StendalMagazin Dezember 2013

Page 32

S T E N D A L M A G A Z I N

-

T A N G E R M Ü N D E R

S E I T E N

Buchhaus Kruse

Erinnerungen an das Buchhaus Kruse Der Anfang des Buchhauses Kruse und seine mehr als vier Jahrzehnte währende Existenz in der historischen Tangermünder Altstadt geht auf das Jahr 1947 zurück. Anneliese Kruse gründete ihr Geschäft zunächst in der damaligen Leninstraße 48 (heute Friseur Lohse). Sie pachtete den Laden von der Pelzmacherin Frau Borz. Die ursprüngliche Geschäftsidee lag im Aufbau einer Leihbücherei. Der Buchbestand wurde aus eigenen Büchern begründet. Durch Aufkauf von Erbbeständen, Haushaltsauflösungen und anderem konnte der Buchbestand kontinuierlich erhöht werden. Er hatte innerhalb kurzer Zeit einen solchen Umfang, dass eine Erweiterung der Räume unerlässlich wurde. Insbesondere durch die ständig zunehmende Beliebtheit der Leihbücherei musste sie eine Alternative finden. Sie fand schließlich in bester Geschäftslage eine brauchbare Lösung (heute Papeterie und Bücher S. Russ). 1950 zog sie in die neuen Geschäftsräume ein. In diesem Doppelhaus waren vormals der Korbmacher Bormann und das Hutatelier Brinkmann ansässig. Zwischen 1950 und 1965 waren hier außerdem die beiden Friseure Teichmann und Korte sowie der Fotoladen Grossmann bzw. später der Fotoladen der Gesellschaft für Fotografie ansässig. Im Obergeschoss des Hauses befanden sich die Wohnungen der jeweiligen Geschäftsinhaber. Die Familie Kruse bewohnte den linken Teil des Doppelhauses. Allerdings bekam das Buchhaus im Erdgeschoss bald Konkurrenz durch die Einrichtung und Eröffnung einer städtischen Bibliothek, von der die Bücher kostenlos verliehen wurden. Dadurch wurde Anneliese Kruse gezwungen, nach neuen Sortimenten Ausschau zu halten. In der Folge erweiterte sie ihr Ladengeschäft durch den Verkauf von Büchern, Schreibwaren und Zeitschriften. Hinzu kamen der Vertrieb von Theater- und Veranstaltungskarten für Tangermünde und Stendal, später von Fahrkarten der „Weißen Flotte“. Für die Tageszeitung „Volksstimme“ war sie als „Anzeigen-Annahmestelle“, wie es im damaligen Sprachgebrauch genannt wurde, tätig. Das Geschäft wurde auf Kommissionsbasis weitergeführt. Allerdings stieß das Geschäft aufgrund 32

des sich ständig vergrößernden Warenbestandes wiederum an seine Grenzen. Es passte gut in Anneliese Kruses Konzept, dass der Nachbarladen ab 1965 zur Disposition stand. Sie entschloss sich daher mit Ehemann Walter Kruse für die Übernahme dieser Räume. Walter Kruse hatte bis dahin eine Tätigkeit in der Redaktion der „Volksstimme“ in Stendal. Den notwendigen Umbau führte Walter Kruse in Eigenregie durch. Die Arbeit im Laden hatte derart an Umfang zugenommen, dass das Ehepaar noch eine Verkaufskraft einstellte. Nach der Wende wurde der Kommissionshandel aufgegeben und das Geschäft als Einzelhändler weitergeführt. Das Geschäft war bei den Tangermündern und Gästen aufgrund der privaten Atmosphäre sehr beliebt. Kinder kamen wegen des Schulbedarfs, Eltern kauften Geschenke wie Briefpapier, hochwertige Schreibgeräte, Poesie- und Briefmarkenalben oder Bücher. Individuelle Beratung, freundliche und zuvorkommende persönliche Ansprache sowie ein den Wünschen angepasstes Angebot wurden im Buchhaus Kruse gern in Anspruch genommen. Aus Altersgründen gaben Walter und Anneliese Kruse 1990 das Geschäft auf. (jr),Quelle/Fotos: R. Hoffmann


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.