Digital bauen 2016

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15 Digital bauen Bauindustrie im Wandel

derem, wie digital gesteuerte Industrieroboter auf einer Baustelle eingesetzt werden können, und hat mit diesen neuen «Gehilfen» schon wundersam plastische Backsteinmauern aufgeschichtet. Neue Simulationsmöglichkeiten

Eine zentrale Position bei der Digitalisierung des Bauwesens nimmt das dreidimensionale Computermodell ein. Wie im vorherigen Abschnitt angetönt, hat es seinen Ursprung im Industriedesign und erstellt virtuelle 3D-Körper mit mathematischer Präzision. Dies erlaubt einerseits eine «Rundumbetrachtung» eines Objektes am Bildschirm, andererseits lassen sich Teile «abdecken» und beliebige Gebäudeschnitte anfertigen. Die digitale Körperhaftigkeit eröffnet ein weites Spektrum an Simulationsmöglichkeiten. So lassen sich am digitalen Modell beispielsweise die Auswirkungen von äusseren Einflüssen wie Licht, Schatten, Witterung oder Wind testen. Die Herstellung der mathematisch errechenbaren Realität erlaubt beispielsweise ein präzises Positionieren von Fenstern und Verschattungselementen oder die optimale Ausrichtung von Photovoltaikmodulen. Es lassen sich bauphysikalische Werte in Bezug zu Standort und Lage des Objekts errechnen, welche die Korrektheit der Entscheidungen nachweisen. Reelle Modelle aus digitalen Informationen

In umgekehrter Richtung können mit digitalen Informationen auch reelle Modelle gebaut werden. 3D-Printer sind mittlerweile in der Lage, aufgrund von digital übermittelten Informationen ganz selbstständig komplexe Gebilde zu errichten. Ein wagemutiger chinesischer Unternehmer ist inzwischen sogar dazu übergegangen, für den Immobilienmarkt wettertaugliche Häuser im Massstab 1:1 zu «drucken». Analog zu allen ande-

ren Wirtschafts- und Industriezweigen ist auch die Bauindustrie dazu übergegangen, Abläufe und Prozesse mithilfe der Digitalen Revolution zu straffen und zu rationalisieren. Spezialisierte Management-Software hilft bei Kostenschätzungen und Ausschreibungen, dem Erstellen von Bauteillisten und vielem mehr. Im Idealfall wird ein direkter Bezug zu den digitalen Plänen und Modellen hergestellt. Die Menge der Informationen und die Ordnung, die sich über die Digitalisierung eines Bauprojektes herstellen lässt, verspricht einen übersichtlichen Informationspool, der an einem Projekt auch unkomplizierte Änderungen zulässt, indem man alle «Folgemassnahmen» eines entsprechenden Entscheids schneller als bisher durchführen kann. In diesem Zusammenhang ist mit einer substanziellen Arbeitsersparnis zu rechnen, möglicherweise nimmt dies der «rollenden Planung» ihren Schrecken. Die zunehmende Flexibilität in der Projektentwicklung und -bewirtschaftung dank der Digitalisierung ist nicht nur für die Bauindustrie interessant, sondern auch für ihre Kunden und jene, die ein fertiges Bauwerk durch sein ganzes Leben begleiten. Diese Beteiligten dürften dadurch im Rahmen des allgemeinen Zusammenrückens einen stärkeren Einblick in die Projektentstehung und -realisierung erhalten als bisher und sich entsprechend häufiger zu Worte melden. Hier soll und muss das Building Information Modelling seine Stärken ausspielen. b


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