Liechtensteiner Ausdrücke - Illustriert von Corina Meier

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LIECHTENSTEINER AUSDRÜCKE

Illustriert von Corina Meier

VORWORT

Der Liechtensteiner Dialekt ist ein ganz spezieller. Manche Wörter und Ausdrucksweisen erinnern an solche aus der Schweiz, andere ähneln denen aus Österreich, aber dennoch zeigt der Dialekt seine vielen Eigenheiten immer wieder. Besonders die ältere Generation im Fürstentum Liechtenstein hat noch ihre ganz spezielle Ausdrucksweise.

In dieser Sammlung werden die am häufigsten gebrauchten Ausdrücke aus dem Liechtensteiner Dialekt dargestellt und für das bessere Verständnis erklärt und illustriert. Damit möchte Ich Euch meinen Heimat Dialekt etwas näher bringen. Ich wünsche Euch viel Spass beim entdecken!

“Am Samstig gangi gi Grumpiarakrut abmeia.”

Am Samstag werde ich Kartoffelkraut abmähen.

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Früher bezeichnete der Ausdruck “Erdapfel” alles, was im oder auf dem Boden wuchs. Das Wort “Grumpiara” (auch “Grundbirne”) ist vom angrenzenden Vorarlberg nach Liechtenstein gekommen. Früher wurde der Boden “Grund” genannt und die Birne bezeichnet die Form der Kartoffel. Daher dann das Liechtensteiner Wort “Grumpiara”.

“Dia Wiiber sind all no am kefla.”

Diese Frauen streiten andauernd. →

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Beim “kefla” geht es um das regelmässige hin und her diskutieren. Dabei erinnert das Wort “kefla” an die Kiefer, die während des diskutierens aufeinander treffen. Das Diskutieren muss dabei aber nicht immer wütenden Ursprungs sein.

Da mache ich nicht mehr mit, ich habe immer nur Ärger.

Das Wort “Lempa” ist das Liechtensteiner Synonym zu “Problem”. Eine wirkliche Wortherkunft gibt es hierbei gar nicht. Der Ausdruck ist unter der älteren Generation weit verbreitet, wird aber nicht mehr so häufig im Alltag verwendet.

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“Do mach i numma met, i ha no allawil Lempa!”

“I find mine Tappa numma”

Ich finde meine Hausschuhe nicht mehr. →

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Die “Tappa” (oder auch Finken) sind in Liechtenstein die Hausschuhe. Die Bezeichnung erinnert dabei an das “herum tappen”, wobei man beim “tappen” ja etwas an den Füssen braucht. Also die “Tappa”.

“Dr Tätte ischt i dr Koche dossa am Zbrenn essa.”

Vater ist in der Küche und isst seinen «Zvieri».

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Der “Zbrenn” ist gleichzusetzen mit dem schweizerischen Ausdruck “Zvieri”. Also eine nachmittägliche Pausenmahlzeit. Das Wort “Tätte” ist ein Kosename für den Vater. So etwas wie “Papi” im Schweizerdeutschen.

“Luag, wia der düart denna trialat!”

Schau, wie der dort drüben sabert! →

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Das Wort “Triel” kommt aus dem Süddeutschen und bedeutet “Maul”. Der Liechtensteiner Ausdruck “triala” wird davon abgeleitet und bezeichnet den Speichel, der einem aus dem Maul herausrinnt. Also “sabbern”.

“Mach dr Klammarahuffa ned kaputt!”

Mach den Ameisenhaufen nicht kaputt! →

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Ein “Klammarahuffa” ist im Liechtensteiner Dialekt ein Ameisenhaufen. Die Ameisen werden dabei als “Klammara” bezeichnet, weil die kleinen Tiere sich überall “heran klammern” und überall sind.

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“Luag, döt hets an Bommpigger!”

Schau, da hat es einen Specht! →

Das Wort “Bommpigger” ergibt sich einfach aus zwei Worten. Der “Bomm” ist der Baum im Dialekt und das Wort “Pigger” kommt vom Verb picken, auf Dialekt Art und Weise geschrieben.

“Höt isches gruusig hääl.”

Heute ist es verdammt rutschig. →

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“Hääl” ist ein Wort, dass heute oft nur noch von der älteren Generation verwendet wird. Einige Jugendliche verstehen dieses Wort gar nicht mehr. Es bedeutet soviel wie “rutschig” oder “glatt” und “eisig”.

“Alle Hünd saachen a der Stumpa ahe.”

“Saacha” ist das Liechtensteiner Pendant zu “seiche” im Schweizer Dialekt und bezeichnet den Akt des Wasser lassens. Ein “Stumpa” bezeichnet einen abgekürzten Pfahl, ein kurzes Stück Holz.

Alle Hunde pinkeln an diesen Pflock. →

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“Höt goht an verrockta Loft.”

Heute weht ein starker Wind.

→ Das Wort “verrockt” bedeutet soviel wie stark oder fest. Es kommt vom Adjektiv “verrückt”, welches eine auffallende Situation, in diesem Fall den intensiven Wind, beschreibt.

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“Du häsch z’lang ummagsemparat, ez simmer zspoot.” Du hast zu lange getrödelt, jetzt sind wir zu spät.

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Das Dialekt Wort “ummasempra” (also herum sempern) kommt vom österreichischen “sempern” nach Liechtenstein. “Sempern” beschreibt, wenn man sich über etwas beklagt oder herum nörgelt.

“Gestert hani an Gugger im Wald gseha.”

Gestern sah ich einen Kuckuck im Wald.

Mit einem “Gugger” ist keine Person aus der “Guggamusik” gemeint, sondern die Vogelart Kuckuck. Im Dialekt sagt man nicht “kucken” sondern eher “gucken”, woraus sich dann die Bezeichnung “Gugger” für den Vogel ergeben hat.

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“Du muascht ned all a so schotzla!” Nimm es ruhiger! →

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Das Wort “schotzla” beschreibt das hektische, chaotische handeln. Man könnte es mit dem deutschen Wort “Schussel” verbinden, welches einen nervösen Menschen beschreibt.

“I muass henat no d’Minzla füattra.”

Ich muss heute Abend noch die Katze füttern.

→ Anstelle von “Katze” sagt man in Liechtenstein “Minzla” zu einer älteren Katze. Die kleinen Kätzchen werden dabei mit der verniedlichten Version “Minzile” beschrieben. Mit dem Ausdruck “henat” wird der Zeitpunkt “heute Nacht” bezeichnet.

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“Jo könntsch ufra Sau drvo ritta!” Schwein gehabt! →

Ein typisches Sprichwort in Liechtenstein. Man hat so viel “Schwein” gehabt, also Glück, dass man gerade mit der ganzen “Sau” davon reiten könnte. Ein übertriebener Ausdruck für “Glück gehabt”.

QUELLEN

Viele der in diesem Büchlein vorkommenden Ausdrücke habe ich aus der Liechtensteiner Zeitung herausgenommen oder einfach oft bei meiner Oma gehört, die mich zu diesen Illustrationen inspiriert hat.

Die Herkunft und Bedeutung mancher Wörter stammen aus folgenden Quellen:

Liechtensteinische Landesbibliothek. Die Liechtensteinischen Mundarten. Verfügbar unter https://www.eliechtensteinensia.li/viewer/fulltext/000000453_65/195/

Verein Das Liechtensteiner Senioren Magazin 60PLUS. Muurerisch. Verfügbar unter https://www.60plus.li/2021/04/01/muurerisch/