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International DNA-Elementen der Genossenschaft in bestem Einklang stehen: „Wenn ich an die demokratische Entscheidungsfindung, ausgehend vom genossenschaftlichen Förderauftrag als Ur-Element einer Genossenschaft denke, wäre das Erlebnis Mitbestimmung, Partizipation deutlicher hervorzuheben.“ In diesem Zusammenhang zitierte Jungmeister die Studie einer US-amerikanischen Forscherin mit dem Titel: „Sense is the most important thing today“. Mehrdimensionale Werte- und Nutzenorientierung sei ein klassisches Genossenschaftsthema, das in der Öffentlichkeit auch stärker kommuniziert gehöre: „Interessenausgleich, Stakeholder in einer cooperative Community, Sinn stiften und Wertschöpfung schaffen.“ Kontrapunkte zu Social Media sollten Genossenschaftsbanken bewusst gestalten, um sich von der Masse der Mitbewerber abzuheben. „Positionierung und Kommunikation sind sehr wichtig. Von verstaubt und traditionell zu fortschrittlich und modern.“ Diesen Herausforderungen ist sich der genossenschaftliche Bankenverbund in Deutschland durchaus bewusst. Wie Peter Erlebach, Vorsitzender des Vorstandes im Deutschen Genossenschafts-Verlag, in seinem Vortrag betonte, würde der Stellenwert der genossenschaftlichen Mitgliedschaft in Deutschland sehr intensiv diskutiert. In den Gesprächen habe sich eine zentrale Frage herausgebildet: „Hinterlegen wir die Mitgliedschaft mit echten geldwerten Vorteilen oder wollen wir sie ausschließlich ideell bespielen.“ Beide Varianten seien nach Ansicht Erlebachs gangbare Wege, obwohl „wir meines Erachtens nach gut daran tun, dabei nicht alles über Bord zu werfen, was wir uns seit über 160 Jahren aufgebaut haben.“ Das digitale Business begeistere zwar einerseits durch seine unbegrenzten Möglichkeiten, entzweie jedoch zugleich die Harmonieebene zwischen Geist, Körper und Herz. Die Kampagne der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken „Was treibt mich an, mich als Person, mich als Firma, mich als Unternehmer“, würde von anderen Finanzdienstleistern in Deutschland bereits adaptiert werden, indem diese auch stärker ihre

Mitarbeiter und Teilhaber am Unternehmen in den Vordergrund ihrer Kampagnen stellten. Dennoch verlaufe in Deutschland die Diskussion rund um die Mitgliedschaft heterogen. Sein Fazit: Schließlich würde der Kunde entscheiden, welchen Vertriebskanal er zu welchem Zeitpunkt benutzt. „Jeder einzelne Kanal ist immer noch ein Kundenkontaktpunkt. Wenn wir diesen Kanal nicht anbieten, wird der Kunde gegebenenfalls Alternativen im Internet suchen. Und: Er findet sie sehr schnell.“ Wie eine Genossenschaftsbank „mit Weberfolg in die Zukunft“ gehen kann, zeigte Horst Amon, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Seebachgrund aus Bayern. Als kleine Bank mit 250 Mil-

Prozent. Die Zinsspanne erreichte im letzten Jahr mehr als 2,6 Prozent. Wie die Hochrechnungen zeigten, würde sich die Zinsspanne in den nächsten Jahren allerdings „dramatisch verändern“. Mit an die 5.000 Online-Kunden und einer Online-Quote von 33,7 Prozent sieht die Genossenschaftsbank dieser Entwicklung einigermaßen gelassen entgegen: „Wir müssen uns als Genossenschaftsbank auf einen wettbewerbsfähigen Online-Kanal weiterentwickeln, um hier den Anschluss nicht zu verlieren.“ An die interessierten Teilnehmer appelliert er: „Stellen sie sich darauf ein, dass in Zukunft besser informierte Kunden die Beratungszeit verringern und verzahnte Prozesse künftig auch die Prozesskosten

IGA-Vorstand Arnulf Perkounigg begrüßt die Teilnehmer.

lionen Euro Bilanzsumme und 12.000 Kunden, in einer Region mit etwa 21.000 Einwohnern haben Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen „als eigenständige Genossenschaftsbank“ in die Zukunft gehen zu wollen. Das von Jungmeister angesprochene Wohlfühlkonzept habe die Raiffeisenbank Seebachgrund in ihrem neuen Bankgebäude nahe Erlangen, direkt neben der Autobahnabfahrt in einem großen Gewerbegebiet bereits umgesetzt: „Wir beraten unsere Kunden in einem Kaminzimmer, Wohnzimmer, Asienzimmer, Bierstüberl oder in einem Wiener Caféhaus. Sie sollen sich wohlfühlen, wenn sie Geschäfte mit uns machen. Und: Wir bieten eine ganzheitliche, genossenschaftliche Beratung.“ Seit 2007 ist die Bank mit ihrer neuen „Vorwärtsstrategie“ nachhaltig erfolgreich unterwegs, wie die Zahlen zeigen. Die Provisionsspanne lag stabil bei 0,9

verringern werden.“ Die Online Filiale sei aber auch aus anderen Gründen ein wichtiges Standbein für die Bank, „denn keine andere Filiale ermöglicht eine einfachere, effizientere Kundenansprache - vor allem im geschlossenen Nutzerbereich. Wir können hier sowohl Privatwie auch die Firmenkunden ganz gezielt ansprechen.“ Darüber hinaus sei die Filiale im Gewerbegebiet so stark frequentiert, wie keine andere Bankstelle. Über das Angebot des Verbandes zur Unterstützung der Banken im technologischen Wandel informierten der Abteilungsleiter IT/DV.Organisation im Genossenschaftsverband Bayern, Bernhard Pompel und Dr. Gerhard Keysberg von der Fiducia IT AG. In der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle Referenten darüber einig, dass es in Zukunft einen Mix aus beiden „Welten“ geben sollte.   

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