrebungen, beispielsweise mit einer kanadischen Nichtregierungsorganisation „Water Keeper“ zusammenzuarbeiten. Wie der Name bereits sagt, werden nicht nur in Kanada, sondern mittlerweile auch international, zum Beispiel im Senegal, Flusswächter eingesetzt, die mit Booten die Flüsse auf und ab fahren und darauf achten, dass es zu keinen Verschmut-

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82 zungen kommt, keine Öltanker ihren Müll mal eben im Fluss verklappen. Im Ernstfall zeigen sie schnell die Vorfälle an und sorgen dafür, dass die Flüsse gereinigt werden. In diese Richtung wird es gehen. und  täglich Abit, wi shn typisch „Viva cn Aga“-Aktinn as, nd w ist daan btiligt? Zunächst einmal gibt es die Wassertage. Seit Beginn von Viva con Agua betreiben wir Spendengenerierung zu einem sehr großen Teil durch die Organisation von Bene zevents, sowohl kultureller als auch sportlicher Natur. Und wir werden ab dem 23.11. bis mittlerweile 09.12.2009 die ersten internationalen „Viva con Agua“-Wassertage feiern. Bundesweit wird es Veranstaltungen geben, da es mittlerweile auch Ableger von Viva con Agua in anderen Städten gibt. Berlin, Köln, Kassel, Delmenhorst etc. pp. Sowohl die großen Städte als auch die Provinz sind aktiv für Viva con Agua, und in diesen Standorten wird es verschiedene Aktionen geben. Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Fußballturniere, also das ganze breite bunte Spektrum. Das Ganze nur mit einem Ziel, und zwar Grundschulen in Burundi mit sauberem Trinkwasser auszustatten. Um das Projekt nanzieren zu können, müssen in diesen zwei Wochen 30.000 Euro generiert werden. Aber auch in der Schweiz in Basel und Luzern gibt es mittlerweile eine eigenständige „Viva con Agua“-Organisation, die richtig Gas gibt, mit Ausstellungen, Fußballturnieren und Parties für die Wassertage. Und dann tatsächlich auch über den großen Teich in New York City. Ich sag nur New York is brown-weiß. (imitiert einen amerikanischen Akzent) Wir haben eine deutschenglische Mail bekommen von einem, ungelogen, FC St. Pauli Supporter-Club aus New York City, und die werden einen richtigen Rockkonzertabend im Namen der Wassertage feiern. Und in Vancouver/ Kanada wird es auch eine Aktion geben. Als Sahnehäubchen oben drauf dann auch in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, ebenfalls eines unserer Projektländer. In Kigali haben wir im Rahmen einer Projektreise Fußballspieler aus der damals zweiten ruandischen Liga kennengelernt. Das letzte Lebenszeichen war per E-Mail: „Unsere Internetverbindung ist schlecht,

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VIVA CoN AQuA aber auch wir werden während eurer Wassertage in Kigali ein Fußballturnier abhalten.“ Das ist natürlich der absolute Hammer, weil es ansatzweise eine Idee verwirklicht, die wir auch schon einige Zeit in uns tragen, nämlich diese Bene zaktionen nicht nur hier in Deutschland oder Mitteleuropa durchzuführen, wo das große Geld liegt, sondern auch vor Ort in den Projektländern. Musiker, Künstler und Sportler zu animieren, selbst etwas auf die Beine zu stellen, sofern es im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt, und von uns aus dafür zu sorgen, dass Bene zevents organisiert werden können, und den Leuten die Möglichkeit zu geben, für ihre eigenen Leute Spenden zu sammeln. Das ist unsere Optimalvorstellung von moderner Entwicklungshilfe. D hast s ja schn angdtt: Viva cn Aga ist ittlwil sh gß gwdn. mit wi viln Psnn hat s daals angangn, nd wi vil Psnn abitn ittlwil  ch? Ganz am Anfang war Viva con Agua ein Ein-Mann-Projekt von Benni Adrion. Er hat Anfang 2007 die berühmten Fußballschuhe an den Nagel gehängt und arbeitet seitdem hundertprozentig für Viva con Agua, vor allem in den Bereichen Sponsoring, Unternehmenskooperationen, Künstlerbetreuung, Eventmanaging, solche Sachen eben. Es war allerdings sehr schnell klar, dass Viva con Agua ein großes Netzwerk werden würde. Allein durch das soziale und kulturelle Umfeld des FC St. Pauli und des Stadtteils gab es eine große Resonanz nach Gründung von Viva con Agua. Eine of zielle Gründung gab es ja gar nicht. Benni hat einfach die Initiative ins Leben gerufen und sich mit dem Verein verständigt, dass er neben seiner Karriere als Fußballspieler ein vom Verein unterstütztes Entwicklungshilfeprojekt etablieren würde. Am 1. Mai 2005 gab es die erste Website, und dann ging es auch schon los, dass sich aus verschiedenen Bereichen Webdesigner, Gra ker, Texter, Eventmanager und natürlich auch Künstler angesprochen gefühlt haben von dieser Idee und mit Benni Kontakt aufgenommen haben. Es sind auch viele zu den ersten Informationsveranstaltungen, damals noch

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VIVA CoN AQuA im Hinterzimmer des alten Clubheims des FC St. Pauli, gekommen und haben ihre Mitarbeit angeboten. Mittlerweile sind vier Jahre vergangen, und es sind jetzt über 300 fest Eingetragene allein in Hamburg, die uns bei verschiedensten Aktionen unterstützen. Sei es Pfandbechersammeln auf Festivals oder Infostandbetreuung oder die Betreuung unserer Website, die auch ein Ehrenamtlicher sicherstellt. Es gab dann einen harten Kern, das Brunnenbüroteam. Das Team hat sich regelmäßig im Clubheim oder in der WG von Benni getroffen. Seit 2007 hat Viva con Agua ein eigenes Büro, passend in der Großen Brunnenstraße hier in Hamburg, bekommen, das uns in der Organisationsentwicklung einen großen Schritt nach vorne gebracht hat, weil die Infrastruktur vorhanden war. Sprich Telefon und Internet und ein Raum, wo man sich treffen konnte. Dort hat sich dann ein Kernteam herausgebildet von damals vier, mittlerweile sind wir sechs Personen, die permanent für Viva con Agua arbeiten. Im ersten Jahr von 2007 bis 2008 in Vollzeit komplett ehrenamtlich. So etwas ist halt auch noch möglich! Mit viel Idealismus und Engagement. Irgendwie konnte man sich auch über Wasser halten mit Gründungszuschuss und kleineren Jobs nebenbei. Nach dem Jahr war es aber klar, dass es so nicht weitergehen wird. Seit Frühjahr 2008 gibt es endlich eine längerfristige Lösung, die für Viva con Agua dauerhaft arbeitenden Personen auch zu bezahlen. Es gibt sogenannte externe Strukturspenden. Wir wollen mit den Personalkosten nicht an die klassischen Spenden rangehen. Wnn ich als 100 e spnd, bkst d davn nichts. Ist das s ichtig? Ja. Leider bekomme ich nichts von deinen 100 Euro. (lacht) Das Ding ist, dass wir natürlich, wie jede andere Spendenorganisation auch, Verwaltungskosten haben. Darunter fallen Telefon, Internet, Drucker, Papier, Briefmarken und was es sonst noch so alles gibt. Das heißt, von deinen 100 Euro Spenden gehen 90 Euro direkt an das aktuelle

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83 Trinkwasserprojekt, und 10 Euro bleiben für die Verwaltungskosten. Im Vergleich mit anderen Organisationen ist das ein sehr geringer Prozentsatz. Die Personalkosten für die festen Mitarbeiter werden halt durch externe Strukturspenden nanziert. Was ss an sich nt xtnn Stktspndn knkt vstlln? Das sind Spender, die nicht für die Trinkwasserprojekte spenden, sondern explizit für die Organisation. Das ist eine rechtliche Geschichte. Zwckgbndn als? Genau. Ich kann auf das Spendenkonto von Viva con Agua einzahlen und unsere Projekte unterstützen oder auf das wirtschaftliche Geschäftskonto, von dem dann beispielsweise die Personalkosten bezahlt werden. Dadurch ist auch eine ganz klare Trennung zwischen klassischer Spende und Strukturspende möglich. Viva cn Aga nd d fC St. Pali habn sich nt and ggnsitig a dn Hpags vlinkt. Inwiwit ntsttzt ch d Clb? Die Unterstützung und Kooperation mit dem FC St. Pauli ist natürlich eine ganz spezielle. Viva con Agua ist ja eigentlich aus dem Mutterschoß des FC St. Pauli geboren. Trotz der engen und emotionalen Nähe zum Verein muss man doch auch immer darauf hinweisen, dass es zwei unabhängig voneinander operierende Organisationen sind. Viva con Agua ist keine Abteilung des FC St. Pauli, was öfter mal in die Richtung interpretiert wird. Und was uns und dem Verein wichtig ist und wir immer wieder betonen, dass wir noch nie einen Euro vom FC

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VIVA CoN AQuA Villicht angn wi vh an. A d Hican-fstival sind i bits a fitag di viln „Viva cn Aga“-Salbhält a d Gländ agalln.

Ja genau. Seit 2007 sind die eigentlich etabliert. Damals angefangen mit einigen wenigen Festivals und kleinen Teams, weil das für die Festivalveranstalter erst mal ein Probelauf war, der sich aber schon 2007 als sehr charmant und erfolgreich herausgestellt hat. Der Grundgedanke war, Pfandbecher als Spende auf allen großen Festivals zu sammeln. Eine schöne und Benni Adrion beim Brunnenbau in Äthiopien. © Viva con Agua vor allem ef ziente Idee. Ef zient deshalb, weil es nanziell sehr interessant ist. St. Pauli gesehen haben. Klar, der Verein Wenn sich mehrere zehntausend junge hat eh kein Geld, das weiß man ja. (lacht) Menschen drei Tage auf einem Festival Aber wir haben die Unterstützung des bewegen und Bier, Wasser und sonst Vereins durch die komplette Infrastruktur. was trinken und dann ihre Pfandbecher Wenn wir für eine Pressekonferenz gerne die Haupttribüne im Stadion haben wollen, auf angenehme Weise loswerden wollen. Ich muss den Becher nicht lange mit mir bekommen wir die beispielsweise auch rumtragen und ich kann, wenn ich ihn in ohne Probleme. Wir haben ständige Präsenz auf der Website, ständige Erwähnung die blauen „Viva con Agua“-Sammeltonne werfe, auch noch etwas Gutes tun. Ein im Stadionmagazin „Viva St. Pauli“ oder Becher bringt 1 Euro Pfand, und nach Schirmherren aus dem Kader der ersten einem Wochenende kommt da oft ein Mannschaft. Marcel Eger beispielsweise, stolzes Sümmchen zusammen, das sind der damals schon in Kuba dabei war, ist pro Festival jeweils mehrere Tausend Euro jetzt bei den Wassertagen Schirmherr des Spende. Das ist von der Summe her toll, International Soccercups. Oder der Präsiaber auch von der Aufmerksamkeit für dent des Clubs, Corny Littman, stellt uns Viva con Agua. Selbst Leute, die nicht sein Schmidttheater auf der Reeperbahn spenden, sehen zumindest die anderen für eine Bene zgala zur Verfügung. Von diesen Seiten haben wir einen sehr großen Leute, die ihre Becher bei uns abgeben. Support vom Club. Bv wi z Atitt vn di äzt Spndn kann an als b das bi Hican kn, zst inn Knt d a in Bn zvanstal- Blick zck. es gab ja schn vh tng. f di gßn msikstivals in Zsanabit vn Bla B habt ih ch ab twas Bsnds it Viva cn Aga. Ich kann ich inalln lassn. innn, dass  z sin stn Slt in Knzt i Habg Du erwartest jetzt bestimmt die Knst gab nd a dn Tickts das Geschichte, die schon sehr oft erzählt Lg vn Viva cn Aga gdckt wa. wurde. (lacht) Di eintittsgld slltn  Viva cn Aga gspndt wdn.

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VIVA CoN AQuA Es hieß Erlöse des Abends. Da kann ich mich noch gut erinnern. Bei der konkreten Summe will ich mich jetzt nicht festlegen, aber er hat resultierend aus dem Abend drei- oder viertausend Euro an Viva con Agua überwiesen. Damit ng es quasi an. Dann ging s 2007 wit, w Bla in fßballspil als Schidsicht glitt hat. Großartig. Das fand übrigens im Rahmen der Wassertage 2007 im Stadtpark (Hamburg, Anm. d. Red.) statt. Dort hat zum ersten Mal die „Viva con Agua“-AllstarsMannschaft gespielt. Das ist eine bunte Mischung aus ehemaligen Fußballspielern, Prominenten, Musikern, Journalisten etc., die dann für einen guten Zweck kicken. Und Bela B war damals Schiri. Das war die Rolle seines Lebens, muss ich sagen. Schiri mit einem Shirt, auf dem hinten drauf stand „Fußballma a DFB“ und vorne „Schieber“. Er hat mit skandalösen gelben und roten Karten um sich geworfen. Vor allem für die „Viva con Agua“-Allstars. Es war ein absolutes Skandalspiel (grinst) und auch eine Schlammschlacht, es hat nämlich die ganze Zeit geregnet. Aber es war fantastisch. Es war am späten Abend, direkt nach dem Konzert der Kaiser Chiefs im Stadtpark, und die waren halt auch die Gegner. Das Publikum war natürlich auch fantastisch, da die meisten vorher noch vor der Bühne der Kaiser Chiefs standen und dann einfach mit rübergekommen sind. Wir hatten fast 1000 Leute als Zuschauer, gute Stimmung und natürlich auch große Medienaufmerksamkeit. Das Spiel haben die „Viva con Agua“Allstars dann doch noch knapp für sich entschieden. Und es war der Beginn einer längeren Freundschaft mit Bela und die Etablierung dieser Fußballmannschaft. Ka d Kntakt z d Bchwaktin a d Sthsid nd Hican dnach b Bla zstand? Genau. Die Bandkollegen hatten uns zwar vorher auch schon ein bisschen auf dem Zettel, aber das eine hat dann so das andere ergeben, und dann waren die Feuer und Flamme für die Aktion und haben sich tatsächlich auf der Bühne abwerfen lassen. Und waren die ersten... (zögert) ... nein. Die Vorpremiere gab es schon mal bei den

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85 Sportfreunden Stiller. Bei di äzt war es aber radikaler. Da ogen so viele Becher innerhalb weniger Minuten auf die Bühne und auch so wurfgeschossartig, dass di äzt das beim zweiten Mal nur noch mit Bauarbeiterhelmen auf den Köpfen gemacht haben, um sich vor Platzwunden zu schützen. Das hißt, di Id stat vn dn Sptndn? Nein, das ist unsere Idee gewesen. Na, eigentlich auch nicht so ganz. Es ist aus einem Herumspinnen und kreativem Ideensammeln mehrerer Köpfe entstanden. Ich möchte sagen, es ist eine Koproduktion von Viva con Agua und Sportfreunde Stiller... und di äzt, die das Ganze noch mal verfeinert haben. Wivil ist bi dn bidn fstivals dch dis Aktin bi di äzt zsangkn? Allein beim Hurricane war es bisher ein absolute Rekordergebnis. Innerhalb von 15 oder 20 Minuten knapp 3000 Becher. Also 3000 Euro. Und das war, gerechnet an der Gesamtsumme der drei Tage auf dem Hurricane, knapp ein Drittel. Wir haben auf dem Hurricane fast 10000 Euro generiert, und allein bei di äzt waren es 3000 Euro. Sind wit Aktinn it di äzt d Bla gplant? So direkt jetzt nicht. Oftmals entstehen solche Geschichten sehr spontan. Wir haben auch die Intention, dass wir unsere prominenten Unterstützer nicht ständig ansprechen, ob sie mal wieder etwas für uns machen könnten. Konkret gibt es keine Pläne, aber manchmal kommt sowas schneller als man ahnt. Viln Dank  das Gspäch! Die Wassertage sind bei Erscheinen der Prawda zwar vorbei, aber an Viva con Agua spenden oder selbst tatkräftig Hand anlegen könnt ihr trotzdem. Alle Infos gibt es online: www.vivacnaga.g

St. Pauli

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ES

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WAR EINMAL: SOILENT

1979 blickt in Blin in Pnkband das Licht d Wlt, di zwa nicht lang xistin d ga stilpägnd sin sllt, di s ab spät dch ihin in di Annaln ds rcks schat. Dass si inal als Vlä d bstn Band d Wlt in einnng blibn sllt, habn di handlndn Ptagnistn daals whl nicht z tän gwagt. Soilent Grün war der Name dieser Band, die damals von Hussein „Hussi“ Kutlucan (Bass), Bernd van Huizen (Gesang), KaiUwe Schmidt (Gitarre) und Dirk Felsenheimer (Schlagzeug) in Berlin-Spandau gegründet wurde. Der Bandname wurde dem Film „Jahr 2022... die überleben wollen“ entliehen, in dem „Soylent Green“ ein aus Leichenteilen hergestelltes synthetisches Lebensmittel war. Trotz ihrer proletarischen Spandauer Herkunft konnte sich die Band recht bald Respekt in der Szene der Kreuzberger Punks verschaffen und spielte unter anderem an legendären Orten wie dem Quartier Latin, SO36 oder KZ 36.

GRÜN!

BerLINer GIfT I fanzin „Blin Git“, das d „Wald nd Wisn-Sapl“-Tap biglgt wa, wa in Intviw it Silnt Gn as d Jah 1980 nthaltn, das wi ch licht gkzt nd vbsst widgbn wlln: W hatt di Id z dis Gpp? Kai: Das waren ich und Dirk. Wir hatten ab September mit einigen Leuten zusammen gespielt. Ab Oktober gab es die jetzige Besetzung. Wh kt d Na Silnt Gn? Kai: Als ich zum zweiten Mal einen Science-Fiction-Film gesehen hatte, in dem es um die Herstellung menschlicher Nahrung ging, eignete ich mir den Namen dieser Nahrung an: Soilent Grün! Alle anderen waren begeistert. Hat jand v d Band schn msik gacht? Kai: Ja, ich und Dirk. Dirk behauptet, er sei schon mal aufgetreten.

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Sind igndwlch Atitt gplant? Kai: Ja, am 31.12. im Exxcess und vielleicht mal in der Music Hall. Dann sind Auftritte mit System, Foreign Bodies oder White Russia geplant. Wir möchten auch auf Schulfesten auftreten. Habt ih Vbild? Kai: Dave Edmunds, Ronald Reagan, Tuxedomoon, Residents, Jobs und Fehlfarben. Dik: Hussein, Undertones, Tuxedomoon, Crotowns und Hertie. Bnd: Emma Peel, Garry Glitter und meine Arbeit. Hssin: XL 5, Killing Joke, Gruppen des Zick Zack-Labels (nicht alle) und Wire. Wi stht s it d Plizi, gt ih Blln? Kai: Mir ist die Polizei total egal! Hssin: Die Bullen sind alle Wichser. Dik: Ich meine, die Polizei tut auch nur ihre P icht. Doch ich mag sie auch nicht. W wdt ih gn al attn? Ganz Band: Kant Kino, Exxcess, Wembley Stadion, Blockschock, Music Hall, Coca Cola Büchse, Plastiktüte (beides Hussein!), Rainbow Theatre und auf den örtlichen Klos. Hat Pnk i nch dislb alt Bdtng wi daals? Hssin: Leider nicht mehr so wie früher. Dik: Als Musikform ja, nur sie wird immer vielseitiger. Ansonsten gibt es nie mehr 1977. Zählt ih ch nch z dn Pnks? Hssin: Ich meine, man kann sich schon so kleiden. Warum soll man dann nicht auch zugeben, dass man ein Punk ist? Meine Antwort lautet darum „Ja“. Kai: Nein, ich bin kein Punk mehr. Dik: Ach, so etwas gibt's doch heute nicht mehr, oder? Bnd: Ich kann diese Frage nur mit „Jein“ beantworten.

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Wlchs wa  ch in ltzt Zit das intssantst Knzt in Wst Blin? Hssin: U.K. Subs. Dik: Tuxedomoon, TNT, Dead Kennedys. Kai: Tuxedomoon, Dead Kennedys, Siouxsie & the Banshees und an Platz 1: Bauhaus. Wi stht ih z Schwiz Pnkszn? Hssin: Es ist viel los dort. Dik: Ganz schön schlampig alles, aber Liliput und Jack & The Rippers sind geil, doch ich meine, diese Bands sollten sich

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nicht so sehr an England orientieren. Kai: Fuck the Swiss Wave. Nnnt i al in paa Titl vn n Lidn. Di Gpp: Da wären z. B. No More Hamburgers, Flucht, Beton Modern oder Emma Peel. und nn z ltztn fag: Ght ih nch z Schl d schn abitn? Kai: Ich gehe noch zur Schule, auf das Freiherr-Vom-SteinGymnasium. Toll, nicht? Dik: Ich bin arbeitslos! Nach meiner Probezeit bei Hertie wurde ich gefeuert. Hssin: Ich gehe auch noch zur Schule. Ich möchte das Abitur schaffen. Bnd: Ich arbeite in einem Eisenwarengeschäft in Spandau.

Der Neue: JAN VeTTer! Das KZ 36 sllt  di Gschicht vn Silnt Gn nd spät di äzt nch in bsnd Bdtng habn. Bi in dtign Atitt wd d Gitaistn Kai-uw Schidt bi in Hliganball di Gita gsthln, was  ihn whl d bl das As in d Band bdtt. Des einen Freud, des anderen Leid, denn so kam ein gewisser Jan Vetter zum Zug, den Dirk und Hussi kurze Zeit zuvor im Ballhaus Spandau kennengelernt hatten. Mit ihm an der Gitarre spielten sie erste Gigs und erarbeiteten sich schnell einen legendären Ruf in der Berliner Punk-Szene, denn die Auftritte von Soilent Grün waren stets etwas Besonderes. Sänger und Bassist Roman Stoyloff erinnert sich: „Wir hatten vier Sänger, was immer ein Knaller war. Ansonsten machten wir immer gerne das Publikum an oder uns darüber lustig, und es kam sogar mal zu Auseinandersetzungen on stage.“ Zu der angesprochenen Auseinandersetzung auf

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der Bühne kam es zwischen Sänger Bernd und Bassist Hussi, die letztlich für Bernd auch den Rauswurf aus der Band mit sich zog.

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Doch auch darüber hinaus gab es immer wieder Spannungen. Oft lagen diese in der textlichen Ausrichtung der Band begründet. Während Hussi eher politische und radikale Texte schrieb, drifteten Jan und Dirk mit ihren Texten wie „Kleine Kinder schmecken gut“ oder „FDJ Punks“ immer mehr in Richtung Fun-Punk ab. Kurze Zeit später kam mit Roman Stoyloff ein neuer Sänger und Bassist zur Band, mit dem man zusammen auch die einzige of zielle Veröffentlichung der Band, die „Fleisch EP“, aufnahm. Die musikalischen Vorstellungen von Hussi und Roman auf der einen Seite und Jan und Dirk auf der anderen Seite wurden unterdessen immer unterschiedlicher, und so entschied man sich zur Au ösung der Band, die am 30.

April 1982 beim „Tanz in den Mai“-Festival im Berliner SO36 stattfand. Jan und Dirk hatten zu diesem Zeitpunkt bereits feste Pläne für eine eigene Band. Im Rahmen des Abschiedskonzertes offenbarten sie den Toten Hosen, die an diesem Abend ihre allererste Show als Nachfolgerband von ZK gaben, mit einem roten Kreuz bereits erste Anzeichen für den zukünftigen Namen der Band: di äzt. Der Rest ist dann Geschichte...

DISKoGrAPHIe f di Sal nd Intssitn nt ch ndt ih hi in handvlsn Aswahl vn Tntägn vn nd it Silnt Gn.

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Wald und Wiesen Sampler (Tape) (Graf Haufen Tapes) Soilent Grün - Live 26.09.81 (Tape) (Graf Haufen Tapes, die gleiche Aufnahme wie auf dem „In Memorandum“-Sampler, allerdings gibt es davon nur gute zwei Handvoll Exemplare) Ätsch Bätsch (Tape) (Graf Haufen Tapes, Sampler) Spandauer Tatendrang Sampler (Tape) (Tape Sampler mit Beiheft) Alles in Einem (Tape) (Graf Haufen Tapes, Sampler) Die Fleisch EP (7“-Vinyl) (Screen Records) Soylent Gruen (Tape) (Pi+?.., Abschiedsgig vom 30.04.82) In Memorandum (Tape) (Graf Haufen Tapes, Live 26.09.81, Übungsraumaufnahmen 81, ein Song vom Abschiedskonzert, mit Beiheft in Vinyl-Hülle) So war das S.O.36 (VHS) (JB Films, kurze Soilent Grün-Ausschnitte) Bloodstains Across Germany (Vinyl) (Bootleg-Sampler) Wenn kaputt, dann wir Spaß (CD/LP (Weird System) Hot Love - Jörg Buttgereits Super 8 Filme (DVD) (JB Films) Na endlich - A Tribute To Soilent Grün (CD/LP) (Evil Killing Records)

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SoILeNT GrüN in Berlin und dann woanders organisierte) der Drummer von Squealer. Wa das Ptnzial vn Bla nd fain daals schn knnba? Deren Potential war damals schon erkennbar, denn von den Songs und Lyrics ging es immer mehr in Richtung di äzt, was dann auch zur Trennung geführt hat. Die Gegenbewegung von mir und Hussi, „Die Patienten“, war immer nur eine Idee. Gibt s einnngn/Ankdtn an lgndä Atitt? Die Auftritte waren eigentlich immer legendär: Ob nun dieser Weihnachtsauftritt im SO36, von dem es viele Bilder gibt; oder im Kuckuck zur Antifa-Bewegung, wo sich Faschos zur Action angekündigt haben; oder als Hausband im Stonz, wo es Schlägereien auf der Bühne gab (siehe auch mein Essay im „Na endlich“-Album).

romAN SToYLoff Im INTerVIeW ran Styl blickt in ns Kzintviw zck a di Zit bi Silnt Gn. Wi hast d Bla bzw. fain knnnglnt? Ich hatte im Sommer 1980 mit meiner damaligen Band „Squealer“ einen Auftritt in der Freilichtbühne Spandau, zu dem unser Bassist Barry Baranski auch Soilent Grün eingeladen hatte. Die Auftritte dienten dazu, die Bands des Rockhaus Spandau weiter in den Proberäumen üben zu lassen. Ausserdem spielte Kai, der frühere Gitarrist von Soilent Grün, bei uns Gitarre. Übrigens war ein gewisser Motte (heute bekannt als Dr. Motte, der die Love Parade

Bla nd fain habn din exfndin das Lid „eklpack“ gwidt. Hat si s ach vdint? Diese Ex-Freundin hieß Susanna, ist ein oder zwei Jahre jünger als ich und wurde so genannt, weil sie immer ganz direkt ihre Meinung gesagt hat - und das hat öfters zu richtig üblen Auseinandersetzungen mit ihr geführt. Da sie oft bei den Konzerten, zuvor und danach, dabei war, hat es auch häu g gefunkt; und das wurde als eklig empfunden. Wi t hast d dn fil „Jah 2022“ gshn? Ich glaube zwei Mal. So toll nde ich den aber nicht, auch nicht zu damaliger Zeit. Gab s al Plän, di Silnt-GnAnahn wid z vntlichn? Diese Pläne gab es zur damaligen Zeit nie, denn wir haben auch nur unter großen Schwierigkeiten die EP überhaupt fertig bekommen. Win bstandn dnn di Schwiigkitn bi dn Anahn z „flisch eP“? Es gab Probleme bei der Auswahl der Songs. Dann wurde live im Studio aufgenommen, und Verspieler wurden nicht korrigiert. Abgemischt wurde anschließend in Abwesenheit von Soilent Grün.

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SoILeNT GrüN Was hast d nach Silnt Gn gacht? Direkt nach Soilent Grün bin ich lange durch Europa getingelt, daher habe ich die Abschlusskonzerte, die noch nach dem Abschlusskonzert mit mir stattfanden, nicht miterlebt. Wieder zurück in Berlin habe ich beständig weiter Musik gemacht in verschiedenen Bands und in verschiedenen Projekten, „Soon Li“ (1999) und „Jakarta TV“ (2001-2003) waren dabei die erfolgreichsten Projekte. Stand s igntlich al z Diskssin, dass d Bass bi DÄ spiln slltst? Nie! Ich wurde mal wegen Vocals (oder 2nd Vocals) gefragt, aber ich wollte keinen Fun-Punk machen. Was ist as dn andn SilntGn-mitglidn gwdn? Bei Bernd und Kai habe ich keine Ahnung, Bela und Farin sind bei den Ärzten, Hussi beim Film, und ich tingel als Laborarbeiter durch die Welt und mache überall Musik und Gigs und Recordings.

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91 NA eNDLICH! Dieses Jahr erschien der Soilent-Grün-Tributsampler aus dem Hause Evil Killing Records endlich auch auf CD. 19 Bands (u. a. Die Familie, ZZZ Hacker, Niteblind) zollen hier Soilent Grün auf ganz unterschiedliche und de nitiv hörenswerte Art und Weise Tribut. Das Booklet enthält zudem den im Interview angesprochenen Essay von Ex-Bassist Roman Stoyloff. Vielen Dank an Roman Stoyloff und Ben Singelmann für die tolle Unterstützung und den fantastischen Sampler. Evil Acker GeWINNSPIeL Den Sampler könnt ihr im DÄOF Kaufhaus für nur 4,60 Euro bestellen - oder ihr gewinnt mit etwas Glück fünf längst vergriffene VinylVersionen des Samplers bei uns, wenn ihr folgende Frage beantworten könnt: Wlch aikanisch Schaspil spilt di Haptll in d fil „Jah 2022... di blbn wlln“?

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oPuS meDICuS

OPUS MEDICUS ein blibt nd nicht h wgzdnknd rbik in ns magazin sind di Lin-Nts ns di Hldn. und wi jds mal gilt: Bi Lidn, di  minng nach kntit wdn slltn, schibt in mail it  Lidwnsch an pawda@da.d, nd wi litn s gn an Bfr wit.

lEiCHEnHallE (Album „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!“, 1999) rd: Eine einfache, kleine Grufti-Story. In der Leichenhalle vergessen zu werden war ein Gedanke, der mich schon als Teenager beschäftigt hat (ausgehend von der „Edgar Allen Poe“-Story „The Fall Of The House Of Usher, The Premature Burial“, wo man als Narkoleptiker begraben wird und dann in der Gruft aufwacht). Als klar war, dass Leichenhalle aufgenommen wird, fragten wir den damaligen Master of Gothic Andrew Eldridge (Sisters Of Mercy), der zu der Zeit in Hamburg wohnte, an, ob er nicht eine Zeile auf meine Frage antworten könnte „Andrew Eldridge hörst du mich?“. Er war von der Idee, bei einer Grufti-Persi age mitmachen zu können, äußerst angetan, aber konnte aus Zeitgründen nicht. Also mussten spontan die Schlümpfe herhalten. :)

unS gEHt‘S priMa

(Album „Live, nach uns die Sint ut“, 1988) fain: SEHR Undertones-beein usst.

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MEin KlEinEr liEBling (EP „Uns geht's prima“, 1984) Bla: Mein erster zu glatter Popsong. Vielklang wollte mit dem Song (und ein paar „harmlosen“ anderen auf der „Uns gehts prima“-EP) die Plattenindustrie von unserer Hit-Tauglichkeit überzeugen. Aus heutiger Sicht eine Aktion, auf die wir nicht sehr stolz sind. Allein genommen ist das Lied aber schon ein Stückchen Zuckergusspop mit einem herrlich naiven Schmunzeltext vom Drogenmonster der Band.

MattHÄuS 1:5:0 (Single „Manchmal haben Frauen...“, 2000) Bla: Wir brauchten noch eine B-Seite, Lothar Matthäus hatte gerade sein 150tes Länderspiel, was im Studio im TV lief. Rod und ich nden Herrn Matthäus widerlich, also haben wir schnell eine Grindcore-Nummer improvisiert und irgendeinen Scheiß drüber gegrowlt. Ich sag mal, kein sehr inspiriertes Stück Musikgeschichte.

DiE antWort BiSt Du (Album „Im Schatten der Ärzte“, 1985)

Bla: Zu der Zeit haben Farin und ich viel Glamrock gehört. Gary Glitter, Sweet, T-Rex usw. Der Song war mein Beitrag zu dem Thema.

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rotEr MiniroCK

(Album „Debil“, 1984) rd: An oldie AND a goodie! Ich nde, „Minirock“ macht immer noch Spaß zu spielen (so wie „Zitroneneis“, „Mr. Sexpistols“, „Scheisstyp“, etc.) und lockert ein dreistündiges Ärztekonzert ungemein auf!

DEr tag (Album „Geräusch“, 2003) fain: Der verzweifelte Versuch, endlich mal eine Frau mit auf ÄrzteTour zu nehmen: Nur für dieses Duett! Aber, ach: Es sollte nicht sein.

SoILeNT GrüN - DIe SoNGS

ob „eich Hnck“, „fal Bhindt“ d „Kindss“ - Silnt Gn wa kin eisn z hiß. ran, Bla nd sga rd kntin inig Sngs... S we lm Bla: Find ich heute noch wahnsinnig lustig. Farins Verballhornung von „Guns Of Brixton“ von den Clash. Das Lustige daran ist zum einen, so eine heilige Kuh von Song mit so einem Text zu schlachten und zum anderen, dass teilweise schon ärztig gereimt wurde. ran: Auch ein lustiger Text, aber nicht so meine Welle wegen Fun-Punk. rd: Mir macht „Spitz wie Lumpi“ immer noch sehr viel Spaß, denn ich nde es sogar besser und politischer als das Original „Guns Of Brixton“. Emm pee Bla: Aus der Prä-Farin-Phase. Ein Song von Bernd van Huizen. Bei der Musik hab ich ihm geholfen, weil er kein Instrument spielte. Der Text ist ziemlich gaga-dada. Das ganze Lied entstand bei Hussein in der Wohnung, wo wir ein altes Tonband laufen ließen und einfach irgendwelchen Quatsch aufnahmen. Außer Hussi, Bernd und mir war noch unser erster Gitarrist dabei. Wir dachten bei dem Text wohl an Avantgarde, aber es war natürlich sinnloser Quatsch, am ehesten ein Kinderlied. Ich glaube, das war mal ein Abzählreim aus Bernds Kindertagen. Die Musik ist wieder eine leise, langsame Strophe gefolgt von einem Pogorefrain. Punks sind und waren keine Einsteins! ran: Vollkommener Dada-Text, ist gut und kommt gut - auch in der heutigen Zeit mit den Remakes. Ew Bla: Den Song schrieb ich, ebenfalls nachdem Farin in der Band war. Der Song ist Punk pur, behindertenfeindlich und völlig un-pc. Vorher hatte ich immer kleine (kindlich-) politische Themen in meinen Songs, gegen McDonalds, Polizei oder die Kirche. Als Farin und ich an ngen rumzuhängen, wollten wir provozieren bis zur Schmerzgrenze und lieber einmal zu eklig als öde zeige ngerpolitisch sein. Der größte Fan speziell dieses Songs

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war ein Koloss von einem Skinhead, der bei „Erwin“ immer vor die Bühne rollte und Pogo tanzte. Rempelte ihn einer zu doll an, zog er ihn zu sich runter und schlug zu. Als ich das sah, ging mir schon mal die Muffe, aber er feierte voll ab. ran: Lustiger Text, aber da ich damals im Spastikerheim gejobbt habe, musste ich mich deswegen davon distanzieren. Kee Kde schmecke  Bla: Ich weiß noch, als Farin uns den vorspielte. Ich hab's sofort geliebt, die anderen fanden's, glaube ich, so lala. Der Text besteht fast nur aus dem Titel, und die Musik war, wie ungewöhnlich, leise Strophen und Pogorefrain. Eigentlich ein ganz, ganz kleines Lied, aber die Art des Spielens in den Strophen ist schon sehr an die 50ies angelehnt. Diese Rockabillysachen haben wir später sehr oft bei den Ärzten gemacht. ran: Ich nde weder Text noch Musik besonders. FDJ p Bla: Das war glaub ich der erste Song, den Farin in die Band gebracht hat, aber auf jeden Fall einer der beliebtesten beim Publikum. Wir waren sehr überrascht, dass Farin verhältnismäßig gut sächseln konnte. Kompositorisch zeichnet sich hier schon ein Merkmal auch einiger heutiger FU-Songs ab: Leise ruhigere Strophe und lauter Pogorefrain. Wirkt heute noch genauso wie damals! ran: Lustiger Text, aber nicht so meine Welle wegen Fun-Punk. rmk Bla: Ist, glaube ich, von Roman und pure Ironie. Roman hat so'n bisschen Hardcore in die Band gebracht, jedenfalls waren seine Songs immer deutlich aggressiver, obwohl seine Stimme dafür fast ein bisschen hoch war. Aber wir hatten ja alle Kinderstimmen. ;-) ran: Super-Text und coole Musik dazu.

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BuCH Zum LeSeN

fLIX - Da wa al was... einnngn an hi nd dbn Vor 20 Jahren el die Mauer, und dieses Jahr ist daher natürlich ein Jahr der Zeitzeugenberichte. Aber wie sieht es mit unserer Generation aus, die damals noch zu jung war, um das „hier und drüben“ so richtig zu verstehen, die aber trotzdem davon geprägt ist? Genau das wollte Flix wissen und hat Freunde nach persönlichen Erinnerungen zu DDR und BRD befragt. Diese Fragmente hat er dann in kurze gezeichnete Episoden verwandelt - mal witzig, mal traurig, nostalgisch oder verstörend. Aber immer so authentisch, dass man am Ende jeder (gerade mal dreiseitigen!) Geschichte das Gefühl hat, den jeweiligen Erzähler ein bisschen kennengelernt zu haben. Und natürlich fragt man sich beim Lesen auch, was man denn selbst beizusteuern hätte - und kommt zum Schluss, dass das eigentlich nur Stimmungen oder Kleinigkeiten sind. Aber genau das macht dieses Buch aus: Die meisten der Episoden behandeln kleine Erinnerungsbruchstücke (was man halt als Fünf- oder Siebenjähriger so im Gedächtnis behält), die unscheinbar wirken, die aber im Rahmen dieses Buches (und nach der liebevollen Bearbeitung vom Flix) bedeutungsvoll werden und ein klares Bild vom „hier und drüben“ zeichnen. www.dawaalwas.d Susi S. Wir verlosen drei Exemplare von „Da war mal was...“. Die Frage: Was wllt d flix nbdingt in di DDr inschggln?

ANDreAS PuCHeBuHr - Ich nd Hlapk bn di Wlt Wer schon immer wissen wollte, welches Geheimnis Margot Honecker in den Hochwäldern Kubas hütet und ob Fisch in Aspik eine Gefahr für die christliche Seefahrt darstellt, der sollte zu diesem - sagen wir untypischen Reisebericht Puchebuhrs über seine Weltumseglung mit der Sea Fart greifen. Eine Weltumseglung, zu der er 2002 von Neustadt aus in See stach, bei welcher er den peruanischen Matrosen Hulapoko kennenlernt, aufnimmt und mit ihm diverse wahnwitzige Abenteuer durchlebt, die in Form eines Logbuchs an den Leser weitergegeben werden. Eine kurzweilige

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Geschichte, ich nenne es auch gern „die perfekte Klolektüre“, abseits jeglichen Mainstreams. Puchebuhrs Schreibstil ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache! Wer jedoch auf Walter Moers und den jungen Helge Schneider steht, der sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen. Puchebuhr erweist sich mit „Ich und Hulapoko erobern die Welt“ als besserer Münchhausen, dessen zweites Werk zumindest ich schon sehnlichst erwarte schließlich wird eine neue perfekte Klolektüre gebraucht! Heike Wir verlosen zwei Exemplare des Buches. Beantwortet dafür einfach folgende Frage: Was  in Landsann ist Hlapk?

D Bhln sll dich hln Mein Verhältnis zu Castingshows lässt sich mit der klassischen Unfall-aufder-Autobahn-Metapher umschreiben: Man will eigentlich nicht hinsehen, tut es aber trotzdem. Und ab und an taucht da eine Figur auf, die irgendetwas an sich hat, das einen weitergucken lässt. Martin Kesici bei Star Search war so jemand, Tobias Regner bei DSDS, und ja, auch die Musik von Nu Pagadi klang anfangs vielversprechend. (War sie aber dann auf Platte nicht. Ähem.) Trotzdem ist mir immer bewusst, was viele Kandidaten bei Castingshows nicht zu realisieren scheinen bzw. nicht wahrhaben wollen: Dass es dabei nicht um Menschen, sondern um Quoten geht, und dass man solche vermeintlichen Sprungbretter am besten scheut wie der Teufel das Weihwasser, wenn man eine langlebige Karriere im Showgeschäft anstrebt. Markus Grimm, seines Zeichens Ex-Nu-PagadiMitglied, und der bereits erwähnte Martin Kesici durften dies am eigenen Leib erfahren - und das war nicht schön, wie sie in ihrem mittels Ghostwriter verfassten „Tell All“-Buch „Sex, Drugs & Castingshows“ erzählen. Natürlich mag sich der aufgeklärte Leser immer wieder mal denken „Na, selber schuld - das hätten sie aber auch ahnen können“. Trotzdem ist es sicherlich wichtig, dass mal jemand zu Papier bringt, was da hinter den Kulissen so abgeht. Hoffnungsvolle Kandidaten werden sich zwar auch von diesen Geschichten nicht davon abbringen lassen, sich vor gestrengen Jurys zum Affen zu machen. Aber denen könnte man vermutlich auch die 80 Seiten Verträge im Anhang des Buches um die Ohren hauen, ohne dass sie einsichtig würden. Und klar, wir Leute, die den Quatsch dann auch noch gucken, sind daran nicht ganz unschuldig so viel Selbsterkenntnis muss dann doch sein. Natollie

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muSIK Zum HöreN

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THe BuSTerS - Waking Th Dad Totgeglaubte leben länger oder gar besser. Nach dem Ausstieg der Saxophonisten Fischi und Quitte sowie Sänger Richard gab es allerhand Spekulationen, ob die Busters es schaffen könnten, ihr Niveau zu halten. Mit der neuen Platte schieben sie diese Zweifel gekonnt zur Seite und beweisen sogar, dass ein solcher Wechsel auch heilsame Wirkung haben kann. Denn selten klang eine Busters-Platte frischer, selten waren die Arrangements besser, und selten waren 17 neue Busters-Songs so schnell vorbei wie auf „Waking The Dead“. Sänger Ron Marsman beweist auf der neuen Scheibe seine wahren Qualitäten als Sänger und verleiht der Band mit seiner Stimme ihr markantes elftes Instrument. Auch der neue Saxophonist Mathias Demmer fügt sich wunderbar in die Bläsersätze ein. Als Special Guest beweist Schauspielerin Katharina Wackernagel ihre Qualitäten als Sängerin, und so hinterlässt „Waking The Dead“ ein deutliches Ausrufezeichen: The Busters are still alive. Und wer noch immer skeptisch ist, der sollte Nummern wie „Peace, Love & The Rest“, „Love Revolution“ oder „Live It Up“ sein Ohr leihen oder die Busters auf einer der kommenden Shows besuchen. www.thbsts.c www.yspac.c/thbstsnlin Evil Acker Wir verlosen 3x das neue Album „Waking The Dead“ Das wivilt Stdialb d Band ist „Waking Th Dad“?

uNZuCHT - engl d Vnichtng Der Wahnsinn dreht sich... Wer auf dunkle, düstere Musik mit dennoch poetischen Texten steht, der wird de nitiv Gefallen an Unzucht nden. Rammstein- und Oomph!-Fans dürften auch nicht abgeneigt sein von dem, was sie da von den Jungs aus Hameln zu hören bekommen. Unzucht machen mit ihrer ersten EP „Engel der Vernichtung“ Geschmack auf mehr. Die EP kommt mit vier Songs daher, die am besten mit den Worten „tanzbar und geil“ umschrieben werden können. Gothic meets Electro meets

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Industrial, gepaart mit der eingängigen Stimme des Sängers, der den Songs dadurch wahres Hitpotential verleiht. Die innerhalb kürzester Zeit bereits weit über 100.000 Klicks auf ihrer MySpace-Seite lassen darauf schließen, dass Unzucht sich derzeit zu einem Geheimtip der Szene entwickeln. www.yspac.c/nzchtsic

Heike

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, der muss einfach nur folgende Frage beantworten, um eine von drei „Engel der Vernichtung“-EPs zu gewinnen: Wi hißt d Gitaist vn unzcht?

KISS - Snic B Zugegeben: Als KISSFan ist für mich jede neue Veröffentlichung ein P ichtkauf. Zuletzt war dies nach dem ersten Hören der frisch gekauften Ware aber meist mit einer gehörigen Portion Frust verbunden. Die letzte Studio-LP „Psycho Circus“ ist mir in keiner guten Erinnerung geblieben. Unterdessen wurden Ace Frehley und Peter Criss gegen Tourmanager Tommy Thayer und Eric Singer eingetauscht, die jetzt „Space Man“ und „Catman“ geben. Umso mehr freut es mich aber, dass KISS auf der neuen Platte „Sonic Boom“ ihre Wurzeln wieder gefunden und es erneut geschafft haben, eine typische KISS-Platte aufzunehmen. Ganz ohne Bombast und Spielereien wurden unter der Ägide von Sänger und Gitarrist Paul Stanley elf neue Songs eingespielt, die KISS frischer denn je wirken lassen. Mit „Stand“ ist Gene Simmons und Paul Stanley darunter wieder eine echte Hymne gelungen. Bleibt abzuwarten, ob sie es schaffen, mit der neuen Platte auch wieder neues Publikum in den Bann zu ziehen. Gewiss ist mit Sicherheit, dass sie damit auf große Welttournee gehen werden - dann auch hoffentlich noch mit Gene Simmons und Paul Stanley als „Demon“ und „Starchild“. www.kissnlin.c www.yspac.c/kiss

Evil Acker

Zu gewinnen gibt es zweimal die neue CD „Sonic Boom“. As wlch KISS-Sng wd das unallgäsch i di äzt-Sng „min fnd michal“ gsaplt?

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DIe WAHrHeIT

„GEDANKEN EINES TEAMMITGLIEDS“ ODER AUCH:

„WARUM

MACHE ICH DEN

fba 2007. upltzlich attt i in e-mail ins Has: „ein n fC ss h... willst d i Ta dabi sin?“ est Gdank: „Waaaaah!“ Zwit Gdank: „H... will ich das?“ Ich persönlich habe eine ganze Weile mit mir gerungen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Natürlich empfand ich es als riesige Ehre, gefragt zu werden - allerdings spielten di äzt für mich zu dem Zeitpunkt eine sehr sehr untergeordnete Rolle, andere Bands waren (und sind auch immer noch) mindestens genauso wichtig, wenn nicht wichtiger. Und überhaupt: Warum sollte ich mir die Arbeit antun? Ob es dafür dann auch irgendwelche Vorteile gibt? Nun ja, mal sehen, wie das so gedacht ist... So ungefähr waren meine Gedankengänge - da war wenig Herzblut drin, nur sehr schwammige Vorstellungen, aber auch keine großen Erwartungen. Beim ersten Treffen war ich dann mehr als überrascht: Da kam eine Gruppe von Menschen zusammen, die gleich tickten, den gleichen Humor hatten, und die zusammen etwas richtig Gutes auf die Beine stellen wollten. Nicht einer fragte an dem Abend danach, was denn für uns der „Lohn“ für unsere Arbeit sein würde, sondern von Anfang an wurden Ideen und Pläne geschmiedet, was man denn alles auf die Beine stellen könnte. Und die Motivation, da mitzumachen und mitzuarbeiten, wuchs von Minute zu Minute. Mal sehen, wie sich das Ganze entwickeln würde! Und es hat sich entwickelt - mittlerweile fast drei Jahre lang. Damit ist es vielleicht an der Zeit, ein bisschen Klartext darüber zu reden, was für Vor- und Nachteile es

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SCHEIß

EIGENTLICH?

mit sich bringt, im Team zu sein. Was die „Glücksmomente“ sind, aber auch, was ständig und immer wieder Frust bringt - denn es ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Bitte versteht diesen Artikel nicht als Jammern oder Meckern, sondern simpel und einfach als Information, wie wir die Fanclubarbeit emp nden. Stichwort Transparenz. Wenn es euch nicht interessiert, dürft ihr den Artikel auch gerne überspringen. ;-)

Die Zusammenkunft beim ersten Treffen in Düsseldorf.

DIe ANfÄNGe Am Anfang dauerte es natürlich eine ganze Weile, bis sich das Team zusammenfand. Die Abläufe mussten sich einstellen, die Kommunikation in Gang kommen, man musste sich erstmal kennenlernen. Dieses Beschnuppern galt natürlich nicht nur innerhalb des Teams, sondern auch zwischen Team und Management. Die Kommunikation zwischen DÄOF-Team und HAR lief und läuft fast ausschließlich über den Vorstand, aber trotzdem ist natürlich das ganze Team betroffen. Können Interna

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Wandertag im schönen Schwarzwald.

und Vorabinfos weitergegeben werden und werden die dann auch vom ganzen Team geheim gehalten? Versteht das Team, wie das Management arbeitet? Denkt das Management daran, dass da ja noch ein FC-Team irgendwo sitzt, um einiges entfernter als der alte FC, das auf Infos „von oben“ angewiesen ist? Nimmt das Management das Team ernst? Zu Beginn dauerte es eine ganze Weile, bis sich all das eingespielt hatte, und es wurden viele Fehler gemacht. Von der Bekanntgabe der Daten sowie dem Vorverkaufsstart für die „Es wird eng“-Tour haben wir zum Beispiel mehr oder weniger zufällig am Abend vorher erfahren - kein Wunder, dass bei dem Hals-über-Kopf organisierten FC-Vorverkauf dann nicht alles so lief, wie wir es uns gewünscht und erhofft hätten. Aber: Wir haben gelernt, und von da an ging es mit jedem Vorverkauf organisationstechnisch aufwärts. Und auch die Kommunikation mit dem Management sowie deren Bewusstsein, dass wir Infos brauchen, wurde immer besser, so dass wir da mittlerweile eigentlich wunschlos glücklich sind. Es passiert zwar immer noch, dass wir Infos zuerst aus Interviews, Mitgliedermails oder anderen Foren erhalten anstatt vom Management - aber dafür gibt es dann klare Gründe. Manche Infos stehen noch

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gar nicht wirklich fest, andere sind einfach nicht exklusiv für den Fanclub gedacht und werden daher zuerst von der Band bekanntgegeben. Und das wollen und müssen wir dann auch akzeptieren - denn auch wenn wir natürlich sehr gerne immer die ersten sein wollen, die News verbreiten, so hat immer noch der Künstler selbst das Anrecht darauf zu entscheiden, wann und wie seine News bekanntgegeben werden sollen. Und mittlerweile werden fast alle News zeitgleich von of zieller Seite und von uns angekündigt - oder, um aus dem Nähkästchen zu plaudern, die Info geht gleichzeitig an uns und bademeister.com mit dem Hinweis: „Sobald es bei bademeister.com online ist, dürft ihr auch.“ Finden wir super so. Intern brauchten wir natürlich auch Zeit, um uns zu organisieren. Ursprünglich war die Idee, den Fanclub regional aufzuziehen, so dass jeder für die Fans in seiner Umgebung zuständig ist. Das erwies sich als utopisch, da sich so jeder gleich gut in jedem Bereich hätte auskennen müssen und auch jeder gleich viel Zeit investieren müsste. Mittlerweile hat jeder seine festen Themen, um die er sich je nach verfügbarer Zeit und den persönlichen Fähigkeiten kümmert, und das funktioniert sehr gut so.

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98 Der ALLTAG

(Haupt-Anmelde- bzw. Verlängerungsmonat) geht die Zahl der Mails allerdings sprunghaft hoch - und dann kann durchaus mal jeder ein, zwei Stunden täglich an den Mails sitzen. Das Forum läuft natürlich immer nebenher. Es passiert selten, dass wir da aktiv eingreifen müssen, da wir im Forum so viele Freiheiten wie möglich erhalten wollen und uns daher beim Moderieren sehr zurückhalten. Und durch die neu ernannten Moderatoren gibt es natürlich noch weniger Brennpunkte. Dennoch ist das Forum ein ständiger Arbeitsaufwand - denn wir sind dafür verantwortlich und müssen wissen, was dort passiert, und gegebenenfalls eingreifen. Das heißt, dass alles gelesen (oder zumindest über ogen) werden muss, und zwar nicht einmal die Woche, sondern eigentlich dauernd (ihr könnt euch also sicher sein, dass ihr da so gut wie nie unbeobachtet seid, auch wenn gerade kein Teammitglied in der Onlineliste auftaucht - denn manche Teammitglieder sind unsichtbar online, weil sie z. B. gerade anderweitig beschäftigt sind und daher nicht of ziell ansprechbar sein wollen). Ich persönlich lese im Forum sowieso fast alles, daher ist es kaum Mehraufwand, mich darum zu kümmern - dennoch nimmt das sehr viel Zeit in Anspruch, und zwar nicht nur abends und am Wochenende, sondern gerne auch mal auf Arbeit statt Kaffeeoder Mittagspause. © unsichtbar, # 218

Es hat sich also eine Art „Alltag“ entwickelt. Die Aufgaben werden zwar immer wieder etwas umgeschichtet, aber im Großen und Ganzen sind die Bereiche, in denen sich jeder einbringt, klar. So unterschiedlich wie die Bereiche sind natürlich auch die Tätigkeiten und der damit verbundene Arbeits- und Zeitaufwand. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass einige Tage oder Wochen fast nichts zu tun ist, während kurz darauf wieder alles gleichzeitig ansteht und man mehrere Stunden täglich investieren muss - und das neben dem „normalen“ Leben, also z. B. abends nach der Arbeit. Da bleibt dann keine Zeit mehr für Hobbies...

DIe WAHrHeIT

Bei der Arbeit auf Tour.

Ich persönlich kümmere mich hauptsächlich ums Infopostfach, das Forum und die Prawda. Im Infopostfach variiert der Aufwand sehr stark - meist bekommen wir um die zehn Mails pro Tag. Das ist nicht allzu viel Arbeit, da sich ja mehrere „Infobitches“ ums Beantworten kümmern. Nach Versand der Prawda, bei besonderen Aktionen (wie z. B. Kartenvorverkauf oder beim Hamburg-Konzert) oder im April

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DIe WAHrHeIT Die Prawda-Redaktion steht logischerweise nur phasenweise an - dafür ist sie aber sehr zeitintensiv. Da wir die Zeitspanne zwischen Entstehung der Artikel und Auslieferung der Prawda so kurz wie möglich halten wollen, müssen alle Artikel innerhalb kürzester Zeit geschrieben, redigiert und gesetzt werden. Wir haben normalerweise circa zwei Wochen, in denen die Artikel abgeliefert werden. Damit jeder Artikel dann zweimal korrigiert und noch rechtzeitig gesetzt werden kann, muss immer alles innerhalb eines Tages, maximal zwei, erledigt werden. Daran sind neben den Verfassern der Texte ungefähr vier bis fünf Leute beteiligt, und zwar gerne mal jeden Abend bis spät in die Nacht. Und wenn so eine Prawda-Hochphase dann wie im Frühjahr versehentlich mit einer Aktion wie dem Hamburg-Konzert kollidiert, wo auch im Infopostfach die Hölle los ist, müsste der DÄOF eigentlich Kaffee und Streichhölzer spendieren (oder diversen Arbeitgebern erklären, warum ihre Angestellten plötzlich so blass und gereizt zur Arbeit erscheinen... *hüstel*). Aber zum Glück gibt es auch immer wieder Erholungsphasen, wo kaum etwas zu erledigen ist. Mittlerweile kann man eigentlich auch die regelmäßigen DÄOF-Teamtreffen zum Alltag zählen: Circa zwei- bis dreimal im Jahr treffen wir uns irgendwo in Deutschland, um zu besprechen, was alles ansteht, um neue Ideen zu entwickeln und bestehende auszuarbeiten und voranzutreiben. Viel davon kann zwar auch online passieren, aber wirklich ef zient wird es erst, wenn man „in echt“ zusammensitzen kann. Und natürlich machen diese Treffen auch immer einen riesigen Spaß und schweißen das Team zusammen! Denn so ein Treffen besteht zum Glück nicht ausschließlich aus den Stunden, in denen wir konzentriert die Köpfe zusammenstecken (unpraktischerweise allzu häu g an Wochenenden mit wunderschönstem Wetter in fensterlosen Hinterzimmern...), sondern auch aus sehr amüsanten und gerne mal feucht-fröhlichen Abenden...

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99 DIe VorTeILe So, nach dem allgemeinen Überblick jetzt doch mal zu den Fakten. Welche Vorteile hat man denn nun als DÄOF-Teammitglied? Tja, da gibt es zuerst mal die wirklichen, rein materiellen Vorteile. Wir bekommen Pressekarten oder Fotopässe für Konzerte, müssen uns also keine Eintrittskarten kaufen. Natürlich ist das anders, wenn wir viele Tickets für uns selbst oder für Freunde haben wollen, denn die Gasamtanzahl an Gästelistenplätzen für das Team ist durchaus begrenzt. Wie viele Tickets wir genau bekommen können nun, das hängt von der Gesamtzahl der Konzerte auf der jeweiligen Tour ab und kann ganz unterschiedlich sein. Auch bei Festivals kommen jeweils zwei von uns kostenlos rein. Bei Ärztekonzerten durften auf den letzten Touren einige Teamler schon vor Einlass in die Halle, um einen Platz für den DÄOF-Stand abzusprechen und die Materialien zu verstauen. Außerdem bekommen wir die meisten of ziellen Veröffentlichungen gratis sowie übriggebliebene Promos, sofern verfügbar - was natürlich ein toller Lohn ist! Gerüchten zufolge sind wir bei Konzerten auch immer und ständig backstage - das stimmt aber de nitiv nicht. Keiner vom Team (der Vorstand in Sonderfällen mal ausgenommen) hatte je einen Backstagepass oder ähnliches. Was hin und wieder vorkommt, ist, dass jemand ein Interview führt, und das passiert dann meist im Backstage-Bereich. Da wird man dann für eine begrenzte Zeit hineskortiert. Solche Backstage-Besuche im Rahmen von Interviews sind also lange nicht so spannend, wie man sich das vielleicht vorstellt - auch wenn es natürlich ein Erlebnis ist, gar keine Frage! Der Hauptvorteil liegt aber auf der Hand: Wir arbeiten für unsere Lieblingsband! Das ist natürlich eine große Motivation, besonders, wenn wir dann auch hin und wieder Feedback bekommen und wissen, dass di äzt selbst den Fanclub gut nden und hinter uns stehen - und vielleicht sogar mal die Prawda und damit unsere geistigen Ergüsse lesen. ;-)

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100 DIe GLüCKSmomeNTe Zusätzlich zu den wirklichen, greifbaren Vorteilen gibt es natürlich immer wieder Momente, wo man einfach glücklich ist und sich darüber freut, an diesem FC beteiligt zu sein. Ein großer Faktor dabei ist natürlich das Team selbst, das einfach „zusammenpasst“. Das, was sich schon beim ersten Treffen abzeichnete, hat sich absolut bewahrheitet. Auch wenn sich die Besetzung mittlerweile ja schon mehrfach geändert hat, ist das Team an sich eigentlich unverändert geblieben: Wir ticken gleich, haben sehr ähnliche Lebensansichten und Prioritäten, und die meisten Ideen, Spinnereien und Utopien brauchen keine große Erklärung, weil die anderen Teamler sie sofort verstehen. Das ist eine tolle Arbeitsatmosphäre, und einen Heidenspaß macht es sowieso, mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten. Was die Motivation logischerweise immer steigert, ist direktes Lob - für den Fanclub im Allgemeinen, für die Prawda, oder auch einfach nur kurze, nette Antworten auf Auskunftmails. Und insbesondere freut man sich natürlich auch über ein Lob „von oben“, wenn also z. B. Gesten von der Band kommen (sei es bei Konzerten oder bei anderen Anlässen), wenn Bela in einem Interview plötzlich von „seinem FC“ spricht, wenn das Management Lob für die Prawda äußert und weiterleitet, oder wenn es dann urplötzlich eine solche Aktion wie das Fanclub-Konzert in Hamburg gibt. So klares, direktes Lob und ein solcher Vertrauensbeweis geht natürlich runter wie Öl, und die Motivation schießt in die Höhe. Aber auch allein die Existenz dieses Fanclubs ist ein Wahnsinn. Vor drei Jahren lieferte eine Google-Suche nach „DÄOF“ überhaupt kein brauchbares Ergebnis, mittlerweile werden fast 100.000 Seiten gefunden. (Äh, Moment, 100.000?!? SEID IHR WAHNSINNIG???) Bei den ersten Konzerten der „Es wird eng“-Tour konnte man die DÄOF-Jacken noch an zwei Händen abzählen, und Adidas-Jacken waren teamintern verhasst, weil man die so leicht mit DÄOF-Jacken verwechseln konnte. Mittlerweile ist es völlig normal, auch auf

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DIe WAHrHeIT Konzerten völlig anderer Bands auf DÄOFMitglieder zu treffen, die standesgemäß gekleidet sind. Und immer wieder das Bewusstsein, dass man seine Zeit und Nerven für diese Band investiert, die in Deutschland fast jeder kennt. Ich kann mich gut an einen Moment in der Wuhlheide in Berlin erinnern... di äzt spielten „Lasse redn“, JEDER im Publikum hatte die Hände in der Luft - und ich stand auf dem Rang, genoss, wie 18000 Menschen diese Band abfeierten, und konnte nicht wirklich verstehen, warum gerade ich für sie arbeiten darf.

DIe fruSTPuNKTe Klingt alles super, nicht? Ist es auch. Bei jedem solchen Glücksmoment ist der Frust vergessen. Aber leider gibt es natürlich auch die andere Seite, die immer wieder hochkommt, und einige Dinge, denen man als Teammitglied ausgesetzt ist, sind schon sehr frustrierend. Einer der Haupt-Frustpunkte ist simpel und einfach Neid. Natürlich, Neid ist zuerst mal völlig verständlich. Schließlich sind wir diejenigen, die direkt an der Band dran sind und den FC leiten! Und ja, das können wir verstehen, denn wir emp nden es absolut als Ehre, in diesem FC arbeiten zu dürfen. Aber nüchtern betrachtet lohnt Neid eigentlich gar nicht - auch wenn sich die Vorteile auf den ersten Blick toll anhören und es in vielerlei Hinsicht auch sind, so gibt es doch immer auch die Kehrseite der Medaille. Der FC-Stand z. B. - natürlich ist es toll, vor Einlass in die Halle zu kommen. Wer für den Stand eingeteilt war, musste aber natürlich auch vor Ende des Konzertes aus der Halle und den Stand aufbauen und bereit machen. Sprich: Mitten in „Zu spät“ verschwinden und im schlimmsten Falle, wenn der Stand irgendwo aufgebaut wurde, wo man nichts mehr sehen und/ oder hören konnte, gar nichts mehr mitkriegen. Ich persönlich habe z. B. einige Konzerte gebraucht um mitzukriegen, dass „Vorbei ist vorbei“ als Playback gespielt wurde, und ich durfte die Live-Premiere von „Allein“ in München von draußen

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erahnen. Zusätzlich ist es natürlich auch zeitraubend, wenn man nach Konzerten immer erst als einer der allerletzten aus der Halle kommt. Es ist eine spannende Erfahrung, bei Konzerten vorne in den Fotograben zu dürfen, aber meist muss man dann nach den ersten drei Liedern die Kamera abgeben oder bei Festivals sogar vom Gelände bringen und kann sich erst danach einen Platz fürs Konzert suchen - bis dahin sind die ersten fünf, sechs Lieder vorbei, und in den Wellenbrecher kommt man nur bei sehr wohlwollenden Securities wieder, auch wenn man da vor dem Fotogra eren schon drin war. Interviews machen Spaß, bereiten aber auch Arbeit, denn das Erzählte muss ja auch abgetippt werden während der Interviewte oft gleichzeitig in allen anderen Interviews wortwörtlich das Gleiche erzählt. Das ärgert uns, obwohl wir dazu noch nie Kritik von euch bekommen haben. Aber wir wollen natürlich so exklusiv wie möglich sein - während der Interviewte natürlich die paratgelegten Antworten gerne recyclet, auch keine Überraschung. Vielleicht sind wir beim Thema Neid oft auch einfach übervorsichtig, wenn wir nach Vorteilen der FC-Arbeit gefragt werden (und so deutlich wie hier haben wir sie ja vorher auch nie benannt) einfach weil wir davon ausgehen, dass nur die Vorteile, nicht aber die Nachteile (wie die erwähnten) wahrgenommen werden. Sowas wird uns dann schnell als Arroganz ausgelegt; damit hat es aber absolut nichts zu tun, sondern es ist einfach Vorsicht. Denn wir vom Team stehen (leider) in einer gewissen Weise in der Öffentlichkeit. Wir wissen, dass wir z. B. bei Konzerten (auch von komplett anderen Bands) gerne mal misstrauisch beäugt werden, was wir denn so anstellen. Das ist verständlich und auch kein Problem, aber bitte versteht, dass wir uns nicht als „Personen der Öffentlichkeit“ sehen. Es ist also keine Arroganz, wenn wir auf Konzerten unseren Spaß haben oder auch mal

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Uniformiert.

ausweichend antworten, anstatt immer und überall den Fanclub zu repräsentieren. Ein weiterer Frustpunkt an der FC-Arbeit ist die Tatsache, dass man es einfach nie allen recht machen kann. Das ist uns natürlich voll und ganz bewusst, wir verstehen es, wir wissen es, und es überrascht uns schon lange nicht mehr. Naturgemäß gibt es immer mehr Kritik und negative Rückmeldungen als positives Feedback, denn klar: Wenn einem etwas nicht gefällt, dann äußert man das eher, als wenn man mit etwas zufrieden ist. Doch es hilft nicht wirklich, das zu wissen und es sich immer wieder vor Augen zu führen, der negative Eindruck bleibt. Keine Frage - es gibt oft genug Grund zur Kritik. Fehler passieren nun mal, und wir werden sie nie ganz vermeiden können. Und glaubt uns: Niemand ärgert sich da mehr drüber als wir selbst! Sachliche

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Rückmeldung dazu hilft uns sehr, denn dabei kommen oft gute Vorschläge auf, die wir auch gerne aufgreifen, um es in Zukunft besser zu machen. Und auch wenn von manchen Leuten immer wieder anderes behauptet wird: Niemand iegt aus dem FC, weil er Kritik am Team übt! Es gibt im Übrigen auch keinen Grund, in unsere Richtung zu schleimen und hintenrum zu lästern, denn wir können durchaus zwischen sachlicher und emotioneller Ebene unterscheiden. Was bedeutet, dass niemand schlechter oder auch nur anders behandelt wird, weil er mal was Negatives gesagt hat.

Aber bestimmte Entscheidungen oder Regelungen müssen einfach sein, und oft steckt da auch mehr dahinter, als wir klar erläutern können oder dürfen - sie sind aber durchaus durchdacht. Und auch wenn wir wissen, dass der Ärztefan an sich gerne total der Punk und Rebell ist und jeden An ug von Autorität, Disziplin und Regeln verteufelt: Es ist nur ein Fanclub, und alles, was hier passiert, ist lange nicht so wichtig, wie es manchen vielleicht erscheint. Wir kriegen oft zu hören, dass wir vom Team uns zu wichtig nehmen. Wir nden eher, einige von euch Mitgliedern nehmen UNS zu wichtig...

Was uns allerdings wirklich den Spaß verdirbt, sind Stänkereien nur um des Stänkerns Willen. Und davon gibt es leider immer wieder mehr als genug. Dies geht oft von einer sehr kleinen Gruppe von Mitgliedern aus, gerne auch immer wieder von denselben Leuten, und es geht eigentlich nie um wirklich relevante Dinge, sondern um Kleinigkeiten. Diese werden dann von der Mücke zum Elefanten aufgebauscht, mit Spekulationen angereichert, und das Ganze wird zur Revolution gegen das DÄOF-Team. Der Anlass ist meist, dass Entscheidungen getroffen wurden, mit denen manche nicht übereinstimmen.

Oft haben wir das Gefühl, dass solche Diskussionen einzig und allein aus Langeweile entstehen - was allerdings ein ziemlich egoistisches Vergnügen ist, denn uns als Team kostet es Zeit und Nerven, die wir lieber in Aktionen für alle Mitglieder stecken würden.

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Nun ja. Wir sind das mittlerweile gewöhnt. Wir wissen, dass wir es nicht allen recht machen können, und wir wissen, dass es nur ein winziger Bruchteil der Mitglieder ist, die gerne Stress machen. Aber das dicke Fell, das andere Beteiligte im Ärzte-Kosmos schon lange haben und das

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DIe WAHrHeIT solche Nervereien abschottet, mussten und müssen wir uns erst erarbeiten. Was uns aber immer besser gelingt. Nichtsdestotrotz sind das natürlich Dinge, die uns beschäftigen. Und zwar gerne immer und überall - das heißt auf Arbeit, in der Freizeit, teilweise sogar im Urlaub... Wir fühlen uns für diesen FC verantwortlich, und das bedeutet, dass wir nicht einfach „loslassen“ können, sondern wir nehmen die Verantwortung immer mit. Das ist okay, wenn es um wichtige Dinge geht. Bei unwichtigen Dingen ist es aber eine völlig unnötige Belastung. Zu guter Letzt gibt es natürlich auch immer wieder mal Querelen im Team - wie in jeder Arbeitsgruppe. Es wird nie ein Team geben, in dem sich alle Leute immer nur toll verstehen und wo jeder gleich viel Arbeit leistet, und wie überall werden Fehler meist von Einzelpersonen gemacht, weil die Absprachen nicht klar waren, weil einer etwas falsch versteht oder nicht aufpasst. Am Ende heißt es dann trotzdem „Das Team hat Mist gebaut“ - aber wir werden dann natürlich nicht mit dem Finger zeigen und sagen „der hat's verbockt!“, sondern wir wissen: Für uns gilt sowieso „Sippenhaft“. Aber wenn schon Sippenhaft, dann bitte mit diesen Chaoten, das ist völlig klar! =;-)

WArum mACHe ICH DeN SCHeIß eIGeNTLICH? So, das waren jetzt haufenweise Negativpunkte, warum es eigentlich total doof ist, seine Freizeit komplett in diesen Fanclub zu stecken. Dennoch bin ich noch im Team. Warum eigentlich? Nun ja, ganz simple Antwort: Da steckt einfach die Leidenschaft für das, was wir tun, dahinter. Wir wollen euch etwas Tolles bieten und das, was wir von null aufgebaut und auf die Beine gestellt haben, gut weiterführen. Wir sind fest davon überzeugt, dass das, was wir machen, gut ist. Wir verbessern uns immer weiter und sind mittlerweile zufrieden damit, wie es läuft. Und wir, als die Fans, die wir ja immer noch sind, würden uns über die Dinge, die wir veran-

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103 stalten, selbst freuen. Und in der Position, in der wir sind, haben wir es in der Hand, immer wieder neue Ideen zu entwickeln und die dann auch umzusetzen. Immer wieder wollen Leute im Team alles hinschmeißen. Manche haben es ja auch schon getan (wobei es allerdings bisher zum Glück nie aus dem Grund „keinen Bock mehr auf den Scheiß“ passiert ist). Was uns davon abhält, sind nicht die Vorteile, die wir als Teammitglied haben sondern die Verantwortung, die wir für den DÄOF mittlerweile emp nden. Natürlich ist da auch eine gewisse Angst dabei, die Sachen aus der Hand zu geben und „loszulassen“. Wir wissen zwar, dass andere die Arbeit genauso gut machen könnten, das ist völlig klar - aber jede Veränderung im Team ist eine Belastung für die verbliebenen Teamler, und wenn mehrere von uns gleichzeitig aufhören würden, würde das den DÄOF auf jeden Fall zurückwerfen. Und daher reißt man sich auch immer wieder zusammen, obwohl es einem selbst eigentlich zuviel wird. Für uns steht das Wohl des Fanclubs an erster Stelle. Für uns Teammitglieder ist der DÄOF mittlerweile ein Teil unseres täglichen Lebens geworden... Viele von euch können sich den DÄOF wohl auch nicht mehr aus ihrem Leben wegdenken, und das freut uns! Zum Glück gelten für euch andere Voraussetzungen: Die Verantwortung und die Frustpunkte fallen weg, und ihr könnt das genießen, was der DÄOF auf die Beine stellt (und da meine ich mit „DÄOF“ jetzt explizit nicht das DÄOF-Team, sondern den gesamten Fanclub!) und euch so weit einbringen, wie ihr das wollt. Und so ein paar kleine Vorteile seht ihr dabei doch hoffentlich auch für euch, oder?

Susi S.

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GEBOREN

GeWINNer

ZU VERLIEREN!

Hier sind die Au ösungen und Gewinner zu den Fragen aus DIE PRAWDA # 5: NAGeL HörBuCH: Wie lautet der bürgerliche Name von Nagel? Antwt: Thorsten Nagelschmidt Gwinn: Batzi (#2473), Christina =) (#7801), J.R.Ewing (#1114), Nolo (#8564), TEError (#8201) GöTZ ALSmANN: Wie nannte sich Götz Alsmann einst als Radio-DJ? Antwt: Prof. Bob Gwinn: Dark_Shark (#2524), dawn13 (#344), LadyPUNK7 (#3972) LA VeLA PuerCA: Nach welchem Heiligen ist Gitarrist Santi benannt? Antwt: Santiago (Heiliger Jakob) Gwinn: Brian (#2006), Cheshire (#1051), efetz (#259), Fischmich (#228), Mareike81 (#7498), rochsi (#7680), rockbabe (#2718), Toozmar (#1332), wurlitzer (#1443) DAmPfmASCHINe: Unter welchem Namen waren Dampfmaschine mit Bands wie Peter Pan Speedrock, den Donots oder Rantanplan unterwegs? Antwt: Good witch of the South Gwinn: AtomGnom (#702), BelaBraut (#6351), Bella13 (#7659), Helen (#7715), Krissi (#6203), Rocklene (#8779)

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3 feeT SmALLer: Mit welcher österreichischen Band lieferten sich 3 Feet Smaller den Wettkampf „Last Band Standing“? Antwt: Julia Gwinn: Ästi-Laura (#7922), MissGwen (#5237), thorben87 (#4087) CHrISToPH SCHLINGeNSIef: Wo möchte Christoph Schlingensief ein Festspielhaus errichten? Antwt: Afrika Gwinn: Cari* (#7327), Christinä (#8050), Dinez (#6859), geissenmänn (#6159), LauriTheVamp (#8041) muff PoTTer: Der schönste Platz ist immer... Antwt: ... an der Hypotheke. Gwinn: burning13 (#7345), DBBJFan (#4413), petern48.3 (#777) THe BoTTroPS: In welchem Ballungsraum liegt die Stadt Bottrop? Antwt: Ruhrgebiet Gwinn: coco1608 (#1539), Freckles (#8872), patty (#4163) ANGeLIKA eXPreSS: Es ist nicht halb so schlimm... Antwt: ... wie ich es gerne hätte. Gwinn: Blackd3vill (#2947), lucie (#7860), valli91 (#8182) Einen herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner!

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DÄ SIND

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di äzt

SIND...

© Guido Krebs

Dr. mArK BeNeCKe:

Dr. Mark Benecke ist ein deutscher Kriminal„...geile Säue und biologe und Spezialist für forensische EntomoLebensbegleiter. logie. In der Öffentlichkeit wurde er u. a. durch seine Auf meiner aktuGastkommentare in der TV-Serie „Medical Detectiellen iTunes-Top25 ves“ bekannt. Dort erklärt Benecke allgemein verständlich die wissenschaftlichen Hintergründe von most played-list Aufklärungsmethoden realer Kriminalfälle. Gemein(siehe Screenssam mit Klaus Fehling gründete er 1989 in Köln die hot) nden sich Schlager-Punk-Band „Die Blonden Burschen“ und vier Ärztesongs: spielte dort bis 2000 als „Belcanto Bene“. „Der Graf“, „Studentenmädchen“, „Gabi und Uwe in: Liebe und Frieden“ und „Tschuldigung, Bier“. Ich kann alle Ärztelieder bis 1994 auswendig und musste noch zusammen mit meinem älteren Bruder die „Ab 18“-Schallplatte kaufen, weil ich nicht volljährig und das Teil auf dem Index war... Ach ja, und ich hab die Original-Gwendoline („Die Abenteuer der Sweet Gwendoline“, Widder Press, ebenfalls indiziert). Hach! ;)“

© Bothor

ITCHY PooPZKID:

„...für uns einer Itchy Poopzkid kommen aus Eislingen an der der Gründe, warum Fils, spielen gerne, oft und laut live und veröffentlichten 2009 bereits ihr viertes Album mit dem wir überhaupt mal Titel „Dead Serious“. Die dreiköp ge deutsche PunkAkkorde geübt und rockband wurde den meisten durch ihre Teilnahme einen Bass geklaut bei MTVs Band Trip bekannt, wo sie sich erfolgreich haben. Wir halten gegen Madsen durchsetzen konnten. Wer das verpasst hat, ist der Band aber sicher schon bei dem di äzt außereinen oder anderen Festival oder beim Konzert im dem für außerornahegelegenen Jugendclub begegnet. dentlich talentiert und aufstrebend. Vor allem der Gitarrist kann laut singen. Wenn die so weitermachen, dann könnten die vielleicht echt noch bekannt werden. Unser Lieblingslied ist ganz klar „Hier kommt Alex“.“

...

IMMER NOCH

DIE BESTE cs4prawda06_01a_rubbellack.indd 105

BAND

DER

WELT! 04.12.2009 14:16:12


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CrÄDITS

DIe PrAWDA – den di äzt ihr of zielles Fan-Magazin wurde dank körperlicher und geistiger Höchstleistungen vom DÄOF - den di äzt ihrem of ziellen Fanclub vom Stapel gelassen. DIe PrAWDA vstht sich als litaischs Ptpi ds DIe PrAWDA-untschngsasschsss nt tatkätig mitabit vn: Ruth Fuchss, Heike Lipfert, Stephanie Bindel, Stefan Üblacker, unterstützt von Eline Bakker, Steffy Marschall und Manuela Horn. Weitere Texte von Thorsten und Natalie Springhart, Doris Zikeli, Anna Winko, Thorsten Struwe und Christian Petrausch. DIe PrAWDA wä nicht glich gwsn hn... Farin Urlaub, Bela B, Rod González, Axel, Tabea und Ravel, Claudia und Bettina, Völker hört die Tonträger, Schwarwel und Sandra @ Glücklicher Montag, Barbara @ Rodrec., Götz Alsmann, Jörg Buttgereit, Mark Benecke, Itchy Poopzkid, Yvonne Fischer @ Roof Music, Bosworth Berlin, Concert Online, Mathias Schumacher, Ben Singelmann, Roman Stoyloff, The Busters, Unzucht, KISS, Andi Puchebuhr, Flix, Schweinevogel, Druckerei Hemmersbach und alle Fans, deren Fotos und Texte hier zu nden sind. Dank nd Gß an: Auge, Patty, Kiki, Dagmar Grosser, Saskia und Ulf @ Bananatexx, Tanja Struwe, Jürgen Reichert, Michael Lösl, Los Helmstedt, Abwärts, Böllen im Schwarzwald, Düsseldorf am Rhein, Wutha-Farnroda in Thüringen, Bunga-Low-Town Wuhlheide, das Telefonbuch von Goslar, Hilden Rock-City, Rockin'-Walldorf, Berlin-Kreuzberg (du Muschi), Bonn to be wild, den international Blähboy Sir Nibbler und natürlich die besten Fans der Welt. Asgab # 7 | 2010 von DIe PrAWDA erscheint am 6. Juli 2010. GeWINNSPIeLe: einsndschlss aller Gewinspiele ist der 28. fba 2010. Um an den Gewinnspielen teilzunehmen, musst du dich auf www.daeof.de einloggen und das entsprechende Formular abschicken. Anmerkungen am Rande: Die DIe PrAWDA wurde auch dieses Mal wieder auf FSC-zerti ziertem Papier gedruckt und außerdem mit Beschallung von Bratze, The Big Pink, Supershirt, The Clash, außnahmsweise sogar DÄ ;) und anderen gelayoutet.

Postfach 30 04 51 | 53184 Bonn DÄof i Intnt: www.daeof.de - info@daeof.de Bankvbindng: DÄOF – den di äzt ihr of zieller Fanclub e. V. Kto.-Nr.: 789044500 | BLZ: 30070024 Deutsche Bank AG Düsseldorf IBAN: DE79300700240789844800 BIC: DEUTDEDBDUE

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© Mathias Schumacher / GETADDICTED.ORG © gothikmaus, # 174

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