Biorama #17

Page 47

text

Wolfgang Smejkal

47

illustration

Andreas Schörkhuber

Leitfaden: Wie gründe ich eine Kommune? Am Anfang stehen verschiedene Menschen mit ihren Sorgen und Sehnsüchten. Sie wollen ökologisch leben und sehnen sich nach lebendigem Kontakt mit anderen. Das ist oft der tiefste Wunsch, der aber gleichzeitig auch mit Ängsten beladen ist: »Werde ich in einer Gruppe bestehen? Wo bleibt meine Freiheit?« Nach dem amerikanischen Sozialpsychologen Scott Peck kann eine Gruppe nur dann zu einer echten Gemeinschaft werden, wenn die Mitglieder durch eine Phase der Selbstreflexion gehen. Erst wenn man sich seiner eigenen Verhaltensmuster klar geworden ist, kann man anderen unvoreingenommen und offen begegnen, was die Grundlage für die Vertrauensbildung im Gemeinschaftsprozess darstellt. Als Idealzustand nennt Peck eine »friedliche Atmosphäre der Wertschätzung«.

Schritt 1: Wer macht mit? Wenn man keine fixe Gruppe aus dem persönlichen Umfeld hat, benötigt man Werbung für sein Vorhaben. Flyer, Info-Workshops, Online-Anzeigen, Referenten aus bestehenden Gemeinschaften – wichtig ist dabei vor allem Ausdauer und Fantasie.

Schritt 2: Was & Warum Hat sich eine Gründungsgruppe gebildet, ist es hilfreich, gemeinsam eine Erklärung zu formulieren, die sowohl die Vision (wie die Gruppe die Welt gerne hätte) als auch die Aktivitäten, die dazu beizutragen, diese andere Welt herbeizuführen, beschreibt. Sie ist der Prüfstein, zu dem man zurückkehrt, wenn es im Entscheidungsprozess einen Konflikt gibt und sie hilft, weitere Mitglieder anzuziehen. Unglücklicherweise zeigt die Erfahrung, dass 90 Prozent der Projekte in dieser Phase steckenbleiben.

Schritt 3: Wie? — www.austrotopia.net — www.eurotopia.de — www.kommuja.de — www.gemeinschaftsbildung.com — www.wohnprojekte-portal.de

Wenn es keinen Chef gibt, ist es müßig, sich über Recht- und Nichtrechthaben zu streiten. Also muss man eine gerechte Methode zur Entscheidungsfindung wählen. Die meisten Gemeinschaften benutzen Strukturen wie Plenum, Forum und Kleingruppen sowie konsensgestützte Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit. Entscheidungsprozesse sollten schriftlich dokumentiert und für alle nachvollziehbar sein.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.