"Zukunft Bauen", Branchen-Special in der NZZ.

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Zukunft Bauen

Donnerstag, 29. März 2018

NZZ-Verlagsbeilage

Wie Umdenken aussehen kann

Doch Werner Sobek gehört nicht zu den Zukunftspessimisten. Er hat sich dem Thema der Suffizienz voll und ganz verschrieben und baut seit 2000 jedes Jahr ein vollrezyklierbares Haus, das sich selbst mit Energie versorgen kann. Sein eigenes Haus «R128» in Stuttgart hat den Anfang der Serie gemacht. Die kleine Einheit UMAR im NEST ist sein jüngstes Werk in der Reihe. Beide sind nicht bescheiden, keine dogmatisch wirkenden «Tiny-Houses», und sehen nicht nach strenger Diätoder Recycling-Architektur aus; bezogen auf Raumhöhen, Platzverbrauch und Innenausbau. Und genau hier setzt Werner Sobek an, wenn er sagt: Nachhaltige Architektur müsse immer wunderschön sein, sonst werde sie weder geliebt noch gepflegt. Da wären wir bei den Kleiderbergen zu Beginn: Ein geliebtes Kleidungsstück erhält Pflege, die Lieblingsjeans werden geflickt – nicht weggeworfen.

Was das Forschungs- und Innovationsgebäude NEST in Dübendorf mit «Decluttering» gemeinsam hat und warum diesbezüglich Werner Sobek, Dirk E. Hebel und Felix Heisel eine zentrale Rolle spielen. JENNY KELLER

Die Kleiderberge, einst beim befreienden «Decluttering» in einen Caritas-Sack gestopft, stinken zum Himmel, irgendwo auf einem Kleidermüllberg weit weg von hier. Gekauft wurden sie viel zu schnell und zu billig, getragen zu wenig lang. Man liest ausserdem, dass auch hierzulande Kleiderbörsen schliessen, weil der Aufwand, die Kleider zu tauschen, viel zu gross ist und neue Kleider für die Kunden zu günstig zu haben sind. Im modularen Forschungs- und Innovationsgebäude NEST (Next Evolution in Sustainable Building) der Empa Eawag in Dübendorf haben nun ein paar geschredderte Jeans ein neues Leben als Dämmstoffplatte gefunden. Das Konzept dazu stammt von Werner Sobek, Dirk E. Hebel und Felix Heisel.

Innovative Nachhaltigkeit Die jüngste NEST-Unit «Urban Mining & Recycling», kurz UMAR, geht auf Dirk E. Hebels Buch «Building from Waste» zurück. Seine These «in a nutshell»: Es wird im Baugewerbe zu viel vernichtet. Dagegen forscht er an und will an der Empa den Beweis in der Pra-

xis liefern, dass es auch anders geht. Parallel dazu verfolgt Werner Sobek das Ziel, dass das Bauen mit viel weniger Material- und Energie-Einsatz gelingt. In Dübendorf demonstrieren sie nun zusammen mit Felix Heisel, wie das gehen soll. Jegliche Elemente von UMAR können nach dem Rückbau vollständig und sortenrein wieder- oder weiterverwendet, rezykliert oder kompostiert werden. Das Tragwerk sowie grosse Teile der Fassade bestehen aus unbehandeltem Holz, damit es sortenrein wiederverwertet oder kompostiert werden kann. Auf Klebeverbindungen wird zugunsten von Steck- und Schraubverbindungen verzichtet, damit alle Elemente problemlos rückgebaut und rezykliert werden können. Der Teppich im einen Schlafzimmer wurde sogar geleast. Seine Fasern werden dem Hersteller nach Gebrauch zurückgegeben. Der Spiegel im Bad besteht aus poliertem Edelstahl, die Küchenabdeckung aus Altglas. Die Leuchten, die magnetisch befestigt werden können, sind anders als ihre marktüblichen Pendants nicht lackiert. Gewisse Materialien können auch gemäss ihrem Ursprungsnutzen ein zweites Leben erhalten, so stammen die Messing-

Für künftige Generationen

Jegliche Elemente von UMAR im NEST können nach dem Rückbau wieder- oder weiterverwendet, rezykliert oder kompostiert werden. PD

türklinken aus einem 1970er-JahreBankgebäude aus Brüssel. Echte Patina und Geschichte inbegriffen. Die Verfasser von UMAR plädieren für ein Umdenken im Bauwesen. Sie

spinnen das weiter, was der «Club of Rome» schon 1972 prognostiziert hat: Das Wachstum ist begrenzt. Wir können nicht auf diesem grossen Fuss weiterleben.

Schönheit liegt in den Augen des Betrachters, mag man anmerken, und wir haben es hier mit einem entwerfenden Ingenieur zu tun. Aber: Die UMARUnit sollte ihren künftigen Bewohnern – zwei Studierende dürfen einziehen und Teil des Experiments werden – Freude machen, sie ist sorgfältig gestaltet; optisch, haptisch und olfaktorisch. Geht es nach Dirk E. Hebel, sollen Gebäude künftig nicht nur Wohn- oder Arbeitsraum sein, sondern als Materiallager für künftige Generationen dienen. Verbaute Ressourcen sollten kartografiert werden, und es müssten Unterlagen bestehen, damit man bei einem Rückbau sieht, wie viel von welchen Materialien einer Neuverwertung zugeführt werden können. Einen Anfang macht die Online-Materialbibliothek von UMAR: http://nest-umar.net/#materials.

Dieses Branchen-Special wurde durch Brand Relations initiiert und konzipiert und in Kooperation mit der NZZ Content Solutions umgesetzt.

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