Lust statt Frust

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Stattdessen werden Menschen ermutigt, sich zu zeigen. Herrscht hingegen Misstrauen, unterwandert Angst das Unternehmen.

sarkastische Reaktionen wiederum stehen gleichermaßen für Hilflosigkeit – und machen Mitarbeitern im Zweifel Angst.

Raus aus der Fehlerkultur Gelingt es den

Emotional führen Der überfällige Kultur-

Führungskräften, statt der üblichen Fehlerkultur eine konstruktive Lernkultur zu leben, in der keine Angst mehr herrscht, „schuld“ an einem „Fehler“ zu sein, tritt kreatives und lösungsorientiertes Team-Denken und -Handeln in den Vordergrund. Unterstützend wirkt ein offenes Diskussions-, Feedback- und Konfliktklima, das den Einzelnen nicht bloßstellt oder gar isoliert. Führungskräfte müssen auf der Grundlage klar formulierter Erwartungen adäquate Leistungen verlangen, aber gleichzeitig bei individuellem Bedarf Mitarbeiter durch Förderung in die Lage versetzen, diesen Erwartungen fachlich bzw. sozial auch entsprechen zu können. Lernen ist gewünscht, könnte die Devise lauten, und Führungskräfte gehen mit gutem Beispiel voran, statt sich heimlich und inkognito auf den Weiterbildungsweg zu machen. All das braucht Beharrlichkeit und Konsequenz, bedeutet doch dieser Weg für die meisten Unternehmen noch unvorstellbares Neuland. Insbesondere deshalb, weil die Notwendigkeit emotionaler Kommunikation und Führung hinzukommt. Emotionen sind meist nicht willkommen. Gestanzte Appelle „Bleiben Sie doch sachlich“ oder „nehmen Sie es doch nicht gleich persönlich“ deuten darauf hin, dass Emotionen sich nur schwer unterdrücken lassen, sondern sich häufig unkontrolliert Bahn brechen. Mit Emotionen konfrontiert, reagieren Chefs oft hilflos. Deren plötzliche Wutausbrüche oder beispielsweise

wandel muss auch der individuellen Emotionalität den ihr gebührenden Raum geben. Wer am Arbeitsplatz seinen Gefühlen angemessen Ausdruck geben darf, ohne als schwach stigmatisiert zu werden, wird auch den Mut finden, über seine Angst zu sprechen. Ganz besonders wichtig wird dies in Situationen, in denen Frustration (Vergeblichkeit) erlebt wird. Wenn es „erlaubt“ ist, seine negativen Gefühle wie Frust, Ärger, Wut oder Angst mitzuteilen, entsteht ein deutlich menschlicheres und vertrauensvolleres Klima. Gerade in diesem Punkt muss die Führungskraft als Vorbild mutig vorangehen. Dafür kann sie sich externe Unterstützung holen. Mit Kopf, Herz und Bauch kann sich eine Arbeitsgruppe zu einem Team entwickeln, in dem Menschen sich aufeinander verlassen können, einander vertrauen. Der Freiraum für emotionale Mitteilungen schafft Beziehung – Basis für den beruflichen Erfolg des Einzelnen und die Effizienz des Unternehmens. Von solcher Erkenntnis ist die Unternehmenswelt offensichtlich noch meilenweit entfernt. ■

BILDUNGaktuell 05/2014

Wolf-Dietrich Groß arbeitet im deutschsprachigen Raum als Trainer und Coach für Führungskräfte mit den Schwerpunkten Selbstund Mitarbeiterführung, Teambuilding und Persönlichkeitsentwicklung. Klick! www.cmi-berlin.de ÒÒ Seite 9


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