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Risikomanagement in der Lieferkette

Das Lieferkettenrisiko ergibt sich aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses und seiner möglichen oder erwarteten Auswirkungen. Die Risiken für Lieferketten reichen von unvorhersehbaren Naturereignissen (wie Tsunamis und Pandemien) bis hin zu gefälschten Produkten und reichen von Qualität, über Sicherheit bis hin zu Ausfallsicherheit und Produktintegrität. Daher ist das Risiko, bei der Rohstoffproduktion zu Entwaldung beizutragen, in der Praxis nur eines von zahlreichen potenziellen Risiken, die sich auf eine Lieferkette auswirken können. Die Bewertung dieser Risiken erfordert die Bewertung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses über eine Reihe von Lieferkettenorganisationen und Standorten hinweg (Abbildung 1). Dies basiert auf einem koordinierten, ganzheitlichen Ansatz, an dem idealerweise alle Akteure der Lieferkette beteiligt sind, um gemeinsam potenzielle Fehlerpunkte oder -arten innerhalb oder mit Auswirkungen auf die Lieferkette zu identifizieren, zu analysieren und anzugehen.

Der methodische Ansatz für das Risikomanagement in der Lieferkette ist in der Regel ursachenorientiert und umfasst vier Schritte: die Identifizierung, Bewertung, Minderung und Überwachung von Lieferkettenrisiken. Diese vier Schritte müssen für jede der oft zahlreichen Stufen, die eine Lieferkette umfassen kann, implementiert werden. Bei der Umsetzung von entwaldungsfreien Lieferketten für Agrarprodukte hingegen, wie in dieser Studie betrachtet, liegt das Hauptaugenmerk auf dem Ausgangspunkt der Lieferkette- der Erzeugung der landwirtschaftlichen Rohstoffe (Abbildung 5)

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Abbildung 5: Die verschiedenen Stufen einer beispielhaft Die verschiedenen Stufen einer beispielhaften Lieferketteten

Im praktischen Risikomanagement unterscheidet man zwischen bekannten und unbekannten Risiken. Erstere sind Risiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeit abschätzbar und somit quantifizierbar ist, und die ein Unternehmen aktiv managen kann. Unbekannte Risiken dagegen sind unmöglich oder sehr schwierig vorauszusehen, und Unternehmen können sich nur schlecht auf ihr Auftreten vorbereiten. Während bekannte Risiken in einem strukturierten Bewertungs- und Handlungsrahmen handhabbar sind, ist die einzige Möglichkeit, mit unbekannten Risiken umzugehen, der Versuch, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren und die Reaktionsgeschwindigkeit darauf zu erhöhen. Bekannte Risiken dagegen können durch eine Kombination aus strukturierter Problemlösung und digitalen Tools in vier Schritten effektiv verwaltet werden (Abbildung 2):

1: Risiken identifizieren und dokumentieren. Ein typischer Ansatz zur Risikoidentifikation besteht darin, die Wertschöpfungsketten aller wichtigen Produkte abzubilden und zu bewerten. Jeder Knoten der Lieferkette – Lieferanten, Werke, Lager und Transportwege – wird dann im Detail bewertet (Abbildung 1). Risiken werden in ein Risikoregister eingetragen und laufend konsequent verfolgt. In diesem Schritt sollten auch Teile der Lieferkette erfasst werden, zu denen keine Daten vorliegen und weitere Untersuchungen erforderlich sind.

2: Einen Rahmen für das Risikomanagement in der Lieferkette erstellen. Jedes Risiko im Register sollte auf der Grundlage von drei Dimensionen bewertet werden, um einen integrierten Rahmen für das Risikomanagement aufzubauen: Auswirkungen auf die Organisation, wenn das Risiko eintritt, die Wahrscheinlichkeit, dass das Risiko eintritt, und die Bereitschaft der Organisation, mit diesem spezifischen Risiko umzugehen. Auf die Risikobewertungen werden Toleranzschwellen angewendet, die die Risikobereitschaft der Organisation widerspiegeln. Es ist entscheidend, eine konsistente Bewertungsmethodik zu entwickeln und zu verwenden, um alle Risiken zu bewerten. Dies ermöglicht die Priorisierung von Bedrohungen, um die risikoreichsten Produkte und Wertschöpfungskettenknoten mit dem größten Ausfallpotenzial zu identifizieren.

3: Risiko überwachen. Sobald ein Rahmen für das Risikomanagement eingerichtet ist, ist die ständige Überwachung einer der kritischen Erfolgsfaktoren bei der Identifizierung von Risiken, die einer Organisation schaden können. Das jüngste Aufkommen digitaler Tools hat dies selbst für die komplexesten Lieferketten ermöglicht, indem die Frühindikatoren für Risiken identifiziert und verfolgt werden. Über ein Frühwarnsystem zu verfügen ist besonders wichtig, um die größten Risiken zu verfolgen und die Auswirkungen ihres Auftretens zu mindern oder zumindest zu begrenzen.

4: Institutionalisierung und regelmäßige Überprüfung. Der letzte entscheidende Schritt besteht darin, einen robusten Governance-Mechanismus einzurichten, um Risiken in der Lieferkette regelmäßig zu überprüfen und Minderungsmaßnahmen zu definieren, um die Widerstandsfähigkeit und Agilität der Lieferkette zu verbessern.

Abbildung 6: Die vier Schritte des Risikomanagements. Quelle: Bundesverwaltungsamt

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