StiftungsWelt 03-2017 Die Zukunft im Blick. Stiftungen entdecken globales Engagement

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Die Kunst zurückzutreten Wie aus Leidenschaft für Musik eine eigenständige Stiftung und schließlich eine Plattform für Afrikas Kreative wurde

von Dr. Nathalie von Siemens

» » » „Wie viele müssen noch sterben, wie viele noch verschleppt werden?“ Diese Zeile aus dem Song „Droit de vivre“ zwölf westafrikanischer Musiker geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Mit ihrer Musik kämpfen sie gegen Extremismus und für den Frieden. Ihre „­Waffe“ ist die Musik. „Sie findet oftmals mehr Gehör als politische Aktionen“, sagt Adé Bantu, ein Sänger der Gruppe. Was die zwölf Männer auf die Beine gestellt haben, gelingt nur wenigen afrikanischen Musikern: eine Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Zwar beschäftigen sich viele Künstler mit ähnlichen Themen, jedoch stießen diejenigen, die professionell arbeiten und Verantwortung übernehmen wollen, immer wieder an Grenzen. Ihnen fehlten Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, kritische Berichterstattung und Orte, an denen ihre Musik bekannt gemacht wird.

Dr. Nathalie von Siemens  ist seit 2013 zusammen mit Rolf Huber geschäftsführender Vorstand der Siemens Stiftung. Sie ist Beiratsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Weitere Informationen  www.musicinafrica.net www.siemens-stiftung.org

Warum wir das Online-Portal „Music In Africa“ ­initiiert haben Begeisterung und gleichzeitig Ernüchterung gaben 2011 den Anstoß zu „Music In Africa“: Begeisterung für den unglaublichen Reichtum der Musik aus Afrika, die es schafft zu begeistern, aufzurütteln und Menschen zusammenzubringen. Ernüchterung, dass dieses Potenzial viel zu wenig ausgeschöpft wird. Auf einer Konferenz in Johannesburg haben wir deshalb

mit Musikern aus ganz Afrika darüber nachgedacht, wie eine Struktur aussehen könnte, die Kreative in Afrika gleichzeitig repräsentiert und stärkt. Das Ergebnis: eine Musikinformationsplattform für den gesamten Kontinent. Seit November 2015 bietet musicinafrica.net afrikanischen Künstlerinnen und Künstlern nun die Möglichkeit, sich zu vernetzen und fundierte Informationen und Weiterbildungsangebote abzurufen: mit über 18.000 Musiker- und Institutionenprofilen, mehr als 600 Überblickstexten, Musiknews und Lehrvideos. Die Chance, über dieses Portal erstmals in die ganze Vielfalt der Musik aus den verschiedenen afrikanischen Ländern eintauchen zu können, ist faszinierend und vermittelt mehr als Worte das Lebensgefühl und die Stärke Afrikas. „Music In Africa“ ist unser bislang größtes Kulturprojekt. Was wir auf dem Weg gelernt haben – und immer noch lernen 1. Begeisterung teilen – eine Plattform, verankert auf dem gesamten Kontinent Zwar hatten unser Kooperationspartner, das Goe­theInstitut, und wir bereits erste Ideen, doch ohne die Motivation und Begeisterung der afrikanischen Musiker wäre „Music In Africa“ nie entstanden. Prominente Persönlichkeiten wie Yusuf Mahmoud, der Direktor des Festivals Sauti za Busara auf Sansibar, Mulatu Astatke, der äthiopische Vater des Ethio-Jazz, und die südafrikanische Pianistin Jill Richards haben sich von Anfang an für das Portal eingesetzt. Sie sind auch Teil der sogenannten Reference Group, der 200 Musikfachleute aus ganz Afrika angehören, die das Vorhaben begleiten und unterstützen.


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