Camping Mecklenburg-Vorpommern 2017 | 2018

Page 11

TIEFE SEENSUCHT | 9

Unterwegs auf dem Großen Fürstenseer See – Hier hat man beste Chancen, einen Adler bei der Jagd zu beobachten und ausgiebig die Stille zu genießen.

ordentlich, wir wollen schnell aufs Wasser kommen. Die Boote tragen wir zum Ufer eines urigen Fließes, das früher das örtliche Mühlrad zum Drehen brachte. Dann paddeln wir durch einen Tunnel aus Bäumen hinaus auf den Dabelower See. Spiegelglatt liegt der See vor uns, begrenzt durch einem Saum aus dichtem Schilf. Dahinter machen sich die Wälder Mecklenburgs breit. See und Dorf wirken wie ein vergessener Fleck im Nirgendwo, die perfekte Idylle. Wir überqueren einmal den Dabelower See. Auch hier ist niemand außer uns unterwegs. Am rechten Ufer finden wir eine kleine Badestelle mit Holzsteg. Wenige Augenblicke später rennen wir diesen hinunter und springen mit Anlauf in den See. Das Wasser ist wärmer als vermutet, für eine richtige Erfrischung hole ich tief Luft und tauche Richtung Grund.

und Schlingpflanzen ziehen vorbei, dann werden es mehr und bilden ganze Unterwasserwälder. Zwischen den Ranken schwimmen kleine Barsche und Rotfedern. Unser Mitpaddler Denny kennt den See wie seine Westentasche, hat seine halbe Kindheit und Jugend hier verbracht. „Wenn du bei hereinbrechender Dunkelheit über diese flache Stelle fährst, solltest du eine Taschenlampe mitnehmen und auf den Grund leuchten. Dann siehst du die Aale, wie sie halb auf dem Grund liegen, halb ihren Körper samt Kopf nach oben recken und in dieser Position verharren“, erzählt Denny. Die schlangenartigen Fische können über einen Meter lang und über 50 Jahre alt werden, doch sie sind selten geworden. Bei einer Kanutour auf dem Großen Fürstenseer See hat man beste Möglichkeiten, seltene Wildtiere zu beobachten. In den Kronen der am Ufer stehenden Bäume

sitzen häufig Greifvögel, so können hier auch die imposanten Seeadler (bis zu 2,4 Meter Flügelspanne) beobachtet werden. Die den See umschließenden dichten Wälder beherbergen zudem noch eine andere seltene Spezies: den Wolf. Dass wir diesen auf unserer heutigen Exkursion nicht zu Gesicht bekommen, ist jedoch nicht verwunderlich. Die Tiere sind überaus scheu und eine Begegnung ist somit sehr unwahrscheinlich. Dass sie sich hier in den letzten Jahren gut etablieren konnten zeigt, wie wild und ungestört die Natur dieser Region ist. Badezeit und Eiszeit Am nächsten Tag setzen wir unser Seen-Hopping fort und fahren über schmale Straßen in das verschlafene Dorf Dabelow. In der Mitte des Ortes steht eine für die Region typische Backsteinkirche, prächtig restauriert mit hölzernem Kirchturm. Doch die Sonne brennt schon

Nach dem Bad sitzen wir schließlich am Ufer und trocknen unsere Haut in der Sonne. Die Blicke gehen in die Landschaft und unser Gespräch dreht sich um die Frage, warum es eigentlich nicht mehr solcher großen Seengebiete in Deutschland gibt. Und warum hier manche Seen weit verstreut sind, ohne miteinander verbunden zu sein. Die Antworten lassen sich in der Vergangenheit des Landes finden. Gigantische Eismassen hobelten bis vor 15 000 Jahren immer wieder über die Landschaft. Beim letzten Auftauen der Gletscher spülten die Wassermassen tiefe Rinnen in die Landschaft, daraus bildeten sich dann die zusammenhängenden Seengebiete. Es gab aber auch einzeln abgesprengte Eisbrocken, die sich aufgrund ihres Gewichtes tief in den Boden drückten und nur langsam abtauten. Am Ende bleiben von diesen Eislinsen riesige Pfützen übrig, groß genug, um heute darin zu paddeln und zu baden. Nach dem ausgiebigen Badestopp sitzen wir wieder in den Booten und fahren weiter Richtung Osten. Der See wird zu einem schmalen Wasserlauf, nun zu dichtem Dschungel, wird wieder breiter und zu einem neuen See, dem Großen Brückentinsee. Mitten im Gewässer be-


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.