Hotelier 12 2015

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SZENE AUSLAND SCHWERPUNKT

nalist Felix Lill beschreibt seine erste Begegnung mit dem Hotel-Roboter so: Hinter der Zimmertür wartet die erste Überraschung. Es ist schon jemand da! Das Geschöpf sitzt auf meinem

« DIE HOTEL­ROBOTER

SIND IN DER LAGE, GÄSTE IN VERSCHIEDENEN SPRA­ CHEN ZU BEGRÜSSEN, GEPÄCK AUF DIE ZIMMER ZU BRINGEN, EINEN KAFFEE ZUZUBEREITEN …

»

NICOLE AMREIN

Nachttisch, es trägt ein rosa T-Shirt und einen weissen Rock: «Ich bin Chuuri-chan, freut mich sehr. Ich möchte dir helfen, deinen Aufenthalt angenehm zu gestalten.» Chuuri-chan hat einen gut spannenlangen Körper und darauf einen viel zu grossen Kopf. Neben ihr liegt die Gebrauchsanweisung: «Sprechen Sie laut und deutlich!»

Mit den Kapsel-Hotels fing alles an Neben Chuuri-chan gibt es im Hotel Henn-na auch eine automatisierte Rezeptionistin, einen Concierge, Taxianrufer, Kofferträger und einen Gepäckaufbewahrer – und das, obwohl das Roboter-Haus am Rande eines riesigen Themenparks gelegen ist, der nichts anders will, als die Romantik des alten Kontinents, sprich Europa, zu vermitteln. Doch wie gesagt: Japaner lieben Roboter. Ein Roboter-Hotel zu eröffnen, war also nur logisch. Zumal Japan nicht nur in Sachen

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Roboter-Technologie führend ist, sondern auch, wenn es um Effizienz in der Hotellerie geht. Vor knapp 40 Jahren schon überraschte Osaka mit dem ersten Kapsel-Hotel: einem Haus, in dem Besucher kein eigenes Zimmer haben, sondern nur eine Röhre mit Matratze auf dem Boden und Fernseher mit Kopfhörern an der Decke. Bis heute sind KapselHotels eine beliebte, preisgünstige Alternative zu herkömmlichen Unterkünften. Aber ein Hotel mit nur wenigen menschlichen Arbeitskräften?

Mehrsprachige Roboter Auch das geht. Diese bemerkenswerten Roboter sind in der Lage, Gäste in verschiedenen Sprachen zu begrüssen, Gepäck auf die Zimmer zu bringen, einen Kaffee zuzubereiten und sogar mit einem Lächeln ihrerseits zu kommunizieren. Zurzeit ist das Hotel-Restaurant noch ausgelagert – und deshalb ein herkömmliches Lokal. Auch der Room Service ist noch konventionell, was sich aber im Frühjahr 2016 ändern wird, wenn Drohnen das Essen auf die Zimmer bringen. Was die Roboter – ausser Kostensenkung – bringen? Aus Sicht der Hotel-Betreiber ist die ganze Automatisierung vor allem unterhaltsam: Die androiden, also menschenähnlichen Roboter sind eine Attraktion, weil sie neu sind. Neben Entertainment soll das Hotel Henn-na aber auch besseren Service bieten als andere Unterkünfte: Für den Eintritt ins Zimmer braucht man keinen Schlüssel – eine Kamera neben der Tür erkennt das Gesicht. Die automatischen Karts in der Lobby begleiten – mit Koffern beladen – den Gast aufs Zimmer. Und am Ende geht es natürlich auch um Geld: Die Personalausgaben liegen 60 Prozent niedriger als bei gewöhnlichen Hotels in Japan. H

info IMMER MEHR ROBOTERHOTELS AM START Roboter in Monstergestalt an der Re­ zeption? Was ein Hotel in einem japanischen Themenpark (vgl. Haupt­ text) vormacht, wird in Europa und in den USA vorerst die Ausnahme bleiben. Doch bei der Starwood­Marke Aloft sind Roboter als Service­Helfer bereits gelebte Zukunft. Nach dem Pilotprojekt in einem Hotel in Kalifornien versorgen nun die «Botlr» genannten Roboter die Gäste in anderen US­Hotels der Lifestyle­ Marke von Starwood Hotels. Laut Tophotelprojects sind weltweit 94 neue «Zukunfts­Hotels» dieser Art in Bau. Der neue «Mitarbeiter» ist zunächst im Zimmerservice tätig. Er bringt beispiels­ weise Amenities zu den Gästen – mit eigener Uniform und Namensschild. Künftig serviert «Botlr» auch Snacks im Hotel­Park oder bringt neue Handtücher zu den badenden Gästen. Weitere Aufgaben sind das Servieren von Back­ waren und Süssigkeiten oder der Tages­ Verpflegung. Auch in einem weiteren Service­Bereich will Aloft neue Standards etablieren: Per E­Mail­Icon kann nun der Zimmer­Service geordert werden. Die Wünsche schickt man einfach per SMS an die Rezeption – mit dem eige­ nen Nachnamen und der Zimmernum­ mer. Das Pilotprojekt ist gerade im Aloft Hotel im Financial District in New York City gestartet. Der Einsatz des ersten Service­Roboters im Silicon Valley hatte für weltweites Aufsehen gesorgt. Roboter­Technologien kommen in der Hotellerie verstärkt zum Einsatz: Das «Yotel» in New York setzt seit Jahren einen Roboterarm zur Gepäckverstau­ ung ein. 12 I2015


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