Test Tagblatt

Page 23

MITTWOCH, 7. NOVEMBER 2012

ostschweiz

23

Für öffentliche Hand neue Erträge und Lasten in Sicht Wachstum in der Wirtschaft und bei Ausschüttungen der Nationalbank, aber auch bei Ausgaben für Soziales und Gesundheit: Das sagen Referenten und Politiker am St. Galler Kommunalforum zu öffentlichen Finanzen voraus. FRITZ BICHSEL

Bild: Reto Martin

Finanzdirektor Bernhard Koch, TKB-CEO Peter Hinder und Bankratspräsident Rene´ Bock (von rechts) kündigen die Ausgabe von Partizipationsscheinen an.

Kanton verkauft TKB-Anteile Die Thurgauer Kantonalbank will Partizipationsscheine an Anleger ausgeben. Bank und Kanton als Eigentümer rechnen mit einem Erlös von über 200 Millionen Franken aus der Teilprivatisierung. CHRISTOF WIDMER

Der Thurgauer Götti oder die Thurgauer Gotte kann das Patenkind bald mit einem neuen Geschenk beglücken. Die Thurgauer Kantonalbank wird voraussichtlich ab 2014 Partizipationsscheine ausgeben. Wer ein solches Papier besitzt, ist Miteigentümer der Bank (Kasten). Die Papiere sollen die TKB in der Bevölkerung besser verankern. «Wir wollen keinen elitären Titel», versicherte Bankratspräsident Ren´e Bock gestern vor den Medien. Jeder soll einen Partizipationsschein kaufen können – eben etwa als Geschenk zur Geburt. Nach dem Börsengang wird die TKB nicht mehr zu 100 Prozent dem Kanton gehören. Geplant ist, dass 20 Prozent des Grundkapitals von 400 Millionen Franken mit den Partizipationsscheinen unters Volk kommen – also 80 Millionen Franken. Die Papiere sollen über die Schweizer Börse gehandelt werden. Die Bank könne auf die Zuteilung Einfluss nehmen, so dass die Partizipationsscheine hauptsächlich im Thurgau bleiben, sagte TKB-CEO Peter Hinder. Wenn auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen Interesse an den Titeln hätten, sei das nur posiWEINFELDEN.

tiv – mit steigender Nachfrage steigt auch der Wert. Erste Tranche von 40 Millionen Die Bank strebt für die Partizipationsscheine eine Dividende von 2,5 Prozent an. Solche Werte einer stabilen Bank seien gerade auch für Pensionskassen interessant, hiess es gestern. In einer ersten Tranche will die TKB 40 Millionen Franken in Partizipationsscheine umwandeln und verkaufen. Effektiv dürften die Papiere aber einen viel höheren Preis erzielen – Finanzdirektor Bernhard Koch rechnet mit Einnahmen von bis zu 150 Millionen Franken allein aus der ersten Tranche. Der Erlös liegt damit über 100 Millionen Franken. Bankratspräsident Bock betonte gestern, dass die

könnten helfen, Steuererhöhungen zu vermeiden, sagte Koch. Auch wenn der Kanton 20 Prozent seines TKB-Anteils verkauft hat und somit auf Zinseinnahmen verzichtet, soll aus Verzinsung, Abgeltung und Dividenden sogar mehr Geld an den Kanton fliessen. Das TKB-Gesetz soll so geändert werden, dass die Bank nicht mehr 51 Prozent des Gewinns als Reserven anlegen muss. Eine weitere Gesetzesänderung ist nötig, um zu garantieren, dass der Kanton und die Partizipationsscheininhaber bei der Gewinnverteilung gleich behandelt werden. Zudem muss der Grosse Rat der Anpassung des Grundkapitals zustimmen. Die Gesetzesänderungen sollen Mitte 2013 unter Dach sein.

Bank das zusätzliche Kapital nicht braucht. Die TKB verfüge über eine Eigenkapitalquote von 18,1 Prozent, womit sie die Eigenmittelvorschriften (12 Prozent) locker erfüllt. Vorteil für die Bank sei die stärkere Bindung zum Publikum sowie eine grössere Beachtung jenseits der Kantonsgrenzen. Gesetz muss geändert werden Damit geht der Erlös vollumfänglich an den Kanton. Die Regierung plant, das Geld in einen Reservefonds zu parkieren, aus dem jährlich 8 bis 12 Millionen Franken in die Laufende Rechnung fliessen. «Das hilft, unser Budget zu entlasten», sagte Koch. Damit wären die Partizipationsscheine ein weiterer Beitrag zur Stabilisierung des Haushalts. Sie

STICHWORT

Partizipationsscheine Ein Partizipationsschein (PS) ist ein Wertpapier, mit dem sich der Inhaber an einem Unternehmen beteiligt. Der PS ist nur bedingt vergleichbar mit einer Aktie oder einem Anteilschein einer Genossenschaft. Der Inhaber eines PS hat

Anrecht auf eine Dividende. Er ist aber nicht mit einem Stimmrecht ausgestattet. Unabhängig von der Zahl der ausgegebenen PS wird der Kanton weiterhin allein über die TKB bestimmen. Die Inhaber der PS müssen aber über den Geschäfts-

gang orientiert werden. PS-Versammlungen anderer Banken haben sich zu gesellschaftlichen Grossanlässen entwickelt. Über PS verfügen die Kantonalbanken von Graubünden, Basel-Stadt, Baselland, Ob- und Nidwalden. (wid)

Anzeige

<wm>10CAsNsjY0MDAxigcSJiaWAEMN-v8PAAAA</wm>

<wm>10CB2IsQqAMAwF_6i8xKQaM4ogUhxEXAudXASH_j9Whzu4S8k14Geat2PenQDh3CRiPrAEEzN1FguCTqITITKIR4ICagT_su0-67qclGu5Sqj38wLBKUccXQAAAA==</wm>

ST.GALLEN. Die Anlässe von Grossbank CS und Treuhand- und Beratungsunternehmen OBT in der Ostschweiz für Behördenmitglieder von Kantonen, Gemeinden und Schulen sind diesmal «wirtschaftlichen und finanzpolitischen Herausforderungen» gewidmet. Am St. Galler Forum im Pfalzkeller hören der Kantonsratspräsident, drei Regierungsräte sowie gut hundert weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Wirtschaftswachstum und Nationalbankgewinn dürften mehr Geld in öffentliche Kassen bringen, was aber nicht genüge zum Finanzieren zunehmender Lasten. Und der Umbau der Unternehmenssteuern auf Druck der EU werde sich über den Finanzausgleich auch auf Kantone mit wenig Holdinggesellschaften wie die Ostschweizer auswirken.

Wachstum trotz Frankenstärke Claude Maurer, Ökonom bei der CS, sieht die Schweizer Wirtschaft nächstes Jahr um 1,5 Prozent wachsen – am oberen Rand der Prognosen. Die Aussichten seien positiv dank Preisstabilität, tiefer Zinsen, des inzwischen akzeptierten und verkrafteten Kurses von 1,20 für den Euro und anhaltender Zuwanderung. Die

Wirtschaft schaffe hier weiterhin mehr Stellen als sie abbaue. Bei der Ausschüttung von Gewinn der Nationalbank an Bund und Kantone, die wegen des Aufwands zur Verteidigung des Frankenkurses auf eine Milliarde pro Jahr gekürzt ist, erwartet Claude Maurer ab 2014 wieder mehr. Der St. Galler Finanzchef Martin Gehrer sieht aufgrund der Gewinne bis 2012 Grund, bereits 2013 auf höhere Ausschüttung zu drängen. Weitere Schuldenbremse? Bei den öffentlichen Finanzen sieht Frank Marty als Fachmann für Finanzpolitik beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse grosse Herausforderungen mit den stark wachsenden Ausgaben für Sozialwerke und Gesundheit sowie beim Halten von Unternehmen trotz unausweichlicher Änderung der Unternehmenssteuern besonders für Holdinggesellschaften. Eine Schuldenbremse auch bei Sozialwerken werde gemäss Umfragen langsam mehrheitsfähig. In der Podiumsdiskussion heben die Referenten, der kantonale Finanzchef sowie Moderator Jean-Claude Kleiner von der OBT zwei Punkte besonders hervor: Bei Wirtschaftswachstum, Auswirkungen der Frankenstärke oder höherem Aufwand der öffentlichen Hand gibt es deutliche Unterschiede nach Branchen und Regionen. Beispielsweise muss die von Industrie geprägte Ostschweiz mit geringerem Wachstum kalkulieren. Und die finanziellen Herausforderungen bei Bund und Kantonen treffen auch die Gemeinden, direkt oder wegen Aufgabenverschiebungen.

Ausstellung Heimspiel zeigt Vielfalt der Kunst ST.GALLEN. Die Ausstellung Heimspiel findet alle drei Jahre statt. Mit Spannung wird jeweils der Entscheid der Jury erwartet. Eine bunte Mischung künstlerischer Positionen wird in St. Gallen vom 15. Dezember 2012 bis 24. Februar 2013 zu entdecken sein. Am Heimspiel beteiligen sich die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Thurgau sowie das Fürstentum Liechtenstein und das Land Vorarlberg. Das Ausstellungsformat Heimspiel macht alle drei Jahre die St. Galler Institutionen Kunstmuseum, Kunst Halle Sankt Gallen und Projektraum Nextex zu Drehscheiben heimischen Kunstschaffens. Organisiert vom Amt für

Kultur des Kantons St. Gallen mit Unterstützung der beteiligten Kantone, des Fürstentums Liechtenstein und des Landes Vorarlberg, präsentiert und fördert das Heimspiel 2012 zeitgenössische Kunst in einer reichhaltigen und lebendigen, aber selbstverständlich nicht vollständigen Übersichtsschau. Aus den über 400 Eingaben hat sich die Jury für Werke von 53 Künstlerinnen und Künstlern entschieden. Alle zur Jurierung eingereichten Werke sind im Nextex, dem Ausstellungsraum des Berufsverbandes Visarte, in einer Rauminszenierung der Designer Küng Caputo einzusehen. (red.) www.heimspiel.tv


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.