19_02_04_Tagebuch_1.qxp_*Tagebuch_1 14.05.19 16:28 Seite 35
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Mit Fischern auf See. Die Mannschaft auf dem 8–10 Meter langen
liegen die Burschen schlafend, singend, zärtlich ineinander ver-
Boot besteht aus dem älteren Käpten und sechs jungen Bur-
schlungen
schen. Das Zugnetz (Puka Kongko) mit zwei Seitenwänden, die in einen Sack münden, wird an zwei langen Seilen über den Mee-
auf dem Dach des Bootes. – Die Beute wird gleich auf See wei-
resgrund geschleift. Gewichte an der Unterähre sorgen dafür,
tergegeben. Die Fischerjungen nehmen als Lohn einen kleinen
dass das Netz am Boden bleibt. Zwei schwere Holzladen sollen
Teil des Fanges als tägliches Brot für die Familie nach Hause.
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wohl die Seitenwände fächern. Nach zwei Stunden wird in einer ruhigen Bucht eingezogen – und, Morks [Murks], der ge-
Im Baum neben der ‹Waka› ein Gesumm. Die Bienenkönigin hat
füllte Sack mit Hilfe eines daruntergeführten
sich auf einen Ast gesetzt und schnell wächst die kleine lebende
Stricks und viel Geschrei über die Boots-
Traube zu einem grossen Klumpen. ~ Nach einer Weile löst sich
wand hinauf ins Schiff gekippt.
dieses eigenartige lebende Gebilde wieder in seine Einzelteile
Allerlei Meeresgetier kommt da zum
auf. Begleitet von Gesumm ist die Luft einen Moment schwarz.
Vorschein.
Als dunkle Wolke schwebt der Bienenschwarm noch lange sicht-
Neben
Korallenstücken,
Schwämmen, vereinzelten Seesternen
bar über dem Meer.
und Krebsen finden sich Tintenfische, ei-
Unduk-Unduk
genartige flache Plattfische, die mit ihrem
Am Ufer fange ich einen Krebs, der sich unkenähnlich, mit an-
unsymmetrisch-seitlichen Mund, der ‹gfür-
gewinkelten Beinen und Zangen, auf den Rücken legt. Seine
chig› bezahnt ist, im Sand auf Beute lauern.
rechte Schere ist sichtbar viel kräftiger ausgebildet als die linke.
Dem Rochen
Warum?
~6 cm
Auf den Uferblöcken tummeln sich scharenweise grünliche 1/31
wird vorsichtigerweise der Schwanz gekappt, damit sein Stachel
Krebse. Anscheinend leben sie von Plankton und Algen, führen
kein Unheil anrichten kann. Die kleinen Ikan Dikis werden zu-
sie doch hastig die Scheren vom Stein zum Mund, wo es nichts
letzt mit Tellern in einen Sack gefüllt, oder achtlos wieder über
Auffälliges an Nahrung zu sehen gibt. Einer lässt sich’s ne Weile
Bord geschmissen. – Einmal findet sich gar eine Seeschlange –
von einem hingelegten Stück Kokosnuss schmecken.
mit ihrem winzigen Mund – im Netz. Um die grosse gelb-schwarz
Erst im Wasser wird sichtbar, dass die rabenschwarzen Seeigel
gezeichnete Meeres-Schildkröte zu befreien, wird der Sack
schöne leuchtend-blaue Punkte auf ihrem Gehäuse, und einen
gleich aufgeschnitten. Da Moslems kein Schildkrötenfleisch es-
orange-gesäumten, ballonartigen Mund ausgestülpt haben.
sen, werfen wir sie wieder ins nasse Element. Dabei nehme ich mich vor ihrem Schnabel in Acht. – Gewandt wird das Netz wieder geflickt. Das Boot fährt immer in ~Inselnähe. Dreimal wird das Netz eingezogen. Während den langen Arbeitspausen
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