Lisna Nr. 13 - Dezember 2012

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Gesellschaft/Kultur

Der Geschichte verbunden

Faszination Geschichte Wenn er beginnt über Vergangenes zu erzählen, Zusammenhänge aufzuzeigen und Hintergründe zu analysieren, dann ist Ernst Delmonego in seinem Element. Mit Empathie und bedeutungsschwer fasst er historische Kontexte in wohlformulierte Sätze, unterstrichen von seiner unverkennbaren Gestik. „Die Geschichte und dabei vor allem die mittelalterliche Geschichte Tirols hat mich schon immer fasziniert“, erzählt er. Neben dem ausgezeichneten Schulfachmann Pfarrer Anton Kuen zählt auch Josef II. zu seinen Lieblingsgestalten. Kaiser Josef II. war der älteste Sohn von Kaiserin Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen. Der Volkskaiser setzte seine Reformen meistens schonungslos durch, weshalb ihn viele seiner Zeitgenossen „und auch spätere Geschichtsschreiber nicht verstanden“, ergänzt Ernst. Bereits in seiner Gymnasialzeit wuchs eine gewisse Sympathie für den einfachen, hochintelligenten Herrscher.

Einfache Kindheit Diese Einfachheit teilt er mit seinem Vorbild. Ernst Delmonego, 1948 geboren, ist beim Färber in Petschied in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Schon früh musste er wie so viele Burschen im Sommer die Kühe hüten. „Da ich schreckliche Angst vor Schlangen habe, habe ich an Stellen, wo ich wusste, dass welche vorzufinden sind, gar manchen Rosenkranz gebetet“, erinnert er sich. Einige seiner Kindheitserinnerungen hat er auch im kürzlich erschienenen Bildband „Lüsen – Einblicke 24

Foto: privat

Der Historiker Ernst Delmonego erhielt am 15. August die Verdienstmedaille des Landes Tirol für seine Verdienste um die Herausgabe und das Mitwirken an zahlreichen geschichtlichen Werken und Dorfbüchern. Ein Porträt über einen Mann, dem das Geschichtsinteresse im Blut liegt.

Die Landeshauptmänner Luis Durnwalder und Günther Platter verliehen die Auszeichnung

ins Gestern“ untergebracht. So etwa die des winterlichen Holzführens im Petschieder Berg, wo in aller Frühe die Bauern mit ihren mit Glöckchen behangenen Rössern und im Fackellicht beim Kammerfenster des „Bethlehem-Hauses“ vorbeifuhren.

Reichhaltiges Schaffen Seine ersten schriftstellerischen Spuren hinterließ er im Rodenecker Heimatbuch. Luis Rastner, einer seiner Mitstudenten aus Universitätszeiten, bat ihn, die politische Geschichte der Herrschaft Rodeneck zu verfassen. Mit dem für Ernst unverwechselbaren Humor erwiderte er: „Ich erklärte ihm, dass ich noch nicht vor hätte, eine Habilitation zu machen, da mir zumindest das Ausmaß und die Bedeutung dieser Arbeit bewusst waren.“

Noch vor Erscheinen des Rodenecker Dorfbuches beauftragte ihn der Lüsner Bürgermeister Franz Kaser mit der Herausgabe des Lüsner Dorfbuches. Dies ist wohl das bedeutendste Werk seines umfangreichen Schaffens, auf das er mit leichtem Stolz zurückblickt. So hängt in Delmonegos Wohnzimmer ein Foto, das ihn bei einem Interview auf der Dorfgasse anlässlich der Vorstellung des Dorfbuches am Kirchtagsonntag 1988 zeigt. Daneben hängt eine Zeichnung von Irene Unterfrauner vom Niedersterhof in Kreuz, die das Winkler- und Sattlerhaus in der Hundsgasse zeigt. Auf einem Aquarell ist das Kloster Neustift zu erkennen, ein anderes zeigt verschiedene Motive aus dem Lüsner Dorfbuch: „Dieses Aquarell habe ich wie das schöne Foto von der letzten Buchvorstellung mit dem ehemaligen www.gemeinde.luesen.bz.it


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