Jahresendnummer 2011

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23. Dezember 2011

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BÖRSE EXPRESS so die Liste von als risikofrei eingestuften Investments weiter ausdünnen. Auch 2012 werden die Fänge der Ratingagenturen immer wieder zuschlagen. Klar ist noch etwas: In den Kernmärkten sind die Realzinsen negativ.

2011

UNTER WASSER

2012 ANLEIHEN

Europa geldpolitisch die Büchse der Pandora geöffnet werden. Für 2012 erwarte ich, dass das Inflationsniveau in den USA, Grossbritannien sowie in den europäischen Kernstaaten bis weit ins erste Quartal hinein über den Zielmarken bleiben wird. Dabei sollte die Inflation nicht völlig ausser Kontrolle geraten. Nichtsdestotrotz bleibt Geldentwertung durch die Aussicht auf weitere monetäre Impulse ungeahnten Ausmasses mittel- bis längerfristig eine reale Gefahr für die Weltwirtschaft. Eine Überhitzung der aufstrebenden Volkswirtschaften könnte diese noch erhöhen.“ Weirs Rat somit: „Inflationsindexierte Anleihen bleiben für Anleger unverzichtbar.“

5-7JÄHRIGE EURO-ANLEIHEN

„Für Anleiheninvestoren wird 2012 kein einfaches Jahr. Gerade mit Blick auf Staatsanleihen werden Anleger ihre bisherige Vorstellung von ‘sicheren Häfen’ weiter überdenken. Denn auch im kommenden Jahr wird das Risiko von Zahlungsausfällen bei Staatsanleihen ihre Hauptsorge sein“. Andrew Wells, Global CIO Fixed Income bei Fidelity, gibt also wenig Hoffnung, dass die Sorgen von Anleiheninvestoren kleiner bzw. weniger werden. Dabei war schon 2011 ein Ausnahmejahr, ein derart ereignisreiches, dass einiges davon wohl gar nicht mehr in den Köpfen der Öffentlichkeit präsent ist. Man denke an die Aufstände im Mittleren Osten, das katastrophale Erdbeben und die nukleare Katastrophe in Japan, die Sorgen um das Wachstum in China, um die globale Wirtschaftsentwicklung, die Unruhen in Grossbritannien und die nach wie vor ungelöste europäische Schuldenkrise.

GEFAHR INFLATION Da im Kampf gegen die Krise auch die Ausweitung der Geldmenge ein denkbares Szenario bleibt, sollten Anleger die Möglichkeit eines Inflationsanstiegs nicht aus dem Auge verlieren. „Weltweit richten die Zentralbanken ihr Augenmerk zunehmend auf die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Tatsächlich ist in manchen Fällen ein steigendes Inflationsniveau der Preis dafür, eine Volkswirtschaft vor dem Rückfall in die Rezession zu bewahren“, sagt FidelityFondsmanager Andy Weir. Und: „Insbesondere in schuldengeplagten Staaten dürften wir 2012 mehr von dieser Geldpolitik sehen. Ein prima Beispiel ist die Fed, die mit ihren massiven Ankaufprogrammen für US-Staatsanleihen die amerikanische Volkswirtschaft mit Liquidität aufgebläht hat. In Europa scheint angesichts der zu erwartenden Rezession im kommenden Jahr die Sorge vor Inflation aktuell zwar weniger akut.“ Doch wird ein Abgleiten in die Rezession die Zentralbanken zu einer experimentelleren Geldpolitik verleiten? „Damit könnte dann auch in

DIE ÜBERHOLSPUR Nach Überhitzung sieht es in den meisten Emerging Markets derzeit aber nicht aus, eher sorgt der Fortgang der Konjunktur. Die Wachstumsaktivität in den Emerging Markets sollte 2012 etwas geringer als 2011 ausfallen. Man versucht jedoch verstärkt, den Binnenkonsum als Wachstumstreiber zu nutzen, um so die schwächeren Exportaussichten, im Zusammenhang mit den krisengeschüttelten westlichen Industriestaaten, zu kompensieren. „Weiters haben die Notenbanken bereits begonnen, Zinssenkungen durchzuführen. Damit lenken sie ihren Fokus weg von der Inflation in Richtung Wirtschaftswachstum“, sagt Monika Rosen vom Private Banking der UniCredit. Heisst wiederum: „Emerging Markets Anleihen sehe ich strukturell positiv, wobei wir Investments in Lokalwährung vorziehen. „Investoren dürften 2012 Schwellenländeranleihen stärker unter strukturellen, anstatt wie bisher taktischen Erwägungen ins Kalkül ziehen“, sagt Wells. Denn nicht wenige Schwellenländer sind inzwischen in Sachen Schuldenstand und Haushalt vielen Industrieländern weit überlegen. Und da im Zuge der allgemein schlechteren Marktstimmung auch die Renditen von Schwellenländer-Anleihen gestiegen sind, „sollten diese Papiere ertragsorientierten Anlegern attraktive Chancen eröffnen“, meint der Fidelity-Spezialist. Ein robustes Wachstum in den Emerging Markets sollte dabei ein Gegengewicht zur Schwäche der Industrieländer bilden. Fortsetzung auf der Folgeseite


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