Buwa 1005

Page 6

Entwicklung und Forderungen an die Waldinventur Graubündens Die Waldinventur mit dem Schwerpunkt der Vorratserhebung ist die wichtigste Grundlage in der forstlichen Planung, seit 1886 die ersten definitiven Waldwirtschaftspläne im Kanton Graubünden eingeführt wurden. Die mit der Waldinventur erhobenen Merkmale wurden in den letzten 130 Jahren immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Insbesondere die Vorratserhebung wurde immer wieder in Frage gestellt. Es zeigt sich jedoch, dass der Vorrat eine Schlüsselgrösse ist, aus welcher sehr viele Folgerungen gezogen werden können und dies nicht nur bezüglich Holzproduktion, sondern auch für die anderen Waldfunktionen. In Zukunft sollten vermehrt die vorhandenen Informationen eingehender analysiert und interpretiert werden, anstatt immer neue Informationen zu erfassen. Vollkluppierung in Lüen 1960. (Bild: Archiv AfW Graubünden)

6

Die erste Waldinventur wurde 1862 durchgeführt, als bei der Teilung der Alpwaldungen von Trimmis und Says der Holzvorrat auf 365 ha mittels einer Vollkluppierung erfasst wurde1. Dies blieb jedoch lange ein Einzelfall. Erst 1867 wurde für den ersten Wirtschaftsplan der Heimwaldungen der Stadt Chur die stehende Holzmasse (= Vorrat) mittels einer okularen «Taxation» ermittelt2. Wie diese genau erfolgte, ist in der der Literatur leider nicht festgehalten. Ab 1881 wurde dann definitiv die Vollkluppierung eingeführt. Die Kluppschwelle wurde auf 16 cm festgelegt mit einer 2-cm-Stufenunterteilung. Mit dieser Methode wurde der Vorrat bis 1938 für 206 Waldeigentümer auf einer Fläche von 116 000 ha erfasst. 81 Eigentümer hatten zu dieser Zeit bereits einen Wirtschaftsplan mit der ersten Revision, 18 einen mit der zweiten Revision und zwei schon mit der dritten Revision. Die zentralen Kenngrössen waren der Vorrat, der Mittelstamm und die Volumen-Einteilung in fünf Stärkeklassen. Aus dem vorliegenden umfangreichen Zahlenmaterial wurden bereits erste Modelle über die angestrebte Stärkeklassenverteilung abgeleitet. Ab 1897 wurde die Stehendkontrolle eingeführt, d. h., bei der Anzeichnung wurde von allen zur Nutzung vorgesehenen Bäumen der BHD gemessen und das Volumen berechnet. Mit der Kontrolle der Nutzungen während einer Planungsperiode und dem Vergleich zwischen dem Vorrat am Anfang einer Wirtschaftsplanperiode und dem erfassten Vorrat am Ende einer Periode konnte der Zuwachs berechnet werden (Kontrollmethode). An 1 – 6 % der Bäume wurden zudem Zuwachsbohrungen durchgeführt und der so ermittelte Zuwachs mit dem Zuwachs nach der Kontrollmethode verglichen. Der Hiebsatz wurde bei Ersteinrichtungen rein rechnerisch nach Formeln


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.