Portfolio 13

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Beziehungen, vor allem Liebesbeziehungen sind ganz wesentlich für unser Leben. Dadurch erleben wir uns Selbst. Sie werden zu einer Art zweiten Hälfte von uns und bestimmen vieles mit. Deswegen sterben wir auch ein Stück mit, wenn ein von uns geliebter Mensch stirbt. Weil wir einen Teil unseres Selbst, mit dem Tod des Anderen verlieren. Aber ohne Trauergefühle könnte man als Mensch keine feste Bindung eingehen, denn dann wäre uns alles gleichgültig. Anders ausgedrückt: Trauer ist das Nebenprodukt unserer Beziehungsfähigkeit. Trauer ist also ein Kulturphänomen. Die Fähigkeit zu trauern ist nicht angeboren und muss erst im Laufe unseres Lebens erlernt werden. Das Trauern ist abhängig von unserem sozialen Umfeld und von der Kultur in der wir leben. Das heißt, wenn sich in der Trauerkultur etwas verändert, dann haben sich nicht die Menschen verändert, sondern einfach nur die Rahmenbedingungen dafür. Ob wir aus dem Trauern herauskommen und weiter leben können, hängt davon ab ob wir richtig trauern. Dies lässt sich allerdings nicht verallgemeinern, weil trauern sehr individuell ist. Aber Trauer ist nicht nur individuell, es ist mittlerweile auch zu einem persönlichen Bedürfnis geworden. Damals war eins der Ziele, ein Zusammenleben in der Gesellschaft wieder herzustellen. Heute ist es vielmehr die Aufgabe, dass die Lebensfähigkeit des Betroffenen wieder hergestellt wird. Je mehr der Tod in der Gesellschaft verdrängt wird, desto weniger kann sie mit den Trauernden umgehen, und um so schneller wird sie auch wieder von einem fordern mit dem Trauern auf zu hören. „Traurigkeit ist eine instinktive Reaktion auf Verlusterfahrungen; es ist ein Prozess, der eine Vielzahl von Emotionen auslöst.“


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