STADTBLATT 2018.11

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kino die platzanweiserin

Hommage an die Achtziger: „Mandy“ mit Nicolas Cage Das Comeback der 1980er Jahre hat schon seit geraumer Zeit Einzug in unsere Gesellschaft gehalten. Die gesamte Ästhetik dieses Jahrzehnts, das auch als liebstes Jahrzehnt der Deutschen gilt, zieht sich durch gefühlt alle Bereiche der Popkultur. Besonders charakteristischen Wiedererkennungswert hat es in Mode, Musik und natürlich im Film. Der Film ist letztlich das universellste Medium, das alle Merkmale der 80er zu vereinen vermag. Den Hype entfachte wohl spätestens 2016

Besuch beim Bossa Nova-Boss: „Wo bist Du, João Gilberto?“ die Netflix-Serie „Stranger Things“, die eine Art Hommage an die Popkultur jener Zeit ist. Hier geben sich Referenzen aus Klassikern wie „E.T. – Der Außerirdische“ (1982), „Nightmare on Elm Street“ (1984) und „Die Goonies“ (1985) die Klinke in die Hand und machen Stranger Things zu einem vertrauten und doch innovativen Seherlebnis, dessen Synthesizer-Soundtrack dem Ganzen die authentische Krone aufsetzt. Filme wie „The Wolf of Wall Street“ (2013), „It Follows“ (2014) oder die Neuverfilmung vom Stephen King Klassiker „Es“ (2017) beweisen, dass die 80er-Ästhetik gerne mal zum Kassenschlager avanciert. Bestes Potential dafür besitzt auch Mandy (2.11., Cinestar) von Regisseur Panos Cosmatos. Angesiedelt im Jahr 1983 hat der psychotropische, durchgestylte Höllentrip mit Nicolas Cage in der Hauptrolle das Zeug zum absoluten Kultfilm. Kult ist seit mehr als 50 Jahren auch der

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Bossa Nova, der als Stilrichtung der brasilianischen Musik gefeiert wird. Während US-amerikanische Musiker in den 1950er Jahren mit lateinamerikanischen Rhythmen experimentieren, befasst man sich in Brasilien mit aktuellen Jazzentwicklungen, wodurch Samba und Cool Jazz eine Ehe eingehen, als deren Pastor bis heute der Musiker João Gilberto gilt. Der französisch-schweizerische Filmautor Georges Gachot hat sich Musikdokumentationen verschrieben und sein Herz an den Bossa Nova verloren. Einige seiner musikalischen Helden hat er bereits treffen dürfen, aber João Gilberto zählt (noch) nicht zu ihnen. Mit Wo bist Du, João Gilberto? (ab 22.11., Cinestar) begibt sich Gachot auf die Suche nach dem heute 87jährigen Exzentriker Gilberto, der sich seit Jahren komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Bis zum Ende bleibt offen, ob Gachot die Ehre zuteil wird den Hit „Hobalala“ live vom Bossa Nova-Boss höEinzuVater wehrt sich: „Homefront“ ren dürfen. Ebenso unfassbar wie das Abtauchen Gilbertos in einer Gesellschaft, die doch als ziemlich transparent gilt, ist auch die Tatsache, dass in rund sechs Wochen Weihnachten vor der Tür steht. Wir alle kennen wohl jemanden, den das so gar nicht tan-

Animiertes Remake: „Der Grinch“ giert: Den Grinch. Nach der Verfilmung aus dem Jahr 2000 mit Jim Carrey in der Rolle der miesepetrigen, grünen Kreatur, die Weihnachten verachtet, gibt es jetzt ein animiertes Remake. Unter dem Titel Der Grinch (ab 25.11., Filmpassage; ab 29.11., Cinestar), hält der grüne Griesgram weiter an seinem Plan fest, Weihnachten zu stehlen – aber da hat er seine Rechnung nicht mit der kleinen Cindy-Lou gemacht ... L. BERLIN

Mutafukaz

Bohemian Rhapsody

BERUFUNG Der glücklose Angelino verdrömelt seine Tage in einem Viertel namens Dark Meat City. Ein Nichtsnutz unter vielen, aber Angelino hat eine Bestimmung. Das zeigt sich, als er nach einem Verkehrsunfall die Welt mit anderen Augen sieht. Haben sich Aliens in Menschengewand in die USA eingeschlichen und sorgen hier für Zwist, Umweltverschmutzung, Terror? Das würde vieles erklären. Angelino und seine Freunde Vince und Willy, allesamt schon von ihrer Physiognomie her als Außenseiter ausgewiesen, nehmen den Kampf auf ... Mit „Mutafukaz“, einem Animationsfilm für Erwachsene, hat der französische Comiczeichner Guillaume „Run“ Renard eine eigene Serie adaptiert und gemeinsam mit dem japanischen Regisseur Shôjirô Nishimi auf die Leinwand gebracht. Da bewegen sich absonderliche Gestalten vor detailliert ausgearbeiteten Szenarien; die Kamera jagt herum, als befände sie sich in den Straßen von L. A. Ein H. K. ganz wilder Trip. F/J 2018. R: Guillaume Renard, Shôjirô Nishimi P ab 25.10., Cinema Arthouse

ROCKLEGENDE Der lang geplante QueenFilm kommt endlich auf die Leinwand. Seit 2010 soll die Geschichte einer der schillerndsten Bands der 1970er und 80er Jahre verfilmt werden; erst war Sascha Baron Cohen für die Rolle des Freddie Mercury im Gespräch. Der verzichtete jedoch wegen „künstlerischer Differenzen“, dann wurde Regisseur Brian Singer kurz vor Ende der Dreharbeiten aus nicht ganz klaren Gründen entlassen. Fertig geworden ist der Streifen aber doch. Auch wenn Bohemian Rhapsody eigentlich kein Freddie Mercury-Biopic sein will, so dreht sich der Großteil der Handlung doch um ihn. Rami Maluk verkörpert den innerlich zerrissenen Ausnahmemusiker, der sich seiner Homosexualität nur langsam stellt in einer Zeit, in der nicht nur die erste Aids-Welle ein Coming Out schwer machte. Der Film endet mit dem legendären Auftritt von Queen beim Live Aid-Konzert 1985. NB USA 2018. R: Bryan Singer. D: Rami Maluk, Ben Hardy u.a. P ab 31.10., Cinema Arthouse, CineStar, Filmpassage

Der Trafikant

Nur ein kleiner Gefallen

FREU(N)D UND LEID Im Jahre 1937 wird der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) von seiner Mutter nach Wien verschickt, um dort eine Ausbildung in einem Tabak-Trafik zu machen. Franz hat offenbar Glück. Hals über Kopf verliebt er sich in eine atemberaubende Tänzerin. Und Ratschläge, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll, bekommt er von niemand Geringerem als Sigmund Freud (Bruno Ganz). Jenem Mann, der auf wundersame Art und Weise verrückte Köpfe wieder gerade rücken kann. Aber die Freundschaft zwischen dem jungen Franz und dem alten Freud währt nicht lange. Nachdem sich Österreich von den Nazis „heim ins Reich“ holen lässt, wandert Freud nach London aus, während Franz den wachsenden NaziTerror miterleben muss. Regisseur Nikolaus Leytner gelingt mit seiner Verfilmung von Robert Seethalers gleichnamigem Roman „Der Trafikant“ ein nachdenkliches historisches Zeitporträt. FJ D 2018. R: Nikolaus Leytner. D: Simon Morzé, Bruno Ganz u. a. P ab 1.11., Cinema Arthouse

FREUNDINNEN? Stephanie (Anna Kendrick) hat sich als Bloggerin einen Namen gemacht und lässt ihre Umwelt an den Höhen und Tiefen ihres Mutterdaseins teilhaben. Durch den Spielkameraden ihres Sohnes, freundet sie sich mit dessen Mutter Emily (Blake Lively) an, die als PR-Chefin ein glamouröses Leben führt. Als sich Emilys Terminkalender überschlägt, bittet sie Stephanie einen Tag lang auf ihren Sohn aufzupassen. Stephanie schlägt ihrer neuen Freundin den kleinen Gefallen natürlich nicht aus. Doch Emily wird ihren Sohn nicht abholen. Sie verschwindet wochenlang spurlos. Selbst Emilys Mann Sean (Henry Golding) weiß nichts über den Verbleib seiner Frau. Er kümmert sich von nun an gemeinsam mit Stephanie um die beiden Jungs. Stephanie fängt schon bald an von einem neuen Leben als Patchwork-Familie zu träumen. Bis zu dem Tag, an dem Emilys Leiche gefunden wird ... L. BERLIN USA 2018. R: Paul Feig. D: Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Andrew Rannells u. a. P ab 8.11., Cinema Arthouse, CineStar


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