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Köpfe am Killesberg

KöPFe aM KillesberG Vorfreude, die neu gewonnene Zeit zu füllen

Gut zuhören zu können und viel Verständnis für das Gegenüber aufzubringen, sind für Dr. Dorina Mercea ebenso wichtige Aspekte wie ausreichend Toleranz und Geduld – auch und gerade in schwierigen Situationen. Eigenschaften, die Dorina Mercea einerseits in ihrer Tätigkeit als Fachärztin für Neurologie ausgezeichnet haben und die ihr nun beim Übergang vom strapaziösen Berufsleben in das an vermehrten Raum gewinnende Privatleben weiterhin an der Seite stehen werden. Obwohl sie, das hat sie uns schon verraten, nicht ganz von der Kombination Beruf und Berufung lassen kann.

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mein.killesberg: Frau Mercea, Sie arbeiteten als Neurologin und haben zum vergangenen Jahresende Ihre Praxis aufgegeben. Dennoch werden Sie wohl nicht die Hände in den Schoß legen – was waren Ihre Anschlussaktivitäten und was ist für die Zukunft geplant? Mercea: Ich habe mich nach Beendigung meiner ärztlichen Tätigkeit als Neurologin zuerst privaten Aktivitäten gewidmet, da ich während meiner beruflichen Karriere dafür nur sehr wenig Zeit hatte. Ich habe mit meinem Ehemann unsere gemeinsame Wohnung renoviert, unseren beiden Kindern beim Umzug geholfen und kleinere Projekte in Angriff genommen, die mir Spaß machen und für Entspannung sorgen. Gleichzeitig habe ich aber dennoch weiterhin beratende Kontakte mit langjährigen Patienten und Patientinnen gehalten, die über die Jahrzehnte hinweg schon fast zu guten Freunden und Freundinnen geworden sind. Aber für die Zukunft plane ich im kommenden Jahr wieder, meiner Berufung als Neurologin nachzukommen und weiterhin zeitweise private, klinische Beratung für Patienten und Patientinnen anzubieten. mein.killesberg: In welcher Form werden Sie die Beratung für langjährige Patienten anbieten – telefonisch oder auch im direkten Kontakt? Mercea: Also ich bin ja ‚leider‘ mitten in der COVID-Pandemie Anfang diesen Jahres in Rente gegangen und habe mich sehr strikt an die Regelungen gehalten. Zu diesem Zeitpunkt gab es ja auch noch keine Impfung – ich wollte meine Angehörigen, die Patienten und mich schützen und so habe ich nur telefonisch Kontakt mit diesen langjährigen Patienten und Patientinnen gehabt. Wie es weitergehen soll, habe ich noch nicht durchgeplant – das wird sich sicher dann zeigen – aber schön

wäre es natürlich auch wieder direkten Kontakt mit den Patienten und Patientinnen zu haben. mein.killesberg: Was hat sich hauptsächlich für Sie nun geändert? Mercea: Es ist viel Veränderung für mich eingetreten; da ich nun viel mehr Zeit habe, die ich für mich in Anspruch nehmen kann, um meinen Hobbies nachzugehen und für mich und meine Familie zu sorgen. Gleichzeitig konnte ich aufgrund meiner Corona-Impfung und Lockerungen der Reise-Einschränkungen im Frühjahr meine Tochter, die auch als Ärztin beruflich tätig ist, in Wien und nun auch in Südafrika besuchen. mein.killesberg: Welche Hobbies sind das denn? Mercea: Derzeit gehe ich vor allem meinem Lieblings-Hobby nach – dem Lesen. Endlich habe ich genug Zeit und mittlerweile auch viel Erholung gehabt, sodass ich gerne stundenlang in meinen Büchern versinke. Außerdem bin ich gerne auf Reisen und genieße vor allem die wärmeren Gegenden, das Meeresrauschen und lokales Essen sowie Kunst und Kultur. Mein Ehemann und ich sammeln Gemälde und Skulpturen von einheimischen Künstlern, denen wir auf unseren Reisen begegnen – das können dann sowohl einfache ‚Strandkünstler‘ als auch renommierte lokale Künstler sein. Mein Ehemann ist mit einigen afrikanischen Künstlern auch weiterhin im Kontakt – per Mail und Telefon. Das macht uns viel Freude. Zudem koche ich gerne –insbesondere wenn die ganze Familie zu Besuch ist. Da ich jetzt auch mehr Zeit habe, probiere ich gerne neue Rezepte aus. Ich glaube aber auch, dass ich in den kommenden Jahren noch weitere Hobbies entdecken werde. Darauf freue ich mich jetzt schon. mein.killesberg: Was gab damals den Ausschlag für Sie, überhaupt als Neurologin arbeiten zu wollen? Mercea: Zum einen ist die Neurologie ein spannendes Fachgebiet mit einem sehr breiten Spektrum an interessanten Krankheiten. Die Diagnostik und Behandlung dieser Krankheiten, wie zum Beispiel die Multiple Sklerose und die Parkinson-Erkrankung, haben sich in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Daher war und ist es spannend, sich mit diesen Entwicklungen zu beschäftigen und weiterzubilden. Zudem habe ich mich als junge Ärztin für die Neurologie entschieden, weil es mich sehr angesprochen hat, dass man in diesem Fachgebiet die Patienten und Patientinnen über viele Jahre hinweg behandeln und begleiten kann. Die Arzt-Patienten-Beziehung ist meiner Ansicht nach in der Neurologie eine ganz besondere, und es bereitet mir großen Spaß und Freude für meine Patienten und Patientinnen da zu sein. mein.killesberg: Was hat Sie in Ihrem teilweise doch sehr schwierigen oder auch belastenden Beruf immer wieder aufs Neue motiviert? Mercea: Meine Motivation, auch in schwierigen und belastenden Zeiten mit viel Engagement zu arbeiten, habe ich insbesondere aus dem Kontakt mit meinen Patienten und Patientinnen geschöpft. Es bedeutete mir sehr viel, mit ihnen in so einer engen und auch emotionalen Verbindung zu stehen. mein.killesberg: Welche Eigenschaften muss man in diesem Beruf mitbringen? Welche nutzen Sie in Ihrem NachNeurologen-Abschnitt? Mercea: Als Neurologin muss man insbesondere gut zuhören können und viel Verständnis mitbringen. Meiner Ansicht nach ist es wertvoll, wenn man sich Zeit nimmt und auf die Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen eingeht. Außerdem ist es auch wichtig, sich die Ansicht der Angehörigen und deren Fragen anzunehmen. Es bedarf viel Toleranz und Geduld auch in schwierigen Situationen als Neurologin eine Ansprechperson zu sein, die den Patienten und Patientinnen Hoffnung und Ruhe gibt. Diese ganzen Eigenschaften, die ich hier aufgezählt habe, nehme ich natürlich mit in meine ‚Nach-Neurologen-Zeit‘ – ich denke, dass man überall mit diesen Eigenschaften gut zurechtkommt und man es sich damit einfacher macht – insbesondere im Umgang mit anderen Menschen. mein.killesberg: Apropos Engagement: Viele entdecken nach ihrem Berufsleben den Bereich des Ehrenamtes für sich. Wie stehen Sie dazu? Begleiten Sie eines? Mercea: Nein, derzeit übe ich kein Ehrenamt aus. Ich würde das sehr gerne machen, aber einerseits habe ich mich in der Pandemie – insbesondere vor meiner Impfung – nicht sicher gefühlt, viele neue Menschen kennenzulernen oder zu betreuen. Aber für die Zukunft wünsche ich mir schon, dass ich ein Ehrenamt ausführen kann – allerdings ist noch nichts geplant. mein.killesberg: Wie erleben Sie mittlerweile Ihre Heimat Killesberg, wie können Sie nun diesen und seine Umgebung noch mehr genießen? Mercea: Ich habe das Gefühl, dass ich erst jetzt den Killesberg so richtig entdecke und dadurch noch mehr genießen kann. Endlich habe ich Zeit, lange Spaziergänge mit meinem Ehemann und allein zu machen und die Natur und die schönen Aussichtsplätze und Parks in und um den Killesberg zu erkunden. Gleichzeitig finde ich es toll, dass es immer mehr Cafés, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten an unserem Killesberg gibt. Es macht einfach Spaß, hier meine Freizeit zu verbringen. mein.killesberg: Gibt es konkrete Lieblingsplätze am Killesberg? Mercea: Derzeit spaziere ich sehr gerne zum Bismarckturm, oft über die Robert-Bosch-Straße, welche mir als Spazierweg auch sehr gut gefällt. Generell gefallen mir die vielen Aussichtspunkte, von denen man weit über die Stadt blicken kann. mein.killesberg: Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Mercea!