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Story
story Kreative Umarmung von Theater, Artistik und Comedy
Im Stuttgarter Norden ist was geboten: Endlich, das Friedrichsbau Varieté am Pragsattel ist mit neuem Programm, optimierter Technik und ganz viel Unterhaltung wieder für sein Publikum quer durch alle Generationen da.
Eine wilde Zeit, immer scharf an der Kante zum Absturz entlang: So waren wohl die oft betitelten „Goldenen 1920er Jahre“, die jetzt in der Spielstätte Friedrichsbau Varieté mit einem neuen Programm wieder aufblühen. Gleichzeitig trifft der Begriff „wilde Zeit“ aber auch die aktuelle Geschichte des Varietétheaters, das während des pandemiebedingten Lockdowns selbst zeitweise in sehr unruhigen Gewässern segelte – und das Beste daraus gemacht hat. Aufatmen am Pragsattel, denn vor wenigen Wochen, im September – rund 18 Monate nach dem ersten Lockdown konnte die traditionsreiche Spielstätte Friedrichsbau Varieté endlich wieder die Pforten für das Publikum öffnen. Noch hält sich der ganz große Besucherandrang etwas in Grenzen, doch generell lässt sich schon feststellen, dass Anhänger*innen und Interssierte hungrig auf das Programm mit seinen Neuerungen sind. Denn endlich können sich hier wieder Theater, Artistik und Comedy in kreativer Umarmung begegnen. Gut soweit, denn „die ersten Monate des Lockdowns waren eine Herausforderung, und Gewissheit auf ein Fortbestehen gab es keine“, wie Geschäftsführer Timo Steinhauer rückblickend bemerkt. „Von heute auf morgen brachen unsere Einnahmen weg. Niemand wusste, wann wir wieder öffnen können würden. Wir haben in dieser Zeit vier Shows produziert, vier Anläufe unternommen. Jeder Anlauf wurde von einem neuen Lockdown unterbrochen, sodass wir erst wieder im September starten konnten.“ Was immerhin eine Zeitspanne von 18 Monaten nach dem ersten Lockdown bedeutet. „Dadurch, dass wir über 90 Prozent unserer Einnahmen selbst erwirtschaften, hat uns das Ausbleiben unseres Publikums während dieser ganzen Zeit schwer getroffen. Die Hilfen von Bund und Ländern, vor allem die Kurzarbeit und die Kulturhilfen, die Unterstützung der Stadt Stuttgart und jene unserer Sponsoren haben uns schließlich durch diese schwere Zeit gerettet.“ Das war auch wichtig, denn schließlich genießt der Friedrichsbau ein gutes Standing im Kulturbetrieb der Stadt, vor allem in der Wahrnehmung von den Bürger*innen, aber auch von kommunaler Seite. „Unsere Arbeit wird von der Stadt Stuttgart sehr positiv und wohlwollend beobachtet“, freut sich Timo Steinhauer. „Vor der Corona Pandemie konnten wir stetig steigende Besuchszahlen vorweisen.“ Fakt ist: Das Friedrichsbau Varieté erfreut sich größter Beliebtheit und ist – nicht nur für Stuttgart Nord – eine kulturelle Bereicherung. Gleichzeitig haben die Verantwortlichen der Spielstätte aber auch die Zeit genutzt, um Optimierungen für das „Jetzt“ zu treffen. „Wir haben das Programm ‚Neustart Kultur‘ genutzt, um das Haus pandemiebedingt so sicher wie möglich zu gestalten“, sagt Timo
Steinhauer hierzu. „Durch eine zusätzliche Unterstützung konnten wir unsere alte Lichtanlage – die jederzeit hätte ausfallen können – endlich erneuern. Wir freuen uns nun riesig, mit dieser neuen Lichttechnik unserem Publikum noch schönere Shows zeigen zu können.“ Dazu wird zweifelsohne „NOIR – Nächte der 20er Jahre“ gehören, laut Geschäftsführer Steinhauer die „Varieté Premiere des Jahres“. Die Besucher*innen dürfen sich dabei auf reichlich Comedy, Gesang mit LiveMusik, schwebende Artisten, stählerne Akrobaten und übermenschliche Weltrekordhalter freuen. Doch damit nicht genug: „Dazu kommt ein Hauch Burlesque und ein fünfköpfiges Revueballett, das die Bühne mit den Tänzen der 20er zum Beben bringt“, führt er weiter aus. „Diese explosive Mischung macht ‚NOIR - Nächte der 20er Jahre‘ zu einer Revue, die den Esprit der Vergangenheit zelebriert und die Botschaft einer freien, multikulturellen und diversen Gesellschaft mit einem lauten Schrei ins 21. Jahrhundert einlädt.“
Zu einer genauen Prognose in Bezug auf Besuchsaufkommen scheint es für Timo Steinhauer und sein Team noch etwas zu früh zu sein. Doch aktuell „gehen wir davon aus, dass uns die Nachwirkungen der Pandemie auch noch im nächsten Jahr beschäftigen werden“, so seine Einschätzung. „Viele Gäste waren hungrig nach einer neuen Varietéshow, doch aufgrund der sich noch immer verändernden Regeln herrscht Verunsicherung, was zu kurzfristigen Buchungen führt.“ Dennoch befinde sich das Haus wieder auf dem Weg zurück in die Normalität. „Nun ist es wichtig, dass unsere Gäste wieder den Weg in das Varieté und die anderen Theater suchen.“ Das passende Angebot dazu hat die Spielstätte Friedrichsbau Varieté bereits auf den Weg gebracht und zusammengestellt. „Wir ergänzen unseren Spielplan monatlich mit diversen Varieté-Specials, darunter hochwertige Musical-Galas. Deshalb

© Alexandra Klein
lohnt es sich immer wieder, regelmäßig auf der Homepage vorbeizuschauen – dort ist für jeden Geschmack etwas dabei.“ Das hat die Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen: „In den letzten Jahren konnten wir mit spannenden Magie- und Burlesque-Shows, mit schillernden Revuen und mit Artisten von Weltrang ein wachsendes Publikum begeistern. Akrobatische Weltrekordhalter und Supertalent-Fernsehstars sind beinahe in jeder Varietéshow zu sehen. Damit bietet Varieté für alle Altersgruppen, für alle Bildungsschichten eine Vielseitigkeit, auf die wir besonders stolz sind. Teilweise besuchen Familien mit drei Generationen unsere Shows; Jugendliche, Eltern und Großeltern gemeinsam.“ Kurz gesagt: Ein Abend im Varieté ist etwas Generationenverbindendes und Einmaliges. Stichwort Generationen: Hier kommt das gemeinnützige Engagement der Friedrichsbau Varieté Theater gGmbH ins Spiel. Steinhauer dazu: „Das beliebte Kindervarieté ‚Zimt und Zauber‘ ist unser Projekt für die regionale Nachwuchs- und Jugendförderung. Kinder gestalten eine ganze akrobatische Show selbst.“ Dabei werden sie über ein Jahr im Sport und in Geschichte, Titelfindung, Kostümauswahl und in der Einarbeitung ihrer Nummern gefördert. „Es gibt wohl selten Projekte, bei denen Heranwachsende über einen so langen Zeitraum etwas erarbeiten und die im Anschluss dann auch über einen so langen Zeitraum gezeigt werden. Der Nachwuchs ist in den kompletten kreativen Prozess eingebunden. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die Vorführungen finden als unser beliebtes Kindervarieté ‚Zimt und Zauber‘ schließlich auf einer professionellen Bühne mit erfahrenen Technikern vor großem Publikum statt.“ Dieses Jahr inszenieren die Kids in „Der magische Buchladen“ im Zeitraum Dezember bis Februar eine wundervolle Abenteuerreise. Das Stück handelt von der Lust am Lesen, die Geschichten lebendig werden lässt. Das ist Kultur von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche. „Absolut kindgerecht und ein Erlebnis für die ganze Familie“, befindet der FreidrichsbauGeschäftsführer. „Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass wir die Eintrittspreise für Kinder und Jugendliche für jeden erschwinglich halten. Zudem bieten wir auch ein Familienpaket für Gruppen an. Ein tolles Einstiegsportal für Kinder und Jugendliche in die Kultur.“
Mehr Informationen auf www.friedrichsbau.de