Natur+Umwelt 4-2016

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Interview

Konsequent trennen! Wohin mit dem Müll? Und wie fällt möglichst wenig davon an? Natur+Umwelt sprach mit dem Abfallexperten des BUND, Rolf Buschmann.

Leider ist es beim Kauf oft schwierig, Einweg von Mehr­ weg zu unterscheiden – nicht jede Pfandflasche wird wiederverwendet! Der BUND plädiert für eine eindeu­ tige Kennzeichnung auf der Flasche. Gerade bei Ge­ tränken aus regionaler Herkunft ist die Mehrwegfla­ sche klar die beste Wahl. Bei Milchprodukten können je nach Transportdistanz auch leichte Beutel oder Tetra­ packs ökologisch vorteilhaft sein. Natur+Umwelt: Muss nicht vor allem die Politik Mehrweg fördern? Rolf Buschmann: Richtig. Doch das geplante Verpa­ ckungsgesetz verzichtet auf eine Mehrwegquote. Bis­ her galten 80 Prozent als Mindestanteil. Weil das nie kontrolliert wurde, sank die Quote bis heute auf 40 Pro­ zent. Der neue Gesetzentwurf enthält keinerlei Vorga­ ben und Anreize. Deshalb droht nun ein Ausstieg von Konzernen wie Coca-Cola, die lieber heute als morgen nur noch Einweg liefern wollen. Auf den Umweltkosten bliebe dann die Allgemeinheit sitzen – wir alle.

Natur+Umwelt: Wir Deutschen produzieren besonders viel Plastikmüll. Sind kostenpflichtige Plastiktüten die Lösung? Rolf Buschmann: Tatsächlich sind Plastikabfälle ein Riesenproblem. Wir haben ein Sammelsystem, doch ändert dies nichts daran, dass hierzulande viel zu viel Plastikmüll anfällt. Die Plastiktüte hat einen Symbol­ charakter. Eigentlich ist sie überflüssig, ein klassisches Wegwerfprodukt, nach dem Auspacken braucht man sie nicht mehr. Gut, dass die EU ihre Zahl reduzieren will – bis 2019 auf 90 und bis 2025 auf 40 Tüten pro Kopf und Jahr. Doch das weit größere Problem sind die Vielzahl und Vielfalt der Plastikverpackungen. Im Supermarkt bekommen wir ja kaum ein Produkt mehr ohne.

Natur+Umwelt: Die Deutschen bilden sich viel darauf ein, ihren Müll zu trennen. Ist die maschinelle Müllsortierung nicht längst viel genauer als das Trennen daheim, das ja sehr unterschiedlich gehandhabt wird? Rolf Buschmann: Alle Versuche, den Müll unsortiert in einer »Zebratonne« zu sammeln und erst später profes­ sionell zu trennen, sind gescheitert. Die einzelnen Stoffströme – Papier, Glas, Kunststoffe, Metalle – waren zu stark verschmutzt, um daraus Sekundärrohstoffe zu gewinnen. Abfälle im Haushalt zu trennen, bleibt das oberste Ziel. Um das zu erleichtern, sollten Verpackun­ gen möglichst einfach gestaltet sein; gerade bei Kunst­ stoffen lässt sich die Recyclingquote noch deutlich er­ höhen.

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Natur + Umwelt BN-Magazin [4-16]

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Foto: Unschuldslamm/photocase.de

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Natur+Umwelt: Getränke werden immer häufiger in Einweg-Behältern angeboten. Sollte man noch gezielt auf Mehrweg achten? Rolf Buschmann: Definitiv. Die Mehrweg-Glasflasche schneidet in allen Ökobilanzen am vorteilhaftesten ab.


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