ChB 5344 – Thomas, Kleine Geistliche Chormusik

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thomas

ChB 5344
Breitkopf & härtel chor B i B liothek
Kleine Geistliche Chormusik für Soli und Chor a cappella oder mit Instrumentalbegleitung Small Sacred Choral Music for Soloists and Choir A Cappella or with Instrumental Accompaniment op. 25

KLEINE GEISTLICHE CHORMUSIK

für Sopran, Bariton ad lib. und vier- bis achtstimmigen Chor a cappella oder mit zwei Violinen, Flöte und Orgel

SMALL SACRED CHORAL MUSIC

for Soprano, Baritone ad lib. and Four- to Eight-Part Choir A Cappella or with Two Violins, Flute and Organ op. 25

KURT THOMAS 1904–1973 Chor-Bibliothek 5344 Printed in Germany

Inhalt | Contents

1. Machet die Tore weit Advent 6

2. Daran ist erschienen die Liebe Gottes Weihnachten | Christmas 10

3. Ist Gott für uns Neujahr | New Year 16

4. Mache dich auf, werde licht Advent und Epiphanias | Advent and Epiphany 20

5. Niemand hat größere Liebe Volkstrauertag | Remembrance Day 24

6. Fürwahr, er trug unsre Krankheit Passion 35

7. Der Tod ist verschlungen in den Sieg Ostern | Easter 39

8. Gott fähret auf mit Jauchzen Himmelfahrt | Ascension Day 44

9. Schmücket das Fest Pfingsten | Pentecost 50

10. Wir wollen sing’n ein Lobgesang Johannis | St. John’s Day 56

11. Die Gnade unsers Herrn Trinitatis | Trinity Sunday 60

12. Jauchzet Gott, alle Lande Erntedankfest | Harvest Festival 66

13. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort

14. Herr, sei mir gnädig

Reformationsfest | Reformation Day 71

Buß- und Bettag | Day of Repentance 77

15. Gott wird abwischen alle Tränen Totenfest/Begräbnis | Funeral 82

16. Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses Kirchweih | Consecration Day 86

17. Fürchte dich nicht Konfirmation | Confirmation 92

18. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete Trauung | Marriage 97

19. Herr Gott, dich loben alle wir Michaelis | Michaelmas 102

20. Nun freut euch, lieben Christen g’mein Kantate | Cantate Sunday 106

Kurt Thomas wurde am 25. Mai 1904 in Tönning, Schleswig-Holstein, geboren.1 Er studierte zunächst Klavier und Musiktheorie bei Robert Teichmüller und Max Ludwig am Leipziger Konservatorium, auf Anraten des damaligen Thomaskantors Karl Straube nahm er zusätzlich Kompositionsunterricht bei Arnold Mendelssohn in Darmstadt. Seine erste Anstellung erfolgte als Theorielehrer und Chorleiter des Kirchenmusikalischen Instituts am Leipziger Konservatorium. Hier gründete er auch seine erste eigene Kantorei mit Schwerpunkt auf evangelischer Kirchenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts. Von 1934 bis 1939 war er als Professor für Chorleitung an der Berliner Hochschule für Musik tätig; seine Erfahrungen aus dieser Zeit gingen in das mehrbändige Lehrbuch der Chorleitung ein, das ab 1935 bei Breitkopf & Härtel erschien und bis heute ein Standardwerk darstellt.2 In diese Zeit fällt auch die Komposition und Veröffentlichung der Kleinen Geistlichen Chormusik op. 25, die Thomas als das Zentrum seines kompositorischen Schaffens der Berliner Jahre ansah.3

Von 1939 bis 1945 war er Leiter des Musischen Gymnasiums Frankfurt, einer staatlichen Eliteschule für musikalisch begabte Jungen. Sein Wirken in dieser Zeit und sein Verhältnis zum Nationalsozialismus sind umstritten, wie bereits in der Forschung diskutiert.4 Nach der Auflösung der Schule zu Kriegsende gab er zunächst Privatunterricht und gründete die Kantorei an der Dreikönigskirche Frankfurt, später als Frankfurter Kantorei bekannt. Durch ein Spruchkammerverfahren entlastet, wurde er kurz darauf als Professor für Chorleitung und Komposition nach Detmold berufen, wo er bis zur Übernahme des Leipziger Thomaskantorats von Günther Ramin im Jahr 1957 tätig war. Bereits nach drei Jahren gab er dieses Amt jedoch wieder ab, da er seine künstlerischen Vorstellungen nicht mit der politischen Einflussnahme in der DDR vereinbaren konnte. Anschließend war er freischaffend tätig, bevor er 1966 eine Professur für Chorleitung in Lübeck antrat. 1969 musste er seine Dirigiertätigkeit krankheitsbedingt aufgeben, am 31. März 1973 verstarb er in Bad Oeynhausen.

Musikalisch wird Kurt Thomas zu jener Gruppe von „Erneuerern“ der Kirchenmusik gezählt, die kirchentonales Material mit einer modernen, farbigen Klanglichkeit verbanden. Die Kleine Geistliche Chormusik, die aus 20 Motetten für das Kirchenjahr besteht, überführt die musikalische Sprache der früheren Werke in kleinere Formen, erweitert die reine Chorbesetzung jedoch in einigen Stücken durch die Begleitung von Orgel, Violinen und Flöten.5 Die genaue Besetzung ist häufig ad libitum, da Thomas als Mann der Praxis um örtlich unterschiedliche Gegebenheiten wusste. Trotzdem haben die Instrumentalstimmen meistens eine solistische Funktion und stehen gleichberechtigt neben Vokalsolist (Nr. 2 und 5

Sopran solo, Nr. 18 Bariton solo ad lib.) und Chor. Dieser ist überwiegend vierstimmig gehalten, jedoch gibt es nicht selten zwei- und auch dreifache Teilungen, die für eine größere Besetzung sprechen. In vielen Motetten wird dem Evangelium ein Lutherchoral zur Seite gestellt, häufig in Form eines Cantus firmus oder unisono. Zum Teil wird dafür auch die Möglichkeit der Gemeindebeteiligung genannt, woran sich erkennen lässt, dass es sich primär um liturgische Musik für den Gottesdienstgebrauch handelt. Dennoch kann auch die Aufführung im Konzert lohnend sein, um die Vielfältigkeit und spannungsvollen Kontraste dieser Musik hervorzuheben.6

Die vorliegende Neuausgabe fasst die bisherigen Einzelausgaben der Motetten in einem neuen, modernen und besser lesbaren Stichbild zusammen. Unklarheiten durch den alten Stich wurden im musikalischen Sinne entschieden, dabei auch Artikulationszeichen in geteilten Chorstimmen, nicht aber in der Orgel ergänzt. Es kann hier individuell entschieden werden, ob die angegebene Artikulation nur für die Außenstimmen oder für alle Stimmen gilt. Die Textorthographie wurde an die moderne Rechtschreibung angepasst. Ebenso wurden die Taktangaben modernisiert, die Teilung von längeren Taktarten mit gestrichelten Taktlinien, die eine bestimmte Betonung nahelegen, aber beibehalten. Eingeklammerte Vorzeichen, die in der alten Ausgabe auf Alterierungen in anderen Stimmen verwiesen, wurden nur in unmittelbarer Nähe, hier jedoch ohne Klammern übernommen. Eine Neubewertung der Quellen im Sinne einer wissenschaftlichen Ausgabe wurde nicht vorgenommen – nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass diese als Kriegsverluste anzusehen sind.

1 Alle biographischen Angaben, soweit nicht anders angegeben, nach dem Artikel von Emil Platen in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, zweite, neubearbeitete Ausgabe hrsg. v. Ludwig Finscher, Kassel u.a. 2006, Sp. 779–781, und Neithard Bethke, Kurt Thomas. Studien zu Leben und Werk, Kassel 1989 [= Bethke 1989].

2 Eine bearbeitete und aktualisierte Auflage ist 1991 erschienen: Kurt Thomas und Alexander Wagner, Lehrbuch der Chorleitung, 3 Bände, Wiesbaden 1991.

3 Vgl. Bethke 1989, S. 52; die Zusammenarbeit mit Breitkopf & Härtel geht bereits auf die Drucklegung seiner Messe a-moll op. 1 im Jahr 1925 zurück, s. Bethke 1989, S. 31.

4 Siehe u. a. Werner Heldmann, Musisches Gymnasium Frankfurt am Main 1939–1945. Eine Schule im Spannungsfeld von pädagogischer Verantwortung, künstlerischer Freiheit und politischer Doktrin, Frankfurt 2004.

5 Der Titel nimmt eindeutig Bezug auf Heinrich Schütz’ Geistliche Chormusik, die Thomas 1930 in einer der ersten Praktischen Ausgaben herausgegeben hatte; vgl. Bethke 1989, S. 44 u. 52.

6 Die Nummerierung der Stücke entspricht der Reihenfolge des Erscheinens und ist daher nur zum Teil am Verlauf des Kirchenjahrs orientiert.

Vorwort
Sebastian

Kurt Thomas was born in Tönning, Schleswig-Holstein, on 25 May 1904.1 He studied piano and music theory with Robert Teichmüller and Max Ludwig at the Leipzig conservatory before additionally taking on composition lessons by Arnold Mendelssohn in Darmstadt on the advice of Karl Straube, Thomaskantor (choirmaster at the church of St. Thomas in Leipzig) at that time. He had his first employment as music theory teacher and choirmaster of the church music department at the Leipzig conservatory. Here, he also founded his first choir with a focus on protestant church music of the 17th and 18th century. From 1934 to 1939, he worked as professor for choral conducting at the Berlin conservatory; his experiences from this time went into the multi-volume Lehrbuch der Chorleitung which was published at Breitkopf & Härtel from 1935 onwards and is still a standard reference today.2 The composition and publication of the Kleine Geistliche Chormusik Op. 25, that Thomas later saw as the center of his compositional practice of the Berlin years, also falls into this period.3

From 1939 to 1945, he was headmaster of the Musisches Gymnasium (“Musical high school”) in Frankfurt, a national elite school for musically gifted boys. His activities in this time and his relationship to National Socialism are disputed, as being discussed in academic research.4 After the closure of the school at the end of the war, he gave private lessons at first and founded a choir at the Dreikönigskirche Frankfurt that was later known as the Frankfurter Kantorei. Having been exonerated by a denazification court, he was than appointed professor for choral conducting and composition in Detmold where he stayed until taking over the post of Thomaskantor from Günther Ramin in 1957. But after three years, he already left the office as he was unable to reconcile his artistic ideas with the political influencing in the DDR. After this, he was working on a freelance basis before taking on a teaching post for choral conducting in Lübeck in 1966. Due to an illness, he had to abandon his conducting activities in 1969 and finally passed away in Bad Oeynhausen on 31 March 1973.

Musically, Kurt Thomas is counted among the group of “renovaters” of church music who combined churchmode based material with a modern, colorful sound. The Kleine Geistliche Chormusik, being formed by 20 motets for the liturgical year, transforms the musical language of the earlier works into a smaller scope, although expanding the purely choral scoring with the accompaniment of organ, violins and flute in a few pieces.5 The exact scoring is often ad libitum because Thomas, being a man of practice, knew about locally differing resources. Still the instrumental parts mostly have a

soloistic function and are therefore equivalent to the vocal soloist (nos. 2 and 5 soprano solo, no. 18 baritone solo ad lib.) and the choir. The latter usually consists of four parts, but those are regularly divided into two or even three individual parts which seem to suggest a larger number of singers. In many motets, the Gospel is accompanied by a Lutheran chorale, often in the form of a cantus firmus or in unison. Partly, also the possibility of including the congregation is mentioned, which shows that this is primarily liturgical music for use in the service. Yet the performance in concert can also be rewarding by emphasizing the diversity and suspenseful contrasts of this music.6

The present new edition combines all the previous single editions in a new, modern and easier-to-read engraving image. Ambiguities of the old engraving were decided upon in a musical sense; similarly, articulation marks were added in divided choral parts but not in the organ. Whether the articulation here is only valid for the outer voices or all of them can be decided individually. The text orthography was adapted to the modern German standard. Time signatures were likewise modernized, the division of longer measures with dotted lines suggesting a certain emphasis, however, was kept. Accidentals in brackets pointing to alterations in other parts in the old edition were only taken over in immediate proximity, but here without brackets. A reevaluation of the sources in the sense of a scientific edition was not attempted – at the moment they have to be presumed as destroyed in the war.

1 All biographical information, if not stated otherwise, according to the article by Emil Platen in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, second, newly adapted edition ed. by Ludwig Finscher, Kassel etc., 2006, col. 779–781, and Neithard Bethke, Kurt Thomas. Studien zu Leben und Werk, Kassel, 1989 [= Bethke 1989].

2 An adapted and modernized edition was published in 1991: Kurt Thomas and Alexander Wagner, Lehrbuch der Chorleitung, 3 volumes, Wiesbaden, 1991; an English adaptation by Alfred Mann and William H. Reese was published as The choral conductor in 1971.

3 Cf. Bethke 1989, p. 52; the cooperation with Breitkopf & Härtel goes back to the printing of his Mass in A minor Op. 1 in 1925, cf. Bethke 1989, p. 31.

4 See e.g. Werner Heldmann, Musisches Gymnasium Frankfurt am Main 1939–1945. Eine Schule im Spannungsfeld von pädagogischer Verantwortung, künstlerischer Freiheit und politischer Doktrin, Frankfurt, 2004.

5 The title clearly refers to Heinrich Schütz’ Geistliche Chormusik („Sacred choral music“) that was edited by Thomas in one of the first practical editions in 1930; cf. Bethke 1989, pp. 44 and 52.

6 The numbering of the pieces corresponds to the order of publishing and therefore only partly reflects the course of the liturgical year.

Preface
Sebastian

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