Gespräch
«DIE UHREN SCHIENEN MICH ZU HEILEN» Fast Tag und Nacht füttert Gerd-Lothar Reschke sein Uhren-Wiki mit neuen Daten. Das sei zwar Sisyphusarbeit, sagt er – aber mache glücklich. Von Matthias Mächler Fotos Sigrid Reinichs
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Herr Reschke, Ihr Uhren-Nachschlagewerk umfasst 6631 Seiten und 2614 Beiträge. Das allermeiste haben Sie geschrieben. Was für ein Mensch muss man sein, um sich diesen Aufwand anzutun? Lacht. Das ist wohl eine Form von Verrücktheit, eine Leidenschaft, die rational nicht erklärbar ist. Es gibt Menschen, die im Team aufblühen. Ich aber bin allein am kreativsten. Wenn ich Feuer fange, arbeite ich Tag und Nacht und gewinne daraus Unmengen an Energie. Was hat diese Leidenschaft entfacht? Ich war lange Zeit krank, lag untätig im Bett, langweilte mich. Bis ich ein Uhrenmagazin geschenkt bekam mit goldenem Umschlag und unglaublich schönen Fotos von Uhrwerken. Es war, als würde die Energie direkt in meinen Körper fliessen: Diese Uhren und ihre handwerklichen Werte schienen mich auf wundersame Weise zu heilen. Ich begann, jede Zeile über Uhren zu lesen und mein wachsendes Wissen systematisch einzuordnen. Sie gingen damit ins Internet, in einer Zeit, als noch kaum jemand an dessen Kommerzialisierung glaubte. 1995 war ich tatsächlich einer der ersten im Internet. Nach einigen Monaten programmierte ich sogar eine Rolex-Seite. Sie erschien bei Google lange an erster Stelle, da es noch keine offizielle Seite der Firma gab. Da fühlt man sich schon ein bisschen
Sieht sein Uhren-Wiki als Orientierungshilfe für Konsumenten: Gerd-Lothar Reschke. beyond 14/2012
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