hausbau von A-Z 2017

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RATGEBER   HOLZBAU

HOLZBAU: ÖKOLOGISCH UND ÖKONOMISCH TOP Bauen mit Holz spart Energie und ist gut für das Klima. Holz-Systemhäuser werden hoch präzise in der Werkhalle vorgefertigt und sind nach sorgfältiger Planung in sehr kurzer Zeit realisierbar. TEXT   MICHAEL MEUTER

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as Holz aus ökologischem Blickwinkel vor allem auszeichnet: Es wächst nach und wird in Kreislauf­ wirtschaft verwendet. Die Ressource Wald wird in der Schweiz unter einem international vorbildlichen Forst­ gesetz verantwortungsvoll genutzt. Wald bedeckt bei uns rund ein Drittel des Landes. Jedes Jahr wachsen darin ge­ gen 10 Mio. m³ Holz nach. Demgegenüber werden im sel­ ben Zeitraum im langjährigen Mittel nur etwas mehr als 5 Mio. m³ geerntet – es wächst also regelmässig viel mehr Holz nach, als wir aus unserem Wald holen.

HOLZ IST GUT FÜR DAS KLIMA

Michael Meuter ist Verantwortlicher Information von Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich. www.lignum.ch

Jeder Baum hat die Fähigkeit, Kohlendioxid aufzunehmen und Kohlenstoff zu binden. Das hat in der Epoche des Treibhauseffekts enorme Bedeutung. Unser bewirtschaf­ teter Wald absorbiert Jahr für Jahr etwa 10 % der ge­ samtschweizerischen CO₂-Emissionen. Doch nicht nur in den Bäumen im Wald, sondern auch in Holzprodukten wird Kohlenstoff aus atmosphärischem CO₂ gespeichert und bleibt der Atmosphäre für Jahr­ zehnte, manchmal sogar für Jahrhunderte entzogen, wenn das Material in Häuser verwandelt wird. Bauen mit Schweizer Holz und die Bevorzugung von Holz für Innen­ ausbau, Möbel und Bodenbeläge bindet CO₂ und tut deshalb dem Klima gut.

ENERGIEEFFIZIENZ: HOLZ MACHT’S VOR

Der Holzbau ist führend bei der Umsetzung zukunftsweisender Standards wie Minergie-P, Minergie-A und Minergie-Eco – Holz ist mit seiner geringen Wärmeleitfähigkeit schon von Natur aus für e ­ ine positive Energiebilanz besorgt. Die Verwendung von Holz redu­ ziert aber auch den Anteil grauer Energie in einem Bau, also die Energiemenge, die für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und die Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Die Produktion des Rohstoffs Holz wird von der Natur übernommen und verbraucht nicht eigens Energie wie die Herstellung vieler anderer Baumaterialien. Wenig graue Energie steckt aber auch deshalb in einem Holzhaus, weil die Transportwege kurz bleiben, wenn der Rohstoff lokal gewonnen, verarbeitet und verbaut wird. Da Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen ein geringes Eigengewicht hat, ­ergibt sich im Transport noch eine weitere markante Energie-  Ersparnis. Die einheimische Herkunft von Holz ist ein guter Indika­ tor für wenig graue Energie aus Transporten. Einheimisches Holz ist an ­einem Label erkennbar: am Herkunftszeichen «Schweizer Holz».

SYSTEMBAUWEISE SPART ZEIT UND GELD

Von der Ökologie zur Ökonomie: Durch die Verlagerung der Ele­ mentfertigung in ein industrielles Umfeld kann im Holzbau nach der intensiven Planung viel Zeit gespart werden, weil der Bauablauf viel kompakter wird. Der Zeitgewinn durch die gesteigerte Effizienz auf­ 46

grund der Wetterunabhängigkeit ist für Bauherren sehr attraktiv, denn viele Projektabläufe sind heute durch bauexterne Termine bestimmt. Er hat auch eine mone­ täre Komponente: Die Verkürzung der Bauzeit spart Geld, die gesteigerte Effizienz ebenfalls. Durch die Produktion unter idealen Arbeitsbedingun­ gen kann eine ausserordentliche Baupräzision erreicht werden. Führende Anbieter konzipieren und realisieren ihre Projekte in der Masseinheit Millimeter. Dass der Bauherr von dieser Massarbeit profitiert, liegt auf der Hand. Der Aufwand steckt somit im planerischen Vorlauf. Auf der Baustelle geht es ruckzuck: Ein Einfamilienhaus in Holzbauweise steht nach einigen Tagen fixfertig da.

EINFAMILIENHÄUSER ENTSTEHEN MEIST IM HOLZRAHMENBAU

Innerhalb des Holzbaus lassen sich verschiedene Bau-­ systeme ausmachen, die sich in Konstruktion, Fertigung und Erscheinungsbild deutlich unterscheiden. Die Syste­ me werden je nach Region oder Konstruktionsweise oft unterschiedlich benannt. Beim in der Schweiz vorherrschenden Holzrahmenbau werden die Elemente aus Massivholzrahmen – zumeist Konstruktionsvollholz – mit einer Beplankung aus Holz- oder Gips­ werkstoffen ausgeführt und mit Wärmedämmung ausgefacht. Im Gefüge von Wand, Decke und Dach nimmt das Tragwerk aus Rah­ men und Beplankung trotz seinem geringen Gewicht sämtliche Las­ ten auf. Die Elemente für Wände, Decken oder auch für das Dach werden vorgefertigt und dann vor Ort in wenigen Tagen montiert.

HOLZBAU IM BRANDFALL

Holz ist von Natur aus brennbar – aber Holzhäuser werden so kons­ truiert, dass sie nicht sofort ein Raub der Flammen werden, wenn es einmal zu einem Brand kommt. Allein schon ein richtig dimensio­ nierter Holzbalken hält dem Feuer lange stand. Ausserdem enthält Holz bis zu 15 % Wasser, das bei einem Brand zuerst einmal ver­ dampft werden muss. Ausserdem wirkt die aussen entstehende ­Kohleschicht wie eine Art Schutzmantel. Unter diesen Bedingungen bleiben Festigkeit und Steifigkeit des verbleibenden Holzes prak­ tisch gleich wie bei Holz von Raumtemperatur. So bleibt selbst eine nicht weiter geschützte Holzkonstruktion auch im Brandfall  berechenbar und lange tragfähig. Bereits 2005 wurden Holz-Tragwerke bis zu sechs Geschossen zugelassen. Unter der seit 2015 geltenden neuen Generation der Schweizer Brandschutzvorschriften können Holzbauten nun in a ­ llen Gebäudekategorien und Nutzungen errichtet werden. Die Brandschutzbehörden anerkennen die Erkenntnisse aus umfangrei­ chen Untersuchungen, die nachweisen, dass die Brennbarkeit eines Baustoffes nicht das massgebende Kriterium ist, sondern die brand­ schutztechnisch korrekte Ausführung einer Konstruktion.

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