Der Sonnenkalender von Wolfsgruben und Lichtenstern

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2.4

Die Präzession

Die Erdachse beschreibt eine Bewegung, die der Bewegung eines rotierenden Kreisels entspricht und wird Präzession genannt. Sie entsteht durch Gezeitenkräfte von Sonne und Mond, weil die Erde keine ideale Kugel ist, sondern an den Polen etwas abgeplattet ist. Dabei beschreibt die Erdachse einen Großkreis, der in ca. 25.800 Jahren durchlaufen wird. Diese Kreiselbewegung der Erdachse wird überlagert von einer weiteren nickenden Bewegung, die Nutation genannt wird.

2.5

Die Schiefe der Ekliptik

Die Bahnebene, in der sich die Erde um die Sonnen bewegt wird Ekliptik genannt. Der Ebene, die dem Äquator der Erde zugeordnet ist, wird Himmelsäquator genannt. Ein Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik wird Frühlingspunkt, der andere Herbstpunkt genannt. Der Winkel dieser beiden Ebenen wird Schiefe der Ekliptik genannt und stellt die Schrägstellung der Erdachse von derzeit ca. 23,4° dar. Auch die Schiefe der Ekliptik ändert sich mit der Zeit und bewirkt eine Änderung der Äquinoktialazimute. Das bedeutet, dass eine Menhirreihe, die in der Prähistorie genau auf einen bestimmten Peilpunkt am Horizont, nämlich auf den Aufgangspunkt (oder Untergangspunkt) der Sonne zeigte, heute nicht mehr auf diesen damaligen Peilpunkt zeigen kann. Eine Abweichung der heutigen Peilpunkte von den Peilpunkten in der Prähistorie ist feststellbar. Die mathematische Berechnung der damaligen Peilpunkte ist sehr schwierig.

2.6

Horizontastronomie und Kalender

Horizontastronomie ist eine uralte Kulturtechnik schreibt Dr. Burkhard Steinrücken, 40 41 1. Sprecher des Initiativkreises Horizontastronomie im Ruhrgebiet e.V. und auch Leiter der Westfälischen Volkssternwarte und Planetarium Recklinghausen. „In der Frühzeit der Menschheitsgeschichte war die Beobachtung der am Landschaftshorizont wandernden Auf- und Untergänge der Sonne die einzige Möglichkeit zur Einrichtung eines Sonnenkalenders, der die praktische und rituelle Zeitordnung einer Gesellschaft regelt. Bauliche Überreste vergangener Kulturen zeigen noch heute, dass astronomische Konzepte eine bedeutsame Rolle im sozialen und religiösen Leben unserer Vorfahren spielten.“ In einem Sonnenkalender unterteilten die Menschen früher Kulturen das Sonnenjahr nach den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen. Eine Sonnenwende findet zweimal im Jahr statt. In unserer Zeit erreicht die Sonne bei der Sommer-Sonnenwende am 21. Juni am Mittag ihren Höchststand über dem Horizont. Ebenfalls in unserer Zeit erreicht die Sonne zur Winter-Sonnenwende am 21. oder 22. Dezember ihre geringste Mittagshöhe über dem Horizont. Auf der Südhalbkugel sind die Verhältnisse umgekehrt. Die Sonnenwenden markieren den Beginn des astronomischen Sommers bzw. des astronomischen Winters. Diese maximale Deklination erreicht die Sonne jedes Jahr zweimal: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators. Zwischen den Sonnenwenden überschreitet die Sonne jeweils den Himmelsäquator und steht dann senkrecht über dem Äquator der Erde. Diese Zeitpunkte sind die Äquinoktien oder Tagundnachtgleichen. Die Äquinoktien und Sonnenwenden stellen den Beginn der 40 41

2012-03-28: Der Initiativkreis Horizontastronomie im Ruhrgebiet e.V., http://www.horizontastronomie.de/ 2012-03-12: http://www.sternwarte-recklinghausen.de/horizontastronomie.html Seite 39 von 158


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