Natur + Umwelt 1-2012

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Foto: Roland Günter

Blaue Augen, roter Samt Unter dieser Überschrift zierte die Mohnbiene vor Jahren schon einmal den Titel der »Natur+Umwelt«.

BN kümmert sich um alle Bienenarten

Die wilden Verwandten

Bienenfleißig ist nicht nur die ­Honigbiene. 500 mehr oder weniger pelzige Wildbienenarten stehen ihr als Bestäuber zur Seite.

Foto: Rudolf Hein

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Der Autor Dr. Klaus Mandery engagiert sich als Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Haßberge sowie im BN-Arbeitskreis ­Artenschutz insbesondere für Erfassung und Schutz der Wildbienen.

ildbienen sind nie als Konkurrenten der Honigbiene anzusehen, denn als Einzelgänger können sie die Nektarquellen nicht so systematisch nutzen wie diese. Allen bekannt sind die Hummeln: schwarz mit rotem Hintern meist die Steinhummel, fast durchgehend orangebraun die Ackerhummel, mit gelben Ringen und weißem Hintern die verschiedenen Erdhummeln. Angeblich waren einmal zwölf Hummel­ arten in jeder Feldflur der Standard, heute sind es vielleicht noch die drei genannten. Was sie gegenüber den Honigbienen auszeichnet, ist ihr Pelz, der ihnen eine besondere Kältetoleranz beschert. Damit können sie sowohl bei schlechtem Wetter als auch im Gebirge ihrer Aufgabe als Bestäuber nachgehen.

Allein im Schneckenhaus

Dass dabei alle Bienenarten wie die Honigbiene nur darauf aus sind, Pollen für die Nachzucht zu sammeln, liegt auf der Hand. Die so wichtige Bestäuberleistung ist quasi ein Nebenprodukt. Auch Honig lässt sich bei den Hummeln finden. Ihn sammeln sie in aus Wachs gefertigten »Honigtöpfen« und verfüttern ihn an die Stockgenossen. Damit ist eine weitere Parallele zur ­Honigbiene genannt: Hummeln bilden Staaten, wenn auch kleine.

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-12]

Da können die anderen Wildbienenarten nicht mithalten. Sie stehen als einzeln lebende »Solitärbienen« auf einer weniger entwickelten Stufe. Ihre Nester legen zum Beispiel die Sandbienen im Boden, die Holzbiene im Holz, die Schneckenhausbienen in leeren Schneckenhäusern und die kleinen Maskenbienen in ausgenagten Stängeln an. Die Vielfalt der Wildbienen ist so groß wie ihre Bedeutung. Viele Arten sind Generalisten, was die Pollensorte anbelangt; sie besuchen jede verfügbare Blütenart. Andere sind höchst spezialisiert, wie die Mohnbienen (Foto): Ihr Name resultiert aus ihrer Vorliebe für Mohnblätter zum Auskleiden der Nester. Sie schneiden Stückchen von diesen Blütenblättern und bringen sie in das Bodennest, wo sie sie als Schutz vor Verpilzung des eingetragenen Pollenkuchens an die Nestwand drücken. Der blaue Pollen der Mohnbiene stammt von einem anderen »Unkraut« des Getreideackers, der heute seltenen Kornblume. Wer dann noch erfährt, dass die Mohnbiene zur Anlage ihrer Nester Sandboden bevorzugt, kann sich leicht ihre Probleme zusammenreimen: Sie ist als Spezialist – Sandboden, Klatschmohn, Kornblume – über viele Jahre der Intensivierung der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Das Düngen und Spritzen der Felder hat sie auf Gefährdungsstufe 1 der Roten Liste gehoben.

Bund Naturschutz hilft

Dass sich der BN im Vorkommensgebiet der Mohnbiene in Franken mit dem Schwerpunkt im Landkreis Bamberg in vielen Einzelaktionen für diese höchst gefährdete Art einsetzt, liegt auf der Hand. Einen sandigen Acker für das Ackerrandstreifenprogramm zu gewinnen oder eine sandige Brache vom Heckenaufwuchs zu befreien, sind verhältnismäßig leichte, aber äußerst effektive Maßnahmen. Auch mit den vielerorts angebrachten »InsektenHölzern« kann man den gefährdeten Wildbienenarten gut helfen. Ein paar Löcher in ein Holz gebohrt, und schon kann eine spezialisierte Wildbiene drei, vier oder fünf Brutzellen mit Pollen füllen. Den findet sie hoffentlich gleich nebenan im blütenreichen Garten, in dem nicht nur die Garten-Platterbse als Zierpflanze, sondern auch der blaue Natternkopf als Wildkraut seine Daseinsberechtigung hat. Klaus Mandery

Zum Weiterlesen Westrich, Paul: Wildbienen, Die anderen ­Bienen. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, 2011, ­ 479 Farbabbildungen, ISBN 978-3-89937-136-9, Euro 19,80 ANL, Laufen: Tiere live, ein Aktionshandbuch für die Umweltbildung. 2010, Ordner, 500 Seiten, Thema Wildbienen bearbeitet von Klaus Mandery, 978-3-931175-95-5, Euro 25,00


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