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1837–2012
CD
175 Jahre Algunder Musikkapelle
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175 Jahre Algunder Musikkapelle 1837–2012
175 JAHRE
175 Jahre Algunder Musikkapelle 1837–2012 von Bernhard Christanell
Herzlichen Dank an die Raiffeisenkasse Algund für die großzügige Unterstützung.
Inhalt Vorwort und Einführung Ein bunter Rückblick........................................................................... 8 Zu diesem Buch................................................................................... 9
Die ersten 150 Jahre Die Anfänge Musik in Algund vor 1837..................................................................12 Die Gründerväter............................................................................... 14 Die ersten Jahrzehnte........................................................................15 Generationskonflikte und Doppelspitze......................................... 18
Die Ära Anton Schrötter Die neue strenge Hand..................................................................... 22 Kriegerische Zeiten........................................................................... 25 Unter dem Faschismus..................................................................... 26 Mit Ungewissheit ins zweite Jahrhundert.......................................31
Neuanfang nach dem Krieg Kriegsende und erstes Dreikönigskonzert..................................... 33 Kapellmeisterwechsel: Vom Vater zum Sohn ������������������������������ 36 Neuer Mann mit neuen Wegen....................................................... 38 Einzug der originalen Blasmusik..................................................... 41
Ein neues Duo übernimmt Palastrevolution und Neuanfang.................................................... 43 Die neue Musikfahne........................................................................ 45 Neue Heimat im Vereinshaus.......................................................... 50 Das Jubiläumsjahr 1987: 150 Jahre Algunder Musikkapelle �������� 54 2
Die jüngere Geschichte 1988: Der Europapreis Der Obmann kehrt zurück................................................................ 58 Ein ehrenvoller Tag........................................................................... 59
1989: Die erste Musikantin Kirchenkonzert mit den Rettenbergern......................................... 61 Auf nach Sizilien................................................................................ 62 Ein Tabubruch nach 152 Jahren........................................................ 63
1990: Viermal auf Reisen Mehrere Aushilfen am Dirigentenpult............................................64 Im Auftrag des VSM nach Augsburg............................................... 65 Ein Algunder Christbaum in München............................................66
1991: Ein neuer Obmann Der „Gruber Sepp“ tritt ab...............................................................68 Das Kloster öffnet die Tore..............................................................69 Ein turbulenter Start in den Herbst.................................................69
1992: Erneuter Wechsel Manfred Innerhofer übernimmt das Ruder ���������������������������������� 70 Wenn Musikanten Fußball spielen...................................................71 Ein Generationswechsel bahnt sich an.......................................... 72
1993: Das Ende der Schrötter-Ära Ein ehrenvoller Abschied................................................................. 73 Zweimal Manfred an der Spitze...................................................... 74 Ausflüge nach Götzens und Tramin................................................ 75
1994: Zweite Fahrt nach Mirandola Feuertaufe für den Neuen............................................................... 76 Einmarsch in zwei Akten.................................................................. 77 3
1995: Doppeltes Wertungsspiel Ein unglücklicher Auftritt.................................................................. 78 Kleine Wiedergutmachung in Füssen............................................. 79 Abschied vom Langzeit-Bürgermeister.........................................80
1996: Erstmals „Faszination Blasmusik“ Zu Gast im Felsenkeller.................................................................... 81 Auftritt in der Bergfraktion.............................................................. 83
1997: Auftritt in Bologna Wieder eine Aufnahme fürs Fernsehen......................................... 85 „Sfilata“ mit Hindernissen................................................................86 Abschied von zwei großen Persönlichkeiten ������������������������������� 87
1998: Das Jahr der vielen 50er Jubiläums-Konzert am Dreikönigstag.............................................88 Die „Pfefferer“ zu Gast in Algund...................................................89 Abschied vom „alten Stickler“........................................................ 91
1999: Erfolg bei Marschbewertung Ausflug in die Lombardei................................................................. 92 Eine ungewohnte Herausforderung................................................ 92
2000: Ein neuer „Moaschter“ Dreifachkonzert in Innsbruck...........................................................94 Gäste aus Osttirol.............................................................................. 95 Ein Nachbar als Kapellmeister......................................................... 97
2001: Musizieren in der Baustelle Gelungene Premiere.........................................................................98 Drei Tage in Sachsen....................................................................... 100
2002: Ein Jahrtausend Algund Uraufführung beim Dreikönigskonzert..........................................101 4
Perfekt organisiertes Bezirksmusikfest........................................102 Die „Wiltener“ zu Gast.................................................................... 104 Ein Jahr mit vielen kleinen Auftritten........................................... 105
2003: Die Ruhe nach dem Sturm Das größere Heim ist fertig........................................................... 106 Frühschoppen mit der „Hopfenmusig“........................................ 107
2004: Bahn frei für die Jugend Ab in die Kaiserstadt....................................................................... 108 Jugendkapellentreffen zeigt Aufholbedarf...................................110 Verregnetes Promenadenkonzert..................................................110 Erstes Jugendcamp im Kalmtal....................................................... 112
2005: Das erste Musical-Projekt Gedenken an Tsunami-Opfer......................................................... 113 Unterstützung für die Jugendkapelle.............................................114
2006: Auf dem Oktoberfest Ein neuer Ehrenobmann..................................................................116 Ein Galakonzert in der Turnhalle.................................................... 117
2007: Wieder ein Musical „Schöpfer Hans“ wird Ehrenmitglied.............................................119 Zu Besuch in der Arena von Verona............................................. 120 Großprojekt Musical „Franziskus“................................................. 121 Premiere für die „Schlümpfe“........................................................122
2008: Ausflug nach Sizilien Das 60. Dreikönigskonzert..............................................................123 Beim Mandelblütenfest in Agrigent..............................................123 Bei den Freunden in Olang............................................................ 124 Die dritte Jugendgruppe..................................................................125 5
2009: Das Volksschauspiel Die ersten Frauen im Vorstand...................................................... 126 Großer Einsatz beim „Hofer“-Schauspiel......................................127 Konzert im Ortsteil Dorf.................................................................. 128 Jugend schwebt auf Erfolgswelle.................................................. 129
2010: Neuer Ort fürs Musikfest Eine besondere Ehrung.................................................................. 130 Ein Fest für die Algunder.................................................................132 Wieder im Felsenkeller....................................................................132
2011: Zurück in der Hofburg Neue Termine für kirchliche Feste.................................................133 Zweiter Auftritt in der Hofburg..................................................... 134 Bei den Rosstagen am Tegernsee................................................ 136 Die Jugend beeindruckt weiter.......................................................137
2012: Eine neue Ära beginnt Fulminanter Auftakt zum Jubiläumsjahr....................................... 138 Der Bezirk zu Gast........................................................................... 139 Obmann Manfred übergibt an Andreas....................................... 139 Solistenkonzert am Ostersonntag................................................. 140 Kirchenkonzert am Pfingstmontag................................................141 Lachmuskelkater mit „Mnozil Brass“........................................... 143
Dreikönigskonzerte seit 1988................................................. 144
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Gegenwart und Zukunft Die „Algunder“ im Jahr 2012 Vorstand............................................................................................153 Ehrenmitglieder............................................................................... 154 Aktive Mitglieder (Stand Juni 2012).............................................. 154
Die Jugendarbeit Drei Jugendgruppen der „Algunder“............................................ 156 Ausbildung von Jungmusikanten.................................................. 156
Die Tonträger Vier Live-CDs der „Algunder“....................................................... 158 Historische CD zum Jubiläums-Buch............................................. 159
Impressum Herausgeber: Algunder Musikkapelle Satz und Druck: Südtirol Druck, Tscherms (www.suedtiroldruck.com) Quellen: Chronik „150 Jahre Algunder Musikkapelle“ von Matthias Ladurner-Parthanes und Matthias Kiem jun., Protokollbücher und Tätigkeitsberichte der Algunder Musikkapelle Titelbild: Auszug aus dem Manuskript zu „Des Kaisers Waffenruf Marsch“ von F. J. Wagner, transkibiert am 1. Mai 1902 von Kapellmeister Anton Schrötter. Das Original befindet sich im Archiv der Algunder Musikkapelle.
Mehr Informationen zur Algunder Musikkapelle gibt es auch online unter www.diealgunder.com
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Vorwort und Einführung Ein bunter Rückblick 175 Jahre sind vergangen, seit die Algunder Musikkapelle die Sebastiani-Prozession im alten Dorf besonders feierlich mitgestaltet hat – für uns, die wir im schnelllebigen 21. Jahrhundert leben, eine fast unvorstellbar lange Zeit. Dass wir schon bisher ziemlich detailliert über unsere Vereinsgeschichte Bescheid wussten, verdanken wir in erster Linie Matthias Ladurner-Parthanes und Matthias Kiem jun., Stickler. Sie haben uns eine Vereinschronik hinterlassen, die uns auf beeindruckende Weise Aufschluss über die Zeit von 1837 bis 1987 gibt und das auch weiterhin tun wird. Bei den Vorbereitungsarbeiten zu unserem Jubiläumsjahr „175 Jahre Algunder Musikkapelle“ ist uns aufgefallen, dass ein Großteil des aktuellen Vorstandes und die Mehrheit der Mitglieder im Jahr 1987, als Matthias Kiem seine Chronik verfasst hat, noch gar nicht bei der Musikkapelle war. Mehr als ein Drittel unserer Mitglieder war damals noch gar nicht geboren. Grund genug, an eine zeitgemäße Überarbeitung und Ergänzung der Vereinschronik zu denken – für uns als Algunder Musikkapelle, für alle unsere Freunde und Gönner, aber nicht zuletzt auch für alle Jungmusikanten und -innen, die in den kommenden Jahren noch zu uns stoßen werden. Mein Vorstandskollege Bernhard Christanell hat sich bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Für die vielen Stunden seiner Freizeit, die er dafür geopfert hat, gebührt ihm unser aufrichtiger Dank. Wer sich dieses Buch aufmerksam durchliest, wird sehen, dass die Algunder Musikkapelle in den 175 Jahren ihres Bestehens sehr viele erfolgreiche und schöne Zeiten, aber auch dunkle Stunden, Zwietracht und Streit erlebt hat. Von Kriegswirren und Diktaturen abgesehen zeigt sich, dass es immer dann, wenn Einzelne ihre persönlichen Interessen über jene des Vereins gestellt haben, auch der Algunder Musikkapelle als Verein nicht gut ging. Umgekehrt gab es immer dann Erfolge, wenn alle gemeinsam an der Verwirklichung von Zielen gearbeitet haben. Möge uns dies ein Auftrag und Ansporn sein, auch in Zukunft unsere Aufgabe zu erfüllen: Den Ruf, den sich die Algunder Musikkapelle in diesen 175 Jahren erworben hat, zu bewahren und weiterzutragen und auch in Zukunft ein Aushängeschild für unsere Heimatgemeinde Algund zu sein. Andreas Theiner, Obmann der Algunder Musikkapelle 8
Zu diesem Buch Mich mit der Geschichte eines Vereins zu beschäftigen, bei welchem ich seit knapp 20 Jahren selbst Mitglied bin, war einfach und schwierig zugleich. Einfach, weil ich einen guten Teil dessen, was in dieser erweiterten Vereinschronik neu ist, selbst miterlebt habe und so eigene Erfahrungen mit einbringen konnte. Schwierig, weil es bei einer solchen Aufgabe auch darauf ankommt, eine möglichst neutrale Sicht der Ereignisse und Entwicklungen im Vereinsleben zu geben. Mir ging es vorrangig darum, anhand der vorhandenen Quellen ein Bild davon zu geben, wie sich der Verein Algunder Musikkapelle entwickelt hat. So soll verständlich werden, warum wir heute da stehen, wo wir sind. Kurz zum Aufbau dieses Buches: Der erste Teil ist eine Zusammenfassung der Vereinschroniken von Matthias Ladurner-Parthanes (1837–1937) und Matthias Kiem jun., Stickler (1937– 1987). Diese Zusammenfassung soll es ermöglichen, dass dieses Buch auch für sich stehen kann. Es soll die Chroniken von Ladurner-Parthanes und Kiem jedoch weder ersetzen noch überflüssig machen, sie sollen ihren historischen Wert erhalten. Der zweite Teil geht ausführlicher auf die Ereignisse der Zeit seit 1988 ein. Aufgelistet werden – als Ergänzung zur Vereinschronik von Matthias Kiem, Stickler – die Programme der Dreikönigskonzerte seit 1988. Im dritten Teil werden zunächst die aktiven Mitglieder im Jubiläumsjahr 2012 angeführt. Nach einigen Worten zur Jugendarbeit, die in den vergangenen Jahren zweifelsohne an Bedeutung gewonnen hat, folgt eine kurze Überleitung zu einem besonderen Kleinod dieses Buches: einer CD mit Aufnahmen der Algunder Musikkapelle aus der jüngeren Geschichte und den vergangenen fünf Jahrzehnten. Abschließend noch einige Worte des Dankes an all jene, die mir die Arbeit an diesem Buch wesentlich erleichtert haben: Namentlich nennen möchte ich unseren ehemaligen Obmann Manfred Innerhofer, der zunächst als Schriftführer und dann als Obmann alle Unterlagen zur Algunder Musikkapelle gesammelt und archiviert hat, die Schriftführer Peter Siller, Patrik Graziadei und Petra Ladurner, die mit ihren Tätigkeitsberichten die Grundlage für den zweiten Teil dieses Buches gelegt haben, und schließlich unseren Vize-Bürgermeister Martin Geier, der als Fotograf bei zahlreichen Veranstaltungen der Algunder Musikkapelle mit dabei war und uns die Bilder immer bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Viel Spaß beim Durchblättern und Lesen wünscht Bernhard Christanell 9
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Die ersten 150 Jahre 1837–1987
Eine Zusammenfassung der Vereinschronik von Matthias Ladurner-Parthanes und Matthias Kiem jun., Stickler
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Die Anfänge Musik in Algund vor 1837 Wenn die Algunder Musikkapelle das Jahr 1837 als das Jahr ihrer Gründung feiert, dann soll das natürlich nicht bedeuten, dass es vor diesem Jahr in Algund keine Musikanten gab. So wie viele andere Vereine, Verbände und Interessensgruppen haben sich die Musikkapellen in unserem Land langsam entwickelt, indem sich gleichgesinnte – in diesem Fall musikbegeisterte – Menschen zusammenschlossen und miteinander Musik machten. Öffentliche Auftritte waren zumeist den Trommlern und Schweglern vorbehalten, die vor und nach den Aufständen von 1809 bei besonderen religiösen Feiern auftraten. Als einen ersten Hinweis auf eine solche musikalische Gestaltung nennt Matthias Ladurner-Parthanes in seinem Gedenkbuch „100 Jahre Algunder Musikkapelle“ eine „Dorfmeisteramts-Raitung“ aus dem Jahr 1788, in der vom Ausrücken eines „Tampers und Pfeifers am heiligen Bluetstag“ die Rede ist. Dieser Hl. Bluetstag – heute besser bekannt als das Fronleichnamsfest – war einer der größten Feiertage im Kirchenjahr und sollte auch dementsprechend festlich begangen werden. Im Jahr 1824 kam es in Algund zu einer Neubesetzung, die für die Gründung der Algunder Musikkapelle von entscheidender Bedeutung sein sollte: Der aus Graun im Obervinschgau stammende Johann Eberhart übernahm die frei gewordene Lehrerstelle. Schon bald begann Eberhart damit, den Algundern die Musik näher zu bringen. Erste Hinweise auf eine Musikkapelle ortet die Algunder Historikerin Maria Kiem in ihrem Buch „1000 Jahre Algund“ im Jahr 1829, als der Gemeindeausschuss sich am 25. Februar bereit erklärt, die Hälfte der Kosten für die Ausstattung und den Unterhalt der „Mussigbanten“ zu bestreiten. Jedem Musikanten sollen am Ende des Jahres vier Gulden als Lohn ausbezahlt und für eventuelle zukünftige Neuanschaffungen jährlich zehn Gulden bereitgestellt werden. Auch die Tatsache, dass in der Dorfmeister12
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Amts-Abrechnung im selben Jahr bei der Fronleichnamsprozession plötzlich nicht mehr von „Spielleuten“, sondern von „Musikanten“ die Rede ist, bringt Kiem zum Schluss, den 25. Februar 1829 als Gründungstag der Algunder Musikkapelle anzusehen. Im Jahr 2003 – als Kiem dieses Dokument entdeckt hatte – beschloss der Vorstand der Algunder Musikkapelle, trotz dieser neuen und aufschlussreichen Erkenntnisse vorerst an der bislang überlieferten Gründungsgeschichte festzuhalten. Die Statue des Hl. Sebastian wurde 1837 erstmals bei der SebastianiProzession durch das Dorf getragen. Quelle: 100 Jahre Algunder Musikkapelle
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Die ersten 150 Jahre
Diese Geschichte hat ihren Beginn in einer Katastrophe: der Choleraepidemie von 1836. Am 24. Juli starb mit Josef Gamper (Laserus Sepp) der erste Algunder an dieser heimtückischen Krankheit. In den kommenden Wochen wurde Algund besonders schwer von der Seuche heimgesucht. Im September ging die Zahl der Todesfälle langsam zurück, am Ende waren es – je nach Quelle – zwischen 111 und 125 Tote, die der Cholera zum Opfer gefallen waren. In dieser Zeit der großen Not entdeckten die Algunder auch ihren tiefen christlichen Glauben neu und beschlossen, die schon seit langer Zeit übliche Prozession zu Ehren des Pestpatrons, des Heiligen Sebastian, am 20. Jänner in Zukunft besonders festlich zu gestalten – was für den Lehrer Eberhart nur bedeuten konnte, dass es einer besonders festlichen Musik bedurfte.
Die Gründerväter Eberhart nahm sich dabei das Nachbardorf Partschins zum Vorbild, wo bereits im Jahr 1818 die Fronleichnams-Prozession von einer 15 Mann starken Blaskapelle begleitet wurde. „Denn was dort möglich ist, braucht hier nicht unmöglich zu sein“, soll sich Eberhart laut Matthias LadurnerParthanes gedacht haben. Der Gedanke, eine Harmoniemusik für Blechinstrumente zu bilden und für diesen Zweck ortsansässige, musikliebende Leute zu gewinnen und heranzubilden, habe Eberhart schon lange beschäftigt. Jetzt bot sich die Gelegenheit: Tatsächlich schaffte es Eberhart, in wenigen Wochen acht Gleichgesinnte zu finden und mit ihnen soweit einige Stücke einzulernen, dass die Kapelle die feierliche Prozession am 20. Jänner 1837 mitgestalten konnte. An dieser Prozession im Ortsteil Dorf – die mittlerweile immer an jenem Sonntag stattfindet, der dem 20. Jänner am nächsten liegt – beteiligt sich die Algunder Musikkapelle bis zum heutigen Tag. Sie spielt dabei auch heute noch weltliche Märsche und marschiert „außer Schritt“, was sicherlich eine Besonderheit darstellt. Und weil dieses Datum für die Algunder Musikkapelle noch heute das eigentliche Gründungsdatum darstellt, hält der Verein im Anschluss an die Prozession alljährlich seine Generalversammlung ab. 14
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Neben der Kapelle die „Hauptattraktion“ dieser Prozession im Jänner 1937 war die Sebastian-Statue des Meraner Bildhauers Johann Baptist Pendl – auch diese ist noch heute fester Bestandteil des festlichen Umgangs durch die Straßen des Dorfes. Folgende neun Männer waren laut Ladurner-Parthanes bei der SebastianiProzession am 20. Jänner 1837 mit dabei und können damit – wenn man von dieser Prozession als Gründungsakt ausgeht – als Gründerväter der Algunder Musikkapelle bezeichnet werden: Josef Höfler (Kemper), Josef Siller (Tratter), Josef und Sebastian Ladurner (beide Hofer am Bach), Josef Moser (Maratscher), Josef Reinthaler (Tschaup), Michael Frick, Franz Brunner (Winkler) und der Leiter Johann Eberhart.
Die ersten Jahrzehnte Bald beschlossen die neun Gründerväter, die Idee einer Harmoniemusik weiterzuführen und Jungmusikanten auszubilden. Schon im folgenden Herbst war eine 20 Mann starke Kapelle bei der traditionellen Lob- und Dankprozession mit dabei. Die Proben hielten die Musikanten im Widum ab. Eberhart leitete die Kapelle bis zu seinem Tod im Jahr 1845. Sein Grab befindet sich neben dem Haupteingang der Alten Pfarrkirche. Das Amt des Kapellmeisters übernahm der Nachfolger von Eberhart als Dorflehrer, mit Kassian Noggler aus Mals war es wiederum ein gebürtiger Vinschger. Die Haupttätigkeit der Kapelle beschränkte sich in diesen ersten Jahrzehnten auf die Gestaltung der alljährlich wiederkehrenden kirchlichen Feste. Dazu gehörten laut Ladurner-Parthanes neben der Prozession zu Sebastiani jene zu Josefi (19. März), das Fest des Hl. Urban (25. Mai), das Fronleichnamsfest, das Titularfest der Christenlehr-Bruderschaft sowie das Lob- und Dankfest im Spätherbst. Anfang der 1870er-Jahre kam die Karfreitags-Prozession dazu. Bei diesen Umgängen wurden jeweils passende Kirchenlieder gespielt, erst später wurden Märsche ins Repertoire aufgenommen. Im Jahr 1859 übersiedelte Kassian Noggler in seinen Heimatort Mals. Die Leitung der Algunder Musikkapelle ging erstmals in ihrer Geschichte an 15
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einen gebürtigen Algunder: Josef Ladurner, Hofer am Bach legte viel Wert auf einen militärischen „Schnitt“ und pflegte enge Kontakte mit der in Meran stationierten Jägerbataillonsmusik. Dieser Kontakt brachte es mit sich, dass das Repertoire der Algunder Musikkapelle immer umfangreicher wurde: Erstmals wagte sich die Kapelle auch an Auszüge aus den ersten Opern von Giuseppe Verdi, und sie spielte gelegentlich auch außerhalb der eigenen Gemeinde – unter anderem beim Maria-Geburts-Fest in Lana. 1862 übernahm für kurze Zeit der Ortslehrer Josef Christanell die Leitung der Kapelle. Nachdem dieser aber ein Jahr später als Lehrer an die Knabenvolksschule nach Meran berufen wurde, übernahm Josef Ladurner ab Herbst 1863 wieder das Ruder. Dass Musizieren auch gefährlich sein kann, musste ein Trommelträger im Jahr 1866 erfahren. Zeichnung: Peter Schwienbacher
Ein unbestrittener Höhepunkt der folgenden Jahre war der Empfang von Kaiser Franz Josef I., der 1866 in Meran seine „Sissi“ besuchte. Die Algunder Musikkapelle spielte dem kaiserlichen Paar beim Schloss Trauttmansdorff ein Ständchen. Beim Rückweg nach Algund kam es dabei – laut den Aufzeichnungen von Matthias Ladurner-Parthanes – zu einer Episode, die auch uns heute noch schmunzeln lässt: 16
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„Da passierte es einmal, daß gerade im flotten Marschspiel durch die engen Lauben der lange Trommelmuli (Bursche, der die große Trommel trägt) unversehens mit seinem Fuße in ein offenes Ritschenloch geriet. Der hinter ihm schreitende Schläger hatte ausgeholt und traf, auf die plötzliche Veränderung seines Zieles nicht gefaßt, mit voller Wucht den Kopf des Trommelträgers. Die weiterziehende Musikantenschar ließ sich durch dieses Mißgeschick keineswegs aus der Fassung bringen und bei den folgenden Takten waren auch die zwei Trommelleute wieder im treffenden Spiel bei den Ihren.“ 1867 war Kapellmeister Ladurner aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, seinen Taktstock niederzulegen. Mit dem Erntedankfest übernahm der Lehrer Anton Marberger die Leitung der Kapelle. Marberger ist als Kapellmeister auch auf dem ältesten erhaltenen Gruppenfoto der Algunder Musikkapelle zu sehen, das im Jahr 1867 entstand. Das älteste erhaltene Gruppenbild der Algunder Musikkapelle stammt aus dem Jahr 1867. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
In den kommenden Jahren erlebte die Kapelle in ihrer Entwicklung erstmals einen Rückschritt, was auch damit zu tun hatte, dass die musikalische Leitung ständig wechselte: Kapellmeister Marberger verabschiedete sich 17
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1870 aus Algund, sein Nachfolger Johann Hosp übte das Amt auch nur drei Jahre lang aus und verließ Algund sowie die Kapelle im Herbst 1873. Neben dem ständigen Wechsel der Kapellmeister nennt Ladurner-Parthanes noch zwei Gründe, die zum musikalischen Niedergang der Kapelle führten: zum einen die wirtschaftlich schwierige Situation der 1870erJahre, welche die Mitglieder nicht gerade dazu anspornte, sich mit ihren Instrumenten zu beschäftigen; zum anderen war auch der damalige Pfarrer kein großer Freund der Musik. Sehr wohl angesehen war die Musikkapelle jedoch schon damals bei der Gemeindeverwaltung, wie Ladurner-Parthanes schreibt: „Es war seit Anbeginn eine lobenswerte Gepflogenheit, daß die Gemeinde nach diesen Umzügen die Marend, Wein und Brezen, beistellte.“ Dass es diese Gepflogenheit bei den kirchlichen Ausrückungen heute – nach Unterbrechungen – wieder gibt, ist ein Umstand, der von den Musikantinnen und Musikanten sehr hoch geschätzt wird – und um den die „Algunder“ von vielen Kapellen beneidet werden.
Generationskonflikte und Doppelspitze Nach dem Abgang von Lehrer Hosp übernahm erstmals ein Mann mit einem Namen die Kapelle, der die folgenden Jahrzehnte des Vereins wesentlich bestimmen sollte: Anton Schrötter, Unterdorner, war der zweite gebürtige Algunder Leiter in der Geschichte der Kapelle – und es gelang ihm, die Qualität der Musikkapelle in kurzer Zeit wieder deutlich zu heben. Dennoch brauchten die „Algunder“ über einige Zeit die tatkräftige Unterstützung der Musikanten aus dem Nachbardorf Gratsch, wo damals die wohl beste Musikkapelle des Burggrafenamtes zu Hause war. Die Aufbauarbeit ging aber nur langsam vor sich: Für längere Zeit war die Musikkapelle nur bei den gewohnten Umgängen zu hören.
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Eine Episode aus dem Jahr 1883 berichtet von einem kurzen Disput mit dem damaligen Pfarrherrn Josef Vill, dem es nicht gefiel, dass die Kapelle die Prozessionen mit weltlichen Märschen begleitete. Nachdem die Algunder Musikanten nicht darauf verzichten und auch nicht wie vom Pfarrer gewünscht religiöse Lieder spielen wollten, fand der Josefi-Umgang kurzerhand ohne Musik statt. Pfarrer Vill gab daraufhin nach und erlaubte wieder das Spielen weltlicher Märsche – mit der Begründung, dass dies immer noch besser sei als gar keine Musik bei den Prozessionen zu haben. 1885 war für die Algunder Musikkapelle ein Jahr des Umbruchs: Anton Ladurner – bekannt auch als „Hasn Tunig“ – übernahm den Kapellmeisterposten. Ladurner legte von Beginn an großen Wert auf die Nachwuchsschulung: Viele junge Bauernsöhne aus Algund meldeten sich zur Kapelle an, und eine Spendensammlung machte es möglich, dass sie auch geeignete Instrumente zur Verfügung hatten. Beim Jubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehen der Kurstadt Meran im Oktober 1886 machte die neu formierte Kapelle erstmals auch wieder außerhalb der Gemeindegrenzen von sich reden. Dass sich die Nachwuchsschulung unter Kapellmeister Anton Ladurner bezahlt machte, zeigt dieses Gruppenbild aus dem Jahr 1886. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Der Wiederaufstieg der Algunder Kapelle wurde aber bald wieder abgebremst. Immer deutlicher traten Generationskonflikte zwischen den „Altmusikanten“ und den neuen talentierten Mitgliedern zu Tage. Am HerzJesu-Sonntag 1887 kam es zum Eklat, als die „Alten“ sich kurzerhand weigerten, an diesem Feiertag zu einem weltlichen Konzert anzutreten. Anton Ladurner war darüber so erzürnt, dass er sein Amt als Kapellmeister sofort niederlegte. Nach einer kurzen Pause übernahm sein Vorgänger Anton Schrötter vorübergehend wieder das Ruder. Als im Herbst 1888 die vereinsinternen Querelen jedoch einen neuen Höhepunkt erreichten, warf auch Schrötter wieder das Handtuch.
Ende des 19. Jahrhunderts (das Gruppenbild stammt aus dem Jahr 1896) war die Entwicklung der Algunder Musikkapelle von ständigen Wechseln im Kapellmeister-Amt geprägt. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Schließlich konnten die „Jungen“ unter den Musikanten Anton Ladurner dazu überreden, seine Arbeit als Kapellmeister wieder aufzunehmen – unter der Bedingung, dass die „Alten“ aus dem Verein austreten. Tatsächlich kehrten acht ältere Musikanten dem Verein den Rücken, was für die Kapelle einen beachtlichen Aderlass bedeutete. 1889 trat in Algund erstmals die sogenannte Dorfmusik – auch „Böhmische“ genannt – auf, die unter der Leitung von Anton Kiem, Nagl, und Josef Leiter, Prack, bei verschiedenen Anlässen aufspielte.
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Im Herbst 1892 war die Kapelle dann wieder ohne Führung, weil Anton Ladurner als Obsthändler nach München zog und nur noch gelegentlich nach Algund zurück kam. Wieder folgten Jahre ohne feste Führung, was die weitere Entwicklung des Vereines behinderte. Ab dem Jahr 1894 übernahm der Dorflehrer Johann Platter neben der Leitung des Kirchenchores auch den Taktstock bei der Musikkapelle. Bald merkte Platter aber, dass er sich damit zu viel aufgehalst hatte, und er legte im Jänner 1896 das Amt wieder nieder. In den folgenden Jahren wurde die Kapelle von einer Doppelspitze geleitet: Anton Kiem, der Leiter der Dorfmusik, übernahm die Proben und die kleineren Ausrückungen wie Umgänge, Beerdigungen und Gratulationen. Anton Ladurner, der jährlich im April aus München zurückkam, leitete die Konzerte, die man seinetwegen hauptsächlich auf die Sommermonate verlegte. Diese Form der Arbeitsteilung behielt man bis zum Jahr 1900 bei. 1896 wurde erstmals in der Geschichte der Algunder Musikkapelle ein Vereinsvorstand gewählt: Zum ersten Obmann wurde Matthias Huber, Muchwirt, gewählt, der zwar kein aktiver Musikant war, aber für den Verein viele Konzerte und auch Auslandsreisen organisierte.
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Die Ära Anton Schrötter Die neue strenge Hand
Das erste erhaltene Gruppenbild mit dem neuen Kapellmeister Anton Schrötter stammt aus dem Jahr 1901. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Im Jahr 1900 hatte die Zeit der geteilten Führung endlich ein Ende. Schon seit Jahren hatte Anton Schrötter, der jüngere Unterdorner, als potentieller neuer Kapellmeister gegolten. 1897 kam er zur Regimentskapelle der Tiroler Kaiserjäger nach Wien und machte dort als Trompeter und Flügelhornist wertvolle Erfahrungen. Sobald er 1900 vom Militärdienst zurück in die Heimat kam, übernahm Schrötter die Leitung der Kapelle – und hatte beim Lob- und Dankfest sowie bei der Cäcilienfeier seine ersten Auftritte.
Schon bald machte sich bemerkbar, dass nun ein strenges Regiment bei den „Algundern“ herrschte: Zunächst legte Schrötter sehr viel Wert darauf, wieder Disziplin in die Probenarbeit zu bringen. Ladurner-Parthanes schildert die Situation sehr anschaulich: „Da blies der Wind schärfer. Es mußte klappen und alles mußte mit. Es war nicht leicht, bestimmt nicht, man murrte sogar; aber es nützte nichts, der junge Meister war unerbittlich. Und es gab nur ein entweder oder.“ 22
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Im April 1901 war es dann soweit: Beim Gartenschank „Andreas Hofer“ auf Zenoberg gab die Algunder Musikkapelle ihr erstes Konzert unter der Leitung von Anton Schrötter. Die Zuhörer waren offenbar tief beeindruckt vom Bild, das die rund 30 „Algunder“ boten, aber auch von ihrem Leiter, der in der Zeitung „Burggräfler“ als „einem Herkules ähnlicher Kapellmeister“ bezeichnet wurde. Im August 1902 führte ein erster größerer Ausflug die Kapelle zur feierlichen Kriegerdenkmalenthüllung in die Sachsenklemme im Wipptal: Die musikalische Gestaltung der Feier, ein Konzert in Sterzing, auf der Rückfahrt noch ein Konzert in Brixen und nach der Rückkehr ein weiteres Konzert in Meran zeugen von einem vollen Terminkalender für die Musikanten. Im Jahr 1902 waren die „Algunder“ bei der Enthüllung des Kriegerdenkmals in der Sachsenklemme im Wipptal im Einsatz.
In den kommenden Jahren häuften sich die Auftritte der Algunder Musikkapelle wieder. Kapellmeister Anton Schrötter verbrachte sehr viel Zeit damit, passendes Notenmaterial für seine Kapelle zu schreiben. Dass das Niveau kontinuierlich anstieg, war auch dem Umstand zu verdanken, dass immer mehr beurlaubte Militärmusiker in den Reihen der Kapelle zu finden waren. Die Musikanten waren immer lerneifriger und wollten auch selbst anspruchsvollere Stücke aufführen. 23
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Im Juli 1906 folgte die Kapelle einer Einladung zum 15. deutschen Bundesschießen nach München und gab dort mehrere Konzerte. Für Aufsehen sorgten die „Algunder“ sowohl mit ihrer Musik als auch mit ihrer unverfälschten Heimattracht. Im selben Jahr wurde die Vinschgau-Bahn feierlich eröffnet, die Algunder Musikkapelle spielte zu diesem Anlass sowohl in Mals als auch in Meran. Ein Bericht im „Burggräfler“ über ein Gemeinschaftskonzert der „Algunder“ mit der Sterzinger Kapelle im September 1907 in Forst ist ein Hinweis auf die große Beliebtheit und Nachfrage, welche die Blasmusik damals in Algund genoss: „Der wunderschöne Herbsttag wies einen Massenbesuch auf. Es wurden 2060 Eintrittskarten ausgegeben und Hunderte konnten keinen Platz finden. Beide Kapellen spielten vorzüglich; doch wurden die Leistungen der Algunder allgemein als besser anerkannt.“ 1909 stand die Jahrhundertfeier des Tiroler Freiheitskampfes an. Die Algunder feierten zu diesem Anlass ihre Freiheitskämpfer von 1809 – Peter Thalguter, Balthasar Leiter und Matthias Ladurner – mit einem Fest- und Freischießen, zu dem auch die Algunder Musikkapelle ihren Beitrag leistete. Ebenfalls mit dabei waren die „Algunder“ Ende August bei der großen Landesfeier in Innsbruck, an der auch der Kaiser und sein Thronfolger teilnahmen. Nachdem Franz Ladurner, Hofer am Bach, das Amt des Obmannes von Matthias Huber übernommen hatte, erlebte die Algunder Musikkapelle 1912 ein besonders ereignisreiches Jahr: Höhepunkt war eine mehrtägige Fahrt nach Nürnberg, wo der Deutsche Sängerbund Ende Juli sein 50-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Die Algunder Musikkapelle reiste gemeinsam mit dem Tiroler Sängerbund nach Nürnberg und spielte im Kulturvereinssaal sowie im über 3000 Personen fassenden Velodrom viel beachtete und bejubelte Konzerte. Auf der Rückfahrt spielte die Kapelle noch im Löwenbräukeller in München auf. Die Fahrt nach Bayern war aber nicht der letzte Ausflug in diesem Jahr: Im Herbst ging es zum 23. Internationalen Eucharistischen Kongress nach Wien. 24
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Bei ihren Auftritten 1912 in Nürnberg gab die Algunder Musikkapelle mehrere viel beachtete Konzerte: Das Original dieses Werbeplakates hängt heute im Probelokal der „Algunder“.
In den ersten Jahren seines Wirkens hatte es Anton Schrötter nun geschafft, die Algunder Musikkapelle von einem recht unmotivierten Haufen zu einer der bekanntesten Musikkapellen des Landes zu formen, die auch über die Tiroler Landesgrenzen hinaus von sich reden machte. Alles schien auf einen anhaltenden Aufschwung für die Kapelle hinzudeuten. Doch dann zogen am Himmel dunkle Wolken auf: Im Jahr 1914 begann der Erste Weltkrieg, und so wie dem ganzen Land Südtirol standen auch der Algunder Musikkapelle harte Zeiten bevor.
Kriegerische Zeiten Viele Algunder Musikanten mussten bereits bei Kriegsbeginn einrücken, der Mitgliederstand verringerte sich bis zum Ende des Jahres um ein Drittel. Mit Unterstützung der Gratscher Nachbarkapelle konnten zumindest noch das Lob- und Dankfest und der Umgang zu Sebastiani in üblicher Weise gestaltet werden. Die Beerdigung des Pfarrers Josef Prünster im Februar 1915 war dann für einige Jahre die letzte Ausrückung der Algunder 25
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Musikkapelle. Als im Mai die letzten wehrhaften Männer zur Verteidigung der Heimat eingezogen wurden, blieb auch kein Musikant mehr zurück. In Algund herrschte für einige Jahre musikalische Totenstille. Erst am Ende des Jahres 1918 kehrten die meisten Kriegsteilnehmer wieder nach Hause zurück. Mit Wilhelm Reinthaler, Franz Wolf, Johann Pircher und Josef Theiner ließen vier Algunder Musikanten während der vier Kriegsjahre ihr Leben. Mit Rudolf Schrötter, Jakob Gorfer und Josef Kiem gerieten in den Kriegswirren drei Musikanten in Gefangenschaft und kehrten erst viele Jahre nach Kriegsende – teils schwer gezeichnet – nach Hause zurück.
Nach einer Zwangspause während des Ersten Weltkriegs übernahm Anton Schrötter wieder den Taktstock bei den „Algundern“.
Im Winter 1918/19 entschloss man sich, die musikalische Tätigkeit wieder zu beginnen. Kapellmeister Anton Schrötter nahm die Proben wieder auf, und zu Josefi 1919 stand bereits die erste Ausrückung an: Anlässlich der Wahl von Johann Kiem, Bachguter, zum Ortsvorsteher spielte die Algunder Musikkapelle ein Ständchen.
Quelle: 100 Jahre Algunder Musikkapelle
In der Folge nennt Matthias Ladurner-Parthanes zwei Musikanten, die als Nicht-Algunder bei der Kapelle mitspielten: Heinrich Frasnelli aus Meran – auch Leiter der Musikkapelle Gratsch – und Nikolaus Webhofer aus Abfaltersbach. Dass dies damals alles andere als üblich war, schildert LadurnerParthanes mit folgenden Worten: „Es ist zu verwundern, wenn man weiß, wie unsere Kapelle bisher in strenger örtlicher Geschlossenheit ihre notwendigen Kräfte ergänzte und nun plötzlich zwei ,Fremde‘ (Frasnelli und Webhofer) in ihren Reihen aufnahm. Es war aber verständlich, wenn man die musikalischen Qualitäten der Beiden in Betracht zog.“
Unter dem Faschismus In den folgenden Jahrzehnten war das Vereinsleben der Algunder Musikkapelle durch den Anschluss Südtirols an Italien und die Zeit des Faschismus geprägt. Wer die Vereinschronik von Matthias Ladurner-Parthanes liest, er26
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kennt an mehreren Zeichen, dass diese eben in dieser Zeit verfasst wurde: Zum einen sind die Ortsnamen durchgehend in italienischer Sprache geschrieben, zum anderen werden all die negativen Seiten der faschistischen Herrschaft entweder gar nicht oder nur am Rande erwähnt. Dennoch erkennt man – wenn man zwischen den Zeilen liest – wie schwer diese Zeit für Vereine wie die Algunder Musikkapelle war. Zu leiden hatte zuallererst die Vereinskasse: So schreibt Ladurner-Parthanes vom Frühlingsfest in Forst im Jahr 1923, dass dieses „durch seinen Massenbesuch dem Verein eine willkommene Hilfe brachte“. Zwar bezahlte die Gemeindeverwaltung nach wie vor die Essen nach den kirchlichen Umgängen und gab einen zusätzlichen finanziellen Zuschuss, doch rechnete der Verein schon damit, dass dieser irgendwann ausfallen würde. Im Jahr 1927 wurde dieser Beitrag dann zum letzten Mal ausgezahlt. Auch die traditionelle und besonders festliche Cäcilienfeier musste im Jahr 1925 „aus Rücksicht auf die leidende Vereinskasse“ ausfallen.
Gleich zwei „Monsterkonzerte“ gaben die „Algunder“ 1924 gemeinsam mit der Bozner Bürgerkapelle. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Den musikalischen Leistungen und der Beliebtheit der Algunder Musikkapelle weit über die Ortsgrenzen hinaus tat dies keinen Abbruch. So bildeten den Höhepunkt des Jahres 1924 zwei Gemeinschaftskonzerte mit der Bozner Bürgerkapelle – einmal im „Boznerhof“, das zweite Mal im Brauhausgarten in Forst. Weitere Höhepunkte in diesen Jahren waren Ausflüge nach Toblach und Tiers, die jeweils mehrere Tage dauerten und für die Musikanten eine willkommene Abwechslung waren. Im Jahr 1926 feierte Anton Schrötter sein 25-Jahr-Jubiläum als Leiter der Algunder Musikkapelle: eine Gelegenheit, bei der Ladurner-Parthanes einmal mehr die charakterlichen Eigenschaften des Kapellmeisters hervorhebt. Das eine große Ziel war stets, den Verein zusammenzuhalten, seinen Interessen zu dienen und ihn musikalisch auf eine mögliche Höchststufe zu führen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete Schrötter nicht nur durch seine konsequente Probenarbeit, sondern vor allem auch durch das Schreiben unzähliger Noten. Noch heute befinden sich im Archiv der Algunder Musikkapelle zahlreiche handgeschriebene Noten von Anton Schrötter. Damals machten sie es möglich, dass die „Algunder“ neben Märschen und Walzern auch zahlreiche Transkriptionen klassischer Werke im Repertoire hatten, heute sind diese Noten historische Dokumente von unschätzbarem Wert. Im Oktober 1930 beteiligte sich die Algunder Musikkapelle am großen Landestrachtenfest in Meran. Dass es damals schon etwas Besonderes war, dass viele Menschen in ihren Trachten auftreten konnten, wird auch in der Schilderung von Ladurner-Parthanes deutlich: „Dieses größte Trachtenfest, das unsere Heimat je gesehen, brachte einen Eindruck, wie man ihn besser nicht hätte erwarten können. [...] Alle freuten sich des seltenen, wunderbaren Schauspieles heimatlicher Art, die der Festzug enthüllte. Dutzende und aberdutzende von Trachten waren aus allen Tälern gekommen, jede anders, in immer neuer Farbenfreudigkeit und Abart, die stolze und eigenbetonte Selbständigkeit unseres Volkes und dessen reiches Gestaltungsleben offenbarend.“ Während das Amt des Kapellmeisters bei Anton Schrötter in sicheren und festen Händen war, wechselte das Amt des Obmanns in diesen Jahren gleich 28
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mehrfach. Ende 1928 übergab es Franz Ladurner an Leonhard Schrötter, Niedermair in Plars. Dieser gab den Führungsstab im Dezember 1930 an Josef Theiner, Humbl weiter. Wieder zwei Jahre später übernahm schließlich ein Mann das Ruder bei den „Algundern“, der nicht nur in Algund, sondern in ganz Südtirol das Blasmusikwesen der kommenden Jahrzehnte ganz wesentlich mitbestimmen sollte: Matthias Kiem, Stickler sollte bis zum Jahr 1968 der Algunder Musikkapelle als Obmann vorstehen und die Entwicklung der Kapelle nachhaltig prägen. 1933 war für die Algunder Musikkapelle ein sehr ereignisreiches Jahr: Zunächst wurde sie ausgewählt, als Vertretung für die Stadt Meran an einem großen Traubenfestumzug in Mailand teilzunehmen. Vor rund 300.000 Zuschauern trat die Kapelle gemeinsam mit einem Saltner, dem Festwagen der „Kundschafter“ mit der Riesentraube sowie mehreren Trachtenpaaren und Mädchen als Begleitung beim Umzug auf und erntete dafür einen ersten Preis. Im Rahmen des Meraner Herbstfestes trat die Algunder Musikkapelle zu einem Wettbewerb unter Südtiroler Kapellen an, die sich in vier verschiedenen Leistungsklassen maßen. Gemeinsam mit der Bürgerkapelle Untermais trat die Algunder Musikkapelle in der Sonderklasse – also der Höchststufe – an und entschied diese mit 96,75 von 100 möglichen Punkten überlegen für sich. Anton Schrötter war mit seinen Mannen am Im Jahr 1933 erreichte die Algunder Musikkapelle unter der Leitung von Anton Schrötter (links im Bild) ihren musikalischen Höhepunkt: den Sieg beim Wertungsspiel in Meran. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Höhepunkt angelangt, die Algunder Musikkapelle war zu einem Maßstab für alle anderen Kapellen im Land geworden. In den kommenden Jahren machte sich die Unterdrückung durch das faschistische Regime endgültig und mit voller Härte bemerkbar. 1935 fielen die bekannten und beliebten Osterkonzerte auf der Meraner Promenade aus, weil Trachtenkapellen nicht mehr gewünscht waren. Im Laufe des Jahres stellten immer mehr Kapellen im Umkreis ihre Tätigkeit ein, weil das Tragen der Tracht stark eingeschränkt wurde. Beim Lob- und Dankfest war es schließlich auch in Algund soweit: Zum letzten Mal rückte die Algunder Musikkapelle mit Tracht und Instrumenten aus und dankte Gott für die gute Ernte. Im Mai 1936 wurde die Kapelle amtlich aufgelöst, im Juli beteiligte sie sich – zwar in Tracht, aber ohne Instrumente – an der Beerdigung von Matthias Ladurner, Oberdorner. Im Frühjahr 1937 nahm die Kapelle ihre Tätigkeit wieder auf – allerdings in sehr beschränktem Ausmaß und ohne Tracht, was so manchen älteren Musikant dazu bewog, seine Tätigkeit bei der Kapelle einzustellen. 1937 feierten die „Algunder“ mit der gesamten Dorfbevölkerung ihr 100-jähriges Bestehen. Im Bild die mitwirkenden Gruppen der Jubiläumsfeier, vorne in der Mitte die Jubelkapelle. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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So feierte die Algunder Musikkapelle im September 1937 ihr 100-jähriges Bestehen unter äußerlichen Umständen, wie sie ungewisser nicht sein konnten. Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde die Jubiläums-Feier im Thalguter-Anger zu einem Fest für die gesamte Bevölkerung, bei welcher diese ihre ganze Wertschätzung für die Kapelle zum Ausdruck brachte.
Mit Ungewissheit ins zweite Jahrhundert Das zweite Jahrhundert in der Geschichte der Algunder Musikkapelle begann also voller Bangen und Unsicherheit darüber, wie lange die Kapelle wohl noch ihrer Tätigkeit nachkommen konnte. Auch die Konzerte im Jahr 1938 – darunter das Konzert zur Garten-Eröffnung beim „Fallgatter“ in Gratsch und ein Gemeinschaftskonzert mit den „Untermaisern“ beim Frühlingsfest des dortigen Kirchenbauvereins – bestritten die Musikanten in Zivilkleidung. Das für ganz Europa so verhängnisvolle Jahr 1939 begann für die Algunder Musikkapelle mit dem Neujahrskonzert beim „Fallgatter“ in Gratsch. Das Konzert sollte das letzte dieser Art sein. Das Gartenkonzert am 3. Juni im Forster Braugarten war der letzte Auftritt der „Algunder“, danach wurde es in Algund einmal mehr still. Matthias Kiem jun., der den zweiten Teil der Vereinschronik ab dem Jahr 1937 verfasste, zitiert seinen Vater, der in seinen Aufzeichnungen schrieb: „... denn die Gemüter sind zu erregt, die Zeit zu unsicher und die Lage zu gespannt, um zu musizieren“. Nur das Kirchenorchester sorgte an den Festtagen in der Pfarrkirche im Dorf dafür, dass die Musik nicht vollends verstummte. Im Jänner 1940 deutete alles auf ein endgültiges Aus für den Verein hin. Am Sebastiani-Tag fand beim Unterdorner eine Versammlung statt, bei der über eine Auflösung des Vereins diskutiert wurde, eine Woche später fand in der „Egen-Stube“ eine Abschiedsfeier für die Algunder Musikkapelle statt. Am 24. November 1940 wurde der langjährige Klarinettist Sebastian Ladurner, Stocker, zu Grabe getragen. Das Ungewöhnliche an dieser Ausrückung war die Tatsache, dass die Kapelle erstmals seit fünf Jahren wieder in der Burggräfler Tracht auftrat. Nachdem denjenigen, die sich bei der 31
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Option im Jahr zuvor für Deutschland entschieden hatten, gewisse kulturelle Freiheiten gewährt wurden, konnte die musikalische Tätigkeit zum Teil wieder aufgenommen werden. Im Jahr 1941 feierte Kapellmeister Anton Schrötter neben dem 65. Geburtstag auch sein 40-jähriges Kapellmeisterjubiläum. Die kirchlichen Ausrückungen konnten in diesem Jahr wieder ordnungsgemäß erfolgen. Im Juni desselben Jahres war es aber dann mit der Musik auch schon wieder vorbei; die Behörden unterbanden jedes Spiel und so mussten die Musikanten über zwei Jahre lang „in corpore“ – ohne Spiel und ohne Instrumente – zu Beerdigungen und Umgängen ausrücken. Eine Episode zeigt, dass die Rivalität mit den Kapellen aus der näheren Umgebung auch in dieser Zeit nicht zum Erliegen kam. Im Juli 1943 fuhren 18 Algunder Musikanten mit der Untermaiser Musikkapelle zur Eröffnung des Gauschießens nach Innsbruck. Matthias Kiem jun., Stickler zitiert folgende Aussage, die uns heute bestenfalls ein Schmunzeln abringt, damals aber wohl durchaus ernst gemeint war: „Sollte der Auftritt in Innsbruck erfolgreich verlaufen, so könne man berechtigt darauf hinweisen, daß die Hälfte der Musikanten Algunder seien, andernfalls bliebe immer noch zu sagen, das wären die Untermaiser gewesen.“ Im Sommer 1943 änderte sich die politische Lage im Land radikal: Mussolini wurde entmachtet, im September überquerten die Deutschen die Alpen. Südtirol blieb zwar italienisches Hoheitsgebiet, wurde aber zu einem Teil der „Operationszone Alpenvorland“ und stand unter der Kontrolle des Tiroler Gauleiters Franz Hofer. Die besonderen kulturellen Eigenheiten des Landes waren nun wieder gefragt und konnten auch gezeigt werden.
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Neuanfang nach dem Krieg Kriegsende und erstes Dreikönigskonzert Die „Algunder“ wurden von den neuen Besatzern in die Organisation der Standschützenkapellen eingereiht. Zum musikalisch Verantwortlichen dieser Formationen in Südtirol wurde Sepp Thaler ernannt. Am Ostersonntag, den 9. April 1944 gab die Algunder Musikkapelle als erste Südtiroler Kapelle ein Konzert auf dem neuerbauten Musikpavillon auf der Meraner Kurpromenade. Bald zeigte sich, dass auch die neuen Herren Einschränkungen mit sich brachten: Laut einer Anordnung „schicke es sich für eine Standschützenkapelle nicht, bei kirchlichen Prozessionen mitzuwirken“ – die Fronleichnamsprozession fand in diesem Jahr daher nur mit Beteiligung der Pange-Lingua-Bläser statt. Der Krieg forderte in dieser Phase einiges an Tribut – immer mehr Männer mussten als letztes Aufgebot für Nazi-Deutschland in den Krieg ziehen. Das hatte zur Folge, dass bis zum Ende des Jahres nur mehr 14 Bläser zum Ausrücken verfügbar waren. Drei Mitglieder der Algunder Musikkapelle – Franz Holzmann, Hirschenwirt, Johann Stocker, Scheitenguter und Karl Gamper, Wiedmair, fanden in den Kriegswirren den Tod.
Gleich nach Kriegsende gingen die „Algunder“ mehrfach auf Reisen – meistens auf einem offenen Lastwagen. Quelle: 150 Jahre Algunder Musikkapelle
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Das Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 brachte wieder einmal neue – diesmal fremdsprachige – Besatzer: Die US-Army sorgte für Ordnung in Algund, eine amerikanische Divisionskapelle bei einem Konzert im Thalguter-Anger für Staunen und Bewunderung. Ein gemeinsames Fest im Juli im Schankgarten der Brauerei Forst brachte die beiden Kulturen noch näher zusammen – und unter anderem auch den berühmten amerikanischen Marsch „Unter dem Sternenbanner“ ins Repertoire der „Algunder“. Das Jahr 1946 stand zunächst einmal ganz im Zeichen des 45-jährigen Kapellmeister-Jubiläums von Anton Schrötter. Mit einem Gratulationsständchen beim Unterdorner bedankten sich die „Algunder“ für diese lange Dienstzeit, die zwei Weltkriege überdauert hatte und noch einige Jahre weitergehen sollte. Im Herbst folgte ein dicht gedrängtes Konzertprogramm mit Auftritten in Kortsch, Bruneck, Eppan, St. Leonhard/Passeier und Kaltern – alles innerhalb nur eines Monats. Ein Zeugnis dafür, dass die „Algunder“ mit ihrem Spiel nach Kriegsende wieder sehr gefragt waren. Das Jahr 1947 begann mit einem Saalkonzert: Am Neujahrstag spielte die Algunder Musikkapelle im Meraner Kursaal. Eine Premiere brachte die Fronleichnamsprozession des Jahres 1947 mit sich, zu der die Kapelle erstmals seit rund 20 Jahren wieder in der kurzen Tracht ausrückte: Hatte sich die Algunder Musikkapelle bis zu diesem Zeitpunkt an die – zugegebenermaßen etwas eigenwillige – Tradition gehalten, bei Prozessionen profane Märsche außer Schritt zu spielen, so wurden zu diesem Anlass erstmals Prozessionsmärsche im langsamen Schritt vorgetragen. Eine Umstellung, die, wie folgendes Zitat aus der Chronik von Matthias Kiem jun., Stickler, zeigt, nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß: „Diese Märsche im Viervierteltakt dürften schön und angebracht sein, doch tut es einem weh, aufzugeben, was hundert Jahre gehalten und geübt wurde.“ Im Herbst stand schließlich die erste Auslandsreise nach dem Krieg auf dem Programm: Am dritten Oktoberwochenende ging es nach St. Gallen 34
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zur Landwirtschaftsschau OLMA, wo die „Algunder“ bei mehreren Konzerten für Aufsehen sorgten. In den folgenden Wochen ging es an die Verwirklichung eines Vorhabens, das die Vereinsführung seit längerem beschäftigt hatte und die Zukunft der Algunder Musikkapelle bis heute bestimmen sollte: Nachdem das 100-JahrJubiläum im Jahr 1937 unter der faschistischen Herrschaft in getrübter Stimmung stattfand, sollte das 110-jährige Bestehen jetzt in Friedenszeiten umso festlicher gestaltet werden.Wegen der Reise nach St. Gallen konnte das Fest nicht im Herbst stattfinden, weshalb die Vereinsspitze eine neue Idee hatte: Am Dreikönigstag sollte im großen Kursaal von Meran ein Festkonzert mit anschließendem „Ball auf der Alm“ über die Bühne gehen. Seit dem Jahr 1948 steht dieses Bild von Franz Lenhart für Konzerte der Algunder Musikkapelle. Noch heute ziert es das Plakat und die Einladungen zum Dreikönigskonzert. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Nach minutiöser Vorbereitung war es am 6. Jänner 1948 soweit: Das erste Dreikönigskonzert der Algunder Musikkapelle wurde vor einem voll besetzten Saal mit dem Marsch „Unter dem Sternenbanner“ eröffnet. Noch heute ist dieses traditionsreichste Saalkonzert einer Südtiroler Blasmusikkapelle der unumstrittene Höhepunkt im Vereinsjahr der „Algunder“. 35
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Kapellmeisterwechsel: Vom Vater zum Sohn Abgesehen von einer Premiere – der erstmaligen Beteiligung am Einzug der Erstkommunikanten – und einem Wechsel – dem Umzug in das neue Probelokal beim Bachguter – verlief das Jahr 1948 recht ruhig. Zu bemerken ist, dass in diesem Jahr der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM) gegründet wurde – mit wesentlicher Beteiligung aus Algund, denn der Obmann der „Algunder“, Matthias Kiem sen., übernahm auch beim neuen VSM die Funktion des Obmanns. Seinen Ursprung hatte im Jahr 1948 auch ein Plakatmotiv, das bis heute landauf landab für das Dreikönigskonzert der „Algunder“ steht: Das nach einem Entwurf von Prof. Franz Lenhart hergestellte Plakat mit einem Flügelhornbläser im Vordergrund und der Aufschrift „Die Algunder“ wurde erstmals für die Ankündigung des Musikfests am 16. Mai 1948 im Forster Brauhausgarten verwendet. Mit einem vielbeachteten Konzert gemeinsam mit der Wiltener Stadtmusik in Innsbruck klang das Jahr aus. Der nächste Meilenstein in der Geschichte der Algunder Musikkapelle war das dritte Dreikönigskonzert am 6. Jänner 1950. Als Auftakt zum Jubiläumsjahr „50 Jahre Kapellmeister Anton Schrötter“ war es zugleich ein würdiges Fest für den Jubilar und ein Beweis dafür, was dieser in den 50 Jahren aus den „Algundern“ gemacht hatte. Das Konzertprogramm – unter anderem mit der Ouvertüre zur „Sizilianischen Vesper“ von Giuseppe Verdi, dem „Capriccio italiano“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky, der Ouvertüre zum „Freischütz“ von Carl Maria von Weber und einer Fantasie aus dem „Tannhäuser“ von Richard Wagner – liest sich noch heute wie eine wahre Hitparade der Blasmusik. Abgeschlossen wurde das Jubiläumsjahr mit einer großen Feier beim „Waldner“. Unter anderem wurde Anton Schrötter dabei zum Ehrenbürger der Gemeinde Algund ernannt und mit dem großen Ehrenzeichen des VSM ausgezeichnet. Das Dreikönigskonzert 1951 sollte das letzte unter der Leitung von Anton Schrötter sein. Durch eine Schüttellähmung der Hand war er schon seit einiger Zeit etwas beeinträchtigt, im Laufe des Jahres verschlimmerte sich dieser Zustand. Als Höhepunkt dieses Jahres ist die Beteiligung am ersten Landesmusikfest des VSM Mitte September in Meran zu nennen. Das 36
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Festkonzert als musikalischen Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung bestritt die Algunder Musikkapelle. Unter der Leitung von Landeskapellmeister Sepp Thaler gaben die „Algunder“ am Abend des 15. September ein vielumjubeltes Konzert. Auf dem Programm stand unter anderem die Uraufführung des Tongemäldes „Die Etsch“ von Sepp Thaler. Der Gesundheitszustand von Anton Schrötter machte es diesem unmöglich, die Leitung der Kapelle fortzuführen. Die feierliche Segnung des Kriegerdenkmals im neuen Friedhof im Ortsteil Mühlbach am 28. Oktober war die letzte Ausrückung unter seiner Leitung.
Beim „Waldner“ fand die denkwürdige Jubiläumsfeier für Kapellmeister Anton Schrötter statt. Im Bild ganz links Anton Schrötter, daneben stehend Obmann Matthias Kiem. Quelle: Archiv Algunder Musikkapelle
Das Amt des Kapellmeisters der „Algunder“ sollte aber auch weiterhin mit dem Namen Schrötter verbunden bleiben: Die Mitglieder wählten bei einer außerordentlichen Generalversammlung am 15. Dezember beim 37
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„Gstör“ Josef Schrötter, den Sohn des scheidenden Kapellmeisters, zu dessen Nachfolger. Das Dreikönigskonzert 1952 fiel wegen dieses Kapellmeisterwechsels aus.
Neuer Mann mit neuen Wegen Seine ersten öffentlichen Auftritte als Kapellmeister der „Algunder“ hatte Josef Schrötter beim Josefi-Konzert im März und bei einem Konzert im Kursaal im Mai. Ebenfalls im Mai fasste der Vereinsvorstand den Beschluss, die Normalstimmung einzuführen. Die Südtiroler Kapellen hatten bislang hauptsächlich in der einen halben Ton höheren Militärstimmung gespielt. Die Umstellung auf die Normalstimmung, die bei den Südtiroler Kapellen Ende der 1940er Jahre eingesetzt hatte, erfolgte hauptsächlich mit dem Ziel, Anschluss an die Entwicklung der internationalen Blasmusik zu erhalten und an den entsprechenden Wettbewerben teilnehmen zu können. Mehrere solcher Wettbewerbe – im französischen Vichy, in Innsbruck sowie in Bozen und Meran – bildeten in den kommenden Jahren auch Höhepunkte im Vereinsleben der „Algunder“. Eine weitere Neuerung, die mit der Umstellung auf die Normalstimmung einherging, betraf die Instrumente: Davon abgesehen, dass bisherige Instrumente erneuert werden mussten, gab es jetzt auch ein tiefes Holzregister: Saxophone in vier verschiedenen Stimmlagen sowie eine Bassklarinette fanden Einzug in den Algunder Klangkörper. Die Umstellung auf die Normalstimmung bracht es mit sich, dass auch „neue“ Instrumente wie das Saxophon (ganz links) in den Reihen der „Algunder“ auftauchte.
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Bemerkenswert ist die erste Tonaufnahme der Algunder Musikkapelle, die im März 1953 in Innsbruck erfolgte. Das Jahr 1954 war von gleich zwei besonderen Todesfällen geprägt: Zuerst verstarb im August im Alter von nur 42 Jahren Anton Schrötter jun., Sohn des ehemaligen und Bruder des amtierenden Kapellmeisters, der als erster Klarinettist seit Jahren eine zentrale musikalische Rolle im Verein gespielt hatte. Nur knapp drei Monate später – am 14. November – folgte ihm sein Vater nach: Anton Schrötter sen. wurde von einer unüberschaubaren Trauergemeinde zu Grabe getragen. Auf zwei Veränderungen in den 1950er-Jahren weist Matthias Kiem jun. in seiner Vereinschronik ausdrücklich hin: Zum einen war es die Einführung der Orchesteraufstellung bei Standkonzerten, die wegen der zunehmenden Größe des Klangkörpers als sinnvoller erachtet wurde als die herkömmliche Aufstellung in Kreisform. Die zweite Umstellung betraf den Probentag: War es bislang üblich gewesen, am Samstagabend zu proben, so führte das zunehmende Freizeitangebot dazu, dass die Hauptproben bei den „Algundern“ Mitte der 1950er-Jahre auf den Freitag verlegt wurden.
In den 1950er-Jahren wechselte die Algunder Musikkapelle bei Standkonzerten zur Orchesteraufstellung – so wie hier bei einem Auftritt 1956 in Dornbirn. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Im Jahr 1958 erhielt die Musikkapelle wieder eine neue Heimat: Im Tiefparterre des neu errichteten Volksschulgebäudes stand ein neues Probelokal zur Verfügung, das die Kapelle aber – wie sich im Laufe der Jahre zeigte – nicht für sich alleine beanspruchen konnte. Da es in Algund keine Räume für größere Veranstaltungen gab, diente das Lokal auch als Theater- und Versammlungssaal sowie später als Turnhalle für die Schule.
Die Feier für den Algunder Freiheitskämpfer Peter Thalguter war ein weiterer Höhepunkt des Gedenkjahres 1959. Foto: Hans Innerhofer
Insgesamt 18 Mal spielte die Algunder Musikkapelle beim Volksschauspiel „Andreas Hofer“ beim „Meraner Hof“ in der Kurstadt. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Im Jahr 1959 durfte die Algunder Musikkapelle die Landesversammlung zum zehnjährigen Bestehen des VSM in Meran mitgestalten. Eine besondere Herausforderung war die Mitwirkung beim Volksschauspiel „Andreas Hofer“ in Meran. Zum Anlass des Tiroler Gedenkjahres 1809-1959 wurde das Schauspiel unter der Regie von Erich Innerebner im Mai insgesamt zwölf Mal im Park an der Südfassade des Hotels „Meraner Hof“ aufgeführt. Die „Algunder“ sorgten mit Musikarrangements von Emil Hornof und Sepp Tanzer für die musikalische Begleitung.Wegen der großen Nachfrage folgten im Herbst sechs weitere Aufführungen. Die Peter-Thalguter-Feier in Gedenken an den bekannten Algunder Freiheitskämpfer im Oktober und die Abschlussfeier im Jänner 1960 beim Sandhof in St. Leonhard waren für die Algunder Musikkapelle zwei weitere Termine im Rahmen des Tiroler Gedenkjahres.
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Einzug der originalen Blasmusik Höhepunkt das Jahres 1960 war eine fünftägige Konzertreise ins Allgäu, bei der die Algunder Musikanten allerlei schöne musikalische Erlebnisse hatten und auch eine große Werbung für den Heimatort und für Südtirol machten. 1961 zeigte sich beim Dreikönigskonzert, dass die Algunder Musikkapelle ihr Repertoire allmählich erweitern wollte: Zwar standen nach wie vor Transkriptionen klassischer Werke in jedem Konzertprogramm, doch wurden vermehrt auch Originalkompositionen für Blasmusik aufgenommen: Im Programm des Dreikönigskonzertes scheinen die Ouvertüre „Helveticus“ von Paul Huber und das „Präludium heroicum“ von Sepp Thaler als solche Werke auf.
Im Jahr 1962 feierten die „Algunder“ ihr 125-jähriges Bestehen. Das Gruppenbild entstand im Hof der Volksschule, in deren Erdgeschoss sich auch das Probelokal der Kapelle befand. Quelle: 150 Jahre Algunder Musikkapelle
Das Jubiläumsjahr „125 Jahre Algunder Musikkapelle“ wurde ebenfalls mit dem Dreikönigskonzert im Kursaal eröffnet. Ein Frühlingsfest im Forster Braugarten sowie eine interne Feier im Dezember, bei der gleich sieben Altmitglieder zu Ehrenmitgliedern der Kapelle ernannt wurden, rundeten das Jubiläumsprogramm ab. 41
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In diesen Jahren begann die Algunder Musikkapelle auch, in Algund Konzerte für die Feriengäste zu geben. Organisiert wurde ein solches Konzert erstmals im September 1962 am Gemeindeplatz vom Fremdenverkehrsverein Algund, danach gab es für die Musikanten „Imbiß und Trunk beim Gstör“. In den folgenden Jahren stieg die Nachfrage weiter an, und so wurden die Gästekonzerte in Algund und auf der Meraner Promenade zu einem festen Bestandteil im Jahreskalender der „Algunder“. Zum 130-jährigen Bestehen gab es wieder eine große interne Feier mit zahlreichen Auszeichnungen: Fünf ehemalige Musikanten wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, Kapellmeister Josef Schrötter wurde mit dem goldenen VSM-Verdienstzeichen ausgezeichnet. Das 20. Dreikönigskonzert am 6. Jänner 1968 und die musikalische Gestaltung der 20.VSM-Jahresversammlung bildeten die abschließenden Höhepunkte dieses Jubiläumsjahres. Es schien, als sei im Laufe der Jahre Ruhe in den Verein eingekehrt. Doch das Jahr 1968 sollte zeigen, dass es sich nur um eine Ruhe vor dem Sturm handelte – denn hinter den Kulissen brodelte es gewaltig.
Als 1968 in der Oberpfalz die Patenschaft der Gemeinden Algund und Etzenricht besiegelt wurde, vertrat Franz Laimer den Algunder Kapellmeister Josef Schrötter am Dirigentenpult. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Ein neues Duo übernimmt Palastrevolution und Neuanfang Es mag ein Zufall sein, dass seit längerem schwelende Konflikte in der Algunder Musikkapelle gerade in jenem Jahr zum Ausbruch kamen, in dem an vielen Orten der Welt die „68er-Bewegung“ ihre revolutionären Ideen lautstark zum Ausdruck brachte. Alles begann mit der Generalversammlung am 30. März im Gasthof Rosengarten: Obmann Matthias Kiem sen. verkündete zwei Nachrichten: Er stehe als Obmann der Algunder Musikkapelle nicht mehr zur Verfügung, und auch Kapellmeister Josef Schrötter habe aufgrund verschiedener „Umtriebe“ – so zitiert Matthias Kiem jun. seinen Vater – seinen Rücktritt erklärt.Worum es sich bei diesen „Umtrieben“ gehandelt hat, darüber hüllt sich Kiem in Schweigen. Fakt ist, dass bei den fälligen Vorstandswahlen an diesem Abend Matthias Josef Gamper, Gruber zum neuen Obmann der Algunder Musikkapelle gewählt und auch der halbe Vorstand ausgetauscht wurde. In der ersten Sitzung beschloss der neue Vorstand, Josef Schrötter um eine Rückkehr ans Dirigentenpult zu ersuchen. Dieser willigte ein, und so konnten die Ausrückungen im Frühjahr wieder unter der gewohnten Führung ablaufen. Die beiden Höhepunkte dieser Monate waren zum einen die Aufnahmen für die Sendereihe „Blasmusik in Südtirol“ beim Umgang zum Titularfest der Christenlehrbruderschaft, bei zwei Konzerten auf der Kurpromenade in Meran und in Vellau sowie bei einer Probe im Schulhaus. Zum anderen stand Mitte Juli eine Fahrt in die bayerische Oberpfalz auf dem Programm, wo die Patenschaft der Gemeinden Algund und Etzenricht besiegelt wurde. Auf dieser Fahrt leitete der damalige Gratscher Kapellmeister Franz Laimer die Algunder Musikkapelle. Josef Schrötter war wegen „gesundheitlicher Unzulänglichkeiten“ zuhause geblieben. Nur wenige Tage später stand die Kapellmeisterfrage im Mittelpunkt einer Vorstandssitzung: Fünf der sieben Vorstandsmitglieder wollten nicht mehr 43
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mit Josef Schrötter als Kapellmeister zusammenarbeiten – was etwas seltsam anmutet, da ja der selbe Vorstand knapp vier Monate zuvor Schrötter noch zur Rückkehr überredet hatte. In dieser Situation ließ sich Rudolf Schrötter, Seppmair-Sohn, bewegen, die Leitung der Kapelle zu übernehmen – er musste allerdings bald wieder abdanken, weil ein Teil seiner Kundschaft sein Geschäft für landwirtschaftlichen Bedarf boykottierte, da sie Befürworter von Josef Schrötter waren. Am 14. September waren die Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalversammlung beim Maratscher in Mitterplars geladen. Bei dieser wurde Matthias Josef Gamper als Obmann bestätigt und Walter Schrötter zum neuen Kapellmeister gewählt. Diese „Palastrevolution“, wie sie schon Matthias Kiem, Stickler, nannte, hatte zur Folge, dass beinahe ein Dutzend zum Teil sehr qualifizierte Musiker aus Solidarität mit Josef Schrötter den Dienst bei der Kapelle quittierten. So kam es dazu, dass persönliche Fehden das Geschick des Vereins wesentlich mitbestimmten. Eine wenig ruhmreiche Zeit in der Geschichte der Algunder Musikkapelle, und ein alles andere als leichter Start für das neue Führungsduo der „Algunder“.
Im unruhigen Jahr 1968 wechselte der Mann an der Spitze der Algunder Musikkapelle: Josef Schrötter gab das Amt des Kapellmeisters ab. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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An seiner Stelle übernahm sein Neffe Walter Schrötter den Taktstock bei den „Algundern“.
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Die neue Musikfahne Die erste Bewährungsprobe – das Dreikönigskonzert 1969 – meisterte der neue Mann am Dirigentenpult mit Bravour. Den Musikanten hatte Walter Schrötter bereits in der Vorbereitungszeit auf dieses Konzert deutlich gezeigt, worauf es ihm ankam: exakte Ausführung im Detail und Tonkultur in allen Registern. Ansonsten verlief das erste Jahr unter der Leitung von Walter Schrötter recht ruhig.
Eine Reihe von Auslandsfahrten prägten den Beginn der 1970erJahre: 1971 ging es nach NordrheinWestfalen; im Bild ein Auftritt in Düsseldorf. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
In den kommenden Jahren absolvierte die Kapelle gleich mehrere längere Auslandsfahrten zu Werbezwecken: Im März 1970 ging es für neun Tage nach Belgien, Holland und Dänemark, im Jahr darauf für eine Woche nach Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 1972 beteiligte sich die Algunder Musikkapelle am 8. Südtiroler Landesmusikfest – einmal mit einem Festkonzert, zum zweiten mit der Teilnahme am Konzertwertungsspiel. Bei diesem sorgte die Bewertung durch die Jury für Unmut unter den Algunder Musikanten. 45
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Nachdem die Musikkapelle in diesem Jahr erstmals die Schützenkompanie zu Herz Jesu in die neue Pfarrkirche begleitet und dort den Gottesdienst gestaltet hatte, kam es im Herbst zu einem ganz besonderen Ereignis: der Segnung der neuen Musikfahne. Die Gestaltung der Fahne hatte Monika Mahlknecht gemeinsam mit dem Architektenehepaar Willy und Lilly Gutweniger übernommen. Das Fahnentuch weist die von der Fahnenschwinger-Fahne übernommenen Wellenlinien auf, worauf eine Trompete und eine Lyra als Musiksymbole abgebildet sind. Der Fahnenschaft trägt am oberen Ende das aus dem Algunder Wappen bekannte Fass, an ihm ist die vierrippige Spitze befestigt. Eine besondere Ehre war für die Algunder Musikkapelle, dass Sofia Magnago, die Frau des damaligen Landeshauptmanns Silvius Magnago, die Patenschaft übernahm.
Die Segnung der Musikfahne war ein besonderes Ereignis des Jahres 1972. Im Bild der damalige Fähnrich Luis Pöhl. Quelle: 150 Jahre Algunder Musikkapelle
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Beim Dreikönigskonzert 1973 stand Sepp Tanzer am Dirigentenpult, weil Kapellmeister Walter Schrötter so wie auch viele Musikanten Opfer einer Grippewelle geworden war. Nach 20 Jahren änderte sich erstmals wieder das Motiv der Einladungskarten. In Anlehnung an das Motiv auf der Musikfahne zierte die Vorderseite der Karte nun eine stilisierte Trompete auf goldenem Grund. Auch sonst gab es 1973 einige Neuerungen: So hielt die Algunder Musikkapelle erstmals das Osterkonzert am neuen Kirchplatz in Algund ab. Beim feierlichen Umzug zum 25-jährigen Bestehen des Verbandes Südtiroler Musikkapellen marschierten die „Algunder“ gemeinsam mit der Musikkapelle Tscherms als Spitzengruppe durch die Landeshauptstadt Bozen. Im Jahr 1974 war es die Weltpolitik, die das Dreikönigskonzert beeinflusste: Weil aufgrund der Ölkrise zu erwarten war, dass am Sonntag, auf den der 6. Jänner in diesem Jahr fiel, ein Fahrverbot verhängt werden würde, wurde der Termin auf den Samstagabend vorverlegt. Erstmals folgte dem Konzert im Kursaal in diesem Jahr kein „Ball auf der
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1973 wurde erstmals ein neues Motiv für die Einladung zum Dreikönigskonzert verwendet. Die grafische Gestaltung lehnte sich an die neue Musikfahne an.
Alm“. Eine Fahrt in die Patengemeinde Etzenricht zum 50-Jahr-Jubiläum des ADAC Weiden war der Höhepunkt in diesem Vereinsjahr. Erstmals waren 1975 zum Essen nach dem Dreikönigskonzert auch die Frauen und Partnerinnen der Musikanten eingeladen. Damit sollten sie wohl für die vielen einsamen Abende während der zahlreichen Proben entschädigt werden. Gleich zweimal fuhr die Algunder Musikkapelle in diesem Jahr nach Bayern: Einmal im März auf Einladung des Dachverbandes der Verkehrsvereine Südtirols zu einem Auftritt bei einem Südtiroler Abend in Augsburg, zum zweiten Mal im Juni zu einem Fest nach Holzkirchen, wo mit Karl Matschek ein ehemaliges Mitglied der Meraner Vereinskapelle lebte. Zum Fronleichnamsfest wurde erstmals die neue Fahnenschwinger-Fahne vorgeführt, die der Heimatschutzverein Algund angeschafft hatte. Am 8. Oktober wurde der langjährige Obmann der „Algunder“, Matthias Kiem sen., zum Ehrenbürger der Gemeinde Algund ernannt. Ihren ersten Auftritt hatte bei dieser Gelegenheit die „Jungböhmische“ unter der Leitung von Albin Gamper. 47
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Weil der italienische Staat vorübergehend den 6. Jänner als Feiertag abschaffte, fand das Dreikönigskonzert 1978 ausnahmsweise am 8. Jänner statt. Foto: Hans Innerhofer
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Ein wichtiges Ereignis im Jahr 1976 war – neben dem Pfarrerwechsel von Josef Chronst zu Franz Pixner – der erste Auftritt seit 21 Jahren der Algunder Musikkapelle im „Kurzbäurischen“ beim Lob- und Dankfest Ende Oktober. Drei Jahre zuvor war die Idee zur Wiedereinführung der kurzen Tracht bei einer Vorstandssitzung eingebracht worden, im Februar 1974 hatten die Mitglieder bei der Generalversammlung ihre Zustimmung gegeben. Ein großzügiger außerordentlicher Beitrag der Raiffeisenkasse Algund machte es möglich, dass die Vereinskasse durch diese große Investition nicht allzu stark belastet wurde. Zwei weitere Premieren sind aus dem Jahr 1976 zu vermelden: Erstmals fand die Jahreshauptversammlung am Sebastiani-Sonntag im Jänner statt, im November trafen sich die Musikanten mit Anhang erstmals zu einer „Köstnpartie“ beim Kienegger in Vellau.
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1977 unternahmen die „Algunder“ zunächst eine besondere Reise: Im Auftrag des Landesverkehrsamtes ging es in die geteilte Stadt Berlin, wo die Berliner Touristik-Börse stattfand. Kontakte mit der DDR-Grenzkontrolle und die Besichtigung des Richard-Wagner-Festspielhauses in Bayreuth blieben den Musikanten besonders in Erinnerung. Am Samstag, 12. März gestaltete die Kapelle eine für die Dorfgemeinschaft sehr wichtige Feier mit: die Weihe der neuen Pfarrkirche im Ortsteil Mühlbach. Die Josefi-Prozession fand – weil der Staat Italien einige Feiertage auf einen Sonntag verlegt hatte – am Sonntag, 20. März statt. Auch das Dreikönigskonzert 1978 – das mittlerweile 30. – war von dieser Kalenderreform betroffen und fand nicht am 6., sondern am Sonntag, 8. Jänner im Kursaal statt. Die Fahrt zur 70-Jahr-Feier der Musikkapelle „Peter Sigmair“ in Olang war einer der wenigen nennenswerten Höhepunkte dieses Jahres. Mit den Olangern verbindet die „Algunder“ noch heute eine enge Freundschaft, schließlich waren sie nicht nur bei den folgenden Jubiläen, sondern auch beim Olanger Kirchtag des Öfteren zu Gast. Nach Müstair – knapp hinter die Schweizer Grenze – führte die Algunder Musikkapelle ein Ausflug im Juni 1979. Bei dieser Gelegenheit nennt Matthias Kiem in seiner Vereinschronik erstmals Manfred Innerhofer als Konzertsprecher. Ein weiterer bemerkenswerter Eintrag aus diesem Jahr ist der Marende nach einem Gästekonzert gewidmet: „Aus Gründen der Sparsamkeit verzichtete die Kapelle auf ein anschließendes Essen in einem Gasthaus. Dafür standen im Probelokal belegte Brote und Getränke bereit. Dieser Usus stieß bei mehreren Musikanten auf Widerstand und musste bald wieder aufgegeben werden.“ Erstmals gestaltete 1979 eine Bläsergruppe die Gedenkfeier zu Allerheiligen am Ortsfriedhof mit.
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Neue Heimat im Vereinshaus Nach der Pfarrkirche war in den vergangenen Jahren ein neues Gebäude im Algunder Ortsteil Mühlbach entstanden, das noch heute das Erscheinungsbild des Ortes prägt: das neue Vereinshaus, benannt nach dem Algunder Freiheitskämpfer Peter Thalguter. Am 22. August 1977 war der erste Spatenstich erfolgt, geplant hatte es – genauso wie die Pfarrkirche und das angrenzende Pfarrhaus – der Algunder Architekt Willy Gutweniger. Am Dienstag, 9. September 1980 gab die Algunder Musikkapelle ihr erstes Konzert im großen Saal des Vereinshauses. Damals muss wohl noch ein guter Teil der Einrichtung gefehlt haben, denn laut Vereinschronik soll es damals „arg getschindert“ haben.
Seit Oktober 1980 hält die Algunder Musikkapelle ihre Proben im neuen Probelokal im Vereinshaus „Peter Thalguter“ ab. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Am 31. Oktober 1980 war für die Algunder Musikkapelle ein denkwürdiger Tag: Erstmals hielt Kapellmeister Walter Schrötter eine Probe im neuen Probelokal ab, das sich im Untergeschoss des Vereinshauses befindet. Laut Matthias Kiem soll dieser Raum, in dem die „Algunder“ sich noch heute regelmäßig zum gemeinsamen Musizieren treffen, der siebte Proberaum in der Geschichte der Algunder Musikkapelle sein. 50
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1981 ging es im Mai zur Eröffnung der „Wiener Festwochen“; neben mehreren musikalischen Verpflichtungen standen auch die Besichtigung des Donauturms in der UNO-City und ein Besuch in einem zünftigen „Heurigen“ auf dem Programm. Im August gab die Algunder Musikkapelle ihr erstes Konzert auf dem neuen Festplatz beim Vereinshaus.
In der österreichischen Bundeshauptstadt Wien waren die „Algunder“ im Jahr 1981 zu Gast. Im Bild ein Konzert vor dem Wiener Rathaus. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Das Jahr 1982 begann wieder mit einer Premiere einer Gepflogenheit, die bis zum heutigen Tag – fast ohne Ausnahme – Bestand hat: Erstmals trafen sich die „Algunder“ nach dem erfolgreichen Dreikönigskonzert im Bürgersaal des Vereinshauses zum Festessen. Im September begab sich die Kapelle wieder einmal auf „Werbetour“, diesmal ging es fünfzehneinhalb Stunden lang mit dem Bus nach Herne im Ruhrgebiet. Das Jahr endete mit einem traurigen Anlass: Am Heiligabend geleitete die Kapelle ihren ehemaligen Kapellmeister Josef Schrötter auf den Ortsfriedhof zur letzten Ruhe. Nach Herne ins Ruhrgebiet ging es im September 1982. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Ein wahrhaft „segensreiches“ Jahr war das Jahr 1983: Während der erstmals seit elf Jahren wieder veranstaltete Musikball – diesmal im Algunder Vereinshaus – bestenfalls ein Segen für die Vereinskasse war, standen im Laufe des Jahres gleich mehrere Feiern an: Im Mai wurde das Vereinshaus „Peter Thalguter“ gesegnet und musste sich bei einer einwöchigen Veranstaltungsreihe erstmals richtig bewähren. Der große Saal, in dem die „Algunder“ noch heute viele Konzerte geben, erhielt nun offiziell den Namen Raiffeisensaal. Im August feierte die örtliche Schützenkompanie ihr 25-jähriges Bestehen und ließ dazu ihre neue Fahne segnen, im September stand die Segnung des neuen Sportplatzes auf dem Programm. Den Abschluss bildete zu Erntedank Ende Oktober die Segnung des neuen Mittelschulgebäudes und des Kindergartens. Bei allen Anlässen leistete die Algunder Musikkapelle mit der musikalischen Gestaltung einen wesentlichen Beitrag für den feierlichen Rahmen. Nach 25 Jahren fand 1984 wieder das Volksschauspiel „Andreas Hofer“ statt – wieder mit Beteiligung der „Algunder“. Diesmal gingen die 15 Aufführungen auf dem Festplatz des Vereinshauses „Peter Thalguter“ über die Bühne. Foto: Hans Innerhofer
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Das Jahr 1984 stand ganz im Zeichen der Gedenkfeiern an das Jahr 1809. 175 Jahre waren seit den Freiheitskämpfen vergangen. Die „Algunder“ würdigten das zum einen mit mehreren Tiroler Stücken beim Dreikönigskonzert – auf dem Programm standen der „Tiroler Schwur“ und die Suite „Tirol 1809“ von Sepp Tanzer – und durch die neuerliche Mitwirkung beim Volksschauspiel „Andreas Hofer“. Die 15 Aufführungen zwischen Mitte Mai und Ende Juni fanden auf dem Festplatz beim Vereinshaus „Peter Thalguter“ statt.
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Im August galt es mit dem Gewichtheber Norbert Oberburger einen Algunder Olympiasieger zu empfangen. Oberburger hatte bei den Spielen in Los Angeles Gold im Superschwergewicht gewonnen. Ende November wurden die Gebeine des Algunder Freiheitskämpfers Peter Thalguter im alten Friedhof im Ortsteil Dorf beigesetzt. Den Versuch einer Änderung, der gleich wieder verworfen wurde, gab es zu Fronleichnam 1985: Chorleiter Peter Hölzl hatte für die Fronleichnamsprozession neue Fassungen der traditionellen Stücke „Lauda Sion“ und „Pange lingua“ komponiert, welche die überlieferten Stücke von Daniel Sailer ablösen sollten. Der Wechsel stieß bei den Algundern auf wenig Gegenliebe, sodass es bei diesem einen Versuch blieb. Im Herbst gab es erstmals Musikkurse in Algund. Sie ergänzten die Tätigkeit zahlreicher Musikanten, die sich in den vergangenen Jahrzehnten bereit erklärt hatten, Jungmusikanten auszubilden. 1986 fand das Dreikönigskonzert erstmals nicht im wegen Renovierung geschlossenen Meraner Kursaal, sondern im Raiffeisensaal des Algunder Vereinshauses statt. Aufgrund des großen Andrangs spielten die „Algunder“ das Programm gleich zweimal, und zwar am 5. und 6. Jänner. Eine Auslandsfahrt – laut Matthias Kiem, Stickler die wohl „längste Eisenbahnfahrt der Kapelle in ihrer Geschichte“ – führte die Musikanten Ende Juni 1986 auf die Nordseeinsel Sylt. Gut in Erinnerung blieben den „Algundern“ die Eröffnung der „Sylter Kulturwoche“ auf der Sonnenterrasse der Kurpromenade und ein wunderbarer Sonnenuntergang, weniger gut die nordische Küche. Im September ging es wieder auf Reisen, diesmal in den Süden in die Region Emilia-Romagna nach Mirandola. Die Küche wird den „Algundern“ dort wohl eher gemundet haben.
In den hohen Norden – auf die Nordseeinsel Sylt – ging es für die Algunder Musikanten im Juni 1986.
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Das Jubiläumsjahr 1987: 150 Jahre Algunder Musikkapelle Schon ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Algunder Musikkapelle stand das Dreikönigskonzert 1987, das wieder im Vereinshaus von Algund stattfand. Wieder musste das Konzert wegen der großen Nachfrage wiederholt werden. Das Dreikönigskonzert im PeterThalguter-Haus war der Auftakt zum Jubiläumsjahr 1987. Foto: Hans Innerhofer
Am 5. April gab es mit einer Dankfeier in der Algunder Pfarrkirche einen besonderen Akzent im Jubiläumsjahr. In der vollbesetzten Kirche verfolgten die Konzertbesucher mit großer Spannung und Andacht die getragenen und feierlichen Stücke der Algunder Musikanten. Am 10. Mai war wieder die Kirche Schauplatz einer Veranstaltung zum Jubiläumsjahr, diesmal saßen die Musikanten in den Kirchenbänken und lauschten den Klängen und Stimmen des Salzburger Bachchores mit Solisten und Orchester, welche die h-Moll-Messe von J. S. Bach aufführten. Die Algunder Musikkapelle im Jubiläumsjahr 1987, im Hintergrund das Schloss Vorst. Foto: Werbefoto Tappeiner, Lana
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Nächster Teil des Jubiläums-Programms war ein Heimatabend am 2. September im Vereinshaus, bei dem hauptsächlich Gruppen auftraten, an denen Algunder Musikanten mitwirkten. Im Foyer des Vereinshauses wurde in den folgenden Wochen eine Foto- und Dokumentationsausstellung zur Geschichte der Algunder Musikkapelle gezeigt. Der Höhepunkt der Feiern zum 150-jährigen Bestehen ging am Samstag, 12. und Sonntag, 13. September 1987 über die Bühne. Ein Festkonzert der „Algunder“ am Samstagabend bildete den Auftakt, ein Höhepunkt war dabei die Uraufführung des romantischen Tongemäldes „Schloss Tirol“ von Gottfried Veit. Der große Festakt folgte am Sonntag mit dem Empfang der VSM-Verbandsfahne und dem Einzug der Abordnungen von zehn Kapellen in die Pfarrkirche. Nach dem Festgottesdienst folgte der offizielle Festakt im Vereinshaus mit der Vorstellung des neuen Buches „150 Jahre Algunder Musikkapelle“ von Matthias Kiem jun., Stickler.
Im Raiffeisensaal des Vereinshauses fand am 12. und 13. September die große Jubiläumsfeier statt. Foto: Hans Innerhofer
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Nach einem Festessen im Vereinshaussaal folgte ein Umzug mit den Kapellen aus Olang, Unser Frau in Schnals, Lana, Wattens und den „Algundern“, der gemeinsam mit mehreren Festwägen, der Volkstanzgruppe, der Feuerwehr und den Schützen über die Straßen des Dorfes zum Vereinshaus führte. Konzerte der Gastkapellen bildeten den Abschluss dieses festlichen Tages.
Die drei Festwägen vom JubiläumsUmzug am 13. September 1987: ganz links der Festwagen der Algunder Musikkapelle. Foto: Hans Innerhofer
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Ein trauriges Ereignis im Dezember war schließlich Anlass für die letzte Ausrückung der „Algunder“ im Jubiläumsjahr: Edeltraud „Traudl“ Gamper geb. Unterweger, die Frau von Obmann Matthias Josef Gamper, wurde von einer unüberschaubaren Trauergemeinde und den Klängen der Algunder Musikkapelle auf den Ortsfriedhof geleitet. Obmann Gamper hatte wegen der schweren Krankheit seiner Frau schon kurz nach dem offiziellen Festakt zum Jubiläumsjahr seinen vorläufigen Rücktritt erklärt. An seiner Stelle leitete sein Stellvertreter Matthias Kiem als Interimsobmann die Geschicke der Kapelle.
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1988: Der Europapreis Der Obmann kehrt zurück Den offiziellen Abschluss des Jubiläumsjahres „150 Jahre Algunder Musikkapelle“ bildet das Dreikönigskonzert im Vereinshaus von Algund. Es ist zugleich das 40. Dreikönigskonzert der „Algunder“.
Im Innsbrucker Kongresshaus geben die „Algunder“ ein Gemeinschaftskonzert mit den Rettenbergern für die Aktion „Licht ins Dunkel“. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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Nach dem großen Jubiläumsjahr steht am 17. Jänner die traditionelle Sebastiani-Prozession im Ortsteil Dorf auf dem Programm. Bei der anschließenden Generalversammlung beim „Gstör“ stehen auch Neuwahlen auf der Tagesordnung. Matthias Josef Gamper, der das Amt aus familiären Gründen im Herbst zuvor abgegeben hatte, wird mit überwältigender Mehrheit wieder zum Obmann gewählt. Neu in den Vorstand kommen Hermann Gamper und Siegfried Schrötter.
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Am Andreas-Hofer-Gedenktag, dem 20. Februar, geht es mit dem Bus nach Innsbruck, wo ein Gemeinschaftskonzert mit den Rettenbergern aus Wattens geplant ist. Um 20 Uhr beginnt das Konzert im Saal Tirol des Kongresshauses, das Konzert hat als Benefizkonzert für die ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ auch einen sozialen Aspekt. Die Zuhörer, unter ihnen die beiden Landeshauptleute von Nord- und Südtirol und ein Bus mit Algundern, sind sehr beeindruckt. Die kommenden Monate stehen ganz im Zeichen der Vorbereitung auf das Konzertwertungsspiel, dem sich die Kapelle beim Bezirksmusikfest in Meran stellt. Am Samstag, 14. Mai, geht es im Stadttheater Meran zur Sache: Die beiden Werke „Schloss Tirol“ und „Ouverture Jubiloso“ gelingen zur allgemeinen Zufriedenheit, die Leistung der „Algunder“ wird von der Jury mit der höchsten vergebenen Punktezahl belohnt. Zwei Wochen später werden während eines Konzertes der „Algunder“ auf der Meraner Kurpromenade die Ergebnisse der Wertungsspiele bekannt gegeben und die Diplome verteilt. Am 18. und 19. Juni geht es wieder einmal zu den Freunden nach Olang, wo die Peter-Sigmair-Kapelle ihr 80-jähriges Bestehen feiert. Am Sonntag ist die Algunder Musikkapelle die erste Kapelle, die im neu eröffneten Pavillon ein Festkonzert gibt.
Die Musikkapelle beim Einmarsch zur Verleihung des Preises.
Ein ehrenvoller Tag Ein besonders ehrenvolles Ereignis kommt nach der Sommerpause auf die Algunder Musikkapelle zu. Der von der Stiftung „F.V.S.“ aus Hamburg seit 1973 jährlich an ein west- und ein osteuropäisches Volkskunst-Ensemble vergebene „Europapreis für Volkskunst“ geht in diesem Jahr nach Algund – 59
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und zwar an die Musikkapelle gemeinsam mit der Volkstanzgruppe. Der Festakt findet am Sonntag, 4. September beim Vereinshaus „Peter Thalguter“ statt. Nach der Laudation von Prof. Wolfgang Suppan wird der Preis von einem Vorstandsmitglied der Stiftung überreicht. Beide Vereine erhalten von Bürgermeister Hans Gamper einen Erinnerungsteller als Dank der Gemeinde. Das anschließende Festessen mit Ehrengästen im Vereinshaus beschließt diesen denkwürdigen Tag. Neben einer schönen Geldsumme gibt es für die beiden Algunder Vereine jeweils eine Medaille ...
... und als Dankeschön der Algunder Gemeindeverwaltung einen Teller als Erinnerungsgeschenk.
Am 18. September feiert Algund ein Priesterfest für die drei Jubilare Hochw. Chronst, Fössinger und Dissertori. Nach dem Festgottesdienst gibt es auf dem Festplatz ein Konzert. Bis zum Erntedanksonntag stehen zwei weitere Gästekonzerte auf dem Programm, mit dem Erntedankkonzert beschließt die Algunder Musikkapelle die Konzertsaison. 60
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1989: Die erste Musikantin Kirchenkonzert mit den Rettenbergern Zum Patrozinium am Josefi-Sonntag (19. März) hat die Algunder Musikkapelle in diesem Jahr eine besondere Feierstunde in der Algunder Pfarrkirche organisiert: Gemeinsam mit der Rettenberger Musik Swarovski Wattens geben sie ein Konzert unter dem Motto „Festliche Musik zum Patrozinium“. Das Gotteshaus ist voll besetzt mit begeisterten Zuhörern. Das Konzert, bei dem auch kleine Spielgruppen mitwirken, wird zu einem denkwürdigen Ereignis.
Auf wenig Anklang stößt Ende April eine Marschierprobe im überdachten Hof der Obstgenossenschaft BOGAL unter der Leitung von Bezirksstabführer Hans Schweitzer: Laut Tätigkeitsbericht fehlt mindestens jeder zweite Musikant. Am Marschmusikwettbewerb, den der VSM-Bezirk Meran am 10. Juni in Algund organisiert, beteiligen sich die „Algunder“ nicht. Dafür spielt die Kapelle am Abend ein Festkonzert, in dessen Pause viele Jungmusikerleistungsabzeichen verliehen werden.
Wieder ein gemeinsames Konzert mit den Rettenberger Musikanten gibt es zum Patrozinium in der Algunder Pfarrkirche. Foto: Hans Innerhofer
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Auf nach Sizilien Nach der Sommerpause fällt Kapellmeister Walter Schrötter zunächst einmal aus gesundheitlichen Gründen aus. Die erste Probe leitet Albin Gamper, dann tritt Franz Schieferer ans Dirigentenpult. Es gilt, die Reise zum bislang südlichsten Reiseziel in der Vereinsgeschichte vorzubereiten:Vom 7. bis 10. September geht es nach Sizilien.
Ein farbenfrohes Plakat lädt zum Blasmusiktreffen auf Sizilien ein.
Untergebracht sind die Musikanten in einem Motel in Syrakus; am ersten Abend steht um 23 Uhr ein Konzert beim Blasmusikfestival in Canicattini Bagni auf dem Programm. Am nächsten Tag lernen die Musikanten zunächst bei einer Stadtrundfahrt die Ruinen und Baudenkmäler der einstigen Weltstadt Syrakus kennen; besonders beeindruckend ist die Akustik im sogenannten „Ohr des Dionysos“, einer künstlichen, in den Fels gehauenen Höhle.
„Typisch italienisch“ verläuft die Organisation des Blasmusiktreffens auf Sizilien. Nach dem Einmarsch müssen die „Algunder“ mehrere Stunden auf ihren Auftritt warten. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Etwas chaotisch geht es dann am Abend in Canicattini zu. Nach dem Einmarsch um 18.30 Uhr müssen die „Algunder“ bis Mitternacht warten, bis sie endlich ihr Konzert spielen können. Es ist schon nach ein Uhr morgens, als die Musikanten zurück ins Hotel fahren. Den dritten Tag auf der Mittelmeerinsel verbringen die Musikanten mit verschiedenen Ausflügen auf den Ätna, an die Badestrände oder nach Taormina. Am Sonntag geht es dann mit zwei (davon einem leicht beschädigten) Bussen nach Catania und von dort mit dem Flugzeug zurück in Richtung Heimat. 62
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Erst nach Mitternacht können sie dann in Canicattini ihr Konzert geben.
Ein Tabubruch nach 152 Jahren
Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
Nicht im Tätigkeitsbericht, aber in den Vorstandsprotokollen verbirgt sich die wohl sensationellste Nachricht dieses Jahres: Nach 152 Jahren soll erstmals eine Frau als Mitglied in die Kapelle aufgenommen werden. Es handelt sich um Ulrike Sonnenburger, die Tochter des Flötisten Sepp, die mit der Oboe die Kapelle verstärken soll. Ob diese Neuerung bei den Musikanten eher auf Zustimmung oder auf Kritik gestoßen ist, lässt sich zumindest aus den offiziellen Protokollen nicht herauslesen. Tatsache ist, dass die Algunder Musikkapelle als „frauenlose“ Kapelle in Südtirol damals schon zur Minderheit in Blasmusikkreisen gehörte. Ebenfalls eine Tatsache ist, dass Ulrike für mehrere Jahre Mitglied der „Algunder“ war. 63
Die jüngere Geschichte
1990: Viermal auf Reisen Mehrere Aushilfen am Dirigentenpult Erstmals seit fünf Jahren findet das Dreikönigskonzert wieder im Kursaal von Meran statt. Auch wenn der Saal wesentlich mehr Zuschauer fasst als der Vereinshaus-Saal in Algund, gelingt es kaum, die unzähligen Besucher im Saal unterzubringen. Zum ersten Mal nach fünf Jahren findet das Dreikönigskonzert 1990 wieder im Meraner Kursaal statt. Foto: Hans Innerhofer
Auch die Meraner Faschingszeitung „Laute“ macht den Platzmangel beim Dreikönigskonzert zum Thema.
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So wie im Jahr zuvor spielt die Musikkapelle auch in diesem Jahr am JosefiSonntag „Festliche Musik zum Patrozinium“ in der Algunder Pfarrkirche – diesmal bestreitet die Algunder Musikkapelle das Konzert alleine. Auch im Jahr 1990 fällt Kapellmeister Walter Schrötter für längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen aus. Während Walter Schrötter beim Namenstags-Ständchen zu seinen Ehren selbstverständlich nicht am Dirigentenpult steht und durch den Flötisten Stefan Stoll ersetzt wird, leitet Albin Gamper das Osterkonzert. Mehrmals hilft zudem Franz Schieferer aus. Im Laufe des Jahres sorgt ein kontinuierlicher Abfall der musikalischen Leistungen für Kritik. Der wechselnde Gesundheitszustand von Kapellmeister Walter Schrötter führt dazu, dass die Suche nach einem Stellvertreter als Idee im Raum steht.
Im Auftrag des VSM nach Augsburg
Im Auftrag des VSM nimmt die Algunder Musikkapelle 1990 am Bundesmusikfest in Augsburg teil. Foto: Herbert Wittal
Mitte Mai geht es für ein Wochenende nach Augsburg, wo die Algunder Musikkapelle als Vertretung des VSM am Bundesmusikfest des AllgäuSchwäbischen Musikbundes teilnimmt. Schon am ersten Abend tritt die Kapelle mit Verspätung zu einem Abendkonzert im Landesschulheim Bliensbach an. Der eigentliche Höhepunkt ist das Wertungsspiel vor 65
Die jüngere Geschichte
einer internationalen Jury im Kongress-Saal von Augsburg am zweiten Tag. Die „Ouvertüre für Harmoniemusik“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und „The Hounds of Spring“ von Alfred Reed gelingen zur allgemeinen Zufriedenheit, die Jury vergibt einen ersten Rang mit Auszeichnung. Am Nachmittag steht dann auch noch ein internationales Galakonzert an, bei dem die „Algunder“ die Zuhörer begeistern. Ein beeindruckendes Bild bietet sich den Besuchern am Sonntagmorgen im Rosenaustadion von Augsburg: Nach der Feldmesse am Vormittag treten um 13 Uhr mehrere Tausend Musikanten registerweise in Orchesteraufstellung an. Die gemeinsam gespielten Stücke werden von mehreren Kapellmeistern dirigiert; unter den Zuhörern befindet sich auch Minister Theo Waigel. Nach dem gemeinsamen Auftritt führt ein rund sechs Kilometer langer Umzug die Musikanten zum Festgelände am Plärrer, am Abend geht es zurück nach Hause. Der Ausflug nach Augsburg sollte noch lange nicht die letzte Reise der „Algunder“ in diesem Jahr sein. Mitten im Juli geht es – wieder im Auftrag des VSM – zum Kongress der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Blasmusik (IGEB) nach Toblach.Vor einem sehr aufmerksamen und fachkundigen Publikum gibt die Kapelle ein viel beachtetes Konzert. Gleich nach der Sommerpause geht es wieder ins Pustertal, diesmal wieder zum Olanger Kirchtag. Dort geben die „Algunder“ ein Gemeinschaftskonzert mit der Swarovski Musik Wattens.
Ein Algunder Christbaum in München Die Gemeinde Algund stellt in diesem Jahr den Christbaum am Marienplatz in der bayerischen Metropole München zur Verfügung – Anlass genug für die vierte Reise der Algunder Musikkapelle in nur einem Jahr. Unter großem Gedränge und bei winterlichen Temperaturen spielt die Kapelle am Marienplatz mehrere Märsche, bis der Münchner Oberbürgermeister Kronawitter und der Algunder Bürgermeister Hans Gamper den Balkon des Rathauses betreten. Gemeinsam mit dem Algunder Männerchor 66
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Der Münchener Advent wurde 1990 von einem Algunder Christbaum geschmückt. Die „Algunder“ waren bei der Eröffnung mit dabei.
und einer Münchner Bläsergruppe gestaltet die Kapelle die schlichte Feier. Mit einem freien Vormittag klingt tags darauf der Ausflug aus. Ein trauriger Anlass beschließt das Jahr: Der Algunder Kulturassessor Franz Moser, Vater des Trompeters Gregor, stirbt plötzlich. Wenige Tage vor Weihnachten begleiten ihn die „Algunder“ gemeinsam mit zahlreichen Trauernden zum Ortsfriedhof. 67
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1991: Ein neuer Obmann Der „Gruber Sepp“ tritt ab Im Vereinshaus findet am 19. Jänner der Ball der Algunder Musikkapelle unter dem Motto „Galanacht der Musik“ statt. Wegen des Golfkrieges bleibt der Besuch unter den Erwartungen. Die Ballgäste unterhalten sich im Foyer und in der Pianobar sehr gut, im Saal spielt die „Big Band ‘84“. Mit einer „Galanacht der Musik“ beginnt das Jahr 1991. Im Raiffeisensaal spielt die „Big Band ‘84“.
Am Tag darauf geht bei der Generalversammlung ein Generationswechsel bei den „Algundern“ vonstatten: Bei den fälligen Neuwahlen tritt Obmann Matthias Josef Gamper nicht mehr an, die Musikanten bestimmen den bisherigen Obmann-Stellvertreter Luis Ladurner, Klosterbauer, zum neuen Obmann. Auch der Vereinsvorstand wird stark verjüngt. Ein Feuerwehreinsatz einiger Mitglieder verursacht eine einstündige Unterbrechung der Versammlung. Gleich zwei Mal innerhalb von zwei Wochen ist die Musikkapelle für die Feuerwehr im Einsatz: zuerst beim Bezirksfeuerwehrtag am 21. April, dann zu Floriani am 5. Mai. Bei letzterer Gelegenheit wird die neue Feuerwehrhalle in der Handwerkerzone gesegnet. 68
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Das Kloster öffnet die Tore Am Fronleichnams-Sonntag steht nach der Prozession und dem Konzert am Vormittag noch ein weiterer Einsatz auf dem Programm: Das Kloster Maria Steinach feiert in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen. Bischof Wilhelm Egger gestaltet dazu einen Festgottesdienst in der Klosterkirche. Anschließend ist die Klausur im Kloster teilweise aufgehoben.Viele Algunder sowie Besucher von auswärts nützen die Gelegenheit einer Besichtigung und nehmen an einem kleinen Fest im Klostergarten teil. Dort spielt die Algunder Musikkapelle verschiedene Märsche. Am 20. Juni tagen in Meran die Regierungschefs der Arge-Alp-Länder. Bei der Ankunft der Teilnehmer und Ehrengäste zu einem Festessen spielen die „Algunder“ auf der Promenade vor dem Kurhauseingang verschiedene Märsche.
Ein turbulenter Start in den Herbst Während der langen Sommerpause gibt es einige Turbulenzen in der Kapellmeister-Frage: Bei mehreren Vorstandssitzungen kommt das Thema zur Sprache und Kapellmeister Walter Schrötter zeigt sich damit einverstanden, aus gesundheitlichen Gründen einem Nachfolger Platz zu machen. Nachdem die Suche allerdings erfolglos verläuft, bleibt Walter Schrötter weiterhin Kapellmeister. Ein Konzert Anfang September muss jedoch kurzfristig abgesagt werden.
Im Jänner 1991 übernimmt Luis Ladurner das Amt des Obmanns bei der Algunder Musikkapelle. Foto: Archiv Fam. Gamper, Schießstand
Für Unmut unter den Musikanten sorgt auch der Umstand, dass sowohl die vorgesehene Cäcilienfeier als auch die als möglicher Ersatz geplante „Köstnpartie“ nicht stattfinden. Die negative Stimmung innerhalb der Kapelle verschärft sich immer mehr, auch Kritik an der Führung von Obmann Luis Ladurner wird laut. Unter diesen wenig verheißungsvollen Vorzeichen bereiten sich die „Algunder“ auf das Dreikönigskonzert 1992 vor.
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1992: Erneuter Wechsel Manfred Innerhofer übernimmt das Ruder
Nach einem turbulenten Jahr übernimmt Manfred Innerhofer im März 1992 das Amt des Obmanns der „Algunder“. Foto: Staschitz
Das Dreikönigskonzert im Kursaal wird diesmal direkt vom RAI Sender Bozen übertragen – ein Umstand, der im Nachhinein von vielen eher als Nachteil empfunden wird, weil zum ohnehin schon hohen Leistungsdruck auch noch der Zeitdruck dazu kommt. Durch das Programm führt diesmal Rudi Gamper. Obwohl Kapellmeister Walter Schrötter durch einen Gipsverband am rechten Unterarm behindert wird, gelingt das Konzert einigermaßen gut.Wegen der großen Nachfrage wird das Konzert zwei Tage später wiederholt, diesmal ist der Kursaal allerdings nicht einmal zur Hälfte gefüllt. In den kommenden Wochen erreichen die vereinsinternen Querelen ihren Höhepunkt. Am 22. März – dem JosefiSonntag – kommt es zum Paukenschlag: Nachdem die Prozession um 14 Uhr witterungsbedingt ausfällt, findet um 16 Uhr im Bürgersaal des Vereinshauses eine außerordentliche Generalversammlung statt. Obmann Luis Ladurner tritt von seinem Amt zurück, da er sich nicht imstande sieht, die Probleme im Verein und die Unstimmigkeiten unter den Mitgliedern zu bewältigen. In dieser für den Verein heiklen Situation erklärt sich der bisherige Schriftführer Manfred Innerhofer bereit, die Führung zu übernehmen und wird Nachfolger von Luis Ladurner. Weiters wird Harald Schwazer als neues Ausschussmitglied gewählt. Stellvertreter des neuen Obmanns wird Martin Winterholer. Um 20 Uhr findet in der Pfarrkirche ein Kirchenkonzert statt, bei welchem die Kapelle alternierend mit einzelnen Bläsergruppen wieder „Festliche Musik zum Patrozinium“ zum Vortrag bringt. Im Anschluss daran fahren alle zum Gasthof „Wiedmair“ zum wohlverdienten Festessen. Bei diesem Anlass werden Matthias Kiem, Stickler, Hans Schrötter, Josef Sonnenburger und Paul Ladurner für ihre langjährige Mitarbeit im Vereinsvorstand geehrt.
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Wenn Musikanten Fußball spielen Der Rest des Frühjahrs verläuft in gewohnten Bahnen. Nach der Fronleichnamsprozession gibt die Musikkapelle auf dem Festplatz des Vereinshauses ein Konzert. Erstmals begleiten dabei nach längerer Pause wieder zwei junge Fahnenschwinger aus Algund die Kapelle und zeigen ihr Können. Am Sonntag darauf geht es nach dem traditionellen Kirchgang mit den Schützen zu Herz Jesu zu einem etwas anderen Ausflug nach St. Helena oberhalb von St. Pankraz im Ultental: Für einmal lassen die meisten Musikanten die Instrumente zu Hause, für das leibliche Wohl ist mit Grillgerichten bestens gesorgt. Zwischendurch spielen einzelne Bläser und die „Böhmische“ einige Musikstücke. Höhepunkt jedoch ist das Fußballspiel „Verheiratete gegen Ledige“ um die Vereinstrophäe. Geleitet wurde die Partie vom Schiedsrichter Hans Schrötter. Nach mehreren Jahren Abwesenheit nimmt die Kapelle wieder einmal am Herbstumzug anlässlich des Traubenfestes in Meran teil. Zwei Wochen später spielen die „Algunder“ im Vereinshaussaal das gewohnte Erntedankkonzert. Es ist dies das 25. von Kapellmeister Walter Schrötter; zu diesem Anlass wird ihm ein Blumenstrauß überreicht.
Beim Fronleichnams-Fest 1992 treten erstmals wieder Fahnenschwinger auf. Foto: Hans Innerhofer
Eine Ausnahme von der Regel: 1992 beteiligt sich die Algunder Musikkapelle am jährlichen Traubenfest in Meran. Foto: Hans Innerhofer
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Die jüngere Geschichte
Eine erfreuliche Einladung der Spezialbierbrauerei Forst an die Musikkapelle zur Wiedereröffnung ihres Depots in Triest im Dezember fällt ins Wasser. Die Feier wird wegen des nahen Unruhen im benachbarten Jugoslawien abgesagt.
Ein Generationswechsel bahnt sich an Wieder einmal scheint es nach unruhigen Zeiten auf den ersten Blick ruhig geworden zu sein im Verein – und wieder einmal trügt der Schein. Der gesundheitliche Zustand von Kapellmeister Walter Schrötter hat sich im Laufe der Monate nicht verbessert, die Leistungen der Kapelle sind dementsprechend immer seltener so, wie es sich die „Algunder“ von sich selbst erwarten. Beim Erntedankkonzert 1992 steht Walter Schrötter zum letzten Mal bei einem Auftritt in Algund am Dirigentenpult. Foto: Hans Innerhofer
Für den Vorstand unter dem neuen Obmann Manfred Innerhofer bedeutet dies die alles andere als leichte Aufgabe, sich definitiv Gedanken über eine Nachfolge am Dirigentenpult zu machen. Schließlich ringt sich der Vorstand zu einer Entscheidung durch: Das kommende Dreikönigskonzert sollte das letzte unter der Leitung von Walter Schrötter sein, danach wird der Tschermser Manfred Egger, der bis dahin in Schenna tätig war, das Amt des Kapellmeisters bei den „Algundern“ übernehmen. 72
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1993: Das Ende der Schrötter-Ära Ein ehrenvoller Abschied Jenes vom 6. Jänner 1993 sollte also ein besonderes Dreikönigskonzert werden: Zum 25. Mal dirigiert Walter Schrötter das Konzert, das zugleich sein letztes als Kapellmeister sein sollte. Aus diesem Anlass dankt ihm der Obmann im Namen aller Musikanten für seinen langjährigen Einsatz für die Kapelle. Auch der Bürgermeister Hans Gamper würdigt beim Konzert die außerordentlichen Leistungen des Kapellmeisters und überbringt die Dankesworte der Gemeinde.
Minutenlangen Applaus gibt es beim letzten Dreikönigskonzert von Kapellmeister Walter Schrötter. Foto: Hans Innerhofer
Im Anschluss an das Konzert wird im Bürgersaal das Festessen serviert, zu welchem wie gewohnt auch die Partner eingeladen sind. Zwischendurch spielt Franz Schieferer mit seinen Musikanten ein paar Stücke. Außerdem wird in diesem Rahmen Walter Schrötter zum Ehrenkapellmeister ernannt. Die Musikanten bestätigen diese Entscheidung mit einem langanhaltenden Applaus.
Der Abtritt von Walter Schrötter hat durchaus einen historischen Charakter. Seit dem fernen Jahr 1900 war der Nachname jenes Mannes, der als Kapellmeister in erster Linie verantwortlich für das Auftreten der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Algunder Musikkapelle zeichnete, ein und der selbe gewesen: Schrötter. Das sollte sich nun ändern. Beim Festessen nach dem Konzert wird Walter Schrötter zum Ehrenkapellmeister ernannt.
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Zweimal Manfred an der Spitze An der Spitze der Algunder Musikkapelle stehen nun zwei Manfreds: Der Lehrersohn Manfred Innerhofer, der zu diesem Zeitpunkt schon seit 14 Jahren im Vorstand der „Algunder“ mitgearbeitet hat, als Obmann und der um einige Jahre jüngere Bauernsohn und Musiklehrer Manfred Egger aus Tscherms als Kapellmeister. Manfred Egger aus Tscherms übernimmt nach dem Dreikönigskonzert die Leitung der Algunder Musikkapelle. Foto: Staschitz
Bei der Sebastiani-Prozession marschiert die Kapelle wie gewohnt ohne Schritt, diesmal aber erstmals auch ohne Stabführer. Bei der anschließenden Jahreshauptversammlung stellt sich der neue Kapellmeister seinen Musikanten vor. Eine doppelte Premiere gibt es zu Josefi: Mit dem neuen Stabführer Christian Pinggera nimmt die Kapelle an der Josefi-Prozession teil, anschließend gibt die Kapelle ein Platzkonzert vor der Kirche, bei dem sie ausschließlich Märsche spielt. Es ist dies das erste Konzert unter der Leitung von Manfred Egger. Bei einem Gästekonzert soll die Ehrenmitgliedschaft der „Internationalen Gesellschaft für Blasmusikforschung“ an Franz von Walther verliehen werden. Zu diesem Anlass spielt die Kapelle das Stück „Künstlerfest“ von Alexander Myon, welches der Komponist der Familie von Walther gewidmet hat. Ein intensiver Tag ist der 5. Juni: Zunächst marschiert die Kapelle gemeinsam mit der Feuerwehr, den Schützen und der Gemeindevertretung vom Schulplatz zum neuen Gemeindehaus, welches an diesem Tag feierlich gesegnet wird. Am Abend spielt die Kapelle im Festzelt in Partschins ein Konzert anlässlich der 175-Jahr-Feier der Partschinser Musikkapelle.
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Ausflüge nach Götzens und Tramin Vor der Sommerpause steht am 27. Juni noch eine Fahrt nach Götzens in Nordtirol auf dem Jahreskalender. Dort geben die „Algunder“ ein Festkonzert, dem Konzerte der Kapellen aus Abfaltersbach und der Swarovski Musik Wattens folgen. Mit etwas Verspätung geht es am Abend zurück nach Algund. Gleich nach der Sommerpause steht am 5. September wieder ein Auswärtstermin an, diesmal beim Musikfest in Tramin. Am 13. und 14. November bilden sich die Musikanten bei einem Bläserseminar in verschiedenen Räumen des Vereinshauses „Peter Thalguter“ fort. Die Blechbläser werden von den Haller Stadtpfeifern unter der Leitung von Hannes Buchegger betreut, Kapellmeister Manfred Egger übernimmt die Klarinetten und Michael Matzoll die Schlagzeuger. Am Sonntagabend findet im Vereinshaus die traditionelle „Köstnpartie“ statt, während derer die einzelnen Gruppen das Gelernte umsetzen und kleine Stücke spielen.
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1994: Zweite Fahrt nach Mirandola Feuertaufe für den Neuen Drei Monate hat Kapellmeister Manfred Egger die Algunder Musikkapelle auf sein erstes Dreikönigskonzert vorbereitet, am 6. Jänner um 17 Uhr ist es schließlich soweit: Das Programm besteht im ersten Teil aus anspruchsvollen, schwierigen Stücken. Der zweite Teil ist ganz auf den Geschmack des Publikums zugeschnitten, das sich mit großem Applaus bedankt. Großen Applaus gibt es auch beim anschließenden Festessen im Vereinshaus, einmal für den Debütanten am Dirigentenpult, zum anderen für den Ehrenkapellmeister Walter Schrötter. Zum ersten Mal steht am 6. Jänner Manfred Egger beim Dreikönigskonzert am Dirigentenpult. Foto: Hans Innerhofer
Bei der Generalversammlung am 20. Jänner wird Manfred Innerhofer als Obmann im Amt bestätigt. Den Platz von Matthias Josef Gamper, der sich nicht mehr der Wahl zum Vorstand stellt, nimmt Luis Haller ein. Am Ostersonntag muss der Flötist Stefan Stoll kurzfristig für den erkrankten Kapellmeister Manfred Egger einspringen. Er meistert die Aufgabe souverän. 76
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Einmarsch in zwei Akten Am 14. und 15. Mai geht es zum zweiten Mal nach 1986 in die Emilia-Romagna nach Mirandola, wo die Algunder Musikkapelle zunächst die „Fiera di Mirandola“ eröffnet. Kuriosum am Rande: Der Einmarsch muss wiederholt werden, da die Ehrengäste es versäumt hatten, mit zu marschieren.
Beim Ausflug nach Mirandola werden auch reichlich Gastgeschenke ausgetauscht.
Am Sonntagvormittag machen die Musikanten einen Abstecher nach Mantua zur Andreas Hofer-Gedenkstätte, am Nachmittag steht ein Konzert auf dem Hauptplatz von Mirandola auf dem Programm. Zwei Wochen später absolviert die Kapelle in Vahrn ein Festkonzert beim Musikfest des VSM-Bezirks Brixen. Der Sommerausflug mit Familien führt die Mitglieder der Musikkapelle diesmal nach Natz. Dort spielen die „Algunder“ nach einem kurzen Einzug durch das Dorf ein Vormittagskonzert im Pavillon des Vereinshauses. Anschließend geht es zum gemütlichen Teil auf den örtlichen Sportplatz. Höhepunkt des Nachmittags ist wiederum das Fußballspiel „Verheiratete gegen Ledige“, welches die Verheirateten knapp für sich entscheiden können. Unter dem Motto „Musik und Gemeinschaft erleben“ richtet der Verband Südtiroler Musikkapellen vom 9. bis 11. September sein erstes großes Jugendkapellentreffen aus, wobei die Veranstaltungen am letzten Tag in Algund stattfinden. Eine Algunder Jugendgruppe gibt es bei diesem Anlass nicht.
Das spannende Match „Verheiratete gegen Ledige“ entscheiden erstere ganz knapp für sich.
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1995: Doppeltes Wertungsspiel Ein unglücklicher Auftritt Ein Höhepunkt beim Dreikönigskonzert 1995 ist ein Werk mit Ausschnitten aus dem Musical „Elisabeth“. Auch die Dekoration beim anschließenden Festessen im Vereinshaus ist ganz auf dieses Werk zugeschnitten. Der prächtig geschmückte Saal für das Festessen nach dem Dreikönigskonzert ist diesmal ganz dem Musical „Elisabeth“ gewidmet.
Gemeinsam mit dem Männerchor gestaltet die Musikkapelle an JosefiSonntag um 20 Uhr das „Patroziniums-Konzert“ in der Pfarrkirche. Dabei treten auch ein Bläserchor, ein Klarinetten-Quintett sowie Hermann Gamper als Solist auf. Die kommenden Wochen stehen neben den üblichen Ausrückungen ganz im Zeichen des Konzertwertungsspiels anlässlich des Landesmusikfestes in Meran, zu dem sich die Algunder Musikkapelle schon vor längerer Zeit angemeldet hat. Der Druck ist sehr hoch, schließlich wird von einer Kapelle wie den „Algundern“ immer eine Topleistung erwartet. Am Nachmittag des 13. Mai ist es schließlich soweit: Die Algunder Musikkapelle betritt vor den Augen der Jury die vertraute Bühne im Meraner Kursaal. Als Pflicht78
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stück spielen die Musikanten „Variationen über ein Koreanisches Volkslied“, als Selbstwahlstück „Olympica“. Von Beginn an ist den Musikanten eine gewisse Nervosität anzumerken. Dazu kommt das Pech, dass einer der ersten Klarinettisten während der Aufführung des Pflichtstücks einen Schwächeanfall erleidet und von der Bühne begleitet werden muss. Während die Bewertung des Pflichtstückes nach allgemeiner Meinung eher niedrig ausfällt, scheint jene für „Olympica“ gerechtfertigt, da das Stück wohl eine zu große Anforderung an die Musikanten stellt. Kein Glück haben die „Algunder“ beim Konzertwertungsspiel am 13. Mai im Meraner Kursaal. Foto: Daldossi-Wolf
Ein wenig rehabilitieren können sich die Algunder Musikanten tags darauf: Beim Marschkonzert im Kursaal können die „Algunder“ zeigen, was sie können – und auch unter Beweis stellen, dass sie das Spielen von Märschen nach wie vor bestens beherrschen.
Kleine Wiedergutmachung in Füssen Nur zwei Wochen nach diesem doch etwas durchwachsenen Auftritt beim Landesmusikfest in Meran fahren die „Algunder“ vom Freitag, 26. bis Sonntag, 28. Mai zum Bayerischen Landesmusikfest nach Füssen. 79
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Am Samstag hat die Kapelle ein dicht gedrängtes Programm zu bewältigen, welches ein Probespiel für das Fernsehen sowie die Teilnahme am Konzertwertungsspiel und am offenen Blasorchesterwettbewerb (hier allerdings außer Konkurrenz) beinhaltet. Dabei muss die gesamte Konzertaufstellung immer wieder auf- und abgebaut werden, da die jeweiligen Veranstaltungen an verschiedenen Orten stattfinden. Nach einer guten Leistung – die Jury vergibt einen „1. Rang mit Auszeichnung“ – können die Musikanten den freien Abend genießen und den Klängen der „Klaus-Ammann-BigBand“ lauschen. Am Tag darauf treffen sich die „Algunder“ mit zahlreichen anderen Kapellen zum Gemeinschaftschor am Füssener Sportplatz. Nach dem Festakt findet der Festzug „Klingendes Bayern“ statt. Am Abend geht es zurück in die Heimat.
Ein weiteres Wertungsspiel in Füssen verläuft etwas erfolgreicher: Die Jury vergibt einen „1. Rang mit Auszeichnung“.
Das doppelte Wertungsspiel sorgt vereinsintern für viel Kritik und Diskussionsstoff.Vor allem von der Jury beim Landesmusikfest fühlen sich die „Algunder“ unfair behandelt. Unabhängig davon hat die Erfahrung gezeigt, dass für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Wertungsspiel eine längere intensive Vorbereitung ohne weitere Verpflichtungen nötig wäre – was sich wiederum mit den Aufgaben einer Dorfkapelle schwierig vereinbaren lässt. Bis zum heutigen Tag (2012) sind diese beiden Konzertwertungsspiele die letzten, an denen sich die „Algunder“ beteiligen.
Abschied vom Langzeit-Bürgermeister Gleich zweimal ist der Algunder Langzeit-Bürgermeister Hans Gamper in diesem Jahr noch Anlass für eine Ausrückung der Algunder Musikkapelle. Der erste Auftritt ist ein erfreulicher – am 13. Juni feiert er sein 50-jähriges Bürgermeister-Jubiläum. Der zweite Anlass ist ein trauriger: Nur wenige Monate nach seinem Abschied aus dem Rathaus stirbt Hans Gamper, die Algunder Musikkapelle spielt bei seiner Beerdigung. Ein Konzert in Cavalese führt die Algunder Musikkapelle am 3. September zum zweiten Mal in diesem Jahr außerhalb der Landesgrenzen. Den Musikanten fällt auf, dass mehrere Konzertbesucher beim Marsch „Dem Land Tirol die Treue“ das Konzert verlassen. Ob das nur Zufall ist, bleibt ungeklärt. 80
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1996: Erstmals „Faszination Blasmusik“ Zu Gast im Felsenkeller Zwei im letzten Moment erkrankte Musikanten – darunter der Solo-Flügelhornist – und eine verschwundene Es-Klarinette sorgen schon vor dem Dreikönigskonzert 1996 für etwas Unruhe. Das Konzert selbst verläuft dann zufriedenstellend. Für Aufsehen sorgt Kapellmeister Manfred Egger mit der Idee, das Solo bei der Ouvertüre „Dichter und Bauer“ wie im Original vorgesehen von einem Violoncello spielen zu lassen. Die Idee regt sogar den bekannten Karikaturisten Peppi Tischler zu einer Zeichnung an.
So sieht der Meraner Karikaturist Peppi Tischler das Cello-Solo beim Dreikönigskonzert.
Eine besondere Ehre für die „Algunder“ ist die Einladung von Landeshauptmann Luis Durnwalder in den Felsenkeller der Laimburg.
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Anfang März stehen nach längerer Zeit wieder einmal Fernsehaufnahmen auf dem Programm: In der Sendereihe „Klingendes Österreich“ stellt der ORF unter dem Titel „An der Wiege Tirols“ das Burggrafenamt vor. Dafür zeichnen die „Algunder“ den Marsch „Hoch Tirol“ auf. Die Bildaufnahmen folgen drei Wochen später, in Erinnerung bleibt der Einmarsch durch das schmale Tor in den Innenhof beim „Warter“. Am Josefi-Sonntag gibt die Kapelle wieder ein Kirchenkonzert unter dem Motto „Festliche Musik zum Patrozinium“, bei welchem auch der Männerchor sowie das Hornquartett und eine Bläsergruppe mit Tenorhörnern und Bässen auftreten. Am Tag darauf hat Landeshauptmann Luis Durnwalder die Algunder Musikkapelle in den Felsenkeller der Laimburg eingeladen. Nach der Besichtigung des Flaschenlagers empfängt Durnwalder die Musikanten im großen Kellerraum. Der Obmann nützt diese Gelegenheit, um diesem als Gastgeschenk ein „Panzele“ mit Schnaps zu überreichen. Anschließend können die „Algunder“ unter der fachkundigen Vorstellung durch den Kellermeister je drei Weiß- und Rotweine verkosten. Auch für den großen Hunger hat der Landeshauptmann vorgesorgt und ein Buffet vorbereiten lassen. Am 19. Mai steht die feierliche Segnung des neuen Seniorenheims in der Mathias-Ladurner-Straße auf dem Programm.
Am 19. Mai wird das neue Seniorenheim in der Mathias-Ladurner-Straße feierlich gesegnet; dirigiert wird die Kapelle an diesem Tag vom Schlagzeuger Michael Matzoll. Ein besonderes musikalisches Ereignis – und ein Wiedersehen mit alten Freunden – ist das Gemeinschaftskonzert mit der Swarovski Musik Wat82
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tens am Fronleichnam-Sonntag anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Raiffeisenkasse Algund. Das Konzert wird unter das Motto „Faszination Blasmusik in Algund“ gestellt. Der Einzug der beiden Kapellen zum Vereinshausplatz erfolgt aus zwei Richtungen – allerdings mit einiger Verzögerung, weil für beide Stabführer nur ein Stab zur Verfügung steht. Den ersten Teil des Festkonzertes bestreiten die „Wattener“, den zweiten Teil die „Algunder“. Zum Abschluss spielen beide Kapellen zusammen den Marsch „Dem Land Tirol die Treue“.
Auftritt in der Bergfraktion Einen der seltenen Auftritte in der abgelegenen Algunder Bergfraktion Aschbach gibt es am 4. August: Anlass ist die Segnung der neuen Feuerwehrhalle. Zunächst empfängt die Festgemeinde den Landeshauptmann an der Bergstation der Seilbahn und marschiert dann zur Feuerwehrhalle. Zum Festgottesdienst spielt die Kapelle die Harmoniemesse von Sepp Thaler. Anschließend kann die neue Halle besichtigt werden und die Musikanten mischen sich unter den Festbetrieb.
Blasmusik vom Feinsten wünscht sich die Raiffeisenkasse Algund zum 100-jährigen Bestehen. Die „Algunder“ und die „Wattener“ erfüllen diesen Wunsch mit einem Gemeinschaftskonzert.
Die Segnung der neuen Feuerwehrhalle führt die „Algunder“ in die Bergfraktion Aschbach.
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Einen ungewöhnlichen Ausflug absolvieren die Algunder Musikanten am 1. September: Anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Bürgerkapelle Gries sollen die „Algunder“ ein Festkonzert spielen. Am frühen Nachmittag geht es mit einem Bus nach Gries, wo das Fest im Hof der Kellereigenossenschaft stattfinden soll. Dort lauschen die Musikanten zunächst den Klängen der Musikkapelle Pfeffersberg, als es zu regnen beginnt. Der Regen wird schließlich so stark, dass die Algunder Musikanten wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren müssen – nicht aber ohne zuvor die bereitgestellten Essens- und Getränkegutscheine eingelöst zu haben. Drei Wochen später stehen im Innenhof der Brauerei Forst zum zweiten Mal in diesem Jahr Fernsehaufnahmen auf dem Programm, diesmal für das Sonntagskonzert des ZDF. Anstelle der „Köstnpartie“ veranstaltet die Kapelle eine Cäcilienfeier im Bürgersaal des Vereinshauses. Bei dieser Gelegenheit überreichen der Obmann und der Kapellmeister zwei Mitgliedern das Ehrenzeichen in Gold, vier Mitgliedern jenes in Silber und – erstmals in der Geschichte der Kapelle – elf Mitgliedern das Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre Mitgliedschaft im Verein. Auch wird an die Mitglieder eine Kopie des ältesten existierenden Fotos der Musikkapelle aus dem Jahre 1867 verteilt.
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1997: Auftritt in Bologna Wieder eine Aufnahme fürs Fernsehen Das Jahr 1997 beginnt nach dem erfolgreichen Dreikönigskonzert mit der Generalversammlung beim „Gstör“, bei der nach drei Jahren wieder Vorstandswahlen anstehen. Manfred Innerhofer wird als Obmann im Amt bestätigt, an die Stelle der beiden Vorstandsmitglieder Andreas Kienzl Hinteregger und Seppl Gamper, die sich beide nicht mehr der Wahl stellen, treten Stefan Pichler und Hans Gamper. Martin Winterholer vertritt als Obmann-Stellvertreter Manfred Innerhofer in dessen Abwesenheit. Die Musikanten der Algunder Musikkapelle scheinen in diesen Jahren in TV-Kreisen immer bekannter zu werden. Anfang Februar stehen nämlich schon wieder Aufnahmen auf dem Programm – erneut für das ZDF-Sonntagskonzert, allerdings für eine andere Aufnahme als im vorigen Herbst. Die Bildaufnahmen finden diesmal wieder im Innenhof der Brauerei Forst statt und werden im April gedreht. Die Aufnahme aus dem Vorjahr wird übrigens im März ausgestrahlt. Um auch das Marschieren wieder einmal zu proben und die Kurventechnik zu verbessern, treffen sich die Musikanten Anfang April im Innenhof der Obstgenossenschaft BOGAL, wo der Bezirksstabsführer einprägsam das richtige Verhalten beim Kurvengehen demonstriert. Nach einigen Übungen gelingen die Kurven immer besser. Die Erfahrung zeigt allerdings bald, dass solche Proben öfters nötig wären.
Zum 160-jährigen Bestehen der Algunder Musikkapelle entsteht dieses Gruppenfoto vor dem neuen Rathaus von Algund. Foto: Staschitz
Beim Kirchgang mit den Schützen am HerzJesu-Sonntag überreicht der Schützenhauptmann der Musikkapelle eine Urkunde für die 25-jährige gemeinsame Gestaltung dieses Landesfeiertages. Gleich anschließend stellt sich die Kapelle für eine Fotoaufnahme anlässlich ihres 160-jährigen Bestehens vor dem Gemeindehaus auf. 85
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„Sfilata“ mit Hindernissen
Während draußen auf der „Piazza“ Demonstranten herumziehen, spielt die Musikkapellen im Innenhof des „Palazzo Comunale“ von Bologna einige Märsche.
Am 21. Juni geht es für ein Wochenende nach Bologna. Nach dreieinhalbstündiger Fahrt kommen die Musikanten wie geplant in Sasso Marconi an, wo sie zuerst die reservierte Unterkunft beziehen. Anschließend fährt die Kapelle ins Zentrum von Bologna, wo eine „Sfilata“ – also ein kleiner Einmarsch – geplant ist. Da aber gerade zu dieser Zeit Demonstrationen auf der „Piazza Maggiore“ stattfinden, zieht die Kapelle nach längerer Wartezeit in den Innenhof des „Palazzo Comunale“ und spielt dort einige Märsche. Da sich inzwischen die Demonstrationen aufgelöst haben, geht es dann doch noch einmal eine Runde um die „Piazza Maggiore“.
Im Bus geht es dann in Richtung Mongardino, einer kleinen Ortschaft auf einem Hügel oberhalb von Sasso Marconi. Dort spielen die „Algunder“ am Abend ein Konzert vor einem interessierten und aufmerksamen Publikum. Am Ende des Konzertes überreicht der Veranstalter als Geschenk eine Sprechanlage. Am Sonntag fährt der Bus nach dem Frühstück in Richtung Ravenna, wo die restliche Zeit bis zur Heimfahrt zur freien Verfügung steht. 86
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Ein klimatisch etwas verdrehtes Bild von Algund hatten offenbar die Redakteure der Zeitung „Il Resto del Carlino“ beim Verfassen dieses Artikels zum Auftritt der „Algunder“ in Mongardino.
Abschied von zwei großen Persönlichkeiten Zweimal muss die Algunder Musikkapelle in diesem Jahr noch zu Beerdigungen von bekannten Algunder Persönlichkeiten ausrücken: Am 18. September begleitet sie den plötzlich verstorbenen Matthias Kiem jun., Stickler – Fähnrich, ehemaliger Obmann-Stellvertreter und Autor der Vereinschronik zum 150-Jahr-Jubiläum – zum Ortsfriedhof. Am 19. Dezember erweist sie dem ehemaligen Algunder Pfarrer und Bauherren der neuen Algunder Pfarrkirche, Josef Chronst, die letzte Ehre. 87
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1998: Das Jahr der vielen 50er Jubiläums-Konzert am Dreikönigstag Gleich mehrfach begegnet den „Algundern“ im Jahr 1998 die Zahl 50: Den Anfang macht das Dreikönigskonzert im Kursaal, das in diesem Jahr zum 50. Mal stattfindet. Erstmals versucht die Kapelle, die musikalischen Aussagen der Stücke an gezielten Stellen durch Lichteffekte zu unterstreichen. Besonders effektvoll wird das 50. Dreikönigskonzert im Kursaal gestaltet. Foto: Hans Innerhofer
Intensiv beraten Kapellmeister Manfred Egger (rechts) und Ehrenkapellmeister Walter Schrötter (links) den Verlauf des Dreikönigskonzertes.
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Am 17. Mai feiert der Verband Südtiroler Musikkapellen in Bozen sein 50-jähriges Bestehen. Beim Siegesdenkmal stellen sich die „Algunder“ auf und marschieren im Sternmarsch mit den anderen 209 Mitgliedskapellen aus fünf verschiedenen Richtungen zum Waltherplatz. Abwechselnd mit den anderen Kapellen, die in der ersten Reihe Aufstellung nehmen, spielen die Algunder Musikanten Märsche, bis alle Kapellen ihren Platz eingenommen haben. Zwischen den Festansprachen wird als Gemeinschaftskonzert das Stück „Begegnung“ von Landeskapellmeister Gottfried Veit aufgeführt.
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Den dritten „50er“ gibt es am 7. Juni beim Jubiläum der Bauernkapelle Völlan zu feiern. Beim Festkonzert der Algunder Musikkapelle dirigiert auch der Schlagzeuger Michael Matzoll, aktives Mitglied der „Algunder“ und Kapellmeister der „Völlaner“, einen Marsch.
Ein beeindruckendes Bild:Tausende Musikanten bevölkern zum VSMJubiläum den Waltherplatz.Vorne in der Mitte vor dem Podium haben die „Algunder“ Aufstellung genommen. Foto:VSM/Othmar Seehauser
Die „Pfefferer“ zu Gast in Algund Unter dem Motto „Faszination Blasmusik“ ist für den 13. Juni ein Gemeinschaftskonzert mit der Musikkapelle „Peter Mayr“ Pfeffersberg geplant. Die „Pfefferer“, wie die Musikanten vom Pfeffersberg bei Brixen 89
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genannt werden, haben sich unter der Leitung ihres Kapellmeisters Andreas Reifer – dem „Reifer Ander“ – von einer einfachen Dorfkapelle zu einem hochklassigen Klangkörper entwickelt. Als ersten Programmpunkt gibt es um 19 Uhr im Innenhof des Rathauses Musik für Bläser, dargeboten von den „Cobras“ und einer Bläsergruppe der Pfeffersberger. Um 19.45 Uhr nehmen beide Kapellen beim Café Andrea Aufstellung für den Einzug in den Vereinshaussaal, wo gemeinsam das Stück „Begegnung“ gespielt wird.
Bei der zweiten Auflage von „Faszination Blasmusik“ ist die Musikkapelle Pfeffersberg in Algund zu Gast.
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Darauf bestreitet die Musikkapelle „Peter Mayr“ den ersten Teil des Konzertes, die Algunder Kapelle den zweiten Teil. Die Moderation hat Renate Gamper übernommen. Sie vergleicht das Spiel der beiden Kapellen mit einem Fußballmatch, ein aktuelles Thema, da zur selben Zeit auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich stattfindet. Das „Spiel“ zwischen beiden „Mannschaften“ aus Algund und Pfeffersberg endet – so die Moderatorin – mit einem gerechten Unentschieden. Die Zuhörer belohnen das Spiel der beiden Kapellen mit lang anhaltendem Applaus.
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Vor der etwas verkürzten Sommerpause stehen dann noch Konzerte in Schenna und Olang auf dem Terminkalender der „Algunder“.
Abschied vom „alten Stickler“ Gleich nach der Sommerpause geht das Programm am 29. August mit dem Alpenländischen Schützentreffen in Meran weiter. Die „Algunder“ nehmen in der Sparkassenstraße Aufstellung zum Zapfenstreich und marschieren gemeinsam mit den Schützenkompanien über die Freiheitsstraße auf die Promenade. In Orchesteraufstellung spielen sie dort den „Großen Österreichischen Zapfenstreich“, währenddessen die Fahne – zur allgemeinen Belustigung zunächst verkehrt herum – gehisst und geböllert wird. Dann erfolgt der Abmarsch zum Festzelt auf dem Praderplatz, wo der Zapfenstreich aufgelöst wird. Tags darauf verabschiedet die Musikkapelle den langjährigen Pfarrer Franz Pixner, der – selbst sehr musikbegabt – immer ein offenes Ohr für die „Musig“ hatte. Eine Woche später wird der neue Pfarrer Hans Gruber in Algund empfangen. Am 25. Oktober rückt die Kapelle wieder zu einer Beerdigung einer besonderen Persönlichkeit aus: Etwas mehr als ein Jahr nach seinem Sohn stirbt Matthias Kiem sen., Stickler, Er war Ehrenobmann der Kapelle, Gründungsobmann des Verbandes Südtiroler Musikkapellen und Ehrenbürger von Algund. Dementsprechend groß ist die Trauergemeinde, die sich an diesem Nachmittag von der Pfarrkirche in Richtung Ortsfriedhof bewegt.
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1999: Erfolg bei Marschbewertung Ausflug in die Lombardei Unter den Ehrengästen beim Dreikönigskonzert ist diesmal der Komponist Marco Somadossi, dessen Werk „SAH“ Teil des Konzertprogramms ist. Am 15. und 16. Mai steht eine Fahrt nach Castiglione d‘Adda in der Lombardei auf dem Programm. Dort angekommen ziehen die Musikanten im Gemeindesaal die Tracht an, bevor sie zum Abendessen zu den einzelnen Familien verteilt werden. Für den Abend ist – mit vollem Magen – ein Festkonzert geplant. Doch noch bevor das Konzert beginnt, fallen Regentropfen vom Himmel und so wird das Konzert kurzerhand in die Kirche verlegt. Wie dem Vater im Himmel die Tatsache, dass die „Algunder“ dort ein Stück mit dem vielsagenden Titel „Teufelstanz“ spielten, gefallen haben mag, bleibt ein Geheimnis. Am nächsten Morgen findet ein kurzer Umzug statt, bei dem die Algunder Musikanten abwechselnd mit der örtlichen „Filarmonica“ spielen. Anschließend gestalten sie den musikalischen Teil der Messfeier. Zwei Wochen später geht es wieder zu einem Ausflug, diesmal ins Wipptal: Die Musikkapelle Trens feiert ihr 50-jähriges Bestehen und hat zu diesem Anlass die Algunder Musikkapelle zu einem Festkonzert eingeladen. Der Pavillon ist zwar viel zu klein für die große Kapelle, dennoch kommt das zweistündige Konzert bei den Zuhörern sehr gut an.
Eine ungewohnte Herausforderung Einer nicht alltäglichen Prüfung stellt sich die Algunder Musikkapelle am Fronleichnams-Sonntag: In Burgstall findet an diesem Tag eine Marschmusikbewertung des Bezirks Meran im Verband Südtiroler Musikkapellen statt. Die „Algunder“ nehmen in der Stufe A teil. Bewertet werden die Aufstellung, das Marschieren geradeaus und in der Kurve sowie das Abreißen 92
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des Marsches. Anschließend haben die Musikanten die Möglichkeit, auch die anderen Kapellen zu beobachten. Am Abend werden auf dem Festplatz die Ergebnisse des Wettbewerbs bekannt gegeben, wo die „Algunder“ zur eigenen Überraschung und Freude als erste in ihrer Leistungsstufe aufscheinen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Algunder Musikkapelle als Konzertkapelle sehr wohl auch beim Marschieren glänzen kann – wenn es die Musikanten denn wollen.
Eine Woche später ist die Algunder Musikkapelle im Ultental bei der Musikkapelle St.Walburg zu Gast, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Kapellmeister bei den „Walburgern“ ist damals übrigens Christian Laimer aus Gratsch, den die „Algunder“ bereits als Klarinettisten kennen und den sie in nicht allzu ferner Zeit noch besser kennen lernen sollten.
Ein ungewohnter Aufritt für die „Algunder“ ist die Teilnahme am Marschmusikwettbewerb des VSM in Burgstall.
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2000: Ein neuer „Moaschter“ Dreifachkonzert in Innsbruck Bei der Generalversammlung am Sebastiani-Sonntag stehen in diesem Jahr wieder Vorstandswahlen an, bei denen Manfred Innerhofer als Obmann bestätigt wird. Stefan Pichler und Gregor Moser haben angekündigt, nicht mehr im Vorstand mitarbeiten zu wollen, Hans Gamper erhält nicht mehr genügend Stimmen. Neu in den Vorstand gewählt werden Walter Götsch, Patrik Graziadei und Alexander Klotz. Obmann-Stellvertreter bleibt Martin Winterholer. Anlässlich des Dreikönigskonzertes 2000 widmet der Südtiroler Musiker und Komponist Norbert Rabanser seinen Freunden von der Algunder Musikkapelle den „Algunder Festmarsch“.
Beim Bläserseminar im Februar ist der Gratscher Klarinettist Christian Laimer noch als Lehrer für die Algunder Holzbläser im Einsatz.
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Am 26. und 27. Februar findet wieder einmal ein Bläserseminar statt. Die Blechbläser wurden von den Mitgliedern der Haller Stadtpfeifer betreut, die Klarinetten von Manfred Egger und Christian Laimer, die Saxophone von Hans Tutzer. Am Sonntagabend findet im Bürgersaal die Abschlussfeier statt, zu der auch der Bürgermeister und der Kulturassessor der Gemeinde sowie ehemalige Mitglieder eingeladen sind. Die einzelnen Gruppen spielen dabei die eingelernten Stücke, und auch die Haller Stadtpfeifer kommen zum Zug.
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Ein Konzerterlebnis der besonderen Art ist das Gemeinschaftskonzert mit der Swarovski Musik Wattens und der Musikkapelle Anras am 8. April im Konzertsaal „Congress Innsbruck Dogana“ in der Tiroler Landeshauptstadt. Unter dem Motto „Blasmusik aus Nord-, Süd- und Osttirol“ spielen die drei Kapellen – auf einer großen Bühne nebeneinander aufgestellt – abwechselnd ihre Stücke und ernten dafür von den zahlreichen Besuchern reichlich Applaus. Am 6. Mai stehen wieder Fernsehaufnahmen auf dem Programm, wieder für ein ZDF-Sonntagskonzert. Zunächst geht es mehrfach im Ortsteil Dorf vom Rüstlhof zum Ruster, anschließend ist der Innenhof der Brauerei Forst wieder einmal der auserwählte Schauplatz.
Gäste aus Osttirol Am 26. Mai heißt es am Algunder Festplatz wieder „Faszination Blasmusik“, diesmal ist die Stadtmusikkapelle Lienz zu Gast. Der Ablauf ist der selbe wie vor zwei Jahren: Zuerst kommt der gemeinsame Einmarsch, dann gehört der erste Konzertteil den „Lienzern“, der zweite den „Algundern“. Durch das Programm führt wieder Renate Gamper, die Veranstaltung wird von der Raiffeisenkasse Algund unterstützt.
Beim Gemeinschaftskonzert „Faszination Blasmusik“ ist in diesem Jahr die Stadtmusikkapelle Lienz zu Gast. Foto: Hans Innerhofer
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Am Fronleichnams-Sonntag dirigiert Manfred Egger auf dem Vereinshaus-Platz sein letztes Konzert der Algunder Musikkapelle. Aus familiären Gründen hat er bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass er das Amt des Kapellmeisters nicht länger ausüben könne. Als Abschiedsgeschenk überreicht ihm Obmann Manfred Innerhofer eine Karikatur des Zeichners Peppi Tischler, worauf ein schwitzender Kapellmeister dargestellt ist – in einer Hand den Dirigentenstab, in der anderen ein Bier. Bürgermeister Anton Schrötter überreicht dem Kapellmeister im Namen der Gemeinde das Algunder Wappen. Manfred Egger bedankt sich bei allen Musikanten für die erfolgreiche Zusammenarbeit in den vergangenen sieben Jahren und wünscht der Kapelle weiterhin Erfolg mit seinem Nachfolger. Dieser steht mit dem jungen Gratscher Christian Laimer bereits fest.
Zum Abschied erhält Manfred Egger von seinen „Algundern“ eine Karikatur von Peppi Tischler.
Sichtlich gerührt verabschiedet sich Manfred Egger von der Algunder Musikkapelle.
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Ein Nachbar als Kapellmeister Anders als sieben Jahre zuvor verläuft der Kapellmeister-Wechsel diesmal überaus harmonisch – nicht nur weil Christian Laimer den Algunder Musikanten als regelmäßige Aushilfe an der Klarinette bereits bestens bekannt ist.Vielleicht mag es auch daran liegen, dass der Weinmesserhof in Gratsch, von dem Christian stammt, gar nicht so weit von der Algunder Gemeindegrenze entfernt ist. In erster Linie ist es aber wohl die Gewissheit, dass Christian Laimer trotz seines fast noch jugendlichen Alters von 25 Jahren schon ein Meister seines Faches ist. Seit 1992 war er Kapellmeister in St. Walburg/Ulten, seit 1997 studiert er Dirigieren bei Prof. Edgar Seipenbusch am Landeskonservatorium in Innsbruck. Im Jahr 1999 hat er die Leitung beim Orchester der Musikfreunde Meran übernommen.
Der erst 25-jährige Gratscher Christian Laimer übernimmt im Sommer 2000 das verantwortungsvolle Amt des Kapellmeisters bei den „Algundern“.
Am 18. August hält Christian Laimer die erste Probe bei den „Algundern“, am 6. September hat er bei einem Gästekonzert seine Feuertaufe als Algunder Kapellmeister zu bestehen. Die erste wirkliche Bewährungsprobe wird aber natürlich das Dreikönigskonzert im Kursaal sein. Schon in der Vorbereitungszeit macht Christian Laimer den „Algundern“ klar, dass er seine Aufgabe sehr ernst nimmt.
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2001: Musizieren in der Baustelle Gelungene Premiere Nach dem Dreikönigskonzert sind sich Musikanten und Zuhörer einig: Die Algunder Musikkapelle hat den Kapellmeisterwechsel gut überstanden, und Christian Laimer lässt seine Handschrift bereits erkennen.
Den ersten ganz großen Auftritt als Algunder Kapellmeister meistert Christian Laimer am Dreikönigstag im Meraner Kursaal souverän. Foto: Dieter Drescher
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Das Jahr 2001 wird in Algund wohl als das Jahr der vielen Baustellen in die Geschichte eingehen: Allerorts laufen die Vorbereitungen auf die 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Algund, die im Jahr darauf stattfinden soll. Schon bei der Josefi-Prozession sind die Straßen in einem solch desolaten Zustand, dass einige Musikanten beim Marschieren aus dem Takt kommen.
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Das Osterkonzert findet – bei alles anderen als frühlingshaften Temperaturen – auf dem Kirchplatz statt, weil auch das Vereinshaus im Hinblick auf die Jubiläumsfeiern umgebaut wird. Schließlich wird auch die Fronleichnamsprozession wegen der umfangreichen Straßenarbeiten verkürzt. Drei Gästekonzerte im Frühjahr werden in „umgekehrter“ Aufstellung gespielt: Die Kapelle sitzt im Bürgersaal, die Zuhörer – anders herum als gewohnt – im Raiffeisensaal. Bei den Konzerten während der Herbstsaison nehmen die Musikanten vor der Ausgabestelle der Küche im Raiffeisensaal auf einem improvisierten Podium Platz. Das Sommerfest der Musikkapelle, das in den vergangenen Jahren immer auf dem Festplatz des Vereinshauses abgehalten wurde und jeweils ein erfreuliches Plus für die Vereinskasse brachte, muss in diesem Jahr ebenfalls verlegt werden. Es findet – so wie das Fest der Freiwilligen Feuerwehr – am Platz vor der Feuerwehrhalle in der Handwerkerzone statt. Umfangreiche Bauarbeiten gibt es auch im Probelokal. Bei der Planung des Vereinshaus-Umbaus gelang es, zusätzliche Räume für die Musikkapelle zu gewinnen. Dafür zuständig, dass beim Umbau alles nach dem Wunsch der Musikkapelle verläuft, ist Obmann-Stellvertreter Martin Winterholer. In der sächsischen Stadt Plauen tritt die Algunder Musikkapelle im Frühjahr 2001 auf.
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Drei Tage in Sachsen Vom Freitag, 27. bis Sonntag, 29. April fährt die Musikkapelle im Auftrag der Handelskammer Bozen in die Stadt Plauen im sächsischen Vogtland. Dort spielt die Kapelle bei der Eröffnung des 6. Europäischen Bauernmarktes und gibt ein Abendkonzert in der Nachbargemeinde Oelsnitz. Die „Algunder“ gewinnen einen Eindruck davon, wie es in einer ostdeutschen Stadt etwas mehr als ein Jahrzehnt nach der Wende aussieht:Viel wurde mit Hilfe der Gelder aus dem Westen schon neu aufgebaut, doch sind vielerorts immer noch halb verfallene Häuser und andere Spuren der DDR-Zeit zu sehen. Das Nachtleben in den Bars und Pubs von Plauen gestalten die Algunder Musikanten weitgehend selbst, von den Einheimischen ist nicht viel zu sehen. Noch zwei weitere Male ist die Musikkapelle in diesem Jahr außerhalb von Algund im Einsatz: Am 27. Mai bei einem Festkonzert in Oberbozen und am 26. August bei einem Konzert in St. Georgen bei Bruneck.Weiters gestaltet die Kapelle die Gedenkfeier am Meraner Soldatenfriedhof mit.
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2002: Ein Jahrtausend Algund Uraufführung beim Dreikönigskonzert Grund zum Feiern gibt es im Jahr 2002 für die Gemeinde Algund: Sie feiert ihr 1000-jähriges Bestehen. In den schriftlichen Quellen – soweit sie erhalten und bekannt sind – findet sich der Name Algund erstmals in der Zeit um das Jahr 1000 im Traditionsbuch des Hochstiftes von Brixen. Es verzeichnet eine Schenkung des Herolt und seines Vaters Aripo an den Bischof von Brixen betreffend ihres Besitzes in „loco qui dicitur Alagumna“. Das ganze Jahr steht ganz im Zeichen des Jubiläums, für welches die Gemeindeverwaltung keine Kosten und Mühen gescheut hat. Das ganze Jahr 2002 steht im Zeichen der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Algund. Foto: Martin Geier
Mit feierlichen Klängen beginnt das Dreikönigskonzert: Die Algunder Musikkapelle spielt als Uraufführung den „Algunder Festmarsch 2002“ von Konrad Plaickner. Das Stück ging als Sieger aus einem Kompositionswettbewerb hervor, den die Gemeinde Algund zum Jubiläum „1000 Jahre Algund“ ausgeschrieben hatte. Die Uraufführung ist nur der Auftakt zu einem für die „Algunder“ sehr intensiven Jahr. Beim anschließenden Festessen im Vereinshaus „Peter Thalguter“ werden unter anderem Ob101
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mann Manfred Innerhofer und Kapellmeister Christian Laimer mit dem Verbands-Verdienstzeichen in Silber ausgezeichnet, weil sie ihr Amt seit jeweils zehn Jahren ausüben. Am 1. Februar findet die Eröffnungsfeier zum Jubiläumsjahr der Gemeinde Algund statt. Die Bürger wohnen zunächst einer Vorführung mit allegorischen Gestalten auf dem Kirchplatz bei, um dann in den Vereinshaussaal einzuziehen. Dort haben sich die Musikantinnen und Musikanten bereits aufgestellt. Der Bürgermeister begrüßt alle Gäste und eröffnet offiziell das Jubiläumsjahr. Maria Kiem gibt einen Überblick über die Gemeindegeschichte, und der Film „Algund im Jahreslauf“ wird uraufgeführt. Zum Abschluss gibt es ein Buffet für alle.
Perfekt organisiertes Bezirksmusikfest
Das Bezirksmusikfest ist der wichtigste Beitrag der Algunder Musikkapelle zum Algunder Jubiläumsjahr.
Die „Algunder“ beeindrucken ihre Gäste mit einer perfekten Organisation unter der Federführung von Obmann Manfred Innerhofer (rechts).
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In der Woche vom Samstag 20., bis Sonntag, 28. April findet das Bezirksmusikfest in Algund statt, das die Algunder Musikkapelle gemeinsam mit dem Bezirksvorstand des VSM organisiert hat. Am ersten Wochenende finden die Wertungsspiele statt. Dabei sind eine Menge Vorbereitungsarbeiten durch die Algunder Musikkapelle zu bewältigen. So müssen zum Beispiel der Vereinshaussaal und die Einspielräume eingerichtet werden. Auch die Auswertung der Punkte der sechs Wertungsrichter und der Ausdruck der Diplome ist Aufgabe der Kapelle.
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Für alle Mitglieder der teilnehmenden Kapellen ist eine Verpflegung auf dem Festplatz organisiert. Durch die vielen Zuhörer, die an beiden Tagen den Wertungsspielen beiwohnen, wird diese Veranstaltung zu einem großen Erfolg. Am Donnerstag, 25. April, leisten die „Algunder“ mit einem sehr gut besuchten Kirchenkonzert ihren musikalischen Beitrag zum Bezirksmusikfest. Auch in musikalischer Hinsicht gelingt das Konzert gut. Am Samstag des zweiten Wochenendes wird zuerst die Broschüre „Die Fahnenschwinger im Burggrafenamt“ im Rathaus vorgestellt. Dann findet auf dem Sportplatz die Marschbewertung und eine Rasenshow statt. Zum Abschluss treffen sich alle zum Festbetrieb auf dem Vereinshausplatz, wo die Algunder Festtagsböhmische spielt. Hier werden auch die Ergebnisse der Marschbewertung bekanntgegeben und die Diplome überreicht. Der musikalische Beitrag der „Algunder“ zum Bezirksmusikfest ist ein sehr gut besuchtes Kirchenkonzert.
Der Sonntag beginnt mit dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Im Anschluss daran findet der offizielle Festakt mit den obligaten Ansprachen auf dem Festplatz statt. Zum gleichzeitig angelaufenen Festbetrieb spielen abwechselnd die anwesenden Kapellen. Der große Festumzug am Nachmittag geht durch das Dorf, vorbei an der Ehrentribüne vor dem Postamt, um sich dann beim Kirchplatz aufzulösen. Zuschauer sowie Teilnehmer treffen sich dann wieder auf dem Festplatz.
Ein Umzug durch die Algunder Straßen ist der feierliche Höhepunkt des Bezirksmusikfestes. Foto: Martin Geier
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Für die Organisation des Bezirksmusikfestes erhält die Algunder Musikkapelle im Anschluss Lob von allen Seiten: vom VSM-Bezirk Meran genauso wie von den beteiligten Kapellen, von den Ehrengästen ebenso wie von der Gemeinde Algund. Bis zum heutigen Tag wird das Bezirksmusikfest der Algunder Musikkapelle häufig als Vorbild für ein gelungenes Fest der Blasmusik genannt.
Geschafft: Landeskapellmeister Gottfried Veit (rechts) gratuliert dem Obmann der „Algunder“ zum gelungenen Bezirksmusikfest.
Das Gemeinschaftskonzert „Faszination Blasmusik“ führt in diesem Jahr die Stadtmusikkapelle Wilten nach Algund. Foto: Martin Geier
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Die „Wiltener“ zu Gast Am 1. Juni veranstaltet die Algunder Musikkapelle, unterstützt von der Raiffeisenkasse Algund und gemeinsam mit der Stadtmusikkapelle Wilten, das Konzert „Faszination Blasmusik“. Moderiert wird das Konzert wieder von Renate Gamper. Wie gewohnt beginnt der Abend mit dem Einzug beider Kapellen vom Café Andrea zum Vereinshaus. Dort gestaltet die Gastkapelle den ersten Teil des Konzertprogrammes, die Algunder Kapelle den zweiten. In der Pause überreicht Verbandsjugendleiter Pepi Fauster mehrere Leistungsabzeichen in Gold an die Jungmusikanten. Zum Abschluss des Konzertes spielen die beiden Kapellen gemeinsam den „Algunder Festmarsch“ und den Marsch „Tiroler Adler“.
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Ein Jahr mit vielen kleinen Auftritten Im restlichen Jubiläumsjahr der Gemeinde muss die Algunder Musikkapelle immer wieder zu verschiedenen Anlässen ihren musikalischen Beitrag leisten: bei der Bezirksfeuerwehrtagung am 14. April, beim Gemeindetag am 11. Mai, beim offiziellen Festakt der Gemeinde Algund zum Jubiläum am 12. Juni, beim Althandwerkertreffen am 23. Juni, bei der 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr am 27. Juni, beim historischen Dorffest vom 23. bis 25. August und beim Bezirksschützenfest am 31. August. Darüber hinaus organisiert die Musikkapelle noch gemeinsam mit der Gemeinde Algund ein Konzert mit der Gardemusik Wien.
Gemeinsam mit der Gemeinde Algund organisiert die Musikkapelle auch noch ein Konzert mit der Gardemusik Wien.
Am Ende sind alle Musikantinnen und Musikanten – wie im übrigen wohl die meisten anderen Algunder Bürger auch – froh, dass das Jubiläumsjahr vorbei ist und wieder etwas Normalität ins Dorfleben einkehrt. 105
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2003: Die Ruhe nach dem Sturm Das größere Heim ist fertig
Gemeinsam mit drei weiteren Kapellen spielen die „Algunder“ im Februar drei Stücke für eine Marsch-CD ein.
Beim Dreikönigskonzert spielen die „Algunder“ befreit auf und zeigen sich von ihrer besten Seite. Zwei Wochen später stehen bei der Generalversammlung erneut Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Peter Siller und Harald Schwazer verzichten auf eine Wiederwahl, Hannes Pöhl und Bernhard Christanell werden in den neuen Vorstand gewählt. ObmannStellvertreter bleibt Martin Winterholer.
Viele Jahre lang sorgen Greti Schrötter und Daniela Götsch (im Bild mit Obmann und Kapellmeister) dafür, dass der Saal zum Festessen nach dem Dreikönigskonzert auch entsprechend festlich dekoriert ist.
Nach den Strapazen des Vorjahres sind die „Algunder“ froh darüber, dass das Frühjahr abgesehen von den üblichen Ausrückungen im Dorf und einigen Gästekonzerten ruhig verläuft. Im Februar werden im Vereinshaus von Völlan – jenes von Algund ist an diesem Tag besetzt – drei Märsche für eine Gemeinschafts-CD mit dem Titel „Die schönsten Märsche aus Südtirol“ aufgezeichnet. 106
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Ein großer Tag für die Algunder Musikkapelle ist der 2. Juni: Nach rund zweijährigen Umbauarbeiten wird das erweiterte Probelokal der „Algunder“ feierlich gesegnet. Zur Feier kommt neben vielen anderen Ehrengästen und Besuchern auch Landeshauptmann Luis Durnwalder. Obmann Manfred Innerhofer bedankt sich bei der Gemeinde- und der Landesverwaltung für die finanzielle Unterstützung, vor allem aber bei seinem Stellvertreter Martin Winterholer, der die aufwändigen Arbeiten koordiniert und dabei unzählige Stunden seiner Freizeit geopfert hat. Während der Arbeiten konnte im Probelokal unter anderem eine neue Decke eingerichtet werden, welche die Akustik wesentlich verbessert. Auch die Beleuchtung wurde erneuert. Weiters wurden der Boden abgeschliffen und eigene sanitäre Anlagen für die Musikanten eingerichtet. Gleich hinter der Eingangstür ist nun in einer Glasvitrine die Fahne der Algunder Musikkapelle ausgestellt, für die Sofia Magnago, die Frau von Altlandeshauptmann Silvius Magnago, Patin gestanden hatte. Das Prunkstück des erweiterten Probelokals sind aber die zwei neuen Räume, die der Musikkapelle zur Verfügung gestellt wurden. Ein Raum kann als Archiv und Einzelproberaum verwendet werden. Der zweite Raum wurde als Mehrzwecksaal eingerichtet, der als Aufenthalts-, Sitzungs- und Probenraum für kleinere Bläsergruppen genutzt werden kann. Besonders nützlich für den Transport schwerer Instrumente ist der neue Lastenaufzug. Nach der Segnung können die Algunder Bürger die neuen Räume besichtigen; einige Musikanten lassen es sich nicht nehmen, den Landeshauptmann zu einem „Watter“ herauszufordern.
Frühschoppen mit der „Hopfenmusig“ Nachdem die finanzielle Situation mittelfristig zur Sorge Anlass gibt, organisiert der Vorstand neben dem traditionellen Sommerfest im Oktober erstmals einen Frühschoppen auf dem Festplatz. Für die passende Musik sorgt die „Hopfenmusig“ unter der Leitung des jungen Algunder Trompeters Tobias Mair. Die Gruppe verlangt als Dankeschön dafür, dass sie im Probelokal der „Algunder“ proben kann, kein Honorar. Zwei Festkonzerte in Schlanders und Olang im September runden das Jahresprogramm ab.
Nach der feierlichen Eröffnung des erweiterten Probelokals fordern einige Musikanten den Landeshauptmann zu einem „Watter“ heraus.
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2004: Bahn frei für die Jugend Ab in die Kaiserstadt
Das Wetter meint es in Wien nicht gut mit den „Algundern“: Zuerst ein Konzert in praller Sonne im Bezirk Meidling ...
Um die relativ hohen Kosten für die Saalmiete und die Dekoration des Saales zu sparen, bricht die Algunder Musikkapelle mit einer alten Tradition und trifft sich nach dem Dreikönigskonzert erstmals nicht im Bürgersaal des Vereinshauses oder in einem Algunder Gasthaus zum Festessen. Stattdessen wählt man das Gasthaus Edelweiß auf der Töll aus.
Vom Donnerstag, 22. April bis Sonntag 25. April fährt die Kapelle in die österreichische Bundeshauptstadt Wien. Das Wetter in Wien wechselt ständig und spielt alle Facetten: Das Konzert beim Schloss Schönbrunn fällt dem Regen zum Opfer, das Konzert vor dem Stephansdom fast dem Wind. Dafür ist es beim Konzert auf einem Platz im Wiener Bezirk Meidling am Freitagvormittag ziemlich warm, da die Kapelle in der prallen Sonne spielen muss. Begleitet wird dieses Konzert von Straßenlärm, weil die danebenliegende Straße stark befahren ist. Da für den Kapellmeister kein eigenes Podium vorhanden ist, hilft dieser sich mit zwei Bierkisten aus. 108
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Einer der Abende ist durch den Empfang der Stadt Wien in einem „Heurigen“ verplant, die übrigen Abende sind frei. Auf der Rückfahrt entscheiden sich die Musikanten für einen kleinen Umweg durch die Wachau und finden auch Zeit für eine Veltliner-Pause.
... dann ein vom Wind beeinträchtigtes Konzert vor dem Stephansdom.
Am Rande des Ausflugs nach Wien kommt die Diskussion auf, ob es nicht an der Zeit wäre, dass auch die Mädchen bzw. Frauen bei den Auftritten der Musikkapelle mit marschieren sollten. Es gibt nun zwar mittlerweile seit 15 Jahren Frauen bei der Kapelle, bei Marschauftritten mussten sie bislang aber immer zuschauen. Der Vorstand beschließt nach längeren Diskussionen, von dieser Tradition abzugehen und den Mädchen das Marschieren nicht weiter zu verwehren. 109
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Jugendkapellentreffen zeigt Aufholbedarf Am Samstag, 1. Mai findet das erste landesweite Jugendblasorchester-Treffen des VSM in Algund statt. Die Organisation durch die Algunder Musikkapelle klappt reibungslos, wofür es nachher auch sehr viel Lob gibt. Eine musikalische Beteiligung durch eine Algunder Jugendgruppe gibt es auch diesmal nicht. Nicht zuletzt hat die Organisation des Jugendkapellen-Treffens den „Algundern“ die Augen geöffnet, was sich in Sachen Nachwuchsmusikanten bei anderen Kapellen bewegt hat. Wie sehr in dieser Hinsicht bei den „Algundern“ Aufholbedarf besteht, zeigt allein die Tatsache, dass die jüngsten Mitglieder zu diesem Zeitpunkt knapp 18 Jahre alt sind.
Verregnetes Promenadenkonzert Am 12. Juni heißt es in Algund zum fünften Mal „Faszination Blasmusik“: Diesmal ist die Bürgerkapelle Gries zu Gast bei den „Algundern“. Die Bürgerkapelle Gries tritt 2004 zum Gemeinsschaftskonzert „Faszination Blasmusik“ mit den „Algundern“ an.
Ende Juli – zu einem für die Algunder Musikkapelle ungewohnten Termin – geht es nach Innsbruck. Dort finden bereits seit einigen Jahren im Innenhof der Hofburg sogenannte Promenadenkonzerte statt, zu denen die 110
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besten Blasorchester von weit und breit eingeladen werden. In diesem Jahr sind auch die „Algunder“ unter den Teilnehmern an dieser besonderen Veranstaltungsreihe. Besonders sind auch die Vorgaben der Organisatoren an das Konzertprogramm: Grundsätzlich dürfen nur Stücke gespielt werden, die bereits zu Zeiten des Habsburgerreiches – also spätestens Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts gespielt werden konnten. Für die „Algunder“, zu deren Repertoire Transkriptionen alter Meister ja seit jeher gehört haben, stellt diese Vorgabe aber kein großes Problem dar. Die meisten Musikanten bleiben beim Promenadenkonzert im Innenhof der Innsbrucker Hofburg trocken. Foto: Heiner Jeller
Nur der Tiroler Wettergott meint es alles andere als gut mit den „Algundern“: Zunächst entfällt der geplante Einmarsch von der Annasäule in der Maria-Theresien-Straße wegen Regens, dann beginnt es nach einer kurzen Pause auch noch während des Konzertes wie aus Eimern zu schütten. Vor allem Kapellmeister Christian Laimer bekommt die Launen des Innsbrucker Sommerwetters voll zu spüren.
Die Zuschauer müssen das Konzert der „Algunder“ zum Teil im strömenden Regen mit verfolgen. Foto: Heiner Jeller
Bemerkenswert ist aber neben der musikalischen Leistung der „Algunder“ vor allem das Durchhaltevermögen der Zuhörer, die dem strömenden Regen trotzen und bis zum Ende durchhalten. Die Kommentare und 111
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Presseberichte im Anschluss an das Konzert sind durchwegs lobend und anerkennend. Dass die Veranstalter mit dem Auftritt der „Algunder“ zufrieden waren, zeigt sich auch daran, dass in der Folge fast jährlich die Anfrage kommt, ob die Algunder Musikkapelle denn nicht wieder einmal in Innsbruck spielen könne.
Erstes Jugendcamp im Kalmtal Eine Premiere gibt es in diesem Sommer in Sachen Jugendarbeit: Erstmals organisiert die Algunder Musikkapelle für ihre Jungmusikantinnen und -musikanten ein Jugendcamp. Vom 25. bis 29. Juli musizieren interessierte Jugendliche unter Anleitung von Musikanten der „großen“ Algunder Musikkapelle bei den Rappenhöfen im Kalmtal in Passeier. Die Unterkunft stellen die Besitzer, die Familie Gamper vom Brunnermoar-Hof in Oberplars, der Musikkapelle unentgeltlich zur Verfügung. Am Ende spielen die Jungmusikanten auf dem Algunder Festplatz einige Stücke, die sie in den Tagen im Kalmtal einstudiert haben. Die Begeisterung bei den Jungs und Mädels ist so groß, dass sie sich entscheiden, weiterzumachen: Die Algunder Jugendkapelle ist geboren, die Leitung übernimmt Wolfgang Schrötter. Ihren ersten großen Auftritt hat die Jugendkapelle beim Erntedankkonzert Ende Oktober im Vereinshaus. Zum ersten Mal organisiert die Algunder Musikkapelle im Sommer ein Jugendcamp für den musikalischen Nachwuchs.
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2005: Das erste Musical-Projekt Gedenken an Tsunami-Opfer Das Dreikönigskonzert 2005 beginnt sehr nachdenklich: In Gedenken an die unzähligen Opfer der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean am Stephanstag ändert die Algunder Musikkapelle kurzfristig ihr Programm und beginnt den Abend mit dem Stück „Allerseelen“ von Richard Strauss. Das Publikum ist von dieser Geste der „Algunder“ tief beeindruckt. Am 21. Jänner können die Musikantinnen und Musikanten einmal erleben, wie andere Blasorchesterleiter arbeiten: Eine Meisterklasse von Blasorchester-Leitern unter der Leitung des holländischen Dirigenten Jan Cober ist zu Besuch im Algunder Probelokal. Unter den Schülern ist auch Georg Thaler, der Kapellmeister der Bürgerkapelle Gries. Interessiert verfolgen die Musikanten die verschiedenen Charaktere, die sich der Aufgabe stellen. Geprobt werden Stücke des erst vor zwei Wochen absolvierten Dreikönigskonzertes, welche die „Algunder“ natürlich noch gut beherrschen. Unvergesslich bleibt daher der Ausspruch von Cober an die Algunder Musikanten: „Sie spielen besser als er dirigiert!“
Ein besonderes Erlebnis ist die Lehrprobe mit dem Holländer Jan Cober (Mitte).
Am Sonntag, 1. Mai, spielen die „Algunder“ wieder ein Kirchenkonzert. Der abwechselnde Rhythmus, in einem Jahr ein Kirchenkonzert und im folgenden Jahr das Konzert „Faszination Blasmusik“ als Höhepunkt während des Jahres einzuplanen, kommt bei den Musikanten und beim Publikum gut an. Die Tatsache, dass an diesem Sonntag auch der Floriani-Kirchgang mit der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Programm steht, sorgt im Vorfeld für einige Bedenken – unbegründet, wie sich im Nachhinein herausstellt. Am folgenden Wochenende hat Kapellmeister Christian Laimer seinen ganz großen Tag. Am Freitagabend hält er noch wie gewohnt eine Musikprobe ab und spendiert seinen Musikanten ein Fass Bier. Am Tag darauf heiratet er in der Pfarrkirche von Riffian seine Kathrin, das Festmahl findet 113
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Die Mitwirkenden am Musical „Freude“ haben sich auf einem Plakat mit ihrer Unterschrift verewigt.
im Vereinshaus von Algund statt. Am Abend marschieren gleich drei Kapellen vom Schulhof auf den Vereinshaus-Platz ein: neben den „Algundern“ sind auch die Musikkapelle Gratsch, die Heimatkapelle von Christian, und die Musikkapelle St.Walburg, bei der er sein Kapellmeister-Debüt gegeben hat, mit dabei. Bis in die frühen Morgenstunden feiern die Musikanten aus Algund, Gratsch und St. Walburg das Brautpaar.
Unterstützung für die Jugendkapelle Nur ein Jahr nach ihrer Gründung wagt sich die Algunder Jugendkapelle an ein ganz besonderes Projekt: Sie führt in der Woche vom 25. bis 31. Juli gemeinsam mit der Steinachbühne Algund dreimal das Musical „Freude“ von Kurt Gäble auf. Mehrere Musikanten der „großen Musig“ unterstützen den Nachwuchs. Die Fäden hat Jugendkapellmeister Wolfgang Schrötter in der Hand, unterstützt wird er von Jugendleiter Hannes Pöhl und mehreren Vorstandsmitgliedern. Die Aufführungen sind für die jungen und älteren Musikanten ein ganz besonderes Erlebnis, das alle Altersgruppen zusammenschweißt.
Die drei Aufführungen des Musicals „Freude“ im Raiffeisensaal begeistern das Publikum. Foto: Martin Geier
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Auch beim Sommerfest auf dem Festplatz kommt die Jugendkapelle zum Zug: Sie spielt am Beginn des Festes einige Stücke. Nachdem die Sommerpause für viele Musikanten wegen der Musical-Aufführungen praktisch ins Wasser gefallen ist, verläuft die Herbstsaison ziemlich ruhig: Am 15. August spielt die Musikkapelle ein Festkonzert in Völs am Schlern.
Am 16. Oktober beteiligt sie sich am Umzug anlässlich des Landesmusikfestes in Meran. Die Jugendkapelle fährt eine Woche später zum Österreichischen Jugendkapellen-Wettbewerb nach Götzis in Vorarlberg, wo die Jungmusikanten erstmals Wettbewerbs-Erfahrungen sammeln.
Am Hochunserfrauentag spielt die Algunder Musikkapelle in Völs am Schlern. Foto: Archiv Algunder Musikkapelle
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2006: Auf dem Oktoberfest Ein neuer Ehrenobmann Nach dem Dreikönigskonzert steht diesmal beim Festessen eine ganz besondere Ehrung an: Matthias Josef Gamper, der von 1968 bis 1991 der Kapelle als Obmann vorgestanden war, wird zum Ehrenobmann ernannt. Diese Ehrung, die bei den „Algundern“ sehr selten vergeben wird, zeigt deutlich, welche Wertschätzung die Musikantinnen und Musikanten dem „Gruber Sepp“ auch 15 Jahre nach dessen Abschied von der Vereinsspitze noch entgegen bringen. Obmann Manfred Innerhofer bei der Ernennung seines Vorgängers Matthias Josef Gamper zum Ehrenobmann der „Algunder“.
Bei der Generalversammlung stehen wieder Vorstandswahlen auf der Tagesordnung: Manfred Innerhofer bleibt Obmann, aus dem Vorstand scheiden Siegfried Schrötter und Luis Haller aus. An ihrer Stelle werden Andreas Theiner und Martin Pircher in den Vorstand gewählt, Obmann-Stellvertreter bleibt Martin Winterholer. Zur sechsten Auflage von „Faszination Blasmusik“, zu der diesmal die Stadtmusikkapelle Landeck zu Gast ist, laden die „Algunder“ am 27. Mai ein. Wieder ziehen die beiden Kapellen vom Café Andrea zum Vereinshaus, der erste Konzertteil „gehört“ den Gästen aus Tirol, nach der Pause kommen die „Algunder“ zum Zug. Zwei Wochen später spielen die „Algunder“ anlässlich der 150-Jahr-Feier der Musikkapelle Naturns ein Festkonzert in Naturns. Am Tag darauf nimmt eine Fahnenabordnung am Festumzug teil. Am 9. September veranstaltet der VSM ein Jugendkapellen-Treffen in Algund – diesmal mit Beteiligung der Algunder Jugendkapelle. Die Algunder Musikkapelle sorgt für die Verpflegung der jungen Musikanten.
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Ein Galakonzert in der Turnhalle Am Samstag, 16. September, startet die Algunder Musikkapelle wieder einmal ins Ausland. Diesmal hat sie sich für die Teilnahme am großen Trachtenumzug beim Oktoberfest in München angemeldet. Der erste Auftritt findet aber in Holzkirchen statt, wo die „Algunder“ bereits vor über 30 Jahren einmal zu Gast waren. Wieder empfängt der ehemalige Meraner Musikant Karl Matschek seine Freunde aus Algund. Am Abend geben die „Algunder“ ein Galakonzert, das für ein Konzert dieses Namens an einem etwas ungewöhnlichen Ort stattfindet, nämlich in der Holzkirchener Turnhalle. Die Zuhörer verfolgen die Ausführungen der Algunder Gäste dennoch mit großem Interesse. Nach einem langen Marsch durch die Straßen von München feiern die „Algunder“ (im Bild v.l. Gastgeber Karl Matschek mit Bürgermeister Toni Schrötter und Obmann Manfred Innerhofer) im Schottenhamel-Zelt.
Am Sonntag geht es bereits frühmorgens nach München, wo sich die Musikkapelle gemeinsam mit der Bauernjugend, die mit der Algunder Traube vor Ort ist, in der Widenmayerstraße auf den Umzug vorbereitet und auf das Startzeichen wartet. Der Umzug geht dann – gesäumt von unzähligen Schaulustigen – über die Maximilianstraße und den Odeonplatz bis zum Promenadenplatz und den Stachus und endet an der Theresienwiese. Dort nehmen die Musikanten im Schottenhamel-Zelt Platz und vergnügen sich auf dem Oktoberfest bis zum späten Abend. 117
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Zum 100. Geburtstag spielen die „Algunder“ der „Musigtante“ ein Ständchen. Foto: Martin Geier
Am 19. November gratuliert die Musikkapelle Luise Trenkwalder – bestens bekannt als „Musigtante“ – nach der Messe zum 100. Geburtstag. Ihren Spitznamen erhielt sie, weil sie über viele Jahrzehnte lang zahlreichen Algunder Kindern die Musik näher gebracht hat. So hat die „Musigtante“ auch einen wesentlichen Anteil daran, dass es in Algund immer wieder talentierte Musikanten gab, die zur Musikkapelle kamen und dort ihren Beitrag zum Erfolg der „Algunder“ leisteten.
Die Jubilarin lauscht aufmerksam den Klängen der Kapelle. Foto: Martin Geier
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2007: Wieder ein Musical „Schöpfer Hans“ wird Ehrenmitglied Das Dreikönigskonzert steht in diesem Jahr im Zeichen des 150-jährigen Bestehens des größten Betriebes in Algund: der Spezialbierbrauerei Forst. Zu diesem Anlass findet sich auch ein besonderer Marsch im Konzertprogramm: Alte Noten des „St.-Sixtus-Marsches“ von Vojta Madlo sind im Archiv der Familie Fuchs gefunden worden; Kapellmeister Christian Laimer hat den Marsch für Blasorchester arrangiert. Nach der Ernennung von Matthias Josef Gamper zum Ehrenobmann gibt es auch nach diesem Dreikönigskonzert wieder eine besondere Ehrung: Der ehemalige Trompeter Johann Schrötter, besser bekannt als „Schöpfer Hans“, langjähriges Vorstandsmitglied und Lehrer zahlreicher Blechbläser bei der Algunder Musikkapelle, wird zum Ehrenmitglied ernannt.
Hans Schrötter (2.v.l.) wird von Ehrenkapellmeister Walter Schrötter (l.), Kapellmeister Christian Laimer und Manfred Innerhofer (3.u.4.v.l.) zum Ehrenmitglied der „Algunder“ ernannt. Foto: Martin Geier
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Erster Höhepunkt im Frühjahr ist das Bezirksmusikfest in Lana am 20. Mai. Die Algunder Musikkapelle beteiligt sich am Umzug, der allerdings sehr kurz bemessen und nach zwei Märschen schon wieder vorbei ist. Nachdem bei der Organisation nicht alles reibungslos verläuft, erinnern sich viele Musikanten wehmütig an das Bezirksmusikfest vor fünf Jahren in Algund. Am 2. Juni steht mit dem Kirchenkonzert in der Algunder Pfarrkirche ein musikalischer Höhepunkt dieses Vereinsjahres auf dem Programm. Wie schon in den vergangenen Jahren wird das Konzert in Zusammenarbeit mit dem Algunder Kulturkreis organisiert.
Zu Besuch in der Arena von Verona Im Sommer gibt es zwei Termine für die Musikkapelle: Am 4. August geht es zunächst – gemeinsam mit der Steinachbühne und ohne Instrumente – an den Gardasee, wo die Musikanten den Algunder Hias Bauer auf seiner „Ranch“ in Pacengo di Lazise besuchen und dort gemütlich grillen. Am Abend geht es weiter nach Verona, wo ein Besuch der Oper „La Traviata“ auf dem Programm steht. Die Oper in der berühmten Arena von Verona ist ein spezielles Erlebnis, weil dem Publikum die Inszenierung nicht gefällt und die Zuschauer dies auch entsprechend zum Ausdruck bringen. Am 15. August kommen die „Algunder“ einer schon seit langem ausgesprochenen Einladung zum Schnalser Kirchtag in Unser Frau nach und spielen dort ein Festkonzert. Einen gemeinsamen Ausflug mit der Steinachbühne an den Gardasee und nach Verona unternimmt die Musikkapelle Anfang August.
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Großprojekt Musical „Franziskus“ Nach dem Musical „Freude“ vor zwei Jahren wagt sich die Jugendkapelle in diesem Sommer an ein noch größeres Projekt: Wieder in Zusammenarbeit mit der Steinachbühne Algund führt sie vom 31. August bis zum 9. September als Südtirol-Premiere fünf Mal das Musical „Franziskus“ – wiederum von Kurt Gäble – auf. Die Gesamtleitung übernimmt wieder Jugendkapellmeister Wolfgang Schrötter. Nachdem dieses Musical im Vergleich zu jenem vor zwei Jahren in jeglicher Hinsicht noch um einiges anspruchsvoller ist, ist umso mehr die Mithilfe der „großen“ Musikkapelle gefragt – sowohl musikalisch als auch organisatorisch. Die fünf Aufführungen im Vereinshaus „Peter Thalguter“ sind dann der Lohn für all die Mühen: Der Saal ist jeweils ausverkauft, bei der letzten Aufführung müssen sogar noch einige Stühle dazu gestellt werden. Alle Besucher sind tief beeindruckt von den Leistungen der Jungmusikanten – und manch einer mag den Saal wohl auch mit etwas Neid darüber verlassen haben, was in Algund in musikalischen Belangen möglich ist.
Auch die Schauspieler – zum überwiegenden Teil ebenfalls aus Algund – boten eine herausragende Leistung. Foto: Martin Geier
Mit Unterstützung zahlreiche Mitglieder der „großen“ Musikkapelle begeisterten die Jungmusikanten wieder das Publikum. Foto: Martin Geier
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Premiere für die „Schlümpfe“ Nach dem Musical macht sich Wolfgang Schrötter gemeinsam mit dem Vorstand Gedanken darüber, wie es mit der Jugendkapelle weitergehen soll. Die meisten Jungmusikanten sind nun bereit, anspruchsvollere Werke zu spielen. Für die ganz Jungen sind diese aber eindeutig eine Nummer zu groß. Aus diesem Grund entschließt man sich dazu, eine zweite Jugendgruppe ins Leben zu rufen: die „Schlumpfenmusig“. Dort sollen alle Jungmusikanten Platz finden, die seit einem oder zwei Jahren ein Instrument spielen, und so erste Erfahrungen im Zusammenspiel sammeln. In Algund sind die „Schlümpfe“ seitdem bei verschiedenen Anlässen zu hören: Zum Fixprogramm gehören der Faschingsumzug, Konzerte am Ostersonntag und Muttertag sowie die Kinderchristmette. Seit fünf Jahren gibt es in Algund die „Schlumpfenmusig“. So wie hier am Muttertag 2010 unter der Leitung von Alexandra Brunner geben die jüngsten Nachwuchsmusikanten regelmäßig kleine Konzerte.
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2008: Ausflug nach Sizilien Das 60. Dreikönigskonzert Das Jahr 2008 beginnt mit einem Jubiläum: Zum 60. Mal lädt die Algunder Musikkapelle Blasmusikbegeisterte aus nah und fern zum Dreikönigskonzert ein. Bis auf einige Ausnahmen in den 1980er-Jahren fanden alle Konzerte im Meraner Kursaal statt. Im Konzertprogramm des 60. Dreikönigskonzertes findet sich auch jener Marsch, mit dem 1948 das erste Dreikönigskonzert eröffnet worden war: „Unter dem Sternenbanner“ von John Philip Sousa.
Auch kulturell hat die Gegend um Agrigent einiges zu bieten. Auf dem Programm steht auch ein Ausflug ins legendäre Tal der Tempel.
Beim Mandelblütenfest in Agrigent Vom Mittwoch, 6. bis Sonntag, 10. Februar fährt die Musikkapelle im Auftrag des Verbandes der Obstgenossenschaften Südtirols (VOG), dessen Obmann zu der Zeit Ehrenobmann Matthias Josef Gamper ist, zum Mandelblütenfest nach Agrigent auf Sizilien. Gespielt werden ausschließlich Märsche, mehrmals am Tag pendeln die Musikanten mit klingendem Spiel zwischen dem Piazzale Aldo Moro und der Piazza Luigi Pirandello hin und her.
Mehrmals täglich marschiert die Kapelle durch die engen Gassen der sizilianischen Stadt Agrigent.
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Auf dem Programm steht auch eine Fernsehaufnahme und ein Ausflug in das bekannte Tal der Tempel. Da Obmann Manfred Innerhofer aus beruflichen Gründen verhindert ist, hat sein Stellvertreter Martin Winterholer die organisatorischen Fäden in der Hand. Der Zulauf zum Fest ist enorm, die gesammelten Eindrücke bleiben den beteiligten Mitgliedern noch lange in Erinnerung. In Oberplars entsteht dieses Gruppenfoto der Algunder Musikkapelle. Foto: Martin Geier
Zweimal stehen in diesem Frühjahr Fernsehaufnahmen für den RAI Sender Bozen auf dem Programm. Nach dem zweiten Termin bei der Kirche in Oberplars macht Vize-Bürgermeister Martin Geier ein aktuelles Gruppenfoto der Algunder Musikkapelle.
Bei den Freunden in Olang Am ersten Juli-Wochenende sind die „Algunder“ wieder einmal in Olang eingeladen, wo die Musikkapelle „Peter Sigmair“ ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Das Wetter spielt vor allem am Sonntag nicht mit, während des Umzugs beginnt es in Strömen zu regnen. Die „Algunder“ begeistern die Zuhörer dennoch mit einem Festkonzert am Samstagabend und einem weiteren Konzert am Sonntagnachmittag. 124
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Zum 100. Geburtstag der Musikkapelle „Peter Sigmair“ Olang statten die „Algunder“ ihren Pusterer Freunden wieder einmal einen Besuch ab.
Die dritte Jugendgruppe Mit der Algunder „U21“ gibt es seit Oktober 2008 – nach der Jugendkapelle und der „Schlumpfenmusig“ – eine dritte Jugend-Formation der Algunder Musikkapelle. Mit dabei sind vor allem alle Nachwuchsmusikanten, die mittlerweile dem Jugendkapellen-Alter entwachsen und bereits Mitglied der „großen“ Algunder Musikkapelle sind. Ergänzt wird die Gruppe durch eine Reihe von jüngeren Musikantinnen und Musikanten der „Algunder“. Die Idee zur Gründung der „U21“ hatte der Leiter Wolfgang Schrötter. Die „U21“ soll vor allem den jungen Musikantinnen und Musikanten die Gelegenheit bieten, anspruchsvolle Werke zu spielen und selbst auch Verantwortung bei heikleren Solo-Stellen zu übernehmen, die bei der „großen“ Musikkapelle meist von den älteren Musikanten gespielt werden.
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2009: Das Volksschauspiel Die ersten Frauen im Vorstand Bei der Generalversammlung am Sebastiani-Sonntag stehen nach drei Jahren wieder Wahlen auf dem Programm. Manfred Innerhofer wird ein weiteres Mal als Obmann der Algunder Musikkapelle in seinem Amt bestätigt. Er weist jedoch schon bei der Wahl darauf hin, dass dies seine letzte Amtszeit sein würde und er die kommenden drei Jahre dazu nutzen möchte, einen Nachfolger aufzubauen. Mit Alexander Klotz, Patrik Graziadei und dem bisherigen Obmann-Stellvertreter Martin Winterholer stellen sich gleich drei Vorstandsmitglieder nicht mehr der Wahl. An ihrer Stelle gewählt werden Hannes Schmider und – erstmals in der Geschichte der Algunder Musikkapelle – zwei Frauen: Karin Hölzl und Petra Ladurner. Letztere – die älteste Tochter des Kurzzeit-Obmannes Luis Ladurner – ist zu diesem Zeitpunkt mit 20 Jahren wohl auch das jüngste Vorstandsmitglied der Vereinsgeschichte. Neuer Obmann-Stellvertreter wird Andreas Theiner. Die Generalprobe für das Dreikönigskonzert findet traditionell am 4. Jänner im Kursaal statt. Eingeladen sind dazu jeweils auch die Jungmusikanten. Foto: Martin Geier
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Großer Einsatz beim „Hofer“-Schauspiel Das Jahr 2009 ist im ganzen Land dem Gedenken an den 200 Jahre zuvor stattgefundenen Volksaufstand der Tiroler gegen die französisch-bayerischen Besatzer gewidmet. Der Anführer der Tiroler, der Passeirer Andreas Hofer – dessen Frau Anna Ladurner bekanntlich eine Algunderin war – ist der Hauptakteur vieler Aktionen im ganzen Land. In Algund sollte in diesem Jahr – zum zweiten Mal nach 1984 – das Meraner Volksschauspiel „Andreas Hofer“ aufgeführt werden. Zum dritten Mal nach 1959 und 1984 ist es die Algunder Musikkapelle, die für den musikalischen Part zuständig sein soll. Ebenfalls zum dritten Mal führt Erich Innerebner die Regie. Einige Musikanten erzählen schon in den Monaten vor den Aufführungen von ihren Erfahrungen, die sie bei den bisherigen Volksschauspielen gesammelt haben. Zum dritten Mal nach 1959 und 1984 wirkt die Algunder Musikkapelle beim Volksschauspiel „Andreas Hofer“ mit. Foto: Martin Geier
Nachdem der Plan, einen renommierten Blasmusik-Komponisten mit der Erstellung einer neuen Schauspielmusik zu beauftragen, ins Wasser fällt, macht sich Kapellmeister Christian Laimer daran, gemeinsam mit Hans Obkircher die vorhandene Schauspielmusik an die modernen Gegebenheiten anzupassen. Nach drei Gesamtproben ist es am Freitag, 15. Mai schließlich soweit: Auf einem Podium neben der weit über 1000 Menschen fassenden Zuschauertribüne eröffnet die Algunder Musikkapelle die Premiere des Volksschauspiels 2009. In den kommenden Wochen wird das Stück, bei dem auch unter den Schauspielern sehr viele Algunder mitwirken, noch 15 Mal aufgeführt. 127
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Auch unter den Schauspielern sind beim Volksschauspiel wieder zahlreiche Algunderinnen und Algunder zu finden. Foto: Martin Geier
Der Einsatz, den die Mitglieder der Musikkapelle dabei zeigen, ist bewundernswert. Nicht weniger als 22 Musikantinnen und Musikanten sind bei allen 16 Aufführungen mit dabei. Bei einer dieser Aufführungen beginnt es in Strömen zu regnen, die Musikkapelle hält aber die Stellung. Unvergesslich bleibt die Aufführung vom 21. Juni, dem Herz-Jesu-Sonntag:Während der Aufführung fangen auf den Bergen ringsum die traditionellen HerzJesu-Feuer an zu leuchten und sorgen damit für eine ganz besonders beeindruckende Atmosphäre. Am Ende der Aufführungen können viele Musikanten nahezu den gesamten Text des Volksschauspiels auswendig; noch Jahre danach werden zu den verschiedensten Anlässen immer wieder passende Zitate aus dem Volksschauspiel herangezogen.
Konzert im Ortsteil Dorf An einem ungewohnten Ort spielt die Musikkapelle am 19. September ein Konzert: nicht im Vereinshaus oder auf dem Festplatz, sondern vor dem Hof „Huber unterm Baum“ im alten Dorf. Grund für diese Ausnahme ist die Sammelaktion bei der Bevölkerung dieses Ortsteils, die am Nachmit128
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tag des selben Tages über die Bühne ging. Mit dieser Aktion versucht die Algunder Musikkapelle einen neuen Weg, um zu freiwilligen Spenden von der Bevölkerung zu kommen und die Vereinskasse aufzubessern. Die bei den meisten anderen Musikkapellen übliche Spendensammlung rund um den Jahreswechsel – das sogenannte „Neujahranspielen“ – kommt bei den „Algundern“ nicht in Frage, weil genau zu der Zeit bekanntlich die intensivsten Proben für das Dreikönigskonzert anstehen. Die Sammelaktion mit einem abschließenden Konzert als Dankeschön soll nun abwechselnd in den Algunder Ortsteilen abgewickelt werden.
Jugend schwebt auf Erfolgswelle Im Jahr 2009 hat die Algunder Jugendkapelle eine wahre Erfolgswelle: Beim Landesjugendkapellen-Wettbewerb in Mühlbach sowie beim Internationalen Jugendkapellen-Wettbewerb in Schladming erringt sie beide Male den Tagessieg, beim Österreichischen Bundeswettbewerb siegt sie in ihrer Altersklasse. Die „U21“ belegt beim Landesjugendkapellen-Wettbewerb in Mühlbach knapp hinter ihren jüngeren Kollegen von der Algunder Jugendkapelle Rang 2. Beim Erntedankkonzert und beim folgenden Dreikönigskonzert werden die Erfolge der Nachwuchsmusikanten gebührend gefeiert.
Beim Erntedankfest bedanken sich die „Algunder“ auch bei den Bürgern von Algund für ihre Unterstützung. Dank zahlreicher kleiner und großer Spenden lässt sich vor allem im Bereich der Jugendarbeit sagen: Die Saat ist aufgegangen. Foto: Kurt Geier
Den Abschluss eines überaus erfolgreichen Jahres für die Jugendkapelle bildet das Erntedankkonzert: JK-Leiter Wolfgang Schrötter, JK-Obmann Hannes Schrötter und der Obmann der „Algunder“, Manfred Innerhofer, freuen sich über den Erfolgslauf.
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2010: Neuer Ort fürs Musikfest Eine besondere Ehrung Auch sein zehntes Dreikönigskonzert mit den „Algundern“ leitet Kapellmeister Christian Laimer souverän. Foto: Martin Geier
Das Dreikönigskonzert ist diesmal gleichzeitig ein kleines Jubiläum für Kapellmeister Christian Laimer: Zum zehnten Mal dirigiert er die „Algunder“ im Kursaal, wie gewohnt erledigt er diese Aufgabe mit einer beeindruckenden Sicherheit. Nachdem die Algunder Musikkapelle über einen Ehrenobmann (Matthias Josef Gamper), einen Ehrenkapellmeister (Walter Schrötter) und ein Ehrenmitglied (Johann Schrötter) verfügt, kommt nach dem Dreikönigskonzert 2010 ein weiteres Ehrenmitglied dazu. Josef Sonnenburger, der „Wasserfaller Sepp“, musste seine Tätigkeit als Flötist im Jahr zuvor aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Sepp war längere Zeit Obmann-Stellvertreter, vor allem aber betreute er 40 Jahre lang das Notenarchiv der Algunder Musikkapelle. Eine weitere Ehrung betrifft den ehemaligen Obmann-Stellvertreter der „Algunder“, Martin Winterholer. Er war über 20 Jahre lang im Vorstand und hat Manfred Innerhofer davon 17 Jahre lang als Stellvertreter unterstützt. Dafür erhält er das Verbands-Verdienstzeichen in Silber.
Mit Sepp Sonnenburger erhält die Algunder Musikkapelle ein zweites Ehrenmitglied. Foto: Martin Geier
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Die traditionelle Sebastiani-Prozession muss wegen umfangreicher Straßenarbeiten im Ortsteil Dorf dieses Jahr ausfallen. Die Musikkapelle spielt die gewohnten
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weltlichen Märsche daher an einem ungewohnten Ort: auf dem Friedhof der Alten Pfarrkirche. Im Frühjahr stehen auch noch zwei besondere Geburtstags-Ständchen auf dem Programm: Am 18. April gratuliert die Kapelle ihrem Ehrenobmann Matthias Josef Gamper zum 70. Geburtstag, am 7. Mai spielen die „Algunder“ ihrem Ehrenkapellmeister Walter Schrötter zum 80. Geburtstag ein Ständchen. Zwischen diesen beiden Gratulations-Ständchen spielen die „Algunder“ wieder einmal ein Kirchenkonzert, diesmal am 1. Mai in der Pfarrkirche. Im Frühjahr nehmen die Jungmusikanten der „U21“ am internationalen Wettbewerb „Flicorno d‘oro“ in Riva teil und belegen hier in der Kategorie Jugendblasorchester den tollen zweiten Rang, nur knapp geschlagen vom Auswahlorchester des Pädagogischen Gymnasiums Meran. Die Jugendkapelle beteiligt sich im Sommer als Titelverteidiger wieder am Wettbewerb beim Mid-Europe-Festival in Schladming, kann hier wieder in der Alterskategorie gewinnen und belegt den großartigen zweiten Gesamtrang. Beim internationalen Wettbewerb „Flicorno d‘oro“ in Riva belegt die Algunder „U21“ den hervorragenden zweiten Platz in ihrer Kategorie.
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Ein Fest für die Algunder
Mit dem Sommerfest beim „Klosterbauer“ beschreitet die Musikkapelle neue Wege – mit Erfolg, wie die zahlreichen Besucher zeigen.
Schon seit einigen Jahren hat sich der Vorstand Gedanken darüber gemacht, wie es mit dem traditionellen Sommerfest weitergehen soll. Seit vielen Jahren fand dieses Fest – musikalisch begleitet von den „Original Südtiroler Spitzbuam“ – auf dem überdachten Festplatz des „Peter Thalguter“-Hauses statt. Den Vorteilen – ein garantiert voller Festplatz und die Unabhängigkeit vom Wetter – standen immer auch Nachteile gegenüber: laute Musik und sehr wenige Einheimische unter den Festbesuchern. In diesem Jahr entschließt sich der Vorstand endgültig, auch beim „Musigfest“ neue Wege zu gehen: Erstmals findet das Fest nicht beim Vereinshaus, sondern im Innenhof des „Klosterbauer“-Hofes statt. Die Familie Ladurner – deren drei Töchter alle bei der Kapelle mitspielen – stellt den Innenhof und den Stadel unentgeltlich zur Verfügung. Für die musikalische Unterhaltung der Festbesucher sorgen vier junge Algunder Musikanten mit der Gruppe „Fo(u)r Jazz“ und eine Tanzlmusig. Das Fazit: Der Mehraufwand war zwar groß, aber das Ziel – ein Fest für die Einheimischen in gemütlicher Atmosphäre zu veranstalten – wurde erreicht. Im Herbst steht ein Pfarrer-Wechsel an: Am letzten August-Wochenende verabschiedet die Algunder Musikkapelle Hans Gruber, am folgenden Wochenende wird der neue Pfarrer Harald Kössler willkommen geheißen.
Wieder im Felsenkeller Das traditionelle Törggelen findet in diesem Jahr ausnahmsweise nicht beim Kienegger in Vellau, sondern beim Oberpartegger in Villanders statt. Am 7. Dezember sind die „Algunder“ zum zweiten Mal im Felsenkeller der Laimburg eingeladen, wo Landeshauptmann Luis Durnwalder die Musikanten empfängt. Eingefädelt hat diesen zweiten Besuch der ehemalige ObmannStellvertreter Martin Winterholer. 132
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2011: Zurück in der Hofburg Neue Termine für kirchliche Feste Das Dreikönigskonzert 2011 steht anfangs wieder im Zeichen eines Gedenkens: Waren es wenige Jahre zuvor noch die Opfer der Tsunami-Katastrophe gewesen, so gedenkt die Kapelle heuer eines treuen prominenten Konzertbesuchers und Freundes der Kapelle: Der Landtagsabgeordnete Seppl Lamprecht ist wenige Tage vor dem Konzert plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben; die Musikkapelle lässt seinen Platz im Kursaal leer und gedenkt seiner mit einem Strauß Blumen. Im Frühjahr macht sich erstmals die Tatsache bemerkbar, dass die Pfarreien von Algund und Marling seit dem vergangenen Jahr eine Seelsorgeeinheit bilden und sich die Algunder ihren Pfarrer mit dem Nachbardorf „teilen“ müssen. Erstes Beispiel dafür ist die Feier mit der Freiwilligen Feuerwehr zu Floriani, die in diesem Jahr erstmals nicht wie gewohnt am ersten Sonntag im Mai, sondern am Abend davor stattfindet.
Mit einem Blumenstrauß gedenkt die Algunder Musikkapelle beim Dreikönigskonzert ihres treuen Konzertbesuchers Seppl Lamprecht. Foto: Martin Geier
Mitte Mai kommt die Musikkapelle einer Einladung zu einem Festkonzert in Latzfons nach. Am 16. Juni übernimmt die Musikkapelle die musikalische Umrahmung der Eröffnung des neuen Sudhauses der Brauerei Forst und ist anschließend im Biergarten eingeladen. Am 23. und 24. Juli findet erstmals seit der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Algund neun Jahre zuvor wieder ein Dorffest mit Beteiligung vieler Algunder Vereine statt. Auch die musikalische Unterhaltung beim Dorffest übernehmen mehrere Gruppen mit Algunder Beteiligung. Im Bild die „Herwärtigen“.
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Auch die Jugendgruppen der Algunder Musikkapelle sind beim Dorffest im Einsatz.
Die Musikkapelle hat den Glückstopf übernommen, was sich im Nachhinein als Glücksgriff herausstellt: Die Lose sind in kürzester Zeit verkauft, ein ansehnlicher Gewinn für die Vereinskasse gesichert. Mit einem Glückstopf beteiligt sich die Algunder Musikkapelle beim Algunder Dorffest.
Zweiter Auftritt in der Hofburg Nach mehreren Anläufen hat der Vorstand dem Drängen der Veranstalter nach einem neuerlichen Auftritt bei den Promenadenkonzerten in Innsbruck nachgegeben, auch wenn das für die Mitglieder eine Unterbrechung der gewohnten Sommerpause bedeutet. Die Algunder Musikkapelle erhält diesmal die ehrenvolle Aufgabe, das Abschlusskonzert der Veranstaltungsreihe am 31. Juli zu spielen. 134
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Vor dem „Goldenen Dachl“ in Innsbruck spielen die „Algunder“ mehrere Märsche. Foto: Martin Geier
Diesmal ist auch der Wettergott gnädig und so klappt es auch mit dem geplanten Einmarsch von der Annasäule zum Innenhof der Hofburg. Dort erwartet die „Algunder“ bereits ein sehr zahlreiches und äußerst fachkundiges Publikum. Das Konzert gelingt sehr gut und die Rückmeldungen danach sind sehr positiv. Die „Algunder“ können mit ihrem Auftritt in Innsbruck zufrieden sein. Für ein wenig Schmunzeln sorgt im Anschluss an das Konzert das Gastgeschenk der Organisatoren an die Kapelle: eine Magnum-Flasche Kalterersee-Auslese.
Im Innenhof der Hofburg sorgen die „Algunder“ für einen fulminanten Abschluss der Promenadenkonzerte 2011. Foto: Martin Geier
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Bei den Rosstagen am Tegernsee Ein knappes Monat später geht es schon wieder ins Ausland, diesmal zu den Rosstagen in Rottach-Egern am bayerischen Tegernsee. Diese Veranstaltung, die jedes Jahr Tausende Schaulustige an den Tegernsee lockt, haben bereits in der Vergangenheit verschiedene Musikkapellen aus Südtirol besucht. Möglich gemacht hat dies Sepp Kandlinger, ein musikbegeisterer Südtirol-Freund, der sehr gute Kontakte in unsere Heimat pflegt.
In Rottach Egern am Tegernsee steht unter anderem ein Konzert in einer Käserei auf dem Programm.
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Der Beginn des Ausflugs nach Bayern fällt sprichwörtlich ins Wasser: Ein Konzert in Kreuth muss ausfallen, weil es in Strömen regnet. Die Musikanten werden einstweilen in einer Schupfe von Sepp Kandlinger und seinem Team verköstigt. Am Abend steht ein Konzert in einer Käserei auf dem Programm. Für die Übernachtung trennt sich die Kapelle in zwei Gruppen: Ein Teil fährt mit dem Bus in ein Hotel im rund 30 Kilometer entfernten Bad Tölz, der Rest übernachtet auf Feldbetten und Matratzen
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in der Turnhalle von Rottach-Egern. Am zweiten Tag gibt die Kapelle zunächst ein Konzert auf einem Floß im Tegernsee, anschließend beteiligt sie sich – jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen – am Umzug durch die Straßen von Rottach-Egern zur Festwiese.
Die Jugend beeindruckt weiter Auch im Jahr 2011 beeindrucken die Jungmusikanten weiter: Im Mai kann die Jugendkapelle ihren Titel beim Landesjugendkapellen-Wettbewerb in St. Michael/Eppan erfolgreich verteidigen, mit dabei ist bei dieser Gelegenheit auch die „Schlumpfenmusig“ mit einem Kurzkonzert. Im Herbst belegt die Jugendkapelle beim Österreichischen Bundeswettbewerb in Linz in ihrer Altersklasse Platz zwei.
Mit einem Kurzkonzert in St. Michael/Eppan tritt die „Schlumpfenmusig“ ausnahmsweise einmal außerhalb von Algund auf.
Vom 16. bis 18. Dezember beteiligt sich die Algunder Musikkapelle erstmals mit einem Standl am Algunder Adventsmarkt auf dem Kirchplatz. Am Stand der „Musig“ gibt es Glühwein, Apfelglühmix, Wein, Gerstsuppe und Krapfen.Viele Einheimische schauen am Stand vorbei und erkundigen sich, wie die Vorbereitungen auf das nahende Dreikönigskonzert laufen. 137
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2012: Eine neue Ära beginnt Fulminanter Auftakt zum Jubiläumsjahr
Das Dreikönigskonzert im Kursaal ist der Auftakt und zugleich einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr „175 Jahre Algunder Musikkapelle“. Foto: Martin Geier
Mit dem Dreikönigskonzert im Meraner Kursaal läutet die Algunder Musikkapelle das Jubiläumsjahr zum 175-jährigen Bestehen des Vereins ein. Der musikalische Auftakt passt zum Konzept, das sich der Vorstand der Kapelle im Vorfeld dieses Jubiläumsjahres zurecht gelegt hat: Nicht pompöse Festakte mit großen Reden und unzähligen Abordnungen aus nah und fern sollten im Mittelpunkt stehen, sondern das, was die Geschichte des Vereins in diesen 175 Jahren zu allererst ausgemacht hat – die Musik. Besonders feierlich ist in diesem Jahr das Festessen im Vereinshaus „Peter Thalguter“. Die Verbandsspitze auf Landes- und Bezirksebene ist ebenso vertreten wie die Gemeindevertreter von Algund. Es gibt auch reichlich Anlass zum Feiern: Obmann Manfred Innerhofer und Kapellmeister Christian Laimer erhalten jeweils das Verbands-Verdienstzeichen in Gold für die 20-jährige Ausübung ihres Amtes. Die Ehrung nimmt Verbandsobmann Pepi Fauster vor, der in seiner Laudatio jeweils die großen Verdienste der beiden Geehrten hervorhebt.
Beim anschließenden Festessen im Vereinshaus von Algund erhalten Obmann Manfred Innerhofer und Kapellmeister Christian Laimer das Verbands-Verdienstzeichen in Gold. Foto: Martin Geier
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Der Bezirk zu Gast Der zweite Programmpunkt im Jubiläumsjahr der Algunder Musikkapelle ist etwas mehr als eine Woche nach dem Dreikönigskonzert die Jahreshauptversammlung des Bezirks Meran im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM). Am 15. Jänner treffen sich Abordnungen der 36 Kapellen aus dem Bezirk im Raiffeisensaal des „Peter Thalguter“-Hauses. Da es üblich ist, dass die Bezirksversammlung von einer Kapelle organisiert wird, die in diesem Jahr ein Jubiläum feiert, haben sich die „Algunder“ heuer dazu bereit erklärt. Am Tisch des Bezirksvorstandes sitzen mit Wolfgang Schrötter (Bezirks-Jugendleiter), Patrik Graziadei (Bezirks-Kassier) und Bernhard Christanell (Bezirks-Pressereferent) übrigens drei Mitglieder der „Algunder“. Die musikalische Gestaltung der Bezirksversammlung übernehmen mehrere Jugendgruppen der Algunder Musikkapelle. Die VSM-Bezirksversammlung findet im Jubiläumsjahr der „Algunder“ im Vereinshaus „Peter Thalguter“ statt.
Obmann Manfred übergibt an Andreas Mit der Generalversammlung geht am Sonntag, 22. Jänner bei der Algunder Musikkapelle eine Ära zu Ende. Manfred Innerhofer gibt sein Amt als Obmann nach 20 Jahren ab: Der neue Mann an der Spitze der Kapelle heißt Andreas Theiner, der bisher Manfred als Obmann-Stellvertreter unterstützt hat. 139
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Manfred Innerhofer arbeitete seit 1981 im Vorstand mit und war seit 1992 Obmann der „Algunder“. Die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr, das die Algunder Musikkapelle 2012 begeht, hat bereits Andreas Theiner mit einigen anderen Vorstandskollegen getroffen. Die Aufgabe als Konzertsprecher, die Manfred seit weit über 30 Jahren verlässlich und hochprofessionell ausübt, übernimmt der ehemalige Obmann auch weiterhin. Der neue Obmann der Algunder Musikkapelle, Andreas Theiner (links), übergibt seinem Vorgänger Manfred Innerhofer ein Bild als Geschenk.
Bei den fälligen Wahlen erklären sich alle anderen Vorstandsmitglieder bereit, für eine weitere Amtsperiode zu kandidieren und werden auch bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt werden Lukas Spitaler und mit Alexandra Brunner eine dritte Frau. Das Amt des Obmann-Stellvertreters übernimmt Bernhard Christanell.
Solistenkonzert am Ostersonntag Die Algunder Musikkapelle hat in ihrer 175-jährigen Geschichte schon viele Experimente gewagt und oft neue Wege beschritten. Eins gab es jedoch noch nie: Ein Konzert, bei dem gleich fünf Solisten aus den Reihen der „Algunder“ Solowerke für ihr Instrument spielen und dabei von der Kapelle begleitet werden. Für das Jubiläumsjahr gestaltet die Algunder Musikkapelle das traditionelle Osterkonzert als ein solches Solistenkonzert. 140
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Zum Zuge kommen der Reihe nach Thomas Stoll (Fagott), Bernhard Pircher (Posaune), Andrea Götsch (Klarinette), Martin Pechlaner (Oboe) und Bernhard Christanell (Flöte). Alle ernten für ihre Leistungen lang anhaltenden Applaus.
Am 20. Mai ist die Musikkapelle nach längerer Zeit wieder einmal in der Algunder Bergfraktion Aschbach zu Gast: Ein neues Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Aschbach wird gesegnet; die „Algunder“ gestalten die Feldmesse vor dem Kirchlein Maria Schnee auf über 1300 Metern Meereshöhe.
Mit einem Solistenkonzert begeistert die Algunder Musikkapelle – allen voran fünf Solisten aus den eigenen Reihen – das Publikum beim Osterkonzert.
Kirchenkonzert am Pfingstmontag Der nächste musikalische Höhepunkt im Jubiläumsjahr folgt am Pfingstmontag in der Algunder Pfarrkirche. Wie schon des Öfteren geben die „Algunder“ ein Kirchenkonzert und gönnen damit ihren Zuhörern und vor allem auch sich selbst eine besinnliche Stunde mit Blasmusik. Wie bei 141
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Auftritten in der Kirche üblich applaudiert das Publikum erst am Ende des Konzertes, dann dafür umso heftiger und anhaltender. Zum Zuge kommen auch wieder talentierte Solisten aus den eigenen Reihen, diesmal sind es Jacob Geier am Marimbaphon sowie Andrea Götsch, Deborah Walzl und Magdalena Gamper als Mitwirkende beim Klarinetten-Ensemble „Alklatraz“.
Beim Kirchenkonzert am Pfingstmontag begeistern vor allem die vier Mädchen der Gruppe „Alklatraz“. Foto: Martin Geier
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Lachmuskelkater mit „Mnozil Brass“ Einen besonderen musikalischen Leckerbissen haben sich die „Algunder“ für den Sommer ausgedacht: Am 8. Juli sind die sieben Musiker der berühmten Gruppe „Mnozil Brass“ in Algund zu Gast. Im Vereinshaus „Peter Thalguter“, das bis auf den letzten Platz mit Blasmusikbegeisterten aus nah und fern gefüllt ist, geben „Mnozil Brass“ eine Kostprobe ihres großen musikalischen Könnens und begeistern die Zuhörer. Die „Algunder“ können das Geschehen diesmal ausnahmsweise aus dem Publikum verfolgen.
Den letzten Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Algunder Musikkapelle ist das Ensemble-Konzert am 14. September, bei dem kleine Spielgruppen aus der Kapelle ihren großen Auftritt haben. Gleichzeitig wird zu diesem Anlass auch das Buch zum Jubiläumsjahr vorgestellt.
Ein Feuerwerk der Blasmusik zünden die Musiker von „Mnozil Brass“ im Vereinshaus „Peter Thalguter“. Foto: Philipp Gamper
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Dreikönigskonzerte seit 1988
Seit 1948 bildet das Dreikönigskonzert den unumstrittenen Höhepunkt im Vereinsjahr der Algunder Musikkapelle. Foto: Martin Geier
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Schon die Vereinschronik, die anlässlich des Jubiläumsjahres 1987 erschienen ist, hat die Programme der Dreikönigskonzerte angeführt und damit ein Zeugnis von der Leistungsfähigkeit der Kapelle sowie von der Entwicklung in der Konzertgestaltung eines modernen Blasorchesters gegeben. Diese Liste wird hier mit den Konzertprogrammen seit dem Dreikönigskonzert 1988 fortgesetzt. Die Konzertprogramme von 1948 bis 1987 können in der Vereinschronik „150 Jahre Algunder Musikkapelle“ nachgelesen werden.
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40. Dreikönigskonzert. Leitung: Walter Schrötter Militärmarsch Nr. 1 Franz Schubert Ouvertüre zu „Phèdre“ Jules Massenet Slavische Rhapsodie Nr. 1 Carl Friedemann 4. Satz aus der Symphonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ Antonin Dvořák Auf silbernen Schwingen Willi Löffler Schloß Tirol Gottfried Veit Overture Jubiloso Frank Erickson Cabaret John Kander Unter dem Sternenbanner John Philip Sousa
Marche militaire Charles-Simon Catel Ouvertüre in C Charles-Simon Catel Rushmore Alfred Reed Eine Nacht auf dem kahlen Berge Modest P. Mussorgsky Ouvertüre zur Operette “Banditenstreiche” Franz von Suppé Erzherzog-Albrecht-Marsch Karl Komzak Das Abzeichen Stefan Marinoff Meran Gottfried Veit Selection aus dem Musical “Das Phantom der Oper” Andrew Lloyd Webber Vivat Carinthia Karl Safaric
Marche héroique Nr. 3 Franz Schubert Ouvertüre M. F. Blasius L‘Arlésienne, Suite Nr. 2 Georges Bizet Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ Wolfgang Amadeus Mozart Marsch aus dem Film „Cirkus“ Isaak Dunajewski Rhythmische Ouvertüre Klaus Peter Bruchmann Anima festosa Giovanni Orsomando El Camino Real Alfred Reed Europa-Marsch Václav Vačkář
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1993
Huldigungsmusik Gottfried Veit Ouvertüre für Harmoniemusik Felix Mendelssohn-Bartholdy Die Etsch Sepp Thaler Jericho Morton Gould Mit Schwert und Lanze Helmut Starke Ouvertüre zur Oper „Zampa“ Louis-Joseph Ferdinand Hérold Nachtschwärmer - Walzer Carl Michael Ziehrer Second Suite for Band Alfred Reed Auf gute Kameradschaft Max Seidenspinner
Intrada Florian Bramböck The Hounds of Spring Alfred Reed Symphonischer Marsch Max Schönherr Russische Weihnachtsmusik Alfred Reed Er weicht der Sonne nicht Hermann L. Blankenburg Ouvertüre zur Oper „Die Macht des Schicksals“ Giuseppe Verdi Alpen-Suite Konrad Plaickner Ouvertüre zur Operette „Pique Dame“ Franz von Suppé Drachsel-Marsch Julius Fučík
Corteo Nuziale Alessandro Vessella Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla“ Gioacchino Rossini Das Jüngste Gericht Camillo de Nardis Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ Otto Nicolai In Treue fest Carl Teike Armenische Tänze - Teil 1 Alfred Reed Rhapsodie française Henk van Lijnschooten Ouvertüre zur Operette „Pariser Leben“ Jacques Offenbach Auf gute Kameradschaft Max Seidenspinner
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Algunder Musikkapelle
1994
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Erstes Dreikönigskonzert unter der Leitung von Kapellmeister Manfred Egger Signum Gottfried Veit Konzert für Pauken und Blasorchester Gordon Jacob; Solist: Michael Matzoll Ouvertüre Capricieuse Paul Kühmstedt Spartacus Jan van der Roost Salve Imperator Julius Fučík Ouvertüre zur Oper „Die diebische Elster“ Gioacchino Rossini Zingaresca Heinrich Steinbeck Second Suite for Band Alfred Reed
Concert Prelude Philip Sparke A Festive Overture Alfred Reed Heroic March Percy E. Fletcher Ouvertüre zur Oper „Dichter und Bauer“ Franz von Suppé Unter der Admiralsflagge Julius Fučík Slavische Tänze Nr. 6 und Nr. 8 Antonin Dvořák Ungarische Rhapsodie Alwin Reindel Orient Express Philip Sparke
50. Dreikönigskonzert Musica Festosa Konrad Plaickner Jericho Morton Gould Ouvertüre zur Oper „Semiramis“ Gioacchino Rossini Milano Amilcare Ponchielli Puszta Jan van der Roost 3. Satz aus Concertino für Marimba und Blasorchester Alfred Reed; Solist: Wolfgang Schrötter Music for a Festival Philip Sparke
1995
1997
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Huldigungsmarsch Edvard Grieg Concertino für Flöte und Blasorchester Cécile Chaminade; Solist: Stefan Stoll Les Préludes Franz Liszt Bellinzona Giovanni B. Mantegazzi New Orleans Meindert Boekel Selection aus dem Musical „Elisabeth“ Michael Kunze/Sylvester Levay Children of Sanchez Chuck Mangione
Einzug der Gäste auf der Wartburg aus „Tannhäuser“ Richard Wagner Finlandia Jean Sibelius Jubilee Overture Philip Sparke Jubelklänge Ernst Uebel Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ Franz von Suppé New York Overture Kees Vlak Slava! Leonard Bernstein
Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens Richard Strauss SAH Marco Somadossi Ouvertüre zur Oper „Norma“ Vincenzo Bellini Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz” Carl Maria von Weber Einzug der Gladiatoren Julius Fučík El Golpe Fatal Dirk Brossé Fantasie aus „Ein Amerikaner in Paris“ George Gershwin Omens of Love Hirotaka Izumi
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1978-2011
2000
2002
2003
Egmont Ouvertüre Ludwig van Beethoven Preciosa Carl Maria von Weber Aotearoa - The Land of the Long White Cloud Philip Sparke Arsenal Jan van der Roost Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla” Gioacchino Rossini Armenische Tänze - Teil 1 Alfred Reed Purple Drums I Norbert Rabanser; Solist: Michael Matzoll
Algunder Festmarsch 2002 Konrad Plaickner Ouvertüre zur Oper „Die Macht des Schicksals“ Giuseppe Verdi Fackeltanz Heinrich Steinbeck Ouvertüre zur Oper „Tannhäuser“ Richard Wagner Florentiner Marsch Julius Fučík A Lindisfarne Rhapsody Philip Sparke; Solist: Stefan Stoll Wilten Festival Philip Sparke Selection aus dem Musical „Les Miserables“ Claude-Michel Schönberg
Marsch aus der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ Sergej Prokofjew Ouvertüre zur Oper „Rienzi“ Richard Wagner Zingaresca Heinrich Steinbeck Tanz der Stunden aus der Oper „La Gioconda“ Amilcare Ponchielli Mercury Jan van der Roost Arche Noah Bert Appermont El Camino Real Alfred Reed
2001 Erstes Dreikönigskonzert unter der Leitung von Kapellmeister Christian Laimer Slavischer Marsch Peter Ilijtsch Tschaikowsky Ungarische Tänze Nr. 5 und 6 Johannes Brahms Ouvertüre zur Oper „Oberon“ Carl Maria von Weber Hoch Heidecksburg Rudolf Herzer Dynamica Jan van der Roost The Hounds of Spring Alfred Reed Shirim Piet Swerts
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Algunder Musikkapelle
Foto: Martin Geier
2004
2005
2006
Vorspiel zur Oper „Rigoletto” Giuseppe Verdi Ouvertüre zur Oper „Die sizilianische Vesper“ Giuseppe Verdi Ouvertüre zur Operette „Die leichte Kavallerie“ Franz von Suppé Ouvertüre zur Oper „Die Fledermaus“ Johann Strauß Graf Zeppelin Carl Teike Die Posaunen von Jericho (Uraufführung) Gottfried Veit Absalon Bert Appermont Tanabata - Die Nacht des 7. Juli Itaru Sakai
Allerseelen Richard Strauss Ungarische Rhapsodie Nr. 2 Franz Liszt The Vengeance André Waignein Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ Gioacchino Rossini Pomp and Circumstance Nr. 4 Edward Elgar Hymn of the Highlands Philip Sparke Hajj Stephen Melillo
Festmusik der Stadt Wien Richard Strauss Ouvertüre zur Oper „Giovanna d‘Arco“ Giuseppe Verdi Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt“ Jacques Offenbach Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ Richard Wagner Jubelklänge Ernst Uebel Ceremonial Ferrer Ferran Klezmer Classics Johan de Meij
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1978-2011
2007
2009
2011
St. Sixtus Marsch Vojta Madlo Finlandia Jean Sibelius Konzert für Trompete Alexander G. Arutjunjan; Solist: Tobias Mair Ouverture solenelle 1812 Peter Ilijtsch Tschaikowsky Einzug der Gladiatoren Julius Fučík Ouverture Allemande Thomas Doss Godspeed! Stephen Melillo
Nibelungen-Marsch Gottfried Sonntag Ouvertüre für Harmoniemusik Felix Mendelssohn-Bartholdy Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ Carl Maria von Weber Festive Overture Dmitri Schostakowitsch Navigation Inn Philip Sparke Juana de Arco Ferrer Ferran Austrian Overture Thomas Doss
Ceremonial March Jan van der Roost Canticles – Solo für Bassposaune und Blasorchester Johan de Meij; Solist: Bernhard Pircher Suite aus der Oper „Carmen“ Georges Bizet Florentiner Marsch Julius Fučík Finale zum 2. Akt aus der Oper „Aida“ Giuseppe Verdi Windows of the World Peter Graham
2008
2010
2012
60. Dreikönigskonzert Primus inter pares Manfred Spies Ouvertüre zur Oper „Die Italienerin in Algier“ Gioacchino Rossini Les Préludes Franz Liszt Symphonie Nr. 3 - Die Slawische Boris T. Koschevnikov Unter dem Sternenbanner Julius Fučík Aurora Stephen Melillo Persis James L. Hosay
Königsmarsch Richard Strauss Ouvertüre zur Oper „Raymond“ Ambroise Thomas Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ Otto Nicolai Jupiter, Bringer von Fröhlichkeit Gustav Holst Per aspera ad astra Ernst Urbach Romanian Overture Thomas Doss Machu Picchu Satoshi Yagisawa
Hoch Heidecksburg Rudolf Herzer Einzug der Gäste auf der Wartburg aus „Tannhäuser“ Richard Wagner Feierlicher Zug zum Münster aus „Lohengrin“ Richard Wagner Ouvertüre zur Oper „Die Macht des Schicksals“ Giuseppe Verdi Attila Julius Fučík To Walk With Wings Julie Giroux The Saga of Hakoon the Good Philip Sparke Danzón n°2 Arturo Marquez
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Gegenwart und Zukunft
Gegenwart und Zukunft
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Gegenwart und Zukunft
Das Gruppenfoto zum Jubiläumsjahr 2012 entstand am Fronleichnams-Sonntag im Raiffeisensaal des Peter-Thalguter-Hauses: 1. Reihe (sitzend) v.l.: Leo Schmider, Josef Mair, Johann Moser, Bernhard Christanell, Christian Laimer, Andreas Theiner, Konrad Ladurner, Alois Holzner, Hannes Schrötter, Anton Carli; 2. Reihe v.l.: Christine Ladurner, Maria Ladurner, Hannes Schmider, Martin Pircher, Sarah Walter, Alexandra Brunner, Julia Werner, Karin Hölzl, Manfred Innerhofer,Veronika Ladurner, Petra Ladurner, Markus Moser,Wolfgang Schrötter, Maria Mair, Claudia Moser; 3. Reihe v.l.: Andreas Pöhl, Martin Pircher, Alois Haller, Philipp Gamper, Michael Thuille, Gregor Moser,Verena Berteotti, Stefan Holzner, Martin Pechlaner,Walter Götsch, Alexander Klotz, Eva Zwischenbrugger, Markus Hirber, Stefan Winterholer, Christian Pinggera, Georg Obkircher; 4. Reihe v.l.: Martin von Pföstl, Stefan Pichler, Mathias Holzner, Peter Mair, Hubert Unterweger, Markus Klotz, Ivan Moser, Paul Patreider, Andrea Götsch, Magdalena Gamper, Evi Prader,Veronika Gamper, Katharina Bujak, Michael Helfer, Franz Siller; 5. Reihe v.l.: Alex Lezuo, Hanspeter Pechlaner, Andreas Unterweger, Peter Siller, Alois Moser, Patrik Graziadei, Hannes Pöhl, Roland Kiem, Leander Messner, Alexander Thuille, Martin Winterholer; 6. Reihe v.l.: Jacob Geier, Josef Wieser, Christoph Winterholer, Hannes Hirber,Thomas Carli, Josef Gamper, Joseph Kiem, Lukas Spitaler Foto: Christian Gufler
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Gegenwart und Zukunft
Die „Algunder“ im Jahr 2012 Vorstand Obmann: Andreas Theiner Kapellmeister: Christian Laimer Obmann-Stellvertreter: Bernhard Christanell Kassier: Walter Götsch Jugendleiter: Hannes Schmider Schriftführerin: Petra Ladurner Trachtenwart: Hannes Pöhl Zeugwart: Martin Pircher Notenwartin: Karin Hölzl Raumwartin: Alexandra Brunner Tafelmeister: Lukas Spitaler Der aktuelle Vorstand der Algunder Musikkapelle ist seit Jänner 2012 im Amt: (vorne v. l.) Obmann Andreas Theiner, Alexandra Brunner, Petra Ladurner, Karin Hölzl, Kapellmeister Christian Laimer; (hinten v.l.) Martin Pircher, Lukas Spitaler, Hannes Schmider, Bernhard Christanell, Hannes Pöhl,Walter Götsch. Foto: Christian Gufler
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Gegenwart und Zukunft
Ehrenmitglieder Ehrenkapellmeister: Ehrenobmann: Ehrenmitglieder:
Walter Schrötter Matthias Josef Gamper Johann Schrötter Josef Sonnenburger
Aktive Mitglieder (Stand Juni 2012) Flöte Bernhard Christanell Stefan Holzner Julia Werner Alexandra Brunner Paul Patreider Verena Berteotti Stefan Stoll
Foto: Martin Geier
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Klarinette in Es Konrad Ladurner
Altklarinette Patrik Graziadei
Oboe Martin Pechlaner Karin Hölzl
Bassklarinette Alexander Klotz Marion Ladurner
Klarinette in B Andrea Götsch Hermann Gamper Herbert Menz Alois Moser Peter Siller Andreas Theiner Alexander Thuille Hannes Pöhl Magdalena Gamper Deborah Walzl Klaus Thuille Walter Götsch Evi Prader Michael Helfer Katharina Bujak Michael Lezuo
Altsaxophon Manfred Innerhofer Markus Hirber Markus Moser Petra Ladurner Veronika Gamper Tenorsaxophon Hanspeter Pechlaner Andreas Unterweger Baritonsaxophon Franz Siller Veronika Ladurner Eva Zwischenbrugger Fagott Rebekka Walter Thomas Stoll
Gegenwart und Zukunft
Trompete Gregor Moser Nikolaus Gutweniger Peter Mair Sarah Walter Mathias Holzner Josef Mair Johann Moser Flügelhorn Hannes Schmider Leo Schmider Michael Thuille Martin Pircher Philipp Gamper Karl Gamper Waldhorn Martin Pircher Alois Haller Stefan Pichler Alex Lezuo
Tenorhorn/Bariton Bernhard Pircher Hannes Schrötter Leander Messner Alois Holzner Anton Carli Posaune Ivan Moser Hubert Unterweger Markus Klotz Tuba Martin Winterholer Roland Kiem Joseph Kiem Lukas Spitaler Josef Gamper Schlagzeug Wolfgang Schrötter Alexander Mair Simon Brunner Christoph Winterholer Hannes Hirber Jacob Geier Josef Wieser Thomas Carli
Stabführer Christian Pinggera
Foto: Martin Geier
Marketenderinnen Claudia Moser Maria Mair Christine Ladurner Maria Ladurner Viktoria Mayrhofer Elisabeth Valtingoier Fähnrich und Fahnenbegleiter Georg Obkircher Franz Mair Stefan Winterholer Fahnenschwinger
(nicht aktive Mitglieder der Kapelle)
Andreas Pöhl Martin von Pföstl
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Gegenwart und Zukunft
Die Jugendarbeit Drei Jugendgruppen der „Algunder“ Die Bildung von Jugendkapellen zur Schulung des musikalischen Nachwuchses ist in Südtiroler Blasmusikkreisen mittlerweile weit verbreitet. Die Algunder Musikkapelle hat zugegebenermaßen etwas länger gebraucht, um auf diesen Zug aufzuspringen, dafür ging die Entwicklung dann umso rasanter vor sich. Im Sommer 2004 wurde die Algunder Jugendkapelle gegründet. Im Herbst 2007 kam die „Schlumpfenmusig“ dazu, ein Jahr später trat die „U 21“ zum ersten Mal auf. Genauere Informationen zu diesen mittlerweile drei Jugendgruppen innerhalb der Algunder Musikkapelle sind im zweiten Teil dieses Buches nachzulesen.
Ausbildung von Jungmusikanten Großen Wert legt die Algunder Musikkapelle darauf, jedes Jahr aufs Neue Schüler zum Erlernen eines Instrumentes zu motivieren. Dazu organisiert die Musikkapelle in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen eine eigene Instrumentenvorstellung mit einem Konzert der Jugendkapelle oder der „Schlumpfenmusig“. Einzelne Mitglieder stellen ihr Instrument genauer vor; somit bekommt die Musikkapelle direkten Kontakt zu den Kindern. Auch die Eltern werden zu den Vorstellungen eingeladen, damit sie von Anfang an eine Bezugsperson innerhalb der Musikkapelle kennen lernen. Aufgrund des (zu) großen Andranges in den Musikschulen wird nach Möglichkeit versucht, interessierte Kinder durch die eigenen Mitglieder auszubilden.Vor einigen Jahren waren es noch einzelne Fälle, mittlerweile werden insgesamt 29 Schüler von fünf Musikanten regelmäßig unterrichtet.
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Gegenwart und Zukunft
In Algund haben Schüler praktisch von Anfang an die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen zu musizieren und lernen auch alle anderen Aspekte des Vereinslebens kennen. Somit fällt es ihnen sicher leichter, später in der Musikkapelle entsprechend ihren Fähigkeiten musikalisch und menschlich die passenden Rollen zu übernehmen.
Die Algunder Jugendkapelle sorgt auch 2011 bei mehreren Wettbewerben für Furore.
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Gegenwart und Zukunft
Die Tonträger Vier Live-CDs der „Algunder“ Schon in den 1950er-Jahren hatte die Algunder Musikkapelle erstmals Gelegenheit, Tonaufnahmen zu produzieren und damit der Nachwelt ein Zeugnis von der eigenen Leistungsfähigkeit zu geben. Gerade für eine Musikkapelle sind überlieferte Tondokumente mindestens genau so wertvoll wie Texte und Bilder. Seit den 1990er-Jahren veröffentlicht die Algunder Musikkapelle in unregelmäßigem Abstand CDs mit Live-Mitschnitten von verschiedenen Dreikönigskonzerten. Dieser jährliche Höhepunkt im Vereinsjahr wird traditionsgemäß vom RAI Sender Bozen aufgezeichnet. Der Vorstand wählt dann einige besonders gelungene Aufnahmen aus und lässt daraus CDs erstellen, die im Anschluss an die zahlreichen Konzerte der „Algunder“ im Laufe des Jahres verkauft werden. Bislang wurden vier solche CDs produziert: Die erste dieser CDs – „Die Algunder live“ – enthält Mitschnitte der Dreikönigskonzert 1996 und 1997, beide unter der Leitung von Kapellmeister Manfred Egger. Die zweite CD – „Die Algunder live 2“ – enthält fast vollständig das erste Dreikönigskonzert von Kapellmeister Christian Laimer aus dem Jahr 2001. Auf „Die Algunder live 3“ sind schließlich Ausschnitte aus den Dreikönigskonzerten 2005 und 2006 zu hören. Auf einer weiteren CD mit dem Titel „Jubelklänge“ hat die Algunder Musikkapelle eine Reihe von beliebten Märschen gesammelt, für deren Interpretation die „Algunder“ seit jeher viel Lob ernten.
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Gegenwart und Zukunft
Historische CD zum Jubiläums-Buch Zum Anlass des Jubiläums „175 Jahre Algunder Musikkapelle“ erscheint nun eine CD mit einem ganz besonderen Hintergrund. Um die überlieferten alten Aufnahmen der vergangenen Jahrzehnte zu retten und auch für die Nachwelt zu erhalten, hat sich der Vorstand der Algunder Musikkapelle im Jahr 2011 dazu entschlossen, alle vorhandenen Aufnahmen digitalisieren zu lassen. Aus dieser enormen Fülle an Tonmaterial hat Kapellmeister Christian Laimer einige besonders gelungene Werke ausgewählt. Mit diesen Werken wurde nun eine Jubiläums-CD erstellt, die dem vorliegenden Buch beigelegt ist. Sie soll einen Eindruck davon vermitteln, wie sich die Blasmusik in den vergangenen 50 Jahren entwickelt hat. Die Reihenfolge der Stücke ist nicht streng chronologisch, sondern eine abwechselnde Folge von Märschen und längeren Konzertstücken: Den Auftakt bilden mit dem Marsch „Deutschlands Waffenehre“ und der Ouvertüre zur Oper „Mignon“ die beiden ältesten Aufnahmen: Erstere stammt aus dem Jahr 1968, die zweite aus dem Jahr 1963. Es folgen mit dem Marsch „Platzkonzert in Meran“ und der „Ungarischen Rhapsodie Nr. 1“ zwei Aufnahmen aus den 1970er-Jahren. Vom Dreikönigskonzert 1984 stammen die Aufnahmen des Marsches „Erzherzog Albrecht“ und der Fantasie aus dem Schauspiel „Preciosa“. Aus den 1990er-Jahren hat Kapellmeister Christian Laimer ebenfalls zwei Werke ausgewählt: den „Seyffertitz-Marsch“ vom Dreikönigskonzert 1999 und das Werk „Orient Express“ aus dem Jahr 1996. Der Rest der CD besteht aus Aufnahmen der vergangenen beiden Dreikönigskonzerte: Teile aus der Suite zur Oper „Carmen“ und des mehrsätzigen Werkes „Windows of the World“ – beide vom Dreikönigskonzert 2011 – und die „Steeephans-Polka“ aus dem Jahr 2012 vervollständigen dieses einmalige Dokument eines halben Jahrhunderts Blasmusik. Bemerkenswert ist schließlich auch, dass alle vier Kapellmeister der vergangenen 50 Jahre vertreten sind: Josef Schrötter (1963 und 1968), Walter Schrötter (1976, 1977 und 1984), Manfred Egger (1996 und 1999) sowie Christian Laimer (2011 und 2012).
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Gegenwart und Zukunft
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1837–2012
CD
175 Jahre Algunder Musikkapelle
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175 Jahre Algunder Musikkapelle 1837–2012
175 JAHRE