Wirtschaftsmagazin Bodensee 2014 Sondertitel Singen

Page 165

Stand der Kundenerwartung entspricht. Und gerade hier sind wir erfolgreich. Anders verhält es sich noch bei Massenprodukten wie beispielsweise der Playstation oder Apple iPhones. Frau Oberbürgermeisterin Becker, es gilt ja das geflügelte Wort „Wirtschaftsförderung ist Chefsache“ – also Chefinnen-Sache: Nichts desto trotz kann die Politik nicht immer alles mit gestalten, wenn es um unternehmerische Entscheidungen geht. Was war im Falle RAFI Eltec anders? Unternehmen benötigen bei Ansiedlungen im öffentlichen Raum Planungssicherheit und Verlässlichkeit, da sie viel Engagement, Geld und Zeit in eine langfristige Unternehmensentwicklung investieren. Daher ist Wirtschaftsförderung selbstverständlich Chefsache im Sinne der Verlässlichkeit. Die Stadt Überlingen konnte RAFI Eltec darstellen, welche Gewerbeflächen kurzfristig, mittelfristig und langfristig am Standort Überlingen zur Verfügung stehen. Gewerbegebiete unterliegen der Flächennutzungsplanung, welche durch komplexe raumplanerische Prozesse gesteuert werden. Hier wirken Regionalverbände mit, weitere Träger öffentlicher Belange sind mit einzubeziehen. In solchen Prozessen ist es daher unerlässlich und auch von Vorteil, dass das Stadtoberhaupt als verlässlicher Partner vorne mitwirkt. Eine Firma in der Größe von RAFI Eltec hat eine große Bedeutung für die Stadt Überlingen. Optionsflächen für Gewerbeerweiterungen bereitzustellen oder die Sicherung von Arbeitsplätzen hat die Stadt als originäre Aufgaben. Darüber hinaus muss sie sich aber auch um genügend Wohnraum oder beispielsweise aktuell um eine ausreichende Kinderbetreuung kümmern, wenn es um annähernd 300 Mitarbeiter mit deren Familien geht. Bei einer Unternehmensansiedlung insbesondere in der Größenordnung von RAFI Eltec, ist die inhaltliche Einbindung der Oberbürgermeister nicht nur sinnvoll, sondern auch gelebte Praxis. Zusammenfassend kann ich sagen, Flächennutzungsplanungen und

Unternehmensansiedlungen sind Kernaufgaben der Wirtschaftsförderung einer Stadt. Herr Federer, wie haben Sie den Ansiedlungsprozess erlebt? Genaugenommen war es ja keine Neuansiedlung, da wir schon seit vielen Jahren am Standort Überlingen produzieren. Der Stammsitz unserer Firma ist in Berg bei Ravensburg und es gab ernsthafte strategische Überlegungen, den Produktionsstandort Überlingen näher an den Stammsitz Ravensburg zu verlagern. Das hätte für viele Mitarbeiter, die in Überlingen verwurzelt sind, bedeutet, täglich Richtung Ravensburg pendeln zu müssen. Wir haben frühzeitig das Gespräch mit der Stadt gesucht und sind bei Frau Oberbürgermeisterin Becker mit offenen Türen empfangen worden. Der gesamte Prozess wurde durch das Team des Stadtplanungsamtes der Stadt Überlingen auf allen Ebenen sehr professionell begleitet. Durch schnelle und pragmatische Entscheidungswege konnte der Neubau hier im Industriegebiet erfolgreich realisiert werden. Gemeinsame Vorteile waren beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Retentionsflächen, die die Ansiedlung weiter beschleunigen konnte. Alle gemachten Zusagen seitens der Stadt wurden eingehalten und so konnten wir letztlich eine klare unternehmerische Entscheidung treffen, uns hier am Standort weiterzuentwickeln. OB Becker: Die Angebote seitens der Stadt beziehen sich ja nicht ausschließlich nur auf die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten auf vorhandenen Gewerbeflächen. Wichtig für die Unternehmen ist auch das Umfeld, wie beispielsweise die Themen Wohnungsbau oder Kinderbetreuung, die Firmen in Bezug auf die Anwerbung von Fachkräften benötigen, neben der Attraktivität des Unternehmens selber. Hier punkten wir natürlich auch mit dem See – der Freizeitwert ist an diesem Standort sehr hoch. Dies alles habe ich versucht in die Waagschale der strategischen Unternehmensentwicklung zu legen, um die Geschäftsführung von RAFI Eltec vom Standort Überlingen zu überzeugen und zu halten. Überlingen | Standort Deutschland 163


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.