SCHÖNENBERG AKTUELL
«Querbeet»: Raphael Fu Raphael Fuchs & Co. muss man nicht mehr vorstellen, jedenfalls den Schönenbergern nicht. Raphi Fuchs bespielt mit seiner dreiköpfigen Combo fast jeden Dorfanlass. Nicht nur in unserem Dorf, sondern auch in der nahen und weiteren Umgebung. Sei es der Weihnachtsmarkt oder der Ländlerabig im Sihlbrugger Dukes, die Wädenswiler Chilbi oder der Jodlerabend im Hirzel. Raphael Fuchs & Co. sind dabei und sorgen für gute, «lüpfige» Stimmung. Man fragt sich vielleicht, was einen jungen Mann zur Volksmusik treibt. Warum macht ein noch nicht ganz dreissigjähriger Musiker nicht HipHop, Rap oder Pop? Ich glaube, mein Vater ist schuld an meiner Liebe zur Volksmusik. Hätte er lange Haare gehabt und Rockmusik gehört, würde ich vielleicht Gitarre spielen. Aber ich bin auf dem Land aufgewachsen, mein Vater spielte Schwyzerörgeli und hatte eben keine lange Haare. Das heisst nicht, dass ich nicht gerne andere Musik höre. Ganz im Gegenteil brauche ich sie als Ausgleich zur Volksmusik. Wenn wir nach einem Auftritt mit dem Auto nach Hause fahren, ist zum Beispiel Volksmusik genau das falsche nach 5 Stunden Volksmusik spielen. Ich habe unsere Musik dann – ob ich will oder nicht – mitgehört und brauche danach unbedingt etwas anderes. Ich glaube, diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in der Musik und in meinen Eigenkompositionen wider. Es sind neben urchigen Klängen immer wieder moderne Einflüsse zu hören. Aber Volksmusik bleibt immer ein Teil von mir. Seit wann machst Du Musik? Wie hast Du Dein Instrument spielen gelernt? Wenn ich richtig gerechnet habe, sind es nun in diesem Jahr 20 Jahre, was ich selber fast nicht glauben kann. Also seit ich 10 Jahre alt bin. Ich kann mich noch gut an meine erste Lektion in der Musikschule erinnern, in welche ich 5 Jahre lang wöchentlich gegangen bin. Am Anfang hatte ich sehr Mühe, da man beim Schwyzerörgeli mit den Händen je auf verschiedenen Seiten etwas anderes spielen muss. Aber auf einmal «ging mit der Knopf auf» und ich bekam immer mehr Freude, da ich schnell Fortschritte machte. Schwieriger war dann die Zeit in der Oberstufe. Wenn die Frage auftauchte, wer ein Instrument spielt, habe ich nicht 26
Aus dem Stegreif mit Gehör etwas zu spielen, fällt mir wesentlicher leichter.
aufgestreckt. Ich hatte das Gefühl, es sei völlig «uncool», Schwyzerögeli zu spielen und hatte Angst, dass man mich dann als einen anderen Menschen ansehen würde. Dieses Problem löste sich nach der Oberstufe aber von selbst, da ich immer mehr merkte, dass mich niemand wegen meiner Musik in eine Schublade steckte und ich als moderner und trotzdem bodenständiger Jugendlicher wahrgenommen wurde. Heutzutage ist das sowieso ganz anders: Das Schwyzerörgeli gilt als «cool». Vor 20 Jahren hatten dieses Instrument und die Musik ein verstaubtes Image. In meinem Alter war ich eingentlich in unserer Region der Einzige, der Schwyzerörgeli spielte. Aber wenn du auf dem Schwyzerörgeli dann die Filmmelodie von «Fluch der Karibik» spielen kannst, haben sogar die jungen Leute Freude an deiner Musik. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man die urtümliche Musik, die schon vor Jahren und Jahrzehnten in unseren Tälern gespielt wurde, nicht vergisst und beibehält. Selbstverständlich kann man das alles kombinieren, mit Liedern, Schlagern und modernen Melodien. So wie wir das tun, einfach «querbeet» spielen. Und dann sagt ja der Volksmund: Übung macht den Meister. Musst Du viel üben? Bei diesem Instrument muss man wirklich viel üben, bis man es gut beherrscht, da man auf der rechten Seite die Melodie spielt und auf der linken Seite eine Bass-Begleitung. Zudem muss man noch darauf achten, ob man das Schwyzerörgeli zusammenstösst oder auseinanderzieht. Je nach dem klingt es anders, weil es ein diatonisches Instrument ist. Bis man dies wirklich intus hat, braucht es seine Zeit. Ich hatte das Glück, dass ich schon als Kind angefangen habe und viel Zeit zum Üben hatte. Inzwischen fällt mir das Selberkomponieren eines Liedes oder einer Meldodie leichter als ein neues, bestehendes zu üben. Kritisch wird es für mich, wenn ich nach Noten spielen muss.
Seit wann bist Du in dieser Formation unterwegs? Bist Du vorher schon in anderen oder alleine aufgetreten? Mit meiner Formation bin ich seit über 10 Jahren unterwegs. Den Name gab uns ein Veranstalter, da er beim ersten Auftritt nur wusste, dass ich mitspielte und so nannte er die Formation nach meinem Namen «Raphael Fuchs & Co». Zwischendurch gab es mal personelle Veränderungen, da bei einem Kollegen die Zeit neben Beruf und Familie fehlte. Ich bin schon vorher und auch heute mal alleine oder ab und zu in anderen Formationen aufgetreten. Ich helfe auch im Notfall bei anderen Formationen mal aus – falls zum Beispiel gerade ein Kind erwartet wird. Viele Musiker träumen davon, ihre Berufung zum Beruf zu machen. Du auch? Was bedeutet Dir die Musik? Könnte man in der Schweiz überhaupt von der Volksmusik leben? Die Musik bedeutet mir viel und gibt mir einen guten Ausgleich in meinem Leben. Sie ist für mich auch ein Teil der «Schweiz», welchen ich gerne repräsentiere. Zum Beruf machen möchte ich sie eigentlich nicht, da ich viel zu viel Angst davor habe, dass ich dann nicht mehr die gleiche Leidenschaft empfinde, weil man davon leben muss. Theoretisch ist es aber auch in der Schweiz möglich, die Musik zum Beruf zu machen. Auftreten alleine reicht aber nicht. Dann müsste man noch viele Musikstunden anbieten können und am besten noch eigene Schwyzerörgeli bauen. Das Genre Volksmusik hat vor allem bei uns auf dem Land seine Fangemeinde und so kommt es, dass Raphael Fuchs & Co. es schon weit gebracht haben und gut gebucht sind. Nach der ersten CD der Formation, die vor 5 Jahren erschienen ist und «Vom Muotathal is Digital» heisst, erscheint jetzt schon die zweite CD der Formation, bestehend aus Raphael Fuchs (Schwyzerörgeli), Urs Streuli (Kontrabass) und Andreas Leuthold (Schwyzerörgeli). Obwohl diese CD in erster Linie als Erinnerung gemacht wurde, hatten wir sehr guten Erfolg, so dass wir sogar im Radio gespielt werden. Bin ich erschrocken, als ich uns das erste Mal hörte. Ich bin fast von der Strasse abgekommen vor lauter Wädenswiler Anzeiger 07-2018