Sml referenzbuch 01

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bei einer an und fuhr auch gleich hinaus nach Deutschland. Eine Bekannte, die damals bei der Bahn arbeitete, schrieb mir die Zugverbindungen heraus. Die Route verlief über das Protektorat Böhmen und Mähren. Dort wurde der Zug zugesperrt und niemand durfte herein oder hinaus. Über Lundenburg ging es aus Österreich hinaus, bei Aussig an der Elbe (Ùsti nad Labem) querte der Zug die deutsche Grenze. Ich hatte noch Zeit, mir in Dresden alles anzuschauen. Danach fuhr ich hinaus zum Jagdschloss Wernsdorf. Es war nicht unbedingt die gemütlichste Zeit in meinem Leben. Es regnete wie verrückt, und ich hatte zum ersten Mal richtig Hunger. Daheim war ich ja ziemlich heikel, und ich aß sicher nicht alles. Aber in Wernsdorf, da musste ich das Stammgericht essen. Es gab nur Quark und Spinat. Quark, das war Topfen. Ja, eine Suppe kochten sie, die ich ohnehin nicht mochte, und Spinat, den ich bis dahin noch nie auch nur angeschaut hatte. Irgendwann aber wurde mein Hunger so übermächtig, dass ich sogar Quark und Spinat aß. Es tat mir nicht gut, denn danach war ich drei Tage lang krank. Seither habe ich nie mehr in meinem ganzen Leben Spinat gegessen. Zu diesem Reitkurs kamen damals Leute aus ganz Deutschland. Einer der Teilnehmer hieß Hans-Karl von Vocht-Fritz und prahlte: „Wir haben ein doppeltes Rittergut zu Hause.“ Er trug eine komplette Reiterdress aus Leder, aber das Waschen kannte er nur vom Hörensagen. Ein anderer Teilnehmer war winzig klein und aß ständig Zahnpasta. Die verschiedensten Leute traf man dort. Sehr viele kamen von der Reiter-SA aus Schlesien, aus Ratibor, Katovice und solchen Orten. Sie waren Oberschlesier und meine Zimmerkollegen. 49


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