Handlungsleitlinien Pflege und Betreuung - Teil 4

Handlungsleitlinien Pflege und Betreuung für mobile, teilstationäre und stationäre Versorgungsformen

TEIL 4 Muster-Ablaufmodell: Mobile Pflege und Betreuung von KundInnen Muster-Ablaufmodell: Pflege und Betreuung von KundInnen in Wohn- und Pflegeeinrichtungen

Juni 2018, Version 1.0

GELEITWORT Das Thema Pflege und Betreuung betrifft uns alle, obwohl es sehr oft verdrängt wird. In den letzten Jahren hat die Stadt Wien bewusste Entscheidungen getroffen, wie die Pflege und Betreuung angesichts der demografischen Entwicklungen organisiert und finanziert werden soll. Das Strategiekonzept „Pflege und Betreuung in Wien 2030“ hat dazu den Schwerpunkt auf die inhaltliche Weiterentwicklung der Angebote in allen Settings gelegt.

Die bisherige strikte Trennung zwischen mobiler und stationärer Versorgung sowie die meist linearen Verläufe in der Pflegekette müssen sich zu einem durchlässigeren und vor allem reversiblen System entwickeln, das auch temporäre Inanspruchnahme von Pflegeleistungen verstärkt ermöglicht.

Die Handlungsleitlinien, die im Rahmen des Dachverbands von und für die Mitgliedsorganisationen entwickelt worden sind, bilden einen wichtigen Mosaikstein für dieses Strategiekonzept. Indem es gelungen ist, Handlungsleitlinien und Muster-Abläufe für die mobile, teilstationäre und stationäre Versorgung in gemeinsamen Publikationen zusammenzufassen, wird das Postulat nach mehr Durchlässigkeit zwischen den Settings wesentlich unterstützt, da Wissen über und Verständnis für andere Versorgungsformen gefördert werden.

Mein besonderer Dank gilt allen an diesem beeindruckenden Projekt Beteiligten, die es in zweijähriger Arbeit möglich gemacht haben, diese Fülle an Wissen, Expertise und Kompetenz zu bündeln und als Unterstützung für die MitarbeiterInnen in den Organisationen fachgerecht aufzubereiten.

Ich bin stolz darauf, dass sich Wien damit einmal mehr als Vorreiter von moderner und zeitgemäßer Pflege und Betreuung präsentieren kann, wo alle WienerInnen die Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen können, die sie benötigen.

Sandra Frauenberger Präsidentin Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen

VORWORT Mit dem nun vorliegenden vierten Teil wird das große Projekt des Dachverbands Wiener Sozialeinrichtungen zur Weiterarbeit an Handlungsleitlinien für die Pflege und Betreuung abgeschlossen.

In den vergangenen beiden Jahren haben die TeilnehmerInnen der Arbeitsgruppe, begleitet von einer Steuergruppe, zehn Handlungsleitlinien für mobile, teilstationäre und stationäre Versorgungsformen und die jetzt vorgelegten Muster-Ablaufmodelle für die mobile Pflege und Betreuung sowie die Pflege und Betreuung in Wohn- und Pflegeeinrichtungen erarbeitet. Dabei sind aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso eingeflossen wie Expertise aus der Praxis unter Berücksichtigung der fachlichen Kompetenzen.

Im Sinne des Strategiekonzepts der Stadt Wien „Pflege und Betreuung in Wien 2030“ soll die Durchlässigkeit zwischen den Bereichen auch dadurch unterstützt werden, dass Inhalte entwickelt wurden, die zumeist für alle Settings gelten.

Vor allem die Entscheidung, die beiden Muster-Ablaufmodelle gemeinsam zu publizieren, soll die Sensibilisierung der MitarbeiterInnen, ihr Verständnis und die Kenntnisse über andere Betreuungsformen fördern, da es immer häufiger möglich sein soll, dass KundInnen zwischen den Settings wechseln bzw. temporäre Angebote aus einem anderen Bereich in Anspruch nehmen. Im Zentrum der Betrachtung sollen die jeweiligen Lebenswelten der KundInnen stehen, egal wo sie gerade betreut werden.

Die vier Teile der Handlungsleitlinien repräsentieren das aktuelle Wissen und den gegenwärtigen Status quo zur Pflege und Betreuung in Wien und setzen damit auch die Vorgängerversionen sowie andere Publikationen des Dachverbands zu Themen, die sich jetzt in diesen vier Bänden wiederfinden, außer Kraft. Als Geschäftsführerin des Dachverbands ist es mir wichtig zu betonen, dass wir immer bestrebt sind, auch unsere Veröffentlichungen an den neuesten Stand des Wissens anzupassen, was naturgemäß dazu führt, dass ältere Publikationen diesen nicht mehr erfüllen und daher außer Kraft treten.

Die beiden Ablaufmodelle, die hier in Band 4 vorliegen, setzen die einzelnen Themen der Handlungsleitlinien, die in den vorangegangenen drei Teilen behandelt werden, in Beziehung zur gesamten Pflege- und Betreuungssituation und beschreiben den Weg der KundInnen vom Eintritt bis zum Verlassen einer Organisation. Damit gelingt es darzustellen, in welchem komplexen System sich alle Beteiligten bewegen, welche Zusammenhänge sich daraus ergeben und welche konkreten Eckpunkte jedenfalls zu beachten sind.

Ein letztes Mal möchte ich mich ausdrücklich bei allen Mitgliedern der Arbeits- und Steuergruppe, den Mitgliedsorganisationen des Dachverbands und allen unseren KooperationspartnerInnen bedanken, die an der Entstehung dieser vier Bände mitgewirkt haben.

Ich bin davon überzeugt, dass wir damit ein Werkzeug geschaffen haben, das die MitarbeiterInnen in ihrer konkreten täglichen Arbeit in den nächsten Jahren unterstützt und damit in weiterer Folge auch dazu beitragen kann, die Qualität der Pflege und Betreuung in Wien nicht nur auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten, sondern auch weiterzuentwickeln.

Maga Eva Maria Luger Geschäftsführerin Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen

EINLEITUNG In drei Bänden wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppe im Rahmen des Dachverbands Wiener Sozialeinrichtungen zu pflegerelevanten Themenstellungen in Handlungsleitlinien abgebildet. Der jetzt vorliegende Teil 4 stellt zwei Muster-Ablaufmodelle vor, die die spezifischen Themen in den größeren Gesamtzusammenhang der Pflege und Betreuung stellen sollen.

Dabei ist es das Ziel, den Weg der KundInnen vom Eintritt in die Organisation über die laufende Betreuung bis hin zum Verlassen der Organisation übersichtlich und plastisch darzustellen. Für jeden Abschnitt werden relevante Eckpunkte definiert, die jedenfalls Beachtung finden müssen, um einen Beitrag zu qualitätsgesicherter Pflege und Betreuung zu leisten.

Vorgestellt werden Muster-Abläufe aus zwei unterschiedlichen Settings – einerseits in der mobilen Pflege und Betreuung, andererseits in Wohn- und Pflegeeinrichtungen (der Muster-Ablauf für den teilstationären Bereich der Tageszentren findet sich in einer eigenständigen Publikation des Dachverbands für genau diese Zielgruppe1).

Bewusst wurde entschieden, die beiden Abläufe in einer gemeinsamen Publikation darzustellen. Einerseits folgt diese Entscheidung der Logik der drei vorangegangenen Teile, in denen die Themen jeweils für alle Bereiche ergänzt um den Hinweis auf settingspezifische Rahmenbedingungen – aufbereitet wurden. Andererseits soll damit der verstärkt forcierten Möglichkeit der Durchlässigkeit zwischen den Bereichen Rechnung getragen werden – das gegenseitige Verständnis, wie Abläufe in anderen Settings funktionieren, wo es Übereinstimmungen, Ähnlichkeiten und auch Unterschiede gibt, welche Aspekte besonders zu berücksichtigen sind, soll damit gefördert werden.

Im Zuge der Erarbeitung ließ sich feststellen, dass die Anzahl der Gemeinsamkeiten jene der Differenzen weit übersteigt. Daher darf es auch nicht verwundern, dass sich bei vielen Passagen Textstellen mit identem oder sehr ähnlichem Wortlaut finden. Der Grund, warum diese Teile nicht zu einem gemeinsamen Text zusammengeführt wurden, liegt vor allem darin, dass jedes Modell auch singulär für sich stehen können soll. Das Erkennen der Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Bereiche ist durchaus intendiert und soll auch betont werden.

Aufgebaut sind beide Ablaufmodelle ganz ident: Zunächst wird die Phase des Eintritts in die Organisation beschrieben, die in Form eines Flussdiagramms nachvollziehbar dargestellt wird. Im Wissen darum, dass die Aufnahme von KundInnen jeweils den organisationsinternen Regelabläufen unterliegt, wurde Rücksicht darauf genommen, nur die relevanten Schritte, die jedenfalls zu erfolgen haben, zu beschreiben, nicht aber die genaue Form, in der sie in den Organisationen abgewickelt werden.

Die zweite Phase beschreibt Aspekte der laufenden Pflege und Betreuung in der Organisation. Diese ist nicht in einem Schritt-für-Schritt-Flow darzustellen, daher wurden dafür Qualitätsbausteine sowie Nahtstellen definiert, die Beschreibungen für die konkrete Berücksichtigung und Umsetzung während der laufenden Betreuung sowie ausgewählte

1 Vgl. Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen (Hrsg.): Qualitätsentwicklung und -sicherung in Tageszentren nach dem Wiener Sozialhilfegesetz – Rahmenempfehlungen. Wien, Oktober 2013

Elemente im Rahmen der Kooperation inner- und außerhalb der Organisation beinhalten.

Auch dabei bleibt die konkrete individuelle Umsetzung den Organisationen überlassen.

Die letzte Phase stellt das Verlassen der Organisation durch die KundInnen dar, wobei bei den verschiedenen möglichen Optionen jeweils detaillierter auf die entsprechend zu setzenden Maßnahmen eingegangen wird.

Generell ist festzuhalten, dass die Flussdiagramme, Bausteine und Nahtstellen ihrem Charakter nach Empfehlungen und Anregungen sind, die in den einzelnen Organisationen individuell je nach Konzept implementiert und für Prozesse in der Organisations- und Qualitätsentwicklung berücksichtigt werden können.

Erarbeitung Schon in der Version der Handlungsleitlinien von 2010 beinhaltete das Qualitätsprogramm für Wiener Wohn- und Pflegeheime eine erste Fassung des Ablaufmodells für Wohn- und Pflegeeinrichtungen, die im Zuge der jetzigen Auseinandersetzung damit einer Adaptierung unterzogen wurde.

Neu zu entwickeln war der Muster-Ablauf für die mobile Pflege und Betreuung, der in vier Arbeitssitzungen in einer Untergruppe mit TeilnehmerInnen der Arbeitsgruppe, begleitet durch eine externe Moderatorin, erarbeitet wurde. Zusätzlich zu den TeilnehmerInnen der Arbeitsgruppe aus dem mobilen Setting wurden noch zwei Expertinnen aus dem Fachbereich Pflege und Betreuung bzw. dem KundInnenservice des FSW in die Gruppe eingeladen, ihr Know-how aus der Praxis einzubringen.

Beide Abläufe wurden in der Arbeitsgruppe diskutiert und in weiterer Folge der Steuergruppe vorgelegt, die anregte, die Muster-Abläufe erst nach Fertigstellung aller zehn Handlungsleitlinien endgültig zu finalisieren. Damit sollte eine umfassende Abstimmung aller Inhalte unter Berücksichtigung allfälliger weiterer Diskussionen in anderen Gremien des Dachverbands gewährleistet werden.

Diese Vorgehensweise bewährte sich insofern, als bei den finalen Besprechungen in der Arbeitsgruppe einige Punkte noch gestrafft oder präzisiert werden und aktuelle Erkenntnisse (z.B. nach der Novellierung des GuKG 2016) Berücksichtigung finden konnten.

Wie bei den Handlungsleitlinien erfolgte am Ende der Diskussionen die Konsensfindung, die seitens der Arbeitsgruppe ebenfalls mit einem starken Konsens abgeschlossen werden konnte.

Fazit Die Muster-Abläufe stellen für beide Settings Rahmenempfehlungen und einen Beitrag zu qualitätsgesicherter Pflege und Betreuung in den Organisationen dar. Dazu beschreiben sie relevante Aspekte und Phasen und setzen gleichzeitig die Handlungsleitlinien in einen umfassenden organisationsinternen Kontext, der auf die Unterstützung der KundInnen und die Förderung ihres individuellen Wohlbefindens abzielt. Damit soll unter Berücksichtigung organisationsspezifischer Konzepte und ökonomischer Rahmenbedingungen die Qualitätssicherung und -weiterentwicklung weiter gefördert werden.

INHALTSVERZEICHNIS

MUSTER-ABLAUFMODELLE

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Mobile Pflege und Betreuung von KundInnen

14

Pflege und Betreuung von KundInnen in Wohn- und Pflegeeinrichtungen

40

1070 Wien | Seidengasse 9 | www.dachverband.at Lektorat: Maga Eva Posch Grafik: KOMO Wien | 1060 Wien | Mollardgasse 85A | www.komo.at Die Inhalte dieser Publikation wurden von den AutorInnen/LektorInnen sorgfältig erwogen, geprüft und korrigiert, dennoch kann keine Garantie für eventuelle Fehler übernommen werden. Eine Haftung des Dachverbands Wiener Sozialeinrichtungen und seiner Beauftragten kann nicht übernommen werden.

Der Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen hat das Werknutzungsrecht und stellt dieses Werk seinen Mitgliedsorganisationen zur Verwendung für den eigenen Gebrauch zur Verfügung.

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