2013-kw7-blickpunkt

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MEINUNG

Vorbild: Che Guevara

EDITORIAL

Undichte Stellen Von Hermann Käbisch Wegen unzulässiger, weil vorzeitiger Weitergabe von Informationen im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter der Stadt Ingolstadt und Dritte. Doch mit der Geheimhaltung ist das so eine Sache: So verlautet aus gut unterrichteten Kreisen, dass der Name jener städtischen Mitarbeiterin, die das Verfahren ins Rollen brachte, im gerichtlichen Durchsuchungsbeschluss namentlich genannt wurde, so dass nun einige in der Stadtverwaltung wissen, wer die Polizei eingeschaltet hat. In Kenntnis des Namens wird nun in den Fluren auch darüber spekuliert, ob es sich vielleicht um einen Racheakt handeln könnte, da die betreffende Angestellte sich in der Vergangenheit von Kollegen nach eigenem Bekunden gemobbt fühlte. Dieses Gerücht erhält dadurch Nahrung, dass sie einen Vorgang zur Anzeige brachte, der aus dem Jahre 2009 stammt und in der Zwischenzeit aber die Möglich-

Der böse Blog

Puste-Kuchen Von Melanie Arzenheimer Es gibt kaum etwas (Lebens) gefährlicheres als einen Geburtstagskuchen. Sind die denn jetzt völlig bescheuert? In Australien hat man das Auspusten von Kerzen auf einem Geburtstagskuchen verboten. Zumindest in Kindergärten darf nicht mehr gepustet werden, weil dabei Keime und Bazillen verschleudert werden könnten. Durch das Verbot soll die Ansteckungsgefahr eingedämmt werden. Es ist zu befürchten, dass so eine Hysterie bei uns im Land der EHEC-Panik und des Vogelgrippen-Wahnsinns auch um sich greifen könnte. Ich sehe schon Kindergeburtstage vor mir, bei denen jeder Gast in einem separaten Raum feiern muss, während sich das Geburtstagskind via Bildschirm aus seiner Quarantäne Station dazu schaltet. Spiele wie Topfschlagen werden nur noch unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, aber nicht, weil so ein Topf-

Blickpunkt KW 7/13

Der 19-jährige Murat Ongan aus Ingolstadt ist Schüler und ein junger Wilder

(fk) Murat Ongan, 19 Jahre jung, ist Mitglied bei der Partei DIE LINKE in Ingolstadt. Der Schükeit bestanden hätte, den neuen ler, der sich selbst als jungen zuständigen Referenten - der da- Wilden bezeichnen würde, im mals nicht im Amt war und damit Interview. also nichts zu vertuschen hatte, das Rechnungsprüfungsamt, Herr Ongan, warum sind Sie in den städtischen „Korruptionsbe- die Politik gegangen? Ich bin Migrant und ich hatte auftragten“, der für solche Fälle zuständig ist, oder gar den Ober- einmal erfahren, dass in Ingolstadt bürgermeister einzuschalten. über 40% der Bevölkerung MiDer sofortige Gang zur Justiz oh- granten sind. Die werden teilweise ne den Versuch interner Klärung überhaupt nicht in die Stadtpolitik kann sogar arbeitsrechtliche oder miteinbezogen. Das fand ich etwas strafrechtliche Konsequenzen ungerecht und wollte mich für die haben, weil dadurch möglicher- Migranten in dieser Stadt einsetweise Daten dritter Personen zen. weitergegeben wurden. Eigenartig ist auch, dass der Welche Bereiche in der Politik Reporter einer Zeitung zivile Ein- interessieren Sie - abgesehen von satzfahrzeuge, bei denen ledig- den Migranten? Die Themen, die mich vor allem lich die hinter den Windschutzscheiben sichtbaren Polizeikellen interessieren, sind soziale Gerechdarauf hindeuteten, dass es sich tigkeit und soziale Politik und eben nicht um private Pkws handel- Migration. Das ist mir sehr wichtig. te, vor dem Bauamt fotografieren und vor einer offiziellen Warum sind Sie zu den Linken Verlautbarung der Stadt oder gegangen? Ich habe mich natürlich auch mit Staatsanwaltschaft Kenntnis von dem Fall haben konnte. Geheim- den anderen Parteien befasst. Bin haltung ist wohl ein schwieriges aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich als Migrant in der Geschäft. Partei DIE LINKE sehr unterstützt werde. Ich habe hier die Möglichkeit, etwas zu erreichen. Außerdem habe ich gesehen, dass meine Interessen die Interessen der Linken sind.

Wie werden Sie von den Linken unterstützt? Ich werde nicht als ein Jugendschläger aus Versehen ein Kind licher, der manchmal zum Treffen erwischen könnte. Nein. Das Wei- kommt, angesehen, sondern als terreichen eines Löffels von einem vollwertiges Mitglied. Ich will mit Bakterien verseuchten Menschen anderen Genossen hier in Ingolzum anderen ist ja quasi schon stadt einen Soli gründen - eine Judie Vorstufe zu einer Pandemie. gendorganisation, eine OrtsgrupHier bekommt der Ausdruck „den pe - und die Partei gibt uns ihre Löffel abgeben“ endlich seine ur- volle Unterstützung und das finde eigene Bedeutung zurück. Nach ich prima. jeder Gratulation, die noch eigenhändig ausgeführt wird, müssen Sie haben erwähnt, dass sich viele die beiden Beteiligten desinfiziert Punkte der Partei mit ihren eigewerden, Küsschen sind nur noch nen Interessen überschneiden. unter engsten Familienmitglie- Gibt es denn auch Punkte, bei dedern erlaubt, die sich im Notfall nen das nicht der Fall ist? gegenseitig ein Organ spenden Ja, es gibt gewisse Punkte. Es könnten. Die Krankenkassen bie- gibt viele Arbeitskreise in der Partei ten außerdem spezielle Tarife für und mit den meisten kann ich mich Menschen an, die sich aktiv in der nicht identifizieren. Die schlagen Gesellschaft einbringen und sich zu sehr aus der Reihe. Diese AKs damit auch den Gefahren eines haben zwar teilweise gute Ideen, Kindergeburtstags aussetzen. stimmen aber nicht mit den meiPersönlich sprechen dürfen Sie nen überein. mit Ihrem Versicherungsvertreter darüber aber nicht. Wegen der Gibt es politische Inhalte anderer Ansteckungsgefahr bei direktem Parteien mit denen Sie sich identiKontakt mit – igitt – Menschen! fizieren können?

Bauch weg bis Ostern!

ich mich für die Bürger regional einsetzen möchte und sie stehen vollkommen hinter mir. Sie vertreten zwar nicht alle Interessen der Linken, aber sie unterstützen mein politisches Engagement sehr. In den Medien hört man immer wieder, dass die Jugend sich nicht für Politik interessiere - was sagen Sie dazu? Es wird immer so dargestellt, als habe die Jugend kein Interesse, sich in der Gesellschaft - vor allem in der Politik - zu beteiligen. Das stimmt aber nicht. Ich sehe Jugendliche, die sich sehr interessieren. Sie diskutieren über politische Themen und setzen sich damit auseinander. Egal, ob sie die Hauptschule oder ein Gymnasium besuchen - der Bildungsstand ist nicht entscheidend für politisches Interesse. Gibt es denn auch alteingesessene Politiker, denen Sie Kontra geben? Würden Sie sich als einen jungen Wilden bezeichnen? Ja, das würde ich. Wir Jugendlichen sind die Zukunft. Wir müssen uns alle als junge Wilde bezeichnen. Das heißt, wenn uns etwas nicht passt, dann müssen wir es sagen. Wir haben Meinungsfreiheit und Meinung muss gesagt werden. Ich würde mich als jungen Wilden bezeichnen, weil ich auch, wenn es lauter wird, meine Meinung sage - das muss einfach Foto: Knabel sein, sonst wird sich nichts ändern.

Mitglied bei DIE LINKE: Murat Ongan Es gibt andere Parteien, die Punkte haben, mit denen ich mich identifizieren kann. Die Piraten haben zum Beispiel Parteiprogramme, bei denen ich sagen kann, das würde ich auch so machen, das würde ich auch so unterstützen.

und hat sein Leben den Menschen gewidmet.

Ist es denn auch schon einmal vorgekommen, dass Sie Ihren Standpunkt lauthals vertreten haben? Intern in der Partei nicht. Aber bei anderen Diskussionen, vor allem in der Klasse. Da ist es schon einmal passiert, dass ich etwas laut geworden bin. Da habe ich dann knallhart meine Meinung auf den Tisch gelegt.

Haben Sie auch Kontakt zu Jungpolitikern anderer Parteien? Ja. Ich habe schon einige aus der Piratenpartei kennengelernt. Außerdem ist in meiner Klasse jeWie ist Ihre Meinung zu Gregor mand von der Jungen Union. Aber Politik steht nicht zwischen uns. Gysi? Ich finde, Gregor Gysi wird zu Wir sind Klassenkameraden und Wenn Sie Chef der Linken wären, was würden Sie tun? Unrecht beschuldigt. Das ist nur auch Freunde. Das Programm würde ich nicht eine Wahlkampfstrategie von der CSU/CDU. Die möchten uns Ist Politik öfters Thema in der ändern. Es gibt ein paar Punkte, schlecht machen. Vor allem Gregor Klasse? Wird auch mal diskutiert? darüber würde ich diskutieren In der Klasse wird unter ande- wollen. Als OB-Kandidat würde Gysi, weil er eine sehr hohe Postition in der Partei einnimmt und rem über Politik diskutiert. Nicht ich mich nicht aufstellen lassen. sehr wichtig ist. Deshalb möchten sehr häufig, aber es kommt vor. Aber es wäre wichtig, dass wir eiDas sind aber keine großen Strei- nen Linken Kandidaten haben. Ich sie ihm schaden. tigkeiten, eher kleinere Themen. wäre jedoch nicht machtbesessen. Wen würden Sie als Ihr poli- Aber die meisten haben kein Pro- Man muss nicht unbedingt OB werden, um etwas zu erreichen. blem. tisches Vorbild bezeichnen? Man sollte klein anfangen. Nur auf Mein politisches Vorbild lebt sich selbst zu achten ist selbstsüchleider nicht mehr. Es handelt sich Wie ist das in Ihrer Familie? Meine Familie hat mich sehr tig. Man muss unbedingt zusamum Ernesto Che Guevara. Anstatt ein reicher Arzt zu werden, hat er unterstützt, als ich der Partei bei- menarbeiten, sonst klappt es nicht sich für die Menschen eingesetzt getreten bin. Sie finden es gut, dass in einer Partei.

FORUM DER PARTEIEN

Mrs.Sporty sucht 50 Frauen, die ihren Bauch straffen möchten Der Mrs.Sporty Club in Ingolstadt hält für die ersten 50 Frauen ein besonderes Angebot bereit: Ein gutes Bauchgefühl in vier Wochen mit der Bauchweg-Studie. Die Studienteilnehmerinnen müssen keine „sportliche Vergangenheit“ haben. Einzige Bedingung ist, dass sie vier Wochen lang 2-3 mal 30 Minuten Zeit für sich investieren. Die Studie basiert auf sportwissenschaftlichen Erkenntnissen und berücksichtigt, innerhalb des bewährten Mrs.Sporty Zirkeltrainings, spezielle Bauchübungen. Die Teilnehmerinnen werden persönlich betreut und begleitet. Am Ende der Studie sollen sichtbare Trainingserfolge, wie ein gekräftigter Körper

und ein festerer Bauch, die Effektivität des Mrs.Sporty Trainingskonzepts bestätigen. Mrs.Sporty verbindet in seinem Konzept Bewegung und Ernährung. So wird dem störenden Bauchfett gleich von zwei Seiten der Kampf angesagt. Alles Wissenswerte zur Mrs.Sporty Bauch-weg-Studie und zum Mrs.Sporty Trainings- und Ernährungskonzept erfahren Sie an unseren unverbindlichen Informationsveranstaltungen. (siehe Infokasten unten) Bitte unbedingt vorher telefonisch oder per eMail anmelden. Für Verwaltung wird ein einmaliger Unkostenbeitrag in Höhe von 25 € erhoben. Das Mrs.Sporty Team freut sich schon auf Sie!

... bis der Osterhase kommt Info-Termine Samstag, 16.2. um 13.00 Uhr Freitag, 22.2. um 18.00 Uhr Nur mit Anmeldung! Tel. 0841 / 4567 136 Mrs.Sporty IN Am Pulverl 3 85051 Ingolstadt Facebook: Mrs.Sporty Ingolstadt club208@club.mrssporty.de

Schafft doch die teuren Kinder ab!

Die Linke ist gut aufgestellt

Rücksicht auf Behinderte

Studiengebühren so geht‘s weiter

Das Geld, das wir laut einer Studie des Finanz- und Familienministeriums investieren, ist doch völlig unwirtschaftlich. Die Mütter stehen der Wirtschaft als Arbeitskraft nicht zur Verfügung – wollen womöglich ihre Kinder selbst erziehen - zahlen keine Steuern und Sozialabgaben - das geht nicht! 200 Millionen Familienförderung – wirtschaftlich unproduktives Geld – in den Sand gesetzt – schrecklich! Alle müssen produktiv sein – für den wirtschaftlichen Erfolg – Karriere ist alles! Keine Kinder (auch keine Kranken und Alten?) - Einsparung bei den Krippenplätzen und bei der Kinderbetreuung – super! Jedes Kind kostet laut einer Studie des wirtschaftlich unabhängigen Ifo-Institutes rund 78.000 Euro mehr, als der Staat an Unterstützung in Form von Kindergeld und fiskalischen Vergünstigungen gewährt. Macht bei 21622 Kindern in Ingolstadt rund 1686516000 Euro. In Wahljahren erinnern die im Parlament vertretenen Parteien gerne mal wieder zeitlich begrenzt bis zum Wahltag an „Familienförderung“. Von da an gilt dann wieder weiterhin: Weit und breit keine Spur von gerechtem Familien-Lastenausgleich! Simone Vosswinkel

Unter dem Motto „Original sozial – jetzt erst recht!“ hat sich die Linke in der Region für die Wahlkämpfe aufgestellt. Allen voran die langjährige Bundestagsabgeordnete und Landessprecherin Eva BullingSchröter. In Ingolstadt tritt für den Landtag Stadtrat Jürgen Siebicke an. Um einen Sitz im Bezirkstag kämpft Stadtverband-Sprecher Roland Hopp. Im Kreis Eichstätt wirft der Kreisvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Manfred Lindner seinen Hut in den Ring. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende bei Hoechst in Münchsmünster und Gewerkschaftssekretär Georg Zacher tritt dort für den Bezirkstag an. In Neuburg steht in direkter Konkurrenz zum Ministerpräsidenten der ehemalige Konrektor einer Hauptschule und Vorsitzende des Bund Naturschutz Roland Keller. Für den Bezirkstag kandidiert dort der Sachverständige für Minderheiten und Flüchtlingsfragen Roberto Paskowski. Inhaltlich stehen die Kandidaten für einen sozialökologischen Umbau, der nicht von den kleinen Leuten, sondern von Konzernen finanziert wird. Für eine Familienpolitik, bei der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch im Alltag umgesetzt werden kann sowie für kostenlose Bildung für alle gemeinsam, von Anfang an.

Es ist ein großes Ärgernis, dass Behindertenparkplätze immer wieder aus Gedankenoder Rücksichtslosigkeit von Unberechtigten in Anspruch genommen werden. Leider wird dies auch zu wenig von der Verkehrsaufsicht kontrolliert. Behindertenparkplätze sind genauso wie Feuerwehrzufahrten zu respektieren! Auf normal breiten Parkplätzen ist es für Behinderte völlig unmöglich einen Rollstuhl aus dem Auto zu nehmen, da die Fahrzeugtüren dort nicht vollständig geöffnet werden können! Behinderte haben es sowieso unvorstellbar schwer, am normalen Leben teil zunehmen. Wir sollten es ihnen nicht noch schwerer machen! Zudem müssen die Hürden für den Ausweis „aG“ unbedingt abgebaut werden! Es ist nicht hinzunehmen, dass Menschen, die zu 100% behindert sind, z.B. Beinamputierte, die Berechtigung für Behindertenparkplätze nicht bekommen! Auch wer durch Unfall oder Krankheit vorübergehend gehbehindert ist, sollte unbürokratisch und schnell einen solchen Ausweis bekommen, den er selbstverständlich wieder abzugeben hat, wenn er wieder normal gehen kann. Christel Ernst

Erst einmal möchten wir uns bei allen Unterstützern für den großartigen Endspurt beim Volksbegehren gegen Studiengebühren bedanken! In Ingolstadt haben sich 13,2 Prozent der Einwohner eingetragen. Bayernweit lag der Durchschnitt sogar bei 14,4 Prozent. So geht es jetzt weiter: Nach der Feststellung des endgültigen amtlichen Endergebnisses (bisher liegt die Schnellmeldung der Kreise vor) geht das Volksbegehren an die bayerische Staatsregierung und dann an den Landtag. Der hat dann innerhalb von drei Monaten die Möglichkeiten: Erstens: Den Gesetzentwurf des Volksbegehrens unverändert anzunehmen (kein Volksentscheid). Zweitens: Den Gesetzentwurf abzulehnen und dem Volk den Entwurf zur Entscheidung vorzulegen (Volksentscheid). Drittens: Landtag bestreitet Rechtsgültigkeit des Volksbegehrens (Entscheidung Bayerischer Verfassungsgerichtshof). Die CSU will die von ihr eingeführten Studiengebühren nun wieder abschaffen, um die Wähler bei den nächsten Landtagswahlen im Herbst nicht zu vergraulen. Eine Partei hat jedenfalls schon mal gewonnen: Die Demokratie. Christian Doppler


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