125 Jahre Füreinander MITGLIEDERMAGAZIN DOC KAAS - JUBILÄUMSAUSGABE
1895 - 2020
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Inhalt
125 Jahre
4 1 25 Jahre DOC Kaas im Überblick
Die Genossenschaft DOC Kaas U.A. hat ihre Wurzeln in der Coöperatieve Stoomzuivelfabriek (Genossenschaftliche Dampfmolkerei) in Hoogeveen, die offiziell am 22. November 1895 gegründet wurde. Vor 125 Jahren, in denen sich so gut wie alles verändert hat – außer der Farbe der Milch.
18 Ehemaliger Vorsitzender Gerard Nijhof:
„Die eigene Molkereigenossenschaft zu leiten ist ein Privileg“ Gerard Nijhof (63) war von 1985 bis 2010 in der Verwaltung von DOC Kaas aktiv, davon die letzten 9 Jahre als Vorsitzender der Genossenschaft. Eine Zeit des Wachstums, der Entwicklung und der Verwaltungsreorganisation, aber auch eines Verfalls des Milchpreises. Zu Hause in Schuinesloot blickt Gerard Nijhof auf das zurück, was er doch vor allem als eine sehr schöne Zeit in seinem Leben betrachtet.
22 Zeitleiste: von 1895 bis 2020 26 Die Belegschaft der DOC Kaas B.V. gratuliert der DOC Kaas U.A. 28 Zwei Generationen Mensink über damals und heute Bert und Guus Mensink führen zusammen den Milchhof in Dedemsvaart, den sie 2009 von ihren Eltern übernommen haben. Vater Bertus hilft noch immer aus. Am Tisch in der Kantine – mit Blick auf den Liegeboxenstall – sprechen wir über die landwirtschaftliche Arbeit, Betriebsführung und Leitung.
32 Bau des Molkereiparks
Die Entscheidung, in Hoogeveen einen Molkereipark zu errichten, war ein Meilenstein in der Geschichte von DOC Kaas – eine Investition in die Zukunft. Eine Fotoreportage über den Bau.
34 Annie Steenbergen-Zomer, erste Frau in der Vertreterversammlung
1976 wurde die erste Vertreterversammlung der „D.O.C.“ eingesetzt. Obwohl es auch damals schon selbstverständlich war, dass Frauen in der Landwirtschaft arbeiteten, bestand die Vertreterversammlung noch viele Jahre lang ausschließlich aus Männern. Erst 1994 wurde die erste Frau in die Vertreterversammlung berufen: Annie SteenbergenZomer.
36 CEO Ingo Müller gratuliert der DOC Kaas U.A. im Namen der DMK Group zu ihrem Jubiläum
38 Josef Gerdes, einer der ersten deutschen Landwirte, die DOC Kaas belieferten
Der Milchhof der Familie Gerdes aus Löningen-Angelbeck (D) ist ein echter Familien betrieb. Hier wohnen und arbeiten vier Generationen. Die Altersspanne ist enorm: Josefs Enkel ist 8 Wochen alt, seine Mutter 100 Jahre. Josef (62) über seinen Wechsel zu DOC Kaas: „Viele Entscheidungsträger in der Region waren von unserem Plan wenig angetan. Sie dachten: ‚Wenn der erste zu den Holländern geht, werden es bald mehr.‘ Aber DOC Kaas bot den höchsten Milchpreis, darum beschlossen wir doch, sie zu beliefern.“
40 Ruheständler Henk Hagemeijer: „Ich hatte vor allem eine schöne Zeit“
Kolophon
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Henk Hagemeijer (66) ist lebender Zeuge fast eines halben Jahrhunderts DOC Kaas. Vor zwei Monaten trat er in den Ruhestand, und nach 48 Dienstjahren vermisst er sein DOC Kaas. Mal eben einen Kaffee in Alteveer, denkt er regelmäßig. „So ist das eben. Ganz loslassen können werde ich DOC nie.“
Alte Uniekaas-Anzeige
Diese Publikation ist eine Ausgabe für die Mitglieder der Genossenschaft DOC Kaas U.A. Kontaktadresse: Buitenvaart 4001, 7905 TC Hoogeveen oder Postbus 11, 7900 AA Hoogeveen, Niederlande. Für Informationen, Anregungen oder Fragen: Marion Donders, Tel. +31-(0)528-280440, E-Mail: m.donders@dockaas.nl Redaktionsrat: Mitglieder: G. Janssen, G. Mensink und A. van Vliet. Mitgliederservice: G. Hartlief und S. van Nes. Realisierung: Off the Grid B.V. Fotografie: Off the Grid B.V., Dianne Dijenborgh Fotografie
Füreinander
Vorwort
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
125 r a a j das Schöne an einem Jubiläum wie unserem ist, dass es auch Gelegenheit für persönliche Reflexion bietet, für einen Rückblick in die Vergangenheit. Ich war 26 Jahre alt, als ich 2000 der Vertreterversammlung von DOC Kaas beitrat. Wir waren gerade einmal 3 Jahre Mitglied der Genossenschaft, und ich hatte im selben Jahr den Hof meiner Eltern in Linschoten übernommen. In dieser Zeit gingen viele Milchviehhalter zu DOC Kaas, es war eine Zeit des Wachstums. Dieses Wachstum setzte sich fort, und der Produktionsstandort in der Alteveerstraat stieß an die Grenzen seiner Kapazität. Eine Erweiterung war nicht mehr möglich, und so erklärte sich die Vertreterversammlung im Mai 2001 mit dem Bau des Molkereiparks in Hoogeveen einverstanden. Ein gigantisches und gewagtes Projekt, das die Zukunft von DOC Kaas maßgeblich mitbestimmte. Eine ultramoderne Käserei mit zwei Lagern, Büros und einer benachbarten Molkefabrik – das war damals ein sehr innovatives Konzept. Es bedeutete auch, dass wir neue Mitglieder anwerben mussten, denn um die beiden Fabriken auszulasten, brauchten wir mehr Milch. Da ich seit 2001 im damaligen Verwaltungsrat saß, war ich intensiv an der Durchführung der Pläne beteiligt, über die ich als Mitglied der Vertreterversammlung mitentschieden hatte. Diese Zeit des Baus und des Wachstums betrachte ich als einen der Höhepunkte meiner leitenden Tätigkeiten. Das gilt auch für die Fusion mit DMK. Zunächst war es eine Enttäuschung, als 2011 die vorgeschlagene Fusion abgelehnt wurde; umso größer war aber die Freude, als die Mitglieder der Fusion 2015 dann doch zustimmten. Auch dieser Beschluss war für die Zukunft von DOC Kaas entscheidend. Ich glaube an die Kraft einer Genossenschaft. Die Niederlande haben eine lange genossenschaftliche Geschichte, vor allem in der Landwirtschaft. Um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Genossenschaften gegründet, von denen einige bis heute existieren – darunter auch DOC Kaas. Die Zusammenarbeit ermöglicht einen besseren Absatz und ein besseres Einkommen. Und eine Fokussierung auf die langfristige Zukunft zur Gewährleistung der Kontinuität. Es ist ein Modell, das sich bewährt hat, auch in schwierigen Zeiten. Das gilt auch für uns. Ich weiß, dass sich manche die „alten Zeiten“ zurückwünschen. Zeiten, in denen wir noch „einfach Milch liefern“ konnten, ohne all die Vorschriften, Wünsche und Anforderungen des Marktes. Letztlich ist es aber unser Anpassungsvermögen, das über unseren Erfolg bestimmt.
Dies ist mein letztes Jahr als Vorsitzender dieser Genossenschaft. Mein geplanter Nachfolger Guus Mensink, jetzt noch Vizevorsitzender, läuft sich bereits warm; er wird im Mai schon einmal meine Funktion im Aufsichtsrat der DMK GmbH übernehmen. Das freut mich, denn so können wir die Führungskontinuität in der Genossenschaft gewährleisten. Wir sind bereit für die Zukunft. Die DMK Group hat in den vergangenen Jahren die notwendigen Schritte unternommen, um sich eine solide Position im internationalen Markt zu sichern. Dank des breiten Produktportfolios sind wir besser in der Lage, Schwankungen im sprunghaften Molkereimarkt auszugleichen. Die Zahl der Mitglieder nimmt wieder zu; auch das gibt Vertrauen in die Zukunft. Anno 2021 ist DOC Kaas ein Begriff im niederländischen Molkereimarkt, auch dank der Loyalität und des Engagements der Mitarbeiter und Mitglieder. Wir sind eine Genossenschaft, die in ihrer 125-jährigen Geschichte gute und schlechte Zeiten erlebt hat und oft vor schwierigen Entscheidungen stand, diesen aber niemals aus dem Weg ging. Eine vitale Genossenschaft, für die Mitglieder und von ihnen, die der Zukunft voller Selbstvertrauen entgegensieht. Arjan Schimmel Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft DOC Kaas U.A.
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125 Jahre DOC Kaas im Überblick Die Genossenschaft DOC Kaas U.A. hat ihre Wurzeln in der Coöperatieve Stoomz uivelfabriek (Genossen schaftliche Dampfmolkerei) in Hoogeveen, die offiziell am 22. November 1895 gegründet wurde. Vor 125 Jahren, in denen sich so gut wie alles verändert hat – außer der Farbe der Milch. In diesem Artikel durchl aufen wir in großen Schritten die Geschichte der niederländischen Milchwirtschaft im Allgemeinen und der Genossenschaft DOC Kaas im Besonderen. Fabrik Alteveerstraat im Jahr 1901
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Füreinander
Am Montag, dem 6. Januar 1896, beförderten Milchfahrer die ersten 1100 Liter Milch von 108 Tierhaltern zum völlig neuen Milchwerk in Hoogeveen, wo die Milch zu Butter und Buttermilch verarbeitet wurde. Diesem Meilenstein ging eine Menge harter Arbeit voraus. Der Vorstand hatte zum Preis von 2100 Gulden zwei Grundstücke in der Alteveerstraat in Hoogeveen gekauft. Während des Baus der Fabrik wurden die benötigten Maschinen erworben, und der Vorstand versuchte nach Kräften, möglichst viele Tierhalter für eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft zu gewinnen. Viele Landwirte standen dem Genossenschaftskonzept anfänglich
skeptisch gegenüber, denn sie fürchteten, ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Auch hatte man wenig Vertrauen zu den neuen Techniken. Die Mitglieder waren verpflichtet, für jede Kuh, deren Milch sie an das Milchwerk liefern wollten, 7,50 Gulden in die Kasse einzuzahlen. Darüber hinaus wurde für den Erwerb des Kapitals, das für die Gründung des Milchwerks benötigt wurde, eine Obligationsanleihe über 12.000 Gulden ausgeschrieben. Im Mai 1895 war die Anleihe voll begeben. Die ersten Jahre verliefen für die Dampfmolkerei relativ gut. Das verarbeitete Milchvolumen erhöhte sich von 294.000 Liter im ersten Geschäftsjahr auf 7 Millionen Liter 1906 und 12 Millionen Liter 1914. Im Laufe der Jahre fanden mehrere Umbauten und Erweiterungen statt.
Maschinenraum
Milchpulvermaschine
Buttergesetz
Zu Beginn stellte die Dampf molkerei Hoogeveen ausschließlich Butter her. Der Produktionsprozess war einfach: Rohmilch wurde in Zentrifugen in Sahne - aus der Butter gemacht wurde - und Magermilch getrennt. Die Magermilch wurde an die Tierhalter zurückgeliefert und dort u.a. zu Tierfutter verarbeitet. In den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die niederländische Butter vor allem im Ausland ein schlechtes Image. Mischungen mit Margarine, Wasser oder Sirup waren an der Tages ordnung. Um diesen Missständen ein Ende zu bereiten, wurde 1889 das Buttergesetz erlassen. Es schrieb unter anderem vor, dass auf der Verpackung eindeutig angegeben werden musste, ob es sich um Butter, Margarine oder eine Mischung aus beidem handelte. Außerdem wurden Maßnahmen gegen den Verkauf von Margarine unter der Bezeichnung „Butter“ getroffen.
Abteilung Butterei
Labor
Kesselhaus
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Erster Weltkrieg
1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Obwohl die Niederlande neutral blieben, zog der Krieg das Land und auch die Dampfmolkerei in Mitleidenschaft. Der Butterexport wurde unterbunden, und für die Distribution im Inland wurden Regeln formuliert. In den letzten beiden Kriegsjahren ging das Milchvolumen von 12 Millionen auf 10 Millionen Liter zurück. Dies war einerseits eine Folge der Verkleinerung des Tierbestands, andererseits aber auch der Tatsache, dass die Bauern die Milch selbst auf dem (Schwarz-)Markt verkauften. Obwohl die Mitglieder dem Plan
wenig abgewinnen konnten, wurde 1915 beschlossen, auch Milchpulver zu produzieren. Als sich dann doch mehr Mitglieder bereit erklärten, ihre Magermilch abzugeben, wurde die Fabrik 1916 einschneidend umgebaut. Dabei entstand der inzwischen wohlbekannte 46 Meter hohe Schornstein in der Alteveerstraat. Zur Finanzierung dieser Investition schrieb die Firma eine Obligationsanleihe in Höhe von 75.000 Gulden aus. Im selben Jahr begann man auch mit der Herstellung von Kondensmilch zu experimentieren – eingedickte, sterilisierte Milch in gesüßter und ungesüßter Variante.
Das Butterwerk 1928
Annahme der per Boot gelieferten Milch 1928
Bau des neuen Milchwerks
Die stetig ansteigenden Milchlieferungen begannen in der ersten Hälfte der 20er-Jahre allmählich Kapazitätsprobleme zu verursachen. Vor allem der innerbetriebliche Transport der per Boot angelieferten Milch nahm viel Zeit in Anspruch. Besonders problematisch wurde jeweils der Montag, da dann die doppelte Milchmenge verarbeitet werden musste. Sonntags wurde im größtenteils reformierten Hoogeveen nämlich keine Milch abgeholt. Darum entschloss man sich zum Bau eines neuen Milchwerks, das am 13. April 1928 in Betrieb genommen wurde. Für den Bau mussten mehrere Häuser angekauft, ein Kanal entlang der Fabrik ausgehoben, eine Brücke über den Wasserweg nach Alteveer angelegt und neue Maschinen erworben werden. Dies alles wurde mit einem Darlehen in Höhe von 300.000 Gulden finanziert, das auf einer Mitgliederhauptversammlung mit 186 Ja-Stimmen, 3 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen genehmigt worden war. Das Bauunternehmen mit dem preisgünstigsten Angebot – 128.777 Gulden – bekam den Zuschlag für den Bau der Fabrik. Seit der Inbetriebnahme des Neubaus erhielten die Mitglieder und Lieferanten ihre Magermilch pasteurisiert und gekühlt zurück. Ende der 20er-Jahre sah die Zukunft für das Milchwerk rosig aus. Die Milchlieferungen stiegen an, und den Mitgliedern und Lieferanten wurden gute Milchpreise gezahlt. Die Auszahlung des Milchgelds fand am sogenannten „Pulledag“ statt: einem Donnerstag alle vier Wochen, an dem die Tierhalter ihr Geld in bar erhielten.
Wirtschafts- und Agrarkrise Vorstand, Aufsichtsrat und Gäste bei der Eröffnung des Neubaus 1928
Der Crash der Börsenkurse am 29. Oktober 1929 sorgte für den Einbruch der gesamten Weltwirtschaft. In den Niederlanden befand sich
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Aufruf zur Mitgliederhauptversammlung 1929
zu diesem Zeitpunkt schon die Landwirtschaft in einer Krise. Das Vertrauen war verschwunden, und Woche für Woche gingen die Preise weiter zurück. 1931 erhöhten Frankreich und Deutschland, beides wichtige Exportländer für die niederländischen Molkerei erzeugnisse, ihre Einfuhrabgaben. Das Milchwerk Hoogeveen war auf den Export nach England angewiesen, aber als das Land 1931 den Goldstandard verließ, wurde das Pfund Sterling um ein Viertel abgewertet. Diese Wertminderung hatte große Folgen für den Export, und es mussten drastische Maßnahmen ergriffen werden. Geschäftsführer Bousema ging mit gutem Beispiel voran, indem er zum 1. Januar 1932 auf 20 Prozent seines Gehalts verzichtete. Auch die Belegschaft erklärte sich mit einer Lohnminderung einverstanden. Die Wirtschaftskrise zwang die Regierung zum Eingreifen, auch in der Milchwirtschaft. Am 21. Juli 1932 trat das Krisen-Milchgesetz in Kraft. Die Regierung gründete einen Krisen-Molkereifonds, der den Tierhaltern einen Mindestmilchpreis garantierte. Erst 1937 war die Krise in der Molkereiindustrie überwunden; erstmals seit 1932 überschritt der Butterpreis wieder die Marke von einem Gulden pro Kilo. Allmählich konnten die Krisenmaßnahmen
wieder gelockert werden.
Zweiter Weltkrieg
1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, und im Mai 1940 wurden die Niederlande von der deutschen Armee besetzt. Schon am 15. Juli 1940 wurden Butter, Margarine und Fette rationiert. Am 24. November desselben Jahres wurde Konsummilch auf einen Fettgehalt von 2,5 % standardisiert. Ende 1941 wurden die Bauern verpflichtet, Rinder zur Schlacht abzuliefern, wodurch das an die Fabrik gelieferte Milchvolumen stark zurückging. Hatte die Fabrik im Geschäftsjahr 1939/40 noch 25 Millionen Kilogramm Milch erhalten, waren es 1942/43 nur noch 11 Millionen Kilogramm. Der niederländische Rinderbestand ging in den Kriegsjahren um 27 % zurück. Trotz der durch die Besatzung verursachten Schwierigkeiten lief der Betrieb im Milchwerk weiter, inzwischen auch sonntags.
Wiederaufbau
Die Zeit von 1945 bis etwa 1955 ist als Zeit des Wiederaufbaus bekannt. Die Niederlande waren schwer getroffen, auch wirtschaftlich. Die Regierung beschloss strenge staatliche Aufsichtsmaßnahmen, und in der Milchwirtschaft wurde das System von Abgaben und Zuschlägen beibehalten. So sollten
die Lebenshaltungskosten niedrig gehalten werden. Die Steigerung der Produktion und der Export von Produkten waren von größter Bedeutung, denn nur so konnte man an die dringend benötigten Devisen kommen. Auch die Dampfmolkerei Hoogeveen trug ihren Teil zum Wiederaufbau bei, insbesondere durch Erhöhung der Produktion und durch Förderung der Milchlieferungen. Der Export von Kondensmilch und Milchpulver war für das Milchwerk wichtig, aber die Situation im Inlandsmarkt war so schlecht, dass nur begrenzte Exporte genehmigt wurden. Die Situation verbesserte sich aber rasch, und im Geschäftsjahr 1949/50 hatten die Milchlieferungen wieder 23 Millionen Kilogramm erreicht – fast das Niveau des Spitzenjahrs 1939/40. Auch der Export verlief gut; 1949 waren knapp drei Viertel der Milchpulver- und Kondensmilchproduktion für den Export bestimmt.
Konzentration und Modernisierung
Zur Erhöhung der Produktion entstanden überall in den Niederlanden Kooperationen zwischen Milchwerken. 1950 übernahm die Molkereigenossen schaft in Hoogeveen das Werk „De Vooruitgang“ (Der Fortschritt) im nahegelegenen Slagharen, bestehend aus einer Butterfabrik, einer kleinen Käserei und zwei Milchbooten. Die Käserei wurde schon bald umgebaut, wodurch jährlich 6 Millionen Kilogramm Milch zu Käse verarbeitet werden konnten.
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wurden vor allem Butter, gesüßte und ungesüßte Kondensmilch sowie Voll- und Magermilchpulver hergestellt, in Slagharen vollfetter Käse und 40+-Käse sowie geringe Mengen Butter.
Werbung für Milchprodukte aus Hoogeveen in Indien
Um die zunehmenden Milchlieferungen verarbeiten zu können, wurde das Milchwerk in Hoogeveen in den Jahren 1956/57 umfassend renoviert. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch vom Kohle- auf den Ölbetrieb umgestellt, zuerst halbautomatisch, später vollautomatisch. Die Renovierung kostete 1,5 Millionen Gulden. Der Export insbesondere von Milchpulver und Kondensmilch war für das Milchwerk in den 50er- und 60er-Jahren von großer Bedeutung. Jede Woche fuhren 2 oder 3 Linienschiffe mit jeweils 100 bis 150 Tonnen Ladung nach Amsterdam und Rotterdam. Indien war einige Jahre lang ein großer Abnehmer, bis die indische Regierung beschloss, Molkereiprodukte künftig zentral einzukaufen. Australien konnte damals preisgünstiger liefern.
Milchwerk „De Eendracht“ in Zuidwolde und „Coöperatieve Zuivelfabriek en Korenmalerij“ (Genossenschaftliches Milchwerk und Kornmühle) in Ruinen
Obwohl in den 50er-Jahren noch immer Boote und Pferdewagen im Einsatz waren, nahm der Milchtransport per LKW allmählich zu. Bei der Dampfmolkerei Hoogeveen wurde eine Garage errichtet. Die LKW waren Eigentum der Fabrik, die Fahrer arbeiteten im Lohndienst. Die Boote legten an der niedrigen Milchannahme an, die Pferdewagen und LKW fuhren zur hohen Milchannahme. Die niederländische Wirtschaft florierte. Das Fernsehgerät hielt Einzug, und die vertrauten Kolonialwarenläden wurden von Supermärkten verdrängt. Auch das Leben auf dem Land veränderte sich. Viele Arbeitskräfte verließen die Landwirtschaft und suchten sich Stellen in der Industrie. Dies leistete
der Industrialisierung Vorschub, unter anderem durch die steigenden Löhne. Auf den Höfen begann der Siegeszug der Melkmaschine. 1952 waren schon 4500 Melkmaschinen in Betrieb. Im Geschäftsjahr 1955/56 hatten sich die Milchlieferungen auf fast 31 Millionen Kilogramm erhöht; sie stammten von 1678 Tierhaltern im Bezirk Hoogeveen und 341 Höfen im Bezirk Slagharen. Darüber hinaus verarbeiteten die Milchwerke in Hoogeveen und Slagharen – seit Anfang 1954 unter der Firma „Coöperatieve Fabrieken van Melkproducten ‚Hoogeveen‘“ – auch 5 Millionen Kilogramm Vollmilch und 2 Millionen Kilogramm Magermilch aus anderen Molkereien. In Hoogeveen
Fusion mit Zuidwolde und Ruinen: Gründung von D.O.C.
Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre kam es zunehmend zu Konzentrationen von Molkereiunternehmen durch Fusionen und Übernahmen. Die Gründe lagen auf der Hand: Senkung der Produktionskosten, bessere Möglichkeiten für eine Spezialisierung, Entwicklung neuer Produkte und Erschließung neuer Märkte. Ein größeres Unternehmen hatte bessere Chancen, sich auf dem stark wachsenden Markt zu behaupten. Dies galt auch für das Milchwerk in Hoogeveen, das mit dem Milchwerk „De Eendracht“ in Zuidwolde (gegründet 1896) und der „Coöperatieve Zuivelfabriek en Korenmalerij“ (Genossenschaftliches Milchwerk und Kornmühle) in Ruinen (gegründet 1896) fusionierte. Am 13. Februar 1962 wurde die
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„Coöp. Melkverwerkingsvereniging D.O.C.“ gegründet; die Abkürzung „D.O.C.“ stand damals noch für „Drents Overijsselse Combinatie“. Für jeden der drei Beteiligten hatte die Fusion große Vorteile. Den Fabriken in Ruinen und Zuidwolde wurde im Winter zu wenig Milch geliefert, um auf rentable Weise Käse herstellen zu können. Im Sommer war die Lage genau umgekehrt, dann musste wegen Kapazitätsengpässen sogar ein Teil der Milch verkauft werden. In Hoogeveen gab man viel Geld aus, um Milch von Dritten zu kaufen, damit die Fabrik ausgelastet war. Eine Zusammenarbeit erschien darum die ideale Lösung, denn die Kombination wäre für alle Beteiligten von Nutzen. Darüber hinaus plante die Regierung die Einführung einer Abgabe auf von Dritten bezogene Milch, aber Rohmilch, die von einem Verband an den anderen geliefert wurde, war davon nicht betroffen. Die neue Kombination erhielt die Form einer sekundären Genossenschaft. Das bedeutete, dass der Verband „Coöperatieve Fabrieken van Melkproducten ‚Hoogeveen‘“ ab Februar 1962 ausschließlich noch als Verband von Landwirten fungierte und seinerseits Mitglied der D.O.C. war. Allmählich vollzog sich innerhalb der Genossenschaft eine Zentralisierung. Die Zahl der Geschäftsführer wurde von vier auf zwei reduziert, und alle Fabriken wurden bei derselben Bank untergebracht anstatt bei den vier lokalen landwirtschaftlichen Genossenschaftsbanken. Die Milchgelder wurden künftig über diese Bank ausgezahlt. Der alte Plan, die Käserei in Ruinen zu schließen, wurde nun tatsächlich genehmigt, und in Hoogeveen begann 1969 der Bau eines zweiten Milchpulverturms, der 1970 in
Betrieb genommen wurde. 1971 wurde Hoogeveen auf Erdgas umgestellt. 1973 wurde die sekundäre Genossenschaft aus steuerlichen Gründen in eine primäre Genossenschaft umgebildet. Alle Mitglieder waren nun direkt Mitglied der D.O.C. Die Fusion wurde von allen drei Abteilungen genehmigt, aber eine Gruppe von Mitgliedern wendete sich gegen die Einsetzung einer Vertreterversammlung. Sie fürchteten, dann weniger Mitspracherecht zu haben. Am 3. März 1975 wurde die Fusion dann doch – mit Vertreterversammlung – vollzogen. Am 14. April 1976 wurde die Vertreterversammlung eingesetzt. Die genannte Gruppe von Landwirten leistete jedoch weiterhin Widerstand, und so konnte erst am 10. April 1978 die endgültige Satzung der D.O.C. notariell beurkundet werden. Einige Landwirte, die die Vertreterversammlung ablehnten, beschlossen, von
Milchsammel wagen auf dem Hof, um 1983
Zuidwolde, Anfang der 80er-Jahre. Die Edamer-Käse werden gezählt und gewogen
einer Mitgliedschaft abzusehen; sie schlossen sich zu einem Milchviehhalterverband zusammen, lieferten aber weiterhin Milch an das Milchwerk in Hoogeveen.
Konflikt: von der Kannen- zur Tankmilch
Der Übergang von der Kannenmilch zur Tankmilch führte erneut zu Konflikten. Anfang 1970 erstand der Geschäftsführer des Milchwerks in Slagharen günstig einen gebrauchten Milchtank – was den Beginn des Zeitalters der Milchsammelwagen markierte. Mitte der 70er-Jahre wurden immer mehr Milchsammelwagen eingesetzt. 1977 gab es schon 454 Tankmelker, und 80 der 120 Millionen kg Milch wurden mit vier Milchsammelwagen abgeholt. Die traditionelle Abholung der Milch wurde zu teuer, aber in den Abteilungen Hoogeveen und Zuidwolde widersetzte sich eine große Gruppe von Tierhaltern der Umstellung von Kannen- auf Tankmilch. Die Einsetzung der Vertreterversammlung hatte
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bereits für böses Blut gesorgt, und der Tankmilchplan war für viele der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie erwogen den Wechsel zu einem anderen Milchwerk. Und so ließen über 100 kleine Kannenmelker ihre Milch in der ersten Septemberwoche 1978 vom Milchwerk in Staphorst abholen. Die Kannenmelker wollten ihre Mitgliedschaft kündigen, und um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, besetzten einige Dutzend Tierhalter am 4. September 1978 das D.O.C.-Büro in Hoogeveen. Später am selben Tag wurden mehrere Führungskräfte und leitende Mitarbeiter in der Kantine als „Geiseln“ festgehalten. Dem Bürgermeister von Hoogeveen, Oosterhof, gelang es jedoch, die Gemüter zu beruhigen. Die Kannenmelker erhielten Zustimmung, ihre Milch von Staphorst abholen zu lassen. Wenn
sie in der Zukunft allerdings auf Tankmilch umstellen würden, wären sie verpflichtet, erneut an D.O.C. zu liefern. Im Oktober 1981 wurde die letzte Annahmestelle für Kannenmilch geschlossen.
Neue Käserei in Hoogeveen
Anfang der 80er-Jahre sah die Lage für D.O.C. weniger rosig aus. Der Milchpreis sank, und es wurde ein unabhängiges Beratungsbüro beauftragt, das Unternehmen gründlich unter die Lupe zu nehmen. Die Folge war eine großangelegte Reorganisation. Dabei musste ein Teil des Personals durch natürliche Fluktuation abgebaut werden. Auch wurden organisatorische Veränderungen durchgeführt. Dank der neuen Strategie zog der Milchpreis wieder an. In dem Bericht wurde auch empfohlen, die Produktion zu konzentrieren. Es wurde ein anderes Beratungs-
1992 Der speziell eingerichtete Wohnwagen, in dem Verbraucher die Milchprodukte Käse, Milch und Buttermilch kennenlernen und sich über die „D.O.C.“ informieren können
Geschäftsbericht 1992: Die Kontakttage für D.O.C.Milchlieferanten und ihre Partnerinnen waren ein großer Erfolg
und Ingenieurbüro beauftragt, dies näher auszuarbeiten. Als sinnvollste Lösung erwies es sich, die Milchwerke in Slagharen und Zuidwolde zu schließen und auf dem Fabrikgelände in Hoogeveen eine komplett neue Käserei neben der bestehenden Butter- und Pulverfabrik zu errichten. Die Investition durfte 12,5 Millionen Gulden nicht überschreiten, und die Kapazität der neuen Käserei sollte höher sein als die der beiden bestehenden Unternehmen zusammen. Die Investition musste von den Mitgliedern genehmigt werden, und es stellte sich heraus, dass sie das Vorhaben voll und ganz unterstützten – auch die Tierhalter in den „schwierigen“ Regionen. Am 25. Januar 1987 konnte die Fabrik in Betrieb genommen werden; die Milchwerke in Slagharen und Zuidwolde wurden geschlossen. Dank der Investitionen in die Automatisierung und Energiesparmaßnahmen gingen die Kosten je Kilogramm verarbeiteter Milch zurück. Um marktorientiert arbeiten zu können, betrieb das Werk zwei Produktionsstraßen mit einer Kapazität von 250 Tonnen pro Woche.
Butterberg und Superabgabe
1991 wurde beschlossen, die Butterproduktion – mit der in Hoogeveen alles begonnen hatte – einzustellen. In Europa wurde zu viel Butter produziert, wodurch die bekannten Butterberge entstanden waren, und mit der 1983 eingeführten Superabgabe sollte die Überproduktion eingeschränkt werden. Dies war auch Anlass für die Abschaffung der historisch bestimmten Grenzen der Milchregionen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass jede Genossenschaft nur innerhalb einer bestimmten Region operierte. Geschäftsführer Willigenburg gelang es, diese Regel zu durchbrechen, wodurch D.O.C. seine Milch aus einer weitaus größeren Region, sogar bis in die Provinz
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Utrecht, beziehen konnte. Auch eine größere Gruppe von Tierhaltern im deutschen Grenzgebiet entschied sich für die Lieferung ihrer Milch an D.O.C.
D.O.C. wird zu D.O.C. Kaas
Anfang der 90er-Jahre beschloss man, die Produktion auf rechteckigen – und somit effektiv zu verarbeitenden – Käse in 15-kgBlöcken umzustellen, sowohl natur- als auch foliengereift. Die Produktionsstraße für runde Edamer-Laibe wurde stillgelegt. Um den Folienkäse, der vor allem für den Export bestimmt war, doch identifizierbar zu machen, wurde ein D.O.C.-Logo entworfen, in dem die bekannten Abkürzung für „Dutch Original Cheese“ stand. Dadurch ändert sich der Name der Genossenschaft zum 1. Januar 1995 von „D.O.C.“ in „D.O.C. Kaas“. Es wird kontinuierlich in den Ausbau der Kapazität und die Verbesserung der Qualität investiert. So wird 1995 eine Erweiterung des Käselagers realisiert, und es werden zwei neue Eindampfer installiert. Denn obwohl Milchpulver und Molkespray Nebenprodukte sind, muss auch die Milchpulverfabrik an die stark erhöhte Kapazität der Käserei angepasst werden.
Der erste Milchsammelwagen mit dem neuen Logo
1995 Erweiterung des neuen Käselagers
100-jähriges Bestehen
Am 6. Januar 1896 wurden in der Genossenschaftlichen Dampfmolkerei Hoogeveen die ersten 1100 Liter Milch verarbeitet. 1996, also 100 Jahre später, werden täglich 800.000 Liter Milch verarbeitet. Etwa 90 Mitarbeiter verarbeiten 7 Tage die Woche im vollkontinuierlichen Dienst etwa 300 Millionen kg Milch pro Jahr, die von 450 Mitgliedern, zahlreichen Lieferanten und einigen Molkereibetrieben geliefert werden. Anno 1996 ist
1995 Installation des neuen Eindampfers
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Hoogeveen ein modernes und expandierendes Unternehmen auf genossenschaftlicher Basis, das im traditionellen niederländischen Markt operiert und seit je stark exportorientiert arbeitet. In diesem Jahr wird der Mengenzuschlag eingeführt. Dieses System ist bei vielen privaten und genossenschaftlichen Unternehmen schon seit Jahren in Gebrauch. Bei DOC Kaas führte es zu einigen Diskussionen, aber dann wurde doch mit großer Mehrheit beschlossen, das System einzuführen.
Die Fabrik nimmt langsam Gestalt an
Konsolidierung der Molkereigenossenschaften
Die Konsolidierung der Molkereigenossenschaften erhält starke Impulse, als sich FRIESLAND Dairy Foods 1997 mit Coberco und den bislang „freien Genossenschaften“ De Zuid-OostHoek und Twee Provinciën zur Friesland Coberco Dairy Foods zusammenschließt. „Vorstand, Aufsichtsrat, Vertreterversammlung, Betriebsrat und Geschäftsführung haben sich intensiv mit der Frage befasst, ob D.O.C. Kaas ba an dieser Fusion teilnehmen sollte“, ist im Geschäftsbericht von D.O.C. für das Jahr 1997 zu lesen. Das Ergebnis ist bekannt: D.O.C. beschloss, sich nicht an der Bildung dieses großen Molkereikonzerns zu beteiligen. Schon im nächsten Jahr stellt sich heraus, dass die Fusion auch für D.O.C. Kaas Folgen hat. Am 1. April 1998 wurde die Leeuwarder Käsenotierung offiziell abgeschafft – eine direkte Folge der neuen Macht, die im niederländischen Molkereimarkt entstanden war. Frico wollte selbst seine Preise festsetzen, anstatt sich nach einer öffentlichen Käsenotierung zu richten. Der Wettbewerb wurde schärfer. Die Fusionspartner hatten auch einige Käseabnehmer übernommen, wodurch sich DOC Kaas gezwungen sah, einen andere Marktbearbeitungskurs einzuschlagen: man gründete zusammen mit Rouveen
Transport und Installation der Käsemilchtanks. Fotos AFV Hoogeveen
3. November 2003 Der erste Käse aus der neuen Fabrik im Molkereipark
Kaasspecialiteiten und dem Käsehandelsbetrieb „Westland“ die Vertriebsorganisation „CheesePartners Holland V.O.F.“. Außerdem wird in diesem Jahr ein Industriegelände in Hoogeveen erworben, auf dem ein großes Käselager für die Lagerung von foliengereiftem Käse entsteht.
Entscheidung für den Bau des Molkereiparks 2000 tritt die neue Verwaltungs organisation in Kraft, was mit einer Neuverteilung der Zuständigkeiten einhergeht. Die Geschäftsführung übernimmt die Leitung des Unternehmens, und Aufsichtsrat
und Vorstand werden durch einen Verwaltungsrat ersetzt. 2001 wird die Zahl der Bezirke von 7 auf 9 erhöht und es wird eine neue Vertreterversammlung eingesetzt. Im Frühjahr führt ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche zu notwendigen Keulungen von Milchkühen – eine oft sehr emotionale Angelegenheit. Im selben Jahr wird beschlossen, in Hoogeveen einen Molkereipark zu errichten, was ein Meilenstein in der Geschichte von D.O.C. Kaas ist. Die Produktionsstätte in der Alteveerstraat kann nicht mehr erweitert werden. Dank der Realisierung des Molkereiparks
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kann D.O.C. Kaas weiter expandieren, und alle Aktivitäten können nun an einem Standort konzentriert werden. Dies gilt sowohl für die Produktion und Reifung von Käse als auch für die Molkeverarbeitung. Im Februar 2002 folgt die Baureifmachung des Bodens, im April 2002 der erste Spatenstich. Diesem Ereignis gingen langwierige Prozesse und Genehmigungsverfahren voraus. Für die zukünftige Molkeverarbeitung wird eine Kooperation mit Volac International Ltd vereinbart, und auch der Bau der modernen Molkefabrik wird 2002 in Angriff genommen. Die neue Käserei, ausgestattet mit modernster Technik, wird plangemäß im November 2003 in Betrieb genommen; am 3. November wird der erste Käse produziert. Die Molkefabrik des Joint-Ventures DVNutrition wird 2004 in Betrieb genommen, ebenso wie das Wärmekraftwerk und das Wasserwerk, wodurch D.O.C. Kaas hinsichtlich der Energie- und Wasserversorgung nahezu autark wird. Die folgenden Jahre stehen im Zeichen des Volumenwachstums und der Ergebnisverbesserungen. Die Zahl der Mitglieder steigt an – auch außerhalb der traditionellen Bezirke –, nicht zuletzt deswegen,
weil andere Milchabnehmer ihren Betrieb einstellen. DOC Kaas gehört inzwischen zu den größten Genossenschaften der Niederlande.
Der freie Markt
In der EU entstehen Diskussionen über die Abschaffung des Quotensystems, und ab 2006 werden die Quoten allmählich erhöht. Die Exporterstattungen werden abgebaut, die EUInterventionen begrenzt. Es wird erwartet, dass die Marktstabilisierungsmaßnahmen innerhalb einiger Jahre vollständig abgeschafft werden und dass das Quotensystem 2015 aufgehoben wird, womit der freie Markt Realität ist. Dann wird auch klar, dass dies auch seine Schattenseiten hat, wie aus einem Satz im Geschäftsbericht 2007 hervorgeht: „Das bedeutet, dass wir vor dem Hintergrund positiver Zukunftserwartungen für die Milchwirtschaft immer häufiger Höhen und Tiefen erleben werden, wenn das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage vorübergehend gestört ist. Die Molkereiindustrie und die Tierhalter müssen also lernen, mit diesen Schwankungen im freien Markt umzugehen.“
Das Naturkäselager wird 2007 fertiggestellt und der Molkereipark nähert sich der Vollendung, als 2008 das Folienkäselager und die Büros in Betrieb genommen werden. DOC Kaas gibt sich einen neuen Unternehmensstil und führt ein neues Logo sowie den Slogan „Gewoon goed voor elkaar“ (Einfach gut füreinander) ein. In diesem Jahr verschlechtert sich allerdings auch die Lage im Molkereimarkt, wodurch die Milchpreise sinken und die Unruhe unter den Mitgliedern wächst. In diesem Jahr schließen sich die großen Molkereigenossenschaften FrieslandFoods und Campina zusammen, wodurch die dann größte Molkereigenossenschaft der Welt entsteht.
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125 Jahre
Erster Versuch der Fusion mit DMK
Die negative Entwicklung im Molkereimarkt, die 2008 beginnt, setzt sich auch im ersten Halbjahr 2009 fort. Der Molkereimarkt wird immer sprunghafter. Es wird eine Strategie 2010–2015 entwickelt, die mit den Mitgliedern in doppelt so vielen Herbstversammlungen wie sonst besprochen wird. Die Strategie führt zu weiteren Kostenoptimierungen und Ertragsverbesserungen. Aber um auch längerfristig einen wettbewerbsfähigen Milchpreis, die Kontinuität und die Wachstumsmöglichkeiten zu sichern, werden außer der Verschärfung der bisherigen Strategie auch weitere Optionen ausgearbeitet. Trotz des Vertrauens in die eigene Stärke wächst allmählich das Bewusstsein, dass externe Faktoren eine grundlegendere Neuausrichtung der Strategie erfordern. Es werden verschiedene Optionen angedacht, und schließlich wird der Plan
der Fusion mit der deutschen Molkereigenossenschaft DMK ausgearbeitet und den Mitgliedern vorgelegt. Der Plan erhält auf der Mitgliederhauptversammlung am 3. November 2011 nicht genügend Stimmen – nur 60 % statt der satzungsmäßig vorgeschriebenen 66,7 % –, wodurch DOC Kaas vorläufig seine Selbstständigkeit behält. Allerdings teilen die Mitglieder nach Diskussionen in den Bezirksversammlungen von 2012 mit, dass „zur Sicherstellung des Milchpreises, der Kontinuität und der langfristigen Wachstums möglichkeiten Kooperationen angestrebt werden sollten.“
Komplettanbieter im Käsemarkt
Dies wird schon bald in die Realität umgesetzt. Im August 2012 übernimmt DOC Kaas 100 % von CheesePartners Holland mittels Übernahme der Beteiligungen von Westland Kaasspecialiteiten und Rouveen Kaasspecialiteiten an diesem Unternehmen. Außerdem übernimmt DOC Kaas 2013 zusammen mit Vergeer Holland die Firma Kraats Kaas, die aber weiterhin selbstständig im Markt operiert. Dieses Jahr tritt auch die neue Strategie 2013–2017 in Kraft, die zu einer Verstärkung der Position von DOC Kaas als Komplettanbieter im Käsemarkt mit Regie über die gesamte Lieferkette führen soll. Die Kooperationen, die DOC Kaas im Zuge dieser Strategie schließen will, führen zu einer Trennung der Genossenschaft und des Unternehmens zum 1. Januar 2014. Dabei werden alle operativen Aktivitäten dem Unternehmen unterstellt. Im Exportbereich vereinbart DOC Cheese (das ehemalige CheesePartners Holland) eine Kooperation mit der Hochwald Foods GmbH. Dieses Joint-Venture richtet sich auf den Verkauf der Produkte beider Unternehmen in Afrika und dem Nahen Osten. Unterdessen werden
zur Vorbereitung der geplanten Schließung der Produktionsstätte in der Alteveerstraat 2015 erhebliche Investitionen getätigt, um die Kapazität im Molkereipark zu erweitern.
Fusionsvorschlag DMK
2014 wird erneut klar, dass DOC Kaas auch aufgrund seines begrenzten Produktportfolios empfindlich gegenüber Schwankungen von Angebot und Nachfrage im Markt ist. Das russische Handelsembargo führt zu einer stark verschlechterten Marktsituation mit einem Überangebot an Käse, und DOC Kaas will bessere Möglichkeiten schaffen, derartige Rückschläge zu bewältigen. Es wird beschlossen, die Strategie 2014–2017 beschleunigt durchzuführen. Es werden aber auch andere Lösungen ausgearbeitet. Nach sorgfältiger Abwägung der verschiedenen Zukunftsszenarien macht sich DOC Kaas mit Zustimmung der Vertreterversammlung auf die Suche nach einem Kooperationspartner. Diesen Partner findet DOC Kaas nach Gesprächen mit verschiedenen anderen Molkereiunternehmen erneut in der deutschen Molkereigenossenschaft DMK. Der Hintergrund des Vorschlags der Fusion mit DMK ist klar. DMK ist ein internationales Unternehmen mit einem umfassenden Angebot an Milchprodukten und guten Positionen in Wachstumsmärkten. Die Strategien beider Molkereibetriebe ergänzen sich gut und die vorhandene Produktionskapazität kann durch eine Fusion besser genutzt werden. Außerdem hat die Zusammenarbeit Synergievorteile, während die Innovations- und Investitionskraft verstärkt wird.
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Füreinander
Zustimmung der Mitglieder
MILRAM ist in Deutschland eine der bekanntesten MilchprodukteMarken
Innovative Verpackung für HumanaBabynahrung
Produktionsstätte für Babynahrung in Strückhausen
Messestand DMK
Es folgt ein intensives Kommuni kationsverfahren, bei dem die Mitgliedslandwirte auf den Frühjahrsversammlungen, zusätz lichen Informationsveranstaltungen und an Gesprächsrunden über die Hintergründe und Konsequenzen der Fusion informiert werden. Der Vorschlag verursacht große Unruhe, auch bei anderen Molkereibetrieben, die unter anderem über die Medien versuchen, die Mitgliedslandwirte zu beeinflussen. Am 21. Mai 2015 wird der Fusionsvorschlag auf einer Mitgliederhauptversammlung den Mitgliedern vorgelegt, die ihn mit großer Mehrheit annehmen. Im Juni wird der Vorschlag auch von den Verwaltungsorganen von DMK genehmigt. Dann muss nur noch abgewartet werden, bis die Kartellbehörden grünes Licht geben, was ein knappes Jahr später, am 3. März 2016, der Fall ist. Zum 1. April 2016 wird die Fusion zwischen DOC Kaas und DMK vollzogen. Dadurch wird DOC Kaas B.V. eine Tochtergesellschaft der DMK GmbH und die Genossenschaft DOC Kaas B.A. Miteigentümerin der DMK GmbH. Das Milchgeld, das die DMK GmbH an die Genossenschaft DOC Kaas B.A. auszahlt, basiert auf demselben Fett- und Eiweiß preis, den die DMK GmbH auch der Genossenschaft Deutsches Milchkontor eG zahlt. Beide Genossenschaften zahlen diesen Betrag auf der Grundlage der
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125 Jahre
eigenen Reglements und Liefer bedingungen an ihre Mitglieder aus.
Abschaffung der Milchquote
Nach 30 Jahren Melken mit Produktionsbeschränkung wird zum 1. April 2015 die europäische Milchquote abgeschafft. Der Tierbestand nimmt daraufhin stärker zu als erwartet, und damit auch die Milch- und Phosphat produktion. Um dieses Wachstum in die richtigen Bahnen zu lenken und die Phosphatproduktion der Milchviehwirtschaft unter den Grenzwert von 84,9 Millionen Kilogramm zu senken, führt die niederländische Regierung eine neue Beschränkung ein: Phosphatrechte.
Organisatorische Änderungen
Es folgt eine außergewöhnliche und schwierige Zeit, in der DOC Kaas einem schlechten Molkereimarkt die Stirn bieten und zugleich die Integration mit DMK in die richtigen Bahnen lenken muss. Auch organisatorisch zieht die Fusion Veränderungen nach sich. Dem Vorstand der Genossenschaft gehören seit der Fusion sechs Mitgliedslandwirte an. Drei von ihnen sind direkt in den Verwaltungsorganen der DMK GmbH vertreten. So ist der Vorstandsvorsitzende Mitglied des Aufsichtsrats der DMK GmbH, und zwei Vorstandsmitglieder gehören der Gesellschafterversammlung der DMK GmbH an. Da die DOC Kaas B.V. seit der Fusion kein selbstständiges Unternehmen mehr ist, wird ihr Aufsichtsrat mit Wirkung vom 1. April 2016 aufgehoben. Auch die Organisation und die Leitung des Unternehmens ändern sich; die Rolle des Geschäftsführers mit der des
Finanzleiters wird in einer Funktion zusammengefasst. Einige Jahre später werden die Genossenschaft und die DOC Kaas B.V. vollständig voneinander getrennt.
Nachhaltigkeitsprogramme
Auch dank des breiten Produkt portfolios ist DMK besser in der Lage, die Schwankungen im Molkereimarkt auszugleichen. Auch die Neuausrichtung, die DMK 2016 in Gang gesetzt hatte, trägt dazu bei. Der gesellschaftliche Druck auf die Landwirtschaft und die Milchviehhaltung nimmt Jahr für Jahr zu; die Folgen sind Diskussionen unter anderem über Weidegang, Tiergesundheit und Tierwohl sowie über eine Verschärfung der Gesetzes- und Rechtsvorschriften. Das 2014 eingeführte Nachhaltigkeits programm MELKKompass wird in Absprache mit den Mitgliedern aktualisiert; ab 2017 können die Mitglieder neben dem Nachhaltig keitszuschlag auch eine separate Weidegangsprämie erhalten. 2019 werden die Nachhaltigkeits programme von DOC Kaas und DMK im Programm Milkmaster integriert. Allerdings gibt es länderspezifische Unterschiede.
Übernahme von Uniekaas
Im Juli 2017 übernimmt DMK die Marke Uniekaas und die niederländischen Unternehmen stätigkeiten. Dazu gehören auch die Reifungs-, Verpackungs- und Produktionsanlagen des Betriebs in Kaatsheuvel. Uniekaas – die älteste Käsemarke der Niederlande – setzt nach der Übernahme eine Neupositionierung im Markt in Gang: es wird ein neues Logo entwickelt, und auch die Verpackungen werden optisch frischer sowie nachhaltiger gestaltet. Es werden ein neues Sortiment und eine neue Rezeptur eingeführt; das Clean Label (keine Duft-, Farb- oder Aromastoffe) wird weitergeführt. 2018 wird auch die neue Dachmarke „Alteveer, alles Gute aus Drenthe“ vorgestellt.
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Füreinander
DMK-Strategie „Vision 2030“
Die Jahre 2017 und 2018 standen im Zeichen einer kompletten Umstrukturie rung der DMK Group. Es wurde umfassend in Produkt optimierung, Effizienz und Innovationen investiert und der Fokus wurde von Volumen auf Gewinnspanne verlagert. Mit der 2019 vorgestellten Strategie „Vision 2030“ hat die DMK Group einen klaren Kurs abgesteckt, der die Richtung und den Fokus vorgibt. Die Phase der hohen Investitionen ist vorläufig vorbei; das Fundament ist gelegt. Der Schwerpunkt liegt auf Produkten mit Mehrwert und einer sehr markt- und verbraucherorientierten Strategie. Das Produktangebot wurde auf die Bedürfnisse der Verbraucher in jeder Lebensphase abgestimmt, von der Babynahrung über den täglichen Becher Joghurt bis zur nahrhaften Seniorennahrung.
Stolz auf unsere Bauern!
Ab 2019 können auch die niederländischen Mitglieder gentechnikfreie Milch liefern. Die deutschen Mitglieder hatten schon seit Anfang 2018 die Möglichkeit, Milch nach dem VLOG-Standard (frei von genetisch modifizierten Organismen/GVO) zu liefern. Im zweiten Halbjahr 2019 fanden an verschiedenen Orten in den Niederlanden Bauerndemonstrationen statt. Direkter Anlass dafür war die Diskussion um die verschärften Stickstoffvorschriften und die Drohungen seitens der Politik bezüglich einer eventuellen Halbierung des niederländischen Nutztierbestands. Die Landwirte wollten mit ihren Protestaktionen auf ihre gesellschaftliche Position, die zunehmende Regulierungsdichte und den
allgemeinen Mangel an Verständnis und Respekt gegenüber der Arbeit der Landwirte aufmerksam machen. Um den Mitgliedern und anderen Landwirten Mut zu machen, ließ DOC Kaas auf allen Milchsammelwagen den Text „Wij zijn trots op onze boeren“ (Wir sind stolz auf unsere Bauern) anbringen.
Die Coronakrise
Eigentlich hätte 2020 im Zeichen des 125-jährigen Jubiläums der Genossenschaft stehen sollen, aber leider machte COVID-19 ihr einen Strich durch die Rechnung: 2020 wurde stattdessen das Jahr des Shutdowns und der 1,5-MeterGesellschaft. Auch bei DOC Kaas und DMK. Vor allem der erste Shutdown Mitte März war nervenaufreibend: können wir weiterhin Milch abholen, kann sie verarbeitet werden und wie entwickeln sich Absatzmarkt und Milchpreis? Die Bezirksversammlungen von DOC Kaas im Frühjahr werden abgesagt, und die Herbstversammlungen werden durch eine Online-Veranstaltung in Form eines Webinars ersetzt. Auch der anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Genossenschaft geplante Tag der offenen Tür mit Mitgliedern und Mitarbeitern im Molkereipark wird verschoben. DMK reagiert rasch auf den Ausbruch – ein Krisenteam überwacht ständig
die Entwicklungen und greift ein, wo und wann dies nötig ist. Vor allem die Logistik und Produktion stehen vor enormen Herausforderungen. Ein großer Teil des Absatzes im Foodservice fällt infolge der Schließung der Gastronomie weg. Dies kann teilweise durch einen Anstieg der Nachfrage seitens der Supermärkte ausgeglichen werden, der unter anderem eine Folge von Hamsterkäufen der Verbraucher war. Insgesamt gelang es der DMK Group aber, die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu begrenzen.
Voller Selbstvertrauen
Anno 2021 ist DOC Kaas ein Begriff im niederländischen Molkereimarkt, auch dank der Loyalität und des Engagements der Mitarbeiter und Mitglieder. Eine Genossenschaft, die in ihrer 125-jährigen Geschichte gute und schlechte Zeiten erlebt hat und oft vor schwierigen Entscheidungen stand, diesen aber niemals aus dem Weg ging. Eine Genossenschaft mit Blick für die menschliche Dimension, in der die Mitglieder einen Namen und eine Stimme haben. Eine vitale Genossenschaft, für die Mitglieder und von ihnen, die der Zukunft voller Selbstvertrauen entgegensieht. Dieser Artikel basiert teilweise auf dem Jubiläumsbuch „Van Coöperatieve Stoomzuivelfabriek Hoogeveen tot DOC Kaas“ (Von der Genossenschaftlichen Dampfmolkerei Hoogeveen zu DOC Kaas) aus dem Jahr 1996 von Jeroen Verhoog und Hans Warmerdam.
Videos auf YouTube Diese drei QR-Codes (eine moderne Form des Barcodes) führen zu Videos auf YouTube. Das erste Video stammt aus dem Jahr 1927; es zeigt die Lieferung von Milch mit Milchbooten und ihre Verarbeitung zu Kondensmilch. Es handelt sich um einen Schwarz-Weiß-Film ohne Ton. Das zweite Video ist ein Promotionfilm über DOC Kaas aus dem Jahr 2016, das dritte der neue Werbespot von Uniekaas. Sie können auf Ihrem Smartphone eine App installieren (für Android-Telefone aus dem Play Store, für iPhones aus dem App Store) und damit den QR-Code scannen. Sie gelangen dann zu dem betreffenden Video auf YouTube.
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125 Jahre
Gerard Nijhof (63) war von 1985 bis 2010 in der Verwaltung von DOC Kaas aktiv. Ein Vierteljahrhundert, davon die letzten 9 Jahre als Vorsitzender der Genossenschaft. Eine Zeit des Wachstums, der Entwicklung und der Verwaltungsreorganisation, aber auch eines Verfalls des Milchpreises. Zu Hause in Schuinesloot – sein Hof befindet sich zwei Hausnummern weiter – blickt Gerard Nijhof auf das zurück, was er doch vor allem als eine sehr schöne Zeit in seinem Leben betrachtet. „Die Kombination von Arbeit und Leitung, beides bei der eigenen Molkereigenossenschaft, habe ich als Privileg empfunden.“
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Füreinander
Ehemaliger DOC Kaas-Vorsitzender Gerard Nijhof:
„Die Kombination von Arbeit und Leitung bei der eigenen Molkereigenossenschaft ist ein Privileg“
D
ie Eltern von Gerard betrieben einen Bauernhof in Hasselo in der niederländischen Region Twente. Einen Mischbetrieb mit Schweinen, Kühen und Hühnern, der sich 1976 ganz auf die Milchwirtschaft verlegte. Sein jüngster Bruder Ben war zum Landwirt vorbestimmt, und der Milchhof in Hasselo war zu klein für zwei. Darum besuchte Gerard eine Berufsschule für Wirtschaft und Verwaltung, an die er ein Fachhochschulstudium anschloss. Im Zuge der Stadterweiterung von Hengelo war Familie Nijhof dann aber gezwungen, den Bauernhof in Hasselo zu verkaufen. 1979 erwarben seine Eltern dann in Schuinesloot einen Hof mit mehr Land und mehr Möglichkeiten – auch für Gerard und seine Brüder. „Mein jüngster Bruder Ben besuchte noch die Landwirtschaftsschule, und ich hatte mein Studium gerade abgeschlossen. Als wir dann nach Schuinesloot umzogen, konnte ich sofort auf unserem Milchhof beginnen. Auch mein anderer Bruder Herman trat in die Gesellschaft ein. Später zog er auf einen Bauernhof in Lutten um.“ In Hasselo belieferte Familie Nijhof die Genossenschaft Ormet, die später mit Coberco fusionierte. „Schuinesloot lag im Arbeitsbereich von DOC Kaas, und die Molkerei befand sich in Slagharen. Darum wurden wir Mitglied von DOC.“
Wie kamen Sie zu einer Verwaltungsfunktion bei DOC Kaas? „1985 bat mich die Abteilung Slagharen, im Aufsichtsrat aktiv zu werden. Zusammen mit einem Gegenkandi daten, aber das hatte wohl vor allem formale Gründe. Die Aufgabe erschien mir sehr interessant. Ich fühlte mich der Genossenschaft eng verbunden – auch mein Vater war schon sehr genossenschaftlich orientiert – und interessierte mich sehr für die Entwicklungen. Ein Jahr zuvor war die Milchquote eingeführt worden,
da in der Europäischen Union die Milchproduktion den Milchkonsum überstieg, wodurch es letztlich zu den bekannten Milchseen und Butterbergen kam. Ende 1985 beschloss DOC, in der Alteveerstraat eine neue Käsefabrik zu errichten. Eine Investition von 12 Millionen Gulden, die sich nach Berechnungen mit 0,6 Cent positiv auf den durchschnittlichen Milchpreis auswirkte! Die Fabriken in Slagharen und Zuidwolde mussten schließen, eine heikle Angelegenheit. Ich wurde später sogar von Mitgliedslandwirten darauf angesprochen. Dieser Schritt erhöhte jedoch die Effizienz und senkte die Kosten, denn nun brauchte die Molke nicht mehr aus den beiden Fabriken nach Hoogeveen geholt zu werden. Die Fabrik war auf die Produktion von 13.000 Tonnen Käse ausgelegt, aber die Kapazität wuchs schließlich auf 65.000 Tonnen.“
Es wurde also mehr Milch produziert? „Ja, das war die Strategie: mit der Fabrik mehr Milch zu produzieren und so die Selbstkosten zu senken und unsere Position zu verstärken. Allerdings gab es seit kurzem Grenzvereinbarungen für die Arbeitsgebiete, darum waren Erhöhungen der Mitgliederzahl schwierig. Der damalige Geschäftsführer Willigenburg sorgte aber dafür, dass wir doch unser Arbeitsgebiet erweitern konnten. Und so wurden auch Milchviehhalter von außerhalb unseres ursprünglichen Gebiets zunächst Lieferanten und nach der notwendigen Satzungsänderung auch Mitglieder von DOC. Ja, das Interesse war groß. DOC zahlte einen guten Milchpreis und entwickelte sich positiv. Der Fokus verlagerte sich schon bald auf die Herstellung von Folienkäse. 1995 wurde die Genossenschaft dann in DOC Kaas umbenannt. DOC – die Abkürzung von ‚Dutch Original Cheese‘ – wurde unsere Handelsmarke, mit der wir uns im Ausland profilierten.“
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125 Jahre
Mitte der 90er-Jahre kam es zu zahlreichen Fusionen. DOC Kaas aber blieb selbstständig. Warum? „Die letzte große Fusion in dieser Zeit betraf vier Genossenschaften im Norden und Osten der Nieder lande und führte zur Gründung von Friesland Coberco Dairy Foods. Auch uns wurde zwei Mal angeboten, an dieser Fusion teilzunehmen. Diese wichtige Entscheidung wurde in allen Verwaltungsorganen und auf den Bezirksversammlungen gründlich besprochen. Wir beschlossen, selbstständig zu bleiben; damit waren alle einverstanden. Wir meinten, dass neben einem Koloss wie Friesland Coberco auch Platz für einen kleineren Marktakteur war. Und dass den Abnehmern mit einem Wettbewerb zwischen Anbietern gedient wäre.“
Im Jahr 2000 wurde die Verwaltung reorganisiert; Aufsichtsrat und Vorstand wurden durch einen Verwaltungsrat ersetzt. Was war der Grund dafür? „Die Reorganisation hatte ihren Grund in den zu großen Zuständigkeiten vor allem des Vorstands. Er war auch für die täglichen Geschäfte und damit für die Produktionsstandorte verantwortlich. Diese Struktur war angesichts des Wachstums von DOC Kaas unerwünscht – diese Aufgabe war Sache der Geschäftsführung. Inzwischen saß ich schon im Vorstand. 1997 endete meine Amtszeit im Aufsichtsrat, drei Mal vier Jahre. Allerdings schied damals auch das Mitglied der Abteilung Slagharen aus dem Vorstand aus, und so wurde ich von der Vertreterversammlung in den Vorstand berufen.“
mitten im Zentrum, wodurch eine Erweiterung ausgeschlossen war. Darum wurde entschieden, anderswo eine neue Fabrik mit mehr Möglichkeiten zu errichten. Infolge der Krise durch die Maul- und Klauenseuche konnten sich die Mitglieder dann aber nicht zu Versammlungen treffen, weswegen wir sogar telefonische Sitzungen abhielten. Das war eine schwierige Zeit.“
Die Fabrik im Molkereipark wurde 2003 fertiggestellt. Wie lief das ab? „Auf diesen Moment konnten wir stolz sein. Es war die modernste und größte Käsefabrik in dieser Zeit, wirklich einzigartig. Der Abschluss eines langwierigen Verfahrens, denn zuerst wurde die Fabrik gebaut und dann erst die Lager- und Büroräume. Ab diesem Moment hatte das Personal wieder einen festen Platz im Molkereipark, und die Vorstandsvorsitzender Gerard Nijhof während der offiziellen Eröffnung am 3. November 2003
Damals wurde auch eine neue Vertreterversammlung eingesetzt. „Angesichts der steigenden Zahl von Mitgliedern, die außerhalb unseres ursprünglichen Arbeitsgebiets ansässig waren, wurde die Zahl der Bezirke von 4 auf letztlich 9 erweitert, wodurch sich die Mitgliederzahl der Vertreterversammlung von 21 auf 27 erhöhte. Infolgedessen wurden die gegenseitigen Beziehungen allerdings etwas geschäftlicher und förmlicher.“
Zum 1. September 2001 wurden Sie zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats ernannt. „Genau. Früher in diesem Jahr hatte die Vertreterversammlung dem Bau des Molkereiparks in Hoogeveen zugestimmt. Eine wichtige Entscheidung. Das Unternehmen expandierte und mit ihm die Interessen. Auch die Milchviehbetriebe der Mitglieder wuchsen, und so gewann auch ein guter Milchpreis an Bedeutung. Die Strategie zielte darauf ab, Kostenführerschaft zu erlangen. Die Fabrik in der Alteveerstraat in Hoogeveen musste zu gegebener Zeit geschlossen werden, denn sie befand sich
Tag der offenen Tür mit Führung für die Mitglieder
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Füreinander
„Ich brauchte mir also nie Sorgen zu machen, unser Betrieb war immer in guten Händen.“ Verwaltungsorgane der Genossenschaft hatten wieder einen ständigen Versammlungsort. Das ersparte viel Fahrtzeit, aber abgesehen davon hat es auch etwas, wenn Versammlungen in den eigenen Räumlichkeiten stattfinden können.“
Und dann gingen ab 2007 die Milchpreise zurück … „Ja. 2007 war der Unterschied zu anderen Molkereien zu groß, und 2008 waren die Milchpreise dann infolge des sprunghaften Molkereimarkts in den ganzen Niederlanden niedrig. Die Unruhe wuchs. Die Mitglieder forderten zusätzliche Bezirksversammlungen und es wurden sogar Rechtsanwälte eingeschaltet, um Mitglieder der eigenen Vertreterversammlung haftbar zu machen. Das war ein Tiefpunkt. Ich war erstaunt, oder besser gesagt enttäuscht, dass manche Mitglieder nach meinem Gefühl die Genossenschaft zerstören wollten, obwohl es doch schwer genug ist, gemeinsam so etwas aufzubauen. Es war meine Aufgabe, die Genossenschaft durch diese Krise zu führen und die Einheit zu wahren. Das bedeutete offene Kommunikation und offene Karten. In dieser Zeit war es vor allem wichtig, dass die Geschäftsführung und die Verwaltungsorgane zusammenhielten. 2009 war die schwierigste Zeit meiner Verwaltungstätigkeiten. Ich bin eigentlich ein sehr rationaler Mensch, aber in dieser Zeit gab es doch einige emotionale Momente. Dank der Unterstützung und Einheit der Geschäftsführung, des Verwaltungsrats, der Vertreterversammlung und auch seitens der Mitglieder fühlte ich mich aber gestärkt.“
Ende 2010 mussten Sie Ihre Funktion als Vorsitzenden abgeben. Bestimmt kein schöner Moment. „Nein, ganz und gar nicht. 2010 wurden mit DMK die ersten Gespräche über eine Fusion geführt. Was den Selbstkostenpreis betraf erbrachte DOC Kaas noch immer gute Leistungen, aber das reichte nicht mehr aus. Wir brauchten ein breiteres Produktportfolio, mehr Internationalisierung und Marktmacht. Selbstständig zu bleiben war für den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung keine Option mehr. Es war nicht Angst, sondern Realitätssinn, weswegen wir eine Situation wie 2007/2008 nicht noch einmal erleben und unseren Mitgliedern mehr Kontinuität hinsichtlich des Milchpreises bieten wollten. Darum haben wir damals die Vor- und Nachteile verschiedener Fusionspartner
geprüft. In der Zeit der Gespräche mit DMK trat dann Arjan Schimmel meine Nachfolge als Vorsitzender an. Mein Vertrauen in ihn und die Verwaltungsorgane war groß, aber es war schon schwer, das Projekt loszulassen. Es gab viel Unruhe über den Vorschlag einer Fusion mit DMK, auch extern. Der Vorschlag fand denn auch 2011 keine ausreichende Mehrheit, er wurde abgelehnt. Ich bedauerte das, aber zum Glück gab es beim zweiten Versuch dann doch genug Zustimmung. Wobei ich noch immer zu schätzen weiß, dass DMK die Bedingungen für die Fusion unverändert aufrechterhalten hatte. Dadurch zeigten sie auch, ein sehr seriöser Partner zu sein, der DOC ernst nahm.“
Wie blicken Sie auf Ihre Verwaltungslaufbahn bei DOC zurück? „Es war eine besondere Zeit mit vielen schönen und einigen weniger schönen Momenten. Ich habe die Zeit des Wachstums miterlebt und durfte über wichtige Entwicklungen mitentscheiden, beispielsweise den Molkereipark. Aber auch über die Aufnahme zweier Nichtlandwirte in den Verwaltungsrat. Sie brachten Wissen und Erfahrung im internationalen Geschäftsverkehr und Marktmanagement mit. Das war auch für mich eine sehr lehrreiche Zeit, auch ich habe mich damals weiterentwickelt. Die vielen Kontakte mit den unterschiedlichsten Menschen habe ich als Bereicherung empfunden. Die Kombination der Arbeit als Milchviehhalter mit einer Verwaltungstätigkeit in der eigenen Molkereigenossenschaft hat mir ausgesprochen gut gefallen, das war ein Privileg. Unsere Betriebssituation machte das möglich: zuerst führte ich unseren Milchhof zusammen mit meinen Brüdern, später mit meinem Bruder Ben und seiner Familie. Ich brauchte mir also nie Sorgen zu machen, unser Betrieb war immer in guten Händen.“
Und heute? „Ich betreibe noch immer zusammen mit meinem Bruder Ben, seiner Frau Herma und ihrem Sohn Gerben – genau wie sein Vater ein echter Milchbauer – einen Milchhof in Schuinesloot. In zwei Jahren läuft meine Amtszeit im Gemeinderat aus. Kürzlich habe ich mein Haus verkauft, und in zwei Jahren werde ich dann umziehen. Wohin? Das weiß ich noch nicht. Hoffentlich kann ich noch lange aktiv im Betrieb mitarbeiten, aber ich versuche auch, etwas mehr Zeit für meine Freundin in Twente freizumachen. Wer weiß, vielleicht lande ich ja wieder in Twente!“
Zeitleiste: von 1895 bis 2020 1932
21. Juli 1932
Inkrafttreten des Krisen-Molkereigesetzes. Die Regierung gründet einen KrisenMolkereifonds, der den Tierhaltern einen Mindestmilchpreis garantiert.
1937
Die Niederlande werten den Gulden ab, wodurch der Handel mit dem Ausland wieder anzieht. Ende der Krise in der Molkereiindustrie.
1938
1929
November 1938
29. Oktober 1929
Der Börsencrash (Einbruch der Aktienkurse) löst in den Niederlanden eine Landwirtschaftskrise aus
1925
Königin Wilhelmina verleiht dem Werk das Prädikat „Hoflieferant“
Beginn der Butter milchbreiproduktion
1915
Herbst 1915
Beginn der Milchpulverproduktion
13. April
1928
Inbetriebnahme des neuen Milchwerks
1929
1940
Mai 1940
Beginn des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden
15. Juli 1940
Butter, Margarine und Fette werden rationiert
1916
Großer Umbau der Fabrik: neue Maschinen, Kesselhaus und Pulverfabrik sowie ein 46 m hoher Schornstein.
24. November 1940
Konsummilch wird auf einen Fettgehalt von 2,5 % standardisiert
Beginn der Kondensmilch produktion
1896
6. Januar
1895
22. November
Gründung der „Coöperatieve Stoomzuivelfabriek“ (Genossenschaftliche Dampfmolkerei) in Hoogeveen
Inbetriebnahme der Fabrik in Hoogeveen: 1100 Liter Milch von 108 Milchbauern werden zu Butter und Buttermilch verarbeitet
Gründung des „Zuivel Kwaliteits kontrôle Bureau“ (Büro für Milch qualitätskontrolle). Geprüfte Butter erhält auf dem seit 1904 bestehenden „Rijksbotermerk“ (Gütesiegel für Butter) die Ergänzung „Z.K.B.“.
1950
22. April 1950
Übernahme des Werks „De Vooruitgang“ (Der Fortschritt) in Slagharen, bestehend aus einer Butterfabrik, einer kleinen Käserei und zwei Milchbooten
Mitte 1950
Ausbau der Käserei von „De Vooruitgang“ auf eine Kapazität von 6 Millionen kg Käse pro Jahr
Anfang der 50er-Jahre Einzug der Melkmaschine
1954
Anfang 1954
Die Fabriken in Hoogeveen und Slagharen werden unter der Firma „Coöperatieve Fabrieken van Melkproducten ‚Hoogeveen‘“ weitergeführt.
1956/57
Renovierung der Fabrik in Hoogeveen und Umstellung vom Kohleauf den Ölbetrieb
1981
Oktober 1981
Schließung der letzten Kannen milchannahmestelle in Hoogeveen
1978
4. September 1978
Besetzung des D.O.C.-Büros durch „Kannenmelker“, die ihre Mitgliedschaft kündigen wollen
1983
1. Januar 1983
Einführung einer Superabgabe auf die Milchproduktion
1976
Januar 1987
14. April 1976
Schließung der Fabriken in Slagharen und Zuidwolde
Einsetzung der ersten Vertreterversammlung von D.O.C.
Inbetriebnahme der neuen Käserei in Hoogeveen
1973
D.O.C. wird von einer sekundären zu einer primären Genossenschaft umgebildet
1971
Umstellung vom Öl- auf den Erdgasbetrieb Anschaffung eines Computers, mit dem den Mitgliedern eine besser spezifizierte Milchgeldabrechnung ausgestellt werden kann
1970
Inbetriebnahme des zweiten Milchpulver turms in der Fabrik Hoogeveen
19. März 1987
1991
D.O.C. stellt die Butterproduktion ein
Offizielle Eröffnung der neuen Käserei in Hoogeveen
2001
Entscheidung für den Bau des Molkereiparks in Hoogeveen
1998
1993
Kauf eines Industriegeländes in Hoogeveen und Bau eines Folienkäselagers
1. April 1998
Abschaffung der Leeuwarder Käsenotierung
1996
Einführung Mengenzusch
11. April 1993
Ab sofort werden alle Milchlieferungen auf Wachstumshemmer untersucht
1. Juni 1993
Gründung des Qualitäts kontrollorgans C.O.K.Z. nach Aufhebung von vier regionalen Organisationen für Milchhygiene
Gründung der „Coöperatieve Melkverwerkings vereniging D.O.C“ (Genossenschaftlicher Milchverarbeitungsverband D.O.C) und Fusion des Milchwerks in Hoogeveen, des Milchwerks „De Eendracht“ in Zuidwolde und der „Coöperatieve Zuivelfabriek en Korenmalerij“ (Genossenschaftliches Milchwerk und Kornmühle) in Ruinen
2000
Änderung der Verwaltungsorga von DOC Kaas ba
Erscheinen des ersten Umweltjahresberichts von DOC Kaas ba
Gründung des Molkerei verbands „Nederlandse Zuivelorganisatie“ (NZO), entstanden aus den ehemaligen Branchen verbänden F.N.Z. und V.V.Z.M.
1962
13. Februar 1962
1987
D.O.C. übernimmt eine 75 %-Beteiligung an K.H. de Jong in Drachten
1. Januar 19
1994
Ernennung des ersten weiblichen Mitglieds der Vertreterversammlung von D.O.C.
1995
22. November 1995
100-jähriges Bestehen der Genossenschaft
1. Januar 1995
D.O.C. wird in DOC Kaas umbenannt; D.O.C. ist künftig die Handelsmarke „Dutch Original Cheese“
Erscheinung des ’t documentj Milchlieferante Mitarbeite
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6. Januar 2021
2020
2002
22. November 2020
April 2002
125-jähriges Bestehen der Genossenschaft DOC Kaas
Erster Spatenstich für den Molkereipark
1. Januar 2020
DMK übernimmt 100 % von DVNutrition
2003
Die neue Käserei im Molkereipark nimmt die Produktion auf
Inbetriebnahme der Molkefabrik DVNutrition im Molkereipark
2019
DMK stellt strategische Vision 2030 vor
November 2003
2004
Die Fabrik in der Alteveerstraat produziert seit 125 Jahren
2018
Einführung der Marke „Alteveer, alle goeds uit Drenthe“ (Alteveer, alles Gute aus Drente)
2017
DMK beginnt mit der Neuausrichtung
2007
Fertigstellung des Naturkäselagers im Molkereipark
2008
Fertigstellung des Folienkäselagers und der Büros im Molkereipark
Juli 2017
2010
2011
Gouda Holland und Edam Holland erhalten das Siegel „Geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.)
2016
DMK übernimmt Uniekaas
1. April 2016
Fusion von DOC Kaas und DMK GmbH
3. November 2011
Die Mitgliederhauptversammlung lehnt den Vorschlag zur Fusion mit DMK ab
3. März 2016
Genehmigung der Fusion durch die Kartellbehörden
2012
1. Januar 2012
Die Mitglieder von DOC Kaas stimmen der Fusion mit der DMK GmbH zu
Die Abholung per Milchsammelwagen wird einem einzigen Anbieter übertragen
August 2012
DOC Kaas übernimmt 100 % von CheesePartners Holland
2015
21. Mai 2015
1. April 2015
2013
Übernahme von Kraats Kaas gemeinsam mit Vergeer Holland Einführung des Weidegangzuschlags
2014
Joint-Venture von DOC Kaas und Hochwald GmbH
1. Januar 2014
Einführung des Nachhaltigkeitsprogramms MELKKompass und des Nachhaltigkeitszuschlags
Das europäische Milchquoten system wird abgeschafft
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Die Belegschaf t der D O C Kaas B.V. gratulier t der D O C Kaas U. A .
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Füreinander
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Füreinander
Zwei Generationen Mensink über damals und heute
Landwirt schaft, Betriebs führung und Leitung Bert Mensink und sein Bruder Guus (Vizevorsitzender der Geschäftsleitung) führen zusammen den Milchhof in Dedemsvaart, den sie 2009 von ihren Eltern übernommen haben. Vater Bertus hilft noch immer aus, und auch Mutter Riet kommt noch regelmäßig vorbei. Am Tisch in der Kantine – mit Blick auf den Liegeboxenstall – sprechen wir mit Bertus Mensink (79) und seinen Söhnen Bert (40) und Guus (38) über die landwirtschaftliche Arbeit, Betriebsführung und Leitung.
N
ein, die Familie Mensink war nicht immer Lieferant von DOC. Bertus Mensink weiß aber noch ganz genau, wann er Mitglied von DOC Kaas wurde: am 1. Januar 1998. Bis dahin hatte er Coberco beliefert, das sich im Jahr zuvor, 1997, mit FRIESLAND Dairy Foods, De Zuid-Oost-Hoek und Twee Provinciën zur Friesland Coberco Dairy Foods zusammengeschlossen hatte. „Diese Fusion war für die Coberco-Landwirte weniger günstig, da wir in den ersten drei Jahren keine Dividende erhalten sollten“, berichtet Bertus. „Coberco musste den ausscheidenden Landwirten das aufgebaute Mitgliederkapital auszahlen, wodurch es attraktiv war, einen anderen Abnehmer zu beliefern. DOC warb damals gerade aktiv Mitglieder an, und mein Bruder Jan Mensink belieferte DOC bereits. Die Fabrik in Hoogeveen war nicht weit weg und bot einen besseren Milchpreis als unseren. Darum gingen wir dann zu DOC. Mein anderer Bruder, Frans Mensink, der in Lutten einen Betrieb hat, wechselte im selben Jahr ebenfalls zu DOC.“ Bertus Mensink wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern in der Region Paardelanden auf. Auf dem gemischten Ackerbau- und Milchviehbetrieb
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wurden Kartoffeln, Gerste, Weizen und Zuckerrüben angebaut. Bertus: „Wir hatten nur wenige Kühe, denn in dieser Zeit wurde noch von Hand gemolken. Mein Vater schaffte 1959 die erste Melkmaschine an. Ich musste dieses Jahr in den Militärdienst und es war kein Melker zu finden, darum war die Melkmaschine die einzige Lösung.“ 1963 kaufte man den Bauernhof in Dedemsvaart, und 1966 zog die Familie dorthin um. Bruder Jan blieb auf dem Hof in Paardelanden. 1967 kauften die Eltern von Bertus noch einen Landwirtschaftsbetrieb in Lutten, den Sohn Frans dann später selbstständig führte. Nach dem Tod ihres Vaters betrieben Bertus und Frans beide Höfe eine Zeitlang gemeinsam, bis Bertus 1977 den Betrieb in Dedemsvaart selbstständig weiterführte. In diesem Jahr baute er einen Liegeboxenstall und erweiterte die Herde auf 70 Kühe. Dies war der erste Schritt eines stetigen Wachstums.
Ein- und Austritt 1984 übernahmen Bertus und Riet Mensink bei einem öffentlichen Verkauf der Gemeinde ein 13 Hektar großes Grundstück. Dafür wurden ihnen zusätzliche Milchquoten zugewiesen. Bertus: „Das wirkte wie ein Schwungrad für den Betrieb, wir konnten also weitermachen.“ 1995 wurde Land von den Nachbarn übernommen, wodurch sich die Hoffläche um 12 ha vergrößerte. 2000 gründeten Vater, Mutter, Bert und Guus gemeinsam eine Gesellschaft. 2001 schloss Bert seine Tierzucht-Ausbildung an der landwirtschaftlichen Fachhochschule in Dronten
Dedemsvaart
Betriebsführung: Bert und Guus Mensink Bert und Lieselot, Tochter Benthe (7) Guus und Judith, Sohn Koen (5) und Tochter Sophie (3)
Milchkühe: 275 Jungvieh: 140
Fläche: 95 ha 4 Melkroboter
ab. Bert: „Es war immer mein Wunsch, den Betrieb zu übernehmen. Leider konnten wir nicht so expandieren, wie wir wollten. Neben dem Hof befand sich ein Campingplatz, und wir durften unseren Kuhbestand nicht mehr vergrößern. Auch Guus hatte inzwischen seine Ausbildung in Dronten – Schwerpunkt Agrar- und Betriebswirtschaft – abgeschlossen und entschied sich für ein Anschlussstudium an der landwirtschaftlichen Universität in Wageningen. Er verließ die Gesellschaft und trat später eine Stelle bei einer Bank an. Bert: „In den darauf folgenden Jahren melkten wir etwas mehr, da die trockenstehenden Kühe in den Jungviehstall verlegt werden konnten; den Ackerbau stellten wir allmählich ein. Warum? Ich bin ein echter Kuhliebhaber und die Arbeit mit ihnen machte mir immer mehr Spaß. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. 2007 kauften wir zwei Melkroboter.
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Füreinander
Mama hatte das schon seit Jahren immer wieder vorgeschlagen – in solchen Dingen hat sie immer die Nase vorn. Das war eine gute Entscheidung, denn wir melken noch immer mit denselben Robotern.“
Kauf eines Campingplatzes 2006 kauften die Eltern Mensink einige Kilometer weiter einen ehemaligen Bauernhof, in den sie 2007 umzogen. 2008 übernahmen sie den benachbarten Campingplatz und beantragten die Änderung des Flächennutzungsplans. „Der Campingplatz war heruntergekommen, weit und breit kein Wohnwagen zu sehen – er existierte nur noch auf dem Papier.“ 2009 kehrte dann Guus nach Dedemsvaart zurück. „Ich habe meinen Job als Accountmanager bei der ABN-AMRO-Bank in Helmond an den Nagel gehängt und bin wieder in die Gesellschaft eingetreten. Bert und ich haben damals den Betrieb unserer Eltern übernommen.“ Es wurde ein Stall gemietet, und Guus arbeitet vorübergehend als Betriebsberater. Im Frühjahr 2011 begann der Bau des neuen Liegeboxen stalls, und schon im Herbst konnte das Melken beginnen – jetzt mit 4 Melkrobotern. 2012 wurden auf dem Stalldach die ersten Solarmodule installiert.
Längeres Leben der Kühe Die Expansion des Betriebs schreitet fort: 2014 wird durch Tausch und Kauf das Hofgrundstück um 20 Hektar erweitert. In diesem Jahr wird auch das Wohnhaus von Guus und seiner Frau Judith umgebaut. 2018 wird erneut Land hinzugekauft, und es wird ein Wagenschuppen/Futterlager gebaut. Das alte Wohnhaus von Bert und seiner Frau Lieselot wird abgerissen, und 2019 ist das neue Haus auf dem Grundstück fertig. 2020 werden auch
Bertus Mensink mit Enkelkindern Koen und Sophie
Kein „Bauernführer“
Außer als Landwirte und Unternehmer sind Bertus, Bert und Guus auch in der Verwaltung aktiv. Bertus: „Ich war unter anderem Mitglied des Junglandwirteausschusses und der Vertreterversammlung bei Coberco. Und bei den Rechtsvorgängern von Agrifirm saß ich im Bezirksrat. Warum? Tja, man kann annehmen oder ablehnen, wenn man dazu aufgefordert wird. Ich glaube, ich habe vor allem aus Pflichtbewusstsein zugestimmt. Jetzt engagiere ich mich ehrenamtlich, und das macht mir viel Spaß.“ Bert ist schon seit längerer Zeit Mitglied des Vorstands des Viehzuchtstudienverbands für den Raum Balkbrug. „Das passt gut zu meiner Liebe zu den Kühen. Und es macht Spaß, denn an den Versammlungen nehmen immer viele Mitglieder teil.“ Guus ist seit 2010 Mitglied des Verwaltungsrats (inzwischen Vorstand) von DOC Kaas; er ist am aktivsten in der Verwaltung tätig. Er will aber vor allem nicht als „Bauernführer“ bezeichnet werden. „Ich bin Bauer. Und ich übe Führungstätigkeiten aus. Darum bin ich aber noch lange kein Bauernführer.“ Warum sind Sie dem Vorstand beigetreten? „Die Genossenschaft ist sozusagen die Verlängerung des eigenen Betriebs. In der Leitung habe ich die Möglichkeit, mitzudenken und mitzubestimmen. Vor allem der Kontakt mit den anderen Mitgliedern gefällt mir gut. Ebenso wie meine Rolle für DMK. Im Mai trete ich die Nachfolge von Arjan Schimmel im Aufsichtsrat von DMK an. Das ist eine große Verantwortung, aber ich freue mich sehr darauf. DMK hat eine gute Wettbewerbsposition, aber da kann noch einiges verbessert werden. Dazu will ich beitragen – ich achte sehr auf Zahlen und bin kritisch.“ Wie kombinieren Sie Ihre Arbeit auf dem Hof mit Ihren Verwaltungstätigkeiten? „Diese Kombination ist manchmal sehr anstrengend, und ich will beides richtig machen. Den Milchviehbetrieb führe ich zum Glück zusammen mit Bert. Für mich hat die gemeinsame Arbeit mit meinem Bruder auf jeden Fall einen Mehrwert. Bert und ich haben nicht nur dieselben Eltern, sondern auch dieselben Visionen und Ambitionen – und beide lieben wir Kühe. Das wurde uns schon in die Wiege gelegt.“
auf dem Jungviehstall, dem alten Liegeboxenstall, dem Wagenschuppen und dem letzten Teil des Liegeboxenstalls Solarmodule installiert. Sind die Bauarbeiten nun erst einmal abgeschlossen? Bert: „Es bleiben immer Wünsche offen, und das ist auch gut so.“ Zum Beispiel? „Ein längeres Leben der Kühe, damit sie länger auf dem Hof bleiben können. Und vielleicht Weidegang. Aber dann brauchen wir weitere Melkroboter. An Ambitionen und Plänen mangelt es uns also nicht!“ Und auch die Betriebsnachfolge scheint gut geregelt zu sein. Als nach dem Gespräch Tochter Benthe (7) auf ihrem Fahrrad über den Hof saust, ruft Vater Bert ihr hinterher: „Benthe, was willst du später einmal werden?“ Sie dreht sich um und ruft: „Bäuerin!“
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125 Jahre
Investition in die Zukunft
Der Molkereipark in Hoogeveen – ZPH
Der Bau des Molkereiparks in Hoogeveen ist ein Meilenstein in der Geschichte von DOC Kaas. Die Produktionsstätte in der Alteveerstraat konnte nicht mehr erweitert werden, und so stand die Genossenschaft an einem Scheideweg. Die Entscheidung fällt zugunsten des Wachstums aus – ein ambitionierter Schritt, der hohe Investitionen erfordert. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2000
wird gemeldet, dass „umfassende Untersuchungen stattgefunden haben, um festzustellen, ob ein Molkereipark realisierbar wäre. Dazu mussten viele Gespräche mit Abnehmern, Banken, Gemeinden, externen Beratern usw. geführt werden.“ Infolge der Krise durch die Maul- und Klauenseuche konnten sich die Mitglieder dann aber nicht zu Versammlungen treffen, weswegen ein schriftliches
Verfahren eingerichtet wurde. In den Herbstversammlungen des Jahres 2000 wurde der Plan ausführlich besprochen, und es zeigte sich, dass er viel Rückhalt fand. Am 16. Mai 2001 stimmte die Vertreterversammlung dem Projekt „Molkereipark Hoogeveen“ zu. Im Februar 2002 wird das Grundstück baureif gemacht, wonach im April 2002 der erste Spatenstich folgt.
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Füreinander
Der Molkereipark ermöglicht es DOC Kaas, weiter zu expandieren, und alle Aktivitäten können nun an einem Standort konzentriert werden: sowohl die Produktion und Reifung des Käses als auch die Verarbeitung der Molke. Für die Molkeverarbeitung wird eine Kooperation mit Volac International Ltd vereinbart, und auch der Bau der Molkefabrik wird 2002 in Angriff genommen.
Die neue Käserei, ausgestattet mit modernster Technik, wird plangemäß im November 2003 in Betrieb genommen; am 3. November wird der erste Käse produziert. Schon kurz nach der Eröffnung finden Tage der offenen Tür mit Führungen für die Mitgliedslandwirte statt. Die Molkefabrik des JointVentures DVNutrition wird 2004 in Betrieb genommen, ebenso
wie das Wärmekraftwerk und das Wasserwerk, wodurch DOC Kaas hinsichtlich der Energie- und Wasserversorgung nahezu autark wird. Das Naturkäselager wird 2007 fertiggestellt, und 2008 nehmen das Folienkäselager und die Büros den Betrieb auf.
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Annie Steenbergen-Zomer, erste Frau in der Vertreterversammlung (1994–2006):
Aus „Meine Herren“ wurde „Meine Dame, meine Herren“ 1976 wurde die erste Vertreterversammlung der „D.O.C.“ eingesetzt. Obwohl es auch damals schon selbstverständlich war, dass Frauen in der Landwirtschaft arbeiteten, bestand die Vertreterversammlung noch viele Jahre lang ausschließlich aus Männern. Erst 1994 wurde die erste Frau in die Vertreterversammlung berufen: Annie Steenbergen-Zomer.
A
nnie Steenbergen-Zomer (57) wuchs auf einem Milchhof im niederländischen IJhorst auf. Trotz ihrer großen Liebe zu den Kühen wollte sie keine Landwirtin werden; stattdessen ließ sie sich in Zwolle zur Apothekenhelferin ausbilden. Anschließend fand sie eine Stelle als solche in Emmeloord. Annie Steenbergen: „Ich habe immer gesagt, dass ich niemals einen Bauern heiraten würde“, erklärt sie, „bis ich dann Jan kennenlernte. Seine Eltern betrieben einen Milchhof in Fluitenberg, und Jan sollte später den Betrieb übernehmen. Nach unserer Heirat 1986 zogen wir zusammen in eine Mietwohnung in Echten. 1987 gab ich meine Stelle als Apothekenhelferin auf und wir übernahmen den Bauernhof von Jans Eltern in Fluitenberg. Da war ich dann also nicht nur mit einem Bauern verheiratet, sondern wurde selbst auch noch hauptberuflich Bäuerin!“ Die Antwort auf die Frage, in welchem Jahr genau sie Mitglied der Vertreterversammlung von DOC Kaas wurde, muss Annie schuldig bleiben. Sie erinnert sich auch nicht mehr, wer sie damals auf diese Funktion hingewiesen hat – wahrscheinlich das Mitglied der Vertreterversammlung aus dem Bezirk, dessen Amtszeit abgelaufen war. Dafür weiß sie aber noch sehr gut, warum sie fast sofort zusagte, als sie gebeten wurde, der Vertreterversammlung beizutreten. „Das war eine gute Chance, mehr über die Hintergründe zu erfahren und sich stärker an der Beschlussfassung über die für die Mitglieder wichtigen Fragen zu beteiligen. Ich war schon in jungen Jahren im Verband der Junglandwirte Drenthe aktiv und nahm auch immer an den Bezirksversammlungen teil. Wahrscheinlich kannte man mich daher.“
Wussten Sie, dass Sie die erste Frau in der Vertreterversammlung waren? „Nein, das war mir überhaupt nicht bewusst.“
Haben Sie den Eindruck, dass sich in der Vertreterversammlung nach Ihrer Berufung etwas geändert hat? „Ja, die Eröffnung durch den Vorsitzenden“, lacht sie. „Das war nun nicht mehr ‚Meine Herren‘, sondern ‚Meine Dame, meine Herren‘, das gefiel mir. Ansonsten wurde ich als Frau nicht anders behandelt als alle anderen. Es wurden auch keine Anspielungen oder Witze gemacht. Ich wurde für meinen Beitrag geschätzt, und ich habe mich nie gehemmt gefühlt, meine Meinung zu äußern.“
Inzwischen haben Sie viel Erfahrung mit Verwaltungstätigkeiten in den unterschiedlichsten Gremien gesammelt. Wie wichtig ist Diversität? „Frauen gehen oft doch auf andere Weise an die Dinge heran als Männer. Männer halten sich für rationaler, aber das bezweifle ich. Untereinander herrscht oft ein ziemlicher Konkurrenzkampf, und sie wollen mehr als Frauen unbedingt ihre Standpunkte durchsetzen – und das ist alles andere als rational. In einer gemischten Gruppe herrscht auch eine andere Atmosphäre, also ja: ich halte es für wichtig, in Verwaltungsgremien auf Diversität zu achten. Und es ist auch selbstverständlich. Meine Eltern übten neben ihrer Arbeit auf dem Milchhof in IJhorst ebenfalls Verwaltungsfunktionen aus – das wurde uns also zu Hause schon in die Wiege gelegt. Meine Mutter engagierte sich in der Schule, im Chor und im Frauennetzwerk ‚Vrouwen van Nu‘, mein Vater
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Füreinander
„Ich habe immer gesagt, dass ich niemals einen Bauern heiraten würde, bis ich dann Jan kennenlernte“ unter anderem bei der Rabobank. Ich weiß noch, dass er einen Anzug hatte, den er ausschließlich zu Sitzungen trug und den er seinen ‚Rauchanzug‘ nannte. Seinerzeit rauchte fast jeder, mein Vater aber nicht. Sobald er nach einer Sitzung wieder heimkehrte, zog er den Anzug aus und hängte ihn ans offene Fenster.“
Sie waren von 1994 bis 2006 Mitglied der Vertreterversammlung. Wie hat sich DOC Kaas in dieser Zeit entwickelt? Ich war 12 Jahre lang Mitglied, also länger als die üblichen 3 x 3 Jahre. Der Grund dafür war das Wachstum der Genossenschaft. Dadurch stieg die Zahl der Mitglieder, auch aus anderen Regionen, und infolge einer neuen Bezirkseinteilung konnte ich noch einmal ernannt werden. Mit der Zahl der Mitglieder stieg auch die Milchmenge an. Zu gegebener Zeit waren wir unserem Standort in der Alteveerstraat entwachsen. Darum wurde ein Plan für den Bau einer neuen Käserei mit benachbarter Molkeverarbeitung entwickelt. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, einschließlich des Joint Ventures mit Volac. Die Strategie sah vor, hochwertigen Gouda zu möglichst geringen Selbstkosten herzustellen. Im Nachhinein betrachtet war das doch keine so gute Entscheidung, denn es wirkte sich längerfristig nicht positiv auf den Milchpreis aus. Die Nachfrage nach Spezialkäsesorten stieg an. Später wurde auch beschlossen, ein Naturreifelager zu bauen. Ich
weiß noch, was Jannes Oosterveld damals darüber sagte: ‚Wenn andere Schlange stehen, um unseren Käse reifen lassen zu dürfen, ist das offenbar ein lukratives Geschäft, das wir selbst übernehmen sollten.‘ Schon merkwürdig, dass einem derartige Aussagen so in Erinnerung bleiben.“
Gab es auch weniger schöne Momente? „In meiner Zeit in der Vertreterversammlung entwickelten sich die Genossenschaft und der Milchpreis gut; es gab keine sehr spannenden oder ärgerlichen Momente. Höchstens die Einführung des Qualitätssicherungssystems KKM, das war etwas weniger positiv. KKM hatte unmittelbare Folgen für die Höfe, was bei den Mitgliedslandwirten für Unmut sorgte. Als Mitglieder der Vertreterversammlung wurden wir darauf angesprochen, und natürlich kam das Thema auch auf den Bezirksversammlungen immer wieder zur Sprache.“
Sie waren 12 Jahre lang Mitglied der Vertreterversammlung. Was hat Ihnen diese Zeit persönlich gebracht? „Sehr viel Freude an der Sache! Und ich habe viel gelernt. DOC Kaas ist ein offenes und transparentes Unternehmen, auch damals schon, also bekam die Vertreterversammlung immer umfassende Hintergrund informationen. Auch der soziale Aspekt gefiel mir sehr – ich gehe gern mit Menschen um, und dafür bietet die Vertreterversammlung wirklich genug Gelegenheit.“
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DMK gratuliert D zu seinem Jubi Eine Genossenschaft ist aus meiner Sicht eine der besten – wenn nicht die beste - Unternehmensform für direkte und dauerhafte Mitbestimmung der Eigentümer. Sie entscheiden gemeinschaftlich, welcher Kurs in welcher Geschwindigkeit eingeschlagen wird. Dazu ist gute Kommunikation notwendig. Deshalb sind Genossenschaften vermutlich auch die transparenteste Unternehmensform, die es gibt. Ein Jubiläum, wie es DOC Kaas feiert, ist dabei immer auch ein guter Grund, zurück zu schauen. Wir wollen aber auch regelmäßig nach vorne schauen - Wandel ist schließlich heutzutage unser ständiger Begleiter. Es klingt abgedroschen, gilt
Ingo Muller,CEO DMK Group
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Group OC Kaas U.A. besonderen läum aber heute mehr denn je: Stillstand ist Rückschritt. Wandel ist ein Zeichen für Aktualität, das uns als Genossenschaft gut zu Gesicht steht. Auch, wenn eine Genossenschaft langjährige, tiefe Wurzeln hat. Diese Aktualität bringt uns auch immer näher zusammen. Unsere DMK Group wächst weiter und stärker zusammen, denn je. Grenzen verschwimmen. Dabei kann die DMK als Gruppe nur so stark sein, wie ihre einzelnen Wurzeln. Unsere niederländischen Wurzeln bringen uns dabei enorme Käse-Kompetenz ins Unternehmen, mit Uniekaas haben wir voller Stolz die älteste Gouda-Marke Hollands im Sortiment. Wir lernen dabei voneinander und auch viel übereinander und
über unsere Kulturen. Das ist gut so! Aus ganzen Herzen darf ich deshalb stellvertretend für die vielen tausend Menschen der DMK-Familie – ob Landwirte oder Mitarbeiter – gratulieren zu einem tollen Jubiläum. Herzlich, Ihr Ingo Müller CEO DMK Group
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J
osef Gerdes erinnert sich noch gut daran, wie vor 25 Jahren, im Januar 1995, eine kleine Gruppe deutscher Milchbauern erwog, Milch in die Niederlande zu liefern. Am Telefon denkt er daran zurück: „Wir waren ungefähr sieben Milchviehhalter aus dieser Gegend. Wir stellten fest, dass sich der Milchpreis bei unserem Milchverarbeiter ‚Löningen‘ weniger gut entwickelte als in den Niederlanden. Und wir interessierten uns für DOC Kaas, weil es nur 80 km weit entfernt war. Aus Deutschland haben wir alles Mögliche in die Niederlande exportiert, Fleisch, Hühner, Schweine und vieles mehr. Es war aber nicht der Sinn der Sache, dass deutsche Milchbauern Milch in die Niederlande exportierten. Man dachte sich: Wenn sich der erste Milchviehhalter wegen des besseren Milchpreises über die Grenze orientiert, spricht sich das schnell herum. Und bevor man sich versieht, machen andere mit. Mein Vater, damals 62, machte schließlich Nägel mit Köpfen: wir wurden bei DOC Kaas vorstellig.“
Das lief also nicht von selbst? „Nicht von deutscher Seite. Wir statteten DOC Kaas aber mit einer Gruppe deutscher Landwirte einen Besuch ab. Dabei erhielten wir einen positiven Eindruck des Unternehmens und insbesondere des Milchpreises. Geschäftsführer Willigenburg sprach gleich Klartext mit uns. Er sagte: ‚Ich will Ihre Milch
und ich hole sie ab.‘ Und so geschah es. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, und das brauche ich auch nicht zu wissen. Aber er hat es geschafft. Es wurde eine deutsche DOC-Genossenschaft gegründet und wir gehörten zu den ersten Mitgliedern.“ Der Milchhof der Familie Gerdes ist ein echter Familienbetrieb. Hier wohnen und arbeiten vier Generationen. Josef und seine Frau Anita (62) erledigen zusammen die Stallarbeit und das Melken. Ihr Sohn Josef (32) übernimmt alle Arbeiten außerhalb des Stalls, und seine Frau Irene hat eine Stelle außer Haus. Die Altersspanne ist enorm: Josefs Enkel ist 8 Wochen alt, seine Mutter 100 Jahre. Josef senior berichtet stolz: „Das finde ich sehr schön. Es ist etwas so Besonderes, meinen Enkel zusammen mit meiner Mutter zu sehen. Und alle sind zum Glück auch gesund.“ Der Betrieb wurde „irgendwann zwischen 1800 und 1850“ gegründet. Der Standort blieb immer derselbe. Viele Jahre lang war es ein Mischbetrieb mit Hühnern, Schweinen, Kühen und Pferden. 1983 beschlossen Josef und sein Vater dann aber, den Mischbetrieb in einen reinen Milchhof umzuwandeln.
Warum diese Umstellung im Jahr 1983? „Wir hatten um unseren Mischbetrieb herum viel
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Familie Gerdes, die ersten deutschen DOC Kaas-Lieferanten
„DOC Kaas löst Probleme“ Josef Gerdes (62) aus Löningen-Angelbeck war der erste deutsche Milchviehhalter, der DOC Kaas mit seiner Milch belieferte. „Viele hier in der Region waren von diesem Plan wenig angetan. Sie dachten: „Wenn der erste zu den Holländern geht, werden es bald mehr.“ Aber DOC Kaas bot den höchsten Milchpreis, darum haben wir sie beliefert.“
Grasland. Und in dieser Zeit waren die Zukunfts aussichten für Milchviehbetriebe einfach besser als für Schweinehalter. Die Preise waren besser und stabiler. Wir haben mit 17 deutschen rotbunten Kühen angefangen. 1983 haben wir einen Stall für sechzig Kühe gebaut, der dann nach und nach voll besetzt wurde. Alle Jungtiere, die hier geboren werden, bleiben bei uns. Momentan haben wir etwa 120 Kälber. Im Laufe der Jahre haben wir allerdings von Rot- auf Schwarzbunt umgestellt. Meine Frau, die die Kühe melkt, findet die schwarzen schöner.“ Der Jahresdurchschnitt je Kuh liegt bei 9.500 Litern Milch mit einem Fettgehalt von 4,51 % und einem Eiweißgehalt von 3,69 %. „Wir haben immer Wert auf einen hohen Fett- und Eiweißgehalt gelegt, und dann ist die Milchproduktion etwas geringer. Irgendwo muss man eben Abstriche machen. Mit diesem Fokus bekommen wir aber etwas mehr Milchgeld.“
Sie liefern keine VLOG-Milch. Warum nicht? „Die Erzeugung von VLOG-Milch ist mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden. Man muss alle möglichen Standards erfüllen. Das verstehe ich zwar, aber ich bin jetzt über 60, arbeite nicht gern mit Computern und auch die Buchhaltung ist nicht mein Ding. Die höheren Einkünfte, die mit der Erzeugung von VLOG-Milch generiert werden können, stehen in
keinem Verhältnis zu all der zusätzlichen Arbeit, die damit verbunden ist. Wir haben darüber gesprochen und dann entschieden, davon abzusehen.“
Sie liefern jetzt schon seit 25 Jahren Milch an DOC Kaas. Eine lange Zeit! „In den ersten Jahren war der Milchpreis bei DOC Kaas besser als bei vielen anderen Molkereiunternehmen. Jetzt spricht mich vor allem die Tatsache an, dass bei DOC Kaas immer jemand erreichbar ist, falls es Probleme gibt. Man findet dann sofort eine Lösung.“
Wie sieht die Zukunft Ihres Betriebs aus? „Schwer zu sagen. Erweitern können wir nicht mehr. In der Nachbarschaft unseres Milchhofs gibt es auf kleinem Raum viele Schweine-, Rinderund Geflügelbetriebe. Sie verursachen hohe CO2-Emissionen. Das ganze Gebiet hat einen zu hohen CO2-Ausstoß. Darum bekomme ich keine Genehmigung für eine Erweiterung. Wenn ich einen neuen Stall bauen und die Zahl meiner Kühe verdoppeln will, müsste erst einmal mein Nachbar seinen Betrieb aufgeben. Mein Sohn weiß noch nicht, ob er den Betrieb weiterführen will. Momentan liegt in diesem Gebiet wegen der Emissionen alles still, von den Erweiterungs- bis zu den Stallneubauplänen. In fünf Jahren kann ich mich zur Ruhe setzen. Wer weiß, wie die Lage dann aussieht.“
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Ehemaliger DOC-Kaas-Mitarbeiter Henk Hagemeijer:
„Ich hatte vor allem eine schöne Zeit“ Henk Hagemeijer (66) ist jetzt seit 2 Monaten im Ruhestand. Nach 48 Dienstjahren vermisst er sein DOC Kaas. Mal eben einen Kaffee in Alteveer, denkt er regelmäßig. „So ist das eben. Ganz loslassen können, werde ich DOC nie.“
H
enk ist lebender Zeuge fast eines halben Jahrhunderts DOC. Zu Hause in Slagharen blickt er gern auf diese Zeit zurück, auch wenn ihn sein Gedächtnis hin und wieder im Stich lässt. 1972 begann er in der Molkerei von DOC in Slagharen als Maler auf Auftragsbasis. „Mein Vater arbeitete als Käser bei DOC, erledigte darüber hinaus aber auch handwerkliche Hilfsarbeiten in der Fabrik. Diese kleinen Arbeiten, beispielsweise Anstricharbeiten, machte ihm nicht mehr so viel Spaß, und da ich gerade eine Ausbildung zum Maler machte, konnte ich nach einem Gespräch mit dem Geschäftsführer diese Hilfsarbeiten von ihm übernehmen. So kam ich in die Molkerei.“ Im selben Jahr noch wurde Henk von der Molkerei in Slagharen als Betriebsmaler fest angestellt. Er verdiente etwa 700 bis 800 Gulden pro Monat, aber das Geld interessierte ihn kaum. „Viel wichtiger war mir, dass ich freie Hand hatte. Ich war mein eigener Herr als Mitarbeiter von DOC. Der damalige Geschäftsführer Mintjes fand großen Gefallen daran. 1973 wurde er auch Geschäftsführer in Zuidwolde. In diesem Betrieb musste ich auch streichen. Fünf Jahre später wurde Mintjes Geschäftsführer in Hoogeveen Alteveerstraat. So bekam ich auch noch diesen Standort dazu.“
Geschäftsführer Mintjes war mit Ihnen also sehr zufrieden? „Mintjes nahm mich überall hin mit, wo es etwas zu tun gab. Die Decke oder Milchtanks anstreichen, Fensterscheiben austauschen. Er wollte, dass die Fabriken tipptopp in Ordnung waren. Auf meinem Mofa, einer Puch Tomos, besuchte ich die verschiedenen DOC-Standorte. Eines Tages, 1975, wollte meine Tomos nicht anspringen. Mintjes wollte aber unbedingt, dass die Decke gestrichen würde. Darum holte er – als Geschäftsführer! - mich mit dem Auto ab und brachte mich auch am Abend wieder nach Hause. So lief das damals bei DOC.“
Viel Freiheit? „Vor allem in den ersten Jahren. Aber irgendwann dachte Mintjes: ‚Diesen Henk, den sieht man ja kaum. Ist er überhaupt da?‘“ Henk lachend zu Hause am Tisch: „Aber ich sah Mintjes auch selten und fragte mich doch auch nicht, ob er überhaupt da wäre! Aber ich musste meine Stunden erfassen. DOC hatte aber nur eine Stechuhr, und die hing in Slagharen. Also fuhr ich nach Slagharen, stempelte dort und fuhr anschließend nach Ruinen, um eine Werkswohnung zu streichen. Zum Feierabend fuhr ich dann wieder nach Slagharen, um meine Zeitkarte abzustempeln. Ich hatte lange Arbeitstage, vor allem durch die Fahrerei zur Stechuhr in Slagharen.“
Wie war die Arbeit in Slagharen Anfang der Siebzigerjahre? „Die Fabrik stellte rechteckigen 40+- oder 48+-Naturkäse her. Sie hatte etwa 25 Beschäftigte, einschließlich der eigenen Techniker. Die ersten Mitarbeiter fingen nachts um 3 Uhr an, die Fabrik hochzufahren. Anschließend mussten einige Hundert volle Milchkannen geleert werden, denn Milchsammelwagen gab es noch nicht. Die Leerung erfolgte mit Maschinen. Aber erst musste von jeder Milchkanne von Hand der Deckel geschlagen werden. Die Fabrik stellte etwa 1250 Käselaibe pro Tag her und war 42 Stunden pro Woche in Betrieb.“ Die frühen Achtzigerjahre sind Henk als sehr bewegte Zeit in Erinnerung geblieben. „Bei DOC Kaas wurde reorganisiert, der Bau der Käsefabrik in der Alteveerstraat begann und die Werke in Zuidwolde und Slagharen wurden geschlossen. Die neue Strategie sah vor, dass alles, was nichts mit Käse zu tun hatte, ausgelagert werden sollte. Mir wurde angeboten, in der Fabrik zu arbeiten. Nach einer guten Ausbildung musste ich die vier
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Füreinander
Käsebruchzubereiter und die Zentrifugen bedienen. So wurde ich dann Käser in der Alteveerstraat.“
Wie gefiel Ihnen das? „Gut. Wir arbeiteten 1987 in der Käserei in drei Schichten zu jeweils etwa 7 Leuten. Das waren gut eingespielte Teams. Darüber hinaus waren in der Alteveerstraat das Labor, die Büromitarbeiter und die Vorfabrik untergebracht. Fast jeder kannte jeden, und es herrschte ein gutes Arbeitsklima. Nur die Nachtdienste gefielen mir weniger. Ich hatte gerade erst geheiratet. Darum bat ich den Chef: ‚Bitte nicht zu viele Nachtdienste, ich habe gerade erst geheiratet.‘ Daraufhin wurde ich ein Jahr lang mit Nachtdiensten verschont.“
Was war Ihre Aufgabe? „Ich musste dafür sorgen, dass die Milch in die Käsebruchzubereiter gelangte. Das wurde mit Maschinen gemacht, aber dabei mussten eine Menge Klappen und Hähne rechtzeitig geöffnet und geschlossen werden. Ganz ohne Computer. Darum musste man gut aufpassen, ob die Hähne und handbedienten Ventile richtig eingestellt waren, damit beispielsweise die Molke gekühlt wurde. Wenn man aus Versehen eine Klappe vergaß, spritzte durch den Überdruck irgendwo die Molke aus einem Rohr. Es war keine körperlich schwere Arbeit, aber schon anstrengend, weil man auf so viele Dinge zugleich achten musste.“ 2003 begann die Käseproduktion in der neuen Fabrik im Molkereipark, und so zog Henk zu den Käsebruchzubereitern an diesem neuen Standort um, wo er bis 2011 bleiben sollte. „In dieser Zeit arbeitete man abwechseln in der Alteveerstraat und im Molkereipark. Wenn ich für längere Zeit an einem Standort gearbeitet hatte, wusste ich nicht mehr genau, wie am anderen Standort alles lief. Kollegen hatten dieselbe Erfahrung. Das System der Käsezubereitung funktionierte in der Alteveerstraat etwas anders als im Molkereipark, wo es eigentlich viel einfacher war.“
Kam es zu Fehlern? „Das nicht, aber 2011 wurden die Standorte mit festen Teams besetzt. Die Mitarbeiter von 40 bis 60 Jahren wurden dem Werk Alteveerstraat zugeteilt. Ich war froh darüber, da man dort viel mehr Kontakt mit Kollegen hatte. Man war etwas näher am Geschehen dran als im Molkereipark.“
Fast fünfzig Jahre DOC Kaas. Was waren für Sie die Höhepunkte? „Ganz ehrlich? Die Betriebsausflüge! Das fing schon in der Zeit an, als ich noch in Slagharen und Zuidwolde arbeitete. Ein Ganztagesausflug zusammen mit den Ehepartnern, und dann abends noch ein gemeinsames Essen. In den Jahren, in denen ich in Hoogeveen arbeitete, gingen wir sogar alle zwei Jahre für ein ganzes Wochenende weg. Wir waren unter anderem in Paris, Berlin und London. Alles wurde gut organisiert und wir hatten wirklich viel Spaß. Ja, ich blicke mit gutem Gefühl auf meine Zeit bei DOC Kaas zurück. Es war vor allem eine schöne, angenehme Zeit!“
Uniekaas-Anzeige von 2003